Fehlende Erinnerung

"Ruhig Herr Maybach, ganz ruhig. Wir reden gleich" stach Dr. Sek ihm eine Spritze ein, Hajo schrie er an: "Wann kapieren Sie endlich, dass Herr Maybach krank ist, Sie selbst noch mehr Komplikationen hervorrufen. Schauen Sie sich den steigenden Blutdruck an, sein Puls rast. Er braucht Ruhe"
Hajo keifte: "Als Polizist hat er immer im Dienst zu sein"
"Raus jetzt, aber schnell" zeigte Dr. Sek zur Tür. Leni und Benni schob er danach hinaus. Von Hajo war nichts mehr zu sehen
Benni bettelte: "Bitte Herr Dr., Papa freut sich wenn wir da sind und auch wir wollen ihn regelmäßig sehen"
"Dr. Sek bitte" bat auch Leni
"Sorgen Sie dafür, dass dieser Wilde nicht mehr in Herrn Maybachs Nähe kommt. Gegen Ihre Besuche habe ich nichts" erklärte Dr. Sek
Leni und Benni versprachen es gleichzeitig, eilten davon
Dr. Sek erkannte, dass Jan kurz vor einem Zusammenbruch stand. Er sah grauenhaft aus, blickte auch den Dr. ängstlich an
Dr. Sek überprüfte schnell alles, hängte Jan eine Infusion an, meinte dann ganz ruhig: "Versuchen Sie den Auftritt zu vergessen. Vorrangig ist, dass Sie die Erinnerung nicht herbeizwingen. Das erwartet außer Ihrem Chef Keiner von Ihnen. Natürlich brauchen Sie Ihre Familie, ich isoliere Sie nicht. Aber bitte nicht grübeln, versuchen Sie runterzufahren. Ihr Herz schlägt ganz schöne Kapriolen. Ich sehe bald wieder nach Ihnen"

Trotzdem überschlugen sich Jans Gedanken. Er fühlte sich entsetzlich elend. Leer, ein Gehirn mit Löchern, wie ein Depp. Aber auch als Versager, verantwortungslos, Hajos Worte hatten sich eingebrannt. Seine eigene Aufruhr schadete ihm, nur Jan konnte sich daraus nicht lösen. Das da etwas war, was er nicht fertig brachte, schmerzte mehr als körperliche Wunden. Zum Glück war die Infusion stark genug, wieder schlief er ein

Hajo stürmte ins Büro: "Kein Wort lässt der Sturkopf Jan raus, hoffentlich habt ihr was"
Ina ächzte: "Du hast doch Jan nicht wieder angegriffen"
Hajo keifte: "Sage doch, er lässt nichts raus. Bringen uns die Spuren im Wald weiter?"
Vince erklärte: "Fehlanzeige. Startspuren sind zu sehen, aber der Waldweg ist so festgefahren, da lässt sich keine Spur ausmachen. Der Regen heute Nacht hat auch den letzten Rest verwischt, da helfen auch keine Spürhunde"
Hajo rief: "Wir müssen das Versteck finden und wenn Hundertschaften suchen"
Ina erklärte: "Hajo wir würden, können aber nichts tun. Die Partygäste wissen nicht woher Jan kam. So vieles ist da möglich, der Wald, aber von welchem Weg aus kam Jan hinein. Er kann auch aus einem Feld gekommen sein, aber aus welchem. Der Wald, wie die Felder grenzen an einige Wohngebiete. Wir können nicht jedes Haus durchsuchen. Jan kann aber auch zuvor durch Straßen geirrt sein, fand keine Telefonzelle. Hat nicht irgendwo geklingelt, weil er dachte er erschreckt in seinem abgerissenen Aufzug. Vielleicht fühlte er sich auch auf der Straße verfolgt, flüchtete zum Wald, stieß auf die Party, oder, oder. Wir können es endlos ausmalen. Fakt ist, dass wir nicht auf das Versteck kommen. Entweder stoßen die Kollegen zufällig darauf oder bei Jan setzt die Erinnerung wieder ein. Es muss aber von selbst kommen, kapier das doch endlich" Hajo verzog sich in sein Büro

Dr. Sek sah oft nach Jan. Es gefiel ihm gar nicht was die Geräte anzeigten. Manchmal bekam Jan nichts davon mit. Jetzt schlief er aber nicht und Dr. Sek meinte: "Herr Maybach, Sie dürfen sich auf keinen Fall zur Erinnerung zwingen, auch durch solche heftigen Auftritte nicht. Es kann nicht nur bleibende Schäden für Kopf und Gehirn geben. Herz, Kreislauf, Blutdruck von Ihnen sind auch in Aufruhr, schnell sind Sie in Lebensgefahr. Das muss doch nicht sein. Also Ruhe Herr Maybach und kein Grübeln, versprechen Sie mir das"
Jan flüsterte: "Geht nicht so einfach. Wer kann schon aufkommende Gedanken einfach abschalten"
"Versuchen Sie es Herr Maybach, versuchen Sie es wenigstens und Schlaf, Schlaf ist noch immer das beste Mittel bei so etwas" verabschiedete sich Dr. Sek

Beck stürmte aufgeregt zu Hajo, meinte: "Ihre Tochter informierte mich über Ihren Auftritt in der Klinik. Seit wir Jan fanden, spielen Sie sich auf wie ein Irrer. Sie wissen wie gefährlich das für ihn in seinem Zustand ist, vielleicht alles noch verschlimmert. Ich kenne Sie nicht wieder, was ist denn bloß los mit Ihnen. Solange Jan gefangen war, haben Sie genauso gezittert, waren verzweifelt wie wir. Aber jetzt hat es den Anschein als wollten Sie ihn im Nachhinein vernichten. Hajo das sind doch nicht Sie, warum tun Sie das?"
Hajo brauchte schon Minuten bis er hervorstieß: "Weil ich Angst habe. Verdammte Angst, dass die Kerle Jan totz Todesanzeige, trotz Bewachung, trotz fieberhafter Suche, doch noch umbringen. Jetzt gerade aus Rache. Sie sind wütend weil ihr Plan geplatzt ist, zornig, weil Jan es "gewagt" hat zu fliehen. Barth kommt nicht frei, ihre geplanten Taten fallen ins Wasser. Ich leide selbst darunter Jan zu traktieren, ihm weh zu tun. Aber nur er weiß wo wir die Kerle finden. Nur wenn wir sie endlich fassen ist Jan wirklich aus aller Gefahr"

