Fehlende Erinnerung

"Sie wollen Forderungen stellen, voraussehbar bei einer Entführung. Warum spucken die Idioten nicht gleich aus was Sache ist" wütete Jan stumm
Sein Kopf platzte bald mit welchem Fall die Entführung zusammenhing
Plötzlich durchfuhr es ihn wieder: "Das wird doch nicht...........?"
Jan brachte die Vorstellung nicht zu Ende. Das konnte, durfte nicht sein. Warum dann er, war doch total unlogisch
So konnte Jan alles was ihn quälte nicht mehr aushalten. Er bog sich herum, streckte sich aus, soweit es möglich war. Mal zusammengekrampft, hin- und herwindend, mal starr ausgestreckt wechselte sich Jans Lage ständig.
Das Kellerloch war jetzt Nebensache
Jan kämpfte nur noch darum die Schmerzen der verschiedensten Arten in sich auszuhalten

Im Präsidium hörten Ina und Hajo vom behandelnden Dr.: "Habe Vince ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt. Hoffe er ist bald wieder o.k., erspart ihm die Klinik. Hat einen gehörigen Schock, ist verwirrt, apathisch. Glaube, ginge euch auch so, wenn man Jan in eurem Beisein entführt hätte"
Hajo bekräftigte: "Aber ganz bestimmt. Laut Zeugen muss alles blitzartig gelaufen sein. Die Kerle wussten was sie wollten. Vince konnte sicher nichts tun. Er muss sich richtig ausruhen. Glaube nicht, dass er uns was Entscheidendes sagen kann"
Der Dr. fragte: "Was ist mit Jan, ist er vielleicht schwer verletzt?"
Ina antwortete: "Die Zeugen sagten davon nichts. Aber wenn sie so kaltblütig vorgingen wie geschildert, müssen es sehr brutale Kerle sein"
Bedrückt meinte der Dr.: "Dann müssen wir wohl sehr große Angst um Jan haben?"

Niedergeschlagen nickte Hajo nur, ging dann mit Ina ins Büro
Aus Ina brach es heraus: "Verdammt noch mal, eine Hundertschaft würde alles, aber auch alles tun um Jan zu befreien. Aber was nutzt das ohne einen Anhaltspunkt"
Hajo flüsterte: "Es gibt nichts Schlimmeres für einen Polizisten als dem eigenen Partner nicht helfen zu können, vor dem nichts zu stehen. Das Auto gibt auch nicht viel Hoffnung. Die tauchen schnell damit unter und die Spusi.......... Die finden auf der Straße dort bestimmt nichts verwertbares"
Ina meinte:: "Telefonaufzeichnung muss her. Laut Zeugen sagten die Kerle ja sie würden sich schnell bei seinem, also bei Jans, Haufen melden. Damit meinen sie uns"
Hajo nickte nur traurig
Ina informierte sofort die Technik
Resigniert meinte Hajo: "Uns bleibt nicht mehr, als aktuelle und alte Fälle durchzugehen. Vor allem ob bei einer Sache Bandenverbindung eine Rolle spielt, irgendwo Entführung angedroht wurde"
Ina brachte schon Akten, da fiel ihr ein: "Wir können doch unter den Umständen keinen Persoenschutz mehr machen"
Wie bei Gedankenübertragung kam Beck herein, entsetzt stieß er hervor: "Jan entführt, auf offener Straße, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es muss alles, aber auch alles denkbare getan werden um ihn zu finden. Setzt alle erforderlichen Mittel ein, holt euch soviel Leute wie ihr nur braucht"
Ina fragte: "Und der Personenschutz?"

Beck erregte sich: "Den hätte Jan gebraucht. Ihr seid natürlich davon entbunden und Andere die ihr braucht auch
Wir müssen alle möglichen Personen schützen und unser eigener Mann wird entführt. Es ist unfassbar. Also Jan hat jetzt oberste Priorität. Sagt mir was ihr braucht, auch sonst will ich über jede Entwicklung informiert werden. Ist das klar?"
Zweifaches Nicken war die Antwort
Beck wiederholte: "Ist das klar Hajo. Ich will keinen Alleingang von Ihnen, weil Sie meinen für den zukünftigen Schwiegersohn eigene Wege gehen zu müssen"
Hajo krächzte: "Es ist klar. Ich wünsche Niemanden eine Entführung. Aber das es ausgerechnet Jan trifft macht mich fertig. Leider ist es nicht das 1.x und wie wir ihn immer fanden, lässt unser Blut jetzt noch gefrieren. Es gab nichts Schöneres, als das er sich trotzdem immer wieder hochschaffte. Immer wieder so einsatzfähig wurde als sei nie was gewesen. Ich würde alles, aber wirklich alles für seine Befreiung tun, bis hin zum Austausch. Aber mir ist mehr als klar, dass ich alleine total hilflos bin. Wir stehen sowieso mit leeren Händen da. Blamabel, die Polizei weiß nicht wie sie ihren eigenen Mann befreien soll"
Leise meinte Beck: "Ich weiß, es ist kein Trost, klingt abgedroschen. Aber Jan wurde vor Kurzem entführt. Wir stehen am Anfang. Die wollen sich melden, also ist anzunehmen, dass sie durch Jans Entführung was erreichen wollen, ihm also nichts tun"
Hajo flüsterte: "Ein ziemlich dünner Faden zum dranklammern"
"Hajo" kam es flehend von Beck
Hajo wehrte ab: ""Schon gut, schon gut. Wir gehen jetzt die Akten durch"

