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Abrechnung - Jans Traum

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 01:58

"Totales Gegenteil zu deinem Vater Jan. Bin überzeugt, dass er dich so beleidigte, zusammenstauchte, dass du innerlich regelrecht aufgerissen sein musst. Darf gar nicht an die Drohung mit Benni denken. Wegen dem Mauerfall war ich nach 3 Monaten frei. Wenn das nicht passiert und ich wirklich verurteilt worden wäre, ergab das lange, lange noch immer keinen Vergleich zu dir Jan. 2 Jahre höchstens, mehr gab es auf Flugzettelverteilung nicht. Glaube ja nicht, dass mich danach Einer schief angesehen hätte. In der DDR ist jeder 2. oder 3. wegen sowas belangt worden, war was ganz normales. Aber du Jan, als entlassender Mörder, Ex-Knacki du warst für alle Zeit gebrandmarkt. Ich hatte zu der Zeit nicht mal einen Freund nach dem ich mich sehnte. Im Gegensatz zu dir Jan, der seine geliebte Leni nicht mehr sah, alle Gefühle in dir einmeißeln musstest. Noch schlimmer, die Sorge wegen der Schwangerschaft, die du nicht miterleben durftest. Du konntest Leni auch nicht beistehen und das Kind. Es muss dich zerrissen haben, du wusstest ja wirklich nicht, was sein wird, wenn du nach 6 Jahren rauskommst. Wie stand das Kind zu dir, wie sah es aus, durftest du es überhaupt sehen, mit Leni eine Familie sein"

walli

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 02:46

"Dann Benni, klar er ist volljährig, finanziell hast du ihn auch gut abgesichert. Aber du wusstest doch wirklich nicht wie, wo er war, was er machte, wie er zu dir stand. Aber du bleibst sein Vater Jan, auch über die Gefängnismauern hinaus. Wie sehr du Benni liebst, an ihm hängst haben wir in all den Jahren mitbekommen. Die Ungewissheit um deinen Sohn schlug doch noch zusätzlich auf dich ein. Bei mir war es damals so, dass ich mir gerade meinen Berufsweg überlegte. Selbst nach einer Verurteilung hätten mir alle Türen offen gestanden. Aber für dich Jan wäre doch alles vorbei gewesen für was du die ganze Jahre so hart gearbeitet hast. Karriere, Soko, KOK, überhaupt Polizist sein, alles dahin. Eigentlich noch jung genug um dir was Neues aufzubauen. Aber wie denn. In keinem Beruf wärst du mehr untergekommen, keine Firma hätte dich mehr eingestellt, einen Ex-Knacki, verurteilt wegen Mord, muss man ja Angst haben er bringt wieder Einen um die Ecke. Ein Bewährungshelfer hätte dich in eine Einrichtung gesteckt, die nunmal gnädigerweise entlassene Häftlinge beschäftigen. Für einen Hungerlohn hättest du Tag ein Tag aus eine monotone Arbeit gemacht, so ganz langsam deinen Verstand verloren. Sicher bei der Entlassung mit 46 ist man eigentlich noch jung genug um nochmal von vorne anzufangen. Glaube aber eher, dass du die Zelle wie ein alter Mann verlassen hättest, zerbrochen, kaputt, mut- und hofflungslos, ohne Lebenswillen, der sich einfach nur noch treiben lässt, weil er muss, weil er ja noch existiert. Und das alles vollkommen unschuldig, wegen einer verdammten Lüge. Bei mir hingegen ganz anders. Auch ohne Mauerfall wäre ich da raus, hätte triumphiert, mich habt ihr nicht klein gekriegt. Ich habe es euch gezeigt, wollte protestieren und habe protestiert. Jan zwischen meinen 3 Monaten und deinen 6 Jahren liegen Welten. Man sagt mir oft die kühle Blonde nach. Irgendwie bin ich das vielleicht wirklich. O.k. war eingesperrt, ging vorbei, abgehakt. Aber vergiss das mal Jan. Tue so, als hätte ich nie eine Zelle von innen gesehen, denn das eine ist mit dem anderen überhaupt nicht vergleichbar.

walli

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 03:17

"Bei uns 2 sind alle Voraussetzungen, alle Gegebenheiten wie Tag und Nacht. Nach 6 Jahren wärst du am Ende gewesen Jan, ein Anderer, der sich ohne eigenen Willen einfach nur noch treiben ließ. Aber innerlich leer, weil dir alles zu Unrecht genommen wurde, man dich gewaltvoll zerstört hatte. Deine Vergangenheit, deine Familie, deine Kinder, Zukunft, Existenz, einfach alles. Dir brauche ich nicht zu sagen, dass jeder Mensch anders gepolt ist Jan. Ich, mit meiner "Kühlheit" habe die 3 Monate schnell abgeschüttelt, als wären sie nie gewesen. Aber du Jan. Ist ja keine Beleidigung wenn ich sage, dass du hochsensibel bist, emfpindsam, mitfühlend, gütig, geduldig, aber auch ganz schnell verwundbar. Für einen so dünnhäutigen Menschen wie dich ist Gefängnis nicht nur Eingesperrtsein, für dich war die Zelle, die Gitter, die harte Behandlung da drin, die Schikanen die grausamste Folter die einem Menschen wie dir hätte nie widerfahren dürfen. Auch wenn sich deine Unschuld, nach einer immer noch viel zu langen Zeit, bewies, kannst du all die Schrecklichkeiten nicht in Kürze einfach wie einen Mantel ablegen. Wenn du sagst, wir lebten solange in 2 verschiedenen Welten, wir können nicht nachvollziehen was all das für dich bedeutete, dann vergiss bitte nicht Jan, dass wir hier sitzen um es zu erfahren. Alles, aber auch wirklich alles zu erfahren von dir und wenn du dazu dein Inneres nach außen krempeln musst. Auch wenn ich dich jetzt lange unterbrochen habe. Wollte dir nur mit aller Deutlichkeit klar machen, dass ich wegen meiner 3 Monate dein Schicksal nicht teile Jan. Bin sicher über das was du jetzt von deinem Zustand erzählst genauso schockiert wie alle hier. Lange Rede kurzer Sinn, konnte ich dir wenigstens ein bisschen verdeutlichen, warum ein Vergleich zwischen uns nicht angebracht ist?"
Jan versuchte zu lächeln, wurde aber mehr ein Verzerren der Lippen, als er hauchte: "Glaube schon, Frau Lehrerin Ina"
Ina konterte: "Von deinem Humor ist also noch was da. Aber bitte Jan, fahre jetzt da und so fort wo ich dich unterbrach"

