Fehlende Erinnerung

Jan musste heute zur Pressekonferenz. Zuvor meinte Vince aber ziemlich kleinlaut: "Aber du sagst dort doch nicht, dass ich den Personenschutz so ätzend finde, immer wie ein HB-Männchen in die Luft gehe"
Jan entgegnete: "Du wärst doch ein gutes Beispiel wie untragbar eigentlich die ganze Situation ist, dass auch Polizisten bei Dauerbelastung ausflippen"
Vince erregte sich: "Mensch Jan, wenn du das bringst, mich namentlich benennst, kann ich meine Karriere knicken. Die meinen doch dann ich hätte sie nicht mehr alle, bin als Polizist untragbar"
Jan entgegnete: "Genau das denken wir doch oft"
Vince wollte aufbrausen, da beschwichtigte Jan: "Mensch Vince, was hast du bloß für eine Meinung von mir. Habe ich schon mal einen Kollegen, habe ich dich schon mal bloßgestellt. Außerdem nimmst du dich viel zu wichtig, denn einzelnen Polizistengehabe ist nicht Thema bei der Konferenz. Beruhigt, darf ich jetzt gehen?"
Ziemlich bedrückt nickte Vince nur
Jan machte sich auf den Weg. Hajo ging mit, als Zuhörer, wenn er Jan schon in diese Aufgabe drängte, wollte er ihm in keiner Weise reinreden
Bei der Presse stellte sich Jan vor, meinte: "Dürfte Ihnen allen bekannt sein, dass die Sprenger-Bande die Stadt unsicher macht, weil sie ihren verurteilten Boss Barth freipressen wollen. Die Polizei gibt diese Konferenz um Ihnen ausführlich die Sachlage zu schildern. Wir glauben, dass es trotz Berichten Fragen, Unsicherheit, vielleicht gar Angst bei der Bevölkerung gibt. Wir treffen uns hier um größtmögliche Klarheit zu schaffen und eventuelle Gerüchte auszuräumen"
Ein Reporter meinte: "Natürlich sind wir an absoluter Offenheit interessiert. Wie gedenken Sie uns aufzuklären?"

Jan entgegnete: "Das stelle ich Ihnen frei. Sie können Fragen stellen oder ich erkläre Ihnen was sich von Anbeginn abspielte, was wir annehmen und wie wir dagegen vorgehen wollen"
Ein Ruf aus der Menge: "Wenn die Kollegen einverstanden sind, geben Sie uns eine Zusammenfassung und danach stellen wir Fragen"
Allgemeine Zustimmung
Jan erzählte was intern ablief. Berichtete von den Plänen, Einsätzen, was schon geschehen war, was die Polizei vermutete, bis hin zum Personenschutz legte er die ganzen Ermittlungen offen dar
Ein Reporter meinte dann: "An entsprechendem Polizeiaufgebot an manchen Stellen, Personen oder der großen Präsenz überall in der Stadt, erkennt man, dass die Polizei wirklich bemüht ist dem Horror ein Ende zu setzen. Bedeutet das für Sie, dass wirklich alle ausreichend geschützt sind?"
Jan antworte: "Wir sind uns im Klaren, dass trotz aller Bemühungen immer etwas geschehen kann. Mit den Explosionen rechneten wir auch nicht und trotzdem kommt es immer wieder dazu. Bei der nächsten wird vielleicht gar ein Mensch geschädigt/getötet. Gleiches gilt für den Personenschutz. Nie kann alles vorhergesehen werden. Nicht auszuschließen, dass es trotz allem Schutz zu einer Entführung kommt"
Frage an Jan: "Wenn es zur Entführung kommt, wird Barth dann freigelassen?"
Jan antwortete: "Nein, dass wird nicht geschehen"
Reporter: "Aber die Geisel kann getötet werden. Kann die Polizei und sonstigen Stellen dem Druck standhalten?"
Jan entgegnete: "Leider müssen wir standhaft bleiben, auch wenn es zum Nachteil der Geisel sein sollte"

Reporter: "Sie würden den Tod eines Menschen zulassen? Schließlich kann es Jeden treffen aus dem Kreis auf den die Bande zielt. Würden Sie wirklich ein Leben opfern?"
Jan antwortete: "Es wäre ein sehr harter Schlag für die Betreffenden und natürlich auch für die Polizei, wenn es so kommt. Aber leider müssen wir so handeln"
Reporter: "Sind Sie sicher soweit zu gehen. Schließlich hat gerade die Polizei Leben zu schützen, zu bewahren und nicht zu opfern"
Jan entgegnete: "Ich sagte schon, dass es ein großer Schlag für uns wäre wenn es passiert. Aber leider stößt auch die Polizei immer wieder an Grenzen, steht manchmal hilflos da, obwohl Keiner das will. Nur oberstes Gebot ist nun mal, dass keine der betroffenen Stellen erpressbar ist"
Reporter: "Wenn Jemand aus Geschäfts- oder Bankleben das Opfer ist, könnte u.U. hohes Lösegeld gezahlt werden"
Jan erklärte: "Die Bande will kein Geld, die wollen Barths Freilassung. Es wäre sehr, sehr schlimm wenn es ein Opfer wegen dieser Forderung gibt. Aber wenn wir uns 1x erpressen lassen, gibt es viele Nachahmer. Dann kommen verurteilte Täter frei, begehen wieder Verbrechen, ja gar Morde. Aber das muss mit allen Mitteln verhindert werden, eben in dem wir nicht erpressbar sind"
Jan sah immer wieder zu Leni, hatte ein mulmiges Gefühl ob sie ihn nicht doch mit Fragen provoziere
Aber Leni blieb in der Gruppe, zeichnete alles auf. Es gab kein Anzeichen, dass sie sich zu Wort meldete
Reporter: "Es ist doch nicht absehbar, wer evtl. die Geisel sein könnte, richtig?"
"Das ist absolut richtig" antwortere Jan kurz

