Jan hinter Gitter

Kurt meinte: "O.k., lassen wir das. Aber du weißt warum ich hier bin Jan?"
Jan antwortete: "Ja und nein. Man entscheidet, ob ich als Polizist noch tragbar bin. Aber warum ich mich dann vor dir noch mal alles rauslassen soll kapier ich nicht. Ich leugne nichts was ich mir leistete. Können sie die Entlassung doch gleich fertig machen"
Kurt entgegnete: "Das ist auch wieder so typisch Jan. Härter zu dir selbst sein, als zu Anderen. Täter verurteilst du nicht bevor du Hintergründe weißt. Das macht der Polizeirat jetzt auch und sehr menschlich sogar. Täter bist du sowieso nicht, hast dir ein paar Vorschriftsverstöße geleistet. Jan, der Polizeirat besteht auch nur aus Menschen, sehr verständnisvollen sogar. Die haben schon durchblicken lassen, dass du nicht entlassen wirst. Allerdings wollen sie die letzte Absicherung von mir, ob du wirklich nicht anders handeln konntest. Wir kriegen das schon hin Jan"
Jan krächzte: "Ist doch sowieso besser, wenn ich den Polizisten an den Nägel hänge. Nach dem Vorgefallenen werde ich mich im Präsidium nicht mehr wohlfühlen"
Kurt wehrte ab: "Jetzt quatsch keinen Mist, ist doch alles noch zu frisch. Wenn es dir erst besser geht, du mehr verarbeitet hast, wirst du dich wieder nach dem Dienst sehnen. Ich weiß ja wie unangenehm für dich dieses Gespräch mit mir ist. Gerade bei dir Jan, den ich schon als Kollegen bezeichne"
"Jetzt spinnst du aber" erregte sich Jan
Kurt konterte: "Absolut nicht Jan. Dein psychologisches Wissen ist eben so gut wie meines. Ich fachsimpele so gern mit dir. Schade, dass du mein Angebot einer Zusammenarbeit bisher ausschlägst"
Jan sah Kurt nur sonderbar an

Kurt meinte jetzt: "Nun gut Jan, lass uns beginnen. Da ich mit allen Beteiligten gesprochen, alle nur erdenklichen Infos habe, will ich dich gar nicht erst ausquetschen. Sage mir erst mal ob du dein Handeln nachträglich bereust?"
"Absolut nicht" kam es sofort und überzeugend von Jan
"Würdest du noch mal so handeln?" fragte Kurt
Auch das "Ja" von Jan hätte überzeugender nicht sein können
Kurt fragte: "Bist du sicher Jan. Du bist mit dem Wissen ins Gefängnis, dass Polizisten da nicht gerade mit Samthandschuhen behandelt werden. Aber es wurde zur unvorstellbaren Hölle?"
Jan erklärte fest: "Trotzdem würde ich wieder so handeln"
Kurt meinte: "Jan die Lebensgefahr bei dir ist immer noch nicht gebannt. Du hättest im Gefängnis schnell getötet werden können"
Jan entgegnete: "Kurt, dass kann mir als Polizist immer passieren. Erinnere dich, dass ich schon einige Male dem Tod knapp entronnen bin"
Kurt meinte: "O.k. überzeugt, du würdest wieder so handeln. Dann sage mir Jan, ob es eine Kurzschlusshandlung war, Panik oder was immer dahinter stand"
Jan überlegte, dann meinte er langsam: "Wenn ich jetzt sage, es war ein Gemisch, klingt das unglaubhaft?"
"Absolut nicht Jan, erzähle" forderte Kurt
Unsicher begann Jan: "Ich sah Anja, verzweifelt, nicht mehr ihrer selbst. Da handelte ich zunächst automatisch, mehr als Polizist. Spuren beseitigen, Waffe an mich nehmen, Anja rauszerren. Je mehr ich von Anjas Plänen hörte, warum sie in der Stadt war und wie Bode sie austrickste, deste fester wurde mein Entschluss sie zu decken.

Jan erklärte weiter: "Na ja, als ich die Handys ausgetauscht, eine Pension für Anja gefunden hatte, war ich nicht mehr von dem Plan abzubringen"
Kurt fragte: "Jan du weißt schon, dass es vollkommen daneben ist eine Mörderin zu decken, die vielleicht noch mehr Menschen tötet?"
Jan beteuerte: "Anja ist keine Mörderin. Nenne es verrückt, aber irgendwie handelte sie in Notwehr, wollte sich vor dem gefährlichen Schuss bewahren. Es ist amtlich welches Teufelszeug in der Spritze war. Bode war Anjas größter Horror. Weitere Morde zu begehen, dafür bestand kein Anlass und Bode. Ich weiß er war ein Mensch und jeder Mensch hat das Recht auf Leben. Aber er hat mit Stoff soviele Menschen zerstört, vermutlich gar getötet"
Kurt meinte: "Nicht vermutlich Jan, Bode hat Menschen auf dem Gewissen. Anja hat es ausgesagt, in Köln und bei den damaligen Beteiligten nachgefragt. 2 Leben gehen sicher auf sein Konto. Gut man muss also Verständnis für Anja haben. Aber sie restlos vor allem bewahren.....Warum hast du das getan Jan?"
Jan erklärte: "Es war schon ein großer Akt, dass Anja clean wurde. Geblieben ist eine nervöse, hochempfindliche Frau, die Hilfe braucht. Bill kriegt das klasse hin. Aber am Gefängnis wäre sie 100%ig zerbrochen und das sollte ich zulassen, unvorstellbar"
"Wenn du früher gekommen wärst Jan, hättest du dann Bode erschossen" fragte Kurt
Fest entgegnete Jan: "Ganz bestimmt nicht. Obwohl ich geschockt war von der Szene die sich mir bot. Ich war nicht in Panik wie Anja, hätte ihm die Spritze aus der Hand geschlagen, das Drogendezernat angerufen"
Kurt meinte: "Falls du es nicht weißt, ich sprach auch mit Anja und Benni. Benni kam übrigens, nachdem er mit dir gesprochen hatte, noch mal zu mir"