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 03:32

Jan fiel es sittlich schwer, leise brachte er hervor: "Als Gefangener bist du ein vollkommen Anderer. Mit allem was du denkst, fühlst, urteilst, kritisierst, dich verhältst, dir selbst vollkommen fremd. Erschrocken über die Ungerechtigkeit die in dir herrscht. Eigentlich ist das auch die stärkste Bremse, warum ich solange brauche wieder der Alte zu werden, noch immer so gehemmt bin. Wegen meiner damaligen Reaktionen mache ich mir die schlimmsten Vorwürfe. Ja, ich habe wirklich ein, ein, ein......................sehr, sehr schlechtes Gewissen euch gegenüber"
Hajo schüttelte den Kopf: "Aber Jan, dass kann doch nicht sein. Nein Jan das begreife ich nicht. Schlechtes Gewissen, ausgerechnet du, nein das kann nicht sein"
Wolle mischte sich ein: "Oh doch, ist aber leider so. Wir sprachen schon soviel darüber Jan und ich. Aber wie Jan sagt. Es ist noch immer die größte Hürde in ihm und es hält ihn leider ganz fest umklammert. Er ist überzeugt, ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, was sich, wie ihr es ja erlebt, zu einer Polizei/Kollegenangst entwickelt"

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Beitrag  Smarthi So 27 März 2011, 13:01

Aber deshalb lass ich mir doch noch lange nicht deine entgehen! Smile

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Beitrag  Kathy So 27 März 2011, 16:59

Hallo Walli,
wenn du denkst das ich nicht mehr dabei bin...............irsst du dich aber gewaltig Cool Natürlich verfolge ich nach wie vor deine Geschichte und es ist faszinierend wie du jede, aber auch jede einzelne Szene aus den beiden Filmen auseinander nimmst. Ich habe mir ja die Filme schon so oft angeschaut das ich auch fast jeden Satz auswendig kenne und umso schöner ist es das du hier in deiner Geschichte zwischen Realität und Fantasie nocheinmal alles aufrollst und aus der Sicht von Jan erzählen läßt, wie er all seinen Schmerz und seine Gedanken herausläßt. Schade das wir das nicht in einer Soko Folge erleben durften wie es in Jan wirklich aussieht. Aber du machst das Klasse Walli. Ich bin auf alle Fälle bis zum Ende ( das ich glaube das es bald kommen wird Question nach den "Szenen" zu urteilen ) dabei. In diesem Sinne noch ein schönes sonniges Wochenende und bis bald liebe Grüße Kathy

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 17:49

Danke Kathy, das war ja ein richtiges Lob. Tja, wenn auch viel hineinfantasiert, aber emotional hätte ich mir Jan nach
"Gefangen" doch ein wenig so vorgestellt. Schönen Sonntag noch - Liebe Grüße Walli

Ina erinnerte: "Dann war meine Andeutung ja richtig, alles Innere nach außen krempeln. Wir hören Jan"
Jan wehrte verzweifelt ab: "Nein, nein das geht nicht, vollkommen unmöglich. Sonst gehen wir wirklich als Feinde hier raus
Hajo polterte: "Rede keinen Scheiß Jan. Warum sind wir denn hier? D u bist doch unser Psychologe. Sagst immer, dass man erst alles Innere wissen muss um sich ein ganz genaues Bild von der Person zu machen. Also jetzt ziehe dich mal an deinem eigenen Vorgehen hoch"
Jan senkte den Blick, schaute unter sich
Vince fragte vorsichtig: "Ist es vielleicht weil Leni und Benni hier sind. Hast du Angst Jan........"
Jan wehrte schnell ab: "Mit den 2 hat das nichts zu tun. Wir führten so viele, solange Gespräche, zwischen uns ist alles klar"
Ina meinte: "Dann gib auch uns jetzt die Klarheit Jan"
Jan blickte die 3 unsicher, ängstlich an
Alle nickten ihm zu
Langes Schweigen entstand
1x, noch mal, wieder schluckte Jan, hatte kaum Stimme als er leise begann: "Bekannt ist euch, dass ich bis zum Prozess dachte ihr seid meine Feinde, wolltet mich unbedingt verurteilt sehen. Ausgelöst durch eure Stalkerverdächtigungen, usw.
Ahnte ja nicht, dass ihr wegen des vermutenden Alleingang nur einen "gehörigen Dämpfer" für mich wolltet"

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 18:16

"Die U-Haft war Isolation pur, hatte das Gefühl eingemauert zu sein. Aber es gab ja Nusko. Bei seinem Optimismus war ich von einem Freispruch überzeugt. Beim Prozess wurde mir klar, dass ihr f ü r mich seid. Eure Aussagen waren gut. Ihr hättet bestimmt noch mehr Klärendes gesagt, wurdet aber von Binz abgewürgt. Das verheerende Urteil und wie mir zumute war sagte ich schon. Doch ich glaubte fest daran, dass ihr schnell die Wahrheit findet, ich nicht lange eingesperrt blieb. Über meinen Einzug in den "Kerker" sprach ich auch schon. Auch über die schreckliche Leibesvisitation. Nur leider wirkt gerade das immer noch nach. Außer Leni und Benni darf mir bis jetzt Keiner zu nahe kommen. Schon wenn Jemand neben mir steht kriege ich Panik er könnte mich gleich begrapschen. Ist blöd, weiß ich nur zu gut, doch leider ist die Vorstellung noch in mir - Der sofortige "Bullenempfang" und wie das mit Blank war ist euch bekannt. Obwohl Blank.........
O.k. korrupte Wärter sind bekannt und brutale Häftlinge auch. Das ich das als Polizist doppelt und dreifach zu spüren bekam war mir klar. Aber was in diesem Bau wirklich abging, dass kann man kaum beschreiben"
In sich versunken schüttelte Jan unzählige Male den Kopf
Leise fuhr er dann fort: "Schnell war ich in der Zelle. Ja eigentlich so ähnlich und bekannt von der U-Haft. Nur als ich da raus bin, war ich überzeugt nie wieder eine Zelle betreten zu müssen. Jedenfalls nicht als Häftling. Aber nur Stunden nachdem ich die U-Haft verlassen hatte, wieder in einer Zelle eingesperrt, dazu noch verurteilt.........Hörte nur immer wieder 6 Jahre, 6 lange, ewige Jahre. Dabei hatte ich Ackers Waffe unaufhörlich vor Augen, konnte danach greifen. Verurteilt für Nichts, in einem Prozess der ein einziger, großer Skandal war. Ich hatte doch nichts getan. Das Essen mit Liane, sicher ungewöhnlich. Aber Antworten zu bekommen war doch mein einziges Ziel. Ein netter Abend. Vielleicht würde ich es jetzt wieder so machen, wenn ich mir für den Fall was erhoffe. Aber bestimmt nie wieder allein"