Jans Schmerzen am ganzen Körper hielten an. Aber er wollte sich zusammenreißen, über seine Lage, den ganzen Ablauf nachdenken. Taxierte noch mal das Loch worin er steckte, überlegte ob Befreiung möglich sei. Durch die Eisentür war undenkbar, da machte er sich nichts vor. Das Fenster war unerreichbar für Jan. Die Abdichtung davor bestand aus einer fenstergroßen Metallplatte, durchlöchert wie feines Gitter. Es ging zwar von innen zu öffnen, war aber bedeutungslos wenn man nicht dranreichte und mit auf den Rücken gefesselten Händen sowieso aussichtlos
Die Fesseln schnitten ohnehin immer mehr ein, auch an den Füssen. Jan fühlte sich wie zusammengepresst. Sah wirklich so aus, als sei Flucht unmöglich
Jan überlegte: "Oder bilde ich mir die Aussichtslosigkeit nur ein weil die barbarischen Kopfschmerzen keinen vernünftigen Gedanken zulassen. Sollte ich abwarten bis ich wieder klarer bin. Momentan würde ich sagen, ich sitze fest, muss abwarten was die mit mir vorhaben bzw. durch mich erpressen wollen. Aber egal welche Forderung sie auch stellen, die Polizei ist nicht erpressbar"
Wie Ina und Hajo überlegte auch Jan, mit welchem Fall die Entführung verbunden sein könnte, kam aber zu keiner Antwort. Umso mehr rieb es Jan auf, dass er die Gesichter der Kerle kannte, genau wusste, wo er gefangen war. Richtig ausgelegt, konnte das nur bedeuten, dass sie ihn töten wollten
"Wunderbare Aussichten" durchfuhr es Jan "Hilflos ausgeliefert, dazu verdammt auf den Todesstoss zu warten"
Bei allem Nachdenken durchzog Jan immer wieder ein schrecklicher Gedanke. Er verdrängte ihn, schob ihn weit von sich. Redete sich ein, dass dies nicht sein konnte, nicht sein durfte, undenkbar war. Trotz aller innerer Abwehr tauchte die Vorstellung aber immer wieder bei ihm auf

Jan zerrissen die Vorstellungen so sehr, dass er sich bald genauso sehr mit physischen wie mit psychischen Schmerzen herum quälte. Das schaffte ihn so, dass er sich kaum noch mit seinem "Gefängnis" und auch nicht mit dem Entführungsgrund befassen konnte. Benommenheit breitete sich in Jan aus und bald dämmerte er nur noch vor sich hin

Vince kam jetzt ins Büro
Ina fragte besorgt: "Geht es dir auch wirklich gut. Willst du nicht lieber nach Hause?"
Vince stammelte: "Mir geht es gut, ist o.k. Ich war, war vorhin so, so geschockt. Das mir das passierte. Jan! Ich hätte es verhindern müssen, hätte doch, doch. Es ging so fix. Sie nahmen Jan einfach mit, begreife es nicht"
Hajo erklärte: "Dein Schock muss ganz überwunden sein, wenn du dich an der Suche nach Jan beteiligst"
"Ich bin o.k." beteuerte Vince
Hajo erklärte: "O.k. ist nicht genug, du musst 100% sein. Man steckt nicht einfach weg, wenn der Partner neben einem entführt wird. Würde uns alle schocken. Sage offen wenn du noch Schonung brauchst"
Vince sprang auf: ""Ich bin dabei, was gibt´s zu tun?"
Ina zeigte ihm die Zeugenberichte, fragte: "War es so oder siehst du es anders, hast Ergänzungen?"
Nach dem Lesen nickte Vince: "Es war so"
Hajo meinte: "Man sagt, du wolltest schießen?"
"Und ob ich schießen wollte, konnte doch nicht untätig rumstehen" rief Vince aufgebracht
"Warum hast du es nicht getan?" bohrte Hajo weiter

Vince erregte sich: "Jan der, Jan der redete so bestimmend auf mich, der wollte, wollte es unbedingt verhindern"
"War das so falsch von Jan?" fragte Ina
Vince senkte den Kopf, murmelte: "Hätte einen Passanten treffen können. Ja ich weiß, Jan hatte recht. Aber ich musste doch was tun, irgendetwas. Jan, der war doch so, so, so ruhig, gefasst. Die kommandierten, Jan parierte. Das war so, so, ich weiß auch nicht. Glaubte nicht Jan sondern ein fremdes Wesen stehe da. Er war so, verhielt sich so als ob er mit den Kerlen eine Spritztour plant. Warum begehrte Jan nicht auf, wehrte sich nicht, machte Terror. Ich hätte geschimpft, geschrieen, denen einige Kinnhaken verpasst. Aber Jan, nichts, der machte überhaupts, rührte sich nicht mal"
Hajo fragte: "Und warum verhielt Jan sich so?"
Vince druckste herum, murmelte: "Weil er vernünftiger ist als ich, besonnener handelt"
Hajo bekräftigte: "Genau, auch wenn Jan noch so ruhig war, hätte er doch bestimmt am liebsten losgetobt. Aber seine Aufruhr hätte einerseits die Passanten gefährdet, andererseits hätten die Kerle aber Jan auch schnell verwunden können. Ohne Wunde nahmen sie ihn mit. Wir sollten fest hoffen, dass es so bleibt"
Vince fragte: "Was tun wir denn jetzt?"
Ina erklärte es ihm
Vince rief: "Das ist zu wenig, so finden wir Jan nie. Wir müssen suchen, die Stadt auf den Kopf stellen"
Ina belehrte: "Wir wollen Jan Alle schnell wiederhaben. Aber wir haben nicht das Recht in allen Häusern zu suchen. Die können Jan auch weiter weg gefangen halten."
"Aber wir müssen doch...." schrie Vince, verstummte. So gerne er auch losgestürmt wäre, es half Jan nicht

Hi Walli,
jetzt ist Jan ja in eine schlimme und Lebensbedrohliche Lage gekommen und ich kann es kaum erwarten zu lesen wie es weitergeht L.G. Kathy

