Wenn der Magen knurrt

Nein, er hatte den Gedanken noch nie zu Ende geführt, tat es auch jetzt nicht. Wie immer schob er ihn weit von sich. In Kürze würde sein Junge wieder munter sein wie immer. Andere Vorstellungen ließ Jan einfach nicht zu

Keck fragte Vince heute: "Hajo warum geniest du eigentlich nicht deine Pension und setzt Jan auf deinen Sessel?"
Hajo fuhr herum wie der Blitz, mit funkelnden Augen brüllte er Vince an: "Bist du total durchgeknallt. Vergisst wohl, dass du noch Probezeit hast. Ein Wort von mir und das war es mit der Polizeikarriere"
Vince wehrte heftig ab: "Nein Hajo, nein. Ich habe mich vielleicht blöd ausgedrückt. Ich meinte doch nur, du, der Chef, hast selbst gesagt wir sollten Jans Strategie folgen. Haben wir gemacht und jetzt sieht alles nach Erfolg aus. Ich habe, ich wollte doch nur Jan, Jan...."
Ina fiel ein: "Hajo rege dich ab, hier will dich keiner in Pension schicken. Du musst Vince Worte richtig deuten. War ungeschickt ausgedrückt, aber das war Vince Art Jan zu loben. In die Klinik traut er sich ja nicht, weil er Angst vor seinen eigenen Emotionen hat. Für mich hat Vince gerade Lorbeeren über Jan geschüttet, weil wir Dank seiner Strategie den Mord so gut wie aufgeklärt haben"
Immer noch erregt meinte Hajo: "Ina du brauchst mich jetzt nicht zu belabern"

Ina beteuerte: "Tue ich doch gar nicht Hajo. Überlege doch mal. Du selbst hast gesagt wir sollen Jans Strategie folgen. Wenn Jan da wäre, hättest du nichts sagen brauchen, hätte er es selbst getan. Du kennst doch Vince schräge Sprüche, mit der Pension war ein blöder Einstieg. Vergiss es einfach. Fakt ist, dass wir so wie Jan das Umfeld des Opfers weit beleuchtet haben. Nur dadurch sind wir doch auf seinen neuen Tennispartner gestoßen. Haben entdeckt, dass dieser mal mit der Freundin des Opfers verlobt war. Ein rasend eifersüchtiger Typ, der zu allem fähig ist, wie seine Bekannten sagen. Näher mit ihm befasst, haben wir ein Messer gefunden, was wir für die Tatwaffe halten. Auch wenn das Labor Blutspuren des Opfers noch finden muss. Wir sind uns doch so gut wie sicher, dass der Ex-Verlobte der Täter ist"
Ruhig geworden nickte Hajo, meinte: "Ein Geständnis würde die Sache wasserdicht machen"
Ina fragte: "Wann passt dir das Verhör Hajo?"
Hajo wehrte ab: "Ne, ne um bei Jan zu bleiben, seid ihr die junge Generation da besser. Eifersuchtsmorde, dass ist mir so zuwider. Also Vince, hast du Jans Verhören gut zugehört?"
Vince wimmelte ab: "Ach nein Hajo, Jans Geduld, seine Ruhe und Fingerspitzengefühl, das kann ich nicht. Schreie den Kerl sofort an und dann macht er dicht"

Ina erklärte: "Also ich bin ja auch nicht Jan, sprudele immer alles direkt heraus. Aber ich werde mir Mühe geben Jan würdevoll zu vertreten"

Der Ablauf Klinik, Benni, Leni, Jan war noch derselbe. Nach all der Zeit musste sich Jan zwanghaft einreden, dass Benni ganz schnell genesen würde. Dieser tobende Zwiespalt in ihm machte ihn noch zusätzlich fertig. Er redete sich ununterbrochen Mut zu, wollte sich selbst vom Positiven überzeugen. Umso mehr riss es in ihm, dass er diese Angst nicht loswurde. Selbst wenn er sich Benni wieder gesund, herumtobend vorstellte, überkam ihn in nächster Sekunde wieder der Gedanke, dass es nie wieder so sein würde
Jan spürte sehr wohl und wusste selbst nur zu gut das er immer mehr abbaute. Am liebsten hätte er sich gar nicht mehr schlafen gelegt. Die Horrorträume die er von Benni dabei hatte waren so schrecklich, dass er trotz der wenigen Stunden wie oft hoch schreckte. Sein Körper gehorchte ihm schon lange nicht mehr.
Da wurde es Jan doch an einem Tag gerade als er zur Klinik wollte so schwindelig, dass er sich erst noch eine halbe Stunde hinlegen musste. Das nächste Mal war die Müdigkeit so stark, dass Jan es gerade noch in die Wohnung schaffte. Aber sofort auf den neben der Tür stehenden Hocker sackte, die Stunden Schlaf nicht im Bett sondern hier sitzend verbrachte