Kurt schwenkte jezt aber um: "Dann stelle ich jetzt mal dar, warum ich glaube, dass du so handeltest. Trifft etwas nicht zu verbesserst du mich Jan"
Jan nickte
Kurt begann: "Anja zu decken, dich schlimmenstenfalls zum Täter machen zu lassen, hast du getan, weil du von einer Reihe verschiedener Emotionen so stark dazu getrieben wurdest, dass du gar nicht anders konntest. Benni erzählte mir, welche Angst du wegen ihm hattest. Darauf trifft das Gleiche zu. Du hast einen fabelhaften Jungen Jan, doch auch er könnte an einem bestimmten Punkt ausflippen, wie wir es ja leider oft erleben. Deine Angst war also nachvollziehbar. Du bist nunmal hochsensibel Jan, was ja eigentlich nichts schlechtes ist. Schlimm ist nur, dass es bei dir über jede Grenze geht, selbst wenn es, wie jetzt geschehen, ins Verderben führt. Deine Gefühle haben dir doch was vorgeschrieben und du wärst niemals davon abgewichen, stimmts?"
Jan flüsterte: "Ja es stimmt, stimmt alles. Aber das erkennst du weil du vom Fach bist. Den Polizeirat kannst du damit nicht überzeugen. Als Polizist durfte ich nie so handeln"
Kurt konterte: "Gerade als Polizist hast du gar nicht solche schweren Verstöße begangen. Du hast die Waffe verschwinden lassen, Bodes Ausweis an dich genommen und den Kollegen vorenthalten, dass du Bode kennst. Es musste deswegen etwas länger recherchiert werden. Da kenne ich aber viel schlimmere Verstöße"
Jan krächzte: "Der dickste Brocken ist, dass ich von Gefühlen gesteuert wurde. Das hat bei der Polizei nunmal nichts zu suchen. So wird es auch der Polizeirat sehen und froh sein, wenn sie mich los sind"
Kurt erregte sich: "Jan, mein Bericht ist nun mal ausschlaggebend für die Entscheidung. Dir sagte ich, dass ich dein Handeln verstehe und dem Polizeirat übermittele ich das genauso"

Kurt wurde laut: "Glaubst du mir etwa nicht Jan, dass sie sich eigentlich schon für dich entschieden haben?"
Unsicher kam es von Jan: "Ich glaube dir, aber ich will keine Sonderbehandlung. Ich war unvernünftig, also muss ich auch die Konsequenzen tragen, Ich kann nämlich eine Wiederholung ggf. nicht ausschließen"
Kurt meinte: "Stell dir vor Jan, genau das dachten wir uns Alle schon und deshalb ist es zu 99% sicher, dass du im Dienst bleibst"
"Warten wir es ab" flüsterte Jan
"Genau" bekräftigte Kurt "Jetzt ist erst mal wichtiger, dass du aus dem lebensbedrohlichen Zustand rauskommst"
"Werde mich bemühen" hauchte Jan
"Alles Gute Jan. Das nächste Mal besuche ich dich als Freund und nicht als Psychologe" verabschiedete sich Kurt

Jan konnte nicht sagen weshalb, aber nach diesem Gespräch brach die Hölle in ihm aus. Immer mehr Schmerzen verbreiteten sich im ganzen Körper mit furchtbarer Wucht. Bald wand Jan sich nur noch furchtbar hin und her. Der Kreislauf wurde in Mitlidenschaft gezogen. Jan verfiel in Benommenheit, bekam nicht mehr richtig mit, wie und mit was alles die Ärzte sich an ihm zu schaffen machten, schlimmere Komplikationen zu verhindern versuchten. Die Bemühungen dauerten, danach sackte Jan in unruhigen Schlaf

Alle die davon erfuhren, hatten Angst um Jan wegen dem Zusammenbruch
Dr. Kraft erzählte vn Kurts Besuch, wodurch alles klar wurde. Sie konnten aber nur Daumen drücken, dass Jan die Krise bald überwand

Kurt schrieb sofort die Beurteilung und übergab alles dem Polizeirat
Nach Durchsicht meinte der Chef: "Diese ausführlichen Angaben, ergänzt mit dem was wir schon hatten, lösen Fassungslosigkeit aus. KOK Maybach hat soviel durchgemacht, was man eigentlich gar nicht nachvollziehen kann und erst recht nicht verurteilen darf. Er bleibt im Polizeidienst oder gibt es Einwände?"
Natürlich keine Einwände
Jan war etwas positives beschieden worden, nur er blieb erst mal ahnungslos

Es dauerte, bis Jan morgens erwachte, sich soweit aus der Benommenheit löste, dass ihm Kurt wieder einfiel
Jan sinnierte: "Warum bloß kann ich nicht über meine Gefühle sprechen ohne das es mich gleich umhaut"
Dr. Kraft musste sich zu der Krise äußern, fragte aber: "Wie fühlen Sie sich Herr Maybach, noch starke Schmerzen
Mitgenommen kam es von Jan: "Beutelt mich ganz schön, hoffe aber, dass ich Sie nicht noch mal so in Atem halten muss"
Dr. Kraft meinte: "Der Psychologe war die Ursache. Sie sind für solche Gespräch noch zu instabil, Herr Maybach"
Jan krächzte: "Das Gespräch mit meinem Sohn musste einfach sein. Benni sollte aus diesem Irrgarten, sonst hätte ich keine Ruhe gehabt. Kurts Beurteilung war von oben bestimmt, durfte ich nicht ablehnen. Aber wenn ich Ihnen eröffne, dass noch mehr ausführliche Gespräche nötig sind, werfen Sie mich aus der Klink"
"Wie kommen Sie darauf?" fragte Dr. Kraft
Jan flüsterte: "Weil es undankbar ist, Sie bemühen sich fortlaufend um mich. Dank Ihrer guten Behandlung machte ich Fortschritte und dann führe ich bewusst Krisen herbei"

