Wenn der Magen knurrt

Bei Benni musste das Gespräch mit Anja verdrängt werden. Zu blöd, dass Jan ihr Gesagtes nicht so recht aus dem Sinn gehen wollte. Gewaltvoll riss er sich zusammen, jetzt stand Benni im Focus und sonst nichts
Mit einem Blitzerwachen rechnete Jan bei seinem Jungen nicht und doch ertappte er sich immer wieder dabei , dass er ihn intensiv fixierte. Ihm manchmal so war, als bewege er sich ein wenig, zucke ein Finger, eine Hand, die Fusszehe, verziehe sich der Mund.
Dann schimpfte sich Jan wieder: "Idiot, leidest schon an Einbildungskrankheit. Es wird noch dauern, Benni braucht Zeit. Nach der langen Dauer wirst du doch diese kurze Weile noch aushalten"
Restlos glücklich war Jan auch noch nicht. Sein Schatten hieß immer noch Angst. Jetzt die Angst davor in welchem Zustand Benni nach dem langen Schlaf sein würde, vor allem geistig
Jan redete sich Gelassenheit ein. In Wirklichkeit war er nervös, aufgeregt, bis zum Äußersten angespannt.
Irgendwann waren die kaum wahrnehmbaren Regungen von Benni auch keine Einbildung mehr. Jan griff sanft an die Stellen, an Hand oder was es gerade immer war. Er spürte nur zu gut die leichten Zuckungen, die jetzt auch im Gesicht erkennbar waren. Gebannt blickte Jan nur noch darauf, nicht das kleinste Zittern entging ihm. Bennis Augen waren am wichtigsten, hier erkannte er sofort wenn er erwachte

Aber das ständige auf eine Stelle schauen machte Jan träge. Seine Augen brannten. Er riss sie immer wieder weit auf, wenn sich die Lider nach unten senken wollten, war schon unzählige Male mit den Händen darüber gestrichen
So sehr sich Jan auch dagegen stemmte, irgendwann fielen ihm die Augen doch zu, senkte sich sein Kopf langsam auf das Bett, er schlief ein

Bennis Erwachen ging über langes Blinzeln, mehrmaliges Augen auf- und zuschlagen, bis er endlich seine Umgebung erkannte. Er war erstaunt in einer Klinik zu sein, aber irgendwo im Hinterkopf war auch etwas von Übelkeit und Erbrechen.
Dann sah Benni Jans aufs Bett gesenkten Kopf, dachte erstaunt: "Mein Papa schläft neben meinem Krankenbett, hat er dort gewacht? Oh Mann, muss er fertig sein, bloß nicht wecken"
Aber Bennis Hand zuckte und für Jan, dessen Hand auf Bennis lag, war das Alarm, der Weckruf
Sofort schoss er hellwach hoch, sah in Bennis geöffnete Augen, stammelte konfus, glücklich, erstaunt, unsicher, alles zusammen: "Junge, Benni, Großer, du bist wach. Siehst du mich auch, erkennst du mich deutlich?"
Noch heiser krächzte Benni: "Deutlicher geht es nicht Papa. Aber du wachst hier an meiner Seite, in einer Klinik. Was hat das zu bedeuten?"

Jan war so erleichtert, dass Benni klar und deutlich sprach. Auch die wenigen Bewegungen, die er machte, alle normal aussahen. Es schien wirklich alles in Ordnung zu sein. So fragte er: "Was ist das Letzte an das du dich erinnerst?"
Einen Moment grübelte Benni, dann flüsterte er: "Übelkeit, Erbrechen, Hektik setzte ein. Glaube, du hast mich in die Klinik gefahren, ein Arzt, Untersuchungen. Aber dann..........mehr weiß, mehr weiß ich wirklich nicht. Was war los Papa? Du musst mir alles ganz ausführlich erzählen"
Das machte Jan auch. Von der Diagnose, über Felix, Asia-Blitz, den Langzeitschlaf, wieder Felix, bis zu den Äpfeln.
Wie gefährlich das Gift gewesen war umschrieb er, sorgte sich Benni könne sich zu sehr ängstigen
Dann informierte Jan die Schwester. Nach ein paar Versorgungen an Benni bestätigte auch sie seinen guten Zustand
Wieder alleine meinte Benni: "Oh Mann Papa, nur weil ich mich mal mit Äpfeln vollschlage solche Folgen, solange Stress, hast du soviel Aufregung mit mir"
Jan entgegnete: "Ist vorbei mein Großer, Hauptsache du bist wieder gesund"

