Blockiert von langen Gitterschatten

Die 3 hielten auch die Frau, die auf dem Beifahrersitz saß als es zum Lackschaden kam, für absolut glaubwürdig. Gegen eine Mülltonne war das Auto geprallt, deshalb blätterte der Lack ab. Das Team war froh, den Mann nicht energisch in die Mangel genommen zu haben. Dafür aber umso bedrückter, dass gerade dieser Mord weiter unaufgeklärt blieb

Wurden Jans Sinne klar, hämmerte es gleich wieder in ihm: "Du bist schuld an allem, hast dich selbst in diese Lage gebracht. Wie konnte
ich nur, ich der Polizist einen Mörder laufen lassen. Gefängnis-Knacks.....Knacks.......Knachs, ja den stärksten den es gibt. War so überzeugt damit leben zu können, normal leben. Für was es an die große Glocke hängen. Selbst Wolle wusste keine Hilfe. Aber was kann ich denn für meine schrecklichen Träume, wenn mich mitten am Tag die Erinneringen überfallen. Seit der Entlassung die Angst vor kleinen Fahrstühlen, eingeengt in irgendeinem Auto zu sitzen. Die Schweißbrüche sobald ich ein vergittertes Schaufenster sehe, kommen doch automatisch. Hatte
nie Platzangst oder besser gesagt dieses Engegefühl. Aber jetzt komme ich mir auf kleinem Raum genauso vor wie in der Zelle. Das ganze Gefühl "der letzte Dreck" zu sein, alles genau wie in der Haft. Bei leisestem Metallkrach erschrecke ich bis in Mark, als falle wieder die Zellentür hinter mir zu. Vergrub es immer in mir zu, wurde nie zum Problem, versuchte mich ganz normal zu benehmen. Wollte doch nie 3. damit belästigen. Niemanden vorjammern wie belastend, allgegenwärtig die Haft noch in mir wühle. Spüre all die Brutalität gerade noch körperlich. Diese unzähligen, fest verschlossenen Türen überall. Rundrum nur kaltes Metall, kahler Beton. Die winzige, karge Zelle, schlimmer eingepfercht als gefährliche Raubtiere. Die Zelle so eintönig, schon komisch, dass ich nicht durchdrehte. Vollkommen grundlos, zu Unrecht wurde mir gewaltvoll einfach ein Teil meines Lebens geraubt. Aber diese vielen Gitterstäbe, diese Gitter, überall Gitter, erscheinen mir so gegenwärtig, als stehen sie überall um mich herum, werfen unendlich lange Schatten, verfolgen mich ständig. All die Schrecklichkeiten sollten sich bei keinem Unschuldigen wiederholen. Allein die Vorstellung kostete mich fast den Verstand. Klammerte mich an die Hoffnung je mehr Zeit vergeht, desto blasser werden die Erinnerungen. Der Meinung ist doch auch Wolle. Im Dienst, mit den überführten Tätern, gab es keine Probleme. Hätte doch nie, nie gedacht, dass je 1 aus unserem Haus zum Mörder wird. Ausgerechnet ich bin Augenzeuge. Meine Pflicht Arno zu verhaften wie alle Anderen. Aber dann begann die entsetzliche Blockade. Der Gedanke Arno in der Zelle zu sehen, alles was ich aushielt wiederhole sich an ihm, das übermächtige Mitgefühl seine Familie in ein entsetzliches Labyrinth zu stoßen. lähmte mich total"

Jan grübelte weiter: "Keine Ahnung wie mein "Stillhalten" ausgehen sollte. Aber dafür vernichtet zu werden, der Preis ist zu hoch. Arno schafft das, spüre ja was sein "Todesmix" in mir anrichtet, weil er wahnsinnig ist. Superschlau aber wahnsinnig, davon bin ich fest überzeugt.
Das Schlimmste, sein Plan geht auf: Bin ich tot erfährt Keiner von seinem Mord. Das man mich findet, auf diese Grausamkeiten hier stößt, nein darauf hoffe ich schon lange nicht mehr. Selbst wenn ein Wunder geschieht, Arno der Tat oder den Taten überführt wird, kommt es zu keiner Verurteilung.Für Wahnsinnige und Süchtige gibt es keine Strafe. Die behandelt, therapiert man, ordnet Entziehungskuren an. Bei diesem Massacker gibt es nur 1 Verlierer und das bin ich. Jan glaubte daran nichts mehr ändern zu können. All die Gedanken waren so sinnlos
Er wollte das nicht mehr, sich nur noch mit allem abfinden, Grübeln einstellen, von sich schieben. Nur leider hielt dieser verheerende Kreislauf in ihm an. Alles was er sich schon vorgestellt hatte, tauchte immer wieder vor ihm auf. Sein Psychokrieg war hart. Am Schlimmsten, dass er ihn ausgerechnet gegen sich selbst führte. Egal wie er es drehte, für sich war er der einzige Schuldige, was hier abging war die gerechte Strafe für ihn, sich so bekloppt verhalten zu haben. Nur die Schmerzenshölle in ihm war stärker als Gedanken. Wenn er dadurch oder oft auch von einer erneuten Ladung bewusstlos wurde, bedeutete das Auszeit, waren die einzigen Momente von der grausamen Realität erlöst zu sein

"Sind Sie bekloppt Vince?" kam Beck schreiend ins Büro
Erschreckt fuhren Inas und Vince Köpfe nach oben, Hajo aus seinem Büro geflitzt
Beck polterte weiter: "Kollege Fischer beschwerte sich bei mir, dass Sie Vince, ihn in aller Öffentlichkeit verprügelt haben. Brauchen nicht leugnen, ihr blaues Auge ist sicherer Beweis"
Hajo grollte: "Ahhh Fischer also, war ja klar dieses Großmaul"
"Du wusstest es Hajo, seid ihr denn alle von Sinnen" schrie Beck
Vince meinte: "Nein, war völlig klar, würde es immer wieder machen"
Beck rang nach Luft: "Ein Polizist hat sich nicht als Rowdy aufzuführen. Einer unserer wichtigen Regeln, muss immer......"
Hajo fiel ein: "Hör doch Vince erst an, bevor du ihn vierteilst"
Beck blieb stumm, sah Vince auffordernd an, der nun das berichtete, was Ina und Hajo schon bekannt, ergänzte: "Spielte sich keineswegs öffentlich ab, sondern in unserer Polizei-Gaststätte"
Beck stotterte: "Fischer sagte....., tönte also....., also das Jan.....behauptet keine Entführung sondern Ausstieg"
Vince nickte: "Genau, der höhnte über Jan aufs Übelste. Fiese Art, nicht wahr, wenn sich der Betreffende nicht wehren kann. Aber das durfte nicht an Jan kleben bleiben. Ich musste ihn verteidigen und ich glaube viele, vielleicht gar alle Kollegen dort, hätten Fischer auch gerrne vermöbelt. Haben Sie meine Kündigung schon einstecken. Denken Sie auch Jan ist nicht entführt, sondern "ausgestiegen" streckt den Bauch in die Sonne?"
Beck wehrte heftig ab: "Blödsinn, habe zwar keine Röntgenaugen, wüsste aber nicht, dass Jan z. Zt. was belastet, oder Hajo?''
Hajo schüttelte nur stumm den Kopf