Hallo Kathy,
ja es dauerte diesmal bis ich auf den "Kern" kam. Denke mir aber Nebensächliches und Witz reinzumischen kann auch nicht schaden LG Walli

Als Jan nach langer Zeit aufblickte war es schon dämmrig. So wusste er wenigstens ungefähr die Tageszeit
Bald öffnete sich scheppernd die Eisentür. Jan war jetzt klarer als klar. Er spürte wie sich seine Nackenhaare aufstellten, ein Zeichen wie angespannt er war. Voller Unruhe wartete er auf darauf was jetzt kam, wie ihr "Durch die Mangel drehen" diesmal wurde
"Soll Keiner sagen du leidest Not. Hier trink" presste der Kerl eine Flasche an seinen Mund
Jan trank. Das einzig Positive was es seit Stunden gab. Endlich Wasser, in seiner Lage schon eine Bereicherung. Im diesem engen, muffigen Loch hatte er schon lange das Gefühl zu verdursten
Wegen der Trinkweise kochte Jan. Er konnte es nicht ausstehen, wenn er von 3. etwas zugeführt bekam, es nicht mit eigenen Händen tun konnte. Aber jetzt und hier half das ja nichts. So trank Jan Schluck für Schluck, bis der Kerl die Flasche wegzog
"Unsere Geisel muss ja gut erhalten bleiben, bis die Forderung erfüllt ist" höhnte der Kerl
"Idiot" dachte Jan "Gut erhalten??? Dann hättet ihr mich auch nicht grün und blau schlagen dürfen"
"Alles klar oder hat der Herr Beschwerden?" triefte die Stimme des Kerls vor Hohn
Aber von Jan kam nichts. Er schwieg weiter, wie die ganz Zeit schon

Trotzdem verpasste der Kerl Jan einen Kinnhaken, dass nicht nur die Unterlippe aufplatzte, er schlug erneut mit dem Kopf gegen die Wand. Jetzt dröhnte sein Schädel noch mehr.
Die Eisentür fiel schallend zu, ließ das ganze Loch vibrieren und Jans Körper vibrierte mit. Egal wie er den Kopf auch hielt oder drehte, die Schmerzen blieben so druckvoll als presse man ihm das Gehirn heraus. Umnebelung breitete sich bei Jan aus. Es fiel ihm immer schwerer sich klar zu machen was Sache war. "Wieso, weshalb, warum, was hat das alles zu bedeuten.Was hatten sie vor, was führten sie im Schilde?" durchfuhr es ihn dabei manchmal kurz. Zu kurz, denn zu Ende brachte Jan die Gedanken nicht. Langsam wurde es dunkler um ihn, sein Oberkörper und der Kopf neigten sich immer weiter nach vorne. Jan glitt jetzt vollkommen ein in die Schmerzenswelt und anhaltende Umnebelung

Im Präsidium war man jetzt nicht nur wegen dem Personenschutz sondern auch wegen Jan angespannt. Wegen ihm noch viel mehr, schließlich ging es um einen Kollegen, für den sich Jeder die Beine ausgerissen hätte. Die Fangschaltung war längst installiert. Aber es tat sich nichts, was für die Wartenden alles noch verschlimmerte
Später meinte Hajo resigniert: "Hilft ja nichts, ich muss endlich zu Leni und Benni"
Ina und Vince beneideten ihn darum nicht, wussten ja welch schwerer Gang es für Hajo war
Der überlegte sich während der Fahrt, wie er alles vorbringen konnte, ohne das es zu schockierend für die 2 war
"Papa!!!!" rief Leni halb erfreut, halb ängstlich "Du hier, aber wo ist Jan?"
So schnell brachte Hajo nichts hervor, drückte sich an Leni vorbei in die Wohnung
Leni schrie: "Was ist mit Jan. Ist er, ist er. Nein, sage das es nicht wahr ist. Wie schwer verwundet ist er diesmal"

Benni rannte herbei, reagierte wie Leni, krächzte: "Du allein hier, bedeutet Papa ist schwer verwundet oder gar, gar to, tot"
Jetzt beteuerte Hajo: "Nein Jan ist nicht tot, er ist............................entführt worden"
Leni und Benni redeten gleichzeitig, durcheinander, aufgeregt, schrill: "Warum, wieso, was wollen die von Jan/Papa
Wer war es. Konnte Jan/Papa nicht entkommen, war Keiner da der ihm half?"
Hajo erzählte nun alles
Benni fuhr auf: "Wieso half Vince Papa nicht, wenn er die Waffe schon zog?"
"Vince trifft keine Schuld Benni" erklärte Hajo
Benni rief: "Du nimmst Vince, diesen Clown, noch in Schutz?"
Leni ergänzte: "Ganz meine Meinung. Wenn ein Kollege dabei ist, hat er auch einzugreifen"
Hajo bemühte sich zu erklären: "Ich nehme Vince nicht in Schutz. Aber überlegt mal. Hätte Jan ihn nicht am schießen gehindert, wäre es evtl. zu einem Blutbad in der Menge gekommen. Oder die hätten Jan vielleicht, evtl. ge, getö, getötet"
Zerknirscht schwiegen die 2, bis Benni fragte: "Aber warum Papa? Was bezwecken die mit seiner Entführung, was sind das für Kerle?"
Hilflos zuckte Hajo die Schultern: "Benni, ich weiß es nicht. Wir haben keinen blassen Schimmer. Hoffen seit es um .....Uhr passierte Nachricht zu erhalten, aber nichts"
Leni schrie: "W a a a s? Jan ist seit Stunden entführt und du kommst erst jetzt"
Benni schimpfte: "Hajo wie konntest du. Warum denkst du an uns, die Angehörigen, immer zuletzt?"

