Wenn der Magen knurrt

"Sie werden doch vor einer Spritze keine Angst haben, Herr Maybach?" fragte Dr. Wend erstaunt
Jan sah den Dr. nur stumm an
Dr. Wend flachste: "Natürlich haben Sie keine Angst vor Spritzen. Als Polizist dürften Sie schon viel Schlimmeres ertragen haben. Damit ich Ihnen nichts falsches verabreiche frage ich, gibt es Krankheiten von denen ich wissen muss, Diabetis z.B. oder Allergien?"
Jan entgegnete: "Keine Diabetis, keine Krankhheiten" zog aber seine Brieftasche heraus, legte dem Dr. seinen Allergiepass vor
Dieser meinte: "Oh, Sie sind ja auf vieles allergisch. Da werden Sie aber ganz schön gebeutelt wenn es ausbricht"
Müde entgegnete Jan: "Ja manches ist ziemlich heftig, dann kann ich kaum noch aus den Augen schauen. Aber es vergeht auch wieder, alles aushaltbar"
"Gut, dann also die Spritze" meinte Dr. Wend
Jan machte bereitwillig den Arm frei, ein paar Sekunden später hatte er die Injektion in sich, stand auf
"Wollen Sie sich nicht einen Moment hinlegen?" fragte der Dr.
"Kann mich doch bei Benni ausruhen" kam es leise von Jan

Dr. Wend erklärte: "Herr Maybach, die Spritze soll Sie stärken, Ihr Herz, Ihren Kreislauf schützen. Aber es ist kein Zaubermittel gegen Verzweiflung"
"Ist mir klar. Vielen Dank dafür und auch sonst für alles" flüsterte Jan und schlich hinaus

Bei Benni ergriff er zuerst mal dessen Hand, zwang sich zur inneren Ruhe. Bloß mein Negatives nicht auf Bennis Unterbewusstsein übertragen, nahm er sich fest vor, dann flüsterte er: "Tja Großer, da hat dein Alter den Mund zu voll genommen. Ist nichts mit schneller Lösung Asia-Blitz. Da hast du wohl eine Banane, einen Pfirsich oder was auch immer aus unserer Schale genommen wo ausgerechnet der Auslöser drin war der dich jetzt bedroht. Aber das wird wieder Junge mit der guten Behandlung hier. Musst dir aber auch ein bisschen Mühe geben und auf das Entgiftungsmittel ansprechen. Das machst du doch für mich Benni, habe doch immer auf dich zählen können"

Ben kam ins Büro und meinte zu den 3: "Ihr solltet mal nach Jan sehen, glaube, ich habe ihm gerade einen Stoß verpasst. Kann sein, dass es ihm jetzt miserabel geht"
Aufgeregt rief Hajo: "Was ist geschehen, was hast du mit Jan gemacht?"
Betrübt erklärte Ben: "Mit Jan direkt nichts. Wir haben nur telefoniert. Aber ich berichte freudig von dem Erfolg, dem vielen Verdorbenen und da fragt er mich doch nach Obst"

"Klar Obst, daher hat doch Benni die Vergiftung" erklärte Ina
"Das wusste ich aber nicht. Dachte Jan stößt gleich einen Freudenjauchzer aus. Konnte gar nicht genug von Fleisch und allem möglich erzählen und dann so was" berichtete Ben zerknirscht
"Mann, dabei dachte ich, der Einzige der so richtig in den Fettnapf treten kann bin ich. Einen härteren Schlag hättest du Jan nicht verpassen können. Mensch wie konntest du nur" regte sich Vince auf
"Ich hatte doch keine Ahnung" verteidigte sich Ben
Hajo meinte: "Darum geht es jetzt nicht. Wie hat sich Jan nach der Nachricht angehört, warum machst du dir solche Sorgen um ihn?"
Ben erklärte: "Jan hat vor Enttäuschung kaum noch was rausgebracht, hörte sich so verzweifelt an. Dann hat er mich auch schon weggedrückt"
Hastig rief Hajo: "Ich fahre in die Klinik. Muss nach Jan sehen, ihm Beistand geben"
Ina erklärte: "Ja wir müssen Jan zeigen, dass wir für ihn da sind. Aber das mache ich diesmal"
"Du" schaute sie Hajo groß an