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 19:32

"N i e wieder treffe ich mich allein mit 1 Frau. Würde vielleicht sogar Leni als "Anstands-Wauwau" mitnehmen - Das danach auferlegte "Schweigegelübde" von Liane. Meine Güte, so ängstlich zitternd wie sie vor mir stand, ich konnte einfach nicht anders. Ging doch zuvor schon einige Risiken ein wenn es sich um Schutz/Hilfe drehte - Das ich so spät anrief, diese Schuld von mir muss ich mir wirklich zuschreiben. War ja dann auch schließlich mein Genickbruch. Ob ich aus Angst um Liane so handelte, nicht mehr klar und vernünftig denken konnte, es vielleicht die 0,8 Promille waren oder ich ein großes Blackout hatte? Ich kann es bis heute nicht sagen. Klar, Blackout ist immer die schnellste und einfachste Ausrede. Aber foltert mich, ich w e i ß nicht, w e i ß es wirklich nicht, warum ich euch nicht gleich rief"
Leise meinte Ina: "Zugegeben Jan, wir warfen dir das vor. Aber genau genommen, du hattest eine Strecke von da zu fahren, wir von dort. Ist doch nicht sicher, dass wir rechtzeitig dagewesen wären um etwas zu verhindern"
Jan krächzte: "Tja wäre, hätte, könnte, all die Fragen, die hinterher immer unbeantwortet bleiben. Nach all den Jahren musste ich das auch wissen. Aber in der Zelle - - - da war ich ein "Anderer". Ich grübelte über Unzähliges, so stark, so besessen, dass es oft lange dauerte, bis ich wieder zu mir kam, klar denken konnte. Verdammt, es musste doch einen Grund geben, warum ich unschuldig eingesperrt war. Binz, warum bloß wollte und hatte er mich letzlich ja auch so vernichtet. Was ich ihm vorhin hier vorhielt, was er sich an Ungesetzlichem alles leistete, diese Fragen gingen mir in der Zelle nicht aus dem Kopf. Liane, für mich war sie in Panik, in grenzenloser Angst. War ich auf eine gute, aber auf eine sehr gute Schauspielerin reingefallen. Hatte ich meine ganze Menschenkenntnis verloren. Ich wollte ihr ehrlichen Herzens helfen, hatte ihr wahrscheinlich noch das Leben gerettet. Dafür beschuldigte sie mich jetzt mit grauenhaften Lügen. Warum musste sie mich zu der Tötung auch noch zum abscheulichen Stalker stempeln"

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 21:06

"Vielleicht stand Liane auch unter Druck von großer Macht, hohen Tieren. Schaurig, gerade das sagte ich zu Binz ganz am Anfang, als er den 1. Durchsuchungsbefehl verweigerte. Nur eine Vermutung, die jetzt mein Verhängnis war? Eisige Schauer überliefen mich bei der Vorstellung. Ich war so durchgeknallt, dass ich mir doch tatsächlich überlegte wie zu ermitteln sei. Bis,.................ja bis mein Blick auf die Gitter fiel. Die Landung war grausam hart, mir klarzumachen, dass ich festsaß, nichts aber auch rein gar nichts tun konnte. Dann zog ich mich wieder an euch hoch. Aber wenn es dunkel wurde, war alles positive schnell vorbei.
Versteht mich bitte jetzt nicht falsch, ich erwartete bestimmt nicht, dass ihr rund um die Uhr für mich ermittelt. Konnte ja auch noch andere Fälle geben. Aber die Vorstellung, dass es jetzt auch im Büro dunkel war, ihr irgendwo draußen das tun konntet was euch Spaß macht, eure Freizeit gestaltet, eben tun und lassen, hingehen konntet wo ihr wollt. Aber ich, mal dazugehört, jetzt..............nur noch Häftling. Eingesperrt, meiner Freiheit beraubt, nach der ich mich so unbeschreiblich sehnte. Das tat so unsagbar weh. War so schrecklich, ja um ganz ehrlich zu sein.............aus Verzweiflung rollte so manche Träne
Genauso aufgewühlt dachte ich an Leni. Schwanger, allein, wenn es ihr jetzt nicht gut ging. Ich der Vater, festgemacht, unfähig ihr zu helfen. Würde ich von der Schwangerschaft überhaupt etwas miterleben und wenn ja wieviel.
Geschlafen habe ich in der unendlich langen Zeit kaum. Immer wieder von schrecklichen Gedanken hochgerissen, wieder was anderes zum grübeln. All das in der engen, karg eingerichteten Zelle, hinter Gitter und Eisentür. Zuhause die liebevoll eingerichtete Wohnung, groß, hell, wie die Fenster mit den hübschen Gardinen. Sogar unser vorbereitetes Kinderzimmer fiel mir ein, war größer, heller, schöner eingerichtet als dieses Loch Zelle"