Hajo flehte geradezu: "Bitte versteht doch. Wir dachten doch zu erfahren warum Jan entführt wurde. Dann würde ich nicht ganz so blöd wie jetzt vor euch sitzen"
Leni stieß hervor: "Egal wie hoch das Lösegeld ist, ich bringe es auf. Irgendwie, Lebensversicherung, Kredit, verkaufe mein Auto, löse mein Sparbuch auf. Ich zahle, Hauptsache Jan kommt frei"
Benni ergänzte: "Auch ich kündige mein Sparbuch und die auf mich abgeschlossenen Versicherungen müssen in dem Fall einfach zahlen"
Hajo erklärte: "Ich würde sofort mein Haus verkaufen und alles zu Geld machen was nur geht. Falls es euch tröstet, da sind auch eine Menge Kollegen die etwas für Jan geben würden. Wir glauben aber nicht, dass es um Geld geht. Die Kerle sagten, sie melden sich bei seinem, Jans, Haufen und damit kann nur die Polizei gemeint sein"
Benni murmelte: "Wenn es wirklich nicht um Geld geht, dann wollen die ja durch Papa etwas erpressen. Aber die Polizei ist da doch unerbittlich"
Hajo meinte: "Ohne Meldung wissen wir gar nichts. Aber wenn, kann ja immer noch verhandelt werden"
"Ein schwacher Trost Hajo, aber wirklich ein ganz schwacher" flüsterte Benni bedrückt
Hajo sah ihn traurig an
Benni schwieg jetzt
Hajo stand auf: "Würde euch gerne beistehen, aber ich will zurück ins Büro"
Leni forderte: "Du meldest dich sofort wenn du was von Jan hörst"
Hajo versprach es, verließ die 2
Leni weinte jetzt fürchterlich. Benni ging es genauso, wenn er die Tränen auch zu unterdrücken versuchte

Benni umarmte Leni, flüsterte: "Wir denken wohl das Gleiche. Papa, warum bloß immer wieder Papa"
Leni schluchzte: "Ganz genau Benni, das frage ich mich auch. Warum trifft es immer Jan. Er gibt sich doch nicht als Held, Draufgänger, ist weder ein Großmaul noch ein Angeber. Warum fixieren die sich immer auf ihn"
Nach einem Moment meinte Benni: "Vielleicht ist Papa ein zu guter Polizist. Die Typen denken, bevor er ihnen gefährlich wird schnappen sie ihn lieber. Du hörtest ja von Hajo, dass Papa alles über sich ergehen ließ. Wer weiß, vielleicht stehen alle Halunken in Verbindung. Klingt blöd, aber was wenn Papa schon als "ideale Geisel" ein Geheimtipp ist"
Leni flüsterte: "Ein bisschen krass gedacht, aber langsam nicht mehr ganz von der Hand zu weisen. Damit wissen wir aber auch nicht warum Jan entführt wurde. Die Ungewissheit bringt mich noch mal um den Verstand"
Hajo traf im Büro noch auf Ina und Vince. Die 3 blieben die ganze Nacht. Während sie Akten durchgingen, hofften sie aber noch mehr das Telefon würde klingeln

In dem Loch wurde es langsam heller, je mehr löste sich Jan auch aus seiner Umnebelung, die Realität kam zurück
Resigniert dachte er: "Schade, war also nicht doch nur ein böser Traum"
Nicht nur das Loch machte klar das er gefangen war, die Fesseln taten ihr übriges
"Wenn Hände und Füße starr zusammengepresst, man nicht mehr Herr über seine Glieder ist, die Stricke immer mehr einschneiden, bedeutet das absolut hilflos allem ausgeliefert zu sein" durchfuhr es Jan bitter
Er wollte jetzt auf Geräusche horchen. Die Eisentür war wirklich "eisern, aufbrechen vollkommen unmöglich. Sie musste aber auch sehr dick sein, denn Jan hörte kaum einen Laut von oben

Auch von draußen war kaum was zu hören. Oft lauschte Jan zum Fenster, aber es blieb gespenstisch still. Zum Durchdrehen war die Ahnungslosigkeit warum man ihn entführt hatte. Entsetzt dachte Jan wieder an die vielen Waffen die er bei seinem Herkommen erblickte. Was immer die vorhatten, wozu brauchten sie eine Geisel. Die konnten sich doch gewaltsam überall Einlass verschaffen
Dieses "nichts wissen" zerrte an Jans Nerven, rebellierte, tobte, fraß in ihm, nagte an seiner Psyche. Er wusste ja, dass alles Grübeln nichts half. Aber in seiner Lage konnte er die Gedanken nicht bremsen. Jans Verzweiflung wuchs. Vielleicht gerade wegen der Erinnerung an vorangegangene Entführungen. Auch wenn er nicht immer mit dem Tod rang, geblieben war immer etwas mit dem er lange kämpfte. Jan wechselte zwischen Grübeln und abtaxieren des Lochs. So oft er sich aber auch umsah, eine Fluchtmöglichkeit fand er nicht. Dazwischen durchzogen Jan immer wieder heftigste Schmerzen. Das Zusammenschlagen lag ja auch erst Stunden zurück. Unbehandelt konnte sich in der kurzen Zeit nichts bessern
Jan war wütend über den Psychokrieg dem sie ihn auslieferten. Nicht wissen was ablief, noch folgte, machte ihn zusätzlich fertig
Irgendwann öffnete sich die Tür scheppernd. Jans Kopf dröhnte sofort wieder. Alle Nerven zum Zerreißen gespannt
harrte er gefasst was kam
Gnädigerweise bekam Jan wieder zu trinken
"Hast du vor Angst die Sprache verloren oder warum kommt kein Gejammer, keine Fragen von dir" hieß es
Jan flüsterte: "Für was Fragen, Antworten bekomme ich bestimmt nicht"