Ina konterte: "Ja ich. Wird Zeit, dass ich mich mal bei Jan blicken lasse, damit er nicht nur von unserer Hilfe hört, sondern sie auch zu spüren bekommt. Für dich wäre es auch an der Zeit Vince. Kommst du mit?"
Vince stammelte verlegen: "Ina ich weiß nicht. Kann das nicht so gut in Worte fassen. Nicht so gut ausdrücken"
"Feigling" schimpfte Ina
Verlegen meinte Vince: "Die Beschimpfung lasse ich sogar auf mir sitzen. Verstehe doch mir tut Jan, Benni, alles viel zu leid. Jetzt so ein Rückschlag. Ich bringe das nicht über mich"
Hajo stellte fest: "Vince du musst noch viel lernen. Polizist sein bedeutet nicht nur den harten Kerl geben, der Verbrecher überwältigt. Du musst auch lernen, dass wir oft verständnisvoll sein müssen. Beistand leisten bei den Angehörigen"
"Ja Chef, muss ich lernen" bekannte Vince auffallend ernst

Als Ina vor der Scheibe stand erschütterte sie der Anblick. Da saß Jan vollkommen versunken neben Benni. Sie erschrak, als sie Jans eingefallenes, vor Schmerz gezeichnetes Gesicht sah. Jetzt wurde ihr doch mulmig.
Da hatte sie Leni erblickt, gab ihr ein Zeichen. Ina blieb vor der Tür
Leni flüsterte Jan zu: "Kann ich dich mal einen Moment allein lassen?"

Noch immer traurig flüsterte Jan: "Aber ja Liebes, geh nur. Bin schon ein großer Junge, mache keine Dummheiten. Du kannst dich aber auch verabschieden, wenn du noch arbeiten willst"
Leni beteuerte: "Nein Jan, ist wirklich nur für einen Moment"
Draußen schob Leni Ina von der Scheibe weg, meinte: "Schön das du da bist. Nehme an, ihr seid über Jans Niederlage informiert"
Ina nickte, erklärte: "Wollte Jan beistehen. Muss aber gestehen, dass ich ganz schön weiche Knie habe"
Leni entgegnete: "Die habe ich auch. Als ich kam war Jan schon in diesem Zustand. Er bemüht sich zwar, würde sich auch mit mir unterhalten, ist aber total abwesend. Glaube, dass es besser ist ihn in seiner Trance jetzt nicht zu stören"
Ina meinte: "Sieht aus, als ob du Recht hast. Aber Jan, er sieht, sieht einfach furchtbar aus und wie niedergeschlagen er da sitzt"
Leni entgegnete: "Ja, es hat Jan schwer umgehauen. Er wird brauchen bis er mit diesem Schlag fertig wird"
Ina erklärte: "Genau deswegen bin ich gekommen, um ihm zu zeigen wie sehr wir mit ihm fühlen"

Leni entgegnete: "Jan freut das bestimmt auch und er wird dankbar sein. Aber wenn du jetzt zu ihm gehst würde er ein paar Sätze mit dir sprechen, sich vielleicht ein Lächeln abringen und wäre doch so weit weg, abwesend. Ich will dich nicht abhalten, aber..."
Schnell meinte Ina: "Nein, nein, du liegst mit deiner Einschätzung sicher richtig. Dabei wollte ich Jan so gerne helfen. Was wird denn jetzt, was wird aus Jan?"
Leni erklärte: "Jan wird damit fertig, bestimmt. Er hat ja auch nicht 100%ig mit einem Erfolg gerechnet. Aber es war wenigstens Hoffnung da, an die er sich klammern konnte. Ja es nimmt ihn sehr mit, er ist verzweifelt. Aber es ist auch alles noch so frisch. Jan braucht Zeit, dann kommt er wieder hoch. Allein schon wegen Benni, den er doch nie im Stich lässt"
Ina stammelte: "Und wenn sie Benni nicht mehr he, helf..."
Leni erschrak: "Nein Ina bitte nicht, sprich es nicht aus. Benni wird wieder gesund, sonst ist Jan verloren"
"Ich gehe lieber" krächzte Ina, die die Tränen nicht zurückhalten konnte
Leni ging ins Zimmer zurück, wo Jan meinte: "Schatz zu kannst auch ruhig gehen. Bin ja doch nicht gesprächig, deswegen brauchst du deine Arbeit nicht liegen lassen"