Bedrückt murmelte Benni: "Es tut mir leid Papa. Bitte entschuldige. So ein Hammer wegen meinem Äpfelheißhunger.
Ich mache es auch nie wieder. Bist du mir sehr böse?"
Jan wehrte lachend ab: "Quatschkopf. Kannst doch nichts dafür, dass du da gerade mal auf Äpfel Lust hattest. Haben wir doch alle mal, gerade auf irgendetwas Heißhunger. Man kann sogar sagen das Obst ist dir geradezu vor die Füsse gerollt. Wie oft habe ich schon irgendwo reingebissen, wenn es sich auf der Straße anbot. Normalerweise hat das ja auch keine Folgen. Woher solltest du denn wissen, dass hier ein falsches Mittel verwendet wurde"
Benni fragte: "Hast du jede Nacht bei mir gewacht"
Jan nickte
Benni ereiferte sich: "Mensch Papa, in einer Klinik bin ich doch bestens versorgt und bewacht"
Jan flüsterte: "Kennst mich doch"
Benni nickte: "Ja ich kenne dich. Must vor Sorge fast durchgedreht sein. Ich bin ja froh einen so fürsorglichen Vater zu haben, aber schaue dich doch mal an. Entschuldige, aber du siehst so was von fertig aus, eingefallen, blass, elendig, nur noch ein Schatten deiner selbst"

"Wenn du nicht aufhörst mit deiner Dauerwache bist du ganz schnell selbst hier Patient" endete Benni aufgeregt
Jan entgegnete: "Ist ja bald vorbei. Nicht mehr lange und du bist wieder zu Hause"
Benni wollte jetzt soviel wissen
Jan erzählte und erzählte, Benni dabei immer wieder über die Wange streichelnd, durchs Haar fahren, seine Hand drückend, auch mal zu trinken geben. Er fühlte sich so befreit, glücklich, in einem positiven Emotionsmeer, was er nicht in Wort fassen konnte. Sogar sein Lachen war zurück gekehrt

"Bei so lebhafter Unterhaltung muss unser Patient ja gesund werden" betrat Dr. Wend morgens das Zimmer
Er stellte sich Benni vor, erklärte ihm einiges, untersuchte ihn und meinte dann: "Musst noch ein bisschen Kraft tanken, aber ich schätze in 2-3 Tagen bist du wieder bei deinem Vater. Erst mal kommst du von Intensiv runter"
Benni meinte: "Mein Zustand ist gut. Können Sie dann meinem Vater klar machen, dass er mich auch mal alleine lassen kann, sich ausschlafen muss, weil er kurz vor dem Zusammenbruch steht"
Der Dr. schmunzelte: "Tja, da Aufregung für Benni Gift ist, wäre es ratsam wenn der Vater sich dem Willen des Sohnes beugt"
"Das ist Erpressung" grinste Jan

"Papa" rief Benni entrüstet
Jan hielt schützend die Hände hoch: "Schon gut, schon gut, ich ergebe mich. Aber glaube ja nicht, dass es jetzt immer nach deinem Kopf geht"
Benni setzte an: "Papa sei doch vernünftig...."
Jan unterbrach ihn: "Sage mir was ich dir bringen soll. CDs, Bücher, Süßigkeiten"
Benni zählte auf
Jan strich ihm noch mal über den Arm: "Dann bis später, mein kleiner Held" wollte sich schon zum Gehen wenden
"Papa" kam es da von Benni
Jan drehte sich herum. Da legte Benni den Arm um seinen Nacken, zog ihn herunter, flüsterte ihm zu: "Danke, danke Papa. Du bist der allerbeste Vater den man überhaupt haben kann, ehrlich"
Fest presste Jan die Augen zusammen, wollten da doch wieder Tränen fließen
Als Benni ihn losließ flüsterte er: "Und einen besseren Jungen als dich kann man sich nicht wünschen" eilte hinaus

So schnell konnte Jan all die Verzweiflung, Angst, Sorgen, das Schlafdefizit nicht abschütteln. Aber die Befreiung gab ihm Schwung. Mit einem glücklichen Lächeln fuhr er nach Hause. Führte Telefonat, zuerst mit Leni

