Es bleibt in der Familie

Benni lächelte verlegen: „Jetzt läuft wieder die Schiene von wegen Wahrnehmung im Unterbewusstsein
Bei meinem sensiblen Psychologen-Vater haben seine ausgeprägten Sensoren eine unendliche Reichweite
Das ist schon richtig unheimlich……….Aber bevor Papa plötzlich die Augen aufschlägt und mit mir schimpft……….
Ja... Sie haben recht, die Hoffnung nicht verlieren ist das Allerwichtigste…..Danke Dr. Boll“
„Dann störe ich eure Zweisamkeit nicht länger……Aber Benni….
Wenn dir wieder nach reden ist….über Angst oder was auch immer…..jederzeit“



„Leni, Margot, ihr hier im Büro. Ist etwas mit Jan, geht es ihm schlechter
Ich fahre sofort mit euch in die Klinik“
„Stopp Papa, es ist nichts mit Jan“
„Da bin ich aber erleichtert. Habe einen ordentlichen Schreck bekommen“

„Der Onkel Tom zeigt dir kleine Zuckerpuppe mal ein paar schöne Tricks“ nahm er Dana auf den Arm
Ina orakelte: „Leni das musst du verhindern, sonst kennst du nachher deine Tochter nicht wieder“
„Du hältst dich da raus Ina. Ich kann gut mit Kindern umgehen“
Ina winkte ab: „Wer´s glaubt…Aber zu dir Leni, gibt es irgendwelche Neuigkeiten/Veränderungen bei Jan?“
Leni seufzte: „Nichts, garnichts…Besser gesagt es ist so mit Jan wie gestern, vorgestern und all die lange Zeit vorher schon
Aber wir mussten mal weg von diesem immer gleichen Anblick. Ich hoffe Jan sieht es uns nach“
Hajo polterte: „Sieht es uns nach, dass klingt als würde Jan euch kräftig ausschimpfen für euer Fernbleiben
Wie redest du denn über Jan, wo du mir doch erzählt hast er hat euch sogar „verboten“ Wache zu halten“
„Mensch Papa, jetzt lege doch nicht jedes Wort von mir auf die Goldwaage
Natürlich schimpft Jan nicht, aber z.Zt. rede ich los ohne groß Nachzudenken
Ich bin, bin so……Ach ich weiß doch auch nicht…“

„Lass dich mal drücken, meine Kleine“ nahm Hajo Leni in die Arme
„Ihr 2 seid geschafft von Jans „Anblick“ wenn ich das mal so sagen darf“
„Ach wir sind zwei Zicken, die völlig bekloppt reagieren
Jan ist nicht das 1.x verwundet, Leni hat das schon öfter erlebt als ich
Kein Blut zu sehen, Jan schreit nicht, er stöhnt nicht mal, tobt nicht herum
Er liegt nur wie ein braves Kind ganz still da“
„Still und brav und beim Hinsehen wird es einem mulmig, nicht wahr Margot?
Jan dürfte nicht brav wie ein Kind daliegen, er ist ein erwachsener, sportlicher Mann
Aber momentan…abgeschaltet, regungs- und willenlos, abgeschieden, ausgeklinkt
Auch ich muss mich schwer zusammenreißen wenn er so leblos, starr vor mir liegt
Jan ist zum Greifen nahe und doch in einem Irgendwo was uns verborgen bleibt unendlich weit weg
Sein Mund lacht nicht, bringt keinen Ton hervor, kein Augenaufschlag, nicht mal ein Zucken
Wie eine unbewegliche Puppe, es fällt sehr schwer in diesem starren Bündel Jan zu erkennen
Unentwegt das gleiche Bild vor Augen das ist kaum zu ertragen
Man möchte so viel für Jan tun, ihm helfen und dringt doch nicht zu ihm hin, bleibt hilflos
Jan wusste genau warum er nicht bewacht werden wollte, er hat vorausgesehen wie sehr ihr euch aufreibt“
„Das ist schon irgendwie richtig Papa, aber nicht nach Jan zu sehen, ihn einfach so liegen lassen
Nein….das wäre wie eine Trennung, als ob wir ihn aufgeben, im Stich lassen
Wir besuchen Jan natürlich weiter. Nur komisch, dass Dr. Boll gar nichts sagt wann sie den Tiefschlaf beenden“
„Dafür sage ich dir jetzt etwas Töchterlein: „Ich lade die 3 Damen ins Cafe……ein“
„Das kann ich nicht annehmen, Hajo“
„Du musst sogar, Margot, ich bestehe darauf euch mal kurzweilig auf andere Gedanken zu bringen
Keine Widerrede Leni, ich weiß, dass ich ganz in Jans Sinne handele
Er würde auch Abwechslung für euch wollen und danach fällt euch der Besuch bei ihm bestimmt leichter“

„Pst, pst“ legte Leni den Finger auf den Mund: „Wir dürfen den Papa nicht aufwecken, er muss schlafen
Ganz viel und ganz lange schlafen.
Weißt du Kleines, der Papa ist nämlich noch immer schwach und sehr, sehr krank“
„Aua Papa viel Aua“
„Ja Schatz, der Papa hat ganz viel Aua.
Aber wenn du ganz leise bist und der Papa weiter schläft kann er bald wieder mit dir spielen“
„Papa Aua“ streichelte Dana ganz vorsichtig Jans Wange
„Ja meine Süße, du streichelst den Papa wieder gesund, bist ganz lieb zu ihm“

Dana schaute ihre Mama mit großen Augen fragend an, dann streichelte sie schnell wieder Jans Wange
Immer und immer wieder, dann plötzlich schien sie es dem Papa gleich tun zu wollen
Sie kuschelte sich auf Jans Brust, dass Köpfchen gestreckt ließ sie ihn nicht aus den Augen und verteilte ihre Streicheleinheiten jetzt im Liegen
Leni schaute Dana erstaunt zu, ließ sie aber weiterstreicheln, schaden konnte sie Jan damit ja nicht

