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Orientierungslos

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Orientierungslos - Seite 4 Empty Re: Orientierungslos

Beitrag  cat Fr 16 Nov 2012, 09:54

Die beiden durchforsten ein Möbelhaus und diskutieren und überlegen und am Ende haben sie sich gemeinsam auf ein Schlafzimmer geeinigt.

Leni: Wie lange wird es denn dauern, bis sie liefern können?
Verkäufer: Bis wann brauchen sie es denn?
Leni: (schaut zu Jan, der versteht ihren Blick) So schnell wie möglich.
Verkäufer: (verfolgt das Mienenspiel der beiden und lächelt) Verstehe. Also ich werde sehen, was ich machen kann. Aber vor einer Woche, wird das nichts.
Jan: Das ist gut. Eine Woche ist gut.
Verkäufer: Ja, dann hab ich glaube ich alles. Die Lieferadresse, ihre Telefonnummer. Dann... danke ich ihnen für ihren Einkauf. Sie haben wirklich eine sehr gute Wahl getroffen.

Die beiden verabschieden sich von dem Verkäufer und verlassen die Abteilung. Leni ist schon auf dem Weg zum Hauptausgang, als Jan stehen bleibt.

Leni: Was ist? Haben wir was vergessen?
Jan: Allerdings. (sie schaut ihn fragend an) Na ja, wie wir in Zukunft schlafen werden, ist geklärt. Und was ist mit unserem Engel?
Leni: Lotte.
Jan: Ganz recht. Lotte. Und wir gehen jetzt noch Kinderzimmer kaufen.
Leni: (grinst über beide Ohren, nimmt seine Hand) Dann los. Kinderzimmer kaufen.


Wieder haben sie viel Spaß beim Aussuchen der Kinderzimmermöbel und auch hier machen sie gleich alles unter Dach und Fach.
Sie kommen aus dem Möbelhaus.

Jan: Also Möbelkaufen ist echt anstrengend.
Leni: Ja und macht hungrig. (sie schauen sich an) Pizza?
Jan: Warum nicht. Da um die Ecke ist ein sehr guter Italiener.
Leni: Ich weiß.

Sie küssen sich und schlagen den Weg zum Italiener ein. Dort essen sie eine Kleinigkeit.

Leni: Wie fühlst du dich?
Jan: Gut. (sie lässt ihn nicht aus den Augen) Leni, es geht mir wirklich gut.
Leni: Entschuldige, aber....was hat denn der Arzt gesagt? Ich meine.... diese Entzugserscheinungen....werden die noch öfter kommen?
Jan: Ich weiß es nicht. (schaut sie an) Du hast Angst, oder?
Leni: Angst..... nein, das ... das ist der falsche Ausdruck. Ich....ich weiß nur nicht, wie ich mich dir gegenüber verhalten soll. Ich meine.... ich hab von solchen Schüben oft gelesen und auch schon darüber geschrieben. Aber da .... da
Stand ich außen vor.
Jan: Leni, ich kann auch wieder zurück nach Köln. Dort meinen Entzug machen. Und wenn...
Leni: So weit kommt’s noch. Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich dich noch einmal weglasse. Wir stehen das gemeinsam durch.
Jan: (er geht zu ihr, gibt ihr einen Kuss) Ich liebe dich.
Leni: Und ich liebe dich Jan. Das war mir noch nie so klar, wie heute.

Sie bekommt jetzt fast feuchte Augen.

Jan: Hey, es wird alles gut, hm? (sie nickt nur) So und jetzt würde ich sagen, holen wir Charlotte. Sie ist schon viel zu lange bei Frau Wolf.
Leni: Stimmt.

Jan bezahlt und wenig später sind sie auf dem Weg nach Hause. Sie holen die Kleine bei der Nachbarin ab und gehen dann selbst nach Hause.

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Beitrag  cat Fr 16 Nov 2012, 09:57


Es ist kurz nach 18 Uhr, als Hajo vom Büro zurückkommt. Als er ins Wohnzimmer kommt, sieht er Jan, der mit Charlotte auf dem Boden sitzt. Er bastelt etwas aus einem Stück Papier.
Dabei spricht er immer wieder etwas dazu. Lotte sitzt auf seinem Schoß und lässt ihn nicht aus den Augen.
Dann ist Jan fertig. ER hat ihr einen Frosch gefaltet.

Jan: Und fertig ist der ?
Lotte: Frosch.
Jan: Ja.

Sie nimmt den Frosch und steht auf, will ihn Leni zeigen. Da erkennt sie ihren Opa.

Lotte: Opa, Opa, ein Frosch.

Sie geht zu ihm und zeigt das Gebastelte.

Hajo: Der ist ja toll.
Lotte: Ja.

Sie geht in die Küche, wo Leni das Essen zubereitet. Jan steht auf.

Hajo: Was du so alles kannst.
Jan: Ach, damit konnte ich früher schon Benni begeistern.
Hajo: Nicht schlecht.
Jan: Soll ich dir auch ein Tier falten?
Hajo: Nee, lass mal. (sie müssen grinsen)
Jan: Wie war’s im Büro?
Hajo: Ging so.
Jan: Hat.... Tom irgendwas gesagt?
Hajo: Ich muss zugeben, Jan, du warst wirklich nicht zimperlich. Sah ziemlich mitgenommen aus.
Jan: Ich werde später kurz bei ihm vorbei gehen. Mich entschuldigen.
Hajo: Tu das. Und was habt ihr heute noch so getan ?
Leni: (steht jetzt an der Tür) Wir haben uns eine Wohnung ausgesucht.
Hajo: Wirklich?
Leni: Ja. Die von Sabines Bekannten. Du weißt schon.
Hajo: Ach ja. Die war aber auch schön.
Leni: Und danach haben wir Möbel gekauft.
Hajo: Verstehe. Also ein rundum gelungener Tag.
Leni: Kann man so sagen.
Hajo : Und bei dir ist alles OK?
Jan: Klar.
Leni: In 5 Minuten können wir essen.
Hajo: Gut, ich zieh mich nur noch schnell um.

Wenig später sitzen sie beim Abendessen und danach fährt Jan zu Tom.

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Beitrag  cat Fr 16 Nov 2012, 10:01


Er parkt den Wagen vor dem Haus, steigt aus und geht nach oben. Klingelt.
Es dauert nicht lange und Tom öffnet die Tür. Die beiden schauen sich an, dann schließt er die Tür einfach wieder.

Jan: Tom? Tom, bitte mach auf. Ich... muss mit dir reden. (es passiert nichts)
Tom? 5 Minuten, bitte.

Es geschieht immer noch nichts. Jan bleibt noch eine Weile stehen und dann dreht er sich um, möchte gehen. Was er nicht weiß, Tom steht die ganze Zeit hinter der Tür und schaut durch den Spion. Er bekommt natürlich mit, dass Jan im Begriff ist, zu gehen.
ER öffnet jetzt die Tür. Jan hört das, bleibt auf der Treppe nach unten stehen, dreht sich um.

Tom: Bei deinen Verhören gehst du aber hartnäckiger mit deinen Gegenübern um. (sie schauen sich an, Jan verzieht keine Miene) Komm rein.

Jan kehrt um und geht in Richtung Haustür. Plötzlich stellt sich Tom ihm in den Weg.

Tom: Du behältst deine Hände aber in der Tasche, verstanden?

Jan grinst leicht und geht dann an ihm vorbei in die Wohnung. Sie kommen ins Wohnzimmer. Jan kennt sich hier ja sehr gut aus, war er früher schon öfter hier, wenn er mit Tom etwas zusammen unternommen hat.

Tom: Wenn du wissen willst, wie’s mir geht. Gut.
Jan: Tom, es tut mir Leid. Ich... ich war in diesem Moment so ... so wütend. Ich konnte einfach nicht verstehen, wie du so etwas tun konntest. Mir am Telefon Lottes Entführer vorzuspielen. Das.... das war einfach...
Tom: Blöd von mir. Ich weiß. Aber ich hab erreicht, was ich wollte. Und das war es mir wert. (er zeigt auf seine noch sichtbaren Blessuren)

Sie schauen sich an, schweigen eine Weile.

Tom: Wie geht es dir? Hajo hat heute morgen erzählt, was passiert ist.
Jan: Es geht. Ich... ich werde mich für ein Suchtprogramm anmelden.
Tom: Jan.... wie konnte es so weit kommen?
Jan: Das ist eine etwas längere Geschichte.
Tom: Ich hab Zeit, Jan. Was ist? Ein Bier?
Jan: Warum nicht.

Tom holt zwei Bier und sie machen es sich gemütlich. Allerdings bleibt es nicht bei den beiden Bieren. Und es wird auch ein sehr langer Abend.

Es ist bereits nach Mitternacht, als Jan sich endlich entschließt, nach Hause zu gehen.
Allerdings hat er keinen Hausschlüssel für Hajos Wohnung. Deshalb fährt er trotz seiner Bierchen in das Hotel, das aber auch nicht weit von Toms Wohnung ist.

Leni kann sich das schon denken, dass die beiden sich aussprechen und rechnet nicht wirklich mit Jan.

Am nächsten Morgen ist es Jan, der im Hotelzimmer aufwacht und anfängt zu zittern.
Es sind jetzt gut 24 Stunden seit seinen letzten Entzugserscheinungen vergangen. Aber er spürt, dass es wieder zu einem Schub kommt. Er steht auf und geht an seine Jacke. Möchte er die Tabletten nehmen, die ihm der Arzt in der Klinik gegeben hat. Er sucht, findet sie aber nicht.


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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 09:48

Zur gleichen Zeit ist Leni dabei das Frühstück zu richten.
Hajo kommt die Treppe hinunter und sieht Lotte, die eine Tablettenröhrchen in der Hand hält.

Hajo: Was hast du denn da, mein Schatz?

Er nimmt ihr es ihr weg und liest.

Leni: Morgen Papa. (sie sieht das Röhrchen) Was machst du denn mit Jans Tabletten?
Hajo. Die hatte deine Tochter in der Hand.
Leni: Wie bitte? Lotte! (sie schaut etwas ahnungslos)
Hajo: Was sind das für Tabletten?
Leni: Die soll er nehmen, sobald er die ersten Anzeichen eines Entzugs spürt. (Hajo schaut auf seine Uhr) Was ist?
Hajo: Den letzten Schub hatte er vor gut 24 Stunden. Er ist nicht nach Hause gekommen?
Leni: Nein. Es war sicher spät gestern bei Tom. Ich denke mal, dass er ins Hotel gefahren ist.
Hajo: Dann ruf ihn an.
Leni: Du meinst.....
Hajo : Ich weiß nicht, Leni, wie Jans Körper reagiert. Mag sein, dass gar nichts passiert bis er hier ist. Aber er kann genauso gut auch wieder einen Schub bekommen.

Leni geht ans Telefon und ruft Jan an. Der hört zwar das Handy, ist aber schon gar nicht mehr richtig ansprechbar.

Leni: Er geht nicht ran. (sie schaut Hajo an) Papa, ich fahr schnell ins Hotel.
Hajo: Ist gut. Ich bleibe solange hier.
Leni: Danke.

Sie nimmt ihre Jacke, die Schlüssel und die Tabletten und schon ist sie weg.

Hajo: Und wir beide frühstücken erst mal,hm?

Lotte nickt und sie gehen in die Küche.

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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 09:53


Leni fährt etwas schneller als sonst. Sie hat Angst, dass Jan sich in seinem Zustand etwas antunt.
Sie erkennt Jans Wagen vor dem Hotel, steigt aus und geht hinein. Es ist kein großes Hotel.
Im Foyer kommt ihr eine komische Gestalt entgegen. Dunkel gekleidet, dunkle Sonnenbrille.
Die beiden schauen sich an beim Vorbeigehen.
Leni bleibt daraufhin stehen und dreht sich nach ihm um. Der Typ macht es ihr nach, bleibt aber nicht stehen. Er grinst nur komisch.

Leni geht ein Stockwerk nach oben. Sie weiß ja noch sehr gut, wo Jans Zimmer ist.
Sie klopft, aber es antwortet keiner. Sie versucht es wieder, nichts. Dann öffnet sie die tür und ist erstaunt, dass sie nicht abgeschlossen ist.

Sie geht hinein, sieht das durchwühlte Bett.

Leni: Jan? Jan bist du da?

