Köln - Leipzig SOS

Benni ergriff Jans zitternde Hand, redete auf ihn ein: "Papa, es ist doch schon schlimm genug, dass man dir das Dreckzeug gewaltvoll einspritze. Wir sind so froh endlich zu dir zu dürfen. Jetzt verschlimmere deinen Zustand nicht wieder durch haarsträubende Vorwürfe"
"Ach Großer, du bist so vernünftig die Finger von dem Zeug zu lassen und ich habe es bis zu den Haarspitzen in mir" kam es noch immer niedergeschlagen von Jan
"Es war Tom, nicht wahr?" fragte Leni vorsichtig dazwischen
Jan nickte nur traurig. Sein Blick schweifte in die Ferne. In seinem Gesicht wühlte es so sehr. Nur zu offensichtlich
dass er die schrecklichen Minuten noch mal durchlitt
Benni meinte: "Der "liebe Onkel Tom", ich könnte ihm den Hals umdrehen"
"Aber Benni" brachte Jan schwach und entsetzt gleichzeitig hervor
"Ist doch wahr Papa. Auch ein Süchtiger hat nicht soweit zu gehen einem Freund so etwas Entsetzliches anzutun" murrte Benni
"Er wird bestimmt bald gefunden" lenkte Leni ab
Jan reagierte nicht, da wagte sie die Frage: "Jan willst du dir das mit dem Totalentzug nicht noch mal überlegen"

Jan fiel das Atmen schwer, aber er antwortete entschlossen: "Bitte versucht mich zu verstehen. Ich muss das Zeug schnell aus mir herausbekommen. Irgendwie schaffe ich das. Wenn das Risiko zu groß wird kann ich immer noch aufhören"
Leni und Benni verstanden. Jan war nicht umzustimmen
Mit Erzählungen was inzwischen so geschehen war, versuchten sie ihn abzulenken. Ab und zu sah man den Ansatz eines Lächelns von Jan. Doch ansonsten war er sehr still, bis Leni meinte: "Du bist zu schwach zum Reden
Unser Besuch ist zu anstrengend für dich, besser wenn wir gehen"
Jan flüsterte: "Du hast recht, bitte nicht böse sein. Vielleicht geht es das nächste Mal schon besser"
"Keine Gewaltaktionen Jan" bat Leni und küsste ihn zum Abschied
"Ich liebe dich, danke für alles Schatz" hauchte Jan
Benni drückte wieder Jans Hand, streichelte sie, meinte: "Das ich dir alles, alles Gute wünsche Papa weißt du bestimmt"
Leise kam es von Jan: "Weiß ich Großer, danke. Ich bin stolz auf dich. Du bist so verständnisvoll, fast schon erwachsen"

Wieder allein konnte Jan den Krampf, den er die ganze Zeit unterdrückt hatte, endlich zulassen.
Bis auf die bessere Versorgung, die stärkeren Mittel die er jetzt bekam, änderte sich körperlich/medizinisch bei Jan nichts.
Das nur Daliegen war zwar öde, aber er versuchte die Zeit mit Lesen auszufüllen, sich mit Musik abzulenken. Immer wieder unterbrochen von all den qualvollen Zuständen die ihn plötzlich packten. Jan war nicht nur schwach, er war auch immer sehr müde, ließ Schlaf zu, wann immer ihm die Augen zufielen. Leider hielt das nie lange an, dann wurde er wieder von Krämpfen wachgerüttelt

Wie angekündigt wollte Max zuerst zu Jan, sprach aber vorher mit dem Arzt, der meinte: "Sie dürfen vor Herrn Maybach nicht erschrecken, er ist kaum wieder zu erkennen"
Max entgegnete: "Ich bin beim Drogendezernat, weiß was der Entzug aus den Personen macht. Wie sehr ich Jan belasten darf interessiert mich mehr"
Der Dr. erklärte: "Beschränken Sie sich auf das Nötigste"
"Versprochen" beteuerte Max