Später kam Dr. Boll herein: „Ah, wie der Papa so die Tochter oder deute ich das jetzt falsch“
„Tja, ich staune auch immer wieder
Ich erkläre Dana vor den Besuchen , dass sie ganz lieb zu Jan sein soll weil er viel schlafen muss
Dann setzt sie es plötzlich praktisch um, will den Papa anscheinend in den Schlaf streicheln“
„Das wundert mich nicht, die Kleine ist ja schon vorher nicht von H. Maybachs Seite gewichen
Ihre Sorgen waren also unberechtigt“
„Die Verbundenheit von Jan und Dana ist etwas ganz Besonderes, fast schon unheimlich
Sie muss ihn sehen, spüren, alles andere zählt nicht
Wir lassen uns zuhause so viel einfallen um Dana abzulenken.
Erzählen ihr, spielen mit ihr ,schauen Unmengen Bilderbücher an, sinnlos
Wenn sie nach Jan ruft, hören ihre „Papa-Papa“ Schreie gar nicht mehr auf
Jetzt hat sie sogar Jans Bett zu ihrem Lieblingsplatz auserkoren“

„Schlaues Kind, sie weiß wo sie den Papa riechen kann.
Aber das genügt ihr auf Dauer natürlich nicht.
Wie sie sagen, Dana muss den Papa fühlen und wie man sieht tut ihr das ganz gut
Ich vermute, dass H. Maybach das im Unterbewusstsein auch spürt.
Die Nähe der Familie bewirkt manchmal tatsächlich Wunder“
„Deshalb bin ich ja so lange immer bei Jan. Aber Dana…?
Ihr ist dieser stille „Schlafmützen-Papa“ schon lange nicht geheuer
Sie sollten sie mal erleben wenn sie meckert und auch noch versucht Jan mit allen Mitteln aufzuwecken
Das kann doch für Jan nicht gut sein, aber wie ich weiß mir auch keinen Rat wie ich Dana zügeln soll“
„Dann wird die Kleine es ja gar nicht fassen können, wenn der Papa bald die Augen aufschlägt“
„Heißt das….Jan….Sie“
„Ja wir wollen den Tiefschlaf langsam beenden, die Blutvergiftung ist so gut wie abgeklungen
Alle anderen Krankheiten heilen nur mit H. Maybachs „wacher“ Unterstützung
Ganz genau können wir den Tag nicht benennen
Wichtig ist, dass keine Komplikationen oder Rückfälle mehr auftreten, die H. Maybachs Zustand wieder entkräften.
Er muss sich weiter langsam aber sukzessive stabilisieren“
“Ja, ja natürlich…nicht schnell und nichts mit Gewalt….wir werden uns gedulden
Aber die Aussicht das Jan…..endlich mal eine Nachricht die Mut macht“

Kruse erschien im Büro
„Ich habe wieder nur eine kurze Mitteilung, aber darauf gewartet haben Sie sicher schon:
Die Maybach Gerichtsverhandlungen sind auf den…..terminiert“
Tom keifte: „Lange Verhandlungen sind überflüssig, die sollen ein hartes Urteil fällen
Wir erwarten, dass Sie genau mit dieser Meldung zurückkehren
Übrigens: Gutes Timing, die Ärzte wollen Jan nämlich in Kürze aufwachen lassen
Wenn Sie ihm dann die lange verhängten Haftstrafen verkünden, erholt er sich doppelt so schnell“
„Na ja ich muss….ich sollte Ihre Erwartungen wohl bremsen, nach allem was ich von Kollege Kuhn höre“
Hajo donnerte: „Was ist los, H. Staatsanwalt?
Hat der Alte Zeugen hergezaubert, die plötzlich eine Wahnsinnsstory auftischen, dass Alles ja ganz anders ablief, 2 Unschuldsengel zu Unrecht vor Gericht stehen“
„Nein, von Zeugen ist nichts bekannt, jedenfalls noch nicht
Es sind mehr Gerüchte die mir Kollege Korn übermittelte
Auf Gerüchte soll man ja nichts geben und auch H. Korn ist absoluter Realist
Aber wenn ihm andere vertrauenswürdige Kollegen berichten, dass Maybach und der Richter gemeinsam in feudalen Lokalen speisen, sich zuprosten, da muss man doch ins Grübeln kommen
Gleich mehrmals sah man die 2 wie alte Vertraute an so gemütlichen Orten zusammen
Keine Ahnung wie die Juristenuhr bei denen tickt, aber wer gegen sowas vorgeht, darf nur noch Taschendiebe verteidigen
Lässt Kollege Korn den Prozess wegen den wahrscheinlichen Mauscheleien platzen, kommt es zu einem Skandal
Jetzt raten Sie mal wer von dem Skandal profitiert?“

„Ich begreife das nicht, hunderte km weg von Köln, der Alte kann unmöglich in ganz Deutschland Freunde haben“ regte sich Ina auf
„Wie sie miteinander verbandelt sind erfahren wir sicher nicht.
Bei den jährlichen Juristentreffen, Seminaren, etc. wird oft Freundschaft geschlossen
Außerdem, warum sollen die 2 nicht mal als Kollegen miteinander zu tun gehabt haben……nur jetzt wegen dem Prozess……..“
Hajo meinte: „Der Prozess findet aber trotz dem ganzen Freundschaftsgehabe statt. Das ist doch das Wichtigste“
„Der Richter wäre auch in sehr großer Erklärungsnot, wenn er die Anklagen gegen Kai einfach fallen lässt
Doch es kommt sehr drauf an, wie man die Taten vor Gericht „verkauft“
„Ach Sie glauben so a la Schönwäscherei….von wegen alles nicht so schlimm gewesen“ krächzte Hajo
„Keine Ahnung, jedenfalls haben der Kollege und ich ein sehr ungutes Gefühl
Hinzu kommt: Stellen Sie sich vor, der alte Maybach wusste schon lange wer den Vorsitz hat, da wurde H. Korn erst informiert
Es ist auch bis heute noch nicht entschieden ob gegen den Alten wegen Körperverletzung, also all das was er Jan angetan hat oder antun ließ, verhandelt wird
Kollege Korn sagt, es sei immer ein schlechtes Zeichen wenn der Richter die Akte so lange behält, die Entscheidung hinauszögert“
Tom keifte: „Das sind ja rosige Aussichten.
Dann soll der Richter doch gleich bei beiden Freispruch in allen Anklagepunkten entscheiden und das Urteil-Witzblatt im Duftumschlag, schön mit roter Schleife umwickelt, an die 2 Unschuldslämmer mit lupenreiner Weste, verschicken“
„Ihre Erregung ist völlig verständlich…..aber hilft ja nichts
Wie geplant , bereite ich mich mit H. Korn dort einige Tage vor dem Prozess gründlich vor
Wir wollen jedes kleine Detail der Verbrechen vortragen, in die Enge treiben….na ja eben alle „erlaubten“ Daumenschrauben anlegen
Aber egal wie wir es drehen…..am Ende zählt nur das Urteil“