Jan informierte aber auch Hajo und die Freunde. Er vergaß auch Dora und Felix nicht. Blieb noch Anja, die wenigstens vom Erwachen wissen sollte. Mit mulmigen Gefühl wählte Jan die Nr. Zum Glück war Jim dran, dem Jan alles erzählte. Er war erleichtert, nicht wieder mit Anja sprechen zu müssen. Danach legte er die Sachen für Benni zurecht, anschließend ging er zu Bett, wo er bis um 14.00 Uhr schlafen wollte.
Leider war es auch jetzt nicht sehr erholsam. Jan träumte von einem gesunden, kraftstrotzenden Benni, der ihm davonlief. Ausgerechnet auf einen Apfelbaum kletterte und jede einzelne Frucht war übersät mit riesigen Giftflecken. Jan warnte, schrie, bis die Stimme versagte. Doch da biss Benni genüsslich in einen Apfel, schlang das riesige Stück gierig herunter. Laut schrie Jan: "Nein" und fuhr hellwach hoch
Erregt dachte er: "verdammt, Benni ist doch gesund, warum spielt dein Unterbewusstsein immer noch so verrückt
Ist wohl alles noch zu frisch, hast die Belastung noch nicht verarbeitet" tröstete er sich dann. Er legte sich wieder hin, hatte auch jetzt noch Benni immer wieder vor sich, wachte aber nicht mehr auf

Nach Jans Anruf meinte Hajo: "Endlich die glückliche Nachricht. Das ist wie eine Befreiung"
Ina ergänzte: "Ich fühle mich so gelöst als hätten wir einen Massenmord aufgeklärt"
Vince erklärte: "Dann kann ich Jan morgen endlich sagen, dass ich ganz ehrlich mitgezittert habe"

"Du gehst in die Klinik Vince?" fragte Ina erstaunt
Vince entgegnete: "Wieso denn Klinik. Jan kommt bestimmt schon morgen wieder zum Dienst"
"Und du bildest dir ein Jan zu kennen" winkte Hajo ab
"So pflichtbewusst wie Jan ist wird er morgen wieder zum Dienst kommen" beharrte Vince
Hajo polterte: "Schwachkopf. So krank wie Benni noch ist bzw. noch in der Klinik, hat Jan noch genug für ihn zu sorgen. Auch wenn er schon länger fehlt, lasse ich ihm 1. die Zeit. Denn den Stress zwischen Klinik und Dienst zu pendeln kann ihm keiner zumuten. 2. Denke mal scharf nach. Jan ist noch gar nicht einsatzfähig, wird noch Zeit brauchen bis er die Verzweiflung überwunden hat. Aber selbst wenn er sich eisern zusammenreißt, es unterdrücken will, hat er ein solches Schlafdefizit, dass er am Schreibtisch einpennen würde. Noch schlimmer, ihm bei einem Schusswechsel die Augen zufallen. Das wäre der absolute Hammer, Benni aus der Klinik und Jan liefert man schwerverwundet ein"
Vince feixte: "Nobel, nobel, wie fürsorglich du an deine Untergebenen denkst. Muss schleunigst Vater werden. Die beste Masche um viel Freizeit rauszuschlagen"
"Sag mal gehts noch?" empörte sich Ina

"Sollte ein Scherz sein" beschwichtigte Vince
"Musst du das nächste Mal aber dabei sagen" maulte Ina

Jan erwachte pünktlich, fühlte sich erfrischt nach einer Dusche, konnte aber trotzdem nicht leugnen, dass Erschöpfung noch immer Oberhand hatte
"Das ist auch bald vorbei. Jetzt kann es nur noch bergauf gehen" tröstete er sich

In der Klinik war Dora bei Benni, die verlegen sofort gehen wollte. Das ließ Jan aber nicht zu. Also ging er in die Cafeteria. Den Kaffee genoss er und in aller Ruhe las er endlich mal wieder Zeitung, erfüllt von Glücksgefühlen. Alles war wieder gut, keine Angst mehr, kein Druck oder Verzweiflung. Jan konnte es nicht beschreiben, fühlte sich aber als hätte eine neue, positive Epoche begonnen

Mit Benni allein gab es viel zu erzählen, bis der meinte: "Habe erfahren, dass du überhaupt nicht von meiner Seite gewichen bist. Mensch Papa, habe hier doch jede Hilfe bekommen. Ich wieder gesund aber du siehst immer noch grauenhaft aus"
Jan entgegnete: "Das wird wieder"