Aber Jan, ich will doch...." stotterte Leni
Mit einem versuchten Lächeln ergänzte Jan: "Auf mich aufpassen, so ist es doch. Aber es ist wirklich nicht nötig. Ja ich bin down, gebe ich ja zu. Gib mir ein wenig Zeit. Amok laufe ich bestimmt nicht und bevor ich ganz die Hoffnung aufgebe muss noch sehr viel passieren"
"Bist du dir sicher?" flüsterte Leni
Jan nickte fest, umarmte sie zärtlich, küsste sie innig
"Gut, du weißt ja wie du mich erreichst" verabschiedete sich Leni

Aufgelöst kam Ina ins Büro
"War nichts mit Hilfe, Trost, Beistand für Jan" plapperte sie los und erzählte ausführlich
Geknickt meinte Hajo: "Wenn Leni das sagt, sollten wir Jan in Ruhe lassen. In Gedanken bei ihm zu sein kann auch helfen. Uns hilft es, wenn wir arbeiten. Also, ich höre was ihr zu unserem neuen Fall meint"
Ina erklärte: "Also ich habe Fakten, Spurenauswertungen, Laborergebnisse in Mengen zusammengetragen"
Vince meinte: "An dem vermeintlichen Täter habe ich förmlich geklebt. Tja, bis ihn sein einwandfreies Alibi aus der Schusslinie brachte"

Hajo schüttelte den Kopf: "Wegen den paar Ermittlungen könnt ihr euch doch nicht auf den Lorbeeren ausruhen"
Zerknirscht meinte Ina: "Sicher hast du recht Hajo. Aber hast du auch Ideen was wir noch tun können?"
Hajo forderte: "Vince lass mal hören was man euch auf der Polizeischule beibrachte"
Vince verkündete: "Immer dem 1. Verdacht nachgehen und das habe ich getan"
Hajo knurrte: "Für was jahrelang Schule wenn doch nichts dabei rumkommt"
Ina meinte: "Ich benehme mich auch nicht gerade wie ein Genie. Vielleicht sollten wir uns mal in Jan versetzen"
Hajo brauste auf: "In Jan kann sich keiner versetzen. Solche Ängste empfindet man nur als Vater. Außerdem hat Jan unbestimmte Auszeit. Auf gar keinen Fall hole ich ihn zum Dienst"
Ina beschwichtigte: "Hajo, Jan soll doch nicht zum Dienst geholt werden. Für wie hartherzig hälst du mich überhaupt. Ich meinte, wir sollten so überlegen wie Jan es sonst tut"
Hajo konterte: "Ihr 2 wollt also so vorgehen wie Jan es tut. Kein Konkurrenzneid Ina. kein Streberschimpfen Vince?
"Hajo nimm das doch nicht immer so ernst, wenn ich über Jan lästere" maulte Vince

Ina meldete sich: "Trifft auch für den Konkurrenzneid zu. Jetzt aber mal zur Sache. Jan würde nach dem Motiv bohren. Gerade wenn es, wie in diesem Fall, nicht auf der Hand liegt, gräbt Jan danach. Vor allem im Umfeld des Opfers, beleuchtet Familie, Freunde, Bekannte solange bis sich eine Verbindung auftut. Genau das sollten wir auch machen. Ohne Jan geht es eben doch nicht und sei es nur, dass wir seiner Vorgehensweise folgen"
Erstaunt schaute sie Hajo an: "Hätte ich nicht gedacht von dir so was je zu hören"
Ina bekräftigte: "Ich meine das ernst Hajo. Aber jetzt Schluss mit den Emotionen, meine Tränen sitzen wegen der Klinik sowieso noch ziemlich locker"

Durch die Niete im Asia-Blitz war es Jan zumute wie einem Boxer der im Ring k.o. gegangen ist. Vor hoffnungsloser Gedanken wusste er nicht mehr ein noch aus
Aber je mehr Zeit verging, desto intensiver redete Jan sich ein, dass seine Betrübnis kein Dauerzustand bleiben durfte. Sich selbst Mut zuredend, bemühte er sich jetzt wieder Bennis Unterbewusstsein nicht weiter negativ zu beeinflussen. Stumm hielt Jan Zwiesprache mit ihm: "Junge, leider hast du ja schon ein paar Mal erlebt, dass mein Leben am seidenen Faden hing. Aber egal, auch wenn es so gut wie keine Hoffnung mehr gab, warst du es immer der mir zuredete: "Du schaffst es Papa, du wirst überleben, für mich überleben. Ich brauche dich doch"

Gedanklich übertrug Jan weiter zu Benni: "Dein Zuspruch hat immer geholfen, ich habe es immer geschafft, auf dich gehört. Jetzt sage ich, auch ich brauche dich Benni, brauche dich so sehr, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Hörst du jetzt auch auf mich Großer?"