Reporter: "Vielleicht wird bei einer bestimmten Person doch eine Ausnahme gemacht und die Bande setzt die Erpressung durch"
Fest entgegnete Jan: "Die Maßnahmen sind für Alle gleich, es gibt keine Ausnahme"
"Ist das wirklich ganz sicher?" fragte der Reporter provozierend
"Ganz sicher" bekräftigte Jan
Reporter: "Theoretisch ist es doch denkbar, dass es Sie selbst betrifft, Sie die Geisel werden"
"Das könnte passieren" bestätigte Jan
Hajo hätte fast losgebrüllt. Warum fragte der Kerl so provozierend, verwickelte Jan persönlich darin. Für ihn ein Zeichen, dass er Jan versuchte in die Enge zu
Der Reporter schoss weitere Pfeile ab: "Wenn Sie zur Geisel werden, würden Sie sich nicht wünschen freizukommen?"
Jan entgegnete: "Polizisten, auch ich, sind auch nur Menschen und wie Alle, möchten auch wir in Freiheit leben,
nicht verletzt werden. Aber wir schworen einen Eid, der besagt, seine Person in den Dienst der Gerechtigkeit zu stellen. Selbst wenn es zu unserem Nachteil ist"
Der Reporter stachelte: "Das sagen Sie jetzt nur um das Ansehen der Polizei zu retten. Aber wenn es wirklich eintritt.......Sie sagten selbst, auch nur ein Mensch zu sein. Also ertragen Sie auch nur soviel wie andere Menschen. Sie sind noch jung, haben Zukunftspläne. Das würde doch dann bestimmt mehr zählen als der Eid"
Hajo kochte, wollte immer wieder dazwischenfahren. Was dachte der Typ sich bloß. Warum forderte er Jan so heraus, als ob es sein eigenes Ding sei. Hajo riss sich zusammen, Jans Antwort abwartend

Leni schaute inzwischen auch sehr böse. Bei so einem Kollegen warf Jan ihr bestimmt wieder vor, was für ein schrecklicher Beruf Reporter war
Jan hingegen antwortete ruhig: "Natürlich habe ich, wie alle Kollegen, Zukunftspläne. Doch wir wissen seit dem 1. Diensttag, dass uns blitzartig eine schlimme Verwundung, ja gar eine tödliche Kugel treffen kann. Mit dieser Vorstellung leben wir, sonst darf man kein Polizist werden. Es wird auf Keinen Rücksicht genommen und wir ziehen auch Alle am gleichen Strang. Egal ob es sich um Kollegen in meinem Alter handelt, Berufsanfänger, Frischvermählte oder gar eine Kollegin, die gerade Mutter geworden ist. An dieser Stelle wollen wir die vielen Polizistinen nicht vergessen, die genauso harten Dienst machen wie wir Männer. Aber egal was kommt, es gilt immer die Regal, dass wir im Dienst für Andere, im Dienst der allgemeinen Gerechtigkeit stehen. Wir müssen es aushalten wie schlimm es auch immer kommt"
Der Reporter fand kein Ende: "Rein hypothetisch mal angenommen Sie sind Geisel, man droht Sie umzubringen. Würden Sie da nicht ganz schnell den Eid vergessen und wollen, dass man jeder, aber absolut jeder Forderung nachkommt, um Ihr eigenes Leben zu retten?"
Jan entgegnete: "Ich verweise noch mal auf das schon Gesagte. Wir müssen immer mit dem Schlimmsten rechnen
Das gilt auch für eine, gilt auch für diese Geiselnahme. Ich wiederhole mich ungern, doch die Institutionen der Gerechtigkeit sind auf gar keinen Fall erpressbar. Das gilt ohne Ausnahme. Die Reaktion der Geisel ist nicht vorhersehbar. Aber das lauteste Flehen, Jammern, auch von mir, würde nichts nutzen. Barth wird nicht freigelassen, daran ändert auch die allergrößte Bedrohung, Lebensgefahr für die Geisel nichts"
"Aber" setzte der Reporter wieder an

Jan unterbrach: "Entschuldigung, ich möchte nicht unhöflich sein, doch wir drehen uns im Kreis. Wie die Sachlage ist, wie die Polizei sich verhalten wird, sagte ich schon ein paar Mal. Alles weitere wäre Wiederholung. Ich versuchte Sie Alle ausführlich zu informieren über Barth, die Bande, Anschläge und Erpressung. Jetzt möchte ich von allen Anwesenden wissen, ob Sie noch Fragen haben, etwas unklar ist oder Sie noch mehr Information brauchen?"
Gemurmel setzte bei den Reportern ein, überwiegend war Kopfschütteln zu sehen. Es schien als neige sich die Konferenz dem Ende zu
Nur der "Fragenbohrer" hatte noch nicht genug, tönte: "Herr Maybach, Sie haben sich bei meinen Fragen ganz schön gewunden, Theater gespielt. Bin überzeugt, dass Sie im Ernstfall am lautesten schreien"
Jan überlegte welche Antwort er hier geben sollte
Da murrten aber die anderen Reporter den Querkopf an: "Mensch, jetzt gib Ruhe. Tust ja gerade so, als ob KOK Maybach unbedingt die Geisel werden müsste, du ihn in diese schlimme Situation geradezu hineinwünscht"
Das saß, betreten schwieg der Querkopf
Die Schar der Reporter meinte: "Danke Herr Maybach, Fragen haben wir keine mehr"
Jan verabschiedete sich: "Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Die Polizei wird sich bemühen Sie weiter auf dem Laufenden zu halten. Für besondere Fragen steht Ihnen unsere Pressestelle zur Verfügung. Auf Wiedersehen"
Die Menge löste sich auf, Getümmel entstand. Jan streifte wie zufällig an Leni vorbei, flüsterte ihr etwas zu, verschwand nach hinten. Leni blieb direkt hinter ihm