Sie geht weiter ins Zimmer. Die Badezimmertür ist nur angelehnt. Sie öffnet sie und sieht nun Jan, wie er auf dem Boden sitzt, mit dem Rücken zur Wand.
Er hat seinen Kopf in den Armen versteckt.
Er hat nur seine Schlafanzughose an. Sein Oberkörper ist frei.
Sie läuft sofort zu ihm und nimmt seinen Kopf in die Hände. Sie schauen sich an.

Leni: Jan?

Jetzt sieht sie die Einstichstelle in seinem Arm. Ihr fällt der Typ von eben ein, der an ihr vorbeigegangen ist.

Leni. Jan, was... was hast du getan?
Jan: (realisiert, was er getan hat) Es... es tut mir Leid, aber..... ich hab diese verdammten Tabletten nicht gefunden. Und... ich....ich...

Sie nimmt ihn nun ganz fest in ihre Arme. Jan fühlt sich so elend. Er konnte dem Druck nicht standhalten, hat es wieder getan.
Er legt seinen Kopf an ihre Schulter. Sie spürt, wie enttäuscht er selbst von sich ist. Sie nimmt seinen Kopf und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn, dann schauen sie sich an.

Leni: Ich werde dich ab jetzt keine Sekunde mehr alleine lassen.
Jan: Und dein Job?
Leni: Jan, du bist mir wichtiger. Ich werde Urlaub nehmen. Egal wie lange es dauern wird.
Jan: Leni, ich möchte nicht, dass du....
Leni: Hör auf Jan! Das hier wäre nicht passiert, wenn ich bei dir gewesen wäre.
Jan: Das stimmt doch gar nicht.
Leni: Doch, das stimmt. Hör zu, du gehst jetzt duschen, ziehst dich an und packst deinen Koffer. Dann kommst du nach Hause, frühstücken. Ich hab Lotte bei Papa gelassen, aber der hat heute früh einen Termin bei Wörnle. Muss zeitig los.
Jan: OK. Ich... ich beeil mich.
Leni: Du kannst dir ruhig Zeit lassen, Jan. (sie küsst ihn jetzt, dann steht sie auf und verschwindet)

Jan bleibt noch eine ganze Weile auf dem Boden sitzen, bis er schließlich duscht und sich fertig macht.

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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 09:57


Unterdessen kommt Leni wieder nach Hause.
Hajo ist mit Lotte beschäftigt.

Hajo: Da bist du ja.
Leni: Tut mir Leid Papa, ging nicht schneller.
Hajo: Schon OK. Ich hab Wörnle angerufen und gesagt, dass es etwas später wird. Und? Wie geht es Jan?
Leni: (ist jetzt total aufgekratz) Oh, es geht ihm gut. Er und Tom haben die Nacht quasi zum Tag gemacht. Sei also nicht so streng mit Tom, wenn er heute Morgen ins Büro kommt.
Hajo: Ich kann es mir schon vorstellen. Und Jan? Hast du ihm die Tabletten gegeben?
Leni: Klar. Er macht sich fertig und kommt dann her.
Hajo: Sag mal... ist irgendwas?
Leni: Nee, was soll denn sein?

Sie geht an ihm vorbei, will seinem Blick und seinen Fragen ausweichen.
Hajo beobachtet sie, geht dann zu ihr. Er fasst ihren Arm und dreht sie zu sich.

Hajo: Schau mich an.
Leni: (wartet eine Weile, dann schaut sie ihn an) Ja?
Hajo: (es wird eine Weile geschwiegen) Er hat es getan, hab ich Recht?
Leni: Was? Was hat er getan?
Hajo: Du bist zu spät gekommen. Er hatte sich schon einen Schuss gesetzt, oder?

Sie lässt jetzt ihren Vater nicht aus den Augen, sie wird traurig und nickt nur.

Hajo: Ich glaube, es wird das Beste sein, wenn er sich in eine Klinik einweisen lässt. Wo man ihm professionell helfen kann.
Leni: Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich weiß, wie es in diesen Kliniken zugeht. Hab darüber mal einen Bericht gelesen. Die Menschen dort sind drogenabhängig und zu allem fähig.
Hajo. Leni, wach auf. Jan ist ebenfalls drogenabhängig. Da macht es keinen Unterschied, wie lange er letztendlich an der Nadel hängt.
Leni: Ich werde Urlaub nehmen. Solange, bis er von dem Teufelszeug weg ist.
Hajo: Leni, stell dir das nicht so einfach vor. Wir wissen beide nicht, wie er reagiert, wenn er auf Entzug ist. Er kann um sich schlagen, könnte dich oder Lotte verletzen. Oder er ... er verletzt sich selbst, weil er sich dafür hasst. Jeder Abhängige reagiert anders, wenn er auf Entzug gesetzt ist. Willst du dich und Lotte dieser Gefahr aussetzen?
Leni: Ich kann Jan jetzt nicht im Stich lassen, Papa. ER braucht uns. Braucht uns alle. Dich, Ina, Tom mit eingeschlossen.
Hajo: Hör zu, lass uns heute Abend noch einmal darüber reden. Im Beisein von Jan. Wir sollten ihn entscheiden lassen, wie er sich seinen Entzug vorstellt.
Leni: Wenn du meinst.

Er gibt ihr einen Kuss.

Hajo: Wir schaffen das. Den ersten Schritt haben wir schon getan. Er ist hier. Und.... er hat dir verziehen. So und jetzt kümmere dich erst mal um Lotte. Ich muss los.
Leni: Klar. Danke, dass du so lange gewartet hast.
Hajo: Schon OK. Tschüß.
Leni: Tschüß Papa.

Hajo verlässt das Haus und fährt in Richtung Präsidium.
Leni räumt den Frühstückstisch auf und richtet alles für sie und Jan.Er muss ja bald kommen.

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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 10:01


Etwa eine halbe Stunde später kommt Jan. Er hat seinen Koffer dabei.

Leni: Hey, kommst gerade richtig. Hab den Kaffee fertig.

Sie gehen ins Wohnzimmer. Lotte kommt auf ihn zu, er fängt sie auf und gibt ihr einen Kuss.

Leni: Setz dich.
Jan: Danke.

Er setzt sich und Leni macht es ihm nach. Lotte spielt in einer Ecke weiter.

Jan: Ich hab vorhin bei dieser Suchtberatung angerufen und einen Termin auf 10 Uhr fest gemacht.
Leni: Gut, dann bring ich Lotte nachher noch einmal zu Frau Wolf.
Jan: (schaut sie an) Bist du mir böse?
Leni: Jan. (sie legt ihre Hand auf seinen Arm) Jan ich bin dir nicht böse. Ich.... ich weiß nicht, was auf uns zukommt, aber eines weiß ich, wir werden es gemeinsam schaffen. Auch wenn Papa das anders sieht.
Jan: Warum?
Leni: Er meint, du solltest dich in eine Klinik einweisen lassen.
Jan: Vielleicht gar keine schlechte Idee. Dann kannst du auch weiterhin zur Arbeit gehen.
Leni: Ich will aber nicht zur Arbeit gehen. Ich will für dich da sein.
Jan: Leni, ich.....ich hab meine Entzugserscheinungen bisher immer vorher eindämmen können, weil ich.....
Leni: Weil du dir das Zeug gespritzt hast. Ich weiß.
Jan: Ja. Und deshalb kann ich dir auch nicht sagen, wie ich reagiere, wenn es zum Äußersten kommt.
Leni: Stimmt und genau das lassen wir auf uns zukommen. Du weißt es nicht, ich weiß es nicht.

Sie lassen sich nicht aus den Augen.

Leni: Jan, du hast bisher so viel durchgestanden, du willst doch jetzt nicht aufgeben, bevor es richtig los geht.
Jan: Nein, natürlich nicht.
Leni: Dann keine Diskussionen mehr. Wir hören uns später an, was die Leute von der Suchtberatung sagen, OK?

Er nickt und lächelt ihr zu. Lotte kommt zu ihm, möchte auf seinen Schoß.

Lotte: Papa.
Jan: Komm her mein Schatz.

Er setzt sie auf seinen Schoß und sie lehnt ihren Kopf an seine Brust. Er gibt ihr einen Kuss auf den Kopf.
Leni spürt wie die beiden sich lieb haben und sich gegenseitig brauchen.

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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 10:11


Wenig später sind sie auf dem Weg zur Suchtberatungsstelle. Leni hat vorher noch Lotte bei Frau Wolf abgegeben. Die hat sich natürlich wieder gefreut auf die Kleine.
Bei der Anmeldung bekommt Jan ein Formular, dass er so weit es geht ausfüllen muss.
Er sitzt an einem Tisch und schreibt. Leni blättert in einem Ordner, der über diese Selbsthilfegruppe handelt. Wenig später gibt Jan den Fragebogen ab und sie müssen noch ein wenig warten.

Sie stehen vor einer Stellwand, wo ein paar Artikel und Berichte über Suchtgefahren angebracht sind.
Sie werden von einer Stimme unterbrochen.

Conni: Herr Maybach?

Beide drehen sich um, sehen die Frau und gehen auf sie zu.

Conni: (gibt ihm die Hand) Conni Franke. Guten Tag.
Jan: Jan Maybach, hallo.
Leni: Leni Trautzschke.
Jan: Meine Frau.
Conni: Schön, dass sie mitgekommen sind. Dann kommen sie mal mit.

Sie führt die beiden in ihr Büro. Ein sehr helles, schönes Büro.

Conni: Setzen sie sich.

Jan und Leni setzen sich auf die beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch stehen. Conni Franke nimmt das Formular und überfliegt es.
Jan und Leni schauen sich an, dann nimmt sie seine Hand, um ihm zu sagen, dass alles gut wird. Frau Franke beobachtet das im Blickwinkel.

Conni: Herr Maybach, sie sind Vater eines 20-jährigen Sohnes und einer knapp 2 Jahren alten Tochter.
Jan Ja.
Conni: Ihre Frau begleitet sie heute, demnach kann ich davon ausgehen, dass privat bei ihnen alles in bester Ordnung ist.
Jan: Ist es auch.
Conni: (schaut ihn an) Warum dann die Drogen?
Jan: Ich..... (er schaut zu Leni) ich bin da nicht freiwillig reingeraten.
Conni: Wie soll ich das verstehen?
Jan: Ich...ich bin vor einem halben Jahr nach Köln zurück. Ich komme ursprünglich aus Köln.
Conni: Gab es dafür einen Grund?
Jan: (er schaut nach unten) Ich musste mir über einiges klar werden.
Conni: Beruflicher Natur?
Jan: Auch.
Leni: (merkt, dass er Probleme hat, darüber zu reden) Wir hatten damals eine kleine Krise. Ein Fall, den mein Mann damals aufzuklären hatte.
Conni: Verstehe. Und was ist in Köln dann passiert?
Jan: Ich bin in die Hände eines niederländischen Drogenhändlers geraten. Ich habe vor vielen Jahren im Einsatz dessen Sohn erschießen müssen. Damals drohte er mir, sich zu rächen. Tja und.... er war wieder in Köln und hat mir mit einer Überdosis Heroin den Weg in die Drogenwelt geebnet.
Conni: Sie hatten vorher nie Kontakt mit Drogen?
Jan: Nein.
Conni: Haben die Ärzte ihnen nicht geholfen?
Jan: Ich......(er schaut Leni wieder an) Ich war der Ansicht, dass ich es alleine schaffe, hatte ich bis vor dieser Spritze ja keinerlei Kontakt mit Heroin
Conni: Und jetzt spritzen sie sich das Zeug seit drei Monaten.
Jan: Ja.
Conni: Herr Maybach, ich habe hier eine Liste von Einrichtungen, die sich um Menschen kümmern, die wie sie einen Entzug machen wollen.
Leni: Wir wollen keine Klinik.
Conni: (schaut Jan an) Ist das so?
Jan: Wir ... wir wollen es ohne Klinik versuchen.
Conni: Frau Trautzschke, sie wissen offenbar nicht, was es heißt, mit einem Menschen unter einem Dach zu leben, der sich zu einem Entzug entschlossen hat.
Leni: Das stimmt. Aber ich habe als Reporterin schon einige Berichte über solche Kliniken gelesen. Und ich weiß, wie es dort
Zugeht. Mein Mann gehört da nicht hin.
Conni: Weil er erst seit drei Monaten an der Spritze hängt? Und deshalb bei Weitem nicht die Abhängigkeit besitzt, wie andere, die jahrelang mit den Drogen leben?
Leni: Die Abstände zwischen den Dosen, die er sich spritzt sind noch relativ groß. Und ich glaube einfach, dass er zu Hause besser aufgehoben ist.
Conni: Nun, was die Zeit zwischen den Verabreichungen der Spritzen angeht, haben sie sicherlich Recht, aber Fakt ist nun mal, ihr Mann ist drogenabhängig. Da führt kein Weg daran vorbei. Und er wird genau das gleiche durchmachen, wie andere, die schon länger dabei sind.
Jan: Sie raten mir also einen Klinikaufenthalt.
Conni: Herr Maybach, in Anbetracht dessen, dass ihre Frau mit ihnen hierher gekommen ist, könnte ich mir schon vorstellen, dass sie es zu Hause auch schaffen, sich diesem Teufelszeug zu entziehen. Ich wollte ihnen lediglich aufzeichnen, dass es nicht leicht werden wird.
Leni: Das ist uns beiden bewusst. Aber ich glaube ganz einfach, dass Jan..dass mein Mann es schneller schafft, wenn er von den Menschen umgeben ist, die ihn lieben.
Conni: Gut, dann möchte ich ihnen jetzt gerne noch etwas zeigen. Sie haben Zeit?
Jan: Ja.
Conni. Kommen sie.