Dr. Kraft meinte: "Reden Sie sich kein schlechtes Gewissen ein. Ich frage mich mehr, warum Sie sich alle diese Gespräche noch antun, bzw. jetzt antun, obwohl Sie sich bewusst sind wie schadhaft das für Sie ist?"
Jan flüsterte: "Dazu gibt es viel zu sagen, aber 1. haben Sie nicht die Zeit und 2. ändert es doch nichts"
Dr. Kraft bekräftigte: "Irrtum Herr Maybach. Mir hilft es sogar sehr, wenn ich mehr erfahre. Zu wissen wie es in Ihnen aussieht, kann die Gesamtbehandlung sehr unterstützen. Mißverstehen Sie mich nicht, Sie sind kein Fall für die Psychatrie, aber nach Ihrem erlebten Horror kann Ihre Psyche nicht 100%ig sein"
Jan lächelte traurig: "Da haben Sie leider recht aber ich weiß nicht, ob das was ich sagen will hilfreich für Sie ist"
Dr. Kraft forderte: "Erzählen Sie einfach Herr Maybach und wenn es nur eine Winzigkeit ist, die uns unterstützt"
Langsam begann Jan: "Das ich beschuldigt wurde, im Gefängnis war, habe ich selbst verschuldet. Ich war mir im Klaren das es so kommen konnte. Das Gefängnis kein Honigschlecken wird. Aber was dann abging oder wie es ablief, hätte ich mir in meinen schlimmsten Träumen nicht ausgemalt. Die Häftlinge, Wärter, die Vernehmungen, Beschuldigungen, alles unvorstellbar grausam. War klar, dass mein Schweigen nicht auf Verständnis stößt. Aber bitter wie ich von Personen die mich lange kennen, gnadenlos angefeindet, erniedrigt, beleidigt wurde. So was frisst einem auf. Dann die blitzartige die Entlassung, weil meine Ex-Frau gestanden hat. Gerade das was ich vermeiden wollte. Dann war ich auch schon bei Ihnen. Aber ich bin noch immer total verwirt. Ich brauche endlich Klarheit über meine Ex-Frau, wieso der Anwalt mich freibekam, aber auch was das Verhalten von einigen Personen betrifft. Es hilft mir nicht, zu warten bis es mir besser geht. Bis dahin bin ich von Zweifeln aufgefressen und Ihre Behandlung vergeblich. Ich bin bekloppt, nicht wahr?"

Dr. Kraft wehrte ab: "Sagen Sie doch so was nicht. Sie sind nun mal von einem grausamen Ort, wo Sie Unbeschreibliches durchlitten, zu uns gekommen. Wir müssen berücksichtigen, dass nach diesem Unvorstellbaren, nicht nur Ihr Körper sondern vielleicht noch mehr Ihre Psyche heilen muss, wenn Sie wieder einigermaßen auf die Beine kommen, in die Zukunft blicken wollen. Deshalb entscheiden Sie allein, wieviel Sie sich wann antun, wann Sie mit wem reden wollen"
Jan flüsterte: "Ich finde es wirklich nicht gut, wenn sich dadurch die Schmerzen verstärken oder ich mich beschwerlicher bewegen kann als zuvor. Aber der Drang aus dieser Verwirrung rauszukommen ist so übermächtig"
Dr. Kraft meinte: "Dann muss ich Sie leider gewähren lassen. Aber hoffentlich überschreiten Sie Ihre Grenzen nicht
"Dann ziehe ich die Notbremse" versprach Jan

Dr. Kraft war gespalten. Ja er verstand Jan, fragte sich aber, ob er wirklich nicht anders konnte. Er rief Kurt an, schilderte ihm das von Jan Gesagte. Kurt meinte, Jans Verhalten gehöre zu ihm wie ein Organ. Bei ihm ginge nun mal alles viel tiefer als normal, als bei Anderen. Erklärte, dass Jan sich selbst dann noch aufrieb, wenn es für ihn schmerzvoll sei. Meinte, Jan auch am besten da nicht hineinzureden. Wenn man ihn jetzt zu verbiegen versuche, sei es nutzlos. Damit würde man ihn höchstens brechen und das wollte Keiner, der ihm nahe stand

Leni war die Nächste, die Jan Stiche verpasste, als sie heute allein kam, sich verlegen wirkend zu ihm setzte, mit ängstlichen Augen ansah
Jan dachte: "Das verheißt nichts Gutes", fragte gleich: "Ich sehe dir an, dass dich was bedrückt. Was ist los?"

Leni murmelte: "Bei jedem Besuch ist mir mulmig, denn eigentlich spielen wir uns doch was vor Jan. Du sagtest zwar gleich, dass wir zusammenbleiben, du mir nichts nachträgst. Aber ich vermute, dass dir mein Verhalten doch sehr wohl zusetzt"
Jan sah sie nur intensiv an
Leni bat: "Willst du nicht ehrlich alles aussprechen Jan. Ich bin auf alles gefasst"
Bedächtig begann Jan: "Das du nicht im Gefängnis warst ist völlig o.k., das mal vorneweg. Der Ort ist nichts für dich. Ich wäre dir als Häftling auch nie unter die Augen getreten. Was mich mehr wurmt, ist deine Eifersucht. Dachte nie, dass du das auch auf Anja beziehst. Ich beteuerte dir so oft, dass das mit Emanuela einmalig war. Immer erklärst du mir, dass du verziehen hast, mir vertraust. Doch bei der nächsten Gelegenheit wird grundlos alles wieder aufgewärmt und es dauert immer länger bis du überzeugt bist. Das zerrt Leni. Ist es nicht halbherzig sich zu versöhnen und dann doch immer wieder die Kiste aufzumachen, unbegründet alles wieder vorzuholen?"
Leni beteuerte: "Jan, hinterher tut es mir immer so leid. Aber da es ja immer wieder vorkommt mache ich jetzt eine Therapie"
Jan sah Leni so zweifelnd an, dass sie ängstlich fragte: "Du meinst es ist nutzlos Jan oder ist da noch mehr weshalb du von mir enttäuscht bist?"
Jan sah sie nur weiter an, schwieg
Leni flüsterte: "Verstehe, ich habe mich falsch verhalten als du beschuldigt wurdest. Hätte dich nie als Mörder, Täter und was weiß ich noch sehen dürfen. Aber weißt du, da war auch Papa......"