Beck stammelte: "Habe zwar keine Röntgenaugen, aber Jan hat doch z.Zt. keinen Grund alles hinzuwerfen, oder Hajo?"
"Lief alles blendend bis zuletzt für Jan, privat und auch hier bei uns" beteuerte Hajo
Beck krächzte: "Nach dem Gefängnis, hätte ich verstanden wenn Jan mit allem hier abschließen wollte. Schnauze voll von der ungerechten Justiz, verfolgt von der Zelle, die in seinen Kopf gemeißelt ist. Raus aus der ewigen Verbrecherjagd, irgendwo mit der Familie einen Neuanfang. Aber Jan wurde doch wieder zu dem KOK der er immer war. Dieser Fischer kriegt was von mir zu hören, dass.........Gibt ja leider keine Fortschritte bei Jan, steht in euren Gesichtern. Wie verkraftet das denn deine Tochter, Hajo. Wie geht es Benni?"
Hajo flüsterte: "Darauf erwartest du doch keine Antwort"
"Was Fischer sich bloß gedacht hat. Konnte ja nicht wissen..................nichts für ungut Vince" stolperte Beck hinaus

War Jan klar, pochte zuerst die Selbstanklage in ihm. Wieder und wieder der Gedanke: "Du bist schuld, dein Knacks hat dich in diese Lage gebracht. Warum bloß martert mich die Haft immer noch, konnte ich nicht einfach sagen: "Es ist vorbei, schau jetzt nur nach vorn". Warum belasten mich die Erlebnisse von Gefängnis, Zelle, Gitter so, dass diese Riesenblockade mich daran hindert Arno, den Mörder, zu verhaften. Zuviel Bedauern wie es Arno in der Haft ergeht, zu großes Mitleid mit der Familie. Muss noch bekloppter sein als Arno. Aber ein Todesurteil für zu große Rücksichtsnahme, auch noch durch qualvolle Giftmix..... das ist......ist. Jammern hilft jetzt nicht mehr, hast dich selbst in dein Ende getrieben. Aus, vorbei, hast verloren". Jan konnte nicht mehr unterscheiden was ihn mehr quälte. Die ganzen Mißstände denen er ausgeliefert war, die körperlichen Schmerzen oder der Psychokrieg, den er gegen sich selbst führte. Zur Selbstanklage, marterte ihn alles was zu seinem normalen Leben gehörte. Sehnsucht nach Leni, die Trauer keine Familie mehr gründen zu können. Der Schmerz um Benni. War so klasse, dass sie beide doch immer jede Hürden nahmen und dann diese abrupte Trennung. Gerade von seinem Sohn, der solange Mittelpunkt seines Lebens war. Die Wehmut nach dem Team. Unzählbar die Höhen und Tiefen die sie genommen.

Jan fiel ein, wieviel Kämpfe sie mit Verbrechern, aber auch Ina, Hajo, Vince und er untereinander geführt hatten. Doch nach jedem Gewitter war die Luft wieder rein
Dann schimpfte sich Jan: "Hör auf, höre endlich auf in der Vergangenheit zu wühlen. Es ist vorbei. All das gibt es nie wieder, hast keine Zukunft mehr"
Nur der Stachel der Sehnsucht nach all dem rumorte weiter in seinem Herzen. Jan schämte sich nicht, dass die Tränen floßen
Er konnte sich kein bisschen mehr vorzustellen hier noch lebend rauszukommen, meinte das Ende müsse bald eintreten. Sovielem war er ausgeliefert. Die so qualvoll in ihm tobende Schmerzhölle überstieg schon lange alles aushaltbare. Sich von den Fesseln zu befreien hatte Jan längst aufgegeben. Nach all dem vergeblichen Umhertasten war er sich sicher, nichts zu finden womit er die Stricke lösen konnte. Wie auch, fühlte sich doch starr, wie zusammengeschweißt. Glieder nicht mehr spürbar, wie abgehackt. War so egal ob ihn Nässe von oben traf oder er in seinem Schweiß gebadet lag. Idiotisch zu grübeln ob er glühte oder vor Kälte zitterte, es kalter oder warmer Schweiß war. Bedeutungslos, Jan meinte zu spüren wie das Leben aus ihm wich. Arnos "Häftling", der Ausgelieferte war er, von dem kaum noch was ausging. Keine Kopfneigungen mehr, wenn Jan die Nadel am Hals spürte. Wozu??? Die Injektion drang sowieso in ihn ein. Er war wie ein Spielball für Arno. Egal wie er ihn drehte, wo er ihn hinbog oder wie stark er an den Fesseln zerrte, Jan musste es geschehen lassen. Arnos ständiger Spott drang nur noch in Fetzen zu ihm, wie durch dicken Nebel. Jan so egal wie oder was er lästerte, würde bald vorbei sein. Soviel von Arnos "Vernichtungszeug" durchströmte Jan, dass ihm das denken immer schwerer fiel. Selbst wenn er aus Bewusstlosigkeit erwachte, benommen fühlte er sich jetzt dauerhaft. Wusste oft nicht, ob es real war, was er empfand, fantasiert oder er sich vielleicht schon im Jenseits befand