Sie führt die beiden in einen etwas größeren Raum.

Conni: Wir treffen uns hier zwei mal die Woche. Wir, das sind ein Kollege und ich zusammen mit Menschen, die wie sie den Ausstieg aus den Drogen vornehmen oder es gerade geschafft haben. Ich würde mich freuen, wenn auch sie sich diesem Kreis anschließen.
Jan: Ich denke schon.
Conni: Und jetzt möchte ich, dass sie sich noch 20 Minuten Zeit nehmen und sich dieses Video anschauen.

Sie legt eine DVD ein. Jan und Leni setzen sich und warten auf das, was da kommt.
Es ist ein Bericht über Süchtige, die Entzugserscheinungen haben und unter ärztlicher Aufsicht sind.
Die Bilder sind zum Teil sehr brutal. Jan ist es dann, der irgendwann nicht mehr zuschauen kann und das Zimmer verlässt. Ohne ein Wort zu sagen.
Leni schaut sich das ganze zu Ende an.

Conni: (schaltet den Fernseher wieder aus) Ist nicht leicht, wenn man das so sieht, hm?
Leni: Ich weiß, dass es kein Zuckerlecken werden wird.
Conni: Und sie wollen immer noch, dass er zu Hause bleibt?
Leni: Die Bilder sind hard, keine Frage. Und ich weiß auch nicht, was auf uns zukommt, aber ich liebe meinen Mann und ich möchte bei ihm sein, wenn ..... wenn er mich braucht.
Conni: Sie lieben ihn wirklich und ich glaube, dass ihre Liebe zu ihm schon die halbe Miete für einen erfolgreichen Ausstieg ist. Ich wünsche ihnen auf jeden Fall alles erdenklich Gute und..... wenn sie das Gefühl haben, überfordert zu sein, wir stehen auch für die Angehörigen zur Verfügung. Rufen sie uns einfach an oder kommen vorbei. Wir helfen ihnen gerne.
Leni: Das ist nett. Danke.
Conni: So und jetzt kümmern sie sich erst mal um ihren Patienten. Ihm scheinen die Bilder doch etwas mehr zugesetzt zu haben.
Leni: Mach ich. Auf Wiedersehen.
Conni: Wiedersehen.




Leni kommt nach draußen und sucht Jan. Der steht etwas abseits an einer Mauer. Sie geht auf ihn zu, fasst seinen Arm. Sie schauen sich an, sagen kein Wort.
Sie lassen sich nicht aus den Augen, dann küssen sie sich.
Sie fahren nach Hause um dort miteinander zu schlafen. Sie haben beide das Verlangen danach. Wenig später liegt Leni in Jans Arm.

Leni: Woran denkst du?
Jan: Leni, ich weiß nicht, ob ich dir das alles zumuten soll.
Leni: Jan, die Bilder, die du vorhin gesehen hast, waren schlimm, ja. Aber soweit muss es bei dir nicht kommen.
Jan: Und wenn doch? (er setzt sich jetzt auf)
Leni: Hey, es macht überhaupt keinen Sinn, sich darüber jetzt Gedanken zu machen. Wir müssen das alles auf uns zukommen lassen.

Sie merkt, dass ihm das ganze sehr nahe geht.

Jan: Was, wenn ich es nicht schaffe? (sie schauen sich an)

Sie setzt sich jetzt ebenfalls auf und fängt an ihn zu küssen.

Leni: Du wirst es schaffen, glaub mir.

Sie bleiben noch eine ganze Weile im Bett, bis sie sich wieder anziehen.

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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 10:17

Leni holt wenig später Lotte wieder von der Nachbarin ab.
Danach machen sie einen großen Spaziergang.

Leni: Sag mal, hättest du nicht Lust, hier in Leipzig ein paar Kids zu trainieren? So wie in Köln?
Jan: Gott, Köln. Ich…. Ich hab Chris vergessen. Ich wollte ihm doch Bescheid sagen. Vielleicht sollte ich nach Köln fahren. Ich muss sowieso meine Wohnung kündigen.
Leni: Aber nicht jetzt. Nicht während deines Entzugs. Ruf deinen Freund an. Er kann das Wichtigste doch schon mal in die Wege leiten.
Jan: Ja, du hast Recht.
Leni: Was ist mit deinen Eltern?
Jan: Was soll mit ihnen sein?
Leni: Wissen sie von deiner Sucht?
Jan: Nein. Genausowenig wie Chris.
Leni: Du hast niemandem etwas gesagt?
Jan: Wozu? Ich hab meinen Job gemacht, wie sonst auch.
Leni: Also irgendwie bin ich froh, dass Tom dich durchschaut hat.
Jan: Ja, wenn er nicht gewesen wäre....
Leni: ... würden wir jetzt nicht zusammen spazieren gehen und Zukunftspläne schmieden.
Jan: (bleibt stehen, nimmt sie in den Arm) Da muss ich ihm richtig dankbar sein.
Leni: Ja.

Sie küssen sich.

Leni: Was ist jetzt mit deinen Eltern?
Jan: Sie müssen davon nichts erfahren. Meine Mutter würde sich nur unnötig aufregen. Ich erzähl ihr lieber, dass wir wieder zueinander gefunden haben.
Leni: OK, wie du meinst.

Sie laufen noch eine ganze Weile spazieren, gehen mit Charlotte auf einen Spielplatz.
Gegen 17 Uhr kommen sie wieder nach Hause.

Leni ist dabei, das Abendessen zu richten.
Jan ruft in Köln an.

Jan: Chris?
Chris: Mensch Jan, ich wollte schon wieder eine Vermisstenanzeige aufgeben. Warum meldest du dich nicht?
Jan: Tut mir Leid, aber... ich konnte nicht früher.
Chris: Wie geht es Charlotte? Konntet ihr den Entführer schnappen?
Jan: Lotte wurde nicht entführt. Das... das war nur ein Lockmittel, um mich nach Leipzig zu holen.
Chris: Wie bitte? Wieso das denn?
Jan: Chris, ich.... ich würde dir das ganze wirklich gerne erklären, aber am Telefon ist das nicht so einfach.
Chris: Gut, dann warte ich, bis du wieder kommst. (es wird geschwiegen) Du kommst doch wieder?
Jan: Nein, vorerst nicht.
Chris: Oh, warum?
Jan: Ich… ich hab mich mit Leni ausgesprochen und….. wir haben uns wieder eine Wohnung genommen.
Chris: Sehr gut. Ich hab ehrlich gehofft, dass du wieder zur Vernunft kommst.
Jan: Du bist nicht sauer? Ich meine, weil.... weil du mir doch den Job verschafft hast.
Chris: Hey, ein Ehemann und Vater gehört zu Frau und Kind. Ist nun mal so. Und Jan... ich freu mich für dich. Wirklich.
Jan: Danke. Hör zu, könntest du, bis ich nach Köln komme, schon mal dafür sorgen, dass die Wohnung gekündigt wird? Ich werde noch mit meinem Vater reden. Er soll die Möbel wieder in die Halle bringen lassen.
Chris: Mach dir darüber keinen Kopf. Ich erledige das. Bzw.... meinst du deine Mutter würde mir die Möbel überlassen?
Jan: Wieso?
Chris: Ich hab einen Klienten, der dringend einen festen Wohnsitz nachweisen muss, damit er an einem Suchtprogramm teilnehmen kann. Deine Wohnung wäre ideal.
Jan: Warum nicht? Aber ... frag doch vorsichtshalber auch meine Mutter, hm?
Chris: Klar, mach ich. Und.....Jan ist auch wirklich alles in Ordnung?
Jan: Ja. Ich... ich erklär dir alles später.
Chris: Gut, dann grüß mir Leni und Lotte unbekannterweise.
Jan: Mach ich. Tschüß.
Chris: Tschüß Jan.

Er legt auf. Leni steht an der Tür und beobachtet ihn. Er dreht sich um, sieht sie.

Jan: Schöne Grüße von Chris.
Leni: Scheint ja ein netter Typ zu sein.
Jan: Ist er. Sobald ich...... (sie lassen sich nicht aus den Augen) Du weißt schon...
Leni: Nichts überstürzen, Jan. Wir werden nach Köln fahren. Später.
Jan: Ja.

Er geht zu ihr und gibt ihr einen Kuss. In dem Moment kommt Hajo nach Hause.

Hajo: Hallo.
Leni: Hallo Papa.
Hajo: War das ein Tag. Ich sag’s euch. Jan, es wird Zeit, dass du wieder zurück kommst.
Jan: Wer sagt denn, dass ich wieder zurückkomme?
Hajo: Ich sag das.
Jan: Hajo, ich....
Hajo: Du wirst deine Krise überwinden. Dein Schreibtisch wartet darauf, wieder von dir belagert zu werden.
Jan: Darf ich dazu vielleicht auch etwas sagen?
Hajo: Nein.

Er geht an ihm vorbei nach oben. Will er sich umziehen.
Jan schaut ihm hinterher, Leni muss grinsen.

Jan: Du findest das lustig, ja?
Leni: Ja irgendwie schon.
Jan: Super.

Er geht in die Küche und schaut nach dem Essen.

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Beitrag  cat Mo 19 Nov 2012, 10:22



Wenig später sitzen sie am Esstisch und essen zu Abend.


Hajo: Wie war es bei der Suchtberatung?
Jan: Gut.
Hajo: Haben sie dir Adressen geben können, wohin du dich wenden kannst?
Jan: Ja.
Hajo: Du kannst ja eine Klinik nehmen, die in unmittelbarer Nähe von uns liegt.
Jan: Ich werde in keine Klinik gehen.
Hajo: (schaut Leni an) Weil meine Tochter das so will?
Jan: Leni hat mit der Entscheidung nichts zu tun.
Hajo: Tut mir Leid, Jan, aber das glaube ich dir nicht. Ich kenne ihre Einstellung und ich habe ihr heute morgen schon meine Bedenken ausgesprochen.
Jan: Ich weiß, sie hat es mir erzählt. Aber ich möchte es versuchen.
Leni: Papa, bitte. Jan braucht uns jetzt mehr denn jeh. Ihn einfach abzuschieben halte ich für keine gute Idee.
Hajo: Wer spricht denn hier von Abschiebung?
Leni: Du. Du hast Angst, Verantwortung zu übernehmen.
Hajo: Hab ich nicht. Ich hab nur Angst, dass etwas geschieht, was wir später nicht unter Kontrolle haben und möglicherweise bereuen
Drogenabhängige auf Entzug durchleben eine ziemlich heftige Zeit.
Leni: Ja und wir werden Jan durch diese Zeit helfen.

Hajo geht nicht weiter auf diese Diskussion ein. Die anderen schweigen ebenfalls.
Sie essen zu Ende.


Es ist kurz nach Mitternacht, als Jan Durst verspürt. Außerdem kann er nicht schlafen. Er geht nach unten und schenkt sich ein Glas Wasser ein.
Was er nicht gleich bemerkt ist, dass Leni an der Tür steht und ihn dabei beobachtet.
Jan trinkt das Glas mit einem Schluck leer.
Erst jetzt sieht er sie, als sie plötzlich neben ihm steht. Sie schauen sich an. Leni merkt, dass es Jan nicht gut geht.