Ina meinte: „Was aber nicht am…..gefällt werden muss. Möglich, dass sich der Prozess über mehrere Tage hinzieht“
„Normalerweise legt man vorher die Anzahl der Tage fest…..aber was ist bei denen schon normal
Ich informiere Sie auf jeden Fall am……über alles ganz genau
Sofort wenn ich den Gerichtssaal verlasse rufe ich an. Das verspreche ich Ihnen“



„Ah, H. Maybach schaut uns mit großen Augen an….das ist gut
Ich bekam ja Ihr Erwachen nur kurz mit….der OP-Plan hatte es heute in sich
Wir revanchieren uns und erscheinen jetzt im Doppelpack. An meiner Seite Kollege Kunz
Dr. Kunz hat Sie mit behandelt H. Maybach und ist natürlich auch um „seinen“ Patienten besorgt
Tja nun….uns wurde berichtet, dass Sie eigentlich ganz gut im “Normalo“-Zustand angekommen sind
Konnten Sie sich denn in den Stunden etwas sammeln, aufbauen, zu recht finden
Am besten Sie beschreiben selbst, H. Maybach wie Ihnen zumute ist, wie Sie sich fühlen, na eben alles“
„Ich fühle mich wie gut, nein sehr gut ausgeschlafen, spüre endlich meinen Körper, bzw. wieder Kraft in mir
Anscheinend bin ich weitgehend fieberfrei, jedenfalls ist die Hitze verflogen, auch dieser Schleier vor meinen Augen.
Endlich erkenne ich wieder alles deutlich. Kein Schwindel mehr, die Karussell-Fahrt ist beendet
Sprechen...zum Glück bringe ich wieder ganze Sätze heraus.
Die Glieder sind wohl auch funktionsfähig (kreiste Jan mit Armen und Beinen) und meinen Kopf kann ich auch problemlos drehen
Von den Fortschritte habe ich zwar nichts mitbekommen, aber ich finde mein Zustand hat sich doch sehr gebessert, oder?“
„Richtig, Sie haben große Fortschritte gemacht H. Maybach
Doch Sie verloren kein Wort über Schmerzen. Also……wo, wie, was plagt Sie noch?
Und sagen Sie jetzt bitte nicht das Sie schmerzfrei sind“

„Nein, bin ich nicht, es zieht mal hier, pocht mal dort, ziept mal dort
Mein Rücken…ja der schmerzt noch ziemlich heftig. Lässt sich aber aushalten“
Dr. Kunz meldete sich zu Wort: „Dann frage ich Sie jetzt mal ganz vorsichtig, H. Maybach......
....ob und welche Erinnerungen Sie an die Rückenverletzung haben?“
„An diese erzwungene, bestialische KM-Entnahme, Marke Frankenstein-Brutalo, auf einer umfunktionierten, versifften Schlachtbank, inmitten von stinkenden, ekligen Müllbergen, erinnere ich mich solange ich lebe“ hauchte Jan tonlos
„Ist mein Alter jetzt glücklich mit meinem KM oder hat der Metzger sein Ziel verfehlt
Trotz seinem Gemetzel nicht gefunden was er mir abzapfen wollte?“
Dr. Kunz antwortete: „Doch H. Maybach Ihnen wurde KM entnommen.
Sie müssen wissen, bis die Station geschlossen wurde, behandelte ich Krebspatienten, Spezialgebiet Leukämie
Ich erspare Ihnen die medizinische Erläuterung, jedenfalls kann ich mit Gewissheit sagen, dass Ihnen KM entnommen wurde
Es ist vielleicht nicht der richtige Moment, doch ich versichere Ihnen, dass Sie auch mit weniger KM normal weiter leben können
Weniger KM verursacht keine Schmerzen, dafür aber umso mehr das Umfeld
Man weiß gar nicht wie man die entsetzliche, tiefe und breite Wunde beschreiben soll
Ich will Sie nicht entmutigen H. Maybach, doch es dauert wahrscheinlich sehr lange bis alles ausgeheilt ist
In Ihrem Blut fanden wir Rückstände von Betäubungsmitteln
Wer immer Ihnen das angetan hat, miterlebt haben Sie hoffentlich nichts“
„Nein, nein….dann hätte ich wohl wie ein Raubtier irgendwie die Gurte zerrissen oder vor Ihnen würde jetzt ein Irrer liegen, der ohne Verstand ins Leere starrt
Ausgemalt….oh ja ausgemalt wurde mir zuvor alles ausführlich…..Aber dann
Der Wattebausch stank so entsetzlich, ich glaube der hat 1 ganze Ätherflasche darauf gegossen“