Hajo gestand weiter: "Wenn Jan aber was passiert bin ich quasi sein Mörder. Mit der Schuld kann ich nicht leben
Habe Jan doch selbst in die Hölle gejagt mit dieser Scheiß-Pressekonferenz"
Beck stand erst verdattert da, bis er langsam meinte: "Hajo, gehen Sie mal in sich. Schuld, Mörder, Pressekonferenz. Das ist doch Blödsinn und ich bin mir sicher Jan sieht das genauso. Beruhigen Sie sich und noch wichtiger, lassen Sie Jan in Ruhe"
Hajo murmelte: "Das mache ich, mache ich ganz bestimmt. Aber meine eigene Schuld kann ich nicht abschütteln"
"Spätestens wenn Jan wieder gesund ist, Sie dann aus seinem Mund hören was ich eben schon voraussagte, sind auch Sie wieder befreit" ging Beck hinaus

Öffnete sich die Tür, blickte Jan immer ängstlich hin, rechnete wieder mit Hajos Erscheinen. Sein Auftritt ging ihm nicht aus dem Sinn. Noch schlimmer aber, dass er keinen Schimmer, aber auch nicht den kleinsten, hatte was geschehen war. Aber Hajo erschien nicht, es waren immer Benni und Leni. Sie erwähnten mit keinem Ton das über das Jan so fieberhaft grübelte. Die 2 sprachen über Belangloses, an dem sich Jan mehr oder weniger beteiligte. Aber nicht lange, dann meinten sie: "So wie deine Lider flattern, scheinst du dich gewaltsam wach zuhalten"
"Geht schon noch eine Weile" flüsterte Jan
"Wir bleiben auch hier, wenn du die Augen zuhast. Siehst auch im Schlaf gut aus" beteuerte Leni
"Viel lieber höre ich euch aber zu" lächelte Jan verzerrt
Er wollte das auch, bemühte sich darum, aber oft genug fiel sein Kopf zur Seite, schlief er ein
Benni und Leni blieben wirklich bis Jan wieder erwachte, unterhielten ihn weiter
Es wurde schon dunkel als Leni meinte: "Jetzt reicht es aber für heute Jan. Du bist erst 2 Tage frei, darfst dich nicht überanstrengen"
"2 Tage sind mehr als genug um ein Loch zu kitten. Nur Maybachs Hirn gelingt das nicht" raunte Jan deprimiert
"He Papa, muss dich erst dein Sohn belehren, wie unvernünftig du dich verhältst?" rief Benni aufgeregt
Jan versuchte zu lächeln: "Hast ja recht Großer. Bin auch schon still, ganz brav"
Aber es ließ sich nicht abstellen, auch als die 2 gegangen waren nicht. Jan bohrte heftig in seinen Erinnerungen
Fühlte sich wie Einer der Öl suchte, immer weiter, immer tiefer eindrang, aber kein Spritzer kam hoch
Zum Glück forderte sein Körper in dem erschöpften Zustand Ruhe, Jan schlief bald ein

Bei den Kollegen lief weiter alles auf Hochtouren. Hajo hhielt sich von Jan fern, konnte sich selbst nicht leiden für sein tobendes Verhalten, seine Beschimpfungen ihm gegenüber. Nur die Angst um ihn fraß weiter, so dass er sich selbst nicht sicher war, ob er Jan nicht doch noch mal bedrängte, wenn er weiter so um sein Leben bangen musste. So fragte er auch unzählige Male nach Fortschritten.
Auch Beck begriff nicht, dass sich rein gar nichts verwertbares auftat. Kam immer wieder auf den Wald zurück, die Stelle wo sie Jan fanden und nähere Umgebung. Er war felsenfest überzeugt davon, dass man dort fündig würde und wenn es nur ein Zipfel sei. Irgendeine Kleinigkeit mussten die Kerle oder Jan doch hinterlassen haben. Es ging so lange bis die Spusi Beck erklärte, sie seien wirklich mit ganzem Herzen bei der Sache. Ihnen sei auch viel daran gelegen Jans Entführer zu finden, ihn vor Rache zu bewahren, aber mehr als mm-genau suchen könnten sie nun wirklich nicht. Beck möge ihnen glauben, dass es keine Spuren gab
Die Anzahl der Leute, die in der Stadt und Umgebung suchten wurde nochmals erhöht. Natürlich konnten sie auch jetzt nicht jedes Haus durchsuchen. Hin und wieder kamen sie mit einem oder mehreren Typen, die sie ihrem Auftritt und Äußerungen nach für ein Teil der Barth-Bande hielten. Leider war aber immer schnell bewiesen, dass sie sich auf dem Holzweg befanden