Jan lag mit geschlossenen Augen da. Sein Anblick erschütterte Max doch mehr als er gedacht. Es war ein Unterschied einen Junkie so zu sehen oder vor einem Kollegen zu stehen
Max durchfuhr es: "Was hat man bloß aus dir gemacht" als er die tiefen, dunklen Ringe unter seinen Augen sah, das eingefallene Gesicht, die weit hervorstehenden Backenknochen, die Lippen, die nur noch schmale Schlitze waren. Der zusammengefallene, abgemagerte, so ausgemergelte Körper. Kalkweiß überall, die Haut überzogen von einem unnatürlich grauen Schimmer
Endlich überwand sich Max, rief leise: "Jan"
Als Jan ihn sah, flüsterte er: "Überbringst du die Papiere der unehrenhaften Entlassung und die Anklage wegen Drogenkonsum und Dealerei gleich dazu"
Max konterte energisch: "Schluss mit dem Quatsch Jan. Keiner zweifelt daran, dass dir die Spritze gegen deinen Willen eingestochen wurde. Denn bevor du dich mit Drogen abgibst schneit es im August"
"Ihr glaubt also nicht" begann Jan verlegen
Max bekräftigte: "Wir glauben nicht, wir wissen, dass dir aufs Übelste mitgespielt wurde. Jan du bist noch sehr schwach, würdest du mir trotzdem ein paar Fragen beantworten?"

Jan nickte
Max fragte: "Stimmt es was Leni vermutet, dass dieser Tom dir das angetan hat, der, dessen Bild du aufgehängt hast?"
Leise bekannte Jan: "Ja es war Tom, ein Mann den ich bis vor kurzem als guten Freund bezeichnete. Jetzt nehmt ihr an ich habe ihn gedeckt bei seinen Drogengeschäften?"
Max wehrte ab: "Das nehmen wir nicht an. Aber ich würde gerne etwas mehr erfahren, falls du die Kraft dazu hast"
Langsam begann Jan, erzählte ehrlich alles, beteuerte danach verzweifelt: "Max ich habe Tom wirklich nicht geholfen unterzutauchen oder ähnliches. Ich habe nur gelogen, als ich sagte Tom beim dealen gesehen zu haben. Musste doch eine Erklärung für das Foto geben. Einmal glaubte ich ihn ins "Lido" flitzen zu sehen"
Max erklärte: "Das Lokal haben wir schon lange im Visier, u.a. auch wegen Drogen. Sind immer nur auf kleine Geschäfte gestoßen, kam nie zum Prozess"
Jan meinte: "Ich habe Tom auch weder im Lokal, Küche, noch in den Toiletten gefunden. Zweifelte an meinem Verstand. Der nächste Eingang ist das Kaufhaus"

Max ergänzte: "Da hättest du Tage gesucht"
"Max, Tom hat das junge Mädchen in Köln tot gespritzt" kam es jetzt tonlos von Jan
Tom fuhr auf: "Was sagst du da Jan. Kannst du das beweisen?"
Resigniert schüttelte Jan den Kopf, flüsterte: "Er sagte es so als rede er über das Wetter und genoss es dabei ganz langsam den Stoff in mich zu spritzen. Es gibt keine Zeugen, außer seinen Helfern. Meine Aussage erkennt kein Gericht an. Den Fantastereien eines zugedröhnten Fixer glaubt keiner, selbst wenn ich wieder clean bin"
Dann Schweigen, bis Max vorsichtig meinte: "Jan du verkraftest nicht, dass ein Freund dir sowas antat"
"Ein Freund, ausgerechnet ein Freund füllt mich mit dem Dreckszeug ab was ich nie in mir haben wollte. Ich bin noch nie so gedemütigt worden und, und" wurde Jans Stimme immer tränenerstickter
Max redete auf ihn ein: "Lass gut sein Jan, es wühlt dich zu sehr auf. Aber dieser radikale Entzug, willst du dir das nicht noch mal überlegen?"
Jan krächzte: "Ich bin schlagartig in die Sucht gerissen worden, es ist schrecklich. Die Sehnsucht nach meinem alten Leben ist kaum auszuhalten. Ich will ganz schnell wieder dahin zurück ohne wie lange dabei auf ein Hilfsmittel angewiesen zu sein"

Max meinte: "Du schaffst das Jan. Brauche wohl nicht zu betonen, dass das ganze Präsidium dir das wünscht. Jetzt habe ich dich aber genug angestrengt"
Jan versank in tiefes Grübeln als Max weg war, was ihn aber auch bald einschlafen ließ. Aber leider war es natürlich nur von kurzer Dauer

Max erstattete im Präsidium Bericht von dem Gespräch, meinte dann zu Hajo: "Bist du nun überzeugt, dass, selbst wenn Jan auf Plaudertasche gemacht hätte, Tom ein Fuchs ist, der sich nicht so einfach fassen läßt"
Hajo erregte sich: "Das wäscht Jan nicht rein. Ich erwarte immer totale Offenheit von meinen Leuten und von Jan ganz besonders"
Tom wurde laut: "Du bist verbohrt Hajo. Schau dir Jan an, wie zusammengefallen er ist, dann kommst auch du zur Vernunft"

Jan wusste, dass Entzug die Hölle bedeutet und genauso war es auch. Diese Krämpfe, wobei er immer das Gefühl hatte er würde auseinander gerissen.