Benni erregte sich: "Es hätte nicht soweit kommen dürfen Papa. Warum bist du nur so unvernünftig?"
Leise aber bestimmt antwortete Jan: "Auch wenn du dich jetzt wieder bärenstark fühlst, wie viel und wie lange ich dich umsorge ist einzig und allein meine Sache, ist das klar?"
"Aber Papa....." setzte Benni wieder an
"Schluss mit dem Thema" schnitt Jan ihm das Wort ab und begann ein neues Thema
Leni kam auch noch und den 3 fehlte es bestimmt nicht an Gesprächsstoff

Später in der Wohnung meinte Jan: "Benni ist fast schon wieder der Alte und vorgestern wollte ich vor Angst noch durchdrehen. Meine Güte, ich habe mich benommen wie ein Idiot, total abgedreht, hysterisch, abgehoben, wie ein, ein......"
Leni legte ihm die Hand auf den Mund: "Du bist ein großartiger Vater. Jeder Junge beneidet Benni um seinen Papa. Du hast dich benommen, wie deine Emotionen dich gelenkt haben. Das ist etwas sehr schönes. Dafür haben auch alle Verständnis, ja mitgelitten. Bei dir piepst wohl dir Vorwürfe zu machen"
"Ja aber....." wollte Jan einen erneuten Erklärungsversuch starten
"Jan, ich warne dich" meinte Leni gespielt sauer

Jan hob schützend die Hände vor die Brust, meinte lächelnd: "O.k., o.k. bin schon still, du hast gewonnen"
Leider verlief die Nacht doch nicht so ruhig wie erhofft. Jan träumte immer wieder von Benni. Da kam es zu Komplikationen, Benni erkannte ihn nicht mehr, musste für immer in der Klinik bleiben
Erholsam war die Nacht bestimmt nicht. Jan sah auch morgens wieder furchtbar elend aus. Er tröstete sich, dass die Angst sich zu festgefressen hatte, es Zeit brauche bis er den Zustand überwand

Heute war Felix bei Benni. Er machte sich aber so schnell hinaus, dass Jan ihn nicht halten konnte. Jan schüttelte den Kopf
Benni meinte: "Felix hat Angst vor dir Papa. Habe ihn ausgelacht. Er sagt aber es gibt Grund dafür. Jetzt kläre mich auf"
Jan erzählte ihm von Felix Angaben Asia-Blitz. Welche Niete das war und das erst durch die Plantage alles klar wurde, was aber gedauert hatte
Benni lästerte: "Felix ist ein Schussel. Aber wegen den Wirrungen reißt du ihm doch nicht den Kopf ab"

Jan gestand: "Ich war, als Felix das endlich mit den Äpfeln einfiel so erregt, dass ich einen heftigen Satz losließ. Warum er damit erst jetzt komme oder so ähnlich. Ich entschuldigte mich sofort danach. Doch bei der Plantage faselte Felix immer wieder, "es war kein Klauen", was ich auch bestätigte. Aber seit dem zuckt er nur noch neben mir zusammen, was anscheinend immer noch andauert. Er benimmt sich als sei ich der schlimmste Jungen-Verprügler"
Benni lachte: "Jungen-Verprügler, mein verständnisvoller Papa. Ich werde mit Felix ein ernstes Wort reden. Lasse dich doch nicht hinstellen wie ein Monster"
Auch heute mangelte es Vater und Sohn nicht an Gesprächsstoff. Als Hajo aber kam musste Benni ihm gleich verkünden: "Ich werde morgen entlassen"
Jan meldete sich: "Übermorgen komme ich dann auch endlich wieder zum Dienst"
Hajo wehrte ab: "Nichts da, du schläfst dich erst mal ein paar Tage aus"
Jan meinte: "Das geht nicht, ich fehle schon viel zu lange. Habe zulange eine Extrawurst gebraten. Bin jetzt schon auf die Lachsalven gefasst, dass ich Benni wie ein Baby begluckt habe. Also Übermorgen setze ich wieder ein"

