Fehlende Erinnerung

Max wehrte ab: "Hajo bitte, ich verstehe ja deine Verzweiflung. Aber auch wenn Jan fast dein Schwiegersohn ist, darfst du nicht behaupten sein Leben liege uns nicht genauso am Herzen. Schau dich mal um. Alle lassen die Köpfe hängen wegen Jan. Sonst haben wir Erfolg mit der Überwachung, aber beim eigenen Kollegen versagen wir"
Jetzt regte sich Vince auf: "Hör auf mit dem Gesülze. Hajo hat recht, du hast gepennt. Vielleicht mit Berechnung
"Hu, die Barth-Bande festnehmen, viel zu gefährlich. Da mache ich lieber den Standort nicht aus. Auch denkbar, dass Einer von euch auf Beförderung aus ist. Geht am schnellsten wenn Jan stirbt, dann ist eine KOK-Stelle frei"
Max brauste auf: "Vince am liebsten würde ich dir jetzt die Fresse polieren. Doch ich bin nachsichtig, weil du Jans Entführung miterlebtest, bist seitdem durch den Wind. Aber reiß dich zusammen, nicht noch so eine Unterstellung. Oder kennst du einen von uns der Jan feindlich gesinnt ist?"
Ina beschwichtigte: "Jetzt geht euch nicht auch noch an den Kragen. Max hast du denn eine Erklärung warum die Aufzeichnung fehlschlug?"
Max entgegnete: "Kann nur so sein, dass die Bande über die aller hochwertigsten Geräte verfügt. Mit den Dingern ist es möglich die Leitung zu überlagern. Ganz einfach ausgedrückt, müsst ihr euch das so vorstellen als sei die Leitung mit einer dicken Schicht umwickelt, undurchdringlich für unsere Peiler. Telefone kann man auch so manipulieren das sie keine Signale senden"
Ina sinnierte laut: "Also quasi wie fest eingebunkelrte Leitungen und Apparate"
Max nickte
"Aber eine Ahnung, Vermutung, Schätzung wo der Anruf herkam, hast du doch wenigstens" fragte Hajo flehend
Max schüttelte den Kopf: "Könnte aus unserem Keller kommen aber quasi auch aus der Wüste"

"Wüste, warum sagst du gerade so was schreckliches. Du willst doch nicht andeuten, dass Jan in der Wüste gefangen ist?" regte sich Hajo auf
"Hajo bitte, dass war ein Beispiel. Natürlich soll Jan nicht in der Wüste gefangen sein. Was regst du dich so auf, wir haben doch keine Wüste hier" wunderte sich Max
Aufgeregt rief Hajo: "Außerhalb ist genug freie Fläche, fast noch Wildnis. Wenn Jan da an einen Baum gefesselt ist
wird er elendig verdursten und verhungern bis einer vorbeikommt"
Hajos Beispiel war so krass, dass erst mal entsetztes Schweigen herrschte
Max murmelte: "Ich gehe wieder an die Anlage"
Ina wollte wissen: "Max gibt es überhaupt eine Möglichkeit auf Peilung zu stoßen wenn weitere Anrufe kommen?"
Max musste schlucken, krächzte dann: "Kommen die Anrufe immer vom gleichen Ort, sehe ich kaum Möglichkeiten dahinter zu kommen wo das ist" und raste zu seinem Platz

Jans Gedanken blieben die gleichen. Egal in welche Richtungen er überlegte, welche Möglichkeiten er einbezog, er kam immer nur auf den einen Nenner. Er war das Pfand für Barths Freiheit, die es nie geben würde, also war er unwiderruflich verloren. Es war verdammt hart für Jan sich einzugestehen, dass er an seiner Lage nicht das geringste ändern konnte. Unfähig war sich selbst zu helfen. Durch die einzige Tür gab es kein Entrinnen, mit den Fesseln war er noch dazu außer Gefecht gesetzt. Hinnehmen, abwarten, harren was kommt. Mehr blieb ihm nicht mehr und sehen mit wie viel oder wenig Glieder ich zur Hölle fahre, dachte Jan sarkastisch, weil die Stricke um die Gelenke entsetzlich einschnitten. Auch wegen diesen Schmerzen hätte er laut brüllen können

Außerdem quälten Jan noch viele andere Stellen am Körper. Unzählige Schläge hatte er inzwischen abbekommen
Auch sein Gesicht kam Jan so wund, so aufgerissen vor. Gerade nach dem letzten Reindonnern war er wohl kaum noch wiederzuerkennen. Aber das war jetzt auch so was von egal. Was sollte er noch denken, empfinden, wo sein Ende doch sicher bevorstand. Alle Überlegungen rückten in weite Ferne, fast so, als habe die Person Jan Maybach nie existiert. Schätze, an denen er unbedingt festhalten musste, hatte er nie angehäuft. Viel wertvoller war da die Liebe zum einen zu Leni. Jezt waren sie solange zusammen und doch nicht verheiratet. So oft fragte er sie. War es Vorhersehung einer Polizistentochter keine Ehe mit einem Bullen einzugehen. Die Frage ließ sich jetzt nicht mehr klären. Ja sie hatten ihre Differenzen, Leni war gewiss nicht einfach. Aber trotzdem liebte er sie
Und Benni, schon vor vielen Jahren hatte er seinem Jungen erklärt, dass er immer mit seinem Tod rechnen musste. Nur gut, dass Benni jetzt fast erwachsen war, seinen Weg machen würde. Aber es schmerzte, es schmerzte entsetzlich, wegen einem brutalen Verbrecher, der zu Recht im Bau saß, von den Menschen die er so sehr liebte entrissen zu werden. Jans Emotionen fraßen ihn fast innerlich auf. Aber auch die körperlichen Qualen nahmen zu, schwächten ihn. Es war gut, das aus Jans Benommenheit Schläfrigkeit wurde, er jetzt unruhig dahindämmerte Nichts ließ ihn im Unterbewusstsein los, gegenwärtig war aber alle Realität in weite Ferne gerückt

Im Präsidium hielt man Kriegsrat. Dazu zählte das Team, Beck, viele Kollegen und Experten
Plötzlich meinte Beck: "Wie wir es auch drehen. Fakt ist 1. dass wir völlig ahnungslos sind wo Jan gefangen ist und 2. nicht den kleinsten Anhaltspunkt haben wo wir suchen sollen"
Betrübte allgemeine Zustimmung