"Weise erkannt. Aber es dauert nicht mehr lange und dir laufen die Augen über wenn du hörst warum du hier bist"
war die höhnische Antwort
Jan blieb stumm
"Noch immer keine Fragen" kam es provozierend
Ein knappes "Nein" war Jans Antwort
Trotzdem bekam er wieder einen Faustschlag verpasst
Dabei hatte Jan sich vorgenommen, diesmal mit dem Kopf auszuweichen. Aber was half das wenn die Faust sich in seinen Magen bohrte
Bis der Kerl draußen war, biss Jan die Zähne zusammen. Dann konnte er nicht mehr. Stöhnend glitt er zur Seite, wand sich vor Schmerzen hin und her

Die 3 ackerten weiter Akten durch. Bei ihrer Erfolgsquote eine große Anzahl. Bisher war die Mühe erfolglos
Doch Vince sprang immer wieder auf, stieß hervor: "Das bringt nichts. Jan steckt nicht in den Akten. Wer weiß in was für einem Verlies er vergetiert. So finden wir ihn nie. Wir müssen raus, was unternehmen"
Hajo holte ihn runter: "Vince, wir beschlossen, dass du nur mitarbeitest wenn du die Nerven behältst. Entweder gehst du wie wir vor oder nimmst dir Auszeit"
Vince nahm sich die nächste Akte vor
Leni und Benni riefen immer wieder an. Sagen konnte man ihnen nie was, bis Benni schrie: "Was seid ihr bloß für dämliche Polizisten, noch nicht mal fähig einen Kollegen zu befreien"

Hajo nahm Bennis Schreie hin. Er biss ja selbst schwer genug an Jans Entführung. Wie war es da erst dem eigenen Sohn zumute, besonders da die 2 sich so nahe standen. So oft hatte Benni schon um seinen Vater gebangt, was eigentlich nicht hätte sein dürfen
Manchmal starrten die 3 auch abwechselnd aufs Telefon. Es kam einer Anbetung gleich, als wollten sie mit Blicken die Kiste zum Klingeln bringen, endlich Klarheit durch den Hörer erzwingen. Aber es blieb still. Beck hatte dafür gesorgt, dass andere Anrufe umgeleitet wurden, hielt auch sonst alles vom Team ab

Die Eisentür öffnete sich wieder mit so furchtbarem Krach, dass Jan die Augen zusammenpetzte, so stark durchbohrten ihn Kopfschmerzen bei diesem markerschütternden Gequietsche. Er öffnete die Augen erst wieder als es hieß: "Jetzt tun wir was für dein leibliches Wohl. Fühle dich wie ein männliches Rotkäppchen, die wurde auch erst von der Hexe gemästet"
Schallend lachte der Kerl, als habe er den Witz des Jahres gemacht
Jan war absolut nicht nach Lachen zumute. Jetzt fiel ihm ein, dass er seit dem gestrigen Frühstück nichts mehr gegessen hatte. Hunger verspürte er aber trotzdem keinen. Kam wohl daher, dass sein Magen von den vielen Schlägen so massakriert war
Der Kerl hielt Jan jetzt den Teller hin und eine gefüllte Gabel vor den Mund
Jan starrte ihn fassungslos an. Das konnte der doch im Ernst nicht wollen, ihn füttern

Es wurde geschnauzt: "Machs Maul auf oder denkst du ich löse dir die Fesseln. Oh nein mein Lieber, so läuft das nicht. Kannst schon froh sein, dass wir dir keinen Knebel verpassten. Obwohl, du bist ja wirklich ein ganz Stiller, gibst keinen Mucks von dir. Aber jetzt Zähne auseinander, habe nicht ewig Zeit"
Ganz langsam, in Zeitlupe öffnete Jan zögernd den Mund. Essen war wichtig. Er wusste nicht was sie noch mit ihm vorhatten, wozu er noch bei Kräften bleiben musste.
Aber Jan fühlte sich entsetzlich gedemütigt. Es war so würdelos wie ein kleines Kind gefüttert zu werden. Oder noch schlimmer, wie ein alter Greis, der nicht mehr fähig war Besteck zu halten
Dabei hätten sie ihm die Fesseln sehr wohl solange lösen können, wo doch ein 2. Typ in der Tür ohnehin die Waffe auf ihn richtete. Jan wollte sich weder eine Kugel einfangen, noch war er lebensmüde. Lächerlich anzunehmen er wolle einen Fluchtversuch machen. Dafür hatten sie ihn viel zu übel zugerichtet, auf den Beinen halten konnte er sich bestimmt nicht. Die Fütterung war Machtbeweis, sie wollten ihn erniedrigen, klar machen, dass er nicht mehr war als Dreck, der sich hier häufte
All das wütete in Jan, während ihn das Babygehabe anwiderte. Unter den Bedingungen wurde ihm schon bei der 1. Gabel übel, Ekel stieg in ihm auf. Am liebsten hätte er dem Kerl alles wieder ins Gesicht gespuckt. Aber Jan war beherrscht genug an die Folgen zu denken. Nicht auszumalen wie dann die Fäuste in ihn prasselten oder noch schlimmer, Blei bohrte sich in ihn. Also schluckte Jan gehorsam jede Gabel hinunter. Wenn es half bei Kräften zu bleiben, musste er seinen Ekel überwinden
Irgendwann war der Teller leer