Hajo wurde heftig: "Nichts da Jan. Du schläfst dich aus und zwar solannge bis restlos die Erschöpfung aus deinem Gesicht verschwunden ist. Wie kommst du überhaupt auf Auslachen. Vom Streifenbeamten bis zum Chef, uns 3 eingeschlossen, wir alle hatten vollstes Verständnis für dich. Wir haben mit dir gelitten, gebangt, gehofft uns schließlich gefreut. Du hast nicht nur riesiges Schlafdefizit, es wird auch noch dauern bis sich deine Aufregung gelegt hat. Jedem ist klar, dass du Schreckliches durchlitten, eine furchtbare Zeit durchgemacht hast. Brauchst noch Zeit bis dein Innenleben wieder gekittet ist"
Jan erklärte: "Hajo ich bin Polizist. Muss auch mal Schluss sein mit Gefühlsduselei"
Hajo schimpfte: "Vatergefühle sind keine Gefühlsduselei und jetzt Schluss. Wenn du so früh wieder erscheinst nagele ich eigenhändig die Bürotür vor dir zu"
Jan lächelte gequält. Hajos Worte waren wie Balsam für ihn und doch meinte er Pflichtbewusstsein komme an
1. Stelle
Benni grinste: "Hajo ist der Chef Papa. Ich würde mir seinen Zorn nicht zuziehen"
Unsicher meinte Jan: "Ihr 2 habt euch also gegen mich verschworen"

Jan wusste wie ernst es Hajo meinte, war ihm ja dankbar

Benni fieberte seiner Entlassung förmlich entgegen. Er durfte zur Schule, wenn er sich danach fühlte und Benni fühlte sich gut. Nichts mehr war zu sehen von dem Jungen der noch vor ein paar Tagen so krank dagelegen hatte.
Anscheinend hatte er sich vollkommen erholt. Es war fast so als hätte es die Vergiftung nie gegeben. Nur einen Tag hielt es Benni zu Hause, dann meinte er gestärkt genug für den Unterricht zu sein

Anders war es da bei Jan. Er konnte die schreckliche Zeit und alles damit verbundene nicht so schnell abschütteln
So ausgehöhlt, aufgewühlt, schwach, müde, erschöpft, am Boden wie er sich fühlte, war klar, dass er nur durch Ruhe seinen Normalzustand wieder erreichte. Hajos Drohung noch in den Ohren machte er erst gar keinen Schritt in Richtung Präsidium.

Also legte sich Jan jetzt wirklich schlafen und er schlief. Waren auch die 1. Stunden noch unruhig weil er Schlimmes von Benni träumte. Mit jeder Stunde aber wurde er entspannter, bis er in tiefen, festen Schlaf fiel, der mehr als 2 Tage dauerte
"Benni" war Jans 1. Gedanke als er erwachte. Aber er dachte es befreit, glücklich, gelöst.

Bei Jan gab es keinen Druck mehr, keine Angst. Der Horror war endgültig vorbei
Beschwingt stand Jan auf, sammelte sich die nächste Stunde noch, joggte dann seit langem wieder eine endlose Strecke. Das er sich nicht nur gut fühlte, sondern auch so aussah, bestätigte ihm erst Benni und später auch Leni
Jan war wieder in seiner alten Verfassung angekommen und spürte das auch mit jedem Atemzug

Zufällig trafen alle 4 am nächsten Morgen gleichzeitig am Präsidium ein. Da gab es schon ein großes Hallo, doch im Büro machten die 3 noch mal deutlich wie sehr sie mit Jan gelitten hatten. Aber auch wie glücklich sie über Bennis Genesung waren
Nach einiger Zeit meinte Jan: "Eigentlich bin ich ja zum arbeiten gekommen"
Im Schnellkurs klärten sie ihn über den aktuellen Fall auf. Dann wies Hajo auf einen Aktenstapel meinte: "Da kannst du dich einlesen Jan und wenn du dir ein Bild gemacht hast, besprechen wir alles gemeinsam"
Jan wollte sich gerade in die Akten vertiefen, als Vince meinte: "Jan, ich habe ja schon mal versucht dir zu einem indirekten Erfolg zu gratulieren, aber du hast mich bloß abgewimmelt"
Jan sinnierte: "Ja, erinnere mich, du willst doch nicht wieder damit anfangen?"
Vince beharrte: "Du hast gesagt ich rede Müll"