Als Dr. Wend bei Benni war kämpfte Jan erst mit sich, aber dann meinte er doch leise: "Herr Dr. verstehen Sie das bitte jetzt nicht als Einmischung oder Besserwisserei"
Dr. Wend schüttelte den Kopf: "Herr Maybach, muss ich es Ihnen schriftlich geben, dass ich sowas von Ihnen nicht annehme. Also was immer es ist, frei heraus damit"
Langsam begann Jan: "Benni ist jetzt solange im Schlafzustand. Kann das nicht irgendwie schaden auf Dauer?"
Dr. Wend nickte: "Natürlich macht ein Mann, ein Vater wie Sie, auch noch mit Ahnung von Anatomie, sich über Dauerschlaf Gedanken. Sie haben recht Herr Maybach. Bennis Körper ruht zwar und das ist gut für ihn. Aber alle Funktionen ruhen auch, obwohl sie ja eigentlich alles im Rhythmus halten sollten. Wir haben also einen unnormalen Zustand. Organe und sonstiges haben wenig oder gar nichts zu arbeiten, schaffen langsamer. Tja und das könnte schlimmstenfalls zum Organausfall führen"
Jan sah den Dr. erschrocken an

Dr. Wend erklärte: "Um Ihrer Frage vorweg zukommen. Wir lassen Benni trotzdem schlafen, weil wir nicht wissen wie stark die Magenschleimhautentzündung noch ist. Also wie stark die Schmerzen davon oder von anderen Dingen noch sind, ihn erregen könnte. Gerade das müssen wir noch immer vermeiden, damit der Giftstoff nicht blitzartig durch die Blutbahn schießt, sich an einer lebensbedrohlichen Stelle festsetzt"
Schockiert hauchte Jan: "Das bedeutet Benni ist in akuter Lebensgefahr"
Dr. Wend wehrte schnell ab: "Herr Maybach beruhigen Sie sich. Sie sehen doch Benni unverändert daliegen. Was Organausfall betrifft, so was kündigt sich an und wenn, werden wir schnell genug entgegenwirken"

Beruhigen, nein beruhigen konnten Jan diese Aussagen nicht. Im Gegenteil, jetzt glaubte er sich wieder in diesem finsteren, endlosen Tunnel aus dem es keinen Ausweg gab. Er musste sich zwingen zu Benni zu setzen, beschimpfte sich: "Weg mit den negativen Gedanken. Du wirst wieder gesund mein Junge, ganz bestimmt. Du interessierst dich doch auch für Wissenschaft und Forschung. Die Medizin ist zu unglaublichen Dingen fähig. Ein Kinderspiel deine Vergiftung zu heilen."
Jan wollte, er musste an die Genesung glauben, sonst wäre er vor Verzweiflung durchgedreht

Erfreut rief Vince als Ina aus dem Verhörraum kam: "Gratuliere, du hast den Kerl zu einem glasklaren Geständnis gebracht"
Auch Hajo meinte: "Ja Glückwunsch Ina, klasse Arbeit"
Ina erklärte: "Das Lob zollt eigentlich Jan. Indirekt hat er sehr viel zur Klärung des Falles beigetragen. Hat mich ganz schön Mühe gekostet nach Jans Methode zu verhören. Schlaucht einem psychisch total, mir brummt der Schädel"
Vince grinste: "Das wäre Jan nicht passiert"
Hajo schmunzelte: "Klingt ja, als ob du ein totaler Jan Fan geworden bist"
Vince entgegnete: "Also Fan, das klingt so nach Popstar, fiktive Welt und Jan ist 200%ig Realist. Sagte ja schon mal, dass du meinen Umgang mit Jan total missverstehst. Wenn ich ihn nicht foppe oder den Besserwisser gebe fehlt mir was. Muss ich noch mal erklären wie klasse ich Jan, seine Arbeit, überhaupt alles bei ihm finde"
Hajo meinte: "Dann erzähle Jan auch von dem Fall und überhaupt von deiner Meinung über ihn"
Vince wehrte ab: "Die Klinik ist nicht der richtige Ort dafür"
Hajo schimpfte: "Kneife nicht wieder oder hast du deine Emotionen immer noch nicht im Griff?"

