Wenn der Magen knurrt

Jan meinte: "Vielleicht Ben, ist aber Privatsache"
Ben schaute ihn genauer an: "Privatsache Jan, die dich aber offensichtlich ganz schön mitnimmt, so geschafft wie du aussiehst. Raus damit, wie kann ich helfen"
Jan erzählte ihm von Bennis Vergiftung, endete mit Felix Auskunft vom Asia-Blitz, fragte dann: "Nun möchte ich gerne wissen, ob der Asia-Blitz schon mal auffällig geworden ist?"
Ben seufzte: "Puh, Jan, zunächst tut es mir sehr leid, dass du dir solche Sorgen um deinen Sohn machen musst. Kein Wunder das du so fertig bist. Ich wünsche natürlich von Herzen, dass Benni schnell wieder gesund wird"
"Danke" hauchte Jan nur
Ben fuhr fort: "Zu deiner Frage. Es wird immer mal wieder Übelkeit, Samonellenvergiftung o.ä. gemeldet von Leuten die meinen, dass komme vom Asia-Blitz Essen. Wir sind schon 4x da angerückt, aber was soll ich sagen. Küche, alle Produkte, Kühlhaus, Vorräte, überhaupt alles vollkommen o.k. Jan, dass ist jetzt keine Sturheit, glaube auch, dass der Laden nicht ganz sauber ist, aber..."
Jan wehrte ab: "Nur auf Verdacht läuft nichts. Kann dir ja auch keinen Beweis liefern, ist ja auch nicht sicher. Das Ergebnis von unseren Produkten steht noch aus und wer weiß wo Benni sonst noch gegessen hat"

Resigniert endete Jan: "Asia-Blitz ist bisher der erste und einzige Anhaltspunkt. Vielleicht kommt ja auch am Ende ganz etwas anderes heraus wo keiner dran denkt"
"Du klammerst dich an den berühmten Strohhalm Jan" meinte Ben mitfühlend
Traurig entgegnete Jan: "Total unprofessionell nicht wahr, benehme mich überhaupt nicht wie ein Polizist"
Ben erregte sich: "So ein Quatsch Jan, du suchst nach Anhaltspunkten, nagelst den Asia-Blitz nicht gleich an die Wand. Sagst selbst, dass es auch andere Auslöser geben kann. Also dafür, dass es um deinen Sohn geht bist du sehr gefasst und realistisch"
Jan schmunzelte: "Solltest mal Vince hören, der will sich mit Warnplakaten vor dem Imbiss aufstellen"
Ben meinte: "Na klar, der Spinner muss wieder übertreiben. Werde ihn mir zur Brust nehmen, bevor er die ganze Polizei mit reinzieht. Aber wie helfe ich dir denn jetzt?"
Leise meinte Jan: "Ben ich bin mit einer Frage gekommen. Erwarte nicht, dass du bewaffnet bis an die Zähne mit einem Trupp den Asia-Blitz stürmst"
Ben entgegnete: "Alle Achtung Jan, du verlierst nie den Kopf und ich verspreche dir, dass wir den Asia-Blitz mit Argusaugen beobachten und beim geringsten Verdacht wieder durchsuchen"

"Danke Ben, mehr konnte ich nicht erwarten" versuchte Jan ein missglücktes Lächeln
"Und für Benni toi, toi, toi" drückte Ben die Daumen
"Danke" krächzte Jan und ging

Soviel ging ihm während der Fahrt durch den Kopf. Vor allem spürte er aber Riesenenttäuschung, Hoffnungslosigkeit in sich. Ihm war, als habe er ein wichtiges Match unwiderruflich verloren. Denken fiel da schwer und doch schlich sich immer wieder die Einsicht dazwischen, dass er doch eigentlich gar nicht mit großen Erwartungen zu Ben gegangen war. Nur Möglichkeiten abklopfen und vielleicht ergab sich ja noch was. Aber wo, nach was sollte gesucht werden. Jan hätte verzweifeln können

Zuerst teilte er Dr. Wend seinen Misserfolg mit, der meinte: "Der 1. Anhaltspunkt und Sie haben ein Wunder erwartet, Herr Maybach?"
Zerknirscht antwortete Jan: "Ja, nein, ach ich weiß doch auch nicht. Mir ist auch klar, dass Benni mit einer Durchsuchung nur geholfen wäre, wenn exakt das Obst gefunden wird worin der Giftstoff ist. Vielleicht genmanipuliertes oder verdorbenes. Gerade da setzen sich Pilse fest, die Vergiftungen auslösen. Aber die Wahrscheinlichkeit auf einen Treffer ist geringer als ein 6er im Lotto. Vielleicht ist es aber auch gar nicht der Asia-Blitz