Am nächsten Morgen kamen Leni und Benni schon sehr früh
Jan wunderte sich: "Nanu, ihr müsstet doch eigentlich ganz woanders sein"
"Wir wollten nur mal schnell Hallo sagen" meinte Leni
"Fragen, ob du eine gute Nacht hattest Papa" ergänzte Benni
Jans Augen glänzten schon wieder feucht, als er raunte: "Meine 2 Goldstücke, was wäre ich nur ohne euch. Könnt aber beruhigt sein, es ist keine Verschlechterung eingetreten. Euren Wegen zum Verlag bzw. zur Schule steht also nichts im Weg"
Noch ein Kuss von Leni, ein Streicheln von Benni, dann war Jan wieder allein
Dachte bitter: "Ich erinnere mich an den Verlag, die Schule, an so gut wie alles. Nur an diese entscheidende Zeitspanne nicht. Das gibt´s doch nicht, kann doch gar nicht sein. Irgendwie muss ich die Nuss knacken
Ab jetzt massakrierte sich Jan geradezu mit Grübeln. Er war informiert wo es losging, also setzte er da an, immer und immer wieder. Befahl sich geradezu noch genauer, noch intensiver nachzudenken. Wollte es einfach nicht wahrhaben, dass ihm so wichtige Zeit fehlt. Eine Spanne, wo man ja alles andere als gut mit ihm umging. Fesseln, Eingesperrt, Zusammengeschlagen, gerade so etwas Hartes konnte doch nicht einfach vergessen werden, nicht einfach untergehen, als sei es nie geschehen. "Wenn du nicht total bekloppt bist Jan, dann komme endlich auf den entscheidenden Klick" versuchte er mit aller Gewalt die Erinnerungen herbei zu zwingen. Das sich bei dieser psychischen Folter die er an sich vollzog, auch sein Körper meldete, ihm auf schmerzvolle Weise zeigte, dass er solchen Gewaltakten nicht gewachsen war, versuchte Jan zu ignorieren

Gerade dann versuchte Jan die Schmerzen zu unterdrücken, die Schwäche hinzunehmen. War doch egal, schließlich lag er im Bett, brauchte keine Kraft
Dr. Sek blieb es nicht verborgen, was Jan da mit sich trieb, deshalb meinte er auch sehr energisch: "Herr Maybach, ich bat Sie doch eindringlich nichts zu erzwingen. Aber Sie wühlen im Dauerbetrieb in Ihren Erinnerungen
und das in Ihrem Zustand. Wann glauben Sie mir denn endlich, dass dadurch die Amnestie dauerhaft bleiben kann und es unendlich lange dauert bis Ihre Gehirnprellung heilt. Ich verstehe nicht, wie man sich selbst so martern kann, selbst noch mehr Schmerzen zufügen muss. Nicht zu vergessen, dass Sie eine schreckliche Zeit hinter sich haben, da noch eine Anzahl anderer Verletzungen sind. Die ganzen Aufrisse, Hämatome, Ihre verletzten Rippen, bereiten doch schon genug Schmerzen. Warum schalten Sie dann nicht wenigstens gedanklich ein paar Gänge zurück?"
Langsam meinte Jan: "Herr Dr. ich kann nichts abschalten, was automatisch in mir wirkt. Das klappt nicht einfach nur auf Kommando. Außerdem kann ich das Verlangen einfach nicht bekämpfen meine Erinnerung wieder zu erlangen. Ich komme mir so unvollständig, mir selbst fremd vor, dass da eine Zeit war die mir nicht bewusst ist.
Das ist mir unheimlich, damit komme ich nicht klar. Ich komme erst wieder zur Ruhe wenn ich wieder alles von mir weiß. Tut mir leid wenn ich all Ihre Hilfe damit untergrabe, aber......." schaute Jan Dr. Sek verzweifelt an
Dr. Sek meinte: "Ja, es ist nicht schön, wenn einem etwas aus dem Leben fehlt. Verstehe, dass Sie den Kreis ganz schnell schließen möchten. Aber Herr Maybach, diese Entführung, Gefangennschaft, Verwundungen waren doch nun wirklich schlimm genug. Gerade deswegen ist jetzt Ruhe und Abschalten Gebot Nr. 1

Jan flüsterte: "Sorry Herr Dr., auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich jetzt rauswerfen, aber abschalten geht nicht, ich bin nun mal Polizist"
Dr. Sek erregte sich: "Ja und als Polizist hat man Ihnen gerade übel mitgespielt, deswegen liegen Sie jetzt hier. Dann hat es also Ihr tobender Chef wirklich fertig gebracht Sie so zu impfen, dass Sie nur noch aufgewühlt sind"
Jan entgegnete: "Aber Hajo hat recht. Das er mir Absicht unterstellt ist natürlich Quatsch und wie sehr mich seine Vorwürfe treffen, das steht auf einem anderen Blatt. Für mich ist es doppelt schlimm, dass es "nur" eine Teilamnesie ist. Über Barth bin ich mir im Klaren, er sollte ja schon vor meiner Entführung freigepresst werden.
Zu was die Bande fähig ist, wusste ich auch und habe mein Daliegen, nach allem was man mir erzählte, denen zu verdanken. Als Polizist denke ich, dass sie jetzt wo ihre Geisel, also ich, getürmt ist, vor Zorn platzen. Vielleicht werden ihre Anschläge jetzt noch blutiger oder noch schlimmer, sie schnappen sich eine andere Geisel. All das könnte verhindert werden, wenn ich nicht diese Lücke hätte. Sie können sich nicht vorstellen, wie entsetzlich es ist, über Verbrecher, ihre Taten voll im Bilde zu sein, aber dann bei dem Entscheidenden, dem Ort wo sie verhaftet werden können, geht eine Klappe herunter. Was auch immer jetzt schlimmes geschieht, wen es trifft, ich trage die Schuld daran, habe es nicht verhindert. So etwas darf einem Polizisten einfach passieren"
Dr. Sek fragte entsetzt: "Herr Maybach, sind Sie sich eigentlich noch im Klaren, dass Sie krank sind, für Ihre Erinnerungslücke gar nichts können, am allerwenigsten sich selbst schaden dürfen"
Jan flüsterte: "Egal was mit mir ist, ich bin immer noch Polizist und als solcher muss ich Gefahr für 3. abzuwenden versuchen"