Inas Blick ging schon lange ins Leere
Plötzlich schrie sie fast hervor: "Das kann doch alles nicht wahr sein, machen wir doch nicht wirklich. Gehen ganz normal unserem Alltag nach.......aber Jan.....Jan ist......Jan wird.......Verdammt, Schluss jetzt mit dieser Show, uns weiter vorzulügen es sei nichts passiert"
Ruhig meinte Hajo: "Ina wir belügen uns bestimmt nicht. Aber ich glaube, wenn wir nur hier sitzen und über alles mögliche mit Jan grübeln wären wir längst "Blem-Blem". Ja, wir bearbeiten wieder Fälle. Aber wir versuchen auch den Apother-Mord aufzuklären, wo Jan einen so guten Anfang bereitete. Wenn es auch dauert, aber wir schnappen auch den Täter, ganz bestimmt. Unsere Verbissenheit führte doch immer ans Ziel. Vor allem wurde aber auch die Suche nach Jan nicht eingestellt. Wenn wir 3 auch nicht laufend rausfahren. Bin überzeugt, es macht noch "Klick" bei uns und dann rasen wir zum Versteck. Keiner hat Jan aufgegeben, wird auch nie geschehen. Jan lebt Ina, hörst du er lebt"
Ina rief: "Hajo höre auf, höre auf damit, machst dir was vor. Du glaubst doch selbst nicht mehr das Jan noch lebt"
Vince raunte: "Doch Ina, Hajo glaubt dran und ich bin auch überzeugt davon. Mensch Ina denke doch mal nach, kennst Jan noch besser und länger als ich. Jan hält durch, er kann doch soviel einstecken. Er ist so hart im Nehmen, lässt sich nicht von ein paar Rambos unterkriegen
Schon bald besuchen wir ihn in der Klinik. Du bringst im Blümchen und ich erzähle im schräge Witze. Im Handumdrehen hat Jan sich erholt, sitzt auf seinem Platz und geht mir wieder gehörig auf den Wecker"
Inas Zweifel blieben auf ihrem Gesicht geprägt
Leise fragte Hajo: "Ina die Hoffnung stirbt zuletzt. Das war doch immer unser Motto. Gilt das jetzt nicht mehr?"
Ina blickte die 2 lange stumm, unsicher an. Endlich stammelte sie: "Das war eine sau-, sau-, aber eine ganze saublöde Reaktion von mir, bin geheilt. Kommt bestimmt nicht wieder vor. Darf ich bleiben ......oder.....oder....."
"Vince, welche Spur wollten wir gerade verfolgen? überging Hajo Inas Frage einfach

War Jan zum Denken fähig, zerrte grauenvoll die Sehnsucht nach seinen Lieben in ihm, die Wehmut ans Team, den Dienst, dass es dies alles nicht nie mehr für ihn gebe würde. Konnte nicht mehr unterscheiden was qualvoller war, das Persönliche oder diese ständig in ihm tobende schmerzvolle Hölle in ihm. So gewaltig, dass er wohl ohne Unterlass schallend geschrieen hätte, wenn es möglich wäre. Ebenso hart klagte er sich immer noch an, warf sich vor selbst gerichtet zu haben, weil er nie abschloss mit Gefängnis, Gitter, Zelle. Sich ständig noch irgendwie gefangen fühlte, eine unerklärliche Blockade in sich, bis jetzt. Bei Mörder Arno aus lauter Angst einfach still zu halten, machte ihm deutlich wie schwer ihn die Gefangenschaft noch belastete. Er zu gehemmt war einem Bekannten Gleiches anzutun was er erlitten hatte. Der mächtige "Knacks" in ihm vernichtet ihn jetzt, bzw. Arno war die ausführende Hand. Nicht Arno der Mörder wurde bestraft, die Vollstreckung geschah an ihm dem Opfer. Jan bereute es, nicht mit allen Mitteln gegen diese Hürde angekampft zu haben. Wusste aber nur zu gut, dass es jetzt zu spät war, viel zu spät. Wunderte sich mehr, dass er überhaupt noch etwas denken konnte, noch fühlte, doch verloren hatte er so oder so, da war er sich sicher. Sein Leben schien entrückt zu sein, nichts mehr ging von Jan aus. Willenlos nahm er alles hin. Arnos Dasein merkte er erst wenn die Nadel in ihn einstach. Sein albernes Gegacker, den Spott mit dem er ihn überschüttete, es prallte vollkommen an Jan ab, hörte auch nur noch undeutliche Wortfetzen davon. Gegen ihn auflehnen war lange vorbei, sein Körper war und blieb steif. Nur die Qualen vollführten ihr Eigenleben, davon wurde Jan automatisch hin und her gerüttelt. In der Finsternis lag er schon solange, war aber überzeugt, dass bald die ewige Finsternis folgte. Mit Dahinvegetieren konnte man Jans Lage vergleichen. War nicht mal mehr zum Weinen fähig wenn es ihn verweifelt durchfuhr: "Die Zukunft hätte so schön werden können, aber du warst so gestört, dass nur du allein die Schuld an deinem Ende trägst". So verharrte Jan nur noch, meinte so oft er sei schon mehr im Jenseits als in diesem Verliesloch, was jetzt sein Grab wurde

Eine Streife kam auf dem Waldweg der zu Jans Versteck führte. Stellte sich abseits, gut verdeckt unter Bäume, aber mit direktem Blick zu dem komischen Bau, der aus dem Stollen ragte, dort wo Jan gefangen war
"So ein Quatsch, sich hier auf die Lauer zu legen nur weil ein durchgeknallter Anrufer fantasiert oft einen weißen Transporter hier zu sehen. Die Häuser sind soweit weg, da kann
Keiner an dieser Stelle was beobachten" maulte Pit, der eine Polizist

Mark, der 2. Beamte meinte: "Vielleicht ist der Anrufer Sternengucker, hat ein superscharfes Fernrohr, damit kann er bestimmt hier alles beobachten. Wir rufen die Leute immer zur Wachsamkeit auf. Jetzt macht es Einer und du meckerst noch"
Aufgeregt meinte Pit: "Weil bestimmt nichts passiert. In der Einöde verblöden wir, stinklangweilig. Außerdem verhungere und verdurste ich"
Mark grinste: "Kannst dich an meinen Vorräten bedienen. Zeitung ist auch dabei"
Pit murrte wieder, griff aber trotzdem zu, während Mark die Augen offen hielt.
Soviel Zeit verstrich, abwechselnd vertraten sie sich mal die Beine, aber weiter auf Posten bleibend
"Sag doch, ein Spinner hat uns reingelegt" meckerte Pit wieder
"Wir haben einen Befehl und den führen wir auch aus" bestimmte Mark
"Dir fallen doch auch gleich die Augen zu" lästerte Pit gerade, als sich Motorengeräusch näherte
Die 2 verharrten angespannt, sahen jetzt im Spiegel wie sich ein weißer Transporter näherte
"Ich werd verrückt" flüsterte Pit
Die Streife blieb unentdeckt als der Transporter vorbeifuhr, direkt bis zu dem Stollen. Als der Typ in dem komischen Bau verschwand, schlichen sich die 2 vorsichtig heran
Arno hatte die Spritze für Jan schon aufgezogen, begann sie gerade ihm einzustechen
"Loslassen" zischte Pit da hinter Arno packte sein Handgelenk
"Die Ladung muss in ihn rein, der bringt mich nicht in die Zelle" laberte Arno, hielt die Spritze gepackt, wollte weiterdrücken
"Du sollst loslassen" brüllte Mark, griff direkt an die Spritze
"Lasse mich nicht von ihm verpfeifen, jage ihm die Injektion ein" lallte Arno, wollte drücken und drücken
"Loslassen" und immer wieder "loslassen" schrieen Pit und Mark abwechselnd, Arnos Hand eisern im Griff