Leni: Hey, was ist denn los?

Zur gleichen Zeit kommt Hajo nach unten. Auch er möchte gerne etwas trinken. Sieht das Licht in der Küche und erkennt die beiden. Er bleibt an der Tür stehen, möchte nicht gesehen werden. Aber er hört, was gesprochen wird.

Leni: Es ist wegen Papa, hab ich Recht?
Jan: Leni, ich... ich kann das nicht.
Leni: Was? Was kannst du nicht?
Jan: Meinen Entzug hier durchführen.
Leni: Und warum nicht?
Jan: Das... das würde nur ... miese Stimmung bringen.
Leni: Also doch Papa.
Jan: Leni, dein Vater hat Angst. Angst um dich, dass ich..... dass ich dir weh tue,dich verletze.
Leni: Jan, das hatten wir alles schon zur Genüge. Wir wissen nicht, was passieren wird und gut. Du hast gesagt, dass du nicht meinetwegen einen Klinikaufenthalt ablehnst. Aber jetzt... jetzt willst du seinetwegen von deinem Weg abweichen. Das ist nicht gut.
Jan: Das hab ich nicht gesagt.
Leni: Ich bitte dich, Jan. Du willst hier nicht bleiben, also kommt doch nur eine Klinik in Frage.
Jan: Nein. Ich ... ich werde morgen früh nach Köln fahren.
Leni: Wie bitte?
Jan: Ja. Ja, ich denke, das ist für alle das Beste. Dort habe ich meine eigenen vier Wände und ich muss niemandem etwas erklären.
Leni: Und was ist mit mir und Charlotte?
Jan: Nun... wenn du mir wirklich bei meinem Entzug zur Seite stehen willst, dann... dann komm mit.

Sie schauen sich an.

Leni: Jan, ich .... ich liebe dich. Und wenn du meinst, das ganze in Köln über die Bühne bringen zu müssen, dann..... komme ich natürlich mit.

Sie fallen sich in die Arme und bleiben eine ganze Weile in dieser Haltung. Hajo hat genug gesehen und gehört. Er geht wieder nach oben, legt sich ins Bett. Schlafen kann er nicht mehr.
Zu viel geht ihm durch den Kopf.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:11

Am nächsten Morgen ist es Jan, der in der Küche ist und die Kaffeemaschine anschmeißt.
Hajo kommt die Treppe runter und entdeckt zwei Koffer. Er hört Geräusche aus der Küche und geht hinein.

Hajo: Morgen Jan.
Jan: (dreht sich kurz um) Morgen Hajo.
Hajo: Kannst du mir mal erklären, was es mit den beiden Koffern da draußen auf sich hat?
Jan: Wir fahren nach dem Frühstück nach Köln.
Hajo: Nach Köln? Warum?
Jan: (dreht sich jetzt zu ihm um, schaut ihn an) Hajo, es ist das Beste.
Hajo: Für wen?
Jan: Für uns beide. Du bist mich los und musst keine Rücksicht mehr nehmen.
Hajo: Was ist das denn für ein blödes Gerede.
Jan: Lass gut sein. Ich weiß, dass du dich mit dem Gedanken nicht anfreunden kannst, dass ich mich zu Hause entgiften möchte. Aber es ist nun mal so. Eine Klinik kommt für mich nicht in Frage.
Hajo: Jan, ich.. ich hab vielleicht überreagiert, aber....
Jan: ..... nein hast du nicht. Ich würde an deiner Stelle vermutlich auch so denken. Ich weiß nicht, was Leni und mich erwartet, aber... das Umfeld muss stimmen. Und das ist hier nicht gegeben.
Hajo: Weil ich der Böse bin, ja?
Leni: Nein, weil du der beste Vater, Schwiegervater und Großvater bist, den es gibt.

Sie kommt jetzt auf ihn zu, hat sie das Gespräch verfolgt. Sie gibt ihm einen Kuss auf die Wange.

Leni: Papa, in einer Woche sind wir wieder hier. Dann können wir in unsere eigene Wohnung ziehen. Ich darf dir den Schlüssel geben? Damit die Möbelleute die Möbel aufbauen können.
Hajo: Natürlich.
Leni: Danke.
Hajo: Ich kann euch nicht umstimmen?
Jan: Nein. Und ich .. ich möchte dich bitten,es auch nicht weiter zu versuchen.
Hajo: Also gut. Aber ich möchte, dass ihr jeden Tag anruft und mir sagt, wie es euch geht. Vor allem dir, Jan.
Jan: Machen wir.

Hajo geht jetzt zu Jan und umarmt ihn. Jan und Leni schauen sich dabei an. Sie müssen lächeln und Jan nimmt Hajos Geste gerne an.

Hajo: Wenn ihr irgendwas braucht, dann....
Leni: Sagen wir dir Bescheid. Ist doch klar Papa.

Sie gibt ihm jetzt wieder einen Kuss.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:17


Wenig später sitzen sie im Auto und fahren in Richtung Köln.
Etwa nach halber Strecke, Leni fährt, merkt Jan, dass er Probleme bekommt. Er fängt an zu frieren.

Jan: Könntest du den nächsten Rastplatz anfahren?
Leni: Klar. Ich kann auch ne Pause vertragen.

Sie nimmt die nächste Ausfahrt und sie halten an einer Raststätte. Jan gibt an, aufs Klo zu müssen und geht in das angeschlossene kleine Restaurant. Sein Zittern und frieren ist jetzt nicht mehr zu übersehen. Er geht in eine Kabine und holt sich das, was ihm jetzt nur noch weiterhilft. Er gibt sich wieder einen Schuss, hat er noch eine kleine Reserve.
Es dauert fast 10 Minuten, bis bei Jan alles wieder im normalen Bereich ist. Er geht nach draußen, nimmt eine Ladung Wasser in die Hände und macht sich somit das Gesicht nass.
Die Abkühlung braucht er jetzt. Dann lässt er sich selbst im Spiegel nicht aus den Augen. Er weiß, was er getan hat. Aber er hatte keine andere Wahl. Haben sie mindestens noch zwei Stunden Autofahrt vor sich.
Er geht zurück und sieht Leni, die mit Lotte an einem Tisch sitzt.

Leni: Na? Alles OK?
Jan: Ja.
Leni: Ich hab dir einen Früchtetee geholt.
Jan: Danke.

Er nimmt die Tasse und trinkt einen Schluck. Lotte hat einen Keks in der Hand.
Sie quietscht vor Vergnügen.

Jan: Was ist? Lässt du Papa mal beißen?

Sie streckt ihm den Keks entgegen und Jan beißt ein kleines Stückchen ab.
Sie findet das ganz toll.

Jan: Danke.
Leni: Möchtes du etwas essen?
Jan: Nicht unbedingt.
Leni: Was denkst du, wie lange brauchen wir noch?
Jan: Na ja, wenn alles gut läuft, zwei Stunden? Aber ich fahre jetzt.
Leni: Du es macht mir nichts aus, weiter zu fahren.
Jan: Ich weiß. (er grinst) Trotzdem bin ich jetzt an der Reihe, hm?
Leni: Gut. Dann kann ich ja ein bisschen dösen.
Jan: Tu das.

Sie trinken noch zu Ende und gehen dann zurück zum Wagen. Jan setzt sich ans Steuer und fährt los. Sie kommen ohne Stau schließlich nach knapp 2 Stunden in Köln an.
Jan fährt auf direktem Wege in seine Wohnung.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:23


Dort richtet sich Leni ein bisschen ein. Jan holt bei der Nachbarin wieder das Reisebett für Charlotte.
Jan baut es auf. Und dann ist es Leni, die Jan nicht aus den Augen lässt. Er merkt das nicht gleich.

Jan: So, fertig. (Lotte steht neben ihm und hat zugeschaut) Das ist für dich. Willst du’s ausprobieren?

Sie schüttelt den Kopf, will sie jetzt nicht ins Bett. Er muss lächeln.

Jan: OK, dann nicht.

Er steht jetzt auf und sieht Lenis ernsten Gesichtsausdruck.

Jan: Was ist?
Leni: Jan, ist... ist mit dir alles in Ordnung?
Jan: Ja klar. Warum fragst du?
Leni: Wir haben jetzt fast ein Uhr.
Jan: Und? Du hast Hunger oder?
Leni Nein. Lenk nicht ab. (er versteht jetzt gar nichts) Du hast dir gestern früh deinen letzten Schuss verpasst. Erinnerst du dich?
Jan: Ja sicher erinnere ich mich. Was soll das jetzt?
Leni: Es sind jetzt mehr als 24 Stunden vorüber. Du... du müsstest doch irgendetwas spüren, oder?
Jan: Na ja, ich....vielleicht brauche ich im Moment nichts.
Leni: Ja, das sehe ich auch so. Aber warum ist das so?
Jan: Sag mal, was soll das Verhör?

Leni geht jetzt ganz dicht auf ihn zu, lässt ihn nicht aus den Augen. Man spürt, worauf sie anspielt. Er schluckt einmal kräftig und schaut dann weg.
Sie nimmt seinen Arm und zieht den Pullover nach oben. Sie sieht die frische Einstichstelle.
Jan zieht seinen Arm zurück und geht ein paar Schritte von ihr weg.

Leni: Vorhin an der Raststätte. Du musstest nicht auf’s Klo, hab ich recht? Du hast dir einen Schuss gesetzt. (er schweigt) Jan, bitte, rede mit mir.

Er schaut nach unten, dreht sich langsam um und schaut sie an.

Leni: Warum Jan?
Jan: Ich hätte die Fahrt sonst nicht überstanden, Leni.
Leni: Warum hast du denn nichts gesagt?
Jan: Was hätte das gebracht? Wir waren mitten auf den Autobahn. Ich... ich konnte nicht anders. (sie schaut ihn traurig an) Es tut mir Leid, Leni. Ich verspreche dir, das... das war das letzte Mal.
Leni: Verspreche nicht, was du am Ende nicht halten kannst.
Jan: Aber es wird das letzte Mal gewesen sein. Glaub mir.
Leni: Jan, ich werde dich ab sofort keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Das verspreche ich dir.
Jan: Gut.

Er versucht ein Lächeln, aber er merkt, dass für Leni die Situation viel zu ernst ist.
Er geht an ihr vorbei in die Küche, schenkt sich ein Glas Wasser ein. Er weiß, dass er Mist gebaut hat, aber was hätte er tun sollen. Während der Fahrt mit den Symptomen des Entzugs kämpfen? Dann wären sie wahrscheinlich nie in Köln angekommen.
Leni kommt wenig später zu ihm.

Leni: So, ich schlage vor, wir kaufen jetzt erst mal ganz groß ein. Und zwar für die nächsten 6 Tage.
Jan: Übertreibst du nicht ein bisschen?
Leni: Jan, ich werde ganz bestimmt nicht einkaufen gehen, während du mit Fieber oder Krampfanfällen im Bett liegst.
Jan: Ist ja schon gut.
Leni: Und vorher fahren wir bei deinen Eltern vorbei, hm?
Jan: Muss das sein?
Leni: Ja, das muss sein.
Jan: Dann lass uns zuerst bei Chris reinschauen. Seine Kanzlei liegt auf dem Weg.
Leni: Gern. Dann lerne ich deinen Freund auch mal kennen.
Jan: Er wird dir gefallen.
Leni: Aha.

Sie verlassen die Wohnung und Jan fährt in die Kanzlei.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:34


Er öffnet die große Eingangstür. Petra sitzt an ihrem Schreibtisch und notiert sich gerade etwas.
Sie schaut nach oben, als sie die Tür hört.

Petra: Ich glaub’s nicht. Jan!!!

Sie steht auf und läuft auf ihn zu, sie umarmen sich.

Jan: Hi.
Petra: Ich wusste gar nicht, dass du wieder in Köln bist? Chris hat mir gar nichts erzählt.
Jan: Na ja. Chris weiß auch nichts davon.
Petra: Verstehe.

Sie sieht jetzt Leni und Charlotte.

Petra: Hallo kleines Fräulein. (sie gibt Lotte die Hand) Mein Gott ist die süß, Jan.

Jetzt schauen sich Petra und Leni an.

Jan: Ja, das ist Petra, Chris rechte Hand. Petra, das ist Leni, meine Frau.
Petra: Hallo Leni.
Leni: Hallo.

Sie geben sich die Hand.

Jan: Ist er da? (er zeigt auf die Tür)
Petra: Noch. Muss später ins Gericht. Kannst reingehen.