Die damit verbundenen Schmerzen, bei denen Jan so oft dachte er würde den Verstand verlieren. Aber Jans Wille war stark. In diesen qualvollen Zeiten dachte er sich immer: "Du hast es so gewollt, also halte es auch aus. Wusstest ja wie schwer es wird. Verlier dein Ziel, dein altes Leben nicht aus den Augen"

Als Hajo ihn besuchte, erschrak er wie die Anderen über Jans furchtbaren Zustand. Da lag nicht mehr Jan, sondern nur noch ein ausgemergeltes Häufchen Mensch. Es hielt ihn aber nicht ab sich gleich zu erregen:
"Jan, du weißt sehr wohl, dass du nicht so daliegen würdest, wenn du nicht wieder alles in dich reingefressen hättest"
Schwach entgegnete Jan: "Durch das Foto konnte die Suche nach Tom doch erfolgen"
Hajo tönte: "Was ist ein Foto, wenn man nichts über den Kerl weiß"
Jan flüsterte: "Ich hatte auch nur Vermutungen. Aber ob so oder so, hättest du meinen Leibwächter gespielt und mich vor der Spritze bewahrt?"
Hajo konterte: "Brauchst gar nicht abzulenken von dem Schlamassel den du dir selbst eingebrockt hast"

Jan meinte schwach: "O.k. wenn du es so siehst. Aber ich spüre selbst sehr gut in welcher erbärmlichen Lage ich bin. Mir fehlt aber die Kraft um mich mit dir zu streiten. Wenn ich wieder fest auf den Beinen stehe kannst du mich mit Vorwürfen zu schütten"
Endlich erkannte auch Hajo wie sehr sich Jan jedes Wort abmühen musste, dass er vor Erregung immer mehr zitterte und beteuerte jetzt schuldbewusst: "Entschuldige Jan. Sage ja nicht, dass ich dir diesen Zustand wünsche. Im Gegenteil, es erschüttert mich was das Zeug aus dir gemacht hat. Kennst mich doch, mein Poltern ist nicht so gemeint"
Jan entgegnete: "Ja ich weiß, ohne Poltern geht es bei dir nicht. Aber Hajo bitte jetzt nicht"
Hajo versprach: "Kein Wort mehr darüber. Kann ich denn irgendetwas für dich tun?"
Jan antwortete: "Danke, gut gemeint von dir. Aber jetzt ist wichtig, dass das ganze Gift rauskommt. Dabei hilft auch der beste Beistand nichts, da muss ich ganz alleine durch"
Bald verabschiedete sich Hajo. Er hatte erkannt, dass alles zu anstrengend für Jan war
Schlimmer noch, dass Jan bei Besuchen immer die Krämpfe zu unterdrücken versuchte. Er wusste, dass der Entzug ein langer qualvoller Weg war und bekam es immer qualvoller zu spüren

So viele Krämpfe und Schmerzen hatte Jan nun schon ausgehalten. War es zu schlimm und langandauernd durften auch Leni und Benni nicht zu ihm. In dem Zustand konnte sich Jan nicht mit Besuch abgeben, hätte ihn wohl nicht wahrgenommen. Als nun aber auch noch die Organe angegriffen wurden, half alles Zusammenreißen nicht mehr. Es drohten die Nieren zu versagen, man stellte Giftstoffe in der Leber fest. Bei dem ständigen Abringen wurde die Lungenfunktion schwach, man musste Jan unter Sauerstoff legen. In seinem Magen herrschte Chaos. So oft und heftig übergab sich Jan, dass man Angst haben konnte, er speie alle Organe aus. Die Ärzte setzten alles daran diese Risiken zu bekämpfen, durch Geräte oder es wurden Jan noch mehr und noch größere Mengen Medikamente zugeführt als er ohnehin schon bekam