Ina meinte: "Schlimm ist, dass die Bande wohl technisch 1 A ausgestattet ist. Zeigte sich schon bevor wir Barth fassten. Die waren uns immer einen Schritt voraus und an den Tatorten fanden wir immer hochwertiges Material
Genau wie jetzt bei den Anschlägen, die sie für Barths Freipressung veranstalten. Der Rest der Band muss die Ausrüstung wieder nutzen wie zu Barths Zeiten"
"Und wir wussten und wissen noch immer nicht wo sie sich mit all dem verkriechen" meinte ein Kollege
Max meinte: "Mit unserem hochgelobten Bestmaterial hinken wir da total hinterher"
Vince regte sich auf: "Ihr wollt doch Jan wegen altem Material nicht hängen lassen?"
Beck beschwichtigte: "Kein Kollege wird hängen gelassen und bei Jan machen wir das bestimmt auch nicht. Schlimm ist, dass es um eine Freipressung geht und da, da, da......."
"Und deshalb ist Jan verloren. Barth kommt nie frei und das bedeutet Jans Todesurteil" schrie Vince, lief hinaus
Es herrschte Stille
Beck stammelte dann: "Ich führe Verhandlungen mit wem ich nur kann, ob es nicht doch, ob es nicht vielleicht, könnte ja sein, meine, eine besondere Regel oder so"
Die traurigen Gesichter zeigten, dass Keiner an ein solches Wunder glaubte
Tom, Chef der Entführungsabteilung, meinte: "Untätig sitzen wir nicht rum. Seit Jan entführt ist, halten viele verdeckte Kollegen in der Stadt und Umgebung Ausschau. Beobachten auffällige Leute, Häuser und Spelunken, die als Versteck möglich sind. Ich verdoppele die Wachen. Hajo was meinst du?"
Hajo krächzte: "Danke Tom, ihr macht was ihr könnt und wer weiß................"

Ina meinte: "Es ist die einzige Möglichkeit Jan vielleicht zu finden. Sind wir doch realistisch Chef, Barth wird nie freigelassen. Die Polizei ist nicht erpressbar und Jan ist gefangen, weil er bei der Konferenz genau diese Regel eindeutig übermittelt hat"
"Trotzdem lasse ich bei den Verhandlungen nichts unversucht" verließ Beck den Raum
Die Anderen blieben noch. Es konnte ja jederzeit ein Anruf kommen

Im Morgengrauen endete Jans Dämmerzustand. Wieder war es hart sich einzugestehen, dass er für einen Barth geopfert wurde, der mehrere Morde auf dem Gewissen hatte. Die Gleichung war Gut gegen Böse und konnte drastischer nicht ausfallen, fand Jan. Schon bitter zu bluten, weil man genau das aussprach was Polizeiregel war und dann auch noch in Vertretung, schüttelte Jan den Kopf. Aber Hajo hier an seiner Stelle entsetzte ihn noch viel mehr. Ich bin Polizist, überlegte er, da zählen nur Fakten. Jetzt ist Fakt, dass Barth nie freikommt und wenn die Kerle das irgendwann checken durchlöchern sie mich wie ein Sieb. Oder einen noch qualvolleren Tod. Mit allen möglichen Waffen sind die ja bestens ausgestattet. Hilft kein Grübeln mehr. Du weißt doch wie es läuft, beschimpfte sich Jan. Für mich gibt es keine Extrawurst und ohne den Helden zu spielen, ich will auch keine
Die nicht endenden Überlegungen lösten kaum noch auszuhaltende psychische Schmerzen bei Jan aus. Zum Durchdrehen, wegen einem Halunken sein Leben zu verlieren. Nicht die geringste Hoffnung befreit zu werden. Wieso sollten die Freunde gerade auf dieses Haus kommen. Jan stiegen die Tränen in die Augen. Er dachte, dass doch gerade alles gut lief. Auf Benni war er so stolz, weil er trotz des gefährlichen Alters anständig blieb. War fleißig und verfolgte ein hochgestecktes Berufsziel

Wehmütig dachte Jan weiter: Bei allem Negativen bin ich doch jetzt glücklich mit Leni. Der Babywunsch steht ganz oben. Vielleicht ein Wink des Schicksals, dass das Baby gestorben ist. Grausam, wenn Leni alleine mit dem Kleinen dastehen würde, überkam es Jan deprimiert
Das furchtbare Scheppern der Eisentür riss ihn aus seiner Trübsal
1 Kerl kam zu Jan, der 2. blieb wie immer in der Tür stehen
"Damit du nicht austrocknest" drückte sich eine Flasche an Jans Mund
Jan war sehr durstig, schluckte in großen Zügen
Der Kerl lästerte: "Öle gut deine Stimme, damit du deinem Haufen nachher ordentlich was vorjammern kannst"
Jan zuckte zusammen: "Die rufen schon wieder an nach nur 1 Tag. Wie blöd sind die denn?"
"Trink, damit dein um Gnade flehen laut zu hören ist" presste sich die Flasche weiter an Jans Mund
Er trank weiter, aber bestimmt nicht um das von sich zu geben was die erwarteten
"Machs Maul weiter auf" hielt er Jan jetzt eine Gabel hin
Jan blendete um. Essen, für was jetzt noch essen, dachte er aufgebracht. Dem Tod geweihte brauchen keine Nahrung mehr und Hunger, nein, den hatte er bestimmt nicht. An die Fütterung wollte er nicht mal denken, dann drehte sich ihm der Magen um
"Maul aufmachen" wurde geschrieen
Jans Lippen blieben zusammengepresst
Der Kerl tobte: "Ich krieg es in dich hinein und wenn ich dir die Gabel mit reinstoße" drückte und drückte er die Gabel an Jans Mund