Jan geht an ihr vorbei und klopft an.

Chris: Herein. (steht am Aktenschrank und sucht etwas) Kommen sie, ich hab aber nicht viel Zeit.

ER dreht sich jetzt um und ist ganz erstaunt, als er Jan sieht.

Chris: Ich glaub’s jetzt nicht. (er geht auf Jan zu) Du alter Haudegen. Wo kommst du denn jetzt her? (sie umarmen sich)
Jan: Aus Leipzig.
Chris: Klar.

Er sieht jetzt Lotte, die sich hinter Jan etwas versteckt hält.

Chris: Du bist sicher Lotte, hab ich recht? (sie nickt nur ganz leicht) Du glaubst gar nicht wie froh ich bin, dich endlich kennen zu lernen.

ER lächelt sie an und fährt mit seiner Hand über ihren Kopf. Dann schaut er zu Leni.

Chris: Leni, hab ich Recht?
Leni: Ja.
Chris: Ich bin Chris. Hallo.
Leni: Hallo.
Chris: Wie ich sehe, hatte die Entführungsgeschichte auch ein Gutes, hm? Ihr seid wieder glücklich vereint.
Jan: Ja.
Chris: Jan, ich.. ich hab jetzt ehrlich gesagt sehr wenig Zeit.
Jan: Petra hat’s schon erwähnt. Was hältst du davon, wenn du heute Abend zu uns zum Essen kommst.
Chris: Eine ganze Menge. Du musst mir ja schließlich noch erzählen, was es mit dieser ominösen Entführung auf sich hatte.
Jan: Klar.
Chris: Aber nur, wenn es keine Umstände macht.
Leni: Ach was, Umstände. Sagen wir 19 Uhr?
Chris: (lässt Leni nicht aus den Augen) 19 Uhr ist gut. Ich freu mich.

Jan beobachtet Chris, der gar nicht mehr von Leni ablässt. Er räuspert sich ein wenig.

Chris: (versteht sofort) Ja, also... dann bis heute Abend.
Jan: Ja. Tschüß.

Sie verlassen die Kanzlei. Draußen bleiben sie vor dem Wagen stehen.

Leni: Ist wirklich nett dein Freund.
Jan: Ja.
Leni: Hey, ist was?
Jan: Nein. Ich muss nur aufpassen, wenn er heute Abend kommt. In null komma nichts hat er dich in seinen Fängen.
Leni: Oh, dann hoffe ich doch, dass du mich da wieder rausholst. Und wie steht es mit dir und dieser Petra? Sie sieht ja nicht schlecht aus.
Jan: Sie ist super nett, aber nicht mein Typ.
Leni: Na da bin ich aber beruhigt.
Jan: Außerdem ist sie in festen Händen.
Leni: Das, mein Lieber, hat ja nun überhaupt nichts zu sagen.
Jan: Stimmt. (sie lassen sich nicht aus den Augen) Einkaufen?
Leni: Später. Jetzt erst zu deinen Eltern.
Jan: Ach Leni, können wir das nicht..... verschieben?
Leni: Nein, können wir nicht.
Jan: (beugt sich jetzt zu Lotte herunter) Omi und Opa?
Lotte: (grinst) Omi und Opa.
Jan: Also gut. Ihr Plaggeister.

Sie steigen in den Wagen und Jan fährt zu seinen Eltern.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:46


Wenig später sitzen sie mit Jans Mutter am Tisch und trinken eine Tasse Tee. Lotte hat einen Keks bekommen und kaut genüßlich darauf herum.

Hannelore: Warum habt ihr denn nicht angerufen, dass ihr kommt?
Jan: Wir wussten bis gestern noch nicht, dass wir her kommen?
Hannelore: Auf jeden Fall bin ich froh, dass der Kleinen nichts passiert ist. Sie hat das ganze wahrscheinlich auch gar nicht richtig realisiert.
Jan: (schaut Leni an) Ja, wahrscheinlich.
Hannelore: Und wie soll’s jetzt weitergehen?
Jan: Wir haben uns eine neue Wohnung genommen. Können aber erst in einer Woche einziehen. Und da dachten wir....fahren wir hierher.
Andreas: Ist bei Hajo kein Platz? (sie schauen zur Tür, Jans Vater kommt herein) Hallo.
Leni: Hallo Herr Maybach.
Andreas: Andreas. Ich finde, wir sollten endlich du sagen.
Leni: OK.
Andreas: Also? Hat er euch rausgeschmissen?
Jan: Nein, hat er nicht.
Hannelore: Ich finde es auf jeden Fall schön, dass ihr hier seid.
Andreas: Ganz meiner Meinung.
Hannelore: Dann können wir ja das ein oder andere zusammen unternehmen.
Jan: Ja, das wohl eher nicht.
Andreas: Warum? Ich wette Leni kennt die Altstadt überhaupt nicht und Lotte wird von unserem Zoo hellauf begeistert sein.
Jan: Wir .... wir haben die Tage eigentlich so gut wie... verplant.
Andreas: Wie bitte?
Hannelore: Und in eurer Planung spielen wir keine Rolle?

Jan hört nun die Enttäuschung aus ihrer Stimme. Er schaut zu Leni. Seine Mutter steht nun auf und möchte gehen. Jan schließt die Augen.

Jan: Mama warte. (sie bleibt stehen, schaut ihn an) Ich…..(er schließt seinen Augen wieder, sein Vater bekommt das mit)
Andreas: Was ist los, Jan?

Jan holt jetzt tief Luft. Sein Vater merkt, dass er nach den richtigen Worten sucht. Wartet.

Jan: Wir sind aus einem ganz bestimmt Grund hier.
Andreas: Der da wäre?
Jan: Ich.....(er weiß nicht, wie er es über die Lippen bringen soll, meidet den Blick seiner Eltern) ich....ich bin drogenabhängig.

Jan Vater fängt jetzt leicht an zu lächeln, schüttelt den Kopf. Als er merkt, dass Jan keine Miene verzieht, wird aus dem grinsenden Gesicht ein ernstes.

Andreas: Du machst jetzt keinen Witz?
Jan: Nein Papa.
Andreas: Und wie lange geht das schon?
Jan: (zuckt leicht mit der Schulter) Ein paar Monate.
Andreas: Mein Sohn hängt an der Nadel. Ich fass es nicht. Warum?

Sie schauen sich jetzt zum ersten Mal richtig an. Jan ist total eingeschüchtert. Er kann sich gerade vorstellen, was in seinem Vater vorgeht.

Jan: Erinnerst du dich, vor ein paar Monaten, als ich... als ich nach meiner Zeugenaussage verschwunden war?
Andreas: Ja, du... du warst in ... warte mal... in Hamburg nicht wahr?
Jan: Das hab ich gesagt. Aber.... das das war gelogen. Sagt dir der Name Roger Snider etwas?
Andreas: Snider? Nein. Wer soll das sein?
Jan: Er ist ein Drogenhändler aus den Niederlanden. Hat seine Geschäfte hauptsächlich hier im Kölner Raum abgewickelt.
Andreas: Und?
Jan: Vor gut 14 Jahren waren wir an ihm dran. Und als wir ihn und seine Bande hochgehen ließen, kam es ... zu einer Schießerei, im Zuge ich seinen Sohn Rafael erschießen musste. Er hat damals Rache geschworen. Snider wurde an die Niederlande ausgewiesen, wo ihm der Prozess gemacht wurde. Und vor einigen Monaten kam er zurück. Hat seine Strafe abgesessen.
Andreas: Er hat dich gesucht?
Jan: Ja und gefunden. Er hat mir eine Überdosis Heroin verabreicht.
Hannelore: (hat sich wieder an den Tisch gesetzt und bis jetzt nichts gesagt) Das ist ja furchtbar.
Jan: Ich dachte.... ich dachte, dass dieses einemal keine Auswirkungen haben wird. Am Anfang sah es auch so aus, aber.... nach zwei Tagen, da... da hatte ich das Verlangen danach. So sehr ich mich auch dagegen wehrte, ich... ich konnte nicht anders und hab mir Stoff besorgt.

Er schaut jetzt nach unten.

Andreas: Und was wollt ihr jetzt hier?
Leni: Jan will einen Entzug machen. Und weil unsere Wohnung noch nicht beziehbar ist, sind wir hierher.
Andreas: Entgiften .... zu Hause. Ohne ärztliche Betreuung? Wie soll das gehen?
Jan: Das wird schon irgendwie gehen.
Andreas: Habt ihr euch schlau gemacht, was es heißt auf Entzug zu sein?
Leni: Ja, wir wissen, was alles passieren kann.
Andreas: Ich versteh dich nicht Jan. Du musst in eine Klinik.
Jan: Und warum? So weit ich mich erinnern kann, hast du Mama damals auch nicht in die Klinik geschickt. Aus Angst, die Leute könnten reden.

Sie schauen sich an. Jan ist jetzt etwas böse.

Andreas: Das hast du dann wohl von deiner Mutter geerbt.
Jan: Was?
Andreas: Das Suchtproblem. Bei deiner Mutter war es der Alkohol und bei dir sind es die Drogen. Toll.
Jan: Es tut mir Leid, wenn ich dein Weltbild durcheinander bringe.
Andreas: Tust du nicht, mein Junge. Ich stehe mit beiden Beinen auf dieser Erde. Mich erschüttert so schnell nichts. Und du kannst im Prinzip ja auch nichts dafür. Du bist schwach geboren und du bist schwach erzogen worden.
Jan: Das ist ja wohl der größte Schwachsinn, den ich jeh gehört habe.
Andreas: Deine Mutter hat es dir all die Jahre vorgelebt, mit einer Sucht einher zu gehen.
Hannelore: Es reicht jetzt Andreas. Du tust dem Jungen keinen Gefallen, wenn du ihn jetzt
Für das, was passiert ist, tadelst.
Andreas: Ich tadle ihn nicht, ich stelle nur fest.
Jan: Papa ich....
Andreas: Schon gut. Dann will ich mal hoffen, dass das Entgiften erfolgreich vonstatten geht. Wird kein Zuckerlecken werden.
Leni: Das wissen wir.
Andreas: Ja, also.. wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt. Ich hab noch einen wichtigen Termin.

Er steht auf und verschwindet. Jan schaut ihm nach.

Jan: Innerlich triumphiert er.
Hannelore: So etwas darfst du nicht sagen Jan.
Jan: Warum nicht? Das stimmt doch. Für ihn ist das der beste Beweis, dass ich es im Leben zu nichts gebracht habe.
Hannelore: Jan, jetzt bist du undankbar.
Jan: Mama, mach doch die Augen auf. Dich hat er doch all die Jahre hier versteckt, damit ja niemand von deinem Alkoholproblem erfährt.
Hannelore: Das mag sein. Aber... er hätte sich auch ganz einfach von mir scheiden lassen können. Was er nie, hörst du, nie in Erwägung gezogen hat. Wir liebe uns, Jan. Auch wenn du es nicht wahrhaben kannst. Und ihr beide, ihr liebt euch genauso. Und deshalb wird eure Liebe auch deine Sucht bekämpfen. Ihr werdet sehen.

Jan und Leni schauen sich an. Sie lächelt ein wenig. Jan verzieht keine Miene.

Jan: Wir gehen jetzt besser.
Hannelore: Jan warte. Ich möchte, dass du weißt, dass wir zu dir stehen. Wenn ihr irgendwas braucht, dann ruft an.
Jan: Ja, danke.

Jan steht auf und nimmt Lotte auf den Arm. Sie gehen ohne noch ein weiteres Wort zu wechseln.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:49


Im Auto ist es erst einmal still. Leni lässt Jan nicht aus den Augen.

Leni: Tut mir Leid. (er schaut sie an)
Jan: Was? Was tut dir Leid?
Leni: Dass ich darauf bestanden hab, deine Eltern zu besuchen.
Jan: Lass mal. Ist vielleicht ganz gut so.
Leni: Ach Jan..... warum ist dein Vater so?
Jan: Weil er nicht anders kann.
Leni: (legt eine Hand auf seinen Arm) Einkaufen?

Er schaut sie wieder an, lächelt ein wenig und nickt.
Dann startet er den Wagen und sie gehen einkaufen. Der Wagen ist am Ende voll mit Lebensmittel für die nächsten 6 Tage.