Jan meinte: "Ist doch auch Müll wenn ich nicht im Dienst bin du aber von Erfolgen faselst"
Vince entgegnete: "Aber es ist doch dein indirekter Erfolg im Mordfall..... Unser Verdächtiger hatte ein Alibi, wir traten total auf der Stelle. Da beschlossen wir deine Strategie anzuwenden Jan. Ermittelten im weiten Umfeld, stießen auf ungeahnte Beziehungen. Als ob du mitgewirkt hättest, kamen wir dann auf den Täter. Nicht nur ich, auch Ina und Hajo meinen, dass du wie mit unsichtbarer Hand zum Erfolg beigetragen hast"
Jan schüttelte den Kopf
Ina aber erklärte: "Jan, Vince hat recht. Auch wir finden, dass dir ein großes Stück vom Erfolgskuchen gehört"
Jan wehrte ab: "Jetzt hört aber auf. Nur weil ihr so vorgegangen seid, wie ich vielleicht gehandelt hätte, habe ich doch nicht zum Erfolg beigetragen"
Vince meldete sich: "Es ist aber so Jan und darum muss ich dir mal sagen wie klasse ich eigentlich deine Vorgehensweise finde. Auch wenn ich immer darum blödele, dich und alles was du tust nehme ich sehr ernst"
Jan sah in spöttisch an, meinte: "Vince ich brauche keinen Partner der Witze reißt, sondern einen auf den ich bauen kann"
Vince beteuerte: "Aber das kannst du Jan. Nach dieser Erfolgsstory erst recht"

Erregt meinte Jan: "Jetzt reichts aber mit Lobeshymnen, direkten, indirekten Erfolgen. Wir sind doch nicht in einer Zaubershow"
Vince ließ nicht locker: "Mensch Jan, jetzt freue dich doch mal. Jedem Anderen ginge so ein Lob wie Honig runter"
Jan schnappte nach Luft, setzte zur Antwort an, da fiel Ina ein: "Vince du solltest besser aufhören. Jan mag kein Lob. Das macht ihn verlegen. Ich habe doch recht Jan?"
Jan grinste unsicher: "Woher weißt du denn was mich verlegen macht?"
Ina meinte: "Solange wie wir schon zusammenarbeiten, kenne ich so einiges an dir"
Jan legte die Hand an die Stirn, salutierte spaßeshalber, meinte: "Melde gehorsam, Sie haben recht Frau Kollegin"
Jetzt vertiefte sich Jan endlich in die Akten. Dauerte natürlich nicht lange und er hatte ein Bild von den Fällen. Schon nachmittags konnte man sagen hier ermittelte wieder das alte Viererteam

Zuhause beobachte Jan Benni erst ängstlich. Aber Benni hatte gesunde Farbe, war vital. Die Ärzte waren sehr zufrieden. Jan war beruhigt. Benni war wieder vollkommen gesund, da konnte er ganz sicher sein

Am 2. Tag kam Ben ins Büro, meinte zu Jan: "Gut das du da bist. Dann kannst du mir endlich erklären wie du das geschafft hast, nicht im Dienst zu sein, aber gleich 2 Fälle aufzuklären?"

Jan sah ihn mit einem Blick an als wolle er sagen: "Jetzt ist er komplett durchgedreht"
Ben wunderte sich: "He Jan, ich rede mit dir, warte auf deine Antwort"
Jan meinte: "Ich verstehe aber nur Bahnhof. Du musst mich verwechseln. Ich konnte keine Fälle lösen, weil ich fast nur in der Klinik war"
Ben beharrte: "Hast du aber Jan, Riesendinger und wenn keine direkten Morde, als versuchte Tötung kann es allemal ausgelegt werden"
Jan schüttelte den Kopf: "Ben du schnupperst zuviel an verdorbenen Produkten, solltest mal frische Luft schnappen"
Ben erregte sich: "Mensch Jan, du bist doch sonst nicht begriffsstutzig. 1. gelöster Fall Asia-Blitz. Weil du dich auf die Lauer legtest, sind wir auf die polnische Lieferung gestoßen. Wir haben Kühlräume unter der Erde entdeckt
Da hätten wir noch 200x aufkreuzen können. Auf den Zugang wären wir nie gekommen. Das war ein florierender Handel von abgelaufenen, genmanipulierten, vergammelten Produkten. Die Klagen von Gästen über Übelkeit, Magenverstimmung, usw. waren absolut berechtigt. Das Finanzamt hängt mit drin, gefälschte Bücher, Steuerhinterziehung. Der Zoll freut sich über den Riesenfisch.