Das Essen spritze über, lief Jan am Kinn hinab, tropfte auf sein Hemd
Jetzt auch noch verklebt und beklackert zu sein, war ihm dann doch zu widerlich
Jan öffnete den Mund. Gabel für Gabel wurde hineingeschoben
Während er dachte: "Schmeckt furchtbar, einen Meisterkoch haben die nicht" hätte er den Kerl gerne erwürgt, der ihn wie ein Baby behandelte
Der Teller war leer, der Kerl keifte: "Und das noch zur guten Verdauung" trat er Jan darauf mit aller Wucht in den Magen. Laut schrie er auf krümmte sich bis zum geht nicht mehr zur Seite, blieb so liegen. Ein Tritt in den vollen Magen war die Hölle. So elendig, übel war ihm noch nie. Mit aller Kraft musste er sich zusammenreißen nicht zu erbrechen. Dachte entsetzt an den Gestank. Erbrochenes in dem engen Loch und er daneben, das war der Wahnsinn. Die Qualen im Magen waren so stark, dass Jan total abschaltete

Bei der Polizei wieselten sie nur so umher. Jeder war mit etwas beschäftigt, nur Positives für Jan war nicht dabei
Keiner bemerkte Leni und Benni, die schon eine Weile in der Tür standen, zuckten zusammen als Leni schrie: "Barth, ihr redet von dem Barth und Jan ist Geisel für seine Freiheit"
Nach Sekunden entsetzter Stille stotterte Hajo: "Leni, Benni, ihr dürft jetzt nicht vorschnell denken. Es ist, wir haben, es ist so........."
Benni hauchte: "Da gibt´s nichts zu erklären, Papa wird sterben"
Beck krächzte: "Benni es gibt immer eine Lösung. Es läuft auf Hochtouren deinen Vater zu finden"

Mit einem Wisch fegte Benni den nächsten Tisch leer, schrie gellend: "Schwachsinn, Müll labbern Sie. Die Polizei ist nicht erpressbar. Papa hat es doch vertretungsweise für Alle auf der Konferenz verkündet. Barth kommt nicht frei und Papa wird getötet"
Keiner schimpfte mit Benni wegen dem Ausbruch, still hob Vince die Sachen auf
Hajo bat stattdessen: "Benni bitte, Jan lebt, wir haben telefoniert"
Leni mischte sich ein: "Benni glaubt nicht mehr an Märchen und ich auch nicht. Oder habt ihr eine Spur, was konkretes was zu Jan führt?"
Das Schweigen war Antwort genug
Leni keifte: "Vielleicht ist die spitze Feder hilfreicher als eure Waffen. Anstatt unter den Teppich zu kehren, muss die Öffentlichkeit erfahren, zu was eine mörderische Bande fähig ist. Mitleid rühren mit der Geisel Polizist und Abscheu gegen die Bestie Barth aufbauen"
Beck warnte: "Ein Artikel kann auch gefährlich sein, die Entführer aufrühren, die ihren Zorn noch mehr an Jan auslassen. Noch kann Jan telefonieren. Wer weiß, ob er es nach dem Artikel auch noch kann"
Leni rief: "Aufmerksam machen ist 100x besser als im Nichts stochern wie ihr" und rauschte gefolgt von Benni raus
Hajo stammelte: "Chef meine Tochter, Benni, ich muss mich entschuldigen"
Beck erregte sich: "Die 2 sind Jans Familie. Wenn wir schon verzweifelt wegen ihm sind, dürfen doch Benni, sein Sohn und Leni, die ihn liebt, erst recht die Nerven verlieren"
Danach verbissen sich alle nur noch mehr in die aktuellen Pläne

Die Eisentür ratterte. Es war Jan egal, so furchtbar egal. In seinem Magen tobte immer noch die Hölle. Zeitgefühl hatte er schon lange verloren, wusste nicht, dass es schon später Nachmittag geworden
Jan wurde hochgerissen. Ein Kerl hielt ihn fest, trotzdem schwankte er mit den gefesselten Füssen hin und her
"Du wirst deinen Haufen jetzt anflehen, aber richtig rumjammern und nicht wieder coole Sprüche bringen" keifte der Kerl Jan an, wählte Diesmal war Beck dran
"Hier Maybachs Gefängniswärter. Wann wird Barth genau freigelassen?" schrie der Kerl
Beck stotterte: "Das geht nicht so einfach, braucht Zeit, Vorbereitungen"
Der Kerl rief: "Alles Gelaber. Geht wohl schneller wenn Maybach selbst um sein Leben fleht" hielt er Jan das Telefon hin
Beck rief: "Jan, Jan hören Sie mich. Wie geht es Ihnen?"
Jan raunte: "Den Umständen entsprechend trifft am besten zu"
"Jan tut mir leid, es dauert alles. Aber es muss viel und gut überlegt werden. Wir finden bestimmt einen Weg" stotterte sich Beck zusammen
Krächend kam es von Jan: "Chef warum erzählen Sie mir Illusionen. Barth kommt nicht frei und ich nicht mehr lebend hier raus"
Beck flehte: "Jan Sie dürfen sich nicht aufgeben. Da ist doch Ihre Famillie, denken Sie doch an Benni und Leni"
Jan schluckte und schluckte, es dauerte bis er flüsterte: "Chef bitte nicht, bitte jetzt nichts über meine Familie"
Alle hörten Jans tränenerfüllte Stimme, wie nahe er dem Weinen war. Sie wussten vor Erschütterung gar nicht wo sie hinschauen sollten

Beck stammelte hilflos: "Jan ich belüge Sie nicht mehr, aber Sie kennen doch die Regel"
Jan raunte: "Ja kenne ich. Es war so, ist so und wird immer so bleiben, die Polizei ist nicht erpressbar"
Der Kerl tobte: "Falsche Antwort. Du sollst endlich jammern, deinen Haufen anflehen. Hör auf den Stahlharten zu geben. In Wirklichkeit schlackerst du vor Angst ins Gras zu beißen. Jetzt flehe, flehe endlich um dein erbärmliches Leben, sonst, sonst............" hielt er seine Faust vor Jan
"Was sonst, na sag schon, was sonst" keifte Jan "Willst du sonst wieder zuschlagen. Na los schon, tue dir keinen Zwang an. Immer rein in die Fresse wenn du so überzeugt bist, dass ich dann auf Befehl losflehe. Auf was wartest du noch, eine bessere Zielscheibe als mich wehrloses Bündel kriegst du nie wieder"
"Klatsch" knallte da auch die Faust in Jans Gesicht
"Du hast es so gewollt, ja wolltest es so. Hast darum gebettelt. Ist das gut so" schrie der Kerl rasend und schlug weiter auf Jan ein während der 2. ihn festhielt
Rechts, links, ans Kinn, auf den Mund, die Nase, Wange, gegen die Schläfe, sogar auf die Augen, donnerte die Faust in Jans Gesicht
"Jan, Jan hörst du, Jan was ist mit dir, J a a a n, sage was, melde dich doch Jan" waren die Rufe durchs Telefon zu hören. Panisch vor Angst schrieen Alle durcheinander, einer lauter wie der andere. Bei jedem Faustklatsch zuckten sie wie selbst getroffen zusammen, glaubten die Schmerzen an sich zu spüren.
Bei dem Fausthagel fiel Jans Kopf von einer Seite zur anderen, spürte er die Lippen aufplatzen, Blut das Kinn hinab rinnen. Spürte, dass er aus der Nase blutete, ebenso an der Wange, glaubte dort eine Platzwunde zu haben. Die rechte Augenbraue musste auch aufgeplatzt sein, so wie ihm das Blut ins Auge rann.