Es wurde eine lange, harte Nacht für Jan. Er trank doppelt soviel Kaffee als sonst, weil ihm unentwegt die Augen zufielen. Streckte unzählige Male den Kopf aus dem Fenster in die kühle Nachtluft. Klatschte sich Mengen kaltes Wasser ins Gesicht
Aber diese Tourtour ersparen, Benni nachts allein lassen, in seinem Bett zu schlafen....Nein, das ging nicht. Jan wusste, dass er vor Angst durchdrehen würde. Auch wenn er hier nur saß, nichts für Benni tun konnte. Er war nahe, konnte ihn sehen, ihn berühren und das brauchte Jan

Als Leni morgens kam, meinte Jan mit bitterem Lächeln: "Du siehst, ich habe nichts angestellt"
Leni fragte: "Geht es dir ein wenig besser Jan?"
Jan bestätigte: "Habe so hoch auf den Asia-Blitz gepokert, dass es mich fast aus den Schuhen riss. Das hätte nicht passieren dürfen. Benni wird gut behandelt, kein Grund hoffnungslos zu sein. Benni wird wieder gesund, ganz bestimmt. Ich weiß es, spüre das"

Leni wusste nicht was sie sagen sollte, küsste Jan stattdessen innig
Dann meinte sie: "Anja hat angerufen"
Jan erschrak, stieß entsetzt hervor: "Verdammt, ich hätte mich längst wieder bei ihr melden müssen. Sie ist sicher sehr böse auf mich"
Leni beruhigte: "Nein Jan, ganz bestimmt nicht. Sie ahnte, dass du kaum von Bennis Seite weichst. Aber nachfragen musste sie doch mal"
Jan meinte: "Die Informationen müssten von mir kommen. Werde ich jetzt nachholen" verabschiedete er sich

Mit seinen lahmen Knochen fiel ihm das Gehen schwer. Gähnen konnte er auch kaum unterdrücken. Während der Fahrt musste Jan geradezu gewaltsam die Augen auseinanderreißen, die Müdigkeit beherrschte ihn total

In der Wohnung wollte Jan zuerst Anja anrufen. Doch nachdem er sich 3x verwählt hatte dachte er: "Hat keinen Zweck, sonst schlafe ich noch während des Gesprächs ein"

Dr. Wend kam, fragte Leni: "Habe Herrn Maybach leider verfehlt. Wie würden Sie denn seinen Zustand beschreiben?

Leni antwortete: "Jan ist etwas ruhiger und gefasster als gestern. Auch wenn Angst weiter in ihm frisst. Er will daran glauben, dass Benni gesund wird und Jan kann nicht lügen. Das merke ich sofort. Natürlich ist er noch verzweifelt. Sie müssen verstehen, dass er nicht von Bennis Seite weicht ist..."
Der Dr. unterbrach: "Darüber müssen wir nicht mehr reden. Ich ziehe weiterhin meinen Hut vor Herrn Maybachs Fürsorge. Sehr positiv ist, dass er sich trotz fast ständiger Präsenz nicht in die Behandlung einmischt, uns nicht zu belehren versucht"

Jan schlief länger als geplant, dachte: "Zu blöd, wo ich doch Anja noch anrufen will"
Viel Elan hatten ihm die Stunden wieder nicht gebracht
"Wäre schön jetzt einfach mal liegen zu bleiben, auszuruhen" ging es Jan durch den Kopf
Doch er dachte gar nicht daran seine Gedanken zu verwirklichen, zu sehr zog es ihn zu Benni. Aber Aufstehen war eine kleine Prozedur wenn der Körper ausgebrannt, schwach war. Mit jedem Tag fielen Jan einfachste Handgriffe schwerer. Sogar beim Duschen fielen ihm kurz die Augen zu. Er sinnierte wo das noch hinführen solle. Dieser immer wiederkehrende Schwindel ängstige Jan irgendwie. Aber jetzt einen Arzt zu fragen schob Jan weit von sich
Er wollte sich heute zum Essen zwingen, wo er ja schon einge Tage nichts herunterbekam