Errötend erklärte Vince: "Ihr kennt mich eben immer noch nicht. Aber ohne Scheiß, ich kann dem verzweifelten Vater Jan nicht in die Augen sehen und wenn ich den kranken Benni erblicke, fange ich an zu heulen"
Ina meinte: "Hajo, dann glauben wir unserem Helden Vince mal, dass er trotz seinem Draufgängergehabe nahe am Wasser gebaut hat. Ich werde Jan Bericht erstatten, ihm unser Lob schön verpackt servieren"

Später fragte Dr. Wend Jan: "Könnte ich Sie mal sprechen, Herr Maybach?"
Jan schoss vom Stuhl hoch, stieß aufgeret hervor: "Was ist, haben Sie bei Benni etwas festgestellt, können Sie ihm nicht mehr helfen?"
Dr. Wend beruhigte sofort: "Mit Benni ist alles wie immer, wirklich. Es geht um Sie Herr Maybach"
"Um mich?" stotterte Jan ratlos
"Ja um Sie, aber wir gehen besser in mein Zimmer" schob Dr. Wend Jan voran
Automatisch trabte Jan mit. In seinem Kopf tobte ein Feuerwerk, seine Gedanken sausten stärker als der stärkste Orkan. Seine Knie zitterten, er hatte unbeschreibliche Angst jetzt etwas Schreckliches zu hören
Der Dr. drückte Jan in einen Sessel, begann sofort: "Herr Maybach ich mache mir Sorgen um Sie, sehr große Sorgen sogar. Sie müssen doch selbst erkennen wie furchtbar Sie aussehen, spüren wie fertig Sie sind"

Jan lächelte traurig: "Natürlich weiß ich um mich Bescheid, aber kein Grund zur Sorge für Sie"
Dr. Wend widersprach: "Oh doch Herr Maybach, Sie geben sehr viele Gründe zur Sorge. Wir sind nämlich nicht nur um die Kranken sondern auch um die Angehörigen bemüht"
Jan flüsterte: "Danke für Ihre Bemühungen. Aber an der Situation lässt sich im Moment ja nun mal nichts ändern"
Dr. Wend bekräftigte: "Doch Herr Maybach, es lässt sich ändern. Ich bin jetzt mal ganz mutig und sage frei heraus: Sie müssen, verstehen Sie, müssen sich mehr Ruhe gönnen, mehr schlafen. Wahrscheinlich auch mehr essen, denn Sie sind elendig schmal geworden. Sie müssen mal an sich denken, sich wenigstens stundenweise bei Benni ausklinken, auch mal tageweise. Um Ihrer selbst willen, könnten Sie mal meine Ratschläge befolgen"
Jan saß einfach nur stumm da, zusammengesunken sinnierte er vor sich hin
Dr. Wend ließ ihm Zeit, sehr viel Zeit, dann fragte er vorsichtig: "Sie wollen nicht mit mir reden, denken ich kann mir meine Ratschläge sparen"
Heftig schüttelte Jan den Kopf, begann nun leise, unsicher zu stammeln: "Sie haben in allem recht. Ich fühle mich schon lange als würde ich jede Sekunde zusammenklappen. Ich lebe nicht, ich funktioniere nur noch. So an Benni zu kleben ist albern, kindisch, überdreht, total bekloppt"

Jan fuhr fort: "Ich benehme mich als sei Benni ein Wickelkind was man nicht aus den Augen lassen kann und kein Heranwachsender. Vielleicht glauben Sie mir bei all dem Gehabe inzwischen nicht mehr, aber ich vertraue fest auf die Klinik, auf Sie, die Behandlung, überhaupt auf alles hier. Weiß 100%ig, dass Sie alles, aber auch alles für Benni tun. Sie dürfen nicht glauben, dass ich meinen Sohn aufgegeben habe. Im Gegenteil, ich sehe Benni wieder gesund umhertoben. Aber da ist auch ständig Angst in mir und ich schaffe es einfach nicht sie zu bekämpfen. Ja, ich bin so müde, dass ich im Stehen schlafen könnte. Aber selbst wenn ich mich hinlege, komme ich vor lauter Angst nicht zur Ruhe. Die Stunden sind nicht erholsam, sie sind eine Tourtour. Ich weiß nur zu gut, dass ich überhaupt nichts neben Benni ausrichten kann. Das sein Zustand plötzlich akut wird, den Gedanken will ich gar nicht zulassen. Selbst wenn, Sie würden mich sofort rufen, dass weiß ich. Aber mich anders verhalten, von Bennis Seite weichen.........Das kann ich nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Auch wenn Sie mich jetzt für das größte Weichei, Deppen, Idioten und was weiß ich noch alles halten. Ja ich gehe auf dem Zahnfleisch, schlimmer geht es nicht mehr. Vielleicht trügerisch, ich hoffe trotzdem das ich durchhalte bis Benni gesund ist"
Jetzt schaute Dr. Wend Jan stumm lange intensiv an
Jan krächzte: "Jetzt schütten Sie schon Ihren Zorn über mich, brauchen sich nicht zurückhalten"