Als Leni erfuhr, dass Hajo bei Jan war fragte sie sofort: "Du hast Jan doch keine Vorwürfe gemacht?"
Hajo entgegnete: "Jan hat sich nicht professionell verhalten und das kann man ihm nicht oft genug sagen. Aber mein Schimpfen war nur kurz, sah ja, wie schwach er war"
Leni rief: "Ja Jan ist schwach. Hält dich aber nicht davon ab erst mal rumzutoben. Ich hatte dich so gebeten den Mund zu halten. Weißt du was, du kannst gehen und so schnell siehst du mich nicht wieder"

Hajo ereiferte sich: "Aber Leni, ich bin dein Vater"
Leni schrie: "Der nicht davor zurückschreckt den Mann den ich liebe, den Vater von Benni, selbst dann noch fertig zu machen, wenn er am Boden liegt. Alles, weil du nur noch Polizist bist, nicht daran denkst, dass es auch noch Freunde gibt, die einem wie bei Jan übel mitspielen. Du solltest dich schämen. Dein ganzes Getue von wegen du magst Jan, hast immer ein Auge auf ihn, ist doch nur geheuchelt. Gehe jetzt bevor ich explodiere"
"Aber Leni" protestierte Hajo, da war die Tür schon zugeschlagen
Nachdenklich ging Hajo. Er war sauer auf Leni, auf Jan und auf sich selbst, was er sich aber nicht eingestand. Sturkopf Hajo war noch immer überzeugt von Jans falschem Handeln

Jan hatte geglaubt zu wissen welche Hölle der Entzug war. Aber wenn die Krämpfe so qualvoll waren, dass er sich für lange Zeit zusammen krümmen musste oder in alle Richtungen wand, bekam er grauenvoll zu spüren, dass die Realität jede Vorstellung übertraf. Wenn die Schmerzen grenzenlos in ihm peitschten, glaubte er durchzudrehen. Dann dachte er doch: "Das schaffst du nicht, hälst du nicht aus, überstehst du nicht. Tom und der Stoff beenden dein Leben"

Aber irgendwann ebbte jeder Krampf ab, wurde jeder Schmerz erträglicher. Dann kehrte der Kämpfer Jan wieder zurück, der sich sagte: "Nein, ich will, kann, darf nicht aufgeben solange mein Körper es mitmacht. Ich werde mich nicht von den Drogen besiegen lassen und erst recht nicht von Tom"
Schon solange durchlitt Jan das alles und es hielt auch weiterhin an.
Aber irgendwann traten die Krämpfe nicht mehr so häufig auf, wurden die Schmerzen aushaltbar.
Jan war sich nicht sicher, doch er meinte nicht mehr so sehr von Schweiß überlaufen zu sein, nicht mehr so stark zu zittern. Es drehte sich auch nichts mehr vor ihm, auch wenn sein Blick noch ein wenig verschwommen war. Schon länger hatte kein Schüttelfrost mehr an ihm gezerrt, verspürte er kein Glühen mehr in sich, als sei er fieberfrei. Wenn Jan jetzt las, konnte er sich in den Inhalt vertiefen, schlummerte nicht mehr, wie die Zeit vorher, plötzlich weg.
Jetzt hingen Jan auch nicht mehr ständig Infusionen an, wurde er mit mehr Spritzen behandelt.
Bis jetzt hatte der Dr. noch nichts von Besserung gesagt, hatte aber auch nichts dagegen, dass Jan seinem Drang folgte und aufstand. Vorsichtig, unsicher auf den so dünn gewordenen Beinen, wagte Jan erst nur wenige Schritte. Freute sich, wenn er es bis zum Fenster schaffte. Das Grün der Bäume war so beruhigend

Zunächst war Jan danach immer in den Sessel gesunken. Mit der Zeit schaffte er das Zimmer zu durchgehen, nicht nur einmal, immer und immer wieder.
Leni und Benni konnten ihn jetzt lange besuchen. Jan konnte gar nicht genug hören von ihren Berichten, stellte auch Fragen. Ab und an war bei ihm sogar der Absatz eines zaghaften Lächelns zu erkennen
Die 2 konnten gar nicht lange genug bleiben, war es doch furchtbar die ganze Zeit auf Jan zu verzichten
Jan dachte: "Ich will mir ja nichts vormachen, aber ich komme mir kräftiger vor, fühle mich besser, habe irgendwie wieder Lebensmut"
Sicher war Jan sich dabei nicht, aber er machte weiter was sein Körper zuließ. Er wagte sich jetzt gar auf den Flur, ging lange auf und ab, war interessiert an dem Treiben dort
Irgendwann meinte der Dr.: "Tja Herr Maybach, ich habe mich lange zurückgehalten, weil ich Angst vor einem Rückfall hatte. Aber jetzt ist das Risiko nur noch sehr gering, deshalb die frohe Botschaft: In Ihrem Blut finden sich keine Drogen mehr, Ihre Entlassung steht bevor"
Eine Weile sah Jan den Dr. fassungslos an, dann krächzte er: "Ist das wahr?"