Aber auch heute war nach ein paar Happen schon wieder Schluss. Jan wunderte sich, dass er garkein Hungergefühl hatte, wo sein Magen doch so leer war
Jetzt war Anja dran
Als Jan sich meldete, rief sie sofort: "Jan, wie schön das du dich so schnell meldest"
Zerknirscht meinte Jan: "Anja es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Entschuldige bitte. Es hätte nicht passieren dürfen"
Anja entgegnete: "Jan du brauchst dir keine Vorwürfe machen. Bestimmt hält dich die Sorge um Benni ständig auf Trab"
Geknickt meinte Jan: "Trotzdem hätte ich anrufen müssen. Darf dich nicht solange im Ungewissen lassen, du bist schließlich Bennis Mutter"
Traurig entgegnete Anja: "Eine Rabenmutter, die euch, die ihr Kind im Stich ließ, hat kein Recht auf Anrufe"
Jan redete auf sie ein: "Anja das ist lange her. Jetzt quäle dich doch nicht so. Freue dich doch, dass Benni dich so liebt. Verdammt, warum habe ich nicht auch schon früher angerufen"

Anja erklärte: "Weil du selten von Bennis Seite weichst. Du musst dich wieder allein aufopfern Jan. Dabei wäre ich so gerne bei Benni. Ach wenn er doch bloß in meiner Nähe wäre"
Jan entgegnete: "Leider mag Benni die USA nun mal nicht"
Anja überlegte: "Vielleicht sollte ich wieder nach Deutschland ziehen"
Jan entgegnete: "Ich halte dich nicht davon ab Anja. Aber Benni wird auch mal volljährig"
Anja antwortete: "Er wird noch lange bei dir bleiben Jan und es dauert ja auch noch Jahre bis er sich sein eigenes Leben leisten kann"
Jan erklärte: "Sollte Benni es wollen werde ich ihm eine Wohnung und den Lebensunterhalt finanzieren"
Anja rief: "Aber Jan, du hast keine Vorstellung was das kostet und wozu. Schließlich hängt Benni an dir"
Jan meinte: "Daran braucht sich ja auch nichts zu ändern. Aber wenn Benni das Bedürfnis hat sein Leben allein meistern zu wollen, hindere ich ihn nicht daran. Vorgesorgt habe ich dafür"
Erregt stieß Anja aus: "Das ist Zukunft. Wichtig ist, wie es Benni jetzt geht. Schwebt er in sehr großer Gefahr?"
Jan begann: "Ich kann dir nicht viel mehr sagen als zuvor. Leider haben sich Bennis Werte nur sehr minimal gebessert, minimal, aber eben nicht genug"

Verzwifelt rief Anja: "Dann kann Benni sterben. Ich muss kommen"
Jan zwang sich zur Ruhe: "Anja, Bennis Zustand hat sich so gut wie nicht verändert. Tut mir leid das so sagen zu müssen. Aber wir haben doch einen starken Jungen. Unser Großer hat so viele Pläne, er schafft das, meinst du nicht auch. Natürlich halte ich dich nicht vom Kommen ab"
Anja flüsterte: "Die Entscheidung über die Ausreise steht noch aus. Jan, wenn ich wirklich schnell fliegen sollte dann darf ich mich doch melden"
Jan beteuerte: "Ob Flug oder nicht Anja, du kannst dich jederzeit melden. Aber auch ich muss dich jetzt regelmäßig informieren"
Anja hauchte: "Danke Jan, machs gut und gib Benni einen Kuss von mir"

Jan war nach dem Gespräch noch aufgewühlter. Er spürte, dass Anja ebenso viel Angst hatte wie er. Die einzige Gemeinsamkeit die sie noch hatten war die Sorge um Benni

Immer mehr spürte Jan wie ihn der ganze Zustand schlauchte. Er schwankte so sehr das er sich setzen musste.
Fühlte sich als mache er schon tagelang ununterbrochen Dienst, sei dabei viele Male zusammengeschlagen worden
Aber dann sprang er hoch. Ganz egal in welchem Zustand, es trieb ihn zu Benni

Leni erkannte sofort, dass der kurze Schlaf Jans Erschöpfungszustand nicht verbessert hatte. Sie wusste, dass sie ihm nicht helfen konnte, verließ bald Vater und Sohn

Stumm versuchte Jan auf Benni zu übertragen: "Mama grüßt dich vielmals ganz herzlich, wünscht dir alles Liebe und nichts mehr als das du schnell wieder gesund wirst. Das wirst du doch mein Großer, ganz bestimmt. Mama kommt vielleicht auch. Dann kannst du ihr die Stadt zeigen. Also strenge dich an mein Junge"