Jans linkes Augenlid schwoll jetzt auch an. Aber für was noch sehen. Er konnte ja doch keinem Schlag ausweichen und sich erst recht nicht dagegen wehren, zusammengefesselt und dazu noch festgehalten wie er war
Für den rasenden Kerl blieb Jan wie ein Spielball, jeder Schlag ein Treffer. Er war so in Ekstase, dass ihm selbt die Luft ausging. Mit schlappen Armen stand er jetzt vor Jan. Der war von dem Fausthagel in der kurzen Zeit so gezeichnet, dass man ihn kaum wieder erkannte
Aus dem Telefon klangen immer noch "Jan, Jan"-Rufe
"War es das was du wolltest. Hast du jetzt genug abgekriegt um denen klar zu machen wie du um dein Leben zitterst?" schrie der Kerl außer sich vor Zorn, hielt Jan das Telefon hin
Kläglich piepste Beck: "Jan können Sie mich hören. Wie geht es Ihnen?"
"Ich lebe noch" war Jans kurze Antwort
Verlegen stotterte der Chef: ""Uns ist klar Jan, dass Eile geboten ist Sie aus der Hölle zu holen. Aber ich weiß, weiß, nicht, nicht, was ich Ihn, Ihnen versprechen kann"
"Es gibt nichts zu versprechen Chef. Mein Ende ist so sicher wie das Amen in der Kirche" flüsterte Jan bitter
Da schrie der Kerl wieder: "Schon wieder die falsche Antwort. Ich will dein Winseln, Jammern, um Gnade flehen hören und keinen Abklatsch von Mr. Superman sehen"
Er funkelte Jan mit den Augen an, als wolle er ihn durchbohren
Aber Jan funkelte zurück, soweit er das mit den verletzten Augen konnte. Bohrte und bohrte seinen Blick in den Kerl hinein. Es war fast schon Hypnose was von Jans Augen ausging. Sowas hielt der Kerl nicht lange aus

Nervös geworden schlug der Typ die Lider nieder, keifte dafür: "Du nimmst uns nicht für voll. Wir behandeln dich einfach zu gut. Ja das ist unser Fehler. Vielleicht chechst du den Ernst deiner Lage erst richtig, wenn dein Körper nicht mehr so komplett ist. Möglich, dass dein Haufen erst Tempo macht, wenn sie ein Glied nach dem anderen von dir erhalten. Wenn wir dich ganz langsam in Stücke zerlegen, dann flehst du ganz schnell um Gnade, wetten"
Jans Stimme schepperte wie Blech als er zischte: "Bitteschön und wo wollt ihr anfangen. Bei den Fingern vielleicht
Schneidet ihr gleich alle ab oder einen nach dem anderen. Bei der rechten oder lieber bei der linken Hand zuerst. Ihr habt ja die Auswahl. Oder haltet ihr euch mit Kleinkram nicht auf, trennt mir gleich die Hand ab oder vielleicht beide gleichzeitig. Ein Klacks für euch, zusammengefesselt bin ich ja schon. Braucht mich noch nicht mal festzuhalten, bin ja sowieso nicht mehr Herr meiner Glieder. Ihr könnt hemmungslos eurer blutrünstigen Brutalität freien Lauf lassen. Also los fangt an, bedient euch, worauf wartet ihr noch?" drehte Jan sich herum, wedelte mit seinen gefesselten Händen, streckte sie ihnen entgegen, soweit er sie überhaupt noch bewegen konnte
Jetzt kochten die 2 vor Wut, dunkelrot liefen sie an, stießen schnaubende Laute aus
"Worauf wartet ihr noch" blickte Jan über die Schulter, streckte ihnen immer noch seine Hände entgegen
Zornig bebte seine Stimme als er krächzte: "Skrupel habt ihr doch bestimmt keinen. Ach liege ich vielleicht falsch, wollt ihr mir zuerst die Füße abhacken"
Jetzt baute sich der andere Kerl vor ihm auf, auch sein Blick bohrte sich in Jan hinein
Seinem Zustand entsprechend stand Jan so ruhig er konnte, schaute jetzt auch dem Typ in die Augen, immer weiter, immer tiefer, immer intensiver blickte er ihn an. Kein Wort kam über seine Lippen. Aber der grenzenlosen Verachtung in Jans Augen konnte der Kerl nicht lange standhalten