Jan öffnete eine Tür, zog Leni schnell hinein, umarmte sie, meinte: "Wie erbärmlich, da muss man sich schon in die "Besenkammer" verdrücken um mal kurz mit seiner Liebsten allein zu sein"
Leni meinte: "Es ist eine schreckliche Zeit. Aber bei so einer Bedrohung gelten nun mal harte Regeln"
"Da du Verständnis hast, ist es doch ganz gut, dass du Polizistentochter bist" grinste Jan und küsste Leni lange
Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände, meinte: "Ich gehe mal davon aus, dass ihr 2 daheim alles geschaukelt bekommt. Oder gibt es Probleme die ich wissen müsste?"
Leni antwortete: "Nein Jan, alles in Ordnung, wirklich. Läuft alles gut und Benni ist eine sehr große Hilfe. Aber ich wünsche mir sehr, dass die Aktion schnell vorbei ist, damit ich dich wieder spüren kann"
"Deine Worte sind ja wie eine Liebeserklärung" küsste und umarmte Jan sie wieder, meinte dann: "Leider ist nicht absehbar ob der Personenschutz noch Tage, Wochen oder.........."
Leni legte ihm den Finger auf die Lippen: "Pst, du kannst nichts dafür Jan. Ich wusste ja wie es läuft als ich mich für dich Polizisten entschied. Es geht vorbei und dann feiern wir ein bisschen, sozusagen deinen "Wiedereinzug"
"Auch dafür liebe ich dich so sehr mein Schatz" küsste Jan Leni wieder, drückte sie ganz fest an sich
Danach fragte er: "Müssen wir auf die Schnelle noch irgendetwas klären?"
Leni schüttelte nur den Kopf
Jan meinte: "Tja, dann müssen wir unser kurzes Rendezvous beenden. Hajo wird sich schon fragen wo ich abgeblieben bin und denken ich stelle wieder alles mögliche an"
Aber die Zeit für einen innigen Kuss und eine lange Umarmung nahm er sich doch noch, bevor er mit einem Lächeln aus der Tür verschwand

Hajo hatte Jan aus den Augen verloren, ebenso Leni. Er ging auf dem Flur entlang, erblickte Jan als dieser gerade den Raum verließ
Jan lächelte Hajo verlegen an, krächzte: "Sorry, aber unter den gegebenen Umständen überkam mich das Bedürfnis......"
Hajo unterbrach: "Du musst mir nichts erklären. Hoffe sehr, dass bald alles vorbei ist. Leni und du wieder Zeit füreinander habt. Bin so froh, dass du die Konferenz so souverän geführt hast. Mensch, bei diesem verbohrten Typ hätte ich schon 10x die Nerven verloren. Wie kommt der dazu, dich regelrecht in die Geiselrolle reinzuzwingen. Wie konntest du so ruhig bleiben dabei?"
Jan entgegnete: "Der wollte um Ecken beweisen, dass Polizisten feige sind. Gut, mir hat er es direkt unterstellt, aber eigentlich wartete er darauf, dass ich im Ernstfall doch das Jammern kriege, unseren Eid schnell vergesse.
Vielleicht wollte er eine Schlagzeile daraus machen"
Hajo erregte sich: "Er hat es immer und immer wieder auf dich bezogen. Macht dich das nachdenklich Jan, hat er vielleicht Angst in dir ausgelöst?"
Jan beschwichtigte: "Hajo, wir kennen die Drohung der Bande. Inzwischen ist es schon zu Explosionen gekommen. Was folgt als nächstes, die sind doch unberechenbar. Vergiss nicht, dass die Drohung an viele Institutionen ging, auch an uns. Weiß doch, dass es alle Kollegen, auch mich treffen kann. Schließlich geben wir bei den Bewachungen gute Zielscheiben ab. Die Schwarzmalerei dieses Kerls konnte mich da nicht mehr ängstigen"
Hajo meinte: "Gut Jan, sehr gut, dass es dich nicht aus der Fassung bringt. Du hast die Konferenz klasse geführt
Wusste doch du kannst das 10x besser als ich. Ich hätte mir was abgestottert, wäre aus der Haut gefahren"

Jan meinte: "Trotzdem solltest du beim nächsten Mal dort stehen. Sonst verkriechst du dich noch ganz"
"Muss ich mir aber gut überlegen. Für was habe ich denn so einen tollen Stellvertreter" scherzte Hajo
"Vielen Dank auch" kam es beleidigt von Jan. Aber in seinen Augen blitzte der Schalk

Bei der Polizei lief alles weiter auf Hochtouren. Die Doppelbelastung hielt an, überall war Stöhnen zu hören. Die Soko eingeschlossen, arbeiteten Alle über die zumutbare Grenze. Trotz der besonderen Umstände konnte das Team ihren Fall lösen, den Täter überführen. Däumchendrehen war auch danach nicht drin, denn wie immer folgten andere Mordfälle

Besorgt beobachtete Hajo Jan schon einige Zeit. Das er abgeschafft war konnte er nicht mehr leugnen. Sein Gesicht wurde schmal, die Tränensäcke größer, Falten tiefer. Immer öfters gähnte Jan verstohlen und manchmal rieb er sich die Augen
"So kann es nicht weitergehen" dachte Hajo "Auch Jan hat seine Grenzen. Hält das noch lange an, klappt er eines Tages komplett zusammen"
Er hielt Jans schlechten Zustand nicht mehr aus, erschien aufgeregt bei Beck, meinte: "Ich muss über meine Leute mit Ihnen reden, so geht das nicht weiter"
Beck entgegnete: "Und dann kommen Sie allein? Sie betonten doch, dass Ihr Team in alles einbezogen wird"