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 21:45

"In so einem Loch, einer Zelle überhaupt zu landen, war der absolute Abgrund. Tiefer, als in so ein Loch konnte man wirklich nicht mehr fallen. Von mir geblieben war nur noch das was ich am Körper trug. All mein Besitz, mein eigenes "Ich", selbst meine Ehre, einfach genommen, radikal ausgelöscht
Die Zelle empfand ich als riesige Bedrohung. Hätte am liebsten die Wände rausgehauen, Gitter rausgerissen, mir war nur noch nach Wut rauslassen. Glaube aber, dass ich nie gegen die Tür hämmerte, nichts in Kleinholz zerlegte
Das kam erst später, aber je länger ich eingesperrt war, immer überzeugter, dass meine Unschuld sich nie rausstellte, desto irrer wurde ich. Machte Dinge, die jetzt in Freiheit unfassbar erscheinen. Aber in der Zelle gab es Zeiten, wo ich immer und immer wieder mit dem Kopf gegen die Wand stieß. Merkte erst wenn es warm die Schläfe hinablief das ich blutete. Auch die Gitter umklammerte ich solange, so fest bis es schmerzte. Ich erkannte, dass meine Handflächen wundgescheuert waren. Wie gesagt so lief es nicht von Anbeginn, wurde es erst je länger die Haft dauerte.
Die "Eingewöhnungszeit", also gleich bei Haftantritt erst lange nur eingesperrt zu sein, erwähnte ich schon. Aber dann endlich aus der Zelle gelassen, war es ja auch nicht besser. Keiner sprach mit mir, Heinz hatte es ja verboten. Kein telefonieren, auch wegen Heinz. Statt meinem geliebten Sport nur 1 Stunde im Freien. Da saß oder stand ich aber meistens nur auf einer Stelle, versuchte alle im Blick zu haben, dass sie nicht plötzlich über mich herfielen. Merkte, wie steif ich mit der Zeit wurde, meine Muskeln abbauten
Die Hoffnung in der Werkstatt Ablenkung zu finden zerschlug sich ja auch ganz schnell. Das Heinz & Co auch diesen Ort beherrschten sagte ich schon"

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 22:23

"Uns Polizisten ist allen bekannt, dass wir im Gefängnis ziemlich ausgeliefert sind. Gleich als das Urteil gefällt, hämmerte die Vorstellung in meinem Kopf. Nennt mich Feigling, aber als sie mich aus dem Saal zerrten, im Gefangenentransporter, beim Betreten vom Gefängnis, bis hin zum Trakt, zitterte ich wie ein kleines Kind im Dunkeln vor Angst was mich erwartete. Durch das sofortige "Bullengebrüll" war ich mir sicher, dass die Realität schlimmer werden würde als jede Vorstellung. Mit übelsten Beschimpfungen, Spott, Schikanen rechnete ich ja ganz fest. War ja der Bulle, ihr Jagdwild, bei dem es unsagbaren Spaß machte allen erdenklichen Hohn über ihn zu schütten
Aber das sie kaum das ich das 1.x aus der Zelle durfte, so über mich herfallen, nein darauf war ich wirklich nicht gefasst. So niedergemetzelt zu werden grenzt schon an Mordversuch. Ausgerechnet für wirkliche Schwerverbrecher, Mörder, war ich der letzte Dreck, den sie in den Boden stampften. Über meine Schreie: "Hört auf, könnt ihr nicht mit mir machen, ich bin unschuldig" hätten sie sich bestimmt schiefgelacht. War ja hier, verurteilt. Nur das zählte. Wenn ich wirklich
"unschuldig" geschrieen hätte, wären sie womöglich täglich über mich hergefallen
Das "Verkloppen" lief ja gerade dann ab, als Leni schon wartete. Werde es nie beweisen können, werde aber die Vermutung nicht los, dass es gerade wegen ihrem Besuch ablief. Blanks, vor Spott triefendes Gesicht geht mir nicht aus dem Sinn als er mich zu Leni brachte. Na ja, wie zerschunden ich vor ihr stand wißt ihr ja. Leni noch besser, musste zu allem noch Angst haben, mein Anblick rege sie so auf, dass es ihrem Zustand schade. Unser Baby, gerade erst am heranwachsen, wurde vom eigenen Vater schon bedroht bevor es Formen annahm. Fortan noch größeres Bangen um Leni. Kam ja Keiner der mir was erzählte. Verging viel Zeit bis ich sie wieder sah, erkannte, dass es ihr gut ging
Nach Lenis Bericht über Doris Tod, Intrigen, Binz Sturheit, brodelte es noch stärker in mir."

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 22:56

"War so überzeugt von Macht, mächtiger Macht die hinter allem steckte. Im Verborgenen, durch Geisterhand die grausamen Fäden zog. Einfach zu allem fähig. Auch das ich als Mörder hinter Gitter saß. Auf eigenartige Weise wurde mir immer mulmiger, meine eigene Annahme, sollte sich die denn wirklich bestätigen. Und ich Idiot war in die geahnte Gefahr auch noch blind hineingetappt. Von den Schauern, die mich, wenn ich daran dachte am Anfang ab und an überliefen, wurde ich nun fast dauerhaft geduscht. Wusste nicht woher ich Hoffnung nehmen sollte. Von euch, Ermittlungen, Fortschritten, hatte Leni keinen Ton verloren. Alles was euch, die Kollegen betraf schien wie abgeschnitten. Die Zeit verging, aber kein Besuch, keine Nachricht von euch. Berufung, ja davon sprach Leni auch, war wohl unabdingbar. Euch bekannt, dass Nusko für mich gestorben, ich dafür Andi haben wollte. Aber wie bloß informieren. Kam ja Keiner dem ich das hätte sagen können. Telefonieren ging erst recht nicht. Nichts, nichts und Niemand da, der mir hätte helfen können"
Ina fiel ein: "Entschuldige Jan, aber hast du denn gar keine, überhaupt keine Möglichkeit gesehen ans Telefon zu kommen. Oder H. Koch, was ist denn mit dem. Er war doch auf deiner Seite?"
Jan krächzte: "Ja, vielleicht hätte H. Koch mich in einem unbeobachteten Moment zu einem Telefon gebracht. Evtl. auch Andi in meinem Namen informiert. Scheute mich aber lange davor ihn darum zu bitten. Hatte Angst, dass es rauskommt und er dann Schwierigkeiten bekommt. Wenn nicht vom Direktor, dann aber bestimmt von Heinz und Blank. War schon merkwürdig, aber irgendwann erschien mir Berufung total sinnlos. Ging davon aus, dass ihr mir neue Beweise mitgeteilt hättet. Keine Mitteilung, keine Beweise. Sicher, Andi wäre energischer vorgegangen, hätte bestimmt manch positives von mir auf den Tisch gelegt. Aber solange Liane auf ihre Aussage beharrte, hatte ich einen Wehrlossen erschossen, also Mord, Berufung vollkommen sinnlos."