"Leni, Leni" unterbrach Jan sie "Siehst du gerade Hajo ist auch ein Knackpunkt in unserer Beziehung. Gab es was zwischen uns, informierst du Papa. Hajo umgekehrt zu dir vom Dienst: "Jan hat wieder, tat wieder, war wieder"
Das gehört sich einfach nicht, auch wenn er mein Chef ist. Dienst und der Mann an deiner Seite sind 2 Paar Schuhe. Ich bin doch irgendwie ein Spielball zwischen euch 2. Im Büro bekomme ich "Ping" was von Hajo ab und Zuhause "Pong" dann von dir. Wenn mir im Dienst Patzer passieren oder ich schlecht drauf bin, hat das doch nichts mit uns 2 zu tun. Bist du nicht alt genug, um selbst zu entscheiden wo du mit mir dran bist, was du von mir zu halten hast. Jetzt die Bode-Sache, Hajo meint ich könne evtl. der Mörder sein, also musst du dich anschließen"
Leni erklärte schnell: "Jan, Papa hielt dich nie wirklich für den Täter, er wollte dich nur weichkochen"
Jan meinte bitter: "Das kläre ich noch mit Hajo. Da ich ja schwieg und soviel gegen mich sprach, mache ich Keinem einen Vorwurf, der in mir den Täter sah. Aber du, kennst du mich denn so wenig, um dir nicht sagen zu können, dass ich zum töten nicht fähig bin. Wenn aber doch, dass mehr dahinter steckte als Kaltblütigkeit. Mich ein furchtbarer Zerriss dahin getrieben hat"
Leni beteuerte: "Jan ich habe nicht nur den Mörder in dir gesehen. Habe so geschwankt, mich immer gefragt, was wirklich geschah. Ich war so arm dran Jan"
Jan bekannte traurig: "Und ich erst. Eine Person zu haben der ich mich anvertrauen konnte, dass hätte ich so sehr gebraucht"
Leni begehrte auf: "Du wolltest doch nicht, dass ich ins Gefängnis komme"
Jan erklärte: "Nein, wollte ich nicht. Denn anvertrauen hätte ich mich dir doch nicht können, oder?"
Leni druckste herum: "Na ja, weißt du Jan, ich bin nun mal Polizistentochter"

Jan meinte traurig: "Eben, und deshalb hätte auch Hajo ganz schnell alles gewusst, von meinen vertrauensvollen Aussagen an dich"
Leni stotterte: "Jan ich, ich......"
Jan ergänzte: "Um die Tat, Gefängnis geht es ja auch nur zweitrangig. Ich kann dir, ich kann Keinem verdenken, wenn er an mir zweifelte. Aber du fährst mit mir Achterbahn Leni. Mal sind wir richtig glücklich, es läuft alles bestens und dann zweifelst du plötzlich aus irgendeinem Anlass wieder an mir. Wielange müssen wir denn noch zusammen sein, bis du weißt ob ich der richtige Mann für dich bin?"
Leni beteuerte: "Das bist du Jan, da bin ich mir ganz sicher. Deine Vorwürfe sind mehr als berechtigt. Hältst du mich noch weiter aus, wenn ich verspreche mich ehrlich zu bessern"
Jan lächelte gequält: "Weglaufen kann ich hier ja schlecht. Schaffe ich es hier raus, muss der Alltag zeigen, ob unsere Zukunft glücklich läuft. Bis dahin Schluss mit dem Thema. Es tut gut, dass du da bist"
Leni flüsterte: "Das liebe ich auch so an dir Jan. Du sprichst Probleme aus ohne lange darauf herumzureiten"
Das machte Jan wirklich nicht. Die weiteren Themen waren ganz andere

Der Besuch zerrte aber trotzdem an Jan. Diese ewigen Zweifel die Leni an ihm hatte, taten weh. Es war so bitter, dass er sich fragte, ob sie überhaupt Zukunft hatten. Die Antwort gab er sich gleich selbst. Er liebte Leni viel zu sehr, um sich von ihr zu trennen. Zum Glück weitete sich seine tiefe Zerrissenheit diesmal nicht zu einer schweren Krise aus. Nur der Kreislauf spielte nicht recht mit. Aber dafür gab es ja entsprechende Mittel, die rechtzeitig einen totalen Zusammenbruch verhinderten

Leni traf sich jetzt ab und zu mit Anja, noch unwissend von Jan, der bestimmt nichts dagegen gehabt hätte
Leni meinte heute zu Anja: "Eure Ehe ist ja leider an den Drogen zerbrochen. Sonst müsste ich fragen, wie du dich von dem besten, liebsten Mann der Welt trennen konntest"
Anja fragte: "Du bist so euphorisch. War etwas besonderes?"
Leni erzählte von ihrem Gespräch mit Jan, meinte zum Schluss: "Verstehst du, Jan war sehr ehrlich, hat mir meine Fehler klargemacht. Aber dann sein Verständnis für mein Verhalten, sein besonnenes sich gedulden wollen auf meine Besserung. Alles ohne Vorwürfe, ohne ungehalten zu sein. Wenn unsere Liebe mal zerbricht, wird es meine Schuld sein und ich bestimmt nie wieder einen 2. Jan finden"
Anja entgegnete: "Wohl kaum, Jan ist schon ein besonderer Mann, kann eine Frau restlos glücklich machen. Als wir heirateten wusste ich das ganz sicher. Ich war so glücklich, unendlich glücklich. Als Benni geboren wurde, nein schon in der Schwangerschaft, meine Güte hat Jan mich da behütet. Mit Benni kannte unsere Liebe keine Steigerung mehr. Tja und dann, 1 x Drogen und alles war vorbei. Mann und Kind vergessen. Unbegreiflich, aber das merkte ich erst als ich clean war. Ich habe Jan unsagbar weh getan. Mache du ihn glücklich, aber richtig. Jan hat das verdient, wenn ich nur daran denke was Benni für ein guter Junge ist. Darum werde ich ihn tief in meinem Herzen auch immer lieben. Du kannst es ihm zeigen. Mache es mit deiner ganzen Herzenskraft"

Leni bekräftigte: "Das werde ich, das werde ich ganz bestimmt. Bis Jan aus der Klinik kommt werde ich meine Besserungspläne verwirklicht haben"

Benni war der Einzige über dessen Besuch Jan so richtig glücklich war. Noch mehr, als Benni erzählte, er habe viel nachgedacht über ihr Gespräch. Jetzt sehe er in Mama auch keine Mörderin mehr, könne ihr Handeln irgendwie verstehen. Jetzt gebe es keinen Grund mehr sich von ihr abzuwenden.
Jan gab zu verstehen, dass er ihm mit seinen Erklärungen keine Meinung aufzwingen wollte, er sich frei entscheiden sollte. Aber das hatte Benni und das bedeutete Pro Anja
Für Jan war das wieder eine Stufe auf der Glücksleiter hinauf