Der Dr. antwortete: "Das ist wahr, ich würde mir keinen Scherz erlauben. Als Sie vollgepumpt eingeliefert wurden, glaubte ich nicht, dass Sie überleben. Bei der hochprozentigen Menge die durch Sie tobte. Aber als Sie ansprechbar waren, da erkannte ich Ihren starken Willen. Sie wollten unbedingt besiegen was man gegen Ihren Willen in Sie spritzte. Als Sie auf den radikalen Entzug bestanden, hätte ich Sie am liebsten geschüttelt, gerufen: "Tun Sie sich das nicht an, es kostet Sie das Leben" Jetzt glaube ich, die Wut hat Sie die ganze Hölle überstehen lassen. Sie werden noch lange nicht schmerzfrei sein, dafür hat das Gift Ihre Organe zu sehr geschädigt. Doch ich weiß, dass Sie das auch aushalten werden. Gratuliere Herr Maybach, Sie sind ein Dickkopf, aber ein netter"
Nach einer Pause stammelte Jan: "Ich bin Ihnen so dankbar. Sie waren so um mich bemüht, immer da, hatten viel Geduld. Ohne all diese Hilfe hätte ich es nicht geschafft"
Der Dr. entgegnete: "Oh doch Herr Maybach. Wenn wir Sie auch mit vielem unterstützten, die Hölle aushalten mussten nur Sie ganz allein. Ich bin glücklich über den Ausgang, gerade weil Sie in der entsetzlichen Lage waren die Droge gegen Ihren Willen in sich zu haben"

Jan war unsagbar glücklich. In der verbleibenden Zeit war er kaum noch im Bett, wollte er doch nach der Entlassung eine lange Schonzeit vermeiden

Anzusehen war ihm aber doch, dass Schweres hinter ihm lag. Ja, Schmerzen durchfuhren ihn, wie der Dr. gesagt, immer wieder. Damit wurde Jan fertig. Die Verzweiflung, Fassungslosig- und Bitterkeit die wegen Tom in ihm herrschte nahm ihm keiner ab. Aber so abgemagert, noch immer eingefallen, das Gesicht von tiefen Runen durchzogen, so blass, dass die Haut fast durchsichtig schien und mit diesen resignierten Augen, konnte jeder der Jan vor sich hatte, die durchgemachte Hölle nur erahnen

Jan ging schnell wieder zum Dienst. Egal wen er traf, alle waren total entsetzt über sein Aussehen. Machten dafür aber umso ehrlicher kund, wie froh sie waren, dass er alles überstanden hatte.
Dem Team erging es ebenso
Ina umarmte ihn weinend: "Ach Jan, ich bin noch immer schockiert. Kann ich irgendwas für dich tun?"

Jan entgegnete: "Danke nein Ina. Wichtig ist, dass unsere Kinder kein Gefallen an dem Dreckszeug kriegen. Um Benni brauche ich mich glaube ich nicht zu sorgen. Aber passe auf dein Paulchen auf"
Hajos Begrüßung war zwar herzlich aber kurz
Vince stand stumm vor Jan, der dann meinte: "Na keine Sprüch auf Lager, was ich für ein zugedröhnter Fixer bin?"
Seltsamerweise ganz ernst entgegnete Vince: "Jan mir ist wirklich nicht nach Sprüchen zu Mute. Ehrlich, ich bin jetzt noch schockiert über das was du durchgemacht hast. Die ganzen Dealer gehören beseitigt"
Jan meinte: "Danke Vince, manchmal bist du richtig erwachsen"
Dann wandte er sich an Hajo: "Du denkst ja, ich verschweige noch zuviel über Tom. Ich werde jede Einzelheit erzählen, finde aber Max sollte es auch hören"
Hajo nickte nur und bald waren sie in Max Abteilung versammelt
Max, furchtbar erschrocken über Jans Aussehen, meinte: "Jan, mache nichts was über deine Kraft geht. Wir suchen Tom, wenn dir das Erzählen zu schwer fällt......."
Jan unterbrach ihn: "Ob in Gedanken oder ausgesprochen, Tom lässt mich sowieso nicht zur Ruhe kommen" und nun erzählte Jan angefangen vom 1. Anruf, die belanglosen Treffen, Toms Forderung, seine Härte, Belästigung