Die Lider des Kerls flatterten unruhig als er Jan anschrie: "Du, du, du bist, bist......."
"Was bin ich, na los sprich es schon aus" raunte Jan leise, während sein tiefer Blick den Kerl noch immer kalt durchbohrte
Der Typ schnappte nach Luft, sein Lippen öffneten sich wiederholt ohne das ein Laut vorkam
Jan hielt weiter ganz ruhig seine Augen auf ihn gerichtet, zog weiter die Psychotour mit ihm durch
Endlose Minuten vergingen so
Plötzlich schrie der Kerl außer sich: "Du bist ein Großmaul, ein verdammter Angeber. Aber dich kriegen wir klein"
Zu zweit bearbeiteten sie Jan jetzt wie wildgewordene Stiere. Überschäumend vor Wut metzelten sie ihn mit 4 Fäusten nieder. Ihr Zorn legte ungeahnte Kraft frei, als stecke in jedem Schlag Tonnengewichte. Sie prügelten überall auf Jan ein, der sich schmerzgepeinigt zusammen krümmte.
Immer tiefer bog sich Jans Kopf und Oberkörper nach vorne über, bis er kraftlos an der Wand hinabglitt, zur Seite fiel. Er war fix und fertig. Doch trotz dieser zusammengekrampften Haltung traten sie noch auf Jan ein. An vielen Stellen bohrten sich die schweren Stiefel in seinen ohnehin zerschundenen Körper
Da half kein noch so festes Zähne zusammenbeißen mehr, es überstieg alles Aushaltbare
Schmerzgepeinigt entfuhr Jan ein lauter, gellender Schrei, es folgten noch viele leise unterdrückte. Jan war in einer anderen Phase. Jetzt zählte nicht mehr der Polizist, der sich stets zusammenriss. In dieser Situation war er nur noch der Mensch Jan, der sich mehr quälte als es zu beschreiben war
Noch immer hallten entsetzte, verzweifelte "Jan" Rufe durchs Telefon. Jan hörte es nicht mehr. Noch ein brutaler Tritt in den Unterleib, dann knallte die Tür zu. Jan war allein mit der qualvollen Hölle die in ihm tobte

Als nur noch "Tut,tut" durchs Telefon kam, schrieen alle durcheinander: "Chef wir müssen was tun, Hajo hole Jan aus der Hölle, ein ganzes Heer muss in der Stadt suchen"
"Max, du m u s s t jetzt wissen wo der Anruf herkam" forderte Vince
Max zog nur bedauernd die Schultern hoch
"Nieten, ihr seid alles Nieten. Ich suche selbst nach Jan, trete jede Tür ein" stürmte Vince kreischend hinaus
"Sieh zu, dass er keine Dummheiten macht" wies Hajo einen Kollegen an Vince zu folgen
"Die bringen Jan um, vielleicht ist er schon tot" rief jetzt auch Ina
"Von Jan war Stöhnen und Schreie zu hören, also lebt er noch" kam Becks kärgliche Antwort
"Blödsinn, dass kann in dieser Sekunde schon anders sein" schrie Ina
"Ina bitte, ich will doch auch Jans Befreiung, will das er lebt" beschwichtigte Beck
Leise fragte Hajo: "Sagen Sie uns doch irgendetwas Positives. Gibt es noch eine Stelle, eine Person bei der Sie Jans Befreiung durchsetzen könnten?"
Der Chef druckste herum: "Einige habe ich noch nicht erreicht. Aber ich denke, glaube, wissen Sie........."
Resigniert ergänzte Hajo: "Womit sich Jans Worte bestätigen, das Ende ist ihm sicher"
"Hajo sowas dürfen Sie nicht mal denken" regte sich Beck auf
"Was dann Chef, sagen Sie es uns. Sagen Sie jetzt und hier wann, wie und wodurch wir Jan befreien können" wurde Ina laut
Betreten senkte Beck den Blick, schwieg
Ina dreht sich zum Fenster. Das war zuviel, jetzt weinte auch die harte Polizistin

Hajo fiel in seinen Sessel, sank förmlich darin zusammen
Andere werkelten verlegen darum. Als sinnvoll konnte man das aber nicht bezeichnen
Lange herrschte betretenes Schweigen, bis Beck langsam meinte: "Der Polizeipräsident hat nicht sofort Nein gesagt. Er gibt mir Bescheid. Vielleicht trifft er eine Sonderregelung"
"Da glauben Sie doch selbst nicht dran" rief Ina
Hajo sprach mehr zu sich selbst: "Jan war ungewöhnlich erregt. Ich meine das mit Finger abschneiden, Hände, Füße abhacken. War ganz schön provozierend"
"Ja, das kennt man von Jan gar nicht, der sonst immer so beherrscht ist" antwortete Beck
Hajo meinte: "Eben, darum ist es um so rätselhafter, dass er jetzt als Geisel so was von sich gibt"
Beck korrigierte: "Im Gegenteil, absolut verständlich. Jan ist in einer furchtbar, verzweifelten Ausnahmesituation, die sich keiner vorstellen und erst recht nicht nachvollziehen kann. In so einer entsetzlichen Lage ist es mehr als verständlich wenn sich auch Jan mal provozierend verhält"

Für Jan gab es nur noch zusammenkrümmen, hin- und herwinden, stöhnen. Manchmal peitschte die Hölle in ihm ihn auch regelrecht hoch. Aber nur ansatzweise. Ebenso schnell sackte er wieder zusammen. Für sein grenzenloses Abringen gab es nur noch die Bezeichnung Martyrium. Jan glaubte nicht mehr eine Stelle an sich zu haben wo es ihn nicht durchpeitschte. Meinte, sein Gesicht sei zerquetscht wie eine Melone, auf die man unzählige Male draufgetrampelt war. Empfand es als erbärmlich sich in seiner gefesselten Lage noch nicht mal Blut abwischen zu können. Es egal wo es auch war, überall rinnen lassen zu müssen.

Jan kam sich furchtbar verschmiert vor. Verglich sich mit einem Schwein, was sich im Dreck wühlte. Ekelhaft, furchtbar ekelhaft war das alles. Jetzt hatten sie es ihm gezeigt, aber so richtig
Zwischen 2 Schmerzenswällen durchfuhr es Jan: "Du bist zu weit gegangen Maybach. Selbst schuld, dass sie dich so niedermetzelten. Warum hast du Großmaul dich so gehen lassen. Ich habe es übertrieben, sehr sogar. Hätte mir nicht passieren dürfen.......................Aber ich bin doch auch nur ein Mensch, verdammt noch mal. Bin nicht aus Stahl und kann alles, aber auch alles gefühllos hinnehmen. Warum bloß musste Beck auch von Leni und Benni anfangen. Es ist mein Sohn, meine Frau. Ist doch schon verdammt hart genug sich damit abzufinden sie nie wiederzusehen. Warum muss er dann noch Öl in die Wunde schütten........... Ja, du hast die Nerven verloren Jan
Darf einem KOK nicht passieren. Hätte wissen müssen, dass die 2 bei meinem Auftritt ausflippen. Jammere jetzt nicht herum. Hast schließlich alles selbst verschuldet, jetzt halte es auch aus"
Nur wie aushalten wusste Jan nicht, wo es unablässig, ohne Pause nur noch in ihm tobte, pochte, peitschte, bohrte. Jan und mit ihm sein ganzer Körper gebärdeten sich so, als sei von unten bis oben alles aufgerissen. Zu der erbärmlichen Übelheit, den Schmerzen, überkam Jan jetzt auch noch Schwindel. Immer öfter zog sich ein schwarzer Vorhang vor seine Augen, gab es Momente in denen Jan kurzzeitig wegtrat. Dann wurde Jan endgültig bewusstlos. Er bekam nichts mehr mit von dem qualvollen Kampf, den er auch noch im Unterbewusstsein führte