Als Andi kam, war das für Jan nicht schlimm. Aber sein Herz raste, so maßlos aufgeregt war er endlich alle Einzelheiten zu erfahren
Andi meinte: "Bin noch immer erschüttert über dein Aussehen Jan. Bist du auf dem Damm bist vergeht noch eine Weile. Doch zu längeren Gesprächen bist du wenigstens fähig und ich schulde dir wohl eine Menge Aufklärung"
Jan nickte nur
"Ich erzähle mal einfach Jan, kannst ja Fragen stellen, falls was unklar ist" meinte Andi
Er begann mit Bennis Anruf, worauf er in die Wohnung geeilt sei, wo Anja ausführlich die Tat schilderte, meinte dann: "Ab jetzt begann mein verzweifelter Versuch wirklich alles zu tun, dass Anja nicht ins Gefängnis kam"
Jan flüsterte: "Anja war eine Fremde für dich. Warst du sicher, dass sie die Wahrheit sagt?"
Überzeugt entgegnete Andi: "Ja, Jan das war ich."

Andi weiter: "Erinnere dich Jan, dass du mir von der Vergangenheit erzähltest. U.a. wie erbärmlich Anja Bode um Stoff anbettelte. Da war ihre Verzweiflung jetzt verständlich. Sie hatte grauenhafte Angst, vielleicht gar Todesangst. Jetzt ist ja bewiesen, dass Bode mit dem Stoff 2 Leben auslöschte. Bei deinen Erzählungen spürte ich, dass du damals durch die Hölle gingst und am Tatort setzte genau das wieder ein. Überzeugt, wollte ich Anja vor dem Schlimmsten bewahren. Wobei du auch ein großes Problem bei allem warst"
Verwirrt meinte Jan: "Ich war am verschlossensten Ort überhaupt, konnte doch gar keine Probleme machen"
Andi erklärte: "Und ob, und zwar dadurch, dass du überhaupt im Gefängnis warst. Genauso wie ich Anja helfen wollte, musste ich gleichzeitig alles für deine Freiheit tun. Glaube, ich hätte dich als Feind gehabt, wenn ich dich zwar freibekommen, Anja aber dafür ins Gefängnis musste. Du wärst dir verraten vorgekommen, dass du den Höllentripp quasi für nichts auf dich nahmst"
Jan raunte: "Dieser Weg war meine Entscheidung. Mit meinem Schweigen habe ich auch selbst alles noch verschlimmert. Hättest mich doch in der Zelle schmoren lassen können"
Andi regte sich auf: "Quatsch keinen Mist Jan. Wir kennen uns doch so gut. Ich weiß von dir, dass all dein Handeln, sei es noch so unverständlich, einen tiefen Grund hat. Hier war es Anja vor dem Gefängnis zu bewahren, nicht als Mörderin hinzustellen. Aber auch Benni vor der grässlichen Vergangenheit seiner Mutter zu schützen. Auch deine Angst, der Junge könne auf die schiefe Bahn geraten, war berechtigt, passiert ja leider immer wieder. Du hattest Angst Jan, deine Emotionen wiesen dir dein Vorgehen. Das müssen wir nicht vertiefen, du bist so und ich verstehe dich. Tobende Gefühle quälen dich viel mehr als eine feststeckende Kugel. Du hast dich für diesen Weg entschieden und wolltest ihn bis zum bitteren Ende gehen, vielleicht sogar bis zum Urteil "lebenslänglich"

.Andi meinte weiter: "Leichtsinnig gehst du mit deinem Leben bestimmt sonst nicht um. Doch hier war dir schon nach kurzer Zeit klar, dass du mit den Quälereien der Kerle nicht alt wirst. Aber trotzdem wärst du nie von deinem Weg abgewichen. Andere mögen in dir einen Irren sehen. Aber ich weiß, dass du gegen deine Gefühle und alle Ängste die sie auslösen, nicht ankommst. Deshalb musste ich dich freibekommen und Anja gleichzeitig auch vor der Zelle bewahren"
Ängstlich fragte Jan: "Ist Anja denn wirklich frei"
Andi meinte: "He Freund, ich belüge dich doch nicht. Benni konnte dir das doch auch bestätigen"
Jan krächzte: "In dem Jungen wühlte es lange wie er sich zu seiner Mutter stellen soll, sprach ihn deshalb nicht darauf an. Sorry, ich zweifele bestimmt nicht an dir. Aber mit Anjas Vergangenheit, dachte ich, dass man nicht gerade zimperlich mit ihr umgeht"
Andi entgegnete: "Richtig gedacht Jan. Habe auch lange überlegt, bis ich mich entschloss Anja in die Opferrolle zu stellen. Die Frau, die so lange clean war, sich ein neues Leben aufbaute, wieder zu ihrem Sohn fand. Aus Liebe zu ihm nach Leipzig ziehen will und dann wird sie gerade als sie ihre Pläne umsetzt von Bode mit dem Zeug überrascht. Was in ihr Todesangst auslöste. Ich habe recherchiert wie ein Wilder. Bei deinen Kölner Kollegen über Bode, Anja, in der Szene dort, wie in der hiesigen. Wurde immer klarer was Bode für ein Schwein war, der es auch jetzt bewusst wieder drauf anlegte Anja an die Nadel zu bringen. Erfuhren wir durch seinen Lover, der mit ihm hier landete, aber bald weiterflog zu einer mehrwöchigen Auslandsreise. Bode sah Anja zufällig auf dem Flughafen, sagte zu dem Lover: "Die will ich wieder an die Nadel kriegen" und verfolgte Anja sofort. Ich habe viel aus der Zeit als Anja süchtig war dokumentiert, was beweist, wie schlecht es ihr ging"