Dr. Wend meinte: "Sie sind immer noch auf dem Boden der Tatsachen, Herr Maybach. Eben, es braucht nicht dieser Imbiss sein. Wir forschen weiter nach dem Auslöser. Finden wir ihn nicht, werden wir Benni weiter mit diesem schon angewendeten allgemeinen Entgiftunngsmittel behandeln. Es kann dauern, lange dauern, aber kein Grund Ihren Sohn aufzugeben, von Komplikationen mal abgesehen"
Jan nickte nur
"Herr Maybach, n i c h t aufgeben!" bat Dr. Wend eindringlich
Jan sprang auf: "Ich gebe nicht auf, ganz bestimmt nicht. Entschuldigen Sie den Durchhänger" flitzte er raus

Benni flüsterte er dann zu: "Tja Großer, da bin ich ganz schön ausgebremst worden bei meinem Detektivspiel. Wir waren früher freitags auch immer ganz aufgeregt wegen dem Wochenende. Haben durcheinandergeschnattert. Da schaut man sich nicht auf den Teller, wie Felix schon richtig sagt. Aber die bekommen dich hier auch so wieder auf die Beine und du machst mit Junge, hörst du"
Jan schimpfte mit sich: "Warum fasele ich hier rum, wo er mich doch nicht hört"
Mutlos sank er auf den Stuhl, grübelte vor sich hin: "Von evtl. langer Zeit hat der Dr. gesprochen. Dann sitzen wir es eben aus. Aber was wenn es Komplikationen gibt, Komplikationen die Benni das Le......"

Jan schüttelte über sich selbst den Kopf, dachte jetzt: "Nein, Schluss mit Negativem. Nachher überträgt sich das noch auf Benni. Steht in jedem Psycholehrbuch das Kranke dunkle Auras von Angehörigen spüren. Bin ich denn bekloppt Bennis Zustand zu verschlimmern"
Jan nahm jetzt Bennis Hand zwischen seine Hände, begann: "Erinnerst du dich Großer....." und teilte Benni nun gedanklich eine Reihe lustiger Vorfälle mit

Leni kam, der Jan schon telefonisch den Flop mit Ben mitgeteilt hatte. Sie sah, dass die Verzweiflung sich noch stärker bei Jan abzeichnete, meinte: "Jan du darfst nicht mutlos werden. In 3 Tagen kannst du keine Blitzheilung erwarten"
Jan entgegnete: "Ich bin nicht mutlos Liebes. Ja, gebe zu, dass ich mir von Ben was versprochen habe, sollte nicht sein. Aber der Dr. sagt Benni kann auch so wieder gesund werden und nur das zählt. Ich weiß, dass ich einen ziemlich depremierten Eindruck mache, aber verstehe bitte, dass ich die Angst nicht restlos vertreiben kann"
Leni verstand und umarmte Jan. Ihr Besuch war wie ein ruhender Pol für ihn, obwohl ihm keine Hektik anzumerken war. Seine Aufgewühltheit machte er lieber mit sich selbst aus

Alleine mit Benni ging er wieder stumm die Erlebnisse durch. Jan wunderte sich, Benni war noch nicht mal erwachsen, aber es gab so unendlich viel an das er sich erinnerte

Nachmittags kam Dora mit ihrer Mutter. Jan eilte hinaus, begrüßte sie, meinte: "Du musst die Schutzkleidung anlegen Dora"
Dora flüsterte: "Nein, nein, ich kann nicht hinein. Es ist alles so, so...."
"Unwirklich, gespenstisch?" ergänzte Jan
Dora nickte, meinte: "Benni ist zwar blass, aber er liegt so ruhig, so wie entspannt da"
Jan erklärte: "Unruhe wäre schädlich, kann zu Schmerzen führen, den Kreislauf aufpeitschen. Deshalb der Schlaf"
"Und wie wacht Benni wieder auf?" fragte Dora
Jan erklärte: "Wenn das Mittel abgesetzt wird erwacht Benni genau so wie sonst auch"
Dora meinte: "Mit allem Gähnen und Reckungen, dass ich fast aus dem Bett falle.....Oh, jetzt habe ich" hielt sie sich erschrocken den Mund zu
Jan lächelte: "Dora glaubst du ich denke Benni stellt eine Liege neben das Bett wenn du bei ihm übernachtest. Wenn er bei dir ist schläft er bestimmt auch nicht im Gästezimmer. Ihr seid doch alt genug, wisst was ihr tut"