Dr. Sek war mit seinem Latein am Ende. Er hoffte jetzt mehr darauf, dass weiter anhielt was bisher immer wieder geschah, Jan von der Schwäche übermannt wurde. Der Körper forderte sein Recht, sehr viel Schlaf. Dagegen konnte sich Jan nicht stemmen, dann endlich kam auch er zur Ruhe. Soviel er verantworten konnte, half Dr. Sek mit entsprechenden Mitteln nach. Sagte sich, wenn Jan so nicht zur Vernunft kam, dann sollte es eben ein Wechsel zwischen Bewusstsein und Dämmerzustand sein, sonst würde er noch Monate in der Klinik zubringen

Aufgewühlt rief Dr. Sek Beck an, fragte nach dem Stand der Dinge. Ehrlich erklärte dieser, dass man nicht weitergekommen, keine Spur von der Bande habe. Dann fragte er ängstlich: "Rufen Sie wegen Jan an, hat sich sein Zustand verschlechtert?"
Dr. Sek entgegnete: "Nein nicht verschlechtert, noch nicht, muss ich leider sagen, denn ich mache mir da meine Gedanken über Herrn Maybach" gab er das Gespräch mit Jan weiter, meinte zum Schluss: "Tja und wegen dieser
"Besessenheit" von Herrn Maybach könnte es zu allen möglichen Komplikationen kommen, er einen dauerhaften Schaden davontragen"
Beck entsetzte sich: "Du meine Güte, bloß das nicht auch noch. Ich kann Ihnen aber leider auch keinen Rat geben, was Sie für Jan tun können. Eigentlich ist sein Verhalten so wie wir ihn kennen. Egal welche Nachteile es für ihn selbst hat, von Anderen Schaden abzuwenden steht bei ihm über allem. Das klingt jetzt wie eine Floskel, doch auf Jan trifft es wirklich zu. Er ist durch und durch Polizist"
Irgendwie wunderte sich Dr. Sek über diese Aussage nicht, hatte sich schon so etwas gedacht. Ihm blieb nicht mehr als zu hoffen, dass Jans Körper weiter seine Ruhezeit forderte und große Komplikationen ausblieben

Der Arzt, der die Tür zu Jans Zimmer öffnete, grüßte den zur Wache davorsitzenden Polizisten freundlich. Dieser grüßte zurück, sah nicht, dass der Arzt im Türrahmen stehen blieb, sich nach allen Seiten umschaute. Danach versetzte er dem Polizisten einen gezielten Schlag an den Hals, dessen Kopf fiel sofort zur Seite, er war bewusstlos
Sehr zur Freude des Eintretenden waren auch Jans Augen geschlossen, er schien zu schlafen
Mit wenigen Schritt stand er an Jans Bett. Schnell griff der Kerl in die Kitteltasche
In nächster Sekunde schlang er eine Drahtschlinge um Jans Hals, zog sie vorne mit aller Gewalt zusammen
Jan röchelte, riss die Augen auf, blickte genau in das Gesicht des Kerls
Blitzartig durchfuhr es ihn: "Mein Fütterer, der Kerl der mich wie ein Baby behandelte, mir diesen widerlichen Fraß einstopfte"
Die Entführung, das schäbige Loch, er als Geisel für Barths Freilassung, wie oft sie ihn zusammenschlugen, seine Flucht........
All das tauchte vor Jan jetzt wie ein Film, den man im Schnelldurchlauf abspulte, auf
Sekundenbruchteile vielleicht, wo er sich bewusst wurde, dass die Lücke geschlossen war
Im gleichen Moment versuchte Jan eine Hand unter den Draht zu schieben, zu verhindern, dass er ihm die Kehle noch enger zuschnürte, ihm die Luft noch knapper wurde
Er schaffte die Fingerkuppen nur ein paar mm unter die Schlinge, zu mehr Luft verhalf ihm das nicht

Der Kerl zog die Schlingenenden wie ein Irrer zusammen, zischte: "Wir fallen auf keine Todesanzeigen rein. Bei uns flieht man auch nicht. Wir ziehen unser Ding durch und den Boss kriegen wir auch noch frei. Unser Versteck hast du ja noch nicht verraten. Keine Ahnung warum nicht. Vielleicht tickst du ja nicht mehr richtig, haben dir unsere Schläge das Gehirn aufgeweicht. Aber finden wird man uns so oder so nicht und du wirst nicht jetzt und auch nicht später plaudern. Jetzt stirbst du nämlich wirklich" zog er die Drahtenden noch enger
Der Atem wurde Jan immer knapper. Er keuschte, japste, röchelte mit inzwischem dunkelroten Kopf. Alles um ihn herum begann zu schwanken, grelle Farben tanzten vor ihm, der Schleier vor seinen Augen wurde immer dichter. Aber an seinem Hals, wo immer enger zusammengequetscht wurde, war es am schlimmsten
Verzweifelt versuchte Jan den Draht von seiner Kehle zu lockern, mühte sich ab die Hand zwischen der Schlinge höher zu schieben. Es war so scharf, riss ihm immer mehr die Finger auf
Aber nicht nur das schmerzte, auch die Infusionsnadel, die Jan immer tiefer einstach. Ohne nachzudenken, hatte er gerade den Arm gebeugt wo die Nadel drinsteckte, hielt diese Hand unter den Draht gepresst
Das widerliche Grinsen des Kerls kam näher, die Schlinge schnürte immer fester
Jan durchschoss es: "Nur noch Sekunden, dann bin ich erstickt"
Panisch suchte er nach einem Ausweg
Da gab es kein Nachdenken, als er sich blitzartig die Infusionsnadel mit der freien Hand rausriss, sie dem Kerl seitlich an den Hals hielt