Jan war inzwischen kurz vorm Durchdrehen. Wenn er Arnos Einstiche auch sonst einfach über sich ergehen ließ, dieses Rumgebohre in seinem
Hals jetzt war zu qualvoll
Arno ließ die Nadel wo sie war, hörte nicht auf die Rufe
Jetzt umklammerte Mark Arnos Gelenk, Pit ergriff fest die Spritze, zog die Nadel schnell mit heftigem Ruck heraus
"Er muss die Ladung kriegen, der richtet mich nicht" tobte Arno, griff nach der Spritze in Pits Hand
Mark hielt ihn zurück
"Beende die Vernichtung erst, wenn er krepiert ist, mich nicht mehr verpfeifen kann. Der braucht noch sehr viele Ladungen" schrie Arno, gebärdete sich dabei wie ein Wilder in Marks Armen
Pit legte die Spritze ab, half dem Kollegen
Arno entwickelte Bärenkräfte, drehte, zappelte, wand sich wie doll in den 4 Armen, stammelte dabei immer weiter: "Muss ihn vernichten, meinem flüssigen Tod einjagen, Ladungen reinhämmern, Braucht noch viele, sehr viele Spritzen, Spritzen und noch mehr Spritzen. Der bringt mich nicht in die Zelle, der nicht".
Da hatte er sich auch fix entrissen, stürmte zu Spritze. Mark und Pit packten ihn sofort wieder. Arno gab keine Ruhe, war nicht zu bändigen
"Dorthin" zerrte Mark ihn zu 1 Stelle. Pit half mit, gemeinsam schoben, zerrten, drückten sie Arno zu einer Stange hinten im Raum
"Klack" fesselten sie ihn mit Handschellen an die Stange. Von Arno kam es noch immer wirr: "Vernichtung.....lasse mich nicht verpfeifen.....
der braucht tödliche Ladungen......der Kerl muss sterben" Versuchte auch jetzt vorzustürmen, immer in Richtung Jan
Pit verkeilte jetzt noch seine Handschellen mit den ersten, befestigte auch die an der Stange. Arno war nun endgültig fest gemacht. Auch wenn er weiterbrüllte, von der Stange kam er nicht mehr los
Endlich konnten die 2 sich Jan zu wenden. Fassungslos starrten sie einen Moment auf ihn, sahen sich stumm an

Beide Gesichter drückten das gleiche Entsetzen aus
"Rufe einen Krankenwagen" raste Pit hinaus
Marks Blick richtete sich noch immer fassungslos auf Jan, er brauchte, bis er langsam auf ihn zuging
Pit kam zurück. Beiden wurde erst jetzt richtig bewusst was mit Jan war, in welchem Zustand
"Armer Kerl" hauchte Mark tonlos
Pit krächzte: "Wer mag das sein. Warum gefangen wie Vieh. Vernichtung.....Todesmix.....was zog der Irre hier ab" begann er vorsichtig das Klebeband über Jans Mund zu zerschneiden, löste es streifenweise ab
Die Unterlippe war schon frei, jetzt auch ein Stück von der Oberlippe zu sehen
"Das ist Jan" stieß Mark hervor
"Jan????? Welcher Jan?" fragte Pit irritiert
"Jan, KOK Jan Maybach. Nach ihm sucht man doch verzweifelt" rief Mark aufgeregt
"Du täuscht dich. Das ist nicht Jan" schnitt Pit weiter
"Wart´s ab" zerschnitt Mark jetzt behutsam das Klebeband über Jans Augen
Dauerte noch einen Moment, endlich war Jans Gesicht zu erkennen
"Jan. Das ist wirklich Jan" hauchte Pit schockiert, befreite ihn jetzt noch schnell von dem Knebel
Hilflos sahen sie wie Jans Kopf ruckte, zuckte, die Backen sich blähten, er hechelte, röchelte, japsend nach Atem rang
Die 2 wollten zupacken. Schon hustete, prustete Jan los, immer mehr, immer heftiger. Ganz plötzlich schoss ihm eine Fontäne aus dem Mund
Gerade noch rechtzeitig befreiten sie Jan von der Schlinge. Da ergoss sich auch schon alles was er so ewig gewaltsam runtergewürgt hatte massenweise auf die Erde. Der Ausstrom wollte kein Ende nehmen

Mark durchschnitt währenddessen die Fußfesseln, dauerte, so wie sie Jan einschnürten. Dann telefonierte er
Kaum hatte er Hajo dran schrie er: "Wir haben Jan, wir haben Jan gefunden. Er ist bei den alten Fabrkstollen im......Wald"
"Was, was, was sagst du da......Aber wieso.....Wie kann das sein.....Ist das auch sicher....Ist es wirklich Jan?" überschlug sich Hajos Stimme
"Es ist Jan, ganz bestimmt, schwör ich jeden Eid drauf. Ganz sicher ist das Jan" beteuerte Mark "Kommt ihr her oder....."
"Wir sind schon fast da" knallte Hajo schon den Hörer auf, raste zu Ina und Vince. Die hörten zwar alles, aber das kam zu plötzlich, war zu gewaltig. Erstarrt saßen sie da
'"Jan ist gefunden" raste Hajo an ihnen vorbei zur Tür
Da kam wieder Leben in Ina und Vince, flitzten Hajo hinterher, bis zum Auto wussten sie was Sache war. Hajo forderte übers Handy noch schnell einen Trupp an. Gefolgt von diesem, jagte die Kolonne mit heulenden Blaulichtern davon