Dr. Wend meinte: "Herr Maybach schlimm bei Ihnen ist, dass Sie durch und durch Realist sind. Sie wissen, dass Sie für sich falsch handeln, sind sich bewusst wie sehr Sie sich schaden. Sie beurteilen Bennis Zustand richtig und Sie sind überaus ehrlich. Besonders mit Ihrer Angst. Aber ich weiß, dass man gegen diese Art von Angst nicht ankommt. Ich würde Sie gerne zu anderem Verhalten überreden, weiß aber, dass sich unser Innenleben nicht bezwingen lässt. Vaterliebe erst recht nicht. Jeder reagiert anders. Ich hätte gerne Veränderungen bei Ihnen erreicht, aber bei einem so sensiblen Menschen wie Ihnen würde das alles nur verschlechtern. Tja Herr Maybach, dann muss ich Sie leider weiter so gewähren lassen und ganz fest darauf hoffen, dass Benni bald gesund ist"

Wie beschlossen kam Ina heute in die Klinik. Als sie durch die Scheibe schaute, dachte sie fassungslos: "Das ist doch nicht Jan, kann doch nicht Jan sein. Dieser eingefallene, alte Mann. Aber wer soll es denn sonst sein. Ihn so furchtbar, so elendig aussehend vorzufinden, hätte ich bei weitem nicht erwartet. Er fällt ja gleich vom Stuhl"
Ina zögerte, überlegte, beschloss nichts vom Fall, Erfolg oder Lob zu sagen. Davon wollte Jan bestimmt nichts hören, würde ihn nicht aufmuntern. Sie ging hinein

Jan stand auf, ein gequältes Lächeln auf den Lippen, krächzte: "Hallo Partnerin, du hier, wirst du nicht dringend im Büro gebraucht`"

Ina meinte: "Du bist jetzt der dringendste Fall bzw. Benni. Du erklärst mir bestimmt alles von ihm ausführlich"
Jan spulte förmlich seine Erklärung herunter. Ina spürte wie schwer es ihm fiel über etwas zu sprechen was Benni betraf
Sie versuchte Jan mit Allgemeinheiten abzulenken, stellte Fragen, Jan gab knappe Antworten
Als Ina nichts mehr einfiel meinte Sie: "Benni wird wieder gesund Jan. Bin mir ganz sicher und du weißt ja, wenn ich mich in etwas verbissen habe, lasse ich nicht mehr locker"
Jan lächelte: "Oh ja, mit deinem Dickkopf bin ich ja schon oft zusammengerammt. Aber danke für deinen Optimismus"

Draußen fiel Ina ein, dass Jan nicht ein Wort über die Arbeit verloren hatte. Das hatte sie noch nie erlebt. War überzeugt, dass Jan erfüllt von Verzweiflung an nicht anderes mehr denken konnte

Jan hatte Angst sich schlafen zu legen wegen der Horrorträume. Er hatte Angst aufzustehen, befürchtete zusammenzuklappen. Fuhr ungern Auto, fürchtete einen Unfall zu bauen, weil er ständig die Augen zupetzen musste. Glaubte die Klinik nicht mehr betreten zu können, weil er sich ständig in Trance fühlte

Jedesmal bevor Jan das Zimmer betrat ließ er eine Schimpfsalve auf sich ab: "Bezwinge deine Angst, schade Benni nicht, er darf das nicht spüren, Optimismus ist angesagt"
Hätte Benni seinen Vater sehen können, wäre ihm sofort aufgefallen welches Theater ihm Jan vorspielte. Er hätte Jan klar gemacht, dass man ihm die erzwungene Verstellung nur zu gut ansah. Sein Gesicht nur zu deutlich die grauenhafte Hölle spiegelte die er durchlitt
So aber beschäftigten sich Jans Gedanken mit Positivem, Lustigem für Benni. Ohne Worte durchlebte er humorvolle Erlebnisse, Missgeschicke, über die sie nachher so herzhaft gelacht hatten. Viele Erinnerungen gab es von all den Jahren. Jetzt war Jan aber in der Gegenwart, flüsterte Benni zu: "Wenn du nicht bald gesund wirst, verschläfst du noch Doras Geburtstag. Aber ich kann nicht glauben das du das willst. Musst doch dein Versprechen mit der Überraschung halten. Du verscherzt es dir sonst noch mit Dora und das kannst du doch nicht wollen, wo du doch immer so von deiner hübschen, allerliebsten Freundin schwärmst"