Kaum verständlich röchelte Jan: "Lass los oder ich schlitze dir die Halsschlagader auf"
"Du krepierst, nur du allein" zog der Kerl den Draht noch enger zusammen
Jans Arm wackelte, seine Hand zitterte, noch mühseliger rang er nach Luft. Irgendwie pieckste er aber die Nadel doch an die Haut, krächzte: "Loslassen, lass den Draht los"
Der Kerl spottete: "Flehe nur, machst sowieso gleich den letzten Atemzug" und zog noch mal fester
Jan zwängte noch immer die eine Hand zwischen die Schlinge, es half kein bisschen
Kaum noch Luft drang durch die zugeschnürte Kehle, kaum noch hörbar japste Jan Silbe für Silbe: "L a a a, lass
l o o o, los o o o oder i i i ich st e e e stech, steche, d i i i, dich a a a, ab wie, wie wie ei, ein, ein Schw, Schwei
ei, ei, Schwein. Er, er ertri i i i, ertrinkst in, in i i i in, dein, dei, deinem ei, eigen, ei, eigenen Bl, Bl, Blu u u, Blut"
Der Kerl lachte nur höhnisch, zog die Schlinge noch fester zusammen
Jan sah keinen anderen Ausweg mehr. So schwach wie er war, musste er schon all seine restliche Kraft zusammenraffen, stieß kurz, aber hart zu, stach dem Kerl die Nadel in den Hals
Der schrie auf
Jan bohrte die Nadel bewusst in eine ungefährliche Stelle neben der Halsschlagader, aber es blutete
Der Kerl schrie wieder. Blut tropfte langsam, aber gleichmäßig aufs Bett. Er starrte entsetzt auf die immer größer werdende Lache. Jan ließ die Nadel in seinen Hals gestochen. Ruckartig ließ er die Schlinge los. Jan zog gleichzeitig die Nadel raus

Während Jan sich versuchte von der Schlinge zu befreien, presste der Kerl seine Hände gegen den Hals.
Nur einen Moment, dann schrie er: "Ich verblute, du Schwein hast mich aufgeschlitzt" stürzte er sich wie ein Wilder auf Jan, wollte gerade seine Kehle umklammern
Da kam der wieder zu sich gekommene Polizist rein, schrie laut, stürzte sich sofort auf den Kerl
Pflegepersonal, Ärzte, Patienten stürmten jetzt herein. Mit vereinten Kräften schafften sie den Kerl von Jan weg, hielten ihn fest
Jan sank so tief in die Kissen, dass man ihn kaum noch sah. Böser Traum, Realität, Horrortrip, er fand sich nicht mehr zurecht. Die Stimmen, Rufe, alles war nur wildes Wirrwarr für ihn. Luft, er brauchte Luft, rang so erbärmlich um den nächsten Atemzug
Der Kollege rief: "Ich fordere Verstärkung an. Rufen Sie Ihren Sicherheitsdienst. Die sollen das Haus, Eingang und Parkplatz sichern, falls noch mehr hier sind. Zeigen Sie mir einen Raum wo ich den Kerl einsperren kann"
Ein Arzt geleitete ihn, Pfleger schoben Patienten hinaus. Der Rest, besonders Dr. Sek, kümmerte sich um Jan
Ein tiefer, blutiger Kreis zeichnete sich auf seinem Hals ab, großflächig, rundherum rot und blau unterlaufen. Ganz vorne direkt in der Mitte rann ein dünner Blutstrahl hervor. Jans rechte Hand und die Finger waren blutig aufgerissen. Besonders in den Fingerkuppen hatte er tiefe Einschnitte
Jan rang immer noch entsetzlich nach Atem. Sein Gesicht war blau angelaufen. Schnell presste man eine Sauerstoffmaske auf seinen Mund

Dr. Sek öffnete Jans linke Faust aus der Blut tropfte. Jan hielt die Nadel noch immer fest umpresst, stach sich unbemerkt selbst in die Haut
Dr. Sek befreite ihn davon, samt dem Schlauch, der Jan verschlungen umwickelte. Er hielt all das hoch, meinte zu seinen Kollegen: "Schätze das hier war die Selbstrettung"
Zustimmendes Gemurmel der Kollegen: "Unfassbar, wie hat er das nur geschafft?"
Dr. Sek bemühte sich jetzt eingehend um Jan, der noch immer furchtbar nach Luft rang. Jeder versuchte Atemzug war eine Qual für ihn. Sein Brustkorb hob und senkte sich nur sehr unregelmäßig auf und nieder. Noch mehr erschrak Dr. Sek über Jans entsetzliches Aussehen. Der Todeskampf zeichnete ihn.
Jan war fertiger als bei seiner Einlieferung. Das ganze Tun um ihn herum war ihm so fremd, so weit weg. Er war benommen, verwirrt, schwindelig. Aber die Erinnerungen hämmerten wie ein Schlagbohrer in ihm. Die Lücke, sie war zu, geschlossen.
Aber jetzt, was geschah, was passierte jetzt
Jan wollte, wollte irgendetwas, wusste nicht was er tun sollte. Das anhaltende Atemringen saugte das letzte bisschen Kraft aus ihm. Seine fest zugepressten Augen schlug er nur selten auf. Erkannte auch Dr. Sek. Aber er ließ die Ärzte an ihm tun, einfach nur schaffen, was immer es auch war. Er konnte nicht darauf reagieren
Sie versuchten Jan erst mal zu stabilisieren, seinen kollabierenden Kreislauf zu normalisieren, die Wunden notdürftig zu versorgen