„Sie erwähnten den Alten, also Ihren Vater.....
Möchten Sie darüber sprechen, H. Maybach?“ fragte Dr. Boll vorsichtig
Jan wisperte: „Wozu?????.....
Wieder mal ein Beweis mehr das der….der…der Kerl alles kriegt was er will“
„H. Maybach…eine Frage wegen Ihrem Vater…..wenn Sie allerdings nicht über ihn reden wollen…….“
Jan schaute den Arzt nur irritiert an
„Sie sagten bei der Einlieferung……ich meine mich zu erinnern…..Wie soll ich das ausdrücken
H. Maybach……..war Ihr Vater wirklich dabei, dort an dem Ort meine ich….als dieser….dieser….
Genau zu der Zeit als dieser „Frankenstein“ den Eingriff“ bei Ihnen machte“
„Sie glauben mir nicht“ hauchte Jan
„Verständlich……..Wenn man im Fieberdelirium steckt, noch halb betäubt, umnebelt, benommen, verwirrt im Wald rumtaumelt
Dann fantasiert man schnell eine Horrorstory zusammen“
„H. Maybach bitte……………….
Wenn ich es für Fantasie gehalten hätte, würde ich Sie jetzt bestimmt nicht damit quälen sich nochmal zu erinnern……….
Halten Sie mich denn für so unsensibel?“
Verlegen flüsterte Jan: „Entschuldigung……ich bin…bin…
Verflixt ich darf nicht so überempfindlich reagieren“
………………………………………………………………………Er schluckte und schluckte

Jans Augen richteten sich zum Fenster, sein Blick ging ins leere Irgendwohin , dann hauchte er:
„Noch nie fühlte ich mich so erniedrigt….hilflos….verspottet…..ausgeliefert……..
Oh ja mein Vater war da, stand direkt neben der Schlachtbank, so eine Show lässt mein Erzeuger, der Henker sich nicht entgehen
Er hat es genossen….ja regelrecht genossen hat er es, dass ich so wehrlos vor ihm lag, ihm „ausgeliefert
Sein Gesicht eine riesige Triumph- Trophäe, aus seinen Augen blitzte blanker Hohn
Unvergessen die hämische Stimme, aus jeder Silbe triefte verschmäte Häme
Wie der größte Sieger erklärte er mir herrisch, laut, bestimmend, dass er immer alles bekomme was er wolle
Als rede er über die größte Belanglosigkeit ließ er mich wissen, dass er sich jetzt gleich das aus mir holt was er bzw. sein leidender, todkranker Sohn dringend benötigt
Ich wollte ihn umstimmen, diskutierte, ja ich wollte gar verhandeln: KMS ja, sofort, aber in einer Klinik
Doch der Folterknecht schmückte den Eingriff mit schallendem Gelächter nur noch grauenhafter,brutaler aus, überschüttete mich mit noch mehr Gemeinheiten, noch fieseren Beleidigungen
Faselte auch irgendwas von: „Sei selbst schuld…….hätte meine Bruderpflicht nicht erfüllt…..seinem Vater schulde man Gehorsam…..meine Weigerung sei strafbar…..und noch vieles, vieles mehr
Danach bettelte, flehte ich, jammerte sogar…………Fühlte mich so klein… wie ein Nichts…ein Wurm, den man im Dreck zertritt
Noch nie habe ich mich vor Jemand so erniedrigt………..doch irgendwann kam die Ätherwolke
Das Resultat kennen Sie ja…..“
„Brrrr…heftig…unvorstellbar. Da überlaufen selbst uns hartgesottenen Ärzte Schauer
Nur H. Maybach…..wir müssen Ihnen noch mehr Horror offenbaren
Vor Ihnen verborgen halten wäre das Beste……Aber es rutscht immer Jemanden etwas heraus
Bevor Sie es später per Zufall erfahren…..ist doch besser Sie hören es jetzt von uns…dann….dann
Dann werden Sie bei einem Nervenzusammenbruch sofort behandelt“

Jan kniff die Augen zusammen: „Aber…aber…..So schlimm…Was hat das zu bedeu……“
Dr. Kunz umfasste seinen Arm: „H. Maybach, wir versuchten den Spendenskandal aufzuklären
Die Einzelheiten spare ich mir……
Doch ich muss Ihnen leider schonend beibringen, dass Ihr Bruder Leukämie im Anfangsstadium hatte, was man mit ein paar Chemos gut bekämpfen kann ohne gleich eine Transplantation durchzuführen
Will sagen, eine KMS hatte er wirklich nicht nötig, aber anscheinend sofort Todesangst
Das bedeutet….ich meine….so schrecklich es klingt, man hat Ihnen quasi unnötig KM entnommen“
„Nein….. das ist……“ Jan schloss die Augen
„H. Maybach….H. Maybach, möchten Sie eine Beruhigungsspritze?“
„Nein…nein…lassen Sie mal. Irgendwie würge ich den Brocken auch noch herunter“
Unser Psychologe muss sich jetzt unbedingt um Sie kümmern, mit Ihnen reden, H. Maybach“ erklärte Dr. Boll
„Nicht nötig…..die Kerbe sitzt tief…sehr tief sogar….aber Kapitel beendet…Buch zuschlagen….
Nur noch abhaken….alles schnellstens abhaken“
„So geht das nicht H. Maybach, lassen Sie sich doch helfen“
„Helfen würden Sie mir, wenn Sie mir ungefähr voraussagen, wann ich das Bett wieder mal verlassen darf“
„Sie können es wohl gar nicht mehr erwarten, sind nicht mehr zu bremsen“
„Nun ja“ lächelte Jan verlegen „Treibt es nicht alle Ausgeschlafenen aus dem Bett“
Dr. Boll wurde ernst: „Sie trauen sich das zu, weil Sie wieder Kraft in sich spüren.
Wir konnten uns ja auch überzeugen wie beweglich Ihre Glieder sind
Aber…..betrifft das auch Ihren Rücken, H. Maybach
Haben Sie sich schon mal aufgerichtet?...Wenn nicht, versuchen Sie es jetzt, aber vorsichtig und schön langsam bitte“

Jan schaute die Ärzte irritiert an
Dann befolgte er aber den Rat, zog sich ganz langsam an der Vorrichtung hoch