Hajo erregte sich: "Es geht speziell um Jan. Er hat das Meiste aufgebürdet. Vielleicht nehmen Sie bei mir Rücksicht aufs Alter, ist Vince zu unerfahren und bei Ina denken Sie an ihr Kind. Aber Jan, Jan, immer Jan. Er ist jetzt seit 4 Tagen fast ununterbrochen auf den Beinen. Hat höchstens immer nur 2 Stunden geschlafen, wenn überhaupt. Schauen Sie sich ihn mal an. Jan steht knapp vorm Zusammenbruch. Ja, wir haben besondere Umstände. Aber die dürfen sich doch nicht soviel auf Jans Rücken abspielen. Was soll das?"
Beck bekannte: "Ja ich gebe zu, dass Jan sehr belastet wird. Gebe zu, dass bei Ihnen 3 die genannten Argumente eine Rolle spielen. Aber Jan ist nun mal ein verdammt guter Mann. Man weiß, woran man bei ihm ist. Die vielen Einsätze gehen bestimmt nicht persönlich gegen Jan. Leider haben wir Ausfälle wegen Krankheit. Ich brauche Ersatz, nehme Jan, weil ich weiß, dass auf ihn Verlass ist. Der Personenschutz hat doch auch wieder ein Ende"
Hajo wurde laut: "Schauen Sie sich Jan an, dann wissen Sie, dass er jetzt schon am Ende ist
"Sie machen sich ernsthafte Sorgen um Jan?" fragte Beck leise
Hajo polterte: "Oh ja das tue ich. Wenn wir Kranke haben, muss es verdammt noch mal bei den vielen Kollegen noch einen geben der an Jans Stelle tritt. Ich lasse es keinesfalls zu, dass er restlos fertig gemacht wird. Am Ende noch am Schreibtisch zusammenklappt, ernsthaft krank wird, vielleicht gar dienstunfähig"
"Hajo sehen Sie nicht zu schwarz?" fragte Beck
Aufgeregt entgegnete Hajo: "Schauen Sie sich Jan an. Er sagt nichts, aber er ist ausgebrannt, steht am Rande der Erschöpfung. Würde micht nicht wundern wenn er vor Schwäche vom Stuhl kippt. Wie hirnverbohrt ist das denn, weil Jan gut ist ihn anzutreiben wie einen Sklaven. Ich verlange Gerechtigkeit. Nicht weil er bald mein Schwiegersohn ist. Jan hat es einfach nicht verdient das er total ausgesaugt wird"

Beck beschwichtigte: "Gut, gut Hajo. Ich weiß, dass es Ihnen nicht um Bevorzugung geht weil Jan ihnen nahe steht. Glaube Ihnen seinen Zustand. Ich weiß zwar noch nicht wie und wann, aber ich verspreche mich um Entlastung für Jan zu bemühen"
Hajo knurrte: "Beeilen Sie sich, sonst übernehme ich Jans Einsätze" eilte raus, Beck blieb grübelnd zurück

Weiterhin musste das Team die eigenen Fälle bearbeiten, Vince und Jan hatten dazu einen Zeugen befragt aus dessen Haus sie gerade kamen. Das Anwesen lag zwar nicht direkt in der City, doch auch hier herrschter reger Verkehr, tummelten sich die Leute auf dem Bürgersteig. Ein kurzes Stück weg vom Haus war ihr Wagen geparkt
Vince flitzte zum Auto. Für ihn war es immer "geil" zu fahren. Jan lächelte vor sich hin, er war das gewohnt, ging normales Tempo zum Wagen. Schnell plumpste Vince auf den Fahrersitz, startete, hupte kurz um Jan anzutreiben
Jan wollte gerade die Tür öffnen...............da bohrte sich ein Waffenlauf in seinen Nacken. Er erstarrte, für Sekunden setzte sein Atem aus
Hinter ihm zischte Einer: "Rühre dich keinen mm, mein Zeigefinger ist sehr nervös"
Während Jan dachte: "Nein, nicht schon wieder. Was um alles in der Welt hat das jetzt wieder zu bedeuten?" wurde er mit der Brust hart gegen den Wagen gestoßen
Vince rief: "Mensch Jan jetzt steige schon ein, wo bleibst du denn?"
Jan war vernünftig, bewegte sich nicht. So konnte ihm ein 2. Mann schnell seine Waffe entreißen
Aus den Augenwinkel sah Jan wie die ersten Passanten erschrocken stehen blieben
Da schoss Vince aus dem Wagen, feixte: "He Alter, macht dir dein Rheuma Probleme beim............."

Vince blieb der Satz im Hals stecken. Mit weit geöffnetem Mund und noch weiter aufgerissenen Augen starrte er auf Jan und die Pistole in seinem Nacken
"Du checkst ja wohl was los ist" wurde geschrieen
Vince stammelte konfus: "Was macht ihr, was wollt ihr mit Jan, hat das zu bedeuten?"
"Wir haben deinen Kumpel in unserer Gewalt. Noch Fragen?" war die Antwort
Vince krächzte wirr: "Aber ihr könnt Jan doch nicht einfach, geht doch nicht, könnt ihr mit Jan nicht machen"
Höhnisch hieß es: "Wir können alles mit ihm, siehst du so" drückten sie Jans Gesicht aufs Autodach, bogen seine Arme nach hinten. Schnell waren ihm die Hände auf den Rücken gefesselt
"Kapierst du jetzt, dass dein Kumpel nach unserer Pfeife zu tanzen hat" herrschte man Vince an
Langsam hob Jan den Kopf wieder hoch, sah entsetzt die reflexartige Reaktion von Vince, die Bewegung, die normalerweise zur Waffe führt