Nächsten Tag kamen Leni und Benni wieder, niedergeschlagen und still
Alle hatten den einen Gedanken: "Zum Glück waren sie gestern bei dem schrecklichen Anruf mit Jan nicht dabei. Sie waren ja Alle selbst noch vor Entsetzen schockiert und wenn die 2............nicht auszudenken"

Beck fragte Leni: "Haben Sie Ihren Bericht fertig?"
Leni entgegnete: "Es gibt keinen Bericht, ich bin zur Vernunft gekommen. Ja ihr habt recht, dadurch könnte sich Jans Lage noch verschlimmern"
Hajo stammelte: "Bei uns läuft alles auf Hochtouren. Glaubt mir, wir machen...."
Benni fiel ein: "Ihr macht alles erdenkliche und noch viel mehr. Aber wegen der Erpressung wisst ihr nicht wie ihr Papa retten könnt" Darauf wusste Keiner was zu sagen
Leni meinte: "Wir wollen hier bleiben um gleich im Bilde zu sein falls sich doch was tut"
Hajo regte sich furchtbar darüber auf, sträubte sich dagegen
Leni bat: "Papa bitte, wir sind ganz still, mischen uns nicht ein, warten nur ab"
"Das könnt ihr auch zu Hause" knurrte Vince, der seit er Jan Entführung miterlebte, ungenießbar war
Benni erregte sich: "Eben nicht, da meinen wir was Wichtiges zu verpassen"
Vince keifte: "Muss dich enttäuschen Kleiner, hier läuft auch kein Actionfilm"
Benni keifte zurück: "Blödmann, ich sehe das vielleicht realistischer als du Superbulle. Für dich geht es um einen Kollegen. Aber ist es dein oder mein Vater der den Kerlen ausgeliefert ist?"
Wachgerüttelt sah Vince Benni an, erkannte die grenzenlose Angst in seinem Gesicht "War nicht so gemeint, entschuldige bitte" murmelte er verlegen
Beck meinte jetzt: "Die Lage ist viel zu ernst zum streiten. Ihr könnt bleiben" "Aber..........." fuhr Hajo auf

"Teambesprechung" winkte Beck Alle in Hajos Büro, wo er erklärte:
"Um es vorwegzunehmen, ihr seid zu Recht dagegen, dass die 2 hier bleiben und wenn ich ehrlich bin, ist mir auch sehr unwohl dabei. Nur in diesem Fall müssen wir auch die Emotionen berücksichtigen. Wir Alle hier sind doch selbst wegen Jan total aufgebracht, verzweifelt, traurig, fassungslos, würden am liebsten losheulen. Da es um einen Kollegen, Kumpel, Fast-Schwiegersohn, sehr treuen Freund geht, können wir Gefühle nicht einfach abschalten, Dienst nach Vorschrift tun. Aber auch wenn wir noch keine Lösung haben, wir sind da wo sich etwas entscheidet. Im Gegensatz zu Leni und Benni. Die 2 stehen Jan ja wohl als Partnerin und sein eigen Fleisch und Blut noch viel näher als nur annähernd einer von uns, sind wegen ihrer Liebe zu Jan noch verzweifelter als wir und noch fertiger. Es ist unsere Aufgabe ihnen beizustehen und wenn es nun mal Hilfe für sie ist hier zu sein, sich nicht weiter nutzlos und ausgeschlossen vorzukommen, dann sollen sie hier sein. Sie schaden doch niemand. Das die 2 am Ende sind sieht man nur zu gut. Wir müssen verhindern, dass es noch schlimmer wird. Wenn ihr Hierbleiben eine Verschlechterung Ihres Zustandes verhindert, haben wir eine Winzigkeit "gutes" für sie getan. Konnte ich mich verständlich machen oder gibt es noch Ablehnung?"
Nein die gab es nicht mehr. Wenn auch alle von einem mulmigen Gefühl beschlichen, sahen sie ein, dass Beck richtig handelte

Jans Bewusstlosigkeit war tief und hielt lange an. Gut für ihn, so war er den Grausamkeiten wenigstens vorrübergehend entrückt.
Den Kerlen passte das nicht und als er auch am späten Vormittag des nächsten Tages noch nicht bei sich war, weckten sie ihn mit einem großen Strahl Wasser
Jan blickte nur kurz auf und war sich seiner Lage sofort wieder bewusst
"Soll nicht heißen wir behandeln dich schlecht" spottete 1 Kerl, drückte Jan eine Flasche an den Mund
Durst hatte Jan unentwegt, so trank er in großen Zügen die ganze Flasche leer. Danach war er wieder allein
Jan dachte: "Wenn es bei dem gewohnten Ablauf bleibt, kommt danach Essen und dann wieder ein nutzloser Anruf
der wieder zum Fiasko wird, wenn sie hören, dass Barth nicht freikommt"
Wenn er nur an Essen dachte, peinigten ihn die Schmerzen noch mehr. Konnten sie es nicht mal vergessen? Hunger hatte er bestimmt keinen. Viel stärker war die Abneigung gegen die ungenießbare Nahrung und am allerstärksten der Ekel, wenn er an die widerliche Fütterung dachte
Zudem machte sich Jan fortlaufend Vorwürfe, selbst an den grauenvoll Schmerzen, die ihn so gut wie am und im ganzen Körper ohne Unterlass durchzogen, schuld zu sein. Schließlich war er ausgerastet, hatte provoziert. Jan beschimpfte sich leichtfertig das Großmaul gegeben zu haben. Gerade er, der Polizist musste wissen, dass eine Geisel nur zu parieren hatte, als Gefangener widerspruchslos alles hinzunehmen. Dazu zählte auch die Hölle die in ihm tobte. Hilfe war aussichtslos, so schnell würde sich sein Zustand nicht bessern. Es blieb nur die Schmerzen hinzunehmen, auszuhalten. Genau das machte Jan jetzt. Mit zusammengebissenen Zähnen krümmte er sich zusammen. Verbog sich, soweit das in seiner gefesselten Lage ging ganz eng an die Wand und harrte aus