Spöttisch hieß es: "Braver Junge. Bleibt aber bei 1 Essen am Tag. Sind ja kein Luxushotel. Also Teller immer schön leer essen. Hier spüle gut nach damit du später Stimme hast wenn wir deinen Haufen anrufen" presste er Jan eine Flasche an den Mund
Jan trank
Grübelte jetzt über das Gesagte vom anrufen nach, wozu er aber leider nicht lange fähig war. Ganz schnell traf ihn wieder ein harter Faustschlag in den Magen
Jan schrie zum 1.x auf.
Eben noch gegessen, der Magen gefüllt, dann dieser Hammer. Das war, war........Jan fehlte die Beschreibung, glaubte noch nie so eine furchtbare zerrende Übelkeit verspürt zu haben

Bennis und Lenis Anrufe stellte man natürlich durch
Zum unzähligsten Mal rief Benni aufgeregt: "Gibt es etwas Neues von Papa. Wer sind die Kerle, was wollen die. Wisst ihr wo Papa gefangen ist? So befreit ihn doch endlich"
Resigniert antwortete Hajo: "Wir wissen noch immer rein gar nichts Benni, es tut mir leid. Wir treten auf der Stelle
Leni riss den Hörer an sich, schrie: "Eure Untätigkeit stinkt zum Himmel. Ihr seid keine Polizisten sondern ein Sauhaufen. Verhaltet ihr euch so gleichgültig weil es leider mal wieder Jan ist der entführte wurde. So mit dem Hintergedanken, na bisher ist er immer heil rausgekommen, wird auch diesmal irgendwie gutgehen"
Hajo erregte sich: "Leni ich weiß ja, dass du nur aus Angst um Jan so ungerecht redest. Denn du weißt ganz genau, dass wir alles für Jans Befreiung tun würden"

"Sage mir, sage mir was ihr tut, aber ganz konkret" kreischte Leni
Hajo entgegnete so ruhig er konnte: "Als Polizistentochter weißt du, dass wir nicht weiterkommen ohne Anhaltspunkte"
Leni keifte: "Ich sollte ein Story über die Untätigkeit der Polizei bringen. Insbesondere, dass für einen entführten Kollegen kein Finger gerührt wird"
Hajo beherrschte sich: "Leni du bist ungereht und das weißt du. Mit so einem Bericht schadest du Jan nur. Wer weiß was die vor Wut alles mit ihm machen wenn sie den Artikel lesen"
"Die Idee ist noch nicht vom Tisch" legte Leni einfach auf
Vince krächzte: "Hajo, Leni liebt Jan, du musst sie verstehen"
Hajo entgegnete: "Das tue ich doch. Aber wir haben alle die gleiche Angst um Jan. Keinem von uns ist er gleichgültig"
Vince meinte bedrückt: "Leni sollte mit mir keifen. Ich bin Schuld an Jans Entführung. Sah einfach zu wie sie ihn
verschleppten"
Hart fuhr Hajo ihn an: "Das Thema ist doch vom Tisch. Dich trifft keine Schuld. Hängst du jetzt wieder durch, verlässt du sofort das Präsidium"
Vince verzog sich und Hajo wusste vor Verzweiflung weiterhin nicht ein noch aus

Trotz der anhaltenden entsetzlichen Übelkeit und den anderen qualvollen Schmerzen, grübelte Jan unentwegt über die Aussage "Stimme haben zum Telefonieren" nach. Das könnte bedeuten, dass sie endlich die Karten aufdeckten, ihre Forderungen nannten und vor allem den Grund für das alles hier. Aber der Begriff "später" war relativ. Kamen sie in einigen Minuten oder erst nach Stunden. War vielleicht ein anderer Tag gemeint
"Oh Mann, die haben es wirklich drauf einem vor Ungewissheit fertig zu machen" dachte Jan verzweifelt
Für ihn zog sich alles hin wie die Ewigkeit, ohne jeden Zeitbegriff. Das Essen musste er ja nicht unbedingt zur Mittagszeit bekommen haben. Konnte auch noch Vormittag oder vielleicht schon später Nachmittag sein. Irgendwann merkte Jan, dass Grübeln ihn nur noch fertiger machte, er würde sowieso nichts genaues erfahren. Er verlegte sich jetzt aufs Abwarten.
So versunken ausharrend, erschrak Jan furchtbar als die Tür sich öffnete und gleich gelabert wurde: "Jetzt verlieren wir aber keine Zeit mehr, schließlich ist auch unser Plan an ein Limit gebunden"
Sie zogen Jan in die Höhe. Mit den gefesselten Beinen konnte er nur beschwerlich stehen. Aber irgendwie ging es, wenn er sich gegen die Wand presste
"Du wirst Augen machen, wenn du unsere Forderung hörst. Hoffentlich trifft dich nicht der Schlag. Dann platzt unser Plan" brachte ein Typ albern hervor
Jan meinte noch nie so angespannt gewesen zu sein. Allerdings machte sich das äußerlich nicht bemerkbar
Sie forderten von ihm die Durchwahl. Jan nannte sie. Wozu sich weigern, bedeutete nur wieder Verzögerung
Dann brüllte er am Telefon: "Euer Maybach ist in unserer Gewalt und da ihr ihn bestimmt lebend wieder haben wollt, hört jetzt ganz genau zu"