Leise, aber bestimmt zischte Jan: "Denk nicht mal dran Vince, lass stecken"
Vince schrie hysterisch: ""Aber ich kann doch nicht einfach mit ansehen, dass sie dich in ihrer Gewalt haben. Das lasse ich nicht zu" zog Vince die Waffe, hielt sie unschlüssig in der Hand
Ein Typ drohte: "Waffe aufs Dach, sonst schießen wir deinem Kumpel schneller den Kopf ab als du am Abzug bist"
"Aber ich kann doch nicht" stammelte Vince hilflos
Ganz ruhig mahnte Jan eindringlich: "Vince sei vernünftig, mache was er verlangt. Lege die Waffe ganz ruhig aber zügig aufs Dach. Wie schnell hat ein Querschläger einen Unschuldigen getötet. Das verzeihst du dir nie"
Der Typ lästerte: "Dein Kollege ist nicht nur vernünftiger als du, er hat auch mehr Grips im Kopf. Dein Heldenspiel richtet entweder ein Blutbad in der Menge an oder er fährt zur Hölle" drückte man Jan die Waffe so fest in den Nacken, dass sein Kopf fast aufs Autodach knallte
Die Menschenansammlung wurde größer
Vollkommen konfus stand Vince da, die Situation überforderte ihn
Jan richtete seine Augen direkt auf ihn. Mit Blicken versuchte er Vince zu vermitteln: "Tue was sie sagen, alles andere fordert Opfer, du wirst deines Lebens nicht mehr froh"
Unsicher sah Vince Jan an
Der nickte kaum wahrnehmbar
Vince zögerte, blickte sich um, dann legte er langsam die Waffe aufs Dach
Jan presste die Waffe weiter im Nacken, trotzdem war er erleichtert, dass wenigstens eine Gefahr gebannt war
"U, un, und und je, je, jetzt" stotterte Vince

"Jetzt machen wir mit deinem Kumpel eine tolle Irrfahrt. Solltest warten, uns die Meute auf den Hals zu hetzen, sonst ist das Blei für deinen Kollegen ganz schnell tödlich" war die Antwort
Kaum ausgesprochen, rissen sie Jan herum, verpassten ihm einen Stoss, dass er taumelte. Sowie sie ihn rechts und links am Arm zerrten, ließ er sich treiben. Jan war klar, dass jede Abwehr, Widerstand oder Aufruhr der blanke Hohn war. Ahnungslos wer die Kerle waren, was sie wollten, musste einberechnet werden, dass sie kaltblütig um sich ballerten und ein Blutbad bei den Passanten...............Jan schauderte bei dem Gedanken
Total erstarrt verfolgte Vince die Szene, registrierte, dass Jan 2 Plätze hinter ihnen in ein Auto gezerrt wurde
Einer rief: "Sage deinem Haufen sie hören bald von uns. Welche Forderung wir für dem (wobei er Jan anstieß) seine Freilassung, sein Leben stellen"
Jetzt saß Jan eingequetscht in der Mitte von 2. Einer drückte ihm weiter die Waffe an den Kopf. Der Fahrer sprang hinter das Steuer und startete. Jetzt wusste man, dass es 3 Kerle waren
Das Auto fuhr an Vince vorbei. Jan schaute sich noch mal nach Vince um, ganz sonderbar war sein Blick
Das war zuviel für Vince. Er bildete sich ein Tränen in Jans Augen gesehen zu haben und dann dieser sonderbare Blick, als habe er sich verabschiedet. Stumm ausgedrückt: "Machs gut, wir sehen uns nicht wieder"
Kalte Schauer überliefen Vince und dann begann der Coole zu weinen. Er sah dem Auto nach, erkannte noch 3 Köpfe. Längst hatte sich Jan wieder herumgedreht. Vince wollte dem Auto nach, es festhalten, schreien: "Nein nicht, ihr dürft ihn nicht entführen. Jan bleib hier. Das können die doch nicht mit dir machen"
Aber Vince stand wie angeschweißt, starr. Die Augen weiter auf die Straße gerichtet, obwohl das Auto immer kleiner wurde, nur noch ein Punkt zu sehen war der jetzt auch verschwand. Nicht einen mm bewegte sich Vince

Noch fuhren die Kerle auf bekannten Hauptstraßen. Für Jan noch nicht mal zu erahnen mit welchem Ziel. Er wunderte sich ein wenig, dass er alles mitbekommen durfte, ihm nicht die Augen verbunden wurden. Aber das konnte ja noch kommen, wenn sie plötzlich irgendwo einscherten. Bisher ersparten sie ihm auch einen Knebel
"Wozu auch, bin ja ganz stilles Mäuschen, so richtig untertänig" dachte Jan sarkastisch. War auch Nebensache. Mehr wühlte in ihm die Frage, was das für Typen waren. Ob die Gang aus den 3 bestand oder wie viele noch irgendwo warteten. Was bezweckte die Entführung. Welche unerfüllbaren Forderungen würden gestellt. Und wozu? Jan grübelte. Keiner der alten oder aktuellen Fälle deutete im geringsten auf eine Bande
Jan gestand sich ehrlich ein, dass ihm graute vor dem Folgenden, er Angst hatte vor der Brutalität, der Hölle durch die sie ihn wieder schickten. Aber alle Fragen halfen nichts. Was immer kommen würde, sie hatten ihn in der Gewalt. Er war ihnen total hilflos ausgeliefert. Jeder Nerv in Jan war zum Zerreißen gespannt. Es war mehr als unmenschlich nur auszuharren, einem ungewissen, vermutlich qualvollen Schicksal entgegenzusehen

Die Passanten meinten zu Vince: "Wollen Sie nicht Verfolgung aufnehmen oder es wenigstens melden. Sie sind doch von der Polizei?"
Vince stand unverändert starr, als sei er taub
Man schüttelte ihn am Arm, wiederholte die Frage
Vince drehte den Kopf, blickte durch die Leute durch, stammelte wirr: "Was denn für eine Verfolgung und Meldung
"Na Sie sind doch von der Polizei, der Entführte vermutlich Ihr Kollege" wunderten sich die Leute