Als sie wieder zu Hause sind, verstauen sie erst einmal das ganze und danach macht sich Leni an die Arbeit. Sie möchte etwas Schönes kochen für ihren Gast.
Jan ist damit beschäftigt, Lotte ins Bett zu bringen. Er liest ihr noch eine Geschichte vor und am Ende muss er ihr noch ein Tier falten.
Schließlich schläft sie dann doch endlich ein. Er geht in die Küche.

Leni: Und?
Jan: Sie schläft. (er schaut ihr über die Schulter) Hm, das sieht aber lecker aus.
Leni: Hoffentlich schmeckt es auch so.
Jan: Ich deck dann mal den Tisch, hm?
Leni: Ja, mach das.

Er geht ins Wohnzimmer und deckt den Esstisch.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:52

Nach einer Weile klingelt es an der Haustür. Jan geht und öffnet.
Vor ihm steht Chris mit einem Blumenstrauß und einer Flasche Wein.

Jan: Hi, komm rein.
Chris: Bin ich zu früh?
Jan: Nee.

Jetzt kommt Leni dazu. Die beiden schauen sich an.

Chris: Für die Dame des Hauses. (er überreicht den Blumenstrauß)
Leni: Die sind ja wunderschön. Danke.
Chris: Schöne Blumen für eine schöne Frau.

Jan räuspert sich im Hintergrund.

Jan: Übernimm dich nicht.
Chris: Was? (sie schauen sich an, grinsen)
Jan: Leni kriegst du nicht.
Chris: Das hab ich schon befürchtet. Aber ein Versuch war’s wert.
Leni: So ihr beiden, essen ist fertig.

Sie geht vor. Jan und Chris schauen sich an.

Chris: Du bist echt ein Glückspilz.
Jan: Ich weiß.
Chris: Hier, für später. (er gibt ihm die Flasche)
Jan: Danke. Komm.

Sie gehen jetzt ins Wohnzimmer und setzen sich. Alles sieht sehr dekorativ aus. Sie lassen es sich schmecken.

Chris: Leni, das schmeckt echt klasse.
Jan: Stimmt.
Chris: Ja wir beide müssen das wissen, waren wir doch die 5-Sterne Köche während des Studium.
Leni: Ihr?
Chris: Ja klar. Unsere WG war berühmt für kulinarische Leckerbissen.
Jan: Jetzt übertreib mal nicht.
Leni: Ihr habt zusammen gewohnt?
Chris: Zusammen gewohnt, zusammen studiert und zusammen gekocht. Nur bei den Frauen gingen unsere Interessen auseinander.
Jan: Zum Glück.

Sie müssen jetzt alle schmunzeln. Sie unterhalten sich über dies und das. Irgendwann ist es dann Jan, der anfängt leicht zu zittern. Leni und auch Chris merken das.
Jan stellt sein Glas wieder auf den Tisch, schaut die beiden an.

Jan: Ich... ich komm gleich wieder.

Er steht auf, um ins Bad zu gehen.
Chris schaut ihm nach, dann zu Leni.

Chris: Was ist mit Jan? Was versucht er vor mir zu verbergen?
Leni: Hör zu, ich....er soll es dir selbst sagen, hm?

Sie steht auf und folgt Jan ins Badezimmer.

Leni: Alles OK?
Jan: Ja, ich... ich komm gleich wieder.

Er sitzt auf dem Badewannenrand und atmet tief durch.

Jan: Du kannst ruhig wieder ins Wohnzimmer gehen. (sie schaut ihn an, er merkt, was sie im Moment denkt) ich hab nichts mehr da, was ich mir spritzen könnte.
Leni: Ach Jan.
Jan: Bitte, lass mich kurz alleine. Bin gleich zurück.

Sie verlässt jetzt das Bad, setzt sich wieder an den Tisch.

Chris: Ist alles in Ordnung?
Leni: Er kommt gleich wieder.

Sie warten etwa noch 10 Minuten, dann kommt Jan zurück.

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Beitrag  cat Di 20 Nov 2012, 09:59



Er setzt sich und nimmt einen großen Schluck aus seinem Wasserglas. Chris lässt ihn nicht aus den Augen.

Chris: OK, Jan. Was ist mit dir los? (schweigen) Ich seh doch, dass irgendwas nicht stimmt.
Jan: Ich bin .....krank.

Sie schauen sich jetzt an.

Chris: So wie du das sagst, klingt das gar nicht gut.
Jan: Du erinnerst dich daran, als ich vor ein paar Monate frühzeitig das Krankenhaus verließ?
Chris: Als du diesen Drogencocktail intus hattest? (er nickt) Ja, und?
Jan: Ich wollte damals unbedingt nach Hause. Dachte mir, es wird schon nicht so schlimm werden

Er schweigt jetzt. Chris schaut Leni an, die jetzt sehr ernst dreinblickt. Dann geht sein Blick zu Jan.

Chris: Du ... du willst mir jetzt nicht sagen, dass du.... dass du dich mit Drogen vollpumpst?
Jan: Doch. Ich ... ich hab damals geglaubt, dass ich mich diesem Zeug verwehren kann. Das ging zwei Tage gut und dann..... ich konnte nicht mehr. Musste mir Stoff besorgen. Und dann....
Chris: Du hast während deiner ganzen Arbeit, die du für mich erledigt hast, immer wieder Drogen genommen?
Jan: Ich hab mir das Zeug gespritzt, ja.
Chris: Das.... das glaub ich jetzt nicht. Jan!
Jan: Tut mir Leid.
Chris: Du hättest das Krankenhaus damals nicht so schnell verlassen dürfen.
Jan: Das weiß ich heute auch. Aber es ist nun mal so gekommen.
Chris: Und jetzt?
Jan: Jetzt bin ich hier, weil ich davon wegkommen möchte.
Chris: Einen Entzug. (er nickt) Hier, hier in Köln.
Jan: Ja.
Chris: Und in welche Klinik willst du gehen?
Jan: In gar keine. Ich werde das hier in diesen 4 Wänden ausstehen.
Chris: Und du glaubst, das funktioniert?
Jan: Es muss Chris. Ich.. ich kann so nicht weiter machen.
Chris: (steht jetzt auf und geht ein paar Schritte) Ich kann es immer noch nicht glauben, dass du mir die ganze Zeit etwas vorgespielt hast.

Jan schaut zu Leni, dann nach unten. Chris kommt wieder und setzt sich.

Chris: Jan! Lass dir helfen.
Jan: Ich schaff das. Mit Lenis Hilfe werde ich es schaffen.
Chris: Stellt euch das nicht so leicht vor.
Jan: Tun wir nicht.
Chris: Hör zu, ich... ich könnte Marie anrufen.
Jan: Marie?
Chris: Marie Hoffmann. Du erinnerst dich ? Sie war eine Klasse über uns. Die kühle Blonde.
Jan: Ach ja. (er lächelt) Was ist mit Marie?
Chris: Sie leitet eine Suchtklinik.
Jan: Chris, ich hab doch gesagt, dass ich in keine Klinik gehe. Dann hätte ich auch in Leipzig bleiben können.
Chris: Ich hab ja auch nicht gesagt, dass du dorthin gehen sollst. Aber... sie könnte mit dir reden. Dich betreuen, während du hier.....durch die Hölle gehst.
Jan: Jetzt übertreibst du schon wieder.
Chris: Tu ich nicht. Also was ist? Soll ich sie mal anrufen?
Jan: Nein. Je weniger Leute es wissen, desto besser. Reicht mir schon, dass meine Eltern Bescheid wissen.
Chris: Du hast es ihnen erzählt?
Jan: Ließ sich leider nicht verhindern.
Chris: Oh, oh. Und dein Vater?
Jan: Was glaubst du?
Chris: Ich kann’s mir denken. OK. Wenn du nicht willst, aber.... Leni, du hältst mich auf dem Laufenden, ja?
Leni: Sicher.
Chris: Und wenn ihr beide irgendwas braucht, dann... .. verdammt, ruft an. Versprochen? (er schaut beide an)
Leni: Versprochen. Danke Chris.

Chris lässt Jan wieder nicht aus den Augen. Schüttelt leicht den Kopf.

Chris: Wie hast du das gemacht? Ich hab nichs bemerkt. Aber auch gar nichts.
Jan: Ich konnte das ganze eben gut verstecken.
Chris: Scheiße. Scheiße Jan.

Jetzt wird geschwiegen.

Jan: Jetzt lass uns bitte über etwas anderes reden, ja?
Chris: Und über was?
Jan: Über deine aktuelle Freundin?
Chris: Ich hab im Moment keine. Und darüber bin ich sehr froh.
Jan: Warum?
Chris: Viel zu stressig. Ständig musst du auf der Matte stehen. Ich meine... ich hab vielleicht noch einen Job?
Leni: Vielleicht solltest du ab und zu auch ein bisschen an dich selbst denken und weniger an deinen Job?
Chris: Das sagst du so leicht .Meine letzte Eroberung war selbst Anwältin. Ich dachte, das passt. Aber was soll ich euch sagen, selbst im Bett hat sie mir von ihren bevorstehenden Prozessen berichtet. Ich meine... hey, das geht doch nicht.

Jan muss schmunzeln.

Chris: Ja, lach du nur. Du hast dein Glück gefunden.
Jan: Das wirst du auch noch. Schraub deine Erwartungen einfach ein bisschen runter, hm? Warum machst du nicht mal richtig Urlaub. 3 Wochen am Stück.
Chris: 3 Wochen? Wo lebst du?

Sie unterhalten sich noch eine ganze Weile. Und Jans Drogenproblem wird nicht einmal noch erwähnt. Darüber ist Jan sehr froh.
Es ist nach Mitternacht, als Chris sich dann endlich auf den Weg macht.
Sie verabschieden sich sehr freundschaftlich und Leni verspricht, ihn anzurufen, wenn es etwas Neues gibt.

Leni geht zurück zum Esstisch, um ein paar Sachen zusammenzutragen. Jan beobachtet sie dabei.

Leni: Dein Freund ist wirklich sehr sehr nett.
Jan: (er steht hinter ihr und schlingt seine Arme um ihre Hüfte, küsst ihren Hals) Netter als ich?
Leni: Hm, lass mal überlegen.
Jan: Da musst du überlegen?

Sie dreht sich jetzt um, schaut ihn an, lächelt.

Leni: Na ja... fast so nett wie du.
Jan: Aha.

Sie lassen sich nicht aus den Augen, dann küssen sie sich sehr leidenschaftlich. Wenig später liegen sie auch schon im Bett.

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Beitrag  cat Mi 21 Nov 2012, 09:51

Am nächsten Morgen ist es Leni, die als erste wach ist. Selbst Lotte schläft noch selig.
Sie geht in die Küche, um das Frühstück vorzubereiten.
Nach und nach kommen dann auch Jan und Lotte. Sie genießen das Frühstück und machen Pläne für den Tag. Sofern sich diese durchführen lassen.

Es ist kurz vor Mittag, als Jan plötzlich merkt, dass es in ihm wieder anfängt zu brodeln.
Er zittert und bekommt Schweißausbrüche. Leni weiß, dass es jetzt losgehen wird.

Leni: Leg dich ins Bett, Jan.
Jan: Das geht gleich vorbei.

Aber es geht nicht vorbei. Er liegt schließlich im Bett, zugedeckt bis zum Hals. Er zittert immer noch. Leni macht ihm eine Wärmflasche. Als sie bei ihm ist, merkt er, dass er sich übergeben muss. Sofort holt Leni eine Schüssel. Gerade noch rechtzeitig.
Er muss sich immer wieder übergeben, klagt über Schmerzen und friert fürchterlich.

Leni: Jan, soll ich nicht doch ....
Jan: Nein, ich... ich schaff das schon.
Leni: Aber....
Jan: (fasst sie am Handgelenk) Bleib einfach bei mir, ja?

Sie nickt nur. Sie hat Angst. Es tut ihr in der Seele weh, ihn so leiden sehen zu müssen.
Eine halbe Stunde lang hat er sich nun erbrochen. Jetzt ist er fast nicht mehr bei Bewusstsein. Es klingelt an der Tür. Leni verlässt das Schlafzimmer, um nachzuschauen, wer da ist.

Maria: Hallo.
Leni: Hallo.
Marie: Ich… ich bin Marie. Marie Hoffmann. Chris hat mir erzählt, dass Jan....
Leni: Ach ja, ihr Name ist gestern beim Abendessen gefallen. Kommen sie doch rein.