Die Mutter ergänzte: "Wir sind doch froh, dass ihr euch nicht in den Büschen rumtreibt"
Dora wurde rot, lächelte verlegen, schaute jetzt wieder zu Benni
Die Mutter schob Jan etwas weg, meinte: "Darf ich fragen was Benni genau hat?" Jan erklärte es ihr
"Sie haben Angst, nicht wahr?" fragte die Mutter
Verlegen meinte Jan: "Benehme mich ziemlich albern an Benni zu kleben als sei er ein Baby. Noch dazu wo hier alles für ihn getan wird, die Ärzte mich immer wieder beruhigen"
Die Mutter erregte sich: "Reden Sie nicht so abfällig über sich, Herr Maybach. In Ihrer Situation ginge es mir doch genauso. Bei Ihnen ist doch alles noch viel schlimmer, wo Sie alleine mit Benni dastehen. Sie beide haben ein ganz besonderes, inniges Verhältnis. Da können Sie sich auch besonders verhalten. Verstecken Sie Ihre Verzweiflung nicht, jeder versteht das. Benni schwärmt ja auch immer von seinem tollen Vater"
Jan sah die Mutter irritiert an
Sie bekräftigte: "Ja Herr Maybach, es stimmt. Benni hat schon so oft gesagt sich keinen verständnis-, liebevolleren Vater vorstellen zu können. Das Sie in entbehrungsvollen Jahren den Kerl aus ihm gemacht haben der er ist. Besonders betont er, wie dankbar er Ihnen ist nicht im Heim aufwachsen zu müssen"

Jan flüsterte: "Wenn er bei Ihnen ist wird ihm klar, wie schön es ist eine Mutter zu haben"
Die Mutter wehrte ab: "Benni schimpft nicht auf seine Mutter. Ich glaube aus dem Alter wirklich noch eine Mutter zu brauchen sind die 2 heraus. Sie waren und sind sein innigst Verbundener, den er von ganzem Herzen liebt. Da Sie genauso empfinden, ist es doch verständlich, dass trotz aller Beruhigungen Ihr Angstgefühl bleibt"
Jan flüsterte: "Leider, ja, als ob es sich in mir festgefressen hätte"
Die Mutter entgegnete: "Diese Zerfleischung kostet Sie auch leider sehr viel Kraft. Hoffentlich bauen Sie nicht auch noch ab, wenn Bennis Zustand sich nicht schnell bessert"
"Werde es schon aushalten" versuchte Jan ein missglücktes Lächeln
Dora meinte jetzt: "Dann gehe ich jetzt wieder. Benni bekommt ja leider von meinem Besuch nichts mit"
Jan entgegnete: "Oder doch. Oft spürt das Unterbewusstsein die Nähe von Menschen die man gern hat"
Dora lächelte: "Wahrscheinlich haben Sie recht. Mit Ihren psychologischen Tipps haben Sie uns schon oft geholfen
Vielleicht traue ich mich das nächste Mal auch hinein. Ich darf doch wiederkommen?"
"Dora, diese Frage ist wohl überflüssig" entrüstete sich Jan

Die Mutter schüttelte Jan die Hand, meinte: "Alles Gute, vor allem für Benni. Aber auch Ihnen und sollten Sie irgendwelche Hilfe brauchen, jederzeit. Das meine ich ernst"
"Danke" krächzte Jan

Wieder bei Benni, erkannte Jan an den Monitoren wie stabil er war und ruhig. Eigentlich die ganzen Tage schon. Wenn da nur nicht die bleibenden hohen Blutwerte wären, die große Bedrohung. Da musste die Angst doch bleiben. So oft Jan auch die Vorstellung zu vertreiben versuchte, der Gedanke die Giftwerte könnten Bennis Leben plötzlich akut bedrohen, war kaum aushaltbar.
Auch das von der Mutter Gesagte wühlte Jan auf und die Jahre mit Benni spulten sich noch deutlicher vor ihm ab
Er dachte: "Noch so jung und doch füllt alles Gewesene schon ein Buch"

Längst war es Nacht und wie so oft senkten sich bei Jan die Lider etwas. Plötzlich stieg ihm aber Kaffeegeruch in die Nase. Erstaunt blickt Jan hoch. Die Nachtschwester stand mit 2 Kaffeetassen vor ihm
"Für mich?" fragte Jan verlegen
"Bei soviel Fürsorge haben Sie eine Stärkung verdient" drückte sie Jan eine Tasse in die Hand