Später kamen Dora und ihre Mutter. Dora ging diesmal zu Benni hinein. Die Mutter und Jan standen auf dem Flur
Die Mutter meinte: "Herr Maybach, Sie sagten bei Benni habe sich nicht viel gebessert"
Jan beschimpfte sich: "Ich bin ein Idiot. Gegenüber Dora hätte ich mich nie so äußern dürfen"
Die Mutter wehrte ab: "Nein es war richtig. Wir versuchen Dora auch sonst nicht die Realität zu verheimlichen. Aber Ihnen steht die Angst deutlich im Gesicht"
Jan meinte: "Ja ich habe Angst und doch ist auch irgendwo eine Überzeugung in mir, dass Benni gesund wird"
Die Mutter erklärte: "Wir Eltern haben meistens das richtige Gefühl. Aber Sie Herr Maybach, verzeihen Sie, Sie sind nur noch ein Schatten Ihrer selbst. Sehen aus wie ein Geist. Mit einem Wort grauenhaft und miserabel"
Bitter lächelte Jan: "Damit treffen Sie wohl den Nagel auf den Kopf"

Die Mutter meinte: "Bei aller Sorge dürfen Sie aber sich selbst nicht vergessen. Muten Sie sich nicht Unmenschliches zu?"
Leise fragte Jan: "Würden Sie sich bei Dora nicht genauso verhalten?"
Die Mutter antwortete: "Ja würde ich, aber alles geteilt mit meinem Mann"
Jan blieb stumm
Entsetzt rief die Mutter: "Oh verzeihen Sie, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten wegen Ihrer Ex-Frau. Ihnen nicht so krass vor Augen halten, dass die ganze Verantwortung auf Ihren Schultern ruht"
Jan versuchte zu lächeln: "Beunruhigen Sie sich nicht. Die Verantwortung habe ich nun schon so lange und was meine Ex-Frau betrifft, gerade vorhin hatten wir ein sehr harmonisches Telefonat miteinander"
Die Mutter verwickelte Jan jetzt in belanglose Gespräche um ihn abzulenken
Dann kam Dora heraus, meinte: "Ich sagte Benni er muss sich mit dem Gesundwerden beeilen. Bald ist mein Geburtstag und er hat mir eine Überraschung versprochen"
Jan lächelte, meinte: "Jetzt steht der schnellen Genesung bestimmt nichts mehr im Weg"
Dora sah ihn erstaunt an, fragte: "Wieso?"

Jan erklärte: "Benni befolgt doch immer was du ihm sagst"
Dora errötete, stotterte: "Ja aber ich will doch nicht, habe doch nicht..."
Jan beteuerte: "Das ist o.k. so wie es ist. Ihr 2 versteht euch doch prächtig"
Jetzt konnte Dora wieder lächeln, verabschiedete sich mit ihrer Mutter

Gedanklich meinte Jan wieder zu Benni: "Du hast es gehört Großer. Lass Dora nicht zum Geburtstag hängen. Noch ein Grund mehr schnell gesund zu werden"
"Aber wie bloß?" fragte sich Jan insgeheim
Weiterhin hieß es die Blutwerte besserten sich nur langsam und minimal. Man müsse abwarten. Konnte aber auch bedeuten, dass jederzeit noch mit etwas Schlimmen zu rechnen war
Jan schüttelte sich, wollte die Befürchtungen von sich werfen. Er sinnierte wieder in der Vergangenheit. Diesmal fiel ihm ein, dass der kleine Benni Anderen immer gedroht hatte: "Lass mich bloß in Ruhe, sonst kommt mein Papa und erschießt dich, der ist nämlich Polizist". Als Jan davon hörte, führte er ein langes Gespräch mit seinem Kleinen. Versuchte ihm verständlich zu machen, dass Polizisten nicht immer gleich schießen dürften. Verbrecher auch oft durch Spuren oder Geständnisse überführt wurden. Ins Präsidium hatte er ihn mitgenommen

Im Präsidium zeigte Jan Benni das Waffen mehr Nebensache waren, es auch ein Labor gab, die Spusi, Techniker,
viel telefoniert, geschrieben und befragt wurde. Eine ganze Weile schwieg der Junge irritiert von allem. So nach und nach begriff dann sein kleiner Verstand immer mehr, bekan er das Puzzle zusammen. Danach hörte Jan nie wieder von Bennis "Erschieß-Drohung" Je älter er wurde, desto mehr Fragen stellte er über die Polizei, schien es ihn zu interessieren.
Jan dachte: "Zum Glück aber nicht soviel, dass du beschlossen hast auch Polizist zu werden. So sehr ich meinen Beruf auch liebe, aber meinen Sohn bei der Polizei zu wissen würde mir doch Sorgen bereiten"