Jan erzählte alles, bis hin zur Spritze und meinte dann zu allen Anwesenden: "So und nun will ich alle Vorwürfe über mein Fehlverhalten von euch hören"
Die Kollegen murmelten einige Minuten miteinander, dann meinte Uwe: "Also Jan, wir kommen auf nichts. Wenn auch etwas verdreht, aber du hast Tom ja auf die Fahndung gesetzt. Wir glauben eher, dass du dir die meisten Vorwürfe machst"
Jan krächzte: "Sie fressen mich auf. Angefangen damit, dass ich gleich hätte erkennen müssen was mit Tom los ist. Verdammt, ich ein Polizist lasse mich mit Krankheit, Stress belügen. Als Tom Drogen von mir verlangte, hat es mir einerseits einen Schlag versetzt, andererseits dachte ich an einen Scherz über den wir bald lachten. Na ja, war kein Scherz und durch das Telefonat mit seiner Ex-Frau wurde alles bestätigt. Der Mann mit dem ich groß geworden bin steckte in der Drogenszene. War hart, aber Fakt und ich hängte das Foto auf. Schlimm, die Fächer, die sich in mir aufteilten. Da die Fassungslosigkeit, dort unzählige Fragen. Wie tief steckt Tom drin, in Köln, hier. Braucht er nur Stoff für sich, dealt er und in welchem Rahmen. Hatte er was mit dem Tod des Kölner Mädchens zu tun. War er in Leipzig, weil es weit weg ist von Köln. War er hier, weil er von mir Drogen erhoffte. Hat er Helfer, wo war sein Nest.

Jan fuhr fort: "Will mich nicht als Superbullen preisen, aber wenn ich sonst Verfolgungen mache, bin ich erfolgreich. Tom hat mich wie einen dummen Jungen immer ausgetrickst. Er hat mich ja selbst immer aufgespürt wo immer er wollte. Zufall, belauern?" Jan zuckte die Schultern. "Ein Rätsel wie er mich aufspürte und dann noch Helfer und gleich die Spritze dabei hatte"
Darauf polterte Hajo: "Er war dein Freund Jan und bei einem Freund weiß man immer sofort was Sache ist"
Jan entgegnete: "Ach nee und wie war das bei deinen Boxfreunden. Du warst überzeugt sie zu kennen, obwohl ihr Jahrzehnte keinen Kontakt hattet. Bei Tom und mir waren es noch keine 3 Jahre seit dem letzten Treffen. Der Boxer hat sich nicht erhängt, dass war das Einzige womit du richtig lagst. Du wusstest weder von ihm das er schwul war, wobei er das durch die Ehe ja gut verbarg, weder von dem 2., den seine Neigung nach Berlin trieb. Aber ein Mörder war in deinen Augen keiner. Du bist in den Ring gestiegen, bis du von der Schuld des Kumpels überzeugt warst. Du Hajo, boxt nach Jahrzehnten, ohne Training. Gehst das Risiko eines tödlichen Schlags ein um ein Geständnis zu bekommen, von einem Freund für den du die Hand ins Feuer legtest. Ich habe Tom nicht um die Spritze angebettelt"
Hajo brummte etwas, wandte sich beschämt ab

Max meinte: "Tja Hajo, damit hat dich Jan wohl mit deinen eigenen Waffen geschlagen. Hoffentlich hören deine Vorwürfe jetzt endlich auf. Keiner hängt an die große Glocke einen Freund zu haben, der abgesunken ist. Jan hat das Foto aufgehängt. Wir suchen Tom. Auch wenn wir alle Einzelheiten von Jan früher gewusst hätten, wären wir nicht erfolgreicher gewesen"
Hart stieß Jan hervor: "Tom muss unbedingt schnell gefunden werden, bevor er weiter und weiter Unglück anrichtet"
Tom warnte: "Jan, Tom hat dir Entsetzliches angetan. Nicht viel und du wärst nicht mehr unter uns. Aber Jan, vergiss nicht, dass Tom ein Kranker ist"
Traurig entgegnete Jan: "Tom, ich komme gerade aus der Klinik wo ich von der Sucht befreit wurde. Alle Süchtigen
ob nach Alkohol, Stoff, Tabletten oder was auch immer, sind Kranke. Bis Tom ins Gefängnis kommt, wird es dauern, weil er erst Entzug machen muss. Vielleicht macht er wegen der Sucht auch auf unzurechnungsfähig und mit einem guten Anwalt wird er nicht bestraft. Trotzdem bin ich überzeugt, dass Tom sich noch nicht das Gehirn weggedröhnt hat. Sein Verhalten zeugt noch von hoher Intelligenz, aber leider auch von großer Kaltblütigkeit. In Köln wurde er nie gefasst. Die Kollegen dort kennen nicht mal sein Gesicht