„A.a.a.a.a.a.hhhhhh“ sackte er aufs Kissen

„Puuuuh“ blies Jan die Backen auf
„….….was sind das denn für grauenhafte Schmerzen?“
„Nun ja H. Maybach…… ihnen wurde anscheinend nicht mit einer üblichen, stabilen Nadel das KM entnommen….
Entschuldigen Sie, aber ich finde keine andere Bezeichnung…..
Es sieht fast so aus, als sei an der Stelle eine kleine „Aufbohrung“ erfolgt, was eine leichte Verletzung der Wirbelsäule zur Folge hatte
Aber bitte keine Panik…..Lähmungserscheinungen gibt es nicht
Die starken Schmerzen verursacht jedoch die sehr breite und sehr tiefe Wunde, bei der es mir wirklich schwerfällt diese genau zu beschreiben“
„Auseinandergespalten……….unendlicher bodenloser Graben…….zweigeteilter Körper….“
„Was….was sagten Sie da gerade, H. Maybach….???
Aber Sie können doch nicht……haben doch nicht….meine gesehen?“
„Horror-Fantastereien….damals im Wald fasste ich an die Wunde….griff, griff immer tiefer…..
Griff wie in einen endlosen Grader…….da dachte ich……Gefasel…vergessen Sie es“ presste Jan die Lippen zusammen
Die Schmerzattacke hatte ihn geschockt. Sein Optimismus wandelte sich in Niedergeschlagenheit

Dr. Boll redete auf ihn ein: „H. Maybach, Sie dürfen jetzt nicht mutlos werden.
Unsere krassen und heftigen Diagnosen sollen Ihnen erklären, dass Ihr Rücken auf unbestimmte Zeit noch gebeugt ist.
Das fesselt Sie nicht zwingend ans Bett.
Wann immer Ihre Kraft und die Schmerzen es zulassen, können Sie Gehversuche machen.
Psychotherapie, Massagen, Gymnastik werden unterstützend angewandt.
Das lässt sich allerdings auch ambulant, von zu Hause aus einrichten.
Sie bestimmen Ihren Entlassungstermin, sofern Ihr Allgemeinzustand und Ihre Werte in Ordnung sind.
Ich möchte Sie nur darauf vorbereiten, H. Maybach......
Egal wie Sie die Klinik verlassen, ob vorübergehend im Rollstuhl, am Rollator oder auf Krücken gestützt, Ihre Haltung wird gekrümmt sein.....doch nicht für immer
Aber momentan lässt sich weder sagen wann Sie sich wieder gerade aufrichten können, oder ob dazu noch irgendwelche Eingriffe nötig sind
Jan lag ganz still, schaute die Ärzte nur ruhig mit einem Blick an, der sich nicht definieren ließ
„H. Maybach?.....Habe ich mich unverständlich ausgedrückt, soll ich ausführlicher…..?“
„Nein, nein....nein danke, ich habe glaube ich kapiert.
Meine Haltung ist wohl momentan mit einem verbogenen „Etwas“ vergleichbar, was sich durch entsprechende Bearbeitung, bzw. Behandlung, Training, Übungen, etc. in unbestimmter Zeit wieder gerade biegen lässt“
„Korrekt H. Maybach und ich höre Ihren Turbo schon anspringen um ganz schnell der Klinik zu entfliehen
Zusammenreißen, Zähne aufeinander reißen, alles dransetzen……so läuft das bei Ihnen doch
Sie müssen selbst wissen, wann Sie sich was und wie viel zutrauen, hier sperrt Sie Niemand ein
Ich bitte Sie aber eindringlich, bei allem was Sie tun nicht Ihre Schmerzgrenze zu überschreiten“

Leise kam es von Jan: „Darf ich Sie etwas fragen bzw. um etwas bitten, Dr. Boll?“
„Frei heraus H. Maybach“
„Würde es eine Verschlechterung auslösen, wenn ich morgen, mit fachlicher Unterstützung, versuche aufzustehen?“
„Morgen erst…..solange wollen Sie sich gedulden, H. Maybach?“
Jan lächelte verlegen
„Kleine Aufmunterung, H. Maybach, aber ich erkenne Ihre Vernunft.
Wann Sie welche Versuche machen soll der Psychotherapeut entscheiden, einverstanden?
Jetzt lassen Sie sich erst mal von Ihrer Familie aufmuntern die bestimmt bald erscheint“


Draußen meinte Dr. Kunz: „Wir rechneten zwar damit….aber es aus H. Maybachs Mund zu hören....!!!
Was unternehmen Sie jetzt?“
„Weiterleiten….alles weiterleiten ist leider das Einzige
Ich muss sofort telefonieren“

„Ich bin noch in der Leitung…..natürlich bin ich noch in der Leitung Dr. Boll….
Mir fehlen nur die Worte…….das muss ich erst mal alles begreifen“
„Hören Sie H. Trautschke, wir versichern Ihnen das H. Maybach im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist
Sie können also jetzt alles Notwendige unternehmen?“
"Ich versichere Ihnen Dr. Boll: Keiner, wirklich nicht eine einzige Person zweifelte auch nur eine Sekunde an Jans Geisteskraft.
Ansonsten.....Das klingt zwar blöd aus meinem Mund, aber der Polizei bleibt jetzt nur die Übermittlungsposition
Alles Weitere liegt in Händen der Staatsanwaltschaft, aber H. Kruse wird die Nachricht brennend interessieren
Vielen Dank für Ihre schnelle Reaktion Dr. Boll“


„Eurem Gespräch nach ist Jan aufgewacht.
Eigentlich ist das doch sehr schön, endlich etwas Erfreuliches von Jan
Aber du Hajo…..warum bist du so blass geworden?
Gibt es Komplikationen ….stimmt irgendetwas mit Jan nicht?“ fragte Ina aufgeregt
„Nein…nein…Jan ist o.k. bzw. Dr. Boll sagt er sei in dem Zustand wie sie erwartet haben
Es ist nur…..Na ja…die Ärzte redeten zum 1.x mit einem fieberfreien Jan, u.a. auch über seinen Vater
Also kurzum….der Alte stand wirklich in dem Loch neben ihm….
Jan sagte jetzt das Gleiche wie bei seiner Einlieferung.“
„Oh Mann….der Horror…das ist grauenhaft“ plumpste Tom auf seinen Stuhl
Ina wurde jetzt ebenfalls blass
„Ich muss Kruse anrufen“ verkroch sich Hajo in seinem Büro