Jan hatte das Gefühl die Nächte würden immer länger, seien immer schwerer zu ertragen. Sicher, selbst wenn ihm die Lider zugefallen und er ein leises Geräusch hörte oder Benni nur ein wenig zuckte, war er sofort hellwach. Bedenklich war, dass ihm die Lider so oft zufielen. Alle Versuche mit kaltem Wasser, Kopf aus dem Fenster und viel Kaffee halfen auch nicht mehr viel. Auch wenn er nächtliche Überwachung gewöhnt war, solange hatte noch keine Aktion gedauert. Ich könnte durch die Tür gehen und mich daheim ins Bett legen. Es waren Gedanken, es in die Tat umzusetzen hätte Jan nie über sich gebracht

Längst gab es keinen Widerspruch mehr, wenn Leni ihn morgens zum Schlafen schickte. Aber Jan war, als altere er wie in einer Zeitmaschine, jeden Tag ein paar Jahre. Ebenso verschlechterte sich sein eigener Zustand rapide

Die Schwäche von Jan, ständiger Schwindel, die in ihm nagende Verzweiflung, war wie ein Flächenbrand, der sich rasend schnell ausbreitete. Jan mochte gar nicht mehr sein Spiegelbild sehen. Ängstigte sich selbst vor seinem eingefallenen, blassen Gesicht, durch das sich so tiefe Runnen zogen. 2 Augen, die ihn leer, glanz- und hoffnungslos anblickten. Wenn es Jan auch immer schwerer fiel, er sich zu jeder Bewegung zwingen musste, nichts mehr von seiner Sportlichkeit, seinem Elan geblieben war, zu Benni zog es ihn weiterhin. Da konnte er nicht anders. Zustand hin oder her, hier sprach sein Herz

Hajo erschien heute in der Klinik, fragte geradeheraus: "Nun sag mal ehrlich Jan wie du dich fühlst"
Jan vermutete: "Du meinst wegen dem Reinfall Asia-Blitz"
Hajo nickte
Jan erklärte: "Lass mal, ich habe es verschmerzt. Ist hart, wenn man viel Hoffnung drauf setzt. Aber es ist vorbei. Trotzdem hoffe ich noch immer auf Bennis Heilung"
Wenn Hajo auch erschrocken war, dass Jan so in sich zusammenfiel. Er glaubt ihm, belügen hatte Jan ihn noch nie können
Ihm fiel nichts anderes ein, als über den Fall zu sprechen, meinte: "Da wir nicht weiterkommen, müssen wir die Maybach-Strategie anwenden"

Jan hörte nur mit halbem Ohr hin, deshalb antwortete er: "Da musst du mich aber ausführlichst über den Fall informieren wenn ich mitmischen soll"
Hajo erregte sich: "Quatsch Jan, wer sagt denn so was. Du sollst keinen Dienst tun"
Jan stammelte: "Ja aber Maybach-Methode sagtest du doch"
Hajo erklärte: "Ja, wir versuchen so zu ermitteln wie du es sonst tust, eben die Maybach-Strategie. Fortschritte machen wir schon. Ob präsent oder nicht, ohne dich geht es eben nicht Jan"
Jan wehrte ab: "Jetzt hör aber auf, habe oft genug flach gelegen und trotzdem ward ihr 3 erfolgreich"
"Aber nur, weil du uns selbst vom Krankenbett noch Tipps gabst" konterte Hajo
Erregt rief Jan: "Hajo jetzt reicht es aber"
Hajo schmunzelte: "Lass dich doch mal loben Jan. Vor allem weil es berechtigt ist und Lob stärkt das Selbstbewusstsein"
"Dachte immer davon hätte ich genug" murmelte Jan
Hajo meinte: "Na ich weiß nicht, dafür bist du viel zu bescheiden"