Andi erläuterte: "Dem allem stellte ich ihren positiven Wandel gegenüber, bis hin zur sehnsuchtsvollen Mutter, die mit dem Umzug nach Leipzig die Nähe ihres Sohnes sucht. Ich trieb unzählige Bescheinigungen auf, die bewiesen, dass Anja nichts mehr mit Drogen zu tun hat, schon lange in gesicherter Existenz lebt. Zum Glück geriet ich an unseren "Gute-Herz-Richter." Der Mann hat soviel Lebenserfahrung, dass er überzeugt für Anja Verständnis aufbrachte. Ach übrigens, vorgestern war die Verhandlung. Anja wurde zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilt wegen Totschlags in minder schwerem Fall. Unter Berücksichtigung, dass sie sehr vermindert schuldfähig war, sich bei der Tat in einem Angst-Trance-Zustand befand, unzurechnungsfähig war als sie schoss. Zufrieden Jan?"
Jan flüsterte: "Danke Andi, herzlichen, innigen Dank, dass für Anja alles so gut endete und das du mir die Freiheit wieder schenktest"
Andi meinte: "Würde ja gerne sagen, jederzeit wieder Freund. Hoffe aber, dass sich so ein Höllentrip nicht wiederholt. Zumal es auch sehr knapp war. Noch etwas länger und noch mehr Wunden, dann hätte man dich wohl aus dem Sarg aus der Zelle getragen"
"Du kamst ja rechtzeitig" wehrte Jan leise ab
Andi meinte: "Kein Grund zum Übermut. Denn ich welcher Gefahr du noch schwebst, weißt du selbst am besten. Aber was anderes Jan. Sagst du gegen die Kerle, die dich so durch die Mangel drehten, aus?"
"Besser nicht" wehrte Jan ab
Andi erregte sich: "Wieso denn nicht Jan. Du denkst doch sonst auch an die, die es noch treffen kann, willst Folgeschäden verhindern. Die Seiten gewechselt hast du bestimmt auch nicht"

Erschrocken sinnierte Andi dann: "Oder ist es vielleicht zum Äußersten, zur, zur, zum Schrecklichsten von allem gekommen? Du weißt, weißt, weißt doch was ich meine Jan"
Jan hauchte: "Du meinst Vergewaltigung. Nein, bis zum Äußersten kam es nicht. Allein ihre Scheinspielchen waren schrecklicher als alle anderen Verwundungen. Ich glaube, wenn sie tatsächlich über mich hergefallen wären, dann hätte ich bestimmt irgendwie einen Weg gefunden mich umzubringen"
Andi meinte: "Die Vorstellung von deinem Selbstmord ist grausam, aber auch verständlich. Fast Alle glauben, den Dreck nie mehr loszuwerden, wissen nicht mehr weiter. Hast du vielleicht Angst über die Andeutungen zu sprechen Jan?"
Jan wehrte ab: "Ich würde darüber sprechen, bestimmt, denn das ganze Betatsche hat ja noch keine Schamstellen betroffen. Würde gerne dazu beitragen, denen zu helfen, die man wirklich vergewaltigte und die gar nicht darüber reden können. Jeder vernünftige Richter muss an meiner geschilderten Angst hochrechnen können, dass die richtigen Opfer Unvorstellbares durchmachen. Auch würde ich gerne verhindern, dass kein Häftling mehr, insbesondere wenn noch mal ein Kollege ins Gefängnis muss, solcher Brutalität ausgesetzt ist"
Andi fiel ein: "Ich wusste es Jan. Dein Helfersyndrom ist nicht erloschen. Brauchst auch keine Angst vor denen oder irgendwelcher Rache zu haben, die sind schon im Hochsicherungstrakt"
Jan raunte: "Andi, machen wir uns nichts vor. Keiner blickt durch die verzweigten Häftlingsverbindungen. Rache kann es immer geben. Die Angst habe ich aber schon vor Urzeiten abgelegt, sonst dürfte ich keinen mehr in die Zelle schaffen"

Andi erregte sich: "Jetzt verstehe ich dich immer weniger Jan. Bleibt nur noch Wärter Weber. Du glaubst doch nicht, dass dir von der Seite was passiert, wenn du wieder als Polizist im Gefängnis zu tun hast?"
Bitter entgegnete Jan: "Was sich der alles mit mir leistete, war er einer der größten menschlichen Entäuschungen für mich. Ein Mann mit dem du bisher bestens auskamst, wandelt sich zum Teufel, kaum das ich den Bau betreten hatte. Selbst, dass ich erst nur als Beteiligter galt, hielt ihn nicht davon ab, mich sofort wie einen Massenmörder zu misshandeln. Deswegen ist es aber nicht zu einer Wärterneurose bei mir gekommen.
Nein Andi, dass ich mich zu den Misshandlungen nicht äußern will, hat einen anderen Grund. Es ist doch Fakt, dass ich alles selbst verschuldete. Ich wollte Anja decken, mit dem Wissen, dass, wenn es daneben geht, ziemlich hart für mich kommt. Das ist eingetreten: Verdächtig gemacht, verhaftet, eingesperrt, beschuldigt, bis hin zur Mordanklage. Trotz der zunehmenden Gewalt schwieg ich weiter, war mir klar, dass es ins Auge gehen musste. Wenn sich der Anwalt hinstellt, sagt, was wollen sie, jammern sie überhaupt, sie haben doch alles bewusst herbeigeführt, selbst verschuldet, könnte ich nichts entgegenhalten. Er hat recht. Die Meisten halten mich doch sowieso für bekloppt, dass ich wegen meiner vertrackten Gefühle in den Bau ging. Der Anwalt wird mich zerfetzen
gar noch zur Beobachtung in eine Klapse schicken und der ganze Prozess ist hinfällig"
Andi entgegnete: "Da kennst du aber Kruse schlecht Jan. Der war ganz heiß auf die Anklage. Er wird losfetzen, dass es egal ist aus welchen Gründen man in Haft ist. Aber Keiner das Recht hat zu misshandeln. Kruse ist für dich Jan, auch wenn er dir sehr zusetzte. Beruflich ist er ein As, aber anscheinend zu feige dir unter die Augen zu treten. Mit seinem Besuch darfst du nicht rechnen. Aber er setzt auf dich bei dem Prozess"