Jan ließ alles mit sich geschehen, als behandele man nicht ihn sondern einen Gegenstand. Zwischen Atemringen und wild durcheinandertobenden Erinnerungen erkannte er wieder mal verschwommen Dr. Sek
Der nahm Jan gerade die Sauerstoffmaske ab, leuchtete ihm in die Kehle, bemerkte dabei, dass er sich zu Sprechen abmühte
"Ruhig Herr Maybach. Sie haben Unfassbares hinter sich. Wir bemühen uns Sie schnell aus diesem Zustand zu befreien. Versuchen Sie aber trotzdem zur Ruhe zu kommen" redete er auf Jan ein
Aufgebracht blickte Jan ihn an, sein tonloses "Aber, aber" war kaum zu hören
Dr. Sek meinte wieder: "Herr Maybach, Sie brauchen jetzt nicht zu sprechen. Sie können und dürfen auch gar nicht reden, da Sie von der Strangulation verwundet sind"
Mühselig formte Jan die Lippen wieder, kaum verständlich krächzte er: "Das Versteck"
Dr. Sek begriff: "Sie erinnern sich wieder Herr Maybach"
Jan setzte an, doch diesmal bekam er nicht genug Luft. Aber so wie er Dr. Sek anblickte, war Antwort genug
Dr. Sek freute sich: "Die Lücke ist geschlossen. Das ist schön Herr Maybach, sehr schön. Hätte Ihnen aber gewünscht, dass es nicht durch eine solche brutale Attacke sondern auf sanfte Art geschieht. Aber Sie können jetzt nichts mitteilen, haben zu schwere Verletztungen" presste er Jan die Sauerstoffmaske wieder auf
Aber Jan wollte sich irgendwie bemerkbar machen, wollte reden. Doch selbst jede Bewegung scheiterte schon im Ansatz, so zusammengefallen wie er war. Jetzt fuhr man ihn auch noch aus dem Zimmer ins OP. Soviele bemühten sich um ihn, aber Keiner achtete auf ihn. Jans Bemühungen etwas von sich zu geben waren vergeblich. Immer weiter versuchte er es, bis die Narkose ihn tief umnachtete

Viele Polizisten, das Team und Beck durchsuchten bald die Klinik und den Parkplatz. Der Kerl schwieg eisern, ließ nichts über seine Identität raus. Mit seinem Autoschlüssel war aber bald sein Auto gefunden. Das Kfz-Zeichen würde weiterhelfen. Auf mehr Kerle stießen sie aber nicht
Von Jan erfuhren sie nur, dass die OP andauerte. Das Team kochte. Operation bedeutete schwere Verletzungen und die hatte der Kerl ihm zugefügt. Jetzt würden sie ihn umso härter in die Mangel nehmen
Auch im Präsidium schwieg er weiter wie ein Grab. Von der Kfz-Zulassung hatten sie bald seinen Namen und Adresse. Sie stießen auf eine verstaubte Wohnung, wo er lange nicht mehr gewesen war. Die karge Einrichtung und wenigen Unterlagen gaben nichts persönliches preis. Nachbarn wussten nichts über ihn, erinnerten sich kaum, wann sie ihn zuletzt sahen
Mit Name und Adresse konfrontiert tönte er plötzlich: "Ja ich gehöre zur Barth Bande. Dem großen Barth, mit dem wir noch weitere Pläne verwirklichen. Aber Maybach muss ja türmen. Anscheinend hat er einen Dachschaden, sonst hättet ihr unsere Burg ja längst gestürmt. Verrecken soll der Halunke und ihr, ihr werdet niemals unser Versteck finden, auch wenn ihr mich jetzt habt. Das nutzt euch gar nichts. Meine Kumpel machen weiter und Barth, den kriegen wir noch frei. Na los verurteilt mich doch. Maybach wird trotzdem krepieren und der Rest der Bande wird euch zeigen, dass sie euch überlegen ist. Wer sich uns in den Weg stellt wird niedergemacht. Maybach war der Anfang. Muss euch doch gruseln so zu enden wie er. Lasst lieber die Finger von uns. Kratzt Maybach nicht gleich ab, machen wir ihn trotzdem kalt. Außerhalt der Klinik ist er ja eine gute Zielscheibe"
Sie waren Alle so schockiert über soviel Grausamkeit, dass sie ihn lieber erst mal in die Zelle sperrten

Als Jan nach der OP wieder ansprechbar war, meinte Dr. Sek zu ihm: "Es dauert noch bis Sie sich von dem Eingriff erholen. Ich erkläre Ihnen jetzt, was wir überhaupt an Ihnen operierten. Ihr Hals ist zwar rundum aufgerissen, doch wir hoffen, dass dies mit entsprechender Behandlung von selbst zusammenheilt. Aber da wo die Drahtenden zusammengezogen wurden, war ein tiefer Aufriss. Es hat Ihnen leider den Kehlkopf etwas aufgeschnitten. Wir haben das zwar vernäht, bis wir aber wissen ob Ihre Stimme nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, vergeht eine Weile. Vor allem bedeutet das aber solange absolutes Sprechverbot"
Jans Augen weiteten sich erschrocken, seine Lippen bewegten sich ganz minimal
Dr. Sek wehrte ab: "Nein, nein Herr Maybach, absolutes Sprechverbot. Das gilt auch für irgendwelche Verstecke oder so was, denn das ist es ja wohl was Sie hervorzubringen versuchen. Absolut heißt absolut, da lasse ich nicht mit mir handeln. Außerdem sind Sie auch viel zu schwach, eine Reihe Schmerzen haben Sie ohnehin noch. Also Ruhe Herr Maybach und nichts als Ruhe" ging Dr. Sek hinaus, bevor Jan überhaupt reagieren konnte. Er war aber so entsetzt über das Sprechverbot, dass er ihm am liebsten laut nachgeschrieen hätte. In ihm tobte es: "Das kann er doch nicht machen, nicht gerade jetzt. Die Kollegen müssen doch die Adresse wissen, dieser Bande endlich ein Ende setzen". Jans Emotionen kochten über, seine körperliche Verfassung war im Keller. Er konnte sich kaum bewegen und wenn doch ein bisschen schmerzte es entsetzlich. Außerdem fühlte sich Jan so benommen, war so schläfrig. Die Narkose wirkte noch nach, weit rückte die Realität in die Ferne