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Beitrag  walli So 27 März 2011, 23:38

"Gut möglich, dass die vom Gericht, aus Ärger, dass sie sich grundlos die Arbeit machen mussten, mich zu einer noch höheren Strafe verurteilten. Ist ja schon vorgekommen, dass Berufung mehr schadete als nutzte und wo ich doch ein solcher Glückspilz war..................
Weiterhin kam von euch nichts. Kein Besuch, keine Mitteilung, herrschte völlige Funkstille, rührte sich nichts, aber auch überhaupt nichts. Als ob ich nie dazu gehört, für euch gar nicht existiert hätte. In der anscheinend aussichtslosen Lage ging es einfach nicht anders als sich an Jelo zu klammern. Auch wenn es noch so unwahrscheinlich, irrsinnig, unmöglich erschien. In meiner grenzenlosen Verzweiflung wollte, musste ich einfach an mein Glück mit Jelo glauben, mich darin festbeißen, dass er mein Rettungsanker war. Ich war verrannt in die Hoffnung bei Jelo liege der Schlüssel in meine Freiheit
Da hättest du mich Hajo bei deinem baldigen Besuch windelweich schlagen können, Verlegung ausgeschlossen. Wie falsch ich deine Sätze auslegte weißt du. Sorry, aber es war so, es traf mich alles sehr tief. Du Hajo senktest nur den Kopf, konntest mir nicht in die Augen sehen, als ich fragte: "Habt ihr was?" Dein Schweigen war mehr als eindeutig
Also klammerte ich mich noch mehr an Jelo. Aber das ich zum Zwang solche Härte ergriff, ihn unter die Säge legte, habe ich mir bis heute nicht verziehen. Was war bloß aus mir geworden. Den absoluten Rest bekam ich, als sich bestätigte, dass Jelo mir wirklich das Märchen nur auftischte um mich als Freund zu haben. - "Dabei hätte ich dem armen Kerl auch ohne "Belohnung" beigestanden" flüsterte Jan mehr zu sich selbst, sinnierte einen Moment in Gedanken versunken vor sich hin, um dann fortzufahren: "Ab jetzt hämmerte es nur noch in mir: "Aus, vorbei, Ende". Die 6 Jahre waren mir sicher. Unzählig die Gedanken, Gefühle die mich quälten. Da war er wieder, dieser "Klappe auf -Klappe zu"-Zustand,von dem ich schon sprach. Durch Hajos Besuch war ich jetzt 100% ig überzeugt, dass ihr meine Feinde seid"

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 00:28

"Ich war überzeugt, von euch nichts mehr zu erwarten zu haben, am wenigsten meine Freiheit. Grübelte nach dem Auslöser eurer Feindschaft. Sicher, mit meiner allgemeinen Verschlossenheit kommt ihr nicht so klar und manche Ermittlungsüberlegung von mir passt euch nicht so. Trotzdem waren wir doch ein tolles Team, hielten zusammen. Einer für Alle, Alle für Einen. Lachten, unternahmen was zusammen. Wir 4 waren nicht nur Kollegen, mehr noch Freunde, die nichts so schnell aus der Bahn warf. Das nun schon, jedenfalls bei 3 von uns, mehr als 10 Jahre lang
Fand keine Antwort auf eure plötzliche Veränderung. Doch wozu solltet ihr mir in die Freiheit helfen, wo ihr sicher triumphiert habt, dass ich in der Zelle saß. Recht so, jetzt ist er endlich da wo er hingehört. Tiefer konnte ich nicht mehr fallen. War nur noch Dreck für euch und für so einen Abschaum noch einen Finger rühren war das Letzte"
"Aber Jan, ......Jan.......ich kann nicht, nicht glauben, dass du, du, so über uns da...dachtest" stottert Ina flüsternd
Jan schaute sie nur an, blieb stumm
"Du hast doch............, es war so........., du hast wirklich......." brach Ina stammelnd ab
Jan krächzte: "Doch Ina, es war leider, leider, leider so. Du, Keiner hätte mich wiedererkannt. Ich war mir ja selbst ein Fremder. Ungerecht geworden bis zum geht nicht mehr. Verurteilte ohne Beweise. Hart, unnachgiebig, verbissen, gewalttätig, wie ich es ja mit Jelo bewies. Konnte den armen Kerl nicht mal mehr um Verzeihung bitten. Noch heute wird mir übel wenn ich daran denke, würgt es mich sofort"
Hajo beschwichtigte: "Aber Jan, wir Alle wissen, dass du ihn nie verletzt hättest"
Jan wehrte ab: "Das zählt nicht. In meinem Egoismus nutzte ich Angst und Schwäche aus. Merkte nicht, dass ich mich schon mit Heinz & Co auf eine Stufe stellen konnte. Kein Funken besser als die. Zum fiesen, unberechenbaren Arschloch war ich geworden. Weiter zur nächsten Klappe. Jetzt redete ich mir ein selbst schuld an allem zu sein"

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 00:56

"Weshalb musste ich immer den schweigsamen Beschützer geben. Euch so spät anzurufen, dadurch schoss ich mich doch selbst ins "Aus". Blödheit gehört bestraft. Also nicht jammern, sondern Mann sein, ertragen was das Gericht mir aufzwang. Wozu solltet ihr euch abrackern. Hatte mir doch alles selbst eingebrockt
Dann dachte ich wieder an Leni, das Kind. Ich wurde Vater, etwas worauf ich mich freuen konnte. Und Benni, Benni legte ein gutes Studium hin, kletterte dann die Erfolgsleiter hinauf. Bestimmt kam er dann, berichtete mir von seiner tollen Karriere. Jetzt konnte er mich ja nicht besuchen, soviel wie er zu lernen hatte
Doch dann hatte ich wieder Ackers Waffe vor Augen, folgte der Schock, dass ich unschuldig hier war
Bei dem ständigen Wirr-Warr in meinem Kopf befiel mich die Angst durchzudrehen
Aber eigentlich war es doch das Beste was mir passieren konnte in der Anstalt zu landen"
Vince schrie: "Also Jan, jetzt spinnst du aber wirklich komplett"
Jan entgegnete fest: "Im Gegenteil Vince, ich meinte das todernst. Konnte doch nur gut sein in der Irrenanstalt. Zwar auch hinter Gitter, aber mit Mitteln vollgepumpt. So betäubt, aber von allem Grübeln, was doch zu nichts führte, befreit
Sicher, kommt auch vor, dass dir ein ganz Wilder was in die Brust rammt. Dann kam wenigstens Heinz nicht zum Zug. Aber sonst nur ruhige Irre um mich, die in ihrer Fantasiewelt lebten und ich hätte mit fantasiert"
Hajo flüsterte: "Ja Jan, jetzt bin ich überzeugt, dass du fertig warst, aber wirklich total fertig. Gab es denn nichts, nicht mal Momente wo du dich hochziehen konntest?"
Jan raunte: "Sagte ja, Klappenzustand, denn plötzlich baute ich wieder auf euch. Hoffte, vertraute auf euch. Dachte: "Bald schon holt ihr mich raus. Mir fielen die Erfolge ein die wir hatten, welch gute Polizisten ihr seid. Bei mir versagtet ihr bestimmt nicht. Ich war Kollege, Freund, gehörte einfach wieder ins Team"