"Warum habt ihr Jan entführt. Was wollt ihr. Lebt Jan noch, wie geht es ihm? Ich will mit ihm reden, auf der Stelle, sonst brauchen wir gar nicht weiter sprechen" hörte Jan Hajo durchs Telefon schreien
Jan das Telefon hinhaltend, meinte der Typ: "Sage dem Schreihals was Nettes, sonst werden wir unsere Forderung nie los"
"Jan, Jan hörst du mich. Jan kannst du sprechen. So sage doch etwas. Jan bitte" rief Hajo aufgeregt
Jan musste den Kloß in seinem Hals runterbekommen. Räusperte sich, räusperte sich noch mal. Wo sollte er Stimme herbekommen, wenn er solange nichts gesagt hatte
Endlich krächzte er hervor: "Hajo ich bin soweit o.k. Es geht mir der Lage entsprechend gut"
Hajo schrie: "Hör auf mit Beschönigungen Jan. Ich will sofort ganz genau wissen wie es dir geht"
Leise beteuerte Jan nochmals: "Ich bin körperlich wirklich fast in Ordnung Hajo" (Von den Faustschlägen mal abgesehen, aber es gibt wirklich schlimmeres) dachte Jan
"Jan du sollst mir genau sagen......." Weiter kam Hajo nicht
Schnell entriss man Jan das Telefon, schrie der Kerl: "Schluss mit blöden Fragen. Der Bulle ist ja nicht aus Watte und je schneller ihr die Forderung erfüllt seht ihr ihn wieder. Ist das jetzt klar?"
Hajo riss sich zusammen, presste hervor: "Ist klar. Wie ist der Deal für Jans Freilassung?"
Die Stimme des Typs triefte vor Hohn, als er zischte: "Die Sache ist ganz einfach, Maybachs Leben gegen Barths Freilassung"
Lange, sehr lange war es totenstill
"W a a a a a a a a a a s wollt ihr" peitschte Hajos Stimme da durchs Telefon

Jan dachte inzwischen vom Blitz getroffen zu sein. Soviele Gründe hatte er für die Entführung überlegt. Aber Barth, ausgerechnet Barth
Seine Gedanken überschlugen sich: "Mein Leben steht gegen Barths Freiheit. Wir schützen die hohen Herren und dann schnappen sie mich, ausgerechnet mich, den einfachen KOK, ein kleines Rädchen im Getriebe. Was bedeutet das. Die bezwecken doch was, sonst wären sie nicht auf mich gekommen. Ich war doch nicht irgendwie auffallend
Das war es dann. Barth kommt nie frei und mir verpassen sie bald die tödliche Kugel" dachte Jan verzweifelt
Jetzt hörte er Hajo schreien: "Seid ihr wahnsinnig. Jedes Kind weiß, dass Barth nicht rauskommt. Lasst Jan sofort frei"
Der Typ kicherte: "Die Nr. von wegen Polizei ist nicht erpressbar könnt ihr euch sparen. Erzählt uns nicht, dass euch am Leben eines Kollegen nichts liegt. Auch wenn Maybach das den Reportern unzählige Male beteuert hat, alles nur Geschwätz. Barth kommt frei und ihr habt schnell euren Jan wieder. So einfach ist das"
Hajo brüllte: "Verdammt, wir haben Vorschriften, Gesetze. Was ihr verlangt ist unmöglich"
Zu Jan meinte der Typ: "Tja Bulle, da hast du das Maul wohl zu voll genommen auf der Pressekonferenz. Immer wieder und wieder zu betonen, dass die Polizei nicht erpressbar ist. Wenn die Gefahr weit weg ist, kann man große Töne spucken und du hast sehr große Töne gespuckt. Angegeben wie ein unsterblicher Held, wie unerschütterlich die Vorschriften von euch sind"
"P e e e e e n g" Jan glaubte man habe ihm mit dem Hammer auf den Kopf geschlagen. Entsetzt durchfuhr es ihn: "Die Pressekonferenz. Das war es also. Die Bande hatte sie natürlich gesehen, gehört, gelesen oder wie auch immer. Ich sprach für Alle, aber mit meinem Gesicht. Deshalb haben sie mich geschnappt"

Jetzt spottete der Kerl: "Große Lippe riskieren, aber wenn du selbst in der Scheiße steckst schlotterst du vor Angst um dein armseliges Leben. Mach deinem Haufen klar, dass sie alles für deine Rettung tun sollen. Los wird´s bald. Flehe, jammere, bettele um Gnade, damit du am Leben bleibst. Ist doch ganz einfach, Barth raus und du frei"
Er hielt Jan das Telefon hin, der Hajo stammeln hörte: "Jan hörst du mich. Wir beraten jetzt, Chef, Polizeipräsident
eine Möglichkeit, braucht Zeit, ist nicht so einfach, wir finden einen Weg. Jan ganz bestimmt holen wir dich........"
Jan schnitt ihm das Wort ab. Seine Stimme peitschte messerscharf: "Es bleibt dabei Hajo, die Polizei ist nicht erpressbar. Von der Regel gibt es keine Abweichung, auch für mich nicht"
Die Faust knallte Jan so blitzartig ins Gesicht, sein Kopf gleichzeitig gegen die Wand, dass er erst mal Sterne sah
Weitere Schläge folgten
Wie durch Nebel hörte er sie brüllen: "Mit deinem Supermangehabe kommst du nicht durch. Auch die Polizei ist erpressbar und du scheißt dir vor Angst gleich in die Hose. Du winselst deinen Verein jetzt an alle Regeln für dein Leben über den Haufen zu werfen. Los mach schon" hielt man Jan das Telefon hin
Hajo schrie: "Jan was haben sie mit dir gemacht. Hörst du mich. Sage was. Um alles in der Welt Jan antworte"
Jan konnte das Stöhnen nicht unterdrücken. Bei der Salve von Schlägen brauchte er einen Moment. Mit den aufgeplatzten Lippen fiel sprechen so schwer, konnte er nur raunen: "Ist vorbei Hajo, bin wieder o.k."
Hajo kreischte: "Nichts ist o.k., habe doch alles gehört. Wie schwer verletzt bist du?"
Jan musste erst zu Atem kommen, dann krächzte er: "Ein paar Fausthiebe, ich werd´s überstehen. Aber ich meine es ernst. Ihr lasst euch wegen mir nicht erpressen. Keine Sonderbehandlung"