Aufregung bei der Bande
"Jetzt wo Otto geschnappt ist, müssen wir sofort abhauen" schrie Karl
"Wir bleiben" bestimmte Rolf, der sich nach Barth als Chef sah
Karl tobte: "Wir sitzen auf einer tickenden Zeitbombe. Selbst wenn Maybach bis jetzt noch nichts rausgelassen, weil wir ihm vielleicht einen gehörigen Schock versetzten oder was auch immer. Der muss nicht ewig in dem Zustand bleiben und jetzt sage nicht wieder den machen wir vorher kalt. Gerade jetzt wird Maybach besser beschützt als ein Kronzeuge. Ne, ne die nehmen uns schneller hops als du schlucken kannst. Nichts wie weg hier"
Rolf fauchte: "Und wohin. Sowas Abgeschirmtes wie hier finden wir nicht auf die Schnelle. Von hier gehen alle Leitungen, alle Verbindungen aus, alle Informationen ein. Das können wir nicht einfach abbauen, mitnehmen. Allein die ganzen Waffen zu transportieren brauchen wir Lkw´s. Damit erregen wir Aufsehen. Es bleibt dabei, wir lassen uns nicht vertreiben. Wir werden aber weiter alles dransetzen Maybach stumm zu machen und Barth frei zu kriegen. Schnappen uns eine andere Geisel. Muss aber alles gut geplant werden, deine Raserei bringt uns nicht weiter. Sollten die Bullen doch wirklich hier auftauchen, werden wir uns eine Schlacht mit unseren vielen Waffen mit denen liefern, dass sie heulend abziehen und eine Menge Tote beklagen"

Otto schwieg weiter. Deshalb wollte man sich anhören, wie sich die Strangulation abgespielt und vor allem wie Jan reagiert hatte. Benni und Leni waren inzwischen auch in der Klinik und wollten natürlich auch alles genau wissen
Dr. Sek erklärte den 2, wie auch den Kollegen, genau das, was er auch Jan alles gesagt hatte
Entsetzt hauchte Benni: "Papa kann nie wieder sprechen"
Dr. Sek beruhigte: "Wir haben die Kehlkopfwunde genäht. Verläuft die Heilung komplikationslos wird dein Vater, nach anfänglichem Gekrächze, seine alte Stimme wieder haben. Aber ich betone, um jedes Risiko auszuschließen, darf er vorläufig nicht sprechen. Ich kann auch keinen Besuch von Angehörigen zulassen. Auch wenn Sie sich strikt an die Anordnung halten, glaube ich, dass Herr Mybach sich abmüht etwas hervorzubringen. Im Sinne seiner Genesung muss ich ein absolutes Besuchsverbot verhängen"
Leni meinte: "Schon komisch, Jan so nahe, aber wir dürfen nicht zu ihm. Doch wir würden nie etwas tun was ihm schadet"
Dr. Sek seufzte: "Unfassbar, dass Herr Maybach in unserer Klinik geschädigt wurde und das auch noch trotz Bewachung. Hat der Kerl denn geplaudert?"
Beck antwortete: "Der schweigt sich aus. Wir sind hier um alles von dem Überfall zu erfahren. Wie sehen Sie das denn. Glauben Sie das Jan sich instinktiv wehrte oder vielleicht weil er den Kerl erkannte?"

Dr. Sek meinte: "Rückfall nicht ausgeschlossen, aber Herr Maybach hat die Amnesie überwunden. Sein ganzes Verhalten zeigt das eindeutig" erzählte er was sie von dem Kampf mitbekamen, bis hin zu dem Stich mit der Nadel
Meinte abschließend: "Schätze auf so eine Lebensrettung kommt man nur als Polizist. Aber als Herr Maybach unbedingt das Versteck mitteilen wollte, wusste ich sicher, dass die Amnesie vorbei ist"
Vince hauchte: "Jan wollte was?"
"Sie haben richtig gehört" bekräftigte Dr. Sek
Hajo rief: "Ich muss sofort zu Jan, bevor er die Adresse vergisst"
Dr. Sek erboste sich: "Unterstehen Sie sich oder muss ich Ihnen das Redeverbot schriftlich mitteilen"
"Nur ganz kurz, die paar Worte. Das schafft Jan" stand Hajo auf dem Sprung
Dr. Sek rief: "Verdammt, können Sie Herrn Maybach denn niemals schonen"
Hajo erregte sich: "Ich weiß das Jan das aushält. Wir müssen die Bande kriegen, Leben schützen. Vor allem Jans Leben"
Dr. Sek zischte: "Bei uns geht es auch um Leben und im Focus steht im Moment das von Herrn Maybach. Da schere ich mich einen Dreck um Polizeigehabe"
Kleinlaut fragte Hajo: "Jan könnte die Adresse doch aufschreiben"
"Erinnern Sie sich, dass Herrn Maybachs Hände und Gelenke dick verbunden waren, weil er soviele Aufrisse von der Gefangenschaft hatte. Das hat sich noch verschlimmert, weil er sich mit der Nadel die Hand aufkratzte. Ist also nichts mit schreiben" erregte sich Dr. Sek

"Aber......" kam es leise von Hajo
Leni keifte: "Es reicht Papa, setze Jan nicht schon wieder zu. Anstatt alles von ihm abhängig zu machen, solltet ihr sein Leben schützen. Ist die Polizei ohne Jan unfähig eine Bande zu fassen. Während der Gefangenschaft hattet ihr keinen Trost für Jan, habt nur hohles Zeug gestammelt. Befreien musste er sich auch selbst. Anstatt ihn rechtzeitig in Sicherheit zu bringen, verfahrt ihr euch, ihr kommt zu spät, Jan ist schon niedergeschlagen. Nur dadurch hat er doch die Amnesie. Verdammt noch mal, macht endlich eure Arbeit und lass Jan in Ruhe genesen"
Hajo bereute seinen Auftritt ja schon wieder, schlich stumm davon. Ina, Vince und Beck folgten