Jan fuhr fort: "Obwohl er draußen rumschwirrt, sonst hätte er mich ja nicht so oft aufgelauert. Sollte er hier schon groß im Geschäft sein, macht er es geschickt verdeckt, ihr kriegt ihn nicht zu Gesicht. Trotz der nicht erfüllten Forderung an mich, muss er auch hier schon wieder eine Quelle haben, sonst hätte er mir kein fast reines Heroin spitzen können. Er muss noch sehr von sich eingenommen sein, sonst hätte er von mir keine Drogen verlangt. Er kennt meine totale Ablehnung dazu, nicht nur als Polizist. Aber nein, Tom glaubt, weil er der alte Freund ist, lasse ich mich breitschlagen. Er ist so gerissen sich Leipzig auszusuchen, weil er annimmt, in mir dem Polizisten die beste Quelle zu haben. Und wenn er erwischt wird, biegt der bestechliche Jan das schon hin. Wenn sein Gehirn wirklich noch so super funktioniert, wie ich annehme, kann er täglich weiter Menschen ins Unglück reißen. Das kann nur abgewendet werden wenn er schnell gefasst ist"

Max nickte: "Habe verstanden Jan. Wenn deine Annahme zutrifft, ist Tom eine tickende Zeitbombe. Ich verspreche dir, dass unsere Suche auf Hochtouren läuft"
Jan entgegnete: "Das weiß ich Max. Aber bitte seid vorsichtig. Ich möchte nicht, dass noch ein Kollege vollgepumpt wird"
Max antwortete: "Sind wir Jan, danke für deine guten Wünsche. Für dich werden wir Personenschutz einsetzen"
Jan wehrte ab: "Tom, ich bin Polizist oder denkt ihr vielleicht, dass ich ein lausiger Polizist bin, weil ich Tom ausgeliefert war"
Max erregte sich: "Quatsch keinen Blödsinn Jan. Von einer Überzahl überrumpelt zu werden hat nichts mit Fähig- oder Unfähigkeit zu tun. Wir wollen verhindern, dass sich Tom noch mal an dir vergreift"
Bitter meinte Jan: "Als er mir die Spritze einstach, habe ich deutlich seinen Hass auf mich erkannt. Er hat sich gerächt weil ich seiner Forderung nicht nachkam. Entweder denkt er jetzt, dass ich schon unter der Erde liege oder von der starken Dosis nur noch mit Wahnvorstellungen im Irrenhaus tobe. Diese Annahmen reichen ihm zur Genugtuung. Er wollte mich vernichten, glaubt, dass es ihm gelungen ist. Was sollte er da noch von mir wollen"
"Vielleicht hast du recht Jan. Aber bitte sei trotzdem vorsichtig" bat Max

Die 4 gingen in ihre Abteilung zurück.
Hajo zog Jan sofort in sein Büro, tat sich schwer, bis er verlegen vorbrachte: "So scharf hat mir noch keiner den Spiegel vorgehalten wie du vorhin"
Unsicher meinte Jan: "Es tut mir leid Hajo wenn ich dich verletzt habe. Aber du kennst mich, Wahrheiten muss ich offen aussprechen"
Hajo entgegnete: "Mit Erfolg, du hast mich zur Vernunft gebracht. Jan glaube mir, ich hatte auch Riesenangst, dass du an der Überdosis stirbst. Aber die Wut auf dich war genauso groß. Habe laufend geschimpft warum hat dieser Idiot nicht die Karten auf den Tisch gelegt. War verbohrt in die Annahme, so könne man von einem Freund nicht getäuscht werden. Jetzt weiß ich, dass ich mir an die eigene Nase fassen muss. Können wir wieder unsere alte Schiene fahren?"
Jan fragte: "Mit oder ohne weitere Vorwürfe?"
Hajo beteuerte: "Kein Wort mehr davon aus meinem Mund"
Jan meinte: "An meinem Hier sein erkennst du, dass ich bereit bin da anzusetzen wo ich aufgehört habe. Also alles wieder wie früher"