Das Wiedersehen mit der Familie konnte man mit einem filmreifen Roman-Besteller vergleichen
Weinte Margot nicht herzzerreißend löcherte sie Jan mit unzähligen Fragen
Die aufgekratzte Dana plapperte munter drauf los, zog hier am Papa, zerrte dort an ihm
Noch eine Umarmung, wieder ein Küsschen, nochmal streicheln
Bei so viel „Kindbelagerung“ mussten sich die Eltern für eine zärtliche Begrüßung gedulden

„Ich überliste jetzt einfach mal die Überzahl vom weiblichen Geschlecht“ umarmte Benni seinen Vater
„Wie kann man nur solange pennen Papa? Wir hatten schon Angst du verschläfst deinen Verstand“

„Aber Benni!!!!!..... so redet man doch nicht mit seinem Vater“
„Lass mal Mama, ich kenne Bennis komischen Humor
Er versucht mich wenigstens aufzuheitern.......Leider im Gegensatz zu dir
Du weinst als wenn du an meinem Totenbett sitzt“
„J.a.a.a.n, a…aber Jan....wie kannst du sowa..“
“Jan hat recht Margot.
Was er jetzt braucht ist Aufmunterung und keine Traurigkeit“
„Meine kluge Frau hat Übung damit, Mama. Du solltest auf deine Schwiegertochter hören“
„Nicht frech werden mein Sohn, momentan bin ich dir körperlich überlegen“
„Na also…..geht doch“ grinste Jan

Die harmonische Stimmung hielt an
Margot schaffte es sogar keine Tränen mehr zu vergießen
Bevor sie sich nach langer Zeit verabschiedeten bat Leni:
„Jan, du wirst jetzt alleine keine Dummheiten machen.
Lass dir ja nicht einfallen dich mit aller Gewalt aufzurichten.
Das musst du uns versprechen“
„Was ich ruhigem Gewissen hiermit tue.
Die Notbremse in meinem Rücken hat mich einmal schmerzhaft gestoppt.
Ein 2. X will ich das auf gar keinen Fall mehr ertragen"

Die Familie verließ ihn und Jan sank erschöpft ins Kissen
Seine Lieben machten ihn glücklich.
Jan gestand sich aber auch ein, dass ihn die vielen Personen und das lange Reden sehr geschafft hatten



Margot wollte sich nach dem Besuch bei Jan gar nicht beruhigen, jammerte ständig:
„Der arme Junge….mein Jan wird nie wieder richtig gesund…..alles wegen diesem, diesem….
Sein eigener Vater macht ihn zum Krüppel……So ein langer Tiefschlaf…..
Jan müsste es viel besser gehen….oder gepfuscht???……
Die Ärzte haben ihn falsch behandelt…..Jan bleibt für immer krumm“

Lenis und Bennis Widerspruch überzeugte Margot nicht

Später kamen Hajo, Ina und Tom, ließen sich von Jan berichten
„Wir hätten Jan am liebsten gleich besucht…..aber ihn einfach überfallen…..“
Benni bestimmte: „Haltet euch zurück Ina.
Papa entscheidet wer ihn besuchen soll
Ihr kennt ihn, vielleicht möchte er sich in seinem Zustand nicht der großen Masse präsentieren“
„Mein Junge wird für immer behindert bleiben“ jammerte Margot wieder los
Hajo belehrte sie: „Margot, du darfst Jan nicht zum Behinderten stempeln
Er ist allenfalls ein Schwerstverletzter, der noch einen langen Heilungsweg vor sich hat
Wahrscheinlich sind wir auch geschockt über Jans Zustand bzw. sein Aussehen.
Gerade deshalb müssen wir ihn jetzt ermutigen und nicht entmutigen wie du es tust
Glaube mir, Jan setzt alles daran sich wieder zu dem Kerl aufzubauen der er vor dem Drama war
Es ist bedauerlich für ihn wenn sich das lange und schmerzhaft hinzieht
Entscheidend ist Jans Willen und der ist sehr stark
Er hat seine zähe Ausdauer schon oft bewiesen
Wenn wir nicht an Jan glauben würden, hätten wir schon lange einen 4. Mann eingestellt
Bitte Margot, gib dich positiv bei deinem Sohn
Rede ihm zu, hilf ihm..!!!
Unterstütze Jan, aber wirklich nur dann wenn er dich darum bittet
Sonst hält er sich nämlich wirklich für einen Krüppel“

„Hajo…..du denkst….du meinst wirklich, dass Jan….Du machst mch sehr nachdenklich“

Als Jan das 1. X auf seinen Beinen stand hätte er am liebsten losgeheult
Er fühlte sich wie ein misshandeltes Fragezeichen mit seinem nach vorne gebeugten Oberkörper
Noch schlimmer, dass seine obere Körperhälfte sich stur gegen das Aufrichten sträubte
Als Jan ganz vorsichtig versuchte den Rücken zu strecken wurde ihm sofort schwarz vor Augen
Die grauenhaften Schmerzen trieben ihn an den Rand einer Ohnmacht

Der Psychotherapeut redete auf ihn ein: „Sie sind schockiert über Ihren Zustand H. Maybach
Verständlich, wenn ein gerade gewachsener Mann nun die Haltung eines Brückenbogens hat
Vielleicht sind Sie für Aufmunterungen jetzt noch nicht empfänglich
Ich versuche Ihnen trotzdem Mut zu machen und beginne damit bei Ihren Beinen
Sie können die Beine bewegen, H. Maybach.
Sie stehen darauf und die Glieder tragen Sie, bzw. Ihr Gewicht
Das ist sehr, sehr wichtig, das Wichtigste überhaupt, weil Sie nicht steif sind sondern sich fortbewegen und ihr Ziel erreichen können
Es wird ein langer, mühevoller, schmerzhafter Weg, aber Sie erreichen das Ziel, H. Maybach
Mit vielen Übungen, Hilfsmitteln und sehr viel Ausdauer gelangen Sie wieder in Ihren normalen Zustand
Sie werden sich auch wieder ausstrecken und aufrichten können.
Das verspreche ich Ihnen
Ich kann aber leider weder voraussehen wie viel Tränen Sie das kostet und auch nicht wie lange der Genesungsprozess sich hinzieht“
„Schon klar, mit einer Wunderheilung habe ich auch nicht gerechnet
Sie führen und ich trabe und bei auftretender Mutlosigkeit ziehen Sie die Zügel straff“
„Ihre Einstellung gefällt mir H. Maybach. Wir werden blendend miteinander auskommen“

