Aus der Lebensbahn geworfen

Seiner Familie blieb die wachsende Verzweiflung nicht verborgen.
Jeden Abend betrat Jan fix und fertig die Wohnung
Auch wenn er schwieg, den 3 blieb nicht verborgen wie sehr ihn diese furchtbare Situation marterte
Endlich wagte Leni einen Vorstoß: „Jan ich….Keiner von uns will dich bevormunden
Aber wir brauchen dich doch nur anzusehen…….Jan…dir geht es jeden Tag schlechter
Du schläfst nicht mehr, jedes Essen erbrichst du wieder
Schau in den Spiegel Jan….du bist nur noch ein Schatten deiner selbst
Bevor dich der Dienst vernichtet........
Jan…..kannst du dir nicht vorstellen an anderer Stelle erfolgreich zu sein
Als Kriminologe z.B., du der Profilier bist doch wie genschaffen dafür
In der Redaktion würden sie dich mit Kusshand neben
Unfall- oder Verbrechensberichte aus der Feder eines Polizisten, Jan was Besseres gibt es gar nicht“
Jan flüsterte: „Danke Liebes, ich weiß du meinst es gut und deine Vorschläge sind auch überlegenswert
Ich spüre es ja selbst, dass mich dieser irrsinnige „Verfolgungswahn“ täglich mehr zerreißt
Glaube irgendwann bin ich wirklich ein Idiot, Endstation Klapse
Mich begreife ich am allerwenigsten
Dachte immer einigermaßen vernünftig und intelligent zu sein
Weiß genau, dass ich mir alles nur zusammenfantasiere, einbilde, Gespenster höre
Ich beschimpfe mich selbst unentwegt, gehe mit mir ins Gericht, verurteile mich wegen all meiner grotesken Vorstellungen

Jan stöhnte: "Ich möchte es beenden, abstellen, endlich einen Schlussstrich ziehen
Von meinen Kollegen….ausgerechnet von meinen Kollegen fühle ich mich bedroht
Dabei weiß ich genau, dass jeder Einzelne von ihnen ein netter, freundlicher, aufrichtiger Pfundskerl ist, mit dem man durch dick und dünn gehen kann
Aber es hört nicht auf…..immer und immer wieder fühle ich mich verspottet, verhöhnt, nicht mehr für voll genommen....
......von blöden Kai-Zwillings-Doppel-Fälschungs-Witzeleien überschüttet
Höre sie überall Schmähungen flüstern, schallend über mich lachen
Doch wenn ich jetzt aufgebe, den Polizisten, mein Wirken an den Nagel hänge, käme das einer Niederlage gleich.
Dann hätte Kai sein Ziel wirklich erreicht, mich besiegt
Gerade das wollte ich aber verhindern, dass er das vernichtet wo ich jahrzehntelang gewirkt habe, mein persönliches „Ich“ noch auslöscht
Ich möchte nicht, dass meine andere Hälfte diesen Triumph auch noch einsteckt
Könnt ihr mich ein wenig verstehen, bzw. noch ein bisschen Geduld mit mir haben
Ich kann mir einfach nicht vorstellen ewig so „ausgeflippt“ zu bleiben
Irgendwann muss doch der Gong in mir schlagen, ich von diesem „Wahnsinn befreit sein“
Leni blickte erst Margot, dann Benni an, die 2 nickten nur kurz
Dann raunte Leni: „Wir gedulden uns Jan, gedulden uns weil wir glauben uns vorstellen zu können, welche unbeschreibliche Verzweiflung in dir wühlt.
Ich meine auch nur vorstellen Jan, denn nachempfinden, nein nachempfinden was du wirklich durchmachst wird nie Jemand können
Es ist zwar schrecklich für uns zuzusehen wie du mit jedem Tag verzweifelter wirst, aber….
Aber bevor du wirklich zusammenbrichst Jan, treten wir auf die Bremse und wenn wir dich anketten
Das meinen wir ernst Jan, denn Kai ist es nicht wert, das wir dich wegen ihm verlieren“

Jan wisperte: „Danke…danke mein Schatz…danke Mama….danke mein Großer
Ich werde mir eure Worte ein meißeln, sie mir ins Gehirn pflanzen“


Jan meinte was er sagte
Leider half ihm das aber nicht
Jedes Kommen und Gehen ins Präsidium blieb ein entsetzlicher „Spießrutenlauf“ für ihn