Wieder attackierten sie Jan mit Fausthieben, diesmal in den Magen. Er konnte sich nicht mehr halten, glitt an der Wand hinab zu Boden
Ein Kerl schrie ins Telefon: "Lange mimt Maybach nicht mehr den Helden. Wenn wir mit ihm fertig sind wird er in Tränen wimmern. Macht was wir fordern, wenn noch ein Rest von ihm bleiben soll. Lasst Barth frei und euer "Jan" ist es auch bald. Wir melden uns wieder"
Jan hörte alles, empfand es aber als weit weg. Gegenwärtig waren jetzt nur sein Körper, die Schmerzen, mit denen er rang
Einer der Kerle krallte in Jans Hemd, zog ihn etwas hoch, brüllte: "Lass nie wieder so coole Sprüche los. Beim nächsten Anruf sagst du das was wir hören wollen" stieß er Jan wieder zurück und Jan blieb hängen, einfach so. Er mochte sich nicht mehr rühren, nicht mehr denken. Das Gehörte und Geschehene war mehr als genug, zu hart, zu unvorstellbar. Jan gab sich ganz seinem Zustand hin

Unendlich lange herrschte Schweigen im Büro, bis Vince flüsterte: "Barth, ausgerechnet für Barth muss Jan den Kopf hinhalten. Das ergibt doch keinen Sinn"
Hajo schrie jetzt: "Ist alles meine Schuld. Diese verdammte Pressekonferenz. Nur wegen mir ist Jan gefangen"
Ina musste sich erst fangen, dann fragte sie: "Was faselst du denn da Hajo?"
Hajo rief: "Ich schickte Jan an meiner Stelle zur Konferenz. Nicht er dürfte gefangen sein, sondern ich. Nur dieser Auftritt ist schuld, dass sie Jan schnappten. Er hat dort oft beteuert, dass wir nicht erpressbar sind. Die haben den Spieß jetzt umgedreht. Jan büßt für diese Beteuerungen"

Ina wehrte ab: "Das ist Unsinn Hajo. Wir hätten Alle die gleiche Aussage gemacht. Sicher, Jan war sehr souverän, besonders weil er oft auf sein eigenes Verhalten im Ernstfall angesprochen wurde"
Hajo regte sich auf: "Genau das meine ich. Jan erklärte, dass bei Entführung auch sein eigenes Leben nicht freigepresst werden kann. Die spielen jetzt mit ihm. Wollen das Jan weich wird, bis er uns anfleht auf die Erpressung einzugehen"
"Gefleht hat Jan kein bisschen, im Gegenteil" meinte Vince
Hajo entgegnete: "Jetzt noch nicht. Aber wer weiß, was man Jan noch antut. Er wird sterben. Der Junge stirbt und ich bin schuld"

Es dauerte bis Jan wieder richtig denken konnte
"Pressekonferenz" der Begriff stand wie ein Feind vor ihm
Er dachte: "Sie stören sich an meiner Beteuerung. Deshalb starten sie jetzt die Probe aufs Exempel. Bleibt aber erfolglos. Auch für mich wird kein Häftling und erst recht nicht Barth freigelassen. Fazit: Mein Tod ist sicher"
Jan konnte nicht beschreiben, was ihn bei diesen Gedanken durchfuhr. Nur so und nicht anders kam es aber. Er wusste zwar wo er war, aber was half das, wenn er es Niemanden mitteilen konnte. Die Bande war eiskalt, das bewies die Vergangenheit. Seine Ahnung war also richtig als er das "Kriegszimmer" sah. Mit all dem wollten sie zusammen mit Barth weiter ihre Blutspuren ziehen. Eine Handgranate hier in dieses Loch geworfen und er war schneller in Fetzen gerissen, als er es mitbekam. Ironie des Schicksals, dass er zuvor die hohen Herren beschützte
Da hatte Vince mal recht, über sie, die einfachen Beamten hielt Keiner schützend die Hände

Jan ging durch den Kopf, dass Polizisten immer auf tödliche Fallen getrimmt wurden. Jetzt saß er drin in der tödlichen Falle und auf einen positiven Ausgang hoffen konnte er nicht. Wie sollte man ihn finden. Bei der erstklassigen technischen Ausrüstung der Bande wurde bestimmt auch vom besten Experten der Polizei der Standort nicht gefunden. Das musste man den Kerlen lassen, was sie anpackten machten sie 200%ig. Genau wie das Loch in dem er festsaß. Undenkbar durch die Eisentür zu kommen. Fesseln so hart, als wollten sie ihm allmählich die Glieder abtrennen
Jan war in einem Abgrund von Trost- und Aussichtslosigkeit. Sah nirgends auch nur das kleinste Plus für sich.
Es wurde Zeit sein Leben zu überdenken, die unzähligen Fehler die er machte. Nur bitter, auch wenn er sie noch so bereute, entschuldigen konnte er sich bei Keinem mehr. Jan dämmerte weiter erfüllt mit Bitterkeit vor sich hin

Kollege Max, der die Fangschaltung auswertete, stammelte nach dem Anruf bald betrübt: "Tut mit entsetzlich leid, doch ich habe nicht den kleinsten Schimmer wo der Anruf herkam"
Hajo tobte: "Was bist du denn für eine Niete. Mensch der Anruf ging über Minuten. Sonst weißt du doch in Sekunden schon Bescheid"
Max entgegnete niedergeschlagen: "Es klappt auch in Sekunden, wenn man nicht ausgetrickst wird. Bei dem Anruf gab es nicht das kleinste Signal. Es rührte sich weder in Leipzig noch im weiten Umfeld etwas. Es war nichts, überhaupt nichts auszumachen, als sei gar nicht telefoniert worden"
Hajo keifte: "Erzähle keinen Mist. Du lügst doch. Gib zu, dass du gepennt hast, nichts eingeschaltet war. Bist du dir klar, dass das Jans Leben kostet, du damit sein Todesurteil fällst"