Hajo wollte gerade die Abteilung verlassen, da kam Kruse den Flur entlang
„H. Kruse endlich!!!“ zerrte er den Staatsanwalt ins Büro
„Wo stecken Sie denn? Warum ist Ihr Handy abgeschaltet
Vor 2 Tagen lief der Prozess, was soll das Versteckspiel?“
„Ich, ich konnte…..wollte….“
Tom rief: „Sie wollten uns verheimlichen das der Prozess geplatzt ist
Wie ein Gespenst sehen Sie aus…..jetzt reden Sie mal Klartext über die Skandal-Pleite“
„Der Prozess fand statt…..Pleite…ja so muss man das wohl nennen“
Hajo donnerte: „Freispruch?….Jetzt reden Sie doch endlich“
„Nein kein Freispruch…..aber, aber….
Der Superanwalt….der muss das Gericht bestochen, erpresst, verhext oder was weiß ich haben
Keine Ahnung wie er das drehte….aber der Richter hatte ja so viel Mitleid mit Kai
„Weil der Verteidiger-Vater mit einer Tränenstory argumentierte“ regte sich Tom auf

„Oh nein, Kai brauchte keinen Anwalt.
Schluchzend gab er den Raub zu...!!!...flehte um Verständnis!!!
Nur seine schwere Krankheit trieb ihn zu der Verzweiflungstat.
So jung wollte er noch nicht sterben, für die teure Behandlung habe er das Geld gebraucht
Nur für die Behandlung…..!!!!!!!!!!!
Aber mit steigender Überlebensaussichten habe ihn sein Gewissen nicht mehr zur Ruhe kommen lassen…..
Wurde ihm klar welches großes Unrecht er getan
Seine unzähligen in Tränen aufgelösten Entschuldigungen waren echt filmreif
Die Tat könne er nicht ungeschehen machen, aber dem Verletzten wenigstens etwas Schmerzensgeld zahlen
Sogar die geraubte Summe zahlte er zurück…......kann nur aus Vaters Geldbeutel stammen
Wenn er nicht so schüchtern wäre, hätte er seinen Vater gleich wegen der Behandlungskosten gebeten…..
Aber erst mal sei der Raub wie ein Rettungsanker gewesen an den sich ein Todgeweihter mit letzter Kraft klammert
Im Nachhinein habe sein Vater sich für ihn aufgeopfert, finanziell, noch mehr aber wie ein selbstloser Krankenpfleger
Seinem Vater verdanke er es erst mal dem Tod entronnen zu sein
Auf unbestimmte Zeit, denn Krebs sei unberechenbar, mit 1 Bein stehe er immer im Grab
Wie ein Todgeweihter so fühle er sich auch, ständigen Behandlungen ausgesetzt, die ihn aufzehren
Sein begangenes Unrecht räche sich wohl mit seinem qualvollen Leiden jetzt
Nur im Warmen, bei Sonnenschein da sei alles erträglich für ihn
Man habe ihm zu einer langen Kur in einem warmen Land geraten
Aber so ein Land sei jetzt für ihn unerreichbar gewordenen"

„Glauben Sie ja nicht, dass hier Schluss sei
Oh Nein….Kai baute, besser gesagt er „schmückte“ sein Jammern grenzenlos aus
Dann fuhr er nämlich fort, dass ein warmes Land jetzt für ihn unerreichbar geworden sei.
Das dunkle und kalte Gefängnis forciere den Krebs.
Nach der Haft sei alles soweit fortgeschritten, dass keine Behandlung ihm mehr helfe.
Er spüre ganz deutlich das die Zelle bestimmt sein Sarg wird.
Nur er allein sei schuld an seinen Leiden, aber die Krebsdiagnose habe ihn deshalb panisch zu dem Raub getrieben.
Für Reue sei es jetzt zu spät, er müsse seine Strafe auf sich nehmen
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Kais Auftritt…..mir blieb die Luft weg…..
Aber der Richter....ja der Richter, samt aller Beisitzer hatten doch tatsächlich feuchte Augen

Der Alte überbot Kais Show ab noch.
Er war mitangeklagt, weil er einen auf der Fahndungsliste stehenden Verbrecher ja gedeckt bzw. versteckt hatte
Das fegte er sofort vom Tisch. Kein Vater bringe es fertig den todkranken Sohn dem Gesetz auszuliefern
Leben retten sei oberstes Gebot, vor allem wenn es um das eigene Fleisch und Blut geht.
Wer ihm daraus einen Vorwurf mache, der sei ein herzloser Mörder
Sein Sohn habe kein Verbrechen begangen, sondern in unendlicher Verzweiflung versucht sein Leben zu retten
Das beeindruckte schon mal ungeheuer"

Doch dann……………dann wurde mir schlecht“
„Aber H. Kruse!!!“
„Sowas fieses, entsetzlich fieses, ungeheuer verleumdendes, skandalöses habe ich noch nie gehört
Nach dieser Herz-Schmerz-Vater-Sohn-Rettung Ballade brachte er mal so ganz nebenbei Jan ins Spiel
Im lässigen Plauderton erklärte Maybach ihm seien Bedenken gekommen, ob mit Kai wirklich nach dem wahren Täter gefahndet wird.
Kai habe nämlich einen Zwillingsbruder, der genauso den Raub begangen habe könnte
Das Foto aus der Bank sei nun wirklich kein Beweis, die Brüder ähnelten sich wie ein Ei dem anderen“