"Sie finden mein Verhalten bestimmt total kindisch. So ein großer Kerl und der Vater hält Händchen. Bin wohl die Witzfigur der Klinik" meinte Jan verlegen
Die Schwester entgegnete fest:: "Absolut nicht Herr Maybach. Im Gegenteil, wir bewundern Sie alle sehr. Ihr Verhalten ist ungewöhnlich, doch alle haben große Hochachtung vor Ihnen. Zollen Ihnen hohe Anerkennung. Gerade im Hinblick auf Ihre Familiengeschichte ist Ihre bedingungslose, innige Vaterliebe etwas ganz Besonderes" "
Jan fragte leise: "Und was halten Sie persönlich von meinem Getue?"
Die Schwester antwortete: "Für mich sind Sie ein ganz außergewöhnlicher, überaus liebevoller Vater, mit einem großen Herzen, wie man es nur noch selten findet. Wenn mein Ex-Mann sich so um unsere Kinder bemüht hätte, würden sie heute nicht so planlos herumhängen"
Jan meinte: "Dann kennen Sie auch das Übel mit der Scheidung"
Die Schwester bejahte: "Allerdings blieben die Kinder, wie fast überall, bei mir. Mein Ex tut seit der Scheidung geradezu zu, als hätte er nie was mit ihnen zu tun gehabt"
Mitfühlend meinte Jan: "Selbst die schmutzigste Scheidung sollte nicht zu Lasten der Kinder gehen. Ich könnte Benni nie aus meinem Leben wegdenken"

Die Schwester stieß ihre Tasse an Jans: "Na dann Prost. Auf das alle Männer zu Ihrer Einstellung kommen"
Jan grinste verlegen, fragte die Schwester jetzt nach ihren Kindern. Sie erzählte und Jan erzählte von Benni. Die Schwester wurde nicht gerufen und so ging flugs die Nacht vorbei

Benni war schon frisch gebettet. Jan hatte sich auch wieder gewaschen so gut es eben ging, da erschien ziemlich früh Leni
"Liebes,, du um diese Zeit hier?" wunderte sich Jan
Leni meinte: "Ja ich und du wirst dich jetzt zu Hause ein paar Stunden aufs Ohr legen"
"Aber Schatz das geht doch nicht" wehrte Jan ab
Energisch meinte Leni: "Das geht und du weißt, dass ich sofort anrufe sofern mit Benni etwas sein sollte"
Jan bestätigte: "Natürlich machst du das. Aber deine Arbeit. Du kannst dich doch nicht so unter Druck setzen"
Leni entgegnete: "Arbeiten kann ich immer und überall" zog sie einen Laptop aus der Tasche
Jan wand sich: "Ich will nicht, dass du dich so aufreibst wegen meinem Sohn"
Leni erklärte: "Ja dein Sohn Jan. Aber Benni und du ihr seid eine Einheit. Ohne Benni könnte ich den Jan auch nicht haben. Also mach das du wegkommst"

"Leni das ist wirklich nicht nötig" wehrte Jan wieder ab
Leni wurde energisch: "Jan du hast seit 4 Nächten nicht geschlafen"
Jan entgegnete: "Aber ich bin das doch von Überwachungen gewohnt"
"Quatsch nicht Jan. Das sind mal 1-2 Nächte, keinesfalls länger. Jetzt durchwachst du schon 4 Nächte und es kann noch dauern. Du bist doch jetzt schon fix und fertig. Wenn Benni gesund ist, klappst du zusammen und sie müssen dich behandeln" erregte sich Leni
"Ich halte das schon aus" wehrte Jan noch immer ab
"Du legst dich jetzt schlafen, wenigstens den Vormittag, mindestens 4 Stunden. Auch länger wenn du willst. Das ist ein Befehl" wurde Leni laut
Jan versuchte zu lächeln: "Du kommandierst wie Vaters Tochter"
"Eben und du wirst gehorchen. Jan bitte, sei vernünftig. Du weißt doch selbst wie schlimm sich Schlafentzug auswirken kann" bat Leni eindringlich
Jan hob abwehrend die Hände: "Ist ja gut, bevor ich mich erschlagen lasse. Vielen Dank Liebes" küsste er Leni innig und ging endlich

Wie nötig Jan Schlaf brauchte zeigte sich daran, dass er sich kaum hingelegt auch schon eingeschlafen war. Das Telefon würde er bestimmt hören, darauf war er ja geschult

Als Dr. Wend später ins Zimmer kam, fragte er: "Nanu. wo steckt denn der fürsorgliche Vater?"
Leni erklärte: "Dem habe ich ein bisschen Schlaf verordnet"
Dr. Wend freute sich: "Das ist gut. Habe mir schon Sorgen um Herrn Maybach gemacht. Er sieht immer elendiger aus. Scheint wegen Benni nicht mehr seiner selbst zu sein, oder täusche ich mich?"
Leni erklärte: "Sie müssen das verstehen, Herr Dr. Jahrelang gab es für Jan nur Benni, dem er all seine Liebe schenkte. Der Junge ist nicht verwöhnt. Aber Jan würde es nie verwinden wenn ihm was passiert"
Der Dr. meinte: "Meine Bemerkung war keineswegs abfällig gemeint, im Gegenteil. Aber das mit Benni kann unter Umständen dauern. In der Zeit darf Herr Maybach kein Wrack werden und ohne Schlaf ist er das ruck zuck"
Leni erklärte: "Ich werde darauf bestehen, dass Jan die gerade begonnene Regelung beibehält"
"Das würde sehr helfen" lobte Dr. Wend und ging

4 Stunden Schlaf gestand sich Jan zu und nach exakt 4 Stunden erwachte er. Spürte wie sehr ihn die Ruhe gestärkt hatte. Noch eine gründliche Dusche, frische Kleidung, ein kleiner Imbiss, dann hetzte Jan auch schon wieder in die Klinik

"Siehst richtig ein bisschen erholt aus" empfing Leni ihn
"So fühle ich mich auch, danke für deinen Befehl" umarmte und küsste Jan sie
Längst hatte er verstohlen nach Benni und den Monitoren geschaut. Aber Benni lag noch immer friedlich und die Monitore zeigten nichts aufffälliges
Jan setzte sich neben Benni, dachte: "Ich bin gestärkt, wenn ich es doch auf dich zum schnellen Gesundwerden übertragen könnte"
Leni blieb noch, saß am Tisch und tippte. So bekam sie mit als Dr. Wend später berichtete: "Die Auswertung vom Gesundheitsamt liegt vor. Ihre Lebensmittel waren bis zum kleinsten Brotkrümel in Ordnung"
Über Jans Gesicht zog sich ein bedrückter Schatten
"Das müsste Sie doch freuen, Herr Maybach?" fragte Dr. Wend erstaunt

Stockend brachte Jan hervor: "Tut es ja auch. Wäre schlimm, wenn man bei jeder gekauften Ware Angst haben müsste man landet in der Klinik. Aber es hätte hilfreich sein können bei den Artikeln einen Ansatzpunkt zu finden"
"Ja und Nein" meinte Dr. Wend darauf
Jan reagierte darauf nicht, senkte traurig den Kopf
"Lassen Sie uns gemeinsam überlegen" bat Dr. Wend
"Brauchen wir nicht, Benni ist bei Ihnen in guten Händen" murmelte Jan betrübt
Dr. Wend forderte trotzdem: "Diskutieren wir über das Für und Wider, Herr Maybach. Ich überlege gerne gemeinsam mit intelligenten Menschen, wozu Sie gehören. Und mit Schlaumeierfloskeln sind Sie mir bis jetzt noch nicht gekommen"
Langsam hob Jan den Kopf, blickte den Dr. aber nur stumm an
"Schließen Sie sich meiner Ja und Nein-Aussage an oder welche Meinung haben Sie" fragte der Dr. provozierend

Jan murmelte: "In einem unserer Produkte hätte der Auslöser sein können. Man hat nichts gefunden. Also müsste man diesen Herd, meine das was wir konsumieren, ausschließen. Andererseits kann es auch ein einzelnes Stück gewesen sein. Sie sagten es war Obst. Hat Benni es gegessen, war zwar der Auslöser bei uns, aber gegessen=
vernichtet. Das bedeutet doch wohl Ihr Ja und Nein. Aber egal wie man es dreht, ohne Gewissheit keine Klärung"
Dr. Wend entgegnete: "Schön, dass Sie es noch so realistisch sehen. Aber trotz Ihrer zutreffenden Ansicht scheint Ihnen das nicht zu gefallen?"
Niedergeschlagen meinte Jan: "Ach Herr Dr., auf mein Gefasel dürfen Sie nichts geben. In meinem Kopf spuckte z.B. ein Traubenpergel herum. Benni hat einige davon gegessen, aber in dem Restpergel findet man den bedrohlichen Stoff. Ich bin ein Idiot. Gerade in meinem Beruf weiß ich, dass die Fakten die man sich am sehnlichsten herbeiwünscht nicht eintreten. Tatsache bleibt, dass Bennis Vergiftung überall herkommen kann. Der Auslöser vielleicht nie gefunden wird"
Dr. Wend meinte: "So kann es leider kommen, die Behandlung wird also noch dauern. Aber ich wusste das Sie vernünftig bleiben"

Jan musste sich überwinden, brachte aber dann doch unsicher hervor: "Herr Dr. verstehen Sie meine Frage jetzt bitte nicht falsch. Ich will Ihnen bestimmt nichts vorschreiben. Aber könnte es nicht helfen Benni kurzweilig wach werden zu lassen um ihn nach dem Essen zu fragen?"
Dr. Wend antwortete: "Ihre Frage ist nicht falsch zu verstehen und eigentlich auch das Naheliegenste. Aber bei der Einlieferung hat Benni das Einschlafen nicht so richtig mitbekommen wegen den Schmerzen und der Aufregung. Es war eine Erleichtung für ihn. Jetzt aufzuwachen, von der Vergiftung zu hören, könnte ihn aufregen
Angstgefühle auslösen. Sein Zustand könnte schnell bedrohlich werden. Selbst wenn er das Essen nennt, wir ihn wieder in Schlafzustand versetzen, kann die schädliche Erregung sich im Unterbewusstsein fortsetzen"
Jan meinte schnell: "Ist gut, ist gut. Habe kapiert. Benni wird nicht aufgeweckt. Die Behandlung bleibt wie gehabt"
"Nicht den Mut verlieren, Herr Maybach" legte ihm der Dr. die Hand auf die Schulter bevor er ging
Leni umarmte Jan: "Benni wird bestimmt wieder gesund Jan. Ich weiß, dass untätige Nichtstun in deiner Verzweiflung ist schrecklich. Aber du hast für Benni die Geduld, ganz sicher"
Jan flüsterte: "Danke Liebes. Ist ja auch schon wieder gut. Sind halt so Schübe, wo ich ihn am liebsten rütteln möchte. Bin aber noch klar genug um zu wissen das es nichts bringt"

"Kann ich dich denn allein lassen?" fragte Leni besorgt
Jan beteuerte: "Aber klar, bin auch ganz brav"

Das war Jan auch als er wieder allein neben Benni saß. Vielleicht beobachtete er jetzt noch genauer die Monitore und auch Benni.
Als ihm aber der Gedanke kam: "Er liegt da wie im Koma" erschrak er doch sehr, beschimpfte sich: "Benni schläft nur, kann jederzeit aufgeweckt werden und das weißt du auch ganz genau"

Je länger die Nacht dauerte, je mehr fraß sich ein Gedanke bei Jan fest: "Asia-Blitz" kam es ihm immer wieder in den Sinn und er hörte Ben über die Auffälligkeiten berichten.

Schließlich hielt er es nicht mehr aus, flüsterte Benni zu: "Sorry mein Großer. Aber dein Alter kann es nicht lassen. Kennst mich ja, bin eben zu sehr Polizist, muss schnüffeln beim kleinsten Duft. Mache keine Dummheiten inzwischen. Wenn ich zurückkomme muss alles noch o.k. sein"

Jan ging zur Schwester, die sich wunderte: "Nanu, Sie verlassen Benni"
Verlegen meinte Jan: "Ist wohl idiotisch, aber ich kann nicht anders. Muss Detektiv spielen"
Die Schwester entgegnete: "Na wenn alle Polizisten so voll Einsatzwillen wie Sie sind, brauchen wir uns um unsere Sicherheit nicht zu sorgen. Benni hat bestimmt ein ruhige Nacht"
"Danke" versuchte Jan ein Lächeln und war draußen

Er fuhr zum Asia-Blitz, der um diese Zeit natürlich schon geschlossen war
Jan dachte: "Was und wenn überhaupt etwas geschieht, wird es sich nicht am Haupteingang abspielen"
Er umfuhr das Lokal, entdeckte hinten ein zu dem Grundstück gehöriges großes Tor
In sicherer Entfernung, aber nahe genug um das Tor im Auge zu haben, parkte Jan und dann wartete er
Im Auto sitzend, den Blick auf das Tor gerichtet, verharrte er dem was da kam, wenn überhaupt was geschah
Bei der Pechsträhne, die er in letzter Zeit hatte, machte er sich keine große Hoffnung, dass seine Aktion erfolgreich verlief.
Dachte während der dahinrinnenden Stunden: "Neben Benni wäre ich besser platziert, hätte ich nicht diese Angst, dass gerade jetzt etwas mit ihm geschieht" Aber Jan blieb trotzdem sitzen

Für Jan war das der seidene Faden an den er sich hängen musste. So in der tiefen Nacht war es ziemlich still. Erst wenige Autos waren vorbeigefahren, aber so im dunklen Wagen konnte Jan natürlich keiner beim Vorbeifahren sehen. Hin und wieder gab es mal Fahr- oder andere Geräusche aus der Umgebung.
Sogar ein Mann führte seinen Hund Gassi und Jan dachte: Tja, wenn der Hund sein Geschäft machen muss zählt die Uhrzeit nicht"
Eine dahingehende Person beobachte Jan genau. Aber es war kein Betrunkener, da war er sicher. Schließlich hatte er einen geschulten Blick dafür.
Jan dachte: "Entweder hat er ganz schlimme Schlafstörungen oder er mag einfach die Stille der Nacht"
Still war es überwiegend. So senkten sich Jans Lider auch immer mal wieder. Aber wie immer in solchen Situationen entging ihm nichts, war er beim leisesten Geräusch hellwach.
Jan bedauerte keinen Kaffee dabei zu haben. Ab und zu ein Becher hätte er gut gebrauchen können
Mit der Zeit wurden seine Glieder erst lahm und dann immer steifer. Das eine Bein schlief schon ein. Jan fuhr den Sitz bis zum Anschlag nach hinten. Durch Reck-, Dehn- und Lockerungen versuchte er die Steifheit abzuschütteln
Topfit wurde er davon nicht. Aber es half sich wenigstens ein wenig frischer zu fühlen

Aussteigen kam für Jan nicht infrage. Man konnte nie wissen, ob es hinter einer Scheibe Beobachter gab
"Vielleicht rücken noch Kollegen an, weil der Beobachter meint ich führe Böses im Schilde" entsetzte sich Jan
Also blieb er wo er war
Monoton reihten sich die Stunden aneinander. Abgesehen von den kleinen Besonderheiten, passierte nichts Aufregendes
Erst recht bei dem Tor nicht, wo Jan ja geradezu nach einem "Knall" fieberte
Gegen 5.00 Uhr fuhr er zurück zur Klinik
Einerseits war Jan enttäuscht, andererseits gestand er sich ein ja nicht mit der Vorstellung gestartet zu sein einen Volltreffer zu landen. Was für einen überhaupt, dass blieb die unbeantwortete Frage

"Der Detektiv war wohl nicht erfolgreich" empfing ihn die Schwester
Traurig schüttelte Jan den Kopf
Die Schwester meinte: "Ich sehe aber Ihrer Nasenspitze an, dass Sie das nicht von einer Fortsetzung abhält"
"So gut kennen Sie mich schon?" versuchte Jan zu lächeln
Verschmitzt entgegnete die Schwester: "Nicht nur Polizisten auch Krankenschwestern sind gute Menschenkenner"

"Wofür Sie das beste Beispiel sind" gab Jan das Kompliment zurück
Die Schwester meinte: "Habe gut auf Benni aufgepasst. Es geht ihm unverändert. Verraten Sie mir dafür wie Ihr Detektivspiel aussieht?"
Verlegen kam es von Jan: "Besser wenn Sie es nicht wissen, ist sowieso bekloppt"
"Nur Mut, raus damit" forderte die Schwester
Verlegen, stammelnd erklärte ihr Jan nun alles vom Asia-Blitz, endete: "So und nun dürfen Sie sich vor Lachen kringeln oder eine wüste Beschimpfungssalve auf mich niederprasseln lassen"
"Ich werde weder das eine noch das andere tun. Weder lachhaft noch verurteilungswert wenn ein Vater seinem Sohn mit allen Mitteln helfen will" entgegnete die Schwester"
"Sie finden das wirklich o.k.?" fragte Jan irritiert
"Vollkommen und jetzt machen Sie das Sie zu Benni kommen, sich da hinsetzen, so fertig wie Sie aussehen" gab die Schwester Jan einen leichten Schubser

Benni flüsterte Jan zu: "Tja Großer, Pleite auf der ganzen Linie. Habe mich überschätzt. Allerdings habe ich auch nicht sofort den großen Clou erwartet. Wärst du mir sehr böse, wenn ich dich noch öfters nachts allein lasse?"

Jan sank auf den Stuhl, nahm Bennis Hand, dachte: "Da muss ich ruhig darüber nachdenken, ob ich mich wieder auf die Lauer lege. Na ja, habe ja noch sehr viele Stunden Zeit dazu"

Auch heute kam Leni um Jan abzulösen, fragte aber erschrocken: "Jan was ist passiert, gab es Komplikationen bei Benni?"
Jan wehrte ab: "Aber nein, du siehst er liegt unverändert da"
Erregt fragte Leni: "Ja aber warum siehst du dann so entsetzlich aus, du bist ja total alle. Wenn nicht mit Benni, was ist dann die Nacht geschehen was dich so fertig macht?"
Jan schwieg
"Wir wollten uns nicht belügen Jan" flüsterte Leni
Jan sah ihr lange in die Augen, dann krächzte er: "Ich will auch nicht lügen. Nur wenn ich erzähle schimpfst du"
Leni versprach: "Kein Schimpfen, Ehrenwort. Ich höre dir ganz ruhig zu"
Nach einer Pause erzählte ihr Jan stockend von der Überwachung, meinte zum Schluss: "Weiß ja selbst, dass ich nicht mehr normal bin, mich wie ein Idiot aufführe. Aber ich muss irgendetwas tun, sonst drehe ich noch durch"
Verlegen, wie ein reuiger Sünder stand Jan jetzt vor Leni, wartete auf das Donnerwetter

Da nahm Leni ihn in den Arm, seufzte: "Ach Liebling, ich weiß doch, dass du für Benni durch die Hölle gehen würdest. Warum soll ich denn schimpfen"
Erstaunt sah Jan sie an
Leni beteuerte: "Nein wirklich, ich schimpfe nicht. Aber du hast nichts erreicht. Zermürbt dich das nicht noch viel mehr?"
Jan erklärte: "Liebes, ich bin noch immer Realist genug um zu wissen, dass ein Versuch nicht gleich ein Volltreffer ist. Bin mir klar darüber, dass alles auch Irrsinn sein kann. Ich will unbedingt etwas finden, was es vielleicht gar nicht zu finden gibt. Asia-Imbiss wird sich noch als das Qualitäts-Restaurant rausstellen"
Leni fragte: "Aber du wirst trotzdem weitermachen?"
Jan murmelte: "Überlege noch, aber geht ja sowieso nicht mehr. Du hetzt mir sicher Hajo auf den Hals"
Leni erregte sich: "Jetzt lass mal Papa aus dem Spiel, bin doch keine Petze. Aber willst du das nicht lieber deinen Kollegen überlassen. Ihr habt doch extra eine Abteilung dafür"
Jan entgegnete: "Schatz, die haben doch schon kontrolliert. Nur wegen meinem mulmigen Gefühl können die nicht wieder anrücken, haben genug zu tun, nicht die Zeit und die Leute sich die Nächte um die Ohren zu schlagen"

Aufgeregt entgegnete Leni: "Aber das ist viel zu gefährlich für dich allein. Jan du setzt viel zu leichtsinnig dein Leben aufs Spiel, gehst volles Risiko"
Jan erregte sich: "Ist ja interessant zu hören für welchen Rambo mich Hajo hält und dich damit auch noch vergiftet. Schön zu erfahren wie er mich einschätzt"
"Jan, Jan beruhige dich" nahm Leni seinen Kopf in ihre Hände: "Ich habe Mist geredet, entschuldige und Papa hat nie so etwas gesagt. Du weißt doch welch große Stücke er auf dich hält und dir vertraut. Verzeih bitte. Meine Worte waren eine schreckliche Formulierung für meine Angst. Ich könnte mich ohrfeigen. Besser als mit solchen Einsätzen kannst du doch deine Liebe zu Benni nicht verdeutlichen. Denn du läßt doch bestimmt nicht davon ab?"
Jan zuckte die Schultern: "Ich weiß noch nicht so recht. Vielleicht sagt mir ja meine innere Stimme in ein paar Stunden wie blöd ich mich verhalte. Aber Angst brauchst du wirklich nichts zu haben. Ob so oder so ich bringe mich nicht in Gefahr"
Leni küsste ihn, flüsterte: "Weiß ich doch, du einmaliger, liebevoller Übervater. Aber wegen dieser Nachtaktion machst du dich noch schneller ins Bett"
"Wie, was soll das heißen? fragte Jan erstaunt