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 01:35

"Ein paar Sekunden später nur wieder ein Schock. Einige Fälle blieben auch für alle Zeit ungeklärt. Wenn es nun bei mir auch so war, hieß das weiter getrennt durch Gitter. Ihr ward dort wo ich mich so hinsehnte, in der Freiheit. Oft war die Sehnsucht danach so groß, dass ich mir die Faust in den Mund stecken musste um nicht vor Verzweiflung aufzuschreien
Versuchte mich mit Leni zu trösten. Wollte mich mit dem Gedanken an unsere Liebe stärken, zusätzlich mit dem Baby. Aber jedes Baby wird älter. Dann kamen Hänselungen und ich, sein Vater war dran schuld. 6 Jahre, eine lange Zeit ja. Aber trotzdem danach noch nicht zu alt um neu anzufangen. Aber wie, was, wo. Bei aller Liebe, konnte ich doch nicht erwarten, dass Leni solange einsam blieb, sich allein mit dem Kind durchschlug. Nach 6 Jahren war das Kind so oft als Mördersohn beschimpft worden, dass es mich nur noch hassen konnte. Mein eigen Fleisch und Blut würde mich schreiend von sich stoßen, nach mir treten, mich beschimpfen und das zurecht. Sein Aufwachsen musste ich versteckt aus der Ferne beobachten. Dabei waren doch jetzt schon grenzenlose liebevolle Vatergefühle für das Ungeborene in mir. Wollte auf Lenis Liebe hoffen, Kraft daraus schöpfen. Aber muss Liebe wirklich alles ertragen?
Davon abgesehen, war nach der Haft doch sowieso alles verloren. Bei der Polizei durfte ich mich nicht mal mehr blicken lassen. Polizist sein, meine Güte wie ich meinen Beruf trotz allem negativen immer geliebt hatte. Keine Freunde mehr. Arbeit finden, als Ex-Knacki der noch dazu wegen dem Schlimmsten überhaupt, wegen Mord, eingesessen hatte, undenkbar. Der Sozialdienst hätte mir zur Eingliederung irgendwas verschafft. Dort ewig von Blicken verfolgt: "Seht mal, den Mörder da". Nein das war keine Zukunft mehr. Ins Ausland hätte es mich getrieben, wo mich Keiner kennt, keine Fragen gestellt werden. Dabei liebe ich mein Heimatland so. Zukunft? Für was eigentlich noch?
Positive Klappe öffnete sich gleich darauf. Baute jetzt wieder auf euch. Durfte nicht ungeduldig sein."

walli

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 01:59

"Wusste ja selbst aus Erfahrung, dass man sich manchmal an einem Fall die Zähne ausbeißt. So würde es in meiner Sache sicher auch sein. Wir waren doch Freunde, da lässt man Keinen fallen
Dann redete ich mir ein, dass Leni mich nicht besuchte, weil der Knast für Schwangere unzumutbar ist. Sie sollte sich ja schonen. Die Schwangerschaft schritt doch immer weiter fort
Da noch auf euch gebaut, packte mich schnell der Zorn. Wieso solltet ausgerechnet ihr mir helfen. Gerüchte hatten euch genügt um mich schnell zum Stalker zu stempeln, ebenso zum Lügner. Alles von mir hattet ihr bezweifelt, dass ich k.o. geschlagen wurde, dass Acker eine Waffe hatte, überhaupt jede Silbe meiner Aussagen. Ihr musstet mich nur ganz schnell als Mörder anprangern. Was hatte ich euch denn bloß getan, dass ich plötzlich nur noch der größte Halunke für euch war. Unsere lange Zusammenarbeit, Vertrauen, Freundschaft, mit einem Schlag einfach ausgelöscht. Woher nahmt ihr nur das Recht mich so niederzumachen, dachte ich aufgebracht. Ich war so ungerecht, dass ich aus Wut und Zorn am liebsten nur noch um mich schlagen wollte. Legte aber zum Glück auch jetzt nichts in Stücke. Dafür wurden die schon beschriebenen Selbstverletzungen aber immer mehr
Dann hatte ich Benni plötzlich wieder vor mir. Gammelnd, verwahrlost schlug er sich durch die Tage und ich war schuld dran. Wenn ich rauskam, trieb er sich unauffindbar irgendwo rum. Für was ihn suchen? Mich Mördervater konnte er nur noch hassen.
Eisern riss ich mich außerhalb der Zelle zusammen meine Wut nicht zu zeigen. Zum Abreagieren Heinz mit aller Wucht in die Fresse schlagen, das wär´s gewesen. Nur in Dunkelhaft kommen wollte ich dann doch nicht. Dort wäre ich garantiert komplett wahnsinnig geworden. Kaum in der Zelle zurück ging es wieder los"