Jan erschrak furchtbar als es plötzlich gegen die Scheibe klopfte. Zu Jans Erstaunen standen Leni und Felix davor. Leni winkte, dass Jan nach draußen kommen solle
Jan deutete seinerseits sie sollten herein kommen

Aber Leni schüttelte den Kopf, winkte wieder
Jan war ratlos was das sollte, ging hinaus, meinte zu Felix: "Du kannst ruhig zu Benni gehen, er hat keine ansteckende Krankheit"
Erregt stieß Leni hervor: "Jan, Felix hat dir was ganz wichtiges zu sagen"
Verwundert sah Jan Felix an, fragte irritiert: "Felix, was gibt es denn so wichtiges?"
Felix stotterte aufgeregt: "Äpfel, an diesem Freitag, Asia-Blitz, soviel Tumult, habe nicht daran gedacht"

Leni rief: "Felix tief Luft holen. Erzähle Herrn Maybach was du mir gesagt hast"
Jan blickte total verwirrt von Leni zu Felix und wieder von Felix zu Leni
Felix begann wieder stotternd: "Was ich sagen will ist, im Asia-Blitz an diesem Freitag. Benni hat an diesem Freitag nichts im Asia-Blitz gegessen, er war so satt von den Äpfeln"
Fassungslos krächzte Jan: "Äpfel, von was sprichst du Felix, welche Äpfel"
Schnell stieß Felix hervor: "Wir, er, also Benni hat die Äpfel nicht geklaut. Wirklich nicht. Die lagen auf dem Bürgersteig. Das ist doch kein Diebstahl, oder?"
Jan beteuerte: "Nein, natürlich ist das kein Diebstahl. Aber habe ich das jetzt richtig verstanden. Benni hat überhaupt nichts im Asia-Blitz gegessen, seine Mahlzeit bestand aus Äpfeln?"
"Es waren 3, nein können auch 5 Stück gewesen sein" bekräftigte Felix
"Äpfel" formten Jans Lippen tonlos das Wort, er griff sich an die Stirn
Erregt fragte er dann: "Mensch Felix und damit kommst du erst jetzt. Wieso hast du das nicht schon längst gesagt?"

Felix zuckte zusammen, murmelte ängstlich: "Der Ärger mit dem Lehrer, wir waren so viele, es war Freitag. Eigentlich isst Benni immer mit uns. Es tut mir so leid Herr Maybach"
Jan war schon wieder unten, meinte beschwichtigend: "Entschuldige Felix, ich wollte dich nicht anschreien. Das haut jetzt nur alles ziemlich auf mich ein. Verstehe dich ja, es war Freitag, Freude übers Wochenende, da hast du nicht auf Benni geachtet"
Bedrückt nickte Felix
"Aber das Benni Äpfel isst, wo ihr doch zum Asia-Blitz wolltet" murmelte Jan mehr zu sich selbst
Felix erklärte: "Wir sind aus der Schule raus und da sagte Benni schon, dass er komischerweise jetzt schon großen Kohldampf habe. Dann lagen bald die Äpfel da, bis zum Asia-Blitz ist es ja noch ein Stück. Na ja und dann hat Benni soviele Äpfel gegessen, dass er satt war als wir dort ankamen. Hat nur sein Wasser dort getrunken"
Jan wiederholte: "Also Benni war satt von Äpfeln die er vom Bürgersteig hatte"
Hastig meinte Felix: "Ja genau vom Bürgersteig, wirklich nicht geklaut"
Jan entgegnete: "Jetzt vergiss mal das Klauen. An welchem Bürgersteig bzw. Straße war das. Weißt du das noch?"