Im Präsidium tat sich immer etwas. Sei es, dass Hajo wieder Leute für die Suche nach Jan einteilte. Ina noch eine Information zur Auswertung in den PC gab. Vince wieder die Entführer beschrieb, weil neue Kollegen zu dem Trupp stießen. Polizisten kamen und gingen, berichteten, aber nie war ein richtiger Anhaltspunkt dabei
"Gibt es denn überhaupt noch ein "hohes Tier" mit dem Sie noch sprechen können" fragte Hajo
Beck räusperte sich verlegen: "Ich habe alle durch. Aber da gibt es eine neu eingerichtete Sonderstelle für besonders schwere Härtfefälle. An die wende ich mich jetzt"
Leni meinte: "Ich habe auf meinem Notebook alle Taten der Bande als Barth noch mitwirkte. Stammt aus den Medien, aber auch Polizeiberichte. Könnte ja sein, dass es doch verborgen darin einen Hinweis auf das Versteck gibt"
"Du wolltest dich nicht einmischen" erregte sich Hajo
"Machen Sie nur Leni. Es kann nicht tief genug gebohrt werden" redete Beck ihr zu
Unsicher meinte Benni: "Auf dem Stadtplan finde ich bestimmt ein paar Spelunken, die Verstecke sein könnten und, und vielleicht, vielleicht habt ihr da noch nicht gesucht"
Auch ihm redete Beck zu, aber Bennis trauriges Gesicht blieb. Es war grauenhaft für ihn nach Orten zu forschen, wo sein Vater in entsetzlicher Lage gefangen war

Später gab es wirklich Essen. Jans Magen drehte sich vor Ekel um, aber er öffnete freiwillig den Mund, dachte:
"Sturheit führt nur zu schmerzvollen Nachteilen. Für was sich noch mehr quälen wenn es vermeidbar ist"
Nach der letzten Gabel hieß es sofort: "So gestärkt kann man gut telefonieren"
Jan dachte wieder mal wie entsetzlich verbohrt die waren immer noch zu glauben die Kollegen würden wirklich Barths Freilassung mitteilen. Wie immer zerrten sie ihn hoch, einer hielt ihn fest, der 2. wählte schon
Jan war ganz ruhig, gefasst, wenn es ihn auch fast zerriss gleich eine bekannte Stimme zu hören, von einer Person die in Freiheit war, in der Lage wo er sich so hinsehnte. Vielleicht musste er auch selbst reden. Aber einen Ausraster würde es nicht mehr geben. Jan bereute noch immer sehr sich gestern so vergessen zu haben. Noch mal sollte ihm das nicht passieren. Es führte nur zu noch mehr Schmerzen, aber die Kerle keinesfalls zur Einsicht. "Man muss wissen wenn man verloren hat und ich bin verloren" gestand sich Jan unendlich traurig, aber grauenhaft realistisch ein, dass er in Kürze tot war
Der Kerl keifte ins Telefon: "Hier die Godgräber, die euren Schatz Jan haben. Sagt ihm selbst wann Barth freikommt und er im Gegenzug auch"
Jan hörte Becks Räuspern, bis es kleinlaut von ihm kam: "Jan hören Sie, es dauert alles. Sind soviele Wege, ist kompliziert. Aber die neue Sonderkommission......."
Heiser unterbrach Jan ihn: "Chef, ich bin erwachsen und noch klar im Kopf, glaube ich jedenfalls"
Verwirrt stammelte Beck: "Sicher sind Sie das Jan, sicher. Aber warum sagen Sie das?"
Jan krächzte: "Weil ich nicht mehr an Märchen glaube, deshalb sollten wir bei der Realität bleiben und die bedeutet, dass Barth nie freikommt und ich bald tot bin"

Benni und Leni pressten die ganze Zeit die Lippen zusammen, hielten sich den Mund zu. Aber jetzt nach Jans letztem Satz konnten sie nicht mehr
"Jan, Jan, nein nicht, J a a a n" rief Leni aufweinend
Benni schluchzte: "Papa nicht aufgeben, bitte gib nicht auf. Ich brauche dich doch" versiegte seine Stimme vor Tränen. Er weinte wie ein kleines Klind, flüsterte noch: "Papa du musst bei mir bleiben"
Jan fühlte sich wie vom Blitz getroffen, sofort überrannen ihn dicke Schweißbäche. Gleichzeitig zitterte er wie Espenlaub. Eiskalte und glühendheiße Schauer jagten abwechselnd durch seinen Körper. Jan glaubte zu ersticken, rang nach Luft, während es ihn verzweifelt durchfuhr: "Leni und Benni, Benni und Leni, sie waren da, hörten mit, weinten" Das war, das war, war, war. Jan konnte es nicht beschreiben, hauchte tonlos: "Benni"
Da schrie der schon wieder: "Papa kannst du mich hören, sage doch etwas"
Jan schluckte und schluckte, was um alles in der Welt sollte er seinem Sohn denn sagen
Der Kerl lästerte: "Frau und Kind sind da, umso besser", schrie ins Telefon: "Vielleicht kommt Barth ja jetzt ganz schnell frei, wenn die 2 euch ordentlich was vorheulen"
Ein klägliches "Papa" von Benni war noch zu hören, dann wurde aufgelegt
Sie verpassten Jan jetzt einen solchen Tritt, dass er sofort zusammenbrach. Er stöhnte nicht mal, bekam nicht mehr mit was um ihn geschah.
Wie in Trance pochte es in Jan jetzt nur noch ohne Pause unentwegt: "Leni und Benni, Benni und Leni"