War Jan richtig klar, gab es nur den einen Gedanken für ihn, ganz schnell das Versteck mitteilen. Entsprechende Regungen machte er besonders dann wenn Dr. Sek bei ihm war, bewegte sogar die Lippen. Er wollte, er musste unbedingt was hervorbringen
Schnell legte ihm Dr. Sek den Finger auf den Mund, belehrte: "Denken Sie nicht mal daran Herr Maybach. Kein Wort, noch nicht mal eine Silbe will ich von Ihnen hören
Jans Blicke wurden umso fassungsloser, noch mehr spiegelte sich Verzweiflung auf seinem Gesicht
Dr. Sek blieb eisern: "Nein Herr Maybach, mich erweichen Sie nicht. Halten Sie sich an das Redeverbot. Klinken Sie den Polizisten aus, seien Sie mal nur Patient, der noch einen steinigen Heilungsweg vor sich hat"
Das wollte Jan nicht hören. Dachte aufgebracht, dass sein Mund sich doch nur kurz bewege, sein verletzter Kehlkopf die wenigen Worte schon aushalten würde. Das konnte Dr. Sek doch nicht machen, ihn weiter zum Schweigen verdammen. Jetzt, gerade jetzt, wo die Erinnerug ununterbrochen vor ihm ablief

Es zerfraß Jan, dass er Alles was untergangen war, jetzt zum Greifen nahe vor sich hatte. Nur Straße und Haus-Nr
nennen, ein paar Sekunden, dass konnte doch nicht schaden. Der Kampf mit dem Kerl, die Minuten mit zugeschnürter Kehle dazuliegen, waren viel, viel schlimmer gewesen. Jan glaubte durchzudrehen, so Entscheidendes zu wissen und sich nicht mitteilen zu können. Irgendeine Möglichkeit musste es doch geben. Ohne Unterbrechung überlegte Jan fieberhaft. "Aufschreiben" fiel ihm dann ein. Aber er musste gar nicht auf seine Hände sehen, wusste auch so, dass es Mullklumpen waren. Außerdem konnte er vor Schmerzen darin wohl sowieso nicht schreiben und zittern tat er ohnehin die ganze Zeit
Unterdrückt stöhnte Jan auf. Er fühlte sich so hilflos wie in dem Loch, als die Fesseln keine Handlung zuließen. Jan zermarterte sich solange bis er vor Schwäche einschlief

Beck meinte: "Jan muss geschont werden. Wir wollen ja Alle, dass er wieder vollständig gesund wird. Also müssen wir ackern wie die Wilden. Die Kollegen draußen lassen nichts aus, also sollten wir das hier auch nicht tun. Vor allem den Kerl verhören, wieder verhören, wenn es sein muss rund um die Uhr"
Das setzten sie in die Tat um. Abwechselnd nahmen sie ihn sich fort, alle mit den gleichen Fragen: "Was sind eure Pläne, wer genau deine Kumpels, wann steigt die nächste Tat. Aber vor allem wo ist euer Versteck?"
Es war eine einzige wiederkehrende Wiederholung. Mal mit lautem, leisen Ton, schreiend, fordernd oder bittend hervorgebracht. Manchmal starrten sie den Kerl auch nur endlos an, blickten ihm intensiv in die Augen. Alles ohne Erfolg, der Kerl war härter als Granit, stummer wie ein Fisch. Kam doch etwas, war es Hohn über die doofe Polizei oder er fragte spöttisch nach Jans Zustand

Der Kerl konnte aber nicht oft genug betonen, dass Jan gar nicht gut genug geschützt werden könne, seine Kumpels würden ihn ganz bestimmt töten

Selbst das ging Jan durch den Sinn bei seinem ständigen Grübeln, wie sehr sich die Freunde beim Verhör abmühten. Eine entsetzliche, kaum aushaltbare Situation für Jan an die unnötige Arbeit der Kollegen zu denken, wor er doch ihr Abschaffen schnell beenden konnte. Die Fürsorge des Dr. war zuviel des Guten, maßlos übertrieben, fand Jan. Heimlich machte er Sprechversuche. Es war schmerzvoll, erbärmlich, kam auch nur Gekrächze. Jan versuchte es aber weiter. In diesem Moment kam Dr. Sek herein, rief:
"Herr Maybach, sind Sie wahnsinnig?"
Endlich brachte Jan etwas hervor: "Aber die Info" mühte er erbärmlich, kaum hörbar hervor

Dr. Sek belehrte scharf: "Jetzt vergessen Sie doch mal die Info, denken Sie an sich und nur an sich. Ihre Angehörigen wünschen das auch" zog er das Rollo hoch
Jan sah Benni und Leni davor, die aufmunternd lächelten, ihm zuwinkten
Er versuchte auch ein Lächeln, freute sich sie zu sehen, schaffte aber nur die Lippen zu verzerren. Ihnen zu winken scheiterte auch. Jan war viel zu schwach die Hand anzuheben
Dr. Sek ließ das Rollo wieder runter, meinte: "Die 2 wünschen sich so sehr Ihre baldige Genesung. Aber bei Ihrer Unvernunft sieht das natürlich schlecht aus. Mann, Herr Maybach, muss ich Ihnen gar den Mund verbinden?"
Jan sah den Dr. resigniert an, dachte: "Das bringt er auch noch fertig"
Dr. Sek wehrte ab: "Kleiner Scherz, würde ich natürlich nie machen. Mein voller Ernst ist aber das Sprechverbot und eins ist sicher Herr Maybach, ich bin genauso ein Sturkopf wie Sie" verließ er das Zimmer
In Jan, über Jan schlug nun alles zusammen, er sackte noch tiefer in die Kissen. Sein Abmühen, der gescheiterte Versuch, ertappt werden, seine Lieben vor sich und ein Arzt, der zu stur war einzusehen, dass er sich in dieser Stummheit total aufrieb. Alles durchtrieb Jan wieder mal kreuz und quer. Er vergaß dabei die anderen Wunden, die mehr schmerzten, als er wahrhaben wollte. Ihn aber auch so schwächten, dass der Körper seine Ruhe forderte. Jan wieder mal total aufgelöst einschlief