Ben fuhr fort: "Die polnischen Kollegen sind glücklich endlich das Netz dieser radikalen Bande ausheben zu können. Die gingen über Leichen um die Ware europaweit zu verticken. Waffenhandel hängt auch mit drin. Du hast ja selbst gehört Jan wie die rumgeballert haben. Mehr Verbrechensaufklärung geht wohl nicht. Aber weil das noch nicht reicht, muss Jan ja noch eins draufsetzen, Stichwort: "Äpfel"
Mit diesem Wort holte Ben fix einen Apfel aus der Tasche, warf ihn Jan zu, der ihn reflexartig auffing
Ben fragte: "Muss ich noch deutlicher werden Jan?"
Ruhig entgegnete Jan: "Ich habe lediglich Äpfel zu dir gebracht, dir die Herkunft genannt, weil ich wissen wollte ob und wenn ja, mit was sie gespritzt sind. Das war Eigennutz Ben, weil ich mir Hilfe für Benni erhoffte"
Ben antwortete: "Ich bin ja auch froh, dass wir in Zusammenarbeit mit der Klinik auf den Stoff gestoßen sind, Benni endlich gesund wurde. Gleichzeitig konnten wir aber die Plantage ausheben. Die spritzten tatsächlich jahrelang mit diesem gefährlichen Mittel. Sorgten im eigenen Labor immer wieder für Nachschub. Warum die Äpfel, die Benni gegessen hat eine solche Ladung abbekommen haben ist ungeklärt. Aber gesundheitsschädlich ist es so oder so. Hat viele Auswirkungen auf Magen, Darm, Blut. Könnte bei regelmäßigen Verzehr tödlichen Ausgang nehmen. Da aber ausschließlich nur in den Ostblock geliefert wurde, haben wir nie was von Schäden gehört"

Ben erklärte weiter: "Nicht auszudenken wieviel Kranke, ja vielleicht Tote es da schon gegeben hat. Aber in den Ländern wäre man nie auf die Äpfel gekommen. Denen ist das Gift ja unbekannt. Wurde ja eigens in der DDR entwickelt. Die Plantage hat sich damit reich gestoßen. Hätten immer weiter gemacht, wenn, ja wenn Benni mal nicht zufällig Appetit auf Äpfel gehabt hätte. Kapierst du endlich Jan warum ich so begeistert bin, dass du Fälle löst ohne im Dienst zu sein"
Jan meinte nur: "Ich wollte einzig und allein meinem Sohn helfen und nichts anderes"
Vince meldete sich: "Ben gib dir keine Mühe. Jan ist von Lob immer peinlich berührt, macht ihn verlegen. Solltest lieber aufhören"
Ben wehrte ab: "Quatsch, wenn es doch wahr ist. Klasse Jan, einfach beeindruckend. Aber sag mal, ist das Methode von dir bei den Ursprüngen des Bösen anzusetzen?"
"Ursprüngen, was soll denn das schon wieder heißen?" fragte Jan ratlos

Ben feixte: "Denke mal scharf nach Jan. Paradies, Adam, Eva, der Apfel. Wegen dem Biss in einen Apfel wurde das Paradies, das Gute, verschlossen. Ab jetzt begann das Böse, das Verbrechen, also Ursprung"
Jan warf Ben den Apfel zurück, meinte gespielt böse: "Jetzt mache aber das du rauskommst, du Bibelfachmann. Sonst bist du für alle Zeit aus unserem Paradies, dem Soko-Büro, verbannt"
Ina, Hajo und Vince lachten schallend
"Zu Befehl" grinste Ben breit, biss tief in den Apfel und verschwand
Das Lachen von Ina, Hajo und Vince war so ansteckend, dass Jan gar nicht anders konnte als einzustimmen

E N D E

Hallo Walli,
mensch, da hast du aber eine eine schöne, lange Geschichte geschrieben. Ich habe ja jeden Tag mitgefiebert, wie es dem armen Benni und natürlich wie es Jan geht. Zum Glück hatte deine Geschichte ja einen guten Ausgang und alle Rätsel um das verdorbene Essen konnten gelöst werden :-)

LG
Moritz

Hallo Walli,
ich schließe mich Moritz an. Auch ich habe deine Geschichte wieder mit viel Herzklopfen verfolgt und bin natürlich froh das sie ein gutes Ende genommen hat. Ich hoffe ja nun insgeheim das dir bald wieder eine neue Geschichte einfällt, vielleicht gerade zu dem Vierteiler "Jan im Gefängnis" ?????????? Ich wette du könntest das. Klingt nämlich garnicht gut Also bis hoffentlich bald wieder liebe Grüße Kathy