Pit bemühte sich in dieser Zeit um Jan. Wie seinen Körper, hielt er vorr allem seinen Kopf fest, beugte ihn nach vorne damit er nicht erstickte bei seiner Tourtour. Es dauerte solange bis Jan endlich nichts mehr erbrach
Behutsam drehten ihn die 2 jetzt so, dass sie die Handfesseln zerschneiden konnten. Mussten sehr vorsichtig sein, so tief wie sich alles in die Haut bohrte. Gemeinsam hoben sie ihn von der nassen Stelle weg, streckten Jan die Arme an den Seiten aus, richten hier, dann wieder dort was an ihm, bis er endlich ausgestreckt vor ihnen lag
Alles konnten sie mit Jan tun. Er zittere zwar überall furchtbar, sein Kopf taumelte schwach, in seinem Gesicht und unter den Lidern zuckte es immer wieder, aber von Jan selbst ging keine eigene Regung aus
Mark rief jetzt leise: "Jan, Jan hörst du mich, kannst du mich ansehen"
Unverändert lag Jan

Mark rief immer wieder und wieder, unzählige Male, es verging eine kleine Ewigkeit
Endlich glaubten die 2 Jans Kopf rege sich etwas, war mehr ein taumeln, kaum wahrnehmbar.
Jetzt riefen Mark und Pit gemeinsam.
Verging wieder viel Zeit, da glaubten sie Jans Lider flackerten.
Die 2 riefen weiter, es schien ihnen als fehle Jan die Kraft die Augen aufzubekommen.
Geduld kostete es Pit und Mark, viel Geduld, da war ein Blinzeln zu erkennen.
So oft geschah das, als laste ein Zentner auf Jans Lider.
Irgendwann öffneten sich seine Augen einen kleinen Spalt, fielen schnell wieder zu.
Alles Abmühen begann von vorne.
Endlich waren Jans Augen offen, das Blinzeln hielt an
"Jan hörst du uns? Wir sind es, Pit und Mark, erkennst du uns" fragte Mark leise
Wieder dauerte es, dann ging Jans Blick wie in Zeitlupe zu Mark.
Sekunden nur, dann wanderten seine Pupillen ganz langsam zu Pit.
Ein knappes Aufflackern nur, dann fielen Jan die Augen wieder zu.
Sein Kopf bog sich zur Seite, er sackte total in zusammen.
Das alles dauerte nur einen kurzen Moment
Die 2 rätselten ob Jan sie wirklich wahrgenommen, erkannt hatte

Aber jetzt erschraken sich Mark und Pit furchtbar
Jan stöhnte plötzlich qualvoll und laut auf, klang so furchtbar, jagte den 2 Schauer über den Rücken
Obwohl Jan von Fesseln, Schlinge, Knebeln und Finsternis befreit war, das Würgen beendet, das große Übel durchfloss ihn ja weiter bis zum letzten Winkel seines Körpers. Die grauenvolle Hölle tobte noch immer durch ihn. Kraftlos, ausgehöhlt, am Ende wie Jan war, konnte er nichts dagegen setzen. Fühlte sich so wirr, zu benommen um zu unterscheiden was real und was fantasiert war. Kurz erinnerte er sich an 2 Gesichter vor sich, glaubte sich was vorzuspinnen. Arnos Injektionen wirkte nachhaltig. Jan taumelte weiter zwischen Bewusstlosigkeit und Benommenheit
Ratlos standen die 2 vor ihm, wussten nicht wie sie ihm helfen konnten, betrachteten jetzt seinen Körper ganz genau
"So ein Schwein" knirschte Pit zornig, als sie erkannten, was Arno mit Jan angerichtet hatte
Seine Hand- und Fußgelenken waren blutig aufgescheuert bis zu den Knochen. Der breite Striemen um dem Hals, blau, grün, blutunterlaufen wirkte wie ein breiter Reif. Sie hatten ja erlebt, was Arno an Jans Hals machte. Nur das waren keine Einstichstellen mehr, ein großes Loch hatten sie vor sich, um das sich ein riesiges, kreisförmiges Hämatom zog.
Die 2 trauten sich nicht weiter auf Jans Körper nachzusehen. Sie waren erschüttert genug wie entsetzlich ihr Kollege vor ihnen lag, sahen jedem cm an was er durchgemacht hatte, noch immer durchmachte. Jans eingefallene, aber doch so unruhige Gestalt war Klartext genug. Sie fühlten sich so hilflos, so erbärmlich nur zusehen zu können wie Jan sich vor Schmerzen wieder drehte und wand, zusammenkrampfte. Er war sich seiner Unruhe nicht bewusst. Bekam auch nicht mit, dass er immer wieder qualvoll stöhnte. Endlich ohne Knebel konnte er wenigsten rauslassen, was so lange gewaltvoll unterdrückt wurde.
Pit und Arno hätten gerne den Krankenwagen hergezaubert, irgendwie musste Jan doch endlich geholfen werden. Aber noch nichts war zu hören. Dafür schrie Arno weiter sein wirres Zeug hervor: "Vernichten.....bringt mich nicht in Zelle......braucht noch viele Ladungen"

Arno tobte auch noch wie ein Wilder, rüttelte heftig an Stange und Handschellen. Natürlich zwecklos bei dem Stahl, dafür forderte er immer wieder: "Losmachen, macht mich sofort los"
Mark murmelte: "Irgendwie kommt mir sein Gesicht bekannt vor"
Pit meinte: "Fällt dir bestimmt noch ein, aber verdammt, was ist das hier bloß für ein erbärmliches Loch. So ein Gestank, dass Jan nicht längst erstickt ist. Tropft aus vielen Rohren und er lag solange im Nassen. Aber irgendwie ist mir, als wechsele sich hier Eiseskälte ständig mit Gluthitze ab. Diese Müllberge überall, Verarbeitungsreste von damals. Garantiere, hier würde ein Strahlenmessgerät bis zum Anschlag anzeigen. War mal Fabrik, ja. Doch die reinste Folter hier zu arbeiten, selbst zu DDR-Zeiten. Aber Vergangenheit. Warum ist mir, als hielten böse Geister noch alles am Laufen?"
Mark erklärte: "Der Raum war nur der Müllschlucker für die Verarbeitung nebenan. Die Lucke ist noch da, wurde alles einfach durchgeschüttet, Strahlenbelastung war doch ein Fremdwort. Was du für Geister hältst sind die vielen Rohre hier, trotz Schließung noch alle mit dem Stadtnetz verbunden. Deine Wechselempfindungen sind real, durch die Rohre saust noch alles durch. Glaube Jan hat auch Erfrierungen obwohl ihn Schweißbäche überlaufen. War dem Hitze/Kälte-Wechsel die ganze Zeit ausgesetzt"
Pit fluchte: "Verdammt und ausgerechnet in solch einem Höllenverließ muss dieser Teufel Jan dahinvegetieren lassen"
Qualvolles Stöhnen war jetzt wieder von Jan zu hören, kraftlos, aber heftiger bog er sich von 1 Seite zur anderen.
Die 2 eilten zu ihm, sahen wie Jan jetzt kaum wahrnehmbar die Arme anzuheben versuchte. Erkannten, dass seine Hände ansatzweise so gebogen waren, als wolle er die Fäuste ballen
Sie bemühten sich um Jan, drückten ihn sanft hinab, beugten seinen taumelnden Kopf wieder gerade, hielten ihn mal hier, mal da fest. Redeten beruhigend auf ihn ein, obwohl sie sich fast sicher waren, dass es nicht in Jans Bewusstsein drang, er nicht mitbekam was sein Körper an Eigenleben vollführte. Nur tun, irgendwas tun mussten sie doch für Jan, konnten ihn dieser Hölle doch nicht allein aussetzen