Sie kommt in die Wohnung.
Sie sieht Lotte, die auf dem Boden sitzt und spielt.

Marie: Wie geht es Jan?
Leni: Ganz ehrlich? (sie nickt) Ich glaube, nicht so gut. Er hat sich übergeben und friert.
Marie: Wo ist er?
Leni: Im Schlafzimmer. Kommen sie.

Sie führt sie ins Schlafzimmer. Jan ist nicht bei sich.
Marie setzt sich auf die Bettkante und stellt ihren Arztkoffer ab. Sie fühlt seinen Puls.

Marie: Mein Gott, sein Puls rast ja wie verrückt.

Sie öffnet ihren Koffer und holt das Stetoskop heraus. Sie zieht die Bettdecke zurück und schiebt sein Sweatshirt nach oben, um ihn abzuhören.
Leni lässt sie nicht aus den Augen.

Marie: Das gefällt mir nicht. Er muss zur Ruhe kommen.

Sie sucht etwas in ihrem Koffer. Sie holt ein kleines Fläschchen heraus und zieht eine Spritze auf.
Sie nimmt Jans linken Arm und schiebt den Ärmel nach oben. Sie sieht die Einstichstellen.

Marie: Oh Gott. Wie lange spritzt er sich das Teufelszeug schon ?
Leni: Gut 3 Monate.
Marie: OK, das wird ihn jetzt erst mal etwas beruhigen.

Sie ist fertig und schaut nun Jan an. Sie tätschelt ihn ein wenig auf die Wangen.

Marie: Jan? Jan, kannst du mich hören? Jan!
Jan: (dreht sich zu ihr, öffnet die Augen) Marie?
Marie: Ja, Marie.
Jan : Ich bring ihn um. (er spricht sehr schwach)
Marie: Wen? Wen bringst du um?
Jan: Chris, wen sonst. Er hat mal wieder….. seinen... Mund nicht halten können.
Marie: Nun, ich würde sagen, zum Glück hat er geplaudert. Jan, hast du Schmerzen?
Jan: Nein. Ich bin nur müde und...... mir ist kalt.
Marie: OK, dann schlafe. Und gegen die Kälte... (sie schaut zu Leni) Eine Wärmflasche.
Leni: Klar.
Marie: (fühlt jetzt wieder seinen Puls) So gefällt mir das schon besser.

Sie packt ihre Sachen zusammen. Jan schläft wieder.

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Beitrag  cat Mi 21 Nov 2012, 09:58


Sie gehen nach draußen.

Leni. Darf ich ihnen etwas anbieten? Einen Kaffee?
Marie: Haben sie vielleicht auch einen Tee?
Leni: Sicher. Setzen sie sich.

Marie setzt sich an den Esstisch, beobachet Lotte, die jetzt zu ihr kommt, um ihr etwas zu zeigen.

Marie: Das hast du aber schön gemacht.

Leni kommt zurück mit einem Tablett und zwei Tassen Tee. Sie setzt sich ebenfalls.
Lotte geht wieder zum Spielen.

Marie: Sie hat Jans Augen.
Leni: Ja, das stimmt.

Marie: Zum Glück ist sie noch so klein und bekommt nicht mit, wie es ihrem Vater geht.

Die beiden Frauen schauen sich an.

Marie: Chris hat mir erzählt, dass sie einen Klinikaufenthalt ablehnen.
Leni: Ja.
Marie: Das ist auf der einen Seite verständlich. Aber...... sich hier zu verstecken, das hilft Jan nicht. Solche Schübe können manchmal auch zu Komplikationen führen. Gerade der Kreislauf ist einer sehr großen Belastung ausgesetzt.
Leni: Ich weiß. Aber ich bin bei ihm. Und ... ich würde es nicht zum Äußersten kommen lassen.
Marie: Es ehrt sie, dass sie sich das hier alles antun. Sie müssen ihn sehr lieben.
Leni. Das tu ich. (sie schauen sich sehr intensiv an) Sie kennen Jan von früher?
Marie: Er war eine Klasse unter mir. Und alle Mädchen hatten nur Augen für ihn.
Leni: Sie eingeschlossen?
Marie: Nein. Ich...ich ...dachte, du bist eine unter vielen und... ehrlich gesagt, war ich viel zu schüchtern.
Später dann, als wir uns auf der Uni wiedertrafen, sind wir richtig dicke Freunde geworden.
Leni: Nur Freunde?
Marie: Ja, es ist nichts passiert. Wir wollten diese Freundschaft nicht kaputt machen. Das haben damals viele nicht verstanden. Aber... es hat sich zwischen Jan und mir einfach nie ergeben. Wir .. wir hatten gar nicht das Verlangen, im Bett zu landen. Klingt blöd, oder?
Leni: Warum? Ich finde es schön, wenn sich so eine Freundschaft zwischen Mann und Frau entwickelt.
Marie: Wissen sie....
Leni: Leni... ich heiße Leni.
Marie: Gut. Marie. (sie lächeln sich an) Weißt du Leni, ich hab damals während der Schulzeit schon gemerkt, dass Jan ein Geheimnis mit sich trägt. Ein Geheimnis, dass ihn schwer belastete.
Leni: Seine Mutter.
Marie: Ja. Er hat all die Jahre nichts erzählt. Und dann.... Irgendwann geht es einfach nicht mehr. Dann muss es raus. Und ich war damals schon bekannt dafür, ein guter Zuhörer zu sein.
Leni: Das ist doch schön.
Marie: Ja. Und diese Gabe habe ich zu meinem Job gemacht. Ich höre meinen Patienten am liebsten zu. Sie erzählen mir so viel, ohne dass sie es merken.
Leni: Darf ich ... dich etwas fragen?
Marie: Klar.
Leni: Wie lange werden diese Schübe andauern?
Marie: Das ist schwer zu sagen. Er ist noch nicht so lange abhängig. Das ist sicher ein Pluspunkt in dieser ganzen negativen Sache. Kann sein, dass es in den nächsten drei vier Tagen vorbei ist. Aber die Zeit danach ist oft noch schwieriger. Die Kunst ist es, nach einem Entzug, auch wirklich clean zu bleiben. Ich hatte Fälle, da waren meine Patienten über ein Jahr lang clean und trotzdem sind sie der Sucht wieder verfallen. Es gibt keine Garantie, die für’s Leben reicht.
Leni: Verstehe.
Marie: Bei Jan allerdings, mache ich mir keine Sorgen. Chris hat mir erzählt, wie er an die Nadel kam. Er hat es nicht aus freien Stücken getan, wie die meisten meiner Patienten. Ihm wurde das ganze quasi aufgezwungen. Und er lebt in einer glücklichen Beziehung. Das ist auch ein sehr wichtiger Aspekt, der zur Heilung beisteuert.
Leni: Danke. Danke, dass du so offen mit mir darüber sprichst.
Marie: Reden. Das ist so verdammt wichtig. Reden, reden und nochmal reden.
Leni: Ja, das stimmt. Aber Jan gehört nicht gerade zu den Männern, die gerne reden. Schon gar nicht über sich selbst.
Marie: Ich weiß. Da hat sich offensichtlich nichts daran geändert. Ich werde jetzt jeden Tag einmal kurz vorbei schauen. Und wenn irgendwas Außergewöhnliches wäre, dann.... (sie holt ihre Visitenkarte heraus) ruf mich an.
Leni: Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.
Marie: Gar nichts. Ich mach das sehr gerne, weil ich Jan mag. Und mir sein jetziger Zustand sehr nahe geht.
Leni: Danke.
Marie: So und jetzt muss ich mich wieder auf den Weg machen. Wir sehen uns dann morgen wieder. Um die gleiche Zeit?
Leni: Ja, sehr gerne.
Marie: (steht auf) Tschüß Lotte.
Lotte: Tschüß.

Leni bringt Marie noch zur Tür.

Marie: Bis morgen.
Leni: Ja, bis morgen.

Sie schließt die Tür, ist in Gedanken. Dann schaut sie ins Schlafzimmer. Jan schläft ganz ruhig. Sie lächelt ein wenig.

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Beitrag  cat Mi 21 Nov 2012, 10:02


Am Abend kommt Jan kurz zu sich. Er hat Durst, aber keinen Hunger. Leni versorgt ihn mit Getränken. Dann schläft er auch schon wieder ein.

Leni bringt Lotte ins Bett und legt sich dann zu Jan ins Bett. Sie lässt ihn nicht aus den Augen, schläft dann aber irgendwann ein.

Als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist Jans Bett leer. Sie steht auf und schaut nach ihm.

Leni: Jan? Jan, wo bist du?

Sie schaut überall nach. Inzwischen wird Lotte wach. Sie geht zu ihr.
Jan ist nicht zu finden. Sie macht sich Sorgen. Ist er los, um sich etwas zu besorgen?
Sie geht in die Küche und bereitet das Frühstück vor.

Sie ist im Wohnzimmer, als sie den Haustürschlüssel hört. Sie schaut zur Tür, Jan kommt herein.

Jan: Morgen. (er hat richtig gute Laune)
Leni: Sag mal.... wo warst du denn? Ich hab dich überall gesucht.
Jan: Ich war joggen. Musste unbedingt raus an die frische Luft.
Leni: Ach ja?
Jan: Was ist denn?
Leni: Dir scheint es ja wieder richtig gut zu gehen.
Jan: Die Bewegung an der Luft wirkt Wunder.
Leni: Wirklich nur die Bewegung und die Luft?
Jan: Sag mal, was soll das denn jetzt?

Sie schauen sich an, jetzt merkt Jan, worauf sie hinaus will.

Jan: Das einzige, was ich besorgt habe, waren die Brötchen für’s Frühstück.

Er ist jetzt richtig laut und schmeißt die Brötchentüte auf den gedeckten Frühstückstisch.
Dann verschwindet er in Richtung Bad.
Leni wird nachdenklich. Natürlich hat sie mit dem Gedanken gespielt, dass er sich wieder Stoff besorgt hat. So gut gelaunt wie er eben war. Im Vergleich zu gestern.

Sie geht in Richtung Badezimmer. Sie hört die Dusche, überlegt, ob sie reingehen soll, lässt es dann aber. Statt dessen nimmt sie mit Lotte am Tisch Platz und fängt an zu frühstücken.
Nach einer Weile kommt Jan zu ihnen, setzt sich.
Es wird geschwiegen.

Leni: Es tut mir Leid,Jan.
Jan: Schon OK.

Er schmiert weiter sein Brötchen, geht gar nicht weiter darauf ein.

Leni: Nein, es ist nicht OK.
Jan: Leni, bitte.
Lein: Es war nur….. gestern ging es dir so schlecht und heute morgen... da... da bist du so gut gelaunt.....
Jan: Ich weiß. Aber ich hab mir nichts besorgt. Du... du musst mir das glauben.
Leni: Das tu ich auch. Entschuldige bitte.

Sie legt ihre Hand auf seinen Arm.

Leni: Ich verspreche, dir mehr zu vertrauen.
Jan: Leni, ich weiß wie schwer das für dich ist. Hab ich dich schon ein paar mal enttäuscht, aber.... ich will davon weg.

Sie lassen sich nicht aus den Augen und sie nickt nur.

Sie frühstücken zu Ende. Jan hilft Leni später beim Abräumen des Frühstückstisches.
Sie hört, wie ihm etwas in der Küche herunterfällt.

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Beitrag  cat Mi 21 Nov 2012, 10:07


Jan: Scheiße.

Sie kommt in die Küche und sieht die Bescherung. Ihm sind die Teller aus der Hand gerutscht und die Scherben liegen nun verstreut auf dem Boden. Jan geht in die Hocke und sieht das Chaos. Er fängt wieder an zu zittern. Leni erkennt das, geht zu ihm, möchte ihm die Scherben, die er schon aufgesammelt hat, abnehmen.

Leni: Lass Jan, ich mach das schon, hm?
Jan: Nein.

Er zittert jetzt etwas mehr, lässt die Scherben wieder auf den Boden fallen.

Leni: Jan, bitte. Leg dich hin, ich räume das hier weg.
Jan: Nein!

Er wird jetzt laut und in seinem Ton ist eine gewisse Aggressivität herauszuhören. Er nimmt jetzt eine Scherbe in die linke Hand und schließt sie. Es tropft sofort Blut.