Vince faselte mehr zu sich: "Ja, ja Kollege, Jan, Jan er ist mein Kollege. Jan Maybach. Jan, Jan er ist, Jan gehört zu unserem, unserem Team, zur Soko. Jan ist, Jan, Jan Maybach, KOK Maybach"
Die Leute wurden nachdrücklich: "Ja und weil KOK Maybach entführt ist, müssen Sie es melden. Es heißt doch immer jede Minute ist kostbar"
"Melden, ja melden" murmelte Vince vor sich hin
"Brauchen Sie Hilfe, stehen Sie unter Schock, sollen wir eine Streife rufen" boten die Leute verwundert an
Vince sah sie an und wieder durch sie hindurch, stammelte: "Hilfe, Streife, Meldung. Nein mache ich, mache ich ganz schnell, jetzt gleich" blieb aber auf dem Fleck stehen
"Hallo" wurde er am Arm gerüttelt
"Ja Meldung, jetzt sofort" nahm Vince endlich seine Waffe vom Dach, verschwand im Wagen, hatte bald Hajo über Funk dran
Dann stammelte er abgehackt: "Jan ist, die haben ihn hier. Ich konnte nichts dagegen tun, wirklich nicht, dass müsst ihr mir glauben"
Hajo polterte: "Vince sprich doch mal Klartext, los sofort"
Konfus kam es von Vince: "Hätte doch keiner erwartet, so etwas. Schwöre, konnte es nicht verhindern. Die Entfü,
Jans Entführung"
"W a a a a s" Hajo fiel der Hörer aus der Hand, dann schrie er wieder: "Was, was, was sagst du da, Jan ist entführt. Aber wieso, warum, von wem. Vince verdammt, so sage doch etwas"

Vince krächzte: "Weiß nicht, ging alles so schnell"
"Hast du eine Fahndung rausgegeben" rief Hajo
"Fahndung?" kam es apathisch von Vince
"Nach dem Wagen der Entführer" Hajos Stimme überschlug sich
"Keine Fahndung rausgegeben" piepste Vince
"Vince das ist doch das 1. Vielleicht wäre das Auto schon gestoppt. Wie sah der Wagen aus?" polterte Hajo
Stille
"Vince wie der Wagen aussah" kreischte Hajo
"Weiß nicht.............blau" kam es dann endlich von Vince
"Kennzeichen, Typ?" forderte Hajo
"Ich w e i ß es nicht" schrie Vince und jetzt war seiner Stimme die unterdrückten Tränen anzuhören
Hajo schaltete sofort um: "Ist o.k. Vince, ist o.k. Sage mir jetzt genau wo du bist?"
"Wir befragten doch den Zeugen......Unmittelbar vor dessen Haus" stammelte Vince
Hajo redete auf ihn ein: "Bleibe dort, hörst du Vince. Rührere dich nicht von der Stelle. Wir sind gleich da"
Ina war schon lange entsetzt aufgesprungen, wusste durch Hajos Schreie was los war. Hajo gab erst der Zentrale Bescheid, forderte Verstärkung und die Spusi an. Dann liefen er und Ina hinaus. Sie fragte beim Laufen:
"Fällt dir Irgendjemand ein, der Grund hat Jan zu entführen?"
Hajo schüttelte nur den Kopf. Aber in seinem Gesicht, genau wie in dem von Ina, stand blanke Angst

Das Auto mit Jan fuhr jetzt stadtauswärts, eine Landstraße, die zu einem Stadtteil von Leipzig führte. Neben der Landstraße war Wald. Jan kannte das alles, noch war man auf heimischen Boden. Aber bald bogen sie in einen Waldweg ein, stoppten bald
Jan wurde herausgezerrt, das Auto abgeschaltet, die Schlüssel blieben stecken. Sie zogen ihn an den Wegrand. Jetzt sah Jan ein anderes Auto, gut versteckt hinter einer Baumgruppe.
Sie zogen Jan dorthin, drückten ihn auf die Rückbank, die 2 Kerle quetschten sich wieder neben ihn. Die Waffe blieb, wenn auch jetzt weiter unten, auf ihn gerichtet. Jan verhielt sich weiter ruhig. Er kannte noch immer den Grund der Entführung nicht, doch eigentlich gab es im Moment keinen Grund um ihn zu erschießen. Er machte gar nichts, war ganz folgsame Geisel. Da der 2. Wagen aber jetzt losfuhr, der 1. zurückblieb, vermutete Jan das Tatfahrzeug sei geklaut. Vermutlich saßen sie jetzt im eigenen Auto

Jan dachte: "Arme Kollegen, sie werden nach dem 1.,falschen, Auto suchen. Mit diesem 2. Auto, unbekannt, konnten die Kerle ungehindert rumkurven. Irgendwann würde im Wald das Tatort gefunden. Aber wer weiß, in welchem Loch ich dann stecke, ob ich überhaupt noch lebe"
Die Vorstellung getötet zu werden zerrte an Jan. Es war zu unnormal, dass die Kerle nicht maskiert waren. Hatten nicht nur ihm, auch Vince und den Menschen vor Ort ihr Gesicht gezeigt. Vielleicht waren es ja nur 3. Aber gerade von ihm dem Polizisten mussten sie wissen, wieviel Möglichkeiten er hatte sie nach seiner Freilassung zu fassen. Ebenso beunruhigend war es für Jan, dass sie ihm nicht wenigstens jetzt nach dem Fahrzeugwechsel die Augen verbanden. Er bemerkte, dass sie wieder in die Stadt zurückfuhren. Sollte sich nichts ändern, würde er auch das Ziel erkennen. Wenn sie erreicht hatten, was immer sie mit dieser Entführung bezweckten, war es so gut wie sicher, dass sie ihn umbrachten. Kein Täter war so doof einen Zeugen, eine Geisel am Leben zu lassen, die ihn früher oder später ins Gefängnis bringen konnte. So gefasst Jan äußerlich wirkte, so nahe ging ihm die Vorstellung seinem Ende entgegenzusehen

Die nahe Streife kam zum Tatort
Zusammengesackt, apathisches Gesicht, leerer Blick, so trafen sie Vince an
Einer klopfte ans Seitenfenster
Keine Reaktion
Er klopfte noch mal
Vince saß wie eine Statute
Langsam öffnete der Kollege die Autotür, rief leise: "Vince" berührte ihn leicht am Arm