Wie froh war ich, als ich eben sah, dass Jan endlich befreit wurde. Länger hätte Jan das nicht mehr ausgehalten. Jetzt warte ich gespannt auf deine Fortsetzung der Geschichte und natürlich vor allem wie es mit Jan weiter geht...

Pit und Arno drehten fast durch, noch immer nahte keine Hilfe
Der Alarm der irgendwann zu hören war, kam von Polizeiwagen
"Jan, wo ist Jan?" raste Hajo bald herein, gefolgt von Ina und Vince
"Was ist das denn?..........Aber Jan ist ja, ja, ist ja, in, in...." brach Hajo entsetzt ab
"Jan ist in grauenhaftem, entsetzlichem, unfassbaren Zustand, der einem schockiert. Sehe man es nicht mit eigenen Augen, würde man es nicht glauben" ergänzte Mark leise
Die 3 beugten sich zu Jan, schauten ihn, schauten seinen Körper an. Riefen auch nach ihm, aber leider ohne Erfolg

Hallo Smarthi,
lange nichts von Dir gehört. Stimmt, dauerte lange bis zur Befreiung. Aber die Story geht ja noch weiter. LG Walli

Hajo krächzte jetzt: "War Jan bei Bewusstsein oder habt ihr ihn so gefunden?"
"Für Sekunden öffnete er die Augen. Vielleicht Einbildung, aber uns war als ob er uns erkenne. Danach lag Jan nur noch wie jetzt" erklärte Pit
"Das halte ich nicht aus" schoss Vince hoch, kalkweiß rannte er wild umher
Hajo schüttelte unentwegt den Kopf, wisperte: "Jan, Junge, welche Hölle tobt da bloß durch dich hindurch"
Ina war total abwesend, streichelte Jan an vielen Stellen, strich ihm durch die schweißverklebten Haare, flüsterte: "Jan ich bin´s, Ina, hörst du mich. Sage doch etwas, bitte, bitte Jan sag was. Bitte schau mich an, siehe mich doch bitte, bitte endlich an Jan. Ich bin´s, Ina "
"Der Kerl wollte Jan gerade die Spritze einstechen. Zum Glück ist der meiste Inhalt noch drin" zeigte Mark Hajo das "Übel"
Hajos Gesicht war ein einziges Fragezeichen
Mark ließ seinen Arm umherkreisen, deutete zu Boden
Hajo riss die Augen weit auf. Eine Unmenge leerer Spritzen verteilten sich auf dem ganzen Boden
Arno faselte zwar die ganze Zeit undeutlich, aber jetzt erst ging Hajo hin
"Aaaaaaaaaarrrrrnnnoooooooooooooooooooo duuuuuuuuu. Du hast Jan das alles angetan, ein Teufelswerk an ihm vollführt" brüllte Hajo. Er stürzte sich auf ihn, schlug, boxte, hämmerte wie ein Wilder auf ihn ein
Mark und Pit gingen dazwischen. riefen: "HK Trautschke, aufhören, beruhigen Sie sich doch. Der ist es nicht wert, dass Sie sich die Finger schmutzig machen. Der bekommt seine Strafe. So hören Sie doch auf"
Sie drängten Hajo von Arno weg, der wehleidigt jammerte, an der Stange zerrte

Hajos Augen glühten, er durchbohrte Arno mit seinem Blick, stürzte sich sofort wieder auf ihn
Vince kam dazu, rief: "Hajo mach keinen Scheiß" und zu Dritt schafften sie Hajo jetzt von Arno weg
"Sie kennen den Kerl?" fragte Pit erstaunt
"Das ist eine Labormaus von uns" erklärte Vince
Pit stammelte: "Darum kam mir das Gesicht bekannt vor. Quasi einer von......uns. Das kann, kann......doch, doch.....nicht sein"
Hajo keifte Arno an: "Warum nur, warum hast du Jan das angetan. Nenne mir einen Grund, nur einen warum du Jan so marterst?"
Unter Gekicher und Gelächter stieß Arno wirr hervor: "Muss ihn vernichten.....wird mich nicht verpfeifen....nicht anklagen"
"Das labert er die gane Zeit schon" erklärte Mark
Hajo schüttelte den Kopf: "Ich kapier das nicht. Was hat Jan mit Arno zu schaffen. Arbeiten zwar unter einem Dach. Aber die 2 trennen Welten .....und jetzt sowas. Wieso hat der Jan im Focus...........Wieso will er ihn vernichten?

Aber jetzt kam der Arzt und alle eilten zu ihm, bzw, zu Jan
Pit machte ihn noch auf die Spritze aufmerksam, dann untersuchte und versorgte dieser, zusammen mit den Sanis, Jan eingehend