„Nein H. Kruse nein, also das.....das kaufen wir ihnen nicht ab“
„Es kommt noch schlimmer, noch sehr viel schlimmer
Kollege Korn verwies darauf, dass Alle Kais Geständnis deutlich gehört hätten
Er fragte, warum ein Täter ein Verbrechen zugeben solle, wenn er unschuldig sei
Halten Sie sich fest...........!!!!!
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Maybach meinte.....also er sagte.....wenn ich es nicht mit eigenen Ohren gehört hätte
(Kruse schüttelte nur noch den Kopf. immer und immer wieder)
Hajo krächzte: "H. Kruse bitte...Sie wissen doch wie wir mitfiebern)
"Ja...ja natürlich...Sorry tut mir leid" schreckte der Staatsanwalt zusammen
Also der Alte erklärte ganz locker: "Jan könnte Kai überredet haben, die Schuld auf sich zu nehmen weil er sowieso bald sterben würde.
Als Polizist wisse Jan schließlich, dass Todkranken die Haft erspart bleibt
Er traue Jan zu, dass ihn Kais Krankheit erst auf die Idee mit dem Raub gebracht hätte.
Der eigene Zwillingsbruder, also Jan, könne das Leid seines Bruders schamlos ausgenutzt haben“

Tom knallte mit der Faust auf den Tisch: „Das bringt das Fass zum Überlaufen….
Das..das..das ist kein Mensch das ist eine...eine Bestie“
"Staatsanwalt kochte auch, ich explodierte fast
Das Dumme ist nur, die Prozessordnung hat zwingendende Vorschriften
Will sagen, dass die Verbrechen an Jan in diesem Zusammenhang leider nicht erwähnt werden durften
Kollege Korn schrie Maybach an, dass er noch nie so einen ungerechten, kaltherzigen, brutalen Vater erlebt hätte
Das gehöre ja schon bestraft, Vaterliebe nur dem Sohn zu geben, an dessen Vorstrafenregister der schlechte Charakter abzulesen sei
Den anderen Sohn aber, der symbolisch gesehen ein Engel dagegen sei, am Boden zu zertreten
Maybach entgegnete nur süffisant er habe eine logische Theorie aufgestellt und nicht mehr“
„Das Schlafmützen-Gericht ließ die Verleumdungen wohl so stehen und tagte einfach weiter?“
„Ja..so ungefähr. Der ausgetrickste Maybach stellte schnell wieder den bedauerlichen Kai in den Vordergrund
Er verwies jetzt auf all die schlimmen, negativen Diagnosen, Berichte, Prognosen
Solche Ja-Sager-Aussagen legte er uns ja schon in dem Kur-Zentrum vor
Dann folgte ein tränenreicher Kranken-Vater-Pflege-Hoffnung-Warten-Angst-Aufopferungs-Betreungsbericht.
Soll heißen, Maybach beschrieb mit versagender Stimme die unendliche Zeit, wo er nicht von der Seite seines elend leidenden Sohnes gewichen sei.
Weinen, Verzweiflung, Wut, Mut machen, Verzicht, Unterstützung, Geldbeschaffung
Angeblich hat er sich für die Behandlung auch noch hoch verschuldet, er ließ nichts aus
Aber zum Schluss der Hammer: Er habe geweint, als sich in letzter Sekunde auf seinen Aufruf endlich der passende Spender gemeldet habe.
Diesem selbstlosen Mann verdanke er, dass sein Sohn wenigstens ein wenig hoffen könne
Die edle Tat des Spenders habe er aus herzlicher Dankbarkeit doch nun wirklich mit einer Geldsumme belohnen müssen“
„Neiiiiiiiiin H. Kru… Kru……Kruuuuuuuuse“
„Das…das…mir fe…fehlen die Worte“
„Ich drehe ihm den Hals um“

Kruse krächzte: „Glauben Sie mir, zum 1. X in meinem Leben kam mir auch der Gedanke ein Verbrechen zu begehen
„Den Hals umdrehen“ erschien mir noch zu human
In meiner Fantasie kreiste: Folter, vierteilen, zu Tode schleifen….und noch viel, viel Grausameres....

Aber!!!!!…….„Diese beiden schleimigen Glamourauftritte beeindruckten jedenfalls sehr
Ich ahnte schon Schlimmes als der Richter in seinem Schlusswort etwas faselte wie „Das Gesetz schreibe nicht Auge um Auge vor…Richter seien keine Racheengel…
Auch bei Tätern sei Leben und Gesundheit unantastbar….Bei Kranken stehe nicht Wegschließen sondern Humanität an 1. Stelle"
Ja...nun ja...das Urteil...also wie soll ich sagen....?"
"H. Kruse bitte, jetzt reißen Sie sich mal zusammen
Das ist der absolut, aber wirklich der absolut falsche Zeitpunkt um noch länger auf unseren Nerven herumzutrampeln"
Kruse holte tief, sehr tief Luft
"H. Staatsanwalt....W I R W A R T E N..!!!!!!!!!!!!!"
Endlich flüsterte Kruse: "Also kurzum: Kai wurde zu 2 Jahren auf Bewährung verurteilt und wenn es sein Zustand erfordert, darf er das Land sogar verlassen“
„Der Kerl muss hinter Gitter schmachten, jede Wette das Jan Maybachs KM den kerngesund gemacht hat
Von wegen sterbenskrank, Kai fühlt sich bestimmt wie neugeboren“
„So und mit noch viel mehr versuchte Staatsanwalt Korn zu argumentieren
Er schrie, blockte ab, trumpfte auf, wollte die 2 in die Zange nehmen, unzählige Male….zwecklos
Irgendwann meinte der Richter sogar: "Jetzt sei es aber mal genug"
Verloren….Pleite….Tiefschlag….Skandal…..keine Ahnung welche teuflische Magie der Alte einsetzte
Doch dieser Satan, samt seinem Satansbraten sind die großen Gewinner
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nicht mal weiß wo sie abgeblieben sind
H. Korn und ich haben uns so lange aufgeregt, danach war von den 2 nichts mehr zu sehen“