walli

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 02:21

"F r e i h e i t, schrie es so laut in mir, dass ich mir die Ohren zuhielt. Nutzte nur nichts. Die Schreie hielten an. Es war kaum noch aushaltbar. Auch egal, an was oder wen ich noch dachte. Alle konnten tun was sie wollten, hingehen wo immer sie Lust hatten. Nur ich, ich allein, war und blieb eingesperrt. Alles nur wegen Lügen, verdammten Lügen und 1 verschwundenen Waffe. Ständig bildete ich mir ein Acker fuchtelte damit vor meinen Augen, stieß hämisch grinsend hervor
"Mich hast du zwar erschossen, aber dich zog ich mit in den Abgrund." So oft ich mir auch über die Augen fuhr, sie zupetzte, das Bild kam immer wieder, Ackers Hohn umgab mich als ständiges Flüstern
Soviel Zeit verging. Sekunden, nein die gab es schon lange nicht mehr. Jede einzelne war jetzt Ewigkeit für mich, verschlimmerte das Chaos in mir noch
Weiter kein Besuch, nicht die kleinste Info und in mir ging es turbulenter zu als an der Börse. Kaum hoffte ich ein bisschen, sackte ich auch schon wieder ab. Gab ja auch nichts positives. Wo ich auch hinsah, nur Gitter, Gitter und wieder Gitter. Harter eisiger Stahl, der mich gefangen hielt. Mich, dass konnte, durfte nicht sein. Brauchte aber nur dranfassen, wusste, dass es kein Traum, sondern bittere Realität war aus der es keinen Ausweg gab. Diese grenzenlose tiefe Verzweiflung nahm kein Ende, im Gegenteil wurde immer stärker. Ich war wie rohes Fleisch, noch sensibler, empfindsam, aufgerissen, durcheinander, aufgewühlt, verwirrt. Nicht mehr meiner selbst. Wahnsinnig vor Angst, hoffnungslos am Boden zerstört. Mir war, als sei mein Körper eine einzige Wunde, die nicht äußerlich, dafür aber unentwegt nach innen blutete. Diese Dünnhäutigkeit machte mich verletzlich. Zeigte sich ja dann an dem Stich"

walli

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 02:34

"Hajos Satz auf dem Krankentraktflur: "Was machst du bloß für Sachen Jan?" war für mich wieder Beweis, dass ihr nur noch schlecht über mich und Schlechtes von mir denkt.
Fragte mich, warum ich überhaupt auf den Terrier losging.
Eigentlich tat er mir doch einen Riesengefallen wenn er mich abstach
Jelo, der arme Kerl war tot. Wie gerne wäre ich an seiner Stelle gewesen
Aber leider hatte die OP mich auch gerettet. Der Terrier war ein Idiot nicht mal ein lebenswichtiges Organ konnte er richtig treffen
Als dann Leni kam, noch über Liane, den Toten, das Urteil schimpfte, gab mir endgültig den Rest
Auch wenn sie noch sagte: "Ich liebe dich" war doch nur ein beruhigender Spruch für einen verwundet Daliegenden
Das Mißverständnis kennt ihr. Ich war mir sicher, dass sie mich für absolut untreu, einen Mörder hielt, der zu Recht verurteilt im Gefängnis war.
Jetzt war ich wirklich soweit mich umbringen zu wollen"

walli

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 21:53

Ina hauchte erschrocken: "Jan sage doch so was nicht, sicher hattest du Fieber"
Jan schüttelte den Kopf: "Nein, nichts Fieber Ina, es war mein fester Wille"
Hajo polterte: "Quatsch keinen Mist Jan. Verlegung wäre angesagt gewesen, damit warst du aus dem Focus"
Jan stöhnte auf: "Hajo, nicht wieder der kalte Kaffee. Sicher, in dem Bau war nichts mehr zum klammern. Noch vor Jelos Tod erfuhr ich ja welche Luftnummer es war Hoffnung auf ihn zu setzen. Etwas anderes positives gab es nicht. Aber zu dem versuchten Mord an mir gab es einen Auftraggeber, Jemand der mich, warum auch immer, aus dem Weg haben wollte. War schiefgegangen. Aber es konnten weitere Versuche folgen. Ihr glaubt ja gar nicht wie ich mich danach sehnte, dass man mir beim nächsten Mal endgültig das Licht auslöschte. Bei einer Verlegung wäre der Mordauftrag eben in das andere Gefängnis gegangen, zu einem "anderen Heinz". Erledigt hätten sie mich auf jeden Fall früher oder später. Ich war einfach zu müde, ausgebrannt, leer, zu alle um weiter "Dr. Kimble - Auf der Flucht zu spielen", wollte, dass die Jagd auf mich aufhört. Wann leuchtet dir endlich ein Hajo, dass eine Verlegung überhaupt nichts gebracht hätte"
Hajo murmelte etwas unverständliches
Ina flüsterte: "Trotzdem Jan, du dich umbringen, dass will mir nicht in den Kopf"
Jan krächzte: "War soweit Ina, glaube es oder halte mich für einen Aufschneider. Doch ich hatte es wirklich vor. Im Gefängnis selbst boten sich kaum Möglichkeiten. Aber jetzt hier, und wenn ich ein Stück Metall aus dem Sprungrahmen gerissen hätte. Scharf musste es sein, um die Wunde weit und tief aufzubohren, dass schnell und viel Blut rausfloss. Tod durch verbluten. Ein stiller, einsamer Abgang für die Mörderbestie. Leider war ich noch zu schwach um was rauszubrechen. - Tja und dann kam Peter mit der Nr.. Löste wieder Rätsel, Fassungslosigkeit, Verwirrung in mir aus."

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Beitrag  Moritz1 Mo 28 März 2011, 22:14

Hallo walli,
wollte mich einfach mal melden damit du weißt das auch ich dran bleibe. Smile
Find ich echt super das du alles nochmal aufarbeitest. Das hat in der SOKO-Folge echt gefehlt.
Frohes Schreiben Smile
Moritz