Die blutigen Stellen an Händen, Füßen, am Hals waren schnell verbunden. Aber immer weiter wurde Jan versorgt, behandelt
"Bringen Sie ihn doch endlich in die Klinik. Nur dort kann man ihm schnellstens die Hilfe geben die er so dringend braucht" regte sich Hajo auf
Der Arzt entgegnete ganz ruhig: "Mit den Verbänden ist dem Patient nicht geholfen........"
"Der Patient heißt Maybach, KOK Jan Maybach und ich brauche kein Medizinstudium um zu sehen, dass jede Minute, ach was sage ich, Sekunde, kostbar für ihn ist" polterte Hajo
Der Arzt blieb ruhig: "Mir wurde gleich eine Spritze gezeigt. Die Einstiche bei H. Maybach lassen sich nicht zählen. Aber auch ohne das erkennt man eindeutig starke Vergiftungsmerkmale. Leider in einer Art die mir völlig unbekannt ist. Will sagen, mit diesem
unbekannten "Fremdstoff" in H. Maybach kann ich ihm nicht schnell einfach kreislaufstärkende Spritzen verpassen oder eine aufbauende Infusion einstechen. Das könnte seinen Zustand noch verschlimmern. Erst muss festgestellt werden welches Gift in ihm ist. Wichtiger noch ist jetzt H. Maybach bestmöglich zu stabilisieren, bevor wir ihn transportieren können. Unter diesen Umständen dauert das leider seine Zeit"
Hajo murmelte etwas von "Entschuldigung" und konnte wie die Anderen nur mitansehen wieviele Hände um Jan bemüht waren. Mal hier, mal da ein Gerät eingestzt wurde, man soviele Versorgungen an ihm machte
Zwischendurch stöhnte Jan immer wieder. Er bekam davon nichts mit, aber die Kollegen fuhren dann immer erschreckt zusammen. Ihre Blicke blieben intensiv auf Jan gerichtet. Stieß er Laute aus, hofften sie er würde gleich etwas sagen. Zuckten seine Lider glaubten sie Jan schlage
jetzt die Augen auf. Aber er war und blieb abwesend, so eingefallen, während man ihn immer weiter versorgte

Arnos Gelaber hielt die ganze Zeit an. Jetzt spottete er auch noch seine Ladungen seien super, gleich sei Jan vernichtet, endlich zum Schweigen gebracht. Hajo platzte der Kragen: "Schafft ihn mir sofort aus den Augen. Bringt ihn ganz schnell zur Internen. Ihr erstattet Bericht und die sollen ihn wie eine Zitrone ausquetschen. Der muss sofort ausspucken warum er Jan durch dieses grausame Inferno jagte"

Arno tobte wild weiter. 3 Uniformierte waren nötig ihn in die Streife zu verfrachten. Bis zuletzt stieß er die bösesten Verwünschungen gegen Jan lauthals heraus
Die Anderen blieben. Vince durchsuchte das Loch, wollte Hinweise finden
Ina fand Arnos Tasche, 1 Ersatzspritze war darin. Sofort schickte sie eine Streife damit ins Zentrallabor, wies an, einen Teil davon in ihr Labor zu bringen
Hajo ließ Jan nicht aus den Augen. Das Wenige was von ihm ausging war ihm bekannt. Verzweifelt suchte Hajo die Antwort, warum Jan in so entsetzlichen Zustand gebracht worden war
Viel Geduld brauchten sie Alle. Irgendwann brachte man Jan endlich zum Krankenwagen. Auch davon bekam er nichts mit
Der Arzt verwehrte Hajo die Begleitung, erklärte: "H. Maybachs Untersuchung wird sehr lange dauern. Dann wird er versorgt und sage bestimmt nichts Falsches, dass auch Operationen nötig sind. Die genaue Diagnose steht erst sehr viel später fest"
Blieb ihnen nur in grenzenloser Angst um Jan dem sich entfernenden Krankenwagen nachzublicken
Sie besprachen, wann sie sich später in der Klinik trafen. Ina fuhr ins Labor, Vince suchte vor Ort weiter. Bevor Hajo Leni und Benni informierte trieb es ihn erst in die Interne. Er musste einfach wissen was Arno ausgespuckt hatte
Karl, Chef der Internen empfing ihn: "Hajo, bin grenzenlos erschüttert was mit Jan geschah. Bei Pits und Marks Bericht gruselte es mir richtig. Das will was heißen bei dem was ich schon alles zu sehen bekam. Gibt es bei Jan schon genaue Diagnosen, kann man ihm helfen?"
Resigniert meinte Hajo: "Karl, Jan wird vielleicht gerade in die Klinik eingeliefert............flüsterte: "Und ihm helfen? zog er die Schultern hoch.
"Du hättest Jan sehen sollen, dass war so, so, so.................ich begreife das Alles nicht"
Vorsichtig begann Karl: "Hajo, was Arno betrifft, sein Gelaber setzte sich hier fort: "Nicht verpfeifen.........vernichten.........nicht in Zelle wandern. Kennst du ja. Kein gescheites Wort aus ihm rauszuholen. Uns Allen unerklärlich welchen Grund er hat Jan tot sehen zu wollen"

Karl weiter: "Dachte in der Zelle kommt er vielleicht schneller zu sich. Befürchte nur, die Untersuchung zur Hafttauglichkeit bringt ihn in die Psychiatrie. Verzeih, glaubte auch einen Idioten vor mir zu haben, irgendwie tickt der doch nicht mehr richtig"
Hajo krächzte: "Nein, normal ist das nicht mehr, aber deswegen mit Jan.....all das, das.....War´s das dann mit Arno, schnell den Stempel bekloppt aufgedrückt, Blitztherapie und für die Hölle durch die er Jan jagte, geht er straffrei aus. Selbst dann, wenn Jan nicht durchko........."
Karl beteuerte: "Hajo, ich verspreche euch den Kerl unzählige Male durch die Mangel zu drehen, alles dranzusetzen für eine Verurteilung"
"Halte uns auf dem Laufenden" flitzte Hajo hinaus, wollte ein Vorhaben was ihn gerade durchblitze, umsetzen
Kurz darauf platzte er bei Kruse rein: "Jan ist gefunden"
Kruse stotterte aufgeregt: "Was......? Endlich.....wo den. Wer hielt ihn solange gefangen.....vor allem warum? Aber viel wichtiger: Wie geht es Jan?"
Hajo krächzte: "Setzen Sie sich lieber, denn das ist Alles so ......utopisch,...so grausam....." berichtete aber dann doch ausführlich. Kruse, ohnehin nicht der Nervenstärkste, wurde leichenblass, die Augen weit aufgerissen ungläubig auf Hajo gerichtet. Der meinte am Ende: "So und jetzt fordere ich Sie auf, sich später in der Klinik, vom Arzt genauestens anzuhören was dieser Irre im Einzelnen genau bei Jan anrichtete"
Kruse schluckte so oft, dann wisperte er: "Aber H. Trautschke, solche Besonderheiten gehören doch nicht zu meinen Aufgaben"
Hajo polterte: "Solange Jan verschwunden war, brachten Sie immer wieder Ihr Entsetzen zum Ausdruck, schworen jeden Eid, dass der Täter zur Höchststrafe verurteilt wird. Vielleicht zieht Arno eine Show ab, vielleicht tickt er nicht mehr richtig. Gerade die werden mit Samthandschuhen angefasst. Aber ich will das Sie Ihr Versprechen halten, Höchstrafe. Mir egal wieviel Türen Sie einrennen. Dazu müssen Sie
Alles real vor Augen haben, die grausamen medizinischen Berichte hören, dann wissen Sie das ich nicht übertreiben. Werden auch dafür sorgen wollen, dass dieser Teufel nie mehr aus der Zelle kommt"
Kruse saß einen Moment erstarrt, überlegte, schließlich sagte er doch sein Kommen zu