Felix beteuerte: "Aber natürlich, in der ....Straße. Liegt auf dem Schulweg. Das ist kein gewöhnlicher Garten mit einem Apfelbaum. Dort ist eine Obstzucht, Plantage oder wie man das nennt"
Jan sinnierte: "Ich glaube, ich weiß wo das ist, aber zur Sicherheit. Felix hast du Zeit, kannst du mit mir hinfahren und es genau zeigen?"
Felix meinte hastig: "Sofort, alles was Sie wollen Herr Maybach. Tut mir doch so leid, dass ich solchen Bockmist gebaut habe"
"Nun lass mal gut sein" beruhigte ihn Jan "Aber Benni" blickte er durch die Scheibe
"Bei dem bleibe ich" erklärte Leni sofort
"Ja aber deine Arbeit, du kannst doch nicht..." stotterte Jan unsicher
Leni beteuerte: "Ich kann. Nimm dir alle Zeit der Welt und viel, viel Glück"
Jan riss sich die Schutzkleidung herunter, küsste Leni, flüsterte: "Danke Schatz" und dann eilten er und Felix auch schon den Flur entlang
Jan war gar nicht bewusst wie schnell er war, kein Schwindel, keine Schwäche. Das Ziel trieb ihn an
Nach kurzer Strecke merkte Jan das er viel zu schnell fuhr, nahm sofort den Fuß vom Gas.

Immer wieder hämmerte sich Jan ein: "Jetzt werde bloß nicht euphorisch, verrenne dich nicht wieder in etwas wie beim Asia-Blitz. Felix hat eine Angabe gemacht, nicht mehr und nicht weniger. Schalte runter, sonst wirft dich eine 2. Niederlage total aus den Schuhen"
Ängstlich meinte Felix jetzt: "Herr Maybach, es tut mir wirklich sehr, sehr leid. Benni ist doch mein bester Freund. Mir hätte gleich einfallen müssen was Sache war.. Ich bin so blöd. Muss ein Brett vor dem Kopf haben. Verbieten Sie mir jetzt den Umgang mit Benni?"
Ruhig meinte Jan: "Quatschkopf, wo ihr 2 doch schon so lange die dicksten Freund seid"
Bedrückt meinte Felix: "Seinen dicksten Freund lässt man nicht so hängen, hat beim Erinnern kein Loch im Kopf"
Jan redete auf ihn ein: "Felix tue mir den Gefallen und höre auf dich weiter zu zerfleischen. Du hast es doch nicht absichtlich getan. Selbst Polizisten gehen manchmal von etwas aus, was sich nachher als totaler Unsinn rausstellt. Außerdem bist du doch bald darauf übers Wochenende verreist. Hast bestimmt was erlebt. Da verwischt schon mal die Zeit nach der Schule"
Noch immer ängstlich meinte Felix: "Sie müssen doch jetzt furchtbat böse auf mich sein, mit mir schimpfen, mich zu Minna machen wollenn"

Schnell fragte Jan: "Hat Benni sich beschwert, dass ich so etwas oft mit ihm mache?"
Entrüstet meinte Felix: "Aber Herr Maybach, wie kommen Sie denn darauf: Benni kann gar nicht oft genug schwärmen was er für einen tollen Vater hat"
"Mein Großer" dachte Jan, bemerkte gar nicht, dass er lächeln konnte
"Dann sind Sie mir wirklich nicht böse?" fragte Felix wieder ängstlich
Jetzt lächelte Jan auch Felix zu und der lächelte zaghaft zurück
"Willst du es noch schriftlich?" fragte Jan
Heftig schüttelte Felix den Kopf
Am Ziel wunderte sich Jan warum Felix so oft beteuert hatte es sei kein Diebstahl gewesen. Hier lagen doch eine Anzahl Äpfel auf dem Bürgersteig. Jeder der Lust darauf hatte bückte sich da
Jan hob 1 Apfel auf, meinte dann: "Der ist gespritzt"
"Gespitzt, ich sehe nichts" wunderte sich Felix
Jan sprach mehr zu sich selbst: "Diese winzigen Punkte. Ich bin mir fast sicher, dass die Äpfel gespritzt sind"
Felix meinte: "Aha das geschulte Polizistenauge entdeckt auch usichtbare Spuren"