Vince Kopf drehte zur Seite, er sah den Kollegen an, als stehe ein Geist vor ihm
"Vince erkennst du mich, weißt du wo du bist, was passiert ist" fragte der Kollege vorsichtig
Vince hauchte stammelnd: "Jan ist weg, sie haben Jan entführt, einfach mitgenommen"
Sofort nahm er wieder in Ausgangsstellung ein
Leise meinte der Kollege: "Kannst du was über die Entführung sagen. Die Suche nach Jan muss jetzt starten"
Vince schüttelte heftig, abwehrend den Kopf, als wolle man ihn zu Ekligem zwingen
Der Polizist meinte zum 2.: "Zwecklos, aus Vince kriegen wir nichts raus. Vielleicht hat er einen Schock oder so"
Der Kollege entgegnete: "Sehe ich auch so"
Passanten meinten: "Der muss einen Schock haben. Seit die Kerle mit seinem Kollegen abhauten ist er wie weggetreten. Schrecklich diese Entführung"
Ein Polizist meinte: "Wir kümmern uns um ihn. Aber sie können sicher helfen. Halten Sie sich bitte zur Verfügung"
Die Kollegen überlegten: "Was machen wir denn bloß mit Vince"
Einer entschied: "Hajo ist doch gleich da. Soll er entscheiden"

Inzwischen versuchte sich Jan die Straßennamen zu merken, durch die man fuhr. Gerade jetzt musste er sich die Schilder intensiv einprägen, denn in diesem Stadtteil kannte er sich so gut wie gar nicht aus. Dachte aber auch:
"Eigentlich blanker Hohn, für was strengst du dein Gehirn noch an. Diese Entführung überlebst du sowieso nicht"
Noch ein paar Straßen weiter, dann bremste das Auto nach 12-16 Häusern ab, fuhr durch ein Tor, stoppte vor einem Haus
Sie zerrten Jan aus dem Wagen, weiter die Waffe auch ihn gerichtet

Hinter Jan rumpelte es, das Tor wude geschlosssen. Aber nicht nur das sondern auch durch eine Mauer rundum das Anwesen. ließ keinen Blick von draußen zu.
"Wie eine kleine Festung, ein sicheres Versteck für einen Entführten" dachte Jan
Man stieß Jan zum Eingang, drückte ihn durch die Tür
Zuvor glitt sein Blick an der Fassade entlang, bis er die Haus-Nr. entdeckte
"Vollkommen idiotisch was du macht, nutzt dir doch nichts mehr. Höre auf dich Rettungsgedanken hinzugeben Jan Maybach. Hier ist dein Todesort und Ende" ärgerte sich Jan über sich selbst

Der Trupp aus dem Präsidium traf am Tatort ein, strömte aus, sperrte ab, hielt die Passanten beieinander. Nur die Spusi wusste noch nicht wo sie ansetzen sollte
Ina und Hajo eilten zu Vince, wo der Kollege meinte: "So apathisch trafen wir ihn an, nichts Brauchbares aus ihm rauszukriegen"
Hajo nickte, fasste Vince am Arm, sprach auf ihn ein: "Komm Vince, aussteigen
Vince gehorchte folgsam wie ein Kind
"Vince, Jan ist entführt, dass ist doch richtig?" fragte Hajo vorsichtig
Es dauerte bis Vince nickte
Behutsam fragte Hajo: "Kannst du uns was über den Ablauf, die Kerle, das Auto, den Grund sagen?"
Vince sah Hajo lange an wie einen Fremden, dann stammelte er: "Habe es nicht verhindert. Alles meine Schuld. Aber Jan, der war so, so, so ruhig, gefasst. Hat es zugelassen, einfach über sich ergehen lassen und ich, ich, ich sah nur zu. Warum ließ ich mich nur von Jan vom Schießen abhalten, dann wäre er jetzt noch hier, wäre frei"

"Es war gut nicht zu schießen Vince" wollte Hajo ihn beruhigen, worauf von diesem nur heftiges Kopfchütteln kam
Zur Streife meinte Hajo: "Vince steht wohl unter Schock oder so. Bringt ihn bitte zu unserem Arzt ins Präsidium, soll der entscheiden wie Vince zu behandeln ist"
Behutsam geleiteten die Kollegen Vince zum Auto, der immer wieder stammelte: "Hätte schießen müssen, Jan vor der Entführung bewahren"
"Ich kann Ihnen vielleicht helfen. Habe, wie Andere auch, viel mitbekommen" meinte 1 Passant zu Ina und Hajo
"Dann erzählen Sie bitte so ausführlich wie Sie können" wurde er aufgefordert
"Seit dem Moment wo das Auto mit dem Kollegen, nehmen wir an, wegraste, ist der junge Mann schon so" berichtete der Mann
Hajo bat: "Beschreiben Sie doch bitte erst mal den Kollegen, damit wir auch sicher von der richtigen Person reden"
Der Mann beschrieb den Entführten. Noch ängstlicher sahen Ina und Hajo sich an. Es gab keinen Zweifel mehr, das Entführungsopfer war Jan
"Da vorne liegt seine Waffe" deutete der Zeuge
Ina eilte hin, hob sie auf, flüsterte: "Das ist Jans Waffe, aber...."
"Wissen wir erst sicher, wenn sie untersucht ist" tütete ein Spusi-Mann die Waffe ein
Der Zeuge erzählte den Ablauf, nannte auch Autotyp, Farbe, vom Kennzeichen wusste er leider nur "L"
Die Spusi begann mit ihrer Arbeit an der Stelle wo das Auto der 3 Kerle geparkt war
Der beschriebene Wagen wurde sofort an alle Kollegen durchgegeben, eine entsprechende Fahnung eingeleitet
Der Zeuge erzählte weiter: "Der junge Mann wollte helfen, nur als er die Waffe zog, dass war irgendwie komisch"