Leni: (bekommt es mit der Angst zu tun) Jan, bitte. Gib mir die Scherbe.
Jan: Lass mich in Ruhe. Hau ab.
Leni: Nein, das werde ich nicht tun. Du...du tust dir doch weh, siehst du das nicht. (sie bekommt feuchte Augen) Gib mir die Scherbe, Jan.
Jan: Verschwinde endlich.

Es klingelt an der Haustür. Leni schaut auf Jan, dann geht sie zur Tür.

Leni: Marie, oh Gott. Wie gut dass du hier bist.
Marie: Was ist denn passiert?
Leni: Jan... er...... (sie kann kaum sprechen)

Marie kommt in die Wohnung.

Marie: Was ist mit Jan?
Leni: In... in der Küche.

Sie kann nichts weiter sagen, zeigt nur mit dem Finger in die Richtung. Marie geht sofort in die Küche. Sie sieht Jan, der jetzt wieder steht. Sein zittern ist weniger, dafür tropft aber das Blut weiterhin auf den Boden. Seine linke Hand ist jetzt blutrot.
Marie erkennt gleich, was passiert ist.

Marie: Hallo Jan.
Jan: (schaut zu ihr) Marie. Was... was willst du hier?
Marie: Dir helfen?
Jan: Mir muss niemand helfen.
Marie: Das seh ich leider etwas anders. Würdest du mir bitte die Scherbe geben?
Jan: Warum?
Marie: Weil du gerade im Begriff bist, dir deine linke Hand zu ruinieren?
Jan: Und wenn schon. Ist doch sowieso alles zu spät.
Marie: Hör auf, so einen Unsinn zu reden. Gib mir bitte die Scherbe.
Jan: Hau ab und lass mich in Ruhe, OK?
Marie: Jan, was ist los? Warum tust du das?
Jan: Es bringt doch alles nichts mehr. Warum lasst ihr mich nicht einfach In Ruhe.
Marie: Damit du vor die Hunde gehst? (sie schauen sich an) Was soll Leni denn Lotte sagen,wenn sie nach dir fragt? Wer hilft ihr später mal bei den Hausaufgaben oder was ist, wenn sie den ersten Liebeskummer hat und ihr
Papa nicht für sie da ist? Du willst dich einfach so aus dem Staub machen, ja? Den einfachsten Weg gehen.

Er hört jetzt Lotte im Hintergrund. Sie singt ein Lied. Er schaut in die Richtung. Er drückt jetzt ohne es eigentlich zu wollen, seine linke Hand noch fester zu. Marie und Leni sehen das. Allerdings ist es jetzt Marie, die ihm auf das Handgelenkt schlägt und in diesem Zuge öffnet er die Hand. Die Scherbe fällt herunter. Seine Hand blutet jetzt ziemlich stark. Jan schaut auf die Wunde. Er sieht das viele Blut und fängt nun an zu lachen. Er geht in die Knie und lacht, lässt die Wunde nicht aus den Augen.
Marie geht zu ihm, nimmt Jan in den Arm. Jan lehnt seinen Kopf an ihre Schulter, aus dem Lachen wird am Ende ein wimmern. Er weiß jetzt, was er angerichtet hat.

Marie: Es ist gut, Jan. Lass es raus. Lass alles raus.

Die beiden bleiben eine ganze Weile in dieser Haltung. Leni kann das alles nicht mehr ertragen und geht nach draußen. Lotte möchte in die Küche, aber sie lässt sie nicht hinein. Sie möchte ihr diesen Anblick ersparen.

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Beitrag  cat Fr 23 Nov 2012, 09:49

Wenig später sitzen Marie und Jan am Tisch. Jan hat sich beruhigt und lässt sich jetzt die Wunde von Marie verarzten.

Marie: Jan, ich .. ich muss die Wunde mit drei Stichen nähen.

Er antwortet nicht. Sagt gar nichts. Sitzt teilnahmslos am Tisch.

Marie: Hast du mich verstanden? (er nickt nur)

Sie holt nun alles, was sie dafür benötigt, lässt Jan dabei nicht aus den Augen.

Marie: Spürst du das? (er reagiert nich) Jan? (er schüttelt nur den Kopf)

Marie kann die Wunde nähen, ohne die Hand zu betäuben. Jan bekommt davon so gut wie nichts mit.
Sie näht die Wunde mit drei Stichen und verbindet am Ende die Hand.
Vorher aber spritzt sie ihm noch ein Mittel. Denn sie weiß, dass die Schmerzen noch kommen werden.

Jan bleibt in der Küche am Tisch sitzen. Marie packt alles ein und geht nach draußen. Sie sieht Leni am Fenster stehen. Sie hat geweint. Sie geht zu ihr, berührt ihren Arm.

Marie: Ich hab die Wunde genäht. Ich denke, es wird nichts zurückbleiben.

Sie schauen sich an.

Marie: Du wusstest, dass es nicht leicht werden wird.
Leni: Ja.
Marie: Leni, ich denke, dass seine Schübe nachlassen werden.
Leni: Dieses Mal war es seine Hand. Was ist, wenn er.....
Marie: Du hast Angst, dass er dir etwas antut? Oder Lotte?
Leni: Ich bin nicht wichtig, aber ... ja.....Lotte.
Marie: Rede mit ihm. Ich hab ihm etwas gegen die Schmerzen gespritzt. Er wird bald wieder klar denken können und dann..... rede mit ihm.
Leni: Mach ich. Danke.
Marie: Und ruf an, wenn noch irgendetwas wäre, hm?
Leni: Ja.

Marie geht wieder. Leni versucht sich abzulenken und spielt mit Lotte. Sie sitzen auf dem Boden und machen ein Puzzle.

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Beitrag  cat Fr 23 Nov 2012, 09:52


Es dauert eine ganze Weile, bis Jan wieder zur Besinnung kommt. Er erkennt nun seine verbundene Hand und schaut auf den Boden. Dort liegen immer noch die Scherben . Und er sieht das Blut. Langsam kommt ihm alles wieder in den Sinn.
Er schämt sich.
Er steht auf und fängt an, die Scherben aufzuheben und in den Abfalleimer zu werfen. Leni hört das. Sie steht auf und geht in die Küche.

Jan: Tut mir Leid.
Leni: Ach Jan.

Sie geht zu ihm und hilft ihm beim Aufheben der Scherben. Diesesmal lässt er sie gewähren. Gemeinsam räumen sie auf und Leni wischt noch das Blut weg.
Jetzt kommt Lotte in die Küche.

Lotte: Papa, spielen.

Jan schaut zu seinem Schatz, dann zu Leni. Sie lächelt ihn an. Er geht mit Lotte ins Wohnzimmer und spielt mit ihr.

Es ist gegen Mittag, als Lotte müde wird. Leni legt sie ins Bett und sie ist auch sehr schnell eingeschlafen.
Danach geht sie zurück ins Wohnzimmer. Jan sitzt am Tisch. Sie geht zu ihm.

Leni: Siehst müde aus.
Jan: Ich fühl mich auch so.
Leni: Dann leg dich hin.
Jan: Leni, ich..... ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Leni: Du musst gar nichts sagen, Jan.
Jan: Ich.... ich wollte das alles nicht.
Leni: Jan, hör auf dir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Du bist nicht du selbst, wenn die Schübe kommen.
Jan: Ich hab mich heute selbst verletzt, Leni. Was .... was wenn ich beim nächsten Mal dich oder.... (er schaut in Richtung Reisebett)
Leni: Das würdest du nie tun, davon bin ich überzeugt.
Jan: Ach ja? Ich aber nicht. Leni, ich... ich möchte, dass du nach Hause fährst.
Leni: Und dann? Willst du hier alleine bleiben?
Jan: Ich schaff das schon.
Leni: Gar nichts würdest du schaffen. Sieh dich doch an. Du .... du hättest dir vorhin fast deine Hand kaputt gemacht. Man kann dich nicht alleine lassen, Jan.

Er schaut auf seinen Verband.

Leni: Jan, Marie meint, dass die Schübe nachlassen werden. Wir... wir schaffen das. Du wirst sehen. Bitte, du... du darfst nicht aufgeben. Auch wenn es dir im Moment schwer fällt.
Jan: Ich....(er schaut sie an) ich leg mich ein bisschen auf’s Ohr, ja?
Leni: Tu das. Es wird dir helfen.

Er steht auf und geht ins Schlafzimmer, legt sich auf das Bett und schläft sofort ein.
Leni kommt wenig später und deckt ihn mit einer Decke zu.

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Beitrag  cat Fr 23 Nov 2012, 09:57


Es klingelt an der Haustür.

Leni: Andreas.
Andreas: Hallo Leni, darf ich kurz reinkommen?
Leni: Sicher.

Er geht in die Wohnung. Das Telefon klingelt.

Leni: Komm. (sie gehen ins Wohnzimmer) Entschuldige kurz.

Sie geht ans Telefon. Es ist Hajo.

Leni: Papa.
Hajo: Wie läufts bei euch?
Leni: Geht so. Jan schläft.

Andreas hört das und geht ins Schlafzimmer. Er sieht seinen Sohn, der tief und fest schläft. Dann erkennt er die verbundene Hand.
Leni kommt kurz danach ebenfalls in Schlafzimmer. Jans Vater hat sich auf einen Stuhl gesetzt, den er vor das Bett gestellt hat. Er berührt leicht die verbundene Hand.

Andreas: Was ist mit seiner Hand passiert?
Leni: Kleine Unachtsamkeit. Nicht weiter schlimm.
Andreas: (schaut sie an) Er hat sich selbst verletzt, hab ich Recht? (sie schaut ihn an, schweigt) Du musst mir nichts vormachen, Leni. Menschen, die sich einem Entzug unterziehen, haben oft das Gefühl, sich selbst zerstören zu wollen. Ich kenne das. War bei Hannelore nicht anders.
Leni: Es ist ja noch einmal gut gegangen.
Andreas: Leni, was muss noch alles passieren, damit du einsiehst, dass er Hilfe braucht.
Leni: Er braucht uns, Andreas. Menschen, die ihn lieben. Und ich glaube, es würde ihm sehr viel bedeuten, wenn du ihm gegenüber mehr Respekt zollen würdest.
Andreas: Was meinst du?
Leni: Andreas, nichts, was Jan getan hat oder tut, macht dich stolz.
Andreas: Das stimmt doch gar nicht.
Leni: Ach nein? Tut mir Leid, aber... so kommt es für mich und auch für Jan rüber. (sie schauen sich an) Hast du Jan jemals in den Arm genommen, wenn es ihm schlecht ging? Oder hast du ihn für Dinge, die er getan hat, jemals gelobt?
Andreas: Alles unnütze Sentimentalitäten.
Leni: Das sagst du. Aber diese Sentimentalitäten sind wichtig für einen Menschen. Sie stärken das Selbstbewusstsein. Jan hat in deinen Augen doch nie etwas wirklich Gutes erreicht. Und jetzt zeigt er auch noch Schwächen, in dem er drogensüchtig wird. Jan ist dein Sohn und er liebt euch.
Andreas: Wohl nicht.
Leni: Natürlich. Sonst wäre er doch damals, als unsere Wohnung ausbrannte, nicht zu euch gekommen. Andreas, es ist noch nicht zu spät. Ihr könnt immer noch zueinander finden. Aber du musst ihn als Sohn so akzeptieren, wie er ist. Mit seinen Fehlern und mit seinen Stärken, die zweifelsohne überwiegen.

Andreas wird nachdenklich. Er steht auf und geht zur Tür.

Leni: Es tut mir Leid, wenn ich so deutliche Worte gefunden habe.
Andreas: (bleibt stehen, schaut sie an) Du musst dich nicht entschuldigen, Leni. Ich bin froh, dass er eine so starke Frau wie dich an seiner Seite hat.
Leni: Ich bin nicht so stark, wie du meinst. Ich habe sehr große Angst, zu versagen. Nicht da zu sein, wenn er mich braucht.
Andreas: Ich... ich bin für euch da. Das .... das verspreche ich.
Leni: Sei für Jan da, das ist das Wichtigste.
Andreas: Wollt ihr morgen zum Essen zu uns kommen? Hannelore würde sich sehr freuen.
Leni: Gerne. Aber... wir müssen sehen, wie es Jan geht, ja?
Andreas: Sicher. Sag ihm liebe Grüße.
Leni: Mach ich.

Er verlässt die Wohnung wieder. Leni geht in die Küche, möchte das Abendessen richten. Da meldet sich auch schon Lotte. Sie hat Hunger. Leni geht mit ihr in die Küche, schält ihr einen Apfel.

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