Benni und Leni wurden von Weinkrämpfen geschüttelt, stammelten durcheinander: "Jan ich liebe dich doch so" oder "Papa du darfst mich nicht verlassen"
Alle Beruhigungsversuche waren zwecklos, im Gegenteil es wurde immer schlimmer, jetzt gut erkennbar, dass die 2 Nervenzusammenbrüche hatten. Schnell brachte man sie zum Polizeiarzt, der aufgeregt rief: "Was ist passsiert?"
"Es ist wegen Jan" stammelte Beck
"Ist Jan, ist er, ist er to, tot?" hauchte der Dr.
Beck schüttelte den Kopf
Schnell behandelte der Dr. jetzt erstmal Benni und Leni im Nebenraum. Es dauerte bis er wieder zu Beck kam, aufgeregt fragte: "Was hat das alles zu bedeuten, wieso sind Leni und Benni in diesem Zustand?"
Beck erzählte alles detailliert
"Seid ihr wahnsinnig" schrie der Dr. "Wie könnt ihr die 2 im Büro lassen, wo jederzeit ein Anruf von Jan kommen kann. Ist doch klar, dass sie zusammenbrechen wenn sie seine Stimme hören, noch dazu wenn er über seinen eigenen Tod spricht"
Beck bekannte: "Jetzt sehe ich meinen Fehler ein. Für uns ist es bei aller Verzweiflung immer ein winziger positiver Schub Jans Stimme zu hören, zu wissen er lebt noch. Aber Leni und Benni...."
"Sind keine Kollegen, sondern die Menschen die Jan am nächsten stehen" regte sich der Dr. auf "Die 2 machen sich doch trotz aller Hoffnungslosigkeit weiter Mut, reden sich ein, dass alles gut geht. Alles muss bei ihnen zerbrochen sein, von Jan selbst zu hören, dass er nur noch auf sein Ende wartet. Hoffentlich kommen die 2 wieder auf die Beine"

"Konnte doch nicht ahnen, dass gerade in ihrem Beisein ein Anruf kommt" murmelte Beck kleinlaut
Der Dr. fauchte: "Blödsinn, Anrufe können jederzeit kommen. Angehörige haben an so einem Ort nichts zu suchen. Denkt denn Keiner daran wie Jan sich dann fühlt?"
Beck fluchte: "Wir wissen verdammt genau wie schlecht es Jan geht"
Der Dr. keifte: "Physisch, ja, geht es Jan leider schon tagelang sehr schlecht. Aber Leni und Benni reißt ihm die Psyche auf. Was glauben Sie, wie Jan sich fühlte die Stimmen der 2 liebsten Menschen die er hat zu hören. Wie sein Herz überläuft die 2 in den Arm nehmen zu wollen und es doch nicht zu können. Denn die Liebsten sind da draußen, in Freiheit und er die Geisel, die davon überzeugt ist, dass es keine Rettung mehr gibt. Müsst ihr bei Jan immer in seinen wundesten Stellen bohren, ihn selbst jetzt, in dieser entsetzlichen Lage noch runterziehen"
"Sagte doch, dass es mir leid tut" murmelte Beck
"Das hilft Jan auch nicht oder kennen Sie den Ort, wo Sie sich bei ihm entschuldigen können?" grummelte der Dr.

In Jan pochte es weiter: "Benni und Leni" Es war so schockierend für ihn, dass sie den Anruf mitbekamen. Fragte sich wie das sein konnte, warum sie im Präsidium waren. Dann, ausgerechnet dann und er hatte ganz einfach erklärt, dass er sterben würde
"Aber ich wusste doch nicht, konnte doch nicht ahnen" machte sich Jan Vorwürfe
Noch mehr quälte ihn, dass die 2 so furchtbar weinten. Von Leni kannte er das. Sie weinte schon, wenn sie nur ein Hämatom bei ihm sah
"Aber Benni, mein Junge, auch bei dir flossen Tränen" schüttelte Jan immer und immer wieder entsetzt den Kopf

Bennis Weinen ließ Jan einfach nicht los. Er dachte sonst heißt es doch immer in dem Alter zeigt man keine Tränen mehr, ist zu erwachsen, zu cool dazu. Auch in schlimmen Situationen müsse man sich zusammenreißen. Und jetzt, nichts cool, nichts erwachsen. Herzzerreißend hatte sein Großer geweint
Jan schallte es noch immer in den Ohren. Es tat so entsetzlich weh seine Lieben in so einem Zustand zu wissen. Alles noch zu verstärken durch seine eigene Aussage. Aber es stimmte doch, war doch sicher, dass er sterben würden. Gerade für eine Bestie wie Barth, der Viele auf dem Gewissen hatte. Wegen so einem endete der Weg mit seinen Lieben, sinnlos das Glück von 3 Menschen zerstört und meine Liebe zu Leni. Ja ich liebe sie wirklich, trotz ihrer Zicken und all die Zweifel, die sie immer bei mir sucht. Habe ebenso den innigen Babywunsch wie sie. Nichts mehr erfüllt sich und Leni......Sie konnte noch mit einem anderen Mann glücklich werden
"Aber für einen Sohn gibt es nur einen Vater" dachte Jan verzweifelt "und mein Großer reagiert so, so........, dieses Weinen" Damit hatte Jan nicht gerechnet, wo er Benni doch schon vor vielen Jahren erklärte, dass er mal schnell und früh sterben könne. Jetzt war er fast erwachsen, aber diese verzweifelten Rufe ihn halten zu wollen
Jan dachte: "Wenn mein Junge so reagiert, war ich vielleicht doch kein so schlechter Vater. Aber es gibt keine Zukunft mehr für uns mein Sohn. Wir müssen uns beide damit abfinden. Ich sterbe, dass ist Realität, Tatsache, Fakt. Alles Widersetzen hilft nicht. So gerne wäre ich bei dir geblieben. Aber ich bin doch ausgeliefert, hilflos, kann nichts mehr dagegen tun. Verzeih mir Leni, verzeih mir Benni, mein Junge, ich habe das alles nicht gewollt"
Jan kämpfte dagegen an, aber er bekam das Telefonat, Lenis und Bennis Stimmen, ihr Weinen, Schluchzen nicht mehr aus dem Sinn, es fraß ihn fast auf. Die ganze Zeit an seine Lieben zu denken, war schon so bitter.