Jan meinte: "Ich erwarte nicht, dass er einen Büßerbesuch macht. Hat mich zwar niedergefetzt bis zum Äußersten gehört aber zu seiner Funktion. Aber seine Meinung allein zählt bei der anstehenden Verhandlung nicht"
"Jan du bist zu pessimistisch, denke noch mal darüber nach. Ist ja noch hin bis zum Prozess. Aber sag mal, hast du während der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal daran gedacht dich Jemanden anzuvertrauen, z.B. einem Kollegen oder einem Anwalt, also mir?" fragte Andi
Jan sinnierte: "Glaube Ina hätte noch am meistens Verständnis gehabt, Vince ist noch ein bisschen zu unerfahren und Hajo, gar nicht daran zu denken. Es sind alles Polizisten. Sie hatten die Pflicht Anja zu verhaften. In Schwierigkeiten wollte ich Keinen bringen. Dich schaltete ich nicht ein, weil Anja wirklich geschossen hat. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Alles so gut ausgeht. Ganz schön bitter, mir einzugestehen wie erbärmlich doch meine juristischen Kenntnisse sind"
Andi schimpfte: "Unsinn Jan, du bist immer auf dem neuesten Stand, hast aber keine Kanzlei wie ich. Nur die Praxis bringt dich dazu auch mal seltsame Wege zu gehen. Hätte ich nicht soviel erfahren und wäre ich nicht beim besten Richter gelandet, glaube kaum, dass wir dann auf so ein positives Ende schauen könnten"
Jan flüsterte: "Nur das Ergebnis zählt, aber ich grübele unentwegt, trotzdem fällt mir nichts ein, wie ich mich bei dir bedanken kann"
Andi entgegnete: "Ich war der Anwalt deiner Ex-Frau, nicht deiner"
Jan krächzte: "Blödsinn, du weißt genau was ich meine"

Andi entgegnete: "Allerdings Jan. Aber bevor ein Tränenstrom bei dir ausbricht, lass gut sein. Ich spüre deine Dankbarkeit auch so. Jetzt gehe ich aber endlich. Sorry Freund, sehe, dass dich mein Besuch sehr geschafft hat. Aber du wolltest ja alles ausführlich hören"
Jan bestätigte: "Allerdings, egal wie groß die gesundheitlichen Nachteile sind. Mit dem Wenigen was ich noch im Gefängnis hörte, kam ich einfach nicht zurecht"
Andi meinte: "Schon o.k. Jan. Jetzt gehe ich wirklich, bevor du noch total in den Kissen zusammensackst"

Jan fühlte sich von dem Erfahrenen regelrecht erschlagen. Er war überwältigt, überrascht, teilweise auch fassungslos über Andis Vorgehen und den Erfolg. Gerührt über soviel Hilfe, gar noch von den Kölner Kollegen uvm.
Aber der Kreis schloss sich immer mit Benni. Wenn er Andi nicht eingeschaltet hätte, wäre wohl alles im Verderben geendet
"Mein kluger Junge" lächelte Jan still, wie immer wenn er an Benni dachte
Er steigerte sich aber zu sehr hinein, verdrängte gar wie sehr es ihn mitnahm. Ignorierte auch aufsteigendes Fieber, was allerdings sofort bemerkt wurde
Dr. Kraft meinte: "Ich stelle keine Fragen, Herr Maybach. War vorauszusehen, dass sich die Aufregung wegen dem Anwalt negativ auswirkt. Wir bekämpfen das Fieber sofort, bevor es sich bedrohlich für Sie auswirkt"
Zum Glück kam es nicht soweit. Dank schneller und richtiger Behandlung war Jan am nächsten Morgen fieberfrei"
Es war schwer für Jan nur dazuliegen sich behandeln zu lassen, ohne was tun zu können. In seinem Kopf schaffte es aber ununterbrochen, unzählige Gedanken beschäftigten ihn. Mal stand die Tat, dann wieder alle erlittenen Schrecklichkeiten vor ihm. Auch Anja, Andis Vorgehen und vor allem Benni

Jan glaubte von all dem, vermischt mit seinen Emotionen erdrückt zu werden. Versuchte sich mit Lesen abzulenken
Nur war er leider noch immer zu schwach ein Buch lange zu halten, musste es schon nach ein paar Kapiteln zur Seite legen.
Besuche waren die beste Ablenkung, um Jan aus den Zweifeln und Vorwürfen rauszuholen, die er sich noch immer machte. Er fragte sich, ob sein Handeln nicht vielleicht doch falsch war. Alle bekundeten Verständnis. Nur Jan meinte, dass dies nur wegen seinem Zustand, zur Schonung so war. Wie immer, suchte er nur bei sich nach Fehlern

Der jetzige Besuch war aber so überraschend, dass es Jan freudig entfuhr: "Anja du hier, endlich"
Verlegen meinte Anja: "Musste erst von 3. hören, dass du dich noch immer ängstigst Jan ich sei eingesperrt. Das mein Erscheinen wichtig ist um dich zu überzeugen. Von selbst wäre ich dir nicht unter die Augen getreten"
Erstaunt fragte Jan: "Wieso nicht Anja, was habe ich dir denn getan?"
Aufgeregt kam es von Anja: "Jan ich bitte dich. Du hast mir nichts getan, aber unfassbares für mich getan. Brauche dich an die Hölle ja wohl nicht erinnern. Wer weiß was geschehen wäre, wenn die Haft fortbestanden hätte. Alles nur weil ich nicht zu meiner Schuld stand. Mein Geständnis war wohl wie ein Schlag ins Gesicht für dich. Wirst dich gefragt haben, für was du dich so quältest, wenn ich dann doch gestehe"
Jan krächzte: "Anja, nur der gute Ausgang ist für Alle entscheidend"
Anja meinte: "Der Ausgang für deine Genesung ist aber noch offen Jan"
Jan raunte: "Ich bin bestens versorgt hier. Mich interessiert mehr, warum du plötzlich gestanden hast. Kannst du darüber sprechen?"