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 22:29

"Gleichzeitig flammte aber auch wieder Hoffnung aus. Sollte wirklich doch noch...........? Aufklären konntet nur ihr. Aber je mehr Zeit nach dem Video verstrich, Keiner erschien, wieder keine Info, nichts, rein gar nichts sich rührte, desto sicherer war ich mir mich vor euch zum Affen gemacht zu haben. War jetzt wieder in der gleichen hoffnungslosen Verfassung wie zuvor. Peters Nr. war Verarschung. Von euch war keine Hilfe mehr zu erwarten. Verfluchte mich selbst, wie ich so blöd sein konnte von meinen schlimmsten Feinden noch die Freiheit zu erwarten. Hörte euren Spott: "Was will das Stück Dreck noch von uns. Soll in der Zelle bleiben, da gehört er schließlich hin"
Leider verheilte die Wunde schnell, war nichts mehr mit aufbohren. Erfuhr, dass ich zurück in den Trakt musste. Beschloss mich da umzubringen. Am Geländer hatte ich schon oft genug gestanden. Aber mancher Treppenfall endet auch im Rollstuhl. Dann kam ich zwar aus der Zelle. Nur in einem Heim, gelähmt, immer nur aus dem Fenster starrend zu verblöden, war auch nicht reizvoll. Plante in der Werkstatt den Kopf unter die Säge zu legen, die Halsschlagadern aufzuschneiden. Bisher waren immer zuviele in der Nähe, musste warten bis ich mal allein war. Denn gerettet werden, nein, dass wollte ich ganz bestimmt nicht"
Ina schrie: "Du Jan, nein du. Das kann ich einfach nicht glauben. Du hast doch schon soviel überstanden"
Jan flüsterte: "Ja, das stimmt. Waren schon einige Qualen oder in Lebensgefahr schweben. Auch bei Entführungen war nie vorhersehbar, ob ich je wieder lebend rauskam. Doch da war immer die Hoffnung auf euch da, in Kliniken auf die Ärzte, mein eigener, fester Wille nicht aufzugeben dabei. Aber hier jetzt im Gefängnis gab es von alle dem nichts mehr"
Ina bekannte: "Sicher Jan, Gefängnis, schrecklicher als Alles zuvor. Aber, dass du so fertig gewesen sein sollst dein Leben wegzuwerfen. Nie zuvor, noch nicht mal im Scherz, sprachst du über Selbstmord. Diese Wort gab es für dich gar nicht"

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Beitrag  walli Mo 28 März 2011, 23:26

Danke Moritz fürs "dranbleiben". Wie du siehst schreibe ich weiter, nur "froh" sind die Zeilen glaube ich weniger. LG Walli

Ein Moment sah Jan nur ins Leere.
Dann raunte er: "Richtig Ina, Selbstmord, niemals zuvor dachte ich daran. Das macht man einfach nicht, wenn nicht gerade von einer unheilbaren Krankheit befallen, wo man vor Schmerzen nur noch schreit. Bisher blieb ich ja zum Glück davon verschont. Also Selbstmord, nein, dass war doch, war doch sowas............irgendwie Sünde
Aber jetzt war ich ja der Sünder, wegen Mord verurteilt, hatte Leben ausgelöscht. Das ich nur mein eigenes Leben verteidigte als ich Acker erschoss, Liane noch mit beschützte, glaubte ja Keiner. Das wusste nur ich. Jetzt versetze dich bitte mal in meine Lage Ina. Das Gefängnis war bis jetzt schon genug Hölle gewesen, würde nur noch schlimmer werden in Zukunft. Alles, aber auch alles was man mir antat geschah zu Unrecht, denn ich war und blieb u n s c h u l d i g!!!!! Aber beweisen konnte ich es nicht. Selbst wenn ich nach 6 Jahren trotz Heinz, Blank und aller Brutalitäten das Gefängnis lebend verlassen hätte. Für alle Zeit blieb ich der gebrandmarkte Mörder. Keinen Beruf, Freunde, Zukunft mehr. Ein dahinvegetierender Sozialfall, um den man einen weiten Bogen machte, hinter dem man tuschelt: "Hat einen Mord begangen, die Strafe zwar verbüßt, aber was wenn er es wieder tut". Also gemieden von Allen. Selbst wenn positiv gelaufen, Leni hätte mich wieder aufgenommen. Mißtrauen, Zweifel, Vorwürfe wären nicht ausgeblieben. Wenn auch zu Unrecht, aber egal, die Wahrheit kannte ja nur ich. Vielleicht gar von unserem Nachwuchs noch angeklagt worden"
Jan schüttelte den Kopf: "Nein, dass hätte ich nicht ertragen. Meine Liebsten zwar im Herzen behalten, aber mich nur noch einsam irgendwo verkrochen, nach ihnen gesehnt"

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Beitrag  walli Di 29 März 2011, 00:10

"Meine Verzweiflung, Fassungslosigkeit, die grauenhaften Erinnerungen und meine unstillbare Sehnsucht nach Leni, Benni und unserem Kind, was ich nie richtig kennen- liebenlernen durfte, hätte nie aufgehört mich wundzureißen. Immer wieder und noch eine Wunde wäre in mir aufgebrochen. So ein trost- und nutzloses Leben ist nur noch sinnlos. Keiner brauchte mich mehr, erwartete mich, wollte mich noch in seiner Nähe haben. Eine Null, ein Nichts, der eigentlich für Niemanden mehr existierte. Ob ich noch 5, 10 oder 30 Jahre lebte, interessierte doch Niemanden. Eigentlich wie ein Penner, der den Staat nur Geld kostet. Was also war an meinem Leben, an der Zukunft, noch lebenswert. Gar nichts. Handlungen an mir selbst waren noch möglich, ja. Wer also sollte mir jetzt das Recht absprechen meiner Existenz selbst ein Ende zu setzen?"
Betroffene Gesichter rundum. Lange herrschte Stille
Schließlich räusperte sich Jan, krächzte: "Hätte lieber schweigen sollen. Waren wohl zu brutal meine Selbstmordgründe"
Hajo tat sich schwer, stotterte: "Nun ja weißt du Jan, so gesehen, meine in deiner Lage, will sagen, was du alles aushalten musstet. Ja dämmert irgendwie. Kann nicht mitreden. Aber vielleicht kann man wirklich nicht anders in solcher Situation"
Jan schwieg darauf. Was sollte er auch antworten. Er hatte alles gesagt, mehr rausgelassen als er eigentlich wollte
Vince setzte auf Aufmunterung, meinte plötzlich: "Aber durch die Entlassung Jan, konntest du dich fix wieder aufbauen"
Jan entgegnete: "Nicht ganz. Entlassung ja, aber ich wusste ja noch immer nicht wieso, warum, wodurch überhaupt. So unsicher trat ich auch durch das Tor, bange fragend was mich erwartet. Erst durch euch erfuhr ich ja alles. Ihr hattet mich also nicht fallenlassen, mich, Peters Nr. ernstgenommen."

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