Jan lächelte auf Felix Bemerkung, tastete dann an seine Jacke, murmelte: "Ach zu blöd"
Sekunden stand er ratlos da, dann stieß er hervor: "Aber im Auto, da müssten doch...."
Felix starrte ihn nur verwirrt an, begriff überhaupt nichts
Jan fingerte nun im Handschuhfach herum, stieß ein: "Wusste ich es doch" hervor
Als er sich zu Felix drehte, hatte er schon Handschuhe übergestreift, hielt Tüten in der Hand
"Jetzt kapiere ich, Spurensicherung" kam es von Felix
"Na ja, so ähnlich" entgegnete Jan, während er sch nach den Äpfel bückte und in jede Tüte 4 Stück steckte
Felix rief: "Jetzt müssen die aber endlich den Mist finden, der Benni niederstreckt"
"Abwarten, kann auch wieder ein Schuss in den Ofen sein" meinte Jan
"Das ist des Rätsels Lösung Herr Maybach, ich spüre das, ganz bestimmt" freute sich Felix
"Abwarten" wiederholte Jan wieder, fragte dann: "Wo kann ich dich denn jetzt hinbringen?"
"Sie wollen doch bestimmt schnell die Äpfel abliefern" meinte Felix wieder eingeschüchtert
"Nenne mir dein Ziel" fragte Jan noch mal
Felix nannte es und gleich fuhren sie in die Richtung

In Jan hämmerte es: "Nicht durchdrehen, hebe jetzt nicht ab. Ganz ruhig. Es ist erst mal nur eine Möglichkeit"
Felix sah Jan immer wieder von der Seite an, merkte wie versunken er war, blieb ganz still
Am Ziel fragte er: "Darf ich mich mal erkundigen was mit den Äpfeln ist?"
"Wann immer du willst" erklärte Jan
"Sind Sie mir wirklich nicht böse?" fragte Felix noch mal ängstlich
"Felix" grollte Jan gekünselt, lächelte ihn an und schon war Felix weg

Dr. Wend wunderte sich: "Nanu Sie um diese Zeit hier, ist Herr Maybach krank?"
"Auf Spurensuche" erklärte Leni und schilderte dem Dr. alles
"Das wäre ein Ding" meinte Dr. Wend "Allerdings, wenn es sich wieder als Fehlschlag rausstellen sollte, haben wir ein Problem"
Bekümmert meinte Leni: "Ich weiß und ob Jan sich danach noch mal fängt.... Wo soll er denn die Kraft hernehmen"
Dr. Wend entgegnete: "Kraft die er schon lange nicht mehr hat. Na ja, vielleicht sollten wir mal Optimisten sein"

Jan war aufgewühlt, zerrissen von positivem und negativem Denken, in seinem Kopf herrschte Chaos. Ihm fehlten die Worte um seinen Zustand zu beschreiben. Konzentration auf den Verkehr verhinderte sich was einzureden

Jan war sich gar nicht bewusst, dass er förmlich durch die Klinik flitzte. Ganz anders als die Tage zuvor, wo er sich so lahm vorangeschleppt hatte.
Vor dem Arztzimmer bremste er sich, holte tief Luft, bevor er anklopfte
Dr. Wend empfing ihn mit: "Ah, da kommt ja der Äpfelsammler"
Jan sah ihn verwirrt an, schüttelte aber dann den Kopf, meinte: "Klar, Sie wissen Bescheid von Leni"
Dr Wend entgegnete: "Sie um diese Zeit nicht bei Benni. Da befürchte ich immer das Schlimmste mit Ihnen. Zum Glück ist es ja anders. Sie haben also dort Äpfel vorgefunden" deutete er auf die Tüte
Jan meinte: "Vermutlich ist das Obst gespritzt. Aber wie gesagt, Vermutung. Kann mich auch täuschen. Ihr Labor sieht das sicher besser"
"Dann bringe ich die Äpfel schnell dort hin" nahm der Dr. die Tüte, meinte dann langsam: "Allerdings kann auch alles ganz anders sein und wenn sich rausstellt..."
Jan unterbrach ihn: "Ich weiß, dass dies kein Volltreffer sein muss, sich alles als harmlos rausstellt. Noch einmal verrenne ich mich nicht"

Dr. Wend meinte: "Ich wünsche uns allen so sehr die entscheidende Klarheit. Aber ich habe gleichzeitig Angst um Sie. Noch eine Niete übersteigt alles Aushaltbare bei Ihnen"
Jan beteuerte: "Keine Sorge, diesmal bin ich nur Pessimist"
Eindringlich fragte Dr. Wend: "Wirklich Herr Maybach. Halten Sie sich wirklich vor Augen, dass dies auch ganz harmloses Obst sein kann?"
Jan nickte ganz fest
"Ich werde Sie mit Argusaugen beobachten" drohte Dr. Wend
"Einverstanden" erklärte Jan, verlegen meinte er dann: "Eigentlich wollte ich auch Äpfel ins Präsidium bringen. Aber wenn Sie meinen ich zweifele an Ihrem Labor, dann.."
"Blödsinn" fiel Dr. Wend ihm ins Wort "Zum einen schadet es nie Ergebnisse zu vergleichen und zum anderen, haben Sie als Polizist nicht Meldepflicht?"
Jan entgegnete: "Das ist so ein Kaugummibegriff, aber für die Abteilung..."
"Wäre es interessant" ergänzte Dr. Wend "Dann lassen Sie Ihre Kollegen nicht warten. Das Ergebnis bei uns wird aber erst in ca. 2 Tagen vorkiegen"