Leni informierte Hajo, der das gar nicht glauben konnte
Jan erledigte die Arbeit schon wieder wie eh und je…..und dann sollte er….
Am nächsten Morgen legte sich Hajo „auf die Lauer“
Er passte es so ab, dass er nach Jan das Präsidium betrat
Ein völlig „Anderer“ hetzte da durch die Flure
"Oh nein Jan, dass bist doch nicht du…?“ dachte er entsetzt „Warum sagst du denn nichts, Junge“
„Dieser verdammte Kai…. In der Hölle soll er braten dieser Teufels-Zwilling“ ballte Hajo die Fäuste in der Tasche
Er besprach sich mit Wolle
Doch auch Wolle hatte leider keine Wundermedizin gegen diesen besonderen „Verfolgungswahn“ von Jan

Inzwischen überlegte Jan oft eine andere Stelle anzutreten, redete sich ein, auch mit neuen Aufgaben glücklich zu werden
Egal wie sehr er sich gegen den Irrsinn stemmte, wie sehr er sich auch beschimpfte........
..... im Präsidium fühlte er sich sofort wieder gehetzt, als Freiwild für Hohn und Spott.
Der Abschied schmerzte Jan schon jetzt, wieder mal wütete er mit sich:
„Verdammt… Freunde, in bin doch nur von Freunden umgeben…Du weißt das Maybach
Du weißt es ganz, ganz genau…..
Müsstest mit Leichtigkeit diese unfassbaren Fantasien abschütteln können….
Diese hirnverbohrten Vorstellungen einfach abstellen"
Viel Zeit hatte Jan nicht mehr, denn seine Familie sprach jeden Abend offen aus was er selbst wusste:
„Auf dem Zahnfleisch gehen, wie ein Gespenst umherzugehen, zu einem immer größeren Wrack zu werden“
Außerdem hatte er ja seinen Lieben sein Wort gegeben und das wollte Jan keinesfalls brechen

Heute zuckte Jan auch wieder erschrocken zusammen als die Bürotür aufging
Als jetzt noch eine kleine Gruppe Kollegen auf seinen Tisch zusteuerte, schnürte es ihm die Kehle zu
Jan spürte den Angstschweiß auf seiner Stirn, begann zu zittern
Kollege Knut stellte nun ein flaches, verhülltes „Ding“ vor Jan.
Erschrocken hob er den Kopf, nervös flatterten seine Lider

Kollege Knut erklärte jetzt: „Jan, wir vertretungsweise für alle Kollegen überbringen eine Art….wie soll ich sagen….
Über…zeugungs…ge…schenk
Ja, nennen wir es Überzeugungsgeschenk“ enthüllte er das Ding
Jan riss die Augen weit auf, starrte auf das Ding, starrte in sein eigenes Gesicht, stammelte:
„A…aber…..Aber ver…verste…he…ni…..Das ist….das bi…bin…“starrte er weiter auf ein großes Porträtfoto von sich selbst
Bodo meinte jetzt: „Ja das bist du Jan, bzw. ein Foto von dir……und nicht……D E R“ stellte er eine Aufnahme von Kai daneben
Jan zuckte zusammen, wurde aschfahl
Unbeirrt sprach Bodo weiter: „Schau genau hin, ganz genau….das bist D U
Extra vom Polizeifotograf aufgenommen, gestochen scharf, musst du doch zugeben
Das ist dein Mund…jedes kleine Fältchen….jeder winzige Pickel….....
Selbst deine Wimpern….zeichnen sich deutlich,...sehr deutlich ab
Aber hier….deine Augen….durchdringendes, leuchtendes stahlblau, blitzt einem geradezu an und....
Nicht zu vergessen…hier glitzern eine Menge grauer Haare auf deinem Kopf
Soll dich nicht runterziehen Jan, nicht negativ gemeint, graumeliert steht dir sogar, prägt deinen Charakterkopf noch mehr
Sogar dein kleines Muttermal seitlich am Hals ist zu erkennen….weil….weil
Weil das ein Foto von dir ist Jan…..und nicht von diesem billigen Abziehbild“ tippte er auf Kais Bild
Ihr seht euch leider sehr, sehr ähnlich, aber es gibt doch ganz deutliche Unterschiede
Wir bemerkten das sofort Jan und mit diesem Symbol-