Anja meinte: "Natürlich. Du hast alles Recht der Welt es zu erfahren. Deinem Willen widersetzen, rief ich Benni an. Begriff nicht, dass du im Gefängnis warst, man dir Mord anhängte. Benni wusste nichts Genaues, nur, dass es dir sehr schlecht ging. Unserem Sohn war so deutlich anzuhören, wie verwirrt und wie groß die Angst um dich war. Noch mehr, wie sehr er dich vermisste. All das war ihm auch anzusehen, denn ich habe Benni beobachtet. Jan es ist unbeschreiblich, wie der Junge zusammenfiel, wie ein Geist umherging. Ich gestand, weil ich seinen Anblick einfach nicht mehr ertrug. Im Nachhinein weiß ich, dass es falsch war mich zu schonen. Benni geht ohne dich ein Jan. Du bist viel wichtiger für ihn als ich"
Jan raunte: "Trotzdem würde ich es wieder tun. Niemals solltest du als Täterin vor Benni stehen. Wenn ich verurteilt worden wäre, hätte er sich wieder gefangen, aber ohne Gefahr auf dumme Gedanken zu kommen"
Anja erklärte: "Habe gehört, dass deine Bedenken nicht unbegründet waren Jan. Nur für uns, also Benni ist alles gut geworden. Ich wohne wirklich inzwischen hier. Benni war schon bei mir, wird auch immer wieder kommen. Selbst deine Gespräche zeigen, wie wichtig du ihm bist, denn er verstößt mich nicht. Nur der Preis den du gezahlt hast Jan, noch immer zahlst, ist viel zu hoch"
Jan ging darauf nicht ein, meinte: "Schön, dass du hier wohnst. Benni kann dir helfen, er kennt die Stadt bestens"
Anja erklärte: "Ich belästige dich auch bestimmt nicht Jan. Jetzt erst recht nicht, wo du mich nach dem Durchgestandenen regelrecht hasst"
Jan erregte sich: "Rede keinen Unsinn Anja. Es war meine Entscheidung die Tat an Bode so zu drehen, habe dir vorgeschrieben wo es lang geht"

Anja meinte betrübt: "Du warst so verständnisvoll dich erweichen zu lassen von meinem Gejammer und der Angst vor der Zelle"
Jan fragte: "Wärst du denn zur Polizei gegangen, wenn Andi dir nicht den positiven Ausweg geschaffen hätte?"
Heftig schüttelte Anja den Kopf
Jan meinte: "Das sagt ja wohl alles und jetzt Schluss mit dem Thema"
Anja bettelte: "Jan sage mir doch wie ich an dir wieder gutmachen kann, was du für mich getan hast, wie es mit uns weitergeht?"
Jan erklärte: "Wenn es keine Komplikationen gibt, werde ich wieder der Alte werden, gibt also nichts gutzumachen. Wir gehen weiter freundschaftlich miteinander um wie bisher, sehen uns vielleicht öfter. Na ja und Benni freut sich, keine lange Anreise mehr zu haben"

Anja meinte: "Ich hätte es wissen müssen. Du durchlebst die Hölle, aber bloß nicht hoch kochen lassen. Typisch mein Ex-Mann. Übrigens, Leni und ich kommen jetzt sehr gut miteinander aus. Sie weiß jetzt, dass wir kein Verhältnis haben Jan, nur Freunde sind. Obwohl ich ja noch immer mehr für die empfinde" flüsterte Anja
Jan krächzte: "Anja bitte, höre auf damit. Du weißt, dass ich nicht zu dir zurückkehre"
Anja wehrte ab: "Bin schon still Jan, würde auch nie deine Beziehung zerstören. Tja, dann gehe ich mal. Würde dich aber gerne wieder besuchen"
"Dann tue es doch, ich kann dich nicht hinauswerfen" hob Jan lächelnd seine, dünnen, schwachen Arme hoch
Schuldbewusst wie gekommen huschte Anja wieder hinaus
Jan freute sich über ihren Besuch. Nun war sicher, dass Anja wirklich nicht eingesperrt war. Aber das sie immer ihre Liebe zu ihm erwähnen musste. Wieder neue Emotionen mit denen Jan kämpfte, was seiner ohnehin ständigen Aufgewühltheit noch mehr schadete

Bei ihrem nächsten Treffen erzählte Anja Leni von ihrem Besuch bei Jan und wie viel Angst sie davor hatte. Grundlos, denn Jan habe sich so klasse verhalten, dass sie keine Worte dafür fand, meinte schließlich: "Jan ist ein Goldstück, wie du kein besseres findest. Halte ihn fest Leni, ganz fest und mache ihn glücklich. Jan hat das mehr als jeder Andere verdient"
Leni versprach es, wollte es ja, wollte Jan sehr glücklich machen. Es blieb aber auch immer Angst vor sich selbst und ihrer entsprechenden Eifersucht

Das lange Daliegen, kaum zu was fähig, war in Jans Zustand sehr negativ. Ihm blieb nur grübeln und da er innerlich mit dem Vorgefallenen noch nicht abgeschlossen hatte, kam es ihm vor, als fresse sich eine Wunde immer tiefer in ihn hinein. Besuche waren da das Positivste überhaupt. Besonders weil Jan dann hörte, was sich so alles abspielte. Ob Gefängnis oder Klinik, beides hieß von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Benni war da am unbefangensten, erzählte frei heraus. Natürlich kam auch das Team so oft es ging
Als sie sich heute verabschiedeten, meinte Jan zu Hajo: "Könntest du noch bleiben?"
Hajo wurde unwohl in seiner Haut, er murmelte aber: "Klar bleibe ich"
Ina war schon an der Tür
Vince stand wie ein Fels neben Hajo, bis Jan zu ihm meinte: "Vince ich möchte gerne mit Hajo allein reden"
Vince feixte: "Ne, ne gibt´s nicht. Ich lasse mir doch die Kopfwäsche nicht entgehen"
Jan bat: "Sei nicht albern Vince"
Vince prustete sich auf: "Na hör mal, wo ich fast vor Kummer umkam als du im Gefängnis warst"
Jan meinte: "Glaube ich dir sogar und deine Anteilnahme ist auch sehr nett, aber......"
Ina unterbrach: "Vince wenn du was über das Gespräch wissen willst frage mich"
Vince kapierte nicht: "Aber wieso dich, was soll das?"
Ina erklärte: "Da ich Jan sehr gut kenne, weiß ich was sich jetzt abspielt (zwinkerte sie Jan zu, der sie dankbar anlächelte) "und jetzt komm" zog sie Vince hinaus
Hajo krächzte: "Jan ich weiß ja worum es geht. Aber verstehe doch, ich musste so hart zu dir sein, weil du eisern geschwiegen hast. Härte ist immer noch der beste Weg um Sturheit zu brechen"