Da entgegnete Jan: "Dann bitte ich dich mal ganz selbstbewusst mit Leni zu sprechen. Ich mache mir Sorgen um sie. Die Stunden, die sie an meiner Stelle bei Benni verbringt arbeitet sie bestimmt nachts nach. Das muss aufhören, sonst klappt sie mir noch zusammen"
Hajo erregte sich: "Du bist dem Zusammenbruch sehr viel näher Jan. Ne, ne, du brauchst wenigstens ein paar Stunden Schlaf, obwohl die ganze Nacht ja besser wäre. Um Leni mache dir mal keine Sorgen. Sie kann hier arbeiten und wenn was nachbleibt, was ist denn dabei wenn sie bis 22.00 Uhr arbeitet. Zumal du nicht da bist
Unsicher meinte Jan: "Also ich weiß nicht"
Hajo antwortete: "Aber ich weiß es oder hälst du mich für einen Rabenvater?"
Heftig schüttelte Jan den Kopf
Hajo versuchte Jan noch mehr abzulenken, erzählte alles mögliche, stellte Fragen, auf die Jan antworten musste
Als er ging hatte er den Eindruck Jan sei wenigstens in dieser Zeit nicht ganz so depremiert gewesen

Wieder mit Benni allein, setzte aber gerade das wieder schlagartig ein. Leider gab es auch negative Erlebnisse, für die Benni nichts konnte. Mit Schaudern erinnerte sich Jan als in seiner Schule Drogen auftauchten. Er wusste sicher, dass der Junge keinen Stoff anrührte. Doch das Zeug in seiner Nähe zu wissen, war trotzdem grauenhaft

Grauenhaft waren auch die weiteren Ermittlungen verlaufen. Furchtbar zu sehen, wie sich Bennis Schulkameraden die Drogen einwarfen, wie sie abbautenn, bis ja, bis es leider wirklich einen Toten gab. Und jetzt liegt mein Junge im Ster.....
Nein, nein, nein, Jan lehnte sich mit all der wenigen Kraft die er noch hatte gegen die Vorstellung auf, wollte sie nicht zulassen. Er konnte sich nicht oft genug einreden, dass Benni wieder gesund würde

Entschuldigung für den kurzen Abbruch - war nicht vorgesehen

Ben kam ins Büro und fragte verlegen: "Wisst ihr wie es Jan geht, ich meine wegen der Schlappe mit dem Asia-Blitz?"
Hajo erklärte: "Es zerrt zwar an Jan, aber keine Angst, er macht keine Dummheiten. Würde doch nie vergesssen, dass er noch für Benni da sein muss"
Ben atmete auf: "Beruhigt mich ein wenig, aber nicht ganz. Aber ihr scheint zu vergessen, dass ihr einen Mord zu klären habt"
Ina erregte sich: "Moment mal, wir machen Riesenfortschritte und das Dank Jan"
Ratlos fragte Ben: "Jan sehe ich hier nicht, wie soll denn das funktionieren?"
Ina erklärte: "Das versteht eben nur ein eingefleischtes Team wie wir, die zu Kollegen stehen, auch wenn er gerade in verzweifelter Lage ist"

Leni, Benni, Jan - es nahm alles weiterhin den gewohnten Gang. Aber für sich selbst begriff Jan nicht warum ihm immer mehr die Luft ausging. Er praktisch auf dem Zahnfleisch lief. Manchmal konnte er keinen klaren Gedanken fassen, so wild tobten Erinnerungen, Angst und Verzweiflung in ihm.

Jan tröstete sich immer damit, dass bald alles vorbei, Benni schnell gesund sein würde
Aber ein Blick in den Spiegel hätte ihm gezeigt, dass er soweit abgebaut hatte, ihn schon ein schwacher Windhauch umwerfen konnte.

Nachdem Dr. Wend Benni heute wie täglich untersuch hatte, meinte er zu Jan: "Herr Maybach, Sie brauchen sich nicht immer so zurückhalten. Wenn Sie Fragen haben oder etwas wissen möchten, sehe ich das nicht als Einmischung an"
Leise meinte Jan: "Habe das ja schon oft gefragt, also frage ich es wieder. Hat sich an den Blutwerten nichts geändert?"
Dr. Wend erklärte: "Ich will mich Ihnen nicht verschließen, wenn ich nicht laufend berichte. Aber auch für mich als Arzt ist es depremierend wenn ich immer nur das selbe berichten kann, niemals positives. Bennis Blutwerte bessern sich so minimal und so langsam, dass es eigentlich immer nur die gleiche negative Auskunft ist"
"Verstehe" hauchte Jan
Dr. Wend legt ihm noch tröstend die Hand auf die Schulter, dann war er draußenn
Betrübt dachte Jan: "Also weiterhin Stillstand, gefährlicher Stillstand für Bennis Le...."