Hajo wandte ein: "Stopp Jan, nicht so schnell. Ich meine um auf 100% zu laufen bist du noch zu...., wie soll ich sagen, es ist so...."
Jan fiel ein: "Ich bin klapperig, dass willst du doch sagen. Stimmt, der Alte bin ich noch nicht. Äußerlich noch lange nicht und auch so hat Schwäche Oberhand, werde aber mit jedem Tag stärker. Ich werde mich nicht übernehmen. Soviel arbeiten wie es meine Kaft zulässt. Kannst du damit leben?"
Das konnte Hajo. Also saß Jan jetzt wieder an seinem Platz, viel Innendienst erledigen. Wie vorausgesagt, brauchte sein Körper noch Zeit um sich restlos von dem Gift zu erholen. Jan war vernünftig genug sich die Zeit zu lassen. Er wollte nicht durch einen Rückfall das ganze Grauen noch einmal mitmachen

Bei der Soko hing zwar noch das Bild von Tom und anderen Gesuchten. Max wusste aber, dass er im Moment nicht mit viel Unterstützung rechnen konnte. Das Team hatte genug Morde aufzuklären. Auch wenn die 4 weiter die Augen aufhielten, es kam ihnen kein Verdächtiger unter. Max und seine Leute suchten fieberhaft weiter, besonnders nach Tom. Sie durchforsten die verwegensten Stellen, die verruchtesten Orte. Aber soviel Zeit auch schon vergangen war, ohne Erfolg. Tom war für sie ein listiger Fuchs, der immer rechtzeitig im Bau verschwand

Heute war Jan zuerst in der Wohnung, schon eine ganze Weile. Dann rief Benni an
Erstaunt fragte Jan: "Benni, du wolltest doch mit Dora zusammen sein?"
"Papa ich habe dich belogen" flüsterte Benni aufgeregt
"Du hast was" stieß Jan ungläubig hervor, dachte: "Sowas hat meine Junge doch noch nie getan"
Benni überschlug sich fast: "Papa ich bin bei Tom, dem Tom, bitte komme schnell, der Kerl wird unberechenbar"
Jan fiel vor Schreck fast das Telefon aus der Hand, dann schrie er: "Du bist wo Benni. Das kann doch nicht sein. Sage, dass es nur ein Scherz ist. Wie solltest du zu Tom kommen"
Im Flüsterton hetzte Benni hervor: "Später Papa, ich erkläre dir später alles genau. Aber jetzt befreie mich bitte schnell. Ich habe solche Angst"
"Was hat er dir getan Junge" schrie Jan außer sich vor Angst
Benni flüsterte: "Er will, dass ich alle möglichen Pillen schlucke"
"Benni wieviel hast du schon geschluckt" überschlug sich Jans Stimme
Benni flüsterte: "Keine Papa, habe ihn ausgetrickst. Aber Tom wird immer zudringlicher, böse. Bin jetzt im Bad, aber er holt mich bestimmt bald raus wenn ich ewig brauche"

"Kannst du nicht durchs Fenster raus?" fragte Jan aufgeregt
"Ist nur ein Schlitz Papa. Ich habe Angst, bitte komme schnell" flehte Benni
"Junge verrammele die Tür mit allem was dir in die Finger kommt, stöhne, täusche Übelkeit vor, würge, als wenn du dich übergibst" sprudelte Jan hervor
"O.k. Papa mache ich. Aber bitte, bitte komm trotzdem ganz schnell" flehte Benni wieder
Jan versprach: "Wie ein Blitz bin ich bei dir. Aber wo bist du überhaupt?"
"Im Lido" war Bennis Antwort
Jan schrie: "Im "Lido", da müsst du dich täuschen, da habe ich doch........"
Benni fiel ihm ins Wort: "Bitte hör zu Papa, ich erkläre es dir. Hinter der Theke ist ein Gläserregal. In der Mitte hängt ein Schnapsflasche über Kopf. Wenn man die Flasche umdreht, dreht sich auch das Regal. Es ist ein Durchgang hinter dem ein Flur bergab hinab führt. Glaube Kellergeschoss, jedenfalls ein separater Bereich, von außen nicht sichtbar mit vielen Türen. Wir sind hinter der 3. Tür rechts"