Auch in der Klinik blieb Jan fernab der Realität. Ihm in seinem vollgepumpten Zustand ein helfendes Mittel zu geben war riskant. Aber ohne jegliche Versorgung bedeutete ihn dem Sterben auszuliefern. Aber gerade hier musste alles für Überleben getan werden
Manchmal nahm Jan ganz kurz etwas wahr, spürte das Hantieren an sich, hörte verzerrte Laute. Der Taumel war zu stark um etwas genau deuten zu können. In Sekunden auch wieder vorbei, hielt in die Benommenheit umklammert

Hajo graute davor Leni und Benni zu informieren
Dann berichtete er ihnen so ruhig er konnte ausführlich, die schlimmsten Grausamkeiten ließ er weg, verschwieg ihnen aber nicht in welchem Zustand Jan war.
Viele Tränen flossen, immer wieder der verzweifelte Ausruf: "Jan soll leben, darf nicht sterben. Wir wollen ihn bei uns behalten, Jan muss überleben, gerade jetzt wo er nach der langen Zeit endlich befreit ist"
Dann fingen sie sich, waren gefasst. Grenzenlose Angst blieb. So kamen sie auch in die Klinik. Doch längst war Jan im OP und das könnte noch dauern sagte man ihnen. Das Warten war Folter
Dann traf Vince ein, erklärte: "Wir nahmen das Loch mit einigen Kollegen auseinander. Aber überall nur Gerümpel, Müllberge und Reste aus der Fabrik. Davon gingen ein paar Teile zur Untersuchung, vor allem die Strahlenmessung ist wichtig"
Benni krächzte: "Strahlen, was bedeutet das"
Hajo berichtete: "Für die damalige Fabrik nebenan war das der Müllaufbewahrungsplatz, da war Verstrahlung noch kein Thema"
Benni stammelte: "Aber dann wäre Papa ja....würde bedeuten....könnte sein...., dass er zu allem Anderen auch verstrahlt ist"
"Warten wir die Ergebnisse ab Benni. Verstrahlung kann, muss aber nicht sein bei deinem Vater" versuchte Hajo zu beruhigen. Er selbst war gar nicht ruhig, wusste er doch zu gut, was früher alles abgelaufen war

Jetzt waren 4 Personen der Warterei ausgesetzt
Es dauerte noch, dann kam Ina aufgelöst angerannt
"Was ist denn mit dir los" fragte Vince irritiert
Aufgeregt hechelte Ina: "Diese Injektionen, unfassbar. Das Zentrallabor steht Kopf, na ja und ich auch. Man kann nicht glauben wie der Inhalt sich zusammensetzt. Wir prüften unabhängig voneinander, überprüften noch mal, wiederholten es ein paar Mal, immer das Gleiche. Die genaue Substanz lässt sich nicht feststellen. Alles mehr ein Mix aus Viren, Giften, Keimen und Bakterien, Bestandteile die uns völlig fremd sind. Nahm viele leere Spritzen von dort mit, weil immer ein kleiner Rest darin verbleibt. Immer das Gleiche, ein Mix aus teilweise bekannten, aber auch einer Menge unbekannter Stoffe. Verstehe nicht wo sowas herkommt, wieso es überhaupt hergestellt wird"
Hajo erklärte: "Ina, Arno sitzt an der großen Quelle, der braucht nichts Fertiges. Muss nur zugreifen und kann sich den schädlichsten Mix herstellen"
Ina entgegnete: "Das meint das Zentrallabor auch. Die richteten sofort eine Anfrage an die Forschungsleitung alle Bestände oder wie die das nennen auf Inhalt und Menge zu überprüfen. Bin gespannt was das Kliniklabor feststellte"

Weiter hieß es Geduld, Geduld, viel Geduld haben, nur lange Stillsitzen konnte Keiner, immer lief Einer umher, fasste da und dort was an
Kruse kam auch wirklich beigehetzt. Aber die Tüen hinter denen sie um Jan kämpften blieben weiter verschlossen
Allen Warteten schien es als wurde die Zeit zur Ewigkeit, geradezu Gift für ihre blankliegenden Nerven. Alle schienen gleich zu explodieren

Als Dr. Boll endlich auftauchte, rangen sie um Stimme. Kruse stellte sich erst mal vor, die Anderen waren dem Dr. ja bekannt
Dann donnerten aber die Fragen auf ihn: "Was ist mit Jan, wie geht es ihm. Sie konnten ihn doch aus diesem Zustand holen, er wird leben. So reden Sie doch, Jan wird doch überleben, nicht wahr?"
"Gehen wir in mein Besprechungszimmer" lenkte Dr. Boll ab
"Können wir nicht erst zu Jan" fragten Leni und Benni gleichzeitig
Dr. Boll erklärte: "H. Maybach wird noch versorgt" führte sie in sein Zimmer
Schweigend blickte er lange in die Runde, begann dann langsam: "Ich habe viel, sehr viel zu H. Maybach bzw. seinem Zustand zu sagen, wird ein sehr langer Bericht..........Pause.......Verzeihen Sie meine plumpe Einleitung...........Aber leider ist H. Maybach in sehr schlechtem Zustand, anders ausgedrückt wir wissen nicht ob er überlebt"
"Aber Papa ist doch jetzt hier, hier in der Klinik, wird medizinisch versorgt, da, da,......muss er doch, doch" stammelte Benni
Leni fiel ein: "Sie haben ihn stundenlang operiert, da mussten Sie doch sein Leben retten können"
Dr. Boll erklärte: "Ich muss Ihnen leider einen sehr, sehr langen Bericht geben, um meine Aussagen zu verdeutlichen"
Soviele Augenpaare hingen jetzt stumm an Dr. Boll. Die nackte Angst stand darin
Dr. Boll räusperte sich: "Ich erkläre sehr ausführlich, muss zwischendurch auch einige Fragen stellen"