"Wie meinen Sie das?" fragte Ina
Der Zeuge erklärte: "Mir war, als versuche der ältere Kollege, also der Entführte, ihn davon abzuhalten. Hörte so Fetzen wie: "Nicht schießen, dürfen keine Unbeteiligte getroffen werden" Klingt blöd, hatte aber den Eindruck, als ob er, das Opfer, einen beruhigenden Einfluss auf den jungen Kollegen hatte. War merkwürdig, aber er verhielt sich irgendwie so besonnen, so gefasst. Kann mich getäuscht haben, aber ich empfand das so"
Andere Zeugen stimmten zu: "Den Eindruck hatten wir auch. Das Opfer war nicht laut, rebellisch, schlug nicht um sich, o.ä. Die Kerle bestimmten, er gehorchte, ließ alles mit sich geschehen und versuchte trotzdem den jungen Kollegen noch ruhig zu halten. Wir haben es wahrscheinlich ihm zu verdanken, dass uns keine Kugeln um die Ohren pfiffen, es kein Blutbad gab"
Zustimmendes Gemurmel von vielen Seiten war zu hören
Ina notierte die Aussagen und Adressen der Zeugen, meinte dann zu Hajo: "Die Entführung ist sehr, sehr tragisch für Jan. Aber was die Leute sagen ist glaubhaft. Den übelsten Typen ausgeliefert sein, aber Ruhe bewahren, dass ist typisch Jan"
Hajo nickte betrübt, zustimmend, murmelte dann: "Hier können wir nichts mehr tun, fahren ins Büro. Vielleicht ist Vince jetzt wieder klarer"

Jan wurde im Haus durchs Parterregeschoss geschoben, sah jetzt noch mehr Typen. Aber so wie die hin und her flitzten war kein einprägen möglich. Einige Zimmertüren standen offen, Jan blickte in jedes, soweit es im Vorbeihasten möglich war, hinein. Bei einem glaubte er auf ein Kriegsarsenal zu schauen, denn es war voll mit einer Menge verschiedenster Waffen, Dynamit, Handgranaten, eingeschalteter PC´s.

Es ägerte Jan, dass er nicht erkannte was über die Schirme flimmerte. Vor modernsten Funkanlagen saß ein Kerl mit Kopfhörern, drehte und schaltete
Jan wurde es heiß, durchfuhr ihn der Gedanke: "Das wird doch nicht...........?"
Da wurde aber schon eine Tür vor ihm geöffnet, Jan wurde durchgestossen, brachte den Gedanken nicht zu Ende
Es ging eine Treppe hinab, wurde dunkler, klar, das Kellergeschoss. Ein Raum war geöffnet. Jan taxierte die Tür. Sie war aus schwerem Eisen und Jan musste sich enttäuscht eingestehen, dass dadurch jeder Befreiungsversuch absolut zwecklos war.
Der Raum war nicht groß. "Mehr ein Loch wäre noch zu gut beschrieben" dachte Jan
Die Wände waren aus groben Stein, ebenfalls unebener Grund/Steinboden
Jan sinnierte: "Jemand der Platzangst hat würde sofort einen Schreikoller kriegen und wahnsinnig zu toben anfangen in diesem engen Verlies"
Das kleine Kellerfenster machte die Behausung auch nicht besser, zumal es nicht in Augenhöhe lag und mit einer Abdeckung verschlossen war
Da schnauzte ein Typ: "Jetzt machen wir dir mal den Ernst deiner Lage klar" knallte Jan sofort eine Faust ins Gesicht. Er taumelte zurück, der 2. Schlag folgte. Jans Kopf knallte gegen die Wand. Er spürte einen dünnen Rinnsal Blut über seine Schläfe laufen. Das hielt den Kerl nicht davon ab Jan jetzt in den Magen zu schlagen
Auch wenn Jan sich krümmte, leise stöhnte, was sollte er machen. Er musste diese und alle folgenden Schläge über sich ergehen lassen. Ausweichen ging nicht. Sich durch Körperdrehungen etwas Deckung zu verschaffen half kaum etwas. Gefesselt wie er war, konnte Jan sich nunmal nicht wehren, war die beste Zielscheibe.

Jeder Schlag traf. Ein Fausthagel ging auf Jan nieder. Er biss die Zähne fest aufeinander, presste die Lippen bis zum geht nicht mehr zusammen. Irgendwann war der ihn durchziehende Schmerzwall aber doch so stark, dass Jan laut aufstöhnte. Das stoppte die Schläge aber nicht und bei jedem krümmte sich Jan mehr zusammen, bog sich sein Oberkörper nach vorne. Er meinte, die Fäuste bohrten schon Stunden in ihn hinein, immer abwechselnd in Gesicht, Hals, Brust, Magen und Unterleib. Jan taumelte nur noch, wäre lange schon zusammengebrochen, wenn ihn weitere Schläge nicht immer wieder hochrissen. Jetzt drückten sie ihm mit aller Gewalt auf die Schultern. Jan glitt an der Wand entlang zu Boden. Sie machten sich an seinen Beinen zu schaffen und irgendwie registrierte Jan, dass ihm jetzt die Füße zusammengefesselt waren
"Wie oft wir diese oder noch härtere Prozeduren wiederholen hängt von deinem Haufen ab, wie schnell sie unsere Forderung erfüllen" brüllte man Jan jetzt an
"Ach noch was, wenn du ganz still bist, ersparen wir dir den Knebel. Sollten wir aber nur einen Laut von dir hören, verstopfen wir dir so das Maul, dass du aus dem letzten Loch pfeifst" drohten sie Jan noch
Wenn auch benommen, aber Jan verstand alles, hörte jetzt ein furchtbar lautes Rumsen und Klirren. Er wusste, dass er eingesperrt, dass er gefangen war
An Schreien dachte er bestimmt nicht, wenn ihm auch sehr danach zumute war. Aber einen Knebel, nein, den wollte er sich dann doch ersparen. Schon der Gedanke daran, den Mund zugestopft, verschlossen zu haben, war furchtbar. Wie elendig man damit nach Atem rang wusste Jan nur zu gut
Er fühlte sich wundgeschlagen, wie ein rohes Stück Fleisch. Trotz aller Qualen erinnerte sich Jan immer wieder an die Worte des Typen, grübelte darüber nach, es ließ ihm keine Ruhe