"Ist klar" krächzte Jan und war draußen
Aber erst ging er zu Leni und Benni
Leni dachte, dass Jan noch immer furchtbar aussehe, überhaupt nicht glücklich. Aber sie entdeckte doch einen
Hauch von Hoffnung, meinte sofort: "Du warst also fündig"
Jan nickte, erklärte: "Die Äpfel sind jetzt im Labor. Wir können nur abwarten"
Leni fragte: "Aber was meinst du, hattest das Obst doch in der Hand?"
Jan wehrte ab: "Oh nein bitte Liebes, ich kann das nicht schon wieder. Ich will es auch nicht. Will nicht wieder Erwartungen aufstellen, die sich schnell zerschlagen. Konnte auch nur sehen, dass sie gespritzt waren. Aber was besagt das schon, wird von Vielen gemacht"
Leni umarmte ihn: "Entschuldige Jan, war blöd von mir. Mit deiner Einstellung überstehst du die Warterei viel besser. Was sagt denn Ben?"
Verlegen fragte Jan: "Ist es schlimm, wenn ich jetzt auch noch zu ihm fahre?"
"Mache bloß, dass du schleunigst hinaus kommst" schubste Leni ihn sanft
Noch ein Kuss, dann war Jan hinaus

Stumm meinte Leni zu Benni: "Du weißt das ja, aber du hast wirklich den besten Vater der Welt. Wäre schön, wenn du ihn nicht wieder enttäuscht, lass die Äpfel des Rätsels Lösung sein"
Dr. Wend kam auch, meinte: "Sie kennen Herrn Maybach besser als ich. Doch ich würde sagen, er klammert sich diesmal nicht an diesem Hoffnungsschimmer fest"
Leni entgegnete: "Glaube ich auch nicht. Aber wenn es die Äpfel nicht sind und Benni weiter so bedroht ist, was wird dann aus Jan?"
Aufmunternd lächelte Dr. Wend: "Sie wissen ja, die Hoffnung stirbt zuletzt"

Jan fragte sich auf der Fahrt was die Freunde, Kollegen, was Ben sagen würde. Erklärten sie ihn für verrückt, weil er Äpfel überprüfen ließ. Irgendwie bin ich ja auch schon verrückt. Was ich mir nicht schon alles für Hoffnungen, Vorstellungen gemacht, was ich nicht schon alles gedacht und angenommen habe. Totale Klapsmühle in mir und jetzt komme ich auch noch mit Äpfeln. Aber untersuchen können sie doch, wenigstens untersuchen. Dann bin ich eben die Witzfigur vom Präsidium, sollen sie mich doch auslachen. Inzwischen habe ich ja einen Panzer um mich

Zuerst wollte Jan aber kurz die Freunde aufsuchen
"Jan, was machst du denn hier?" stieß Ina erschrocken hervor

Jan erklärte: "Bin auf dem Weg zu Ben, will ihm Äpfel bringen"
"Äpfel?????" kam das Echo gleichzeitig und ihr Blick sagte: "Jetzt ist Jan wirklich übergeschnappt"
Jan lächelte gezwungen, wiederholte: "Ja Äpfel" aber dann erzählte er ihnen alles
"Das ist ja ein Ding" entfuhr es Hajo
"Nicht zu fassen, das Gift liegt auf der Straße" meinte Vince geschockt
Ina erklärte: "Großartig Jan, jetzt ist Benni bestimmt bald gesund"
Jan schüttelte den Kopf, krächzte: "Oh nein, den Fehler mache ich nicht noch mal mich in Hoffnungen zu verbeißen, damit sie wieder wie eine Seifenblase zerplatzt"
"Wie ist denn dann deine Einstellung?" wollte Ina wissen
Jan erklärte: "Es ist ein Hinweis, mehr nicht. Wie oft sich so was in Nichts verwandelt, wissen wir ja nur zu gut"
Ina und Hajo nickten zustimmend
"Jetzt gehe ich aber wirklich zu Ben" meinte Jan
Da platzte Vince heraus: "Jan übrigens, unseren letzten Fall haben wir erfolgreich abgeschlossen, dank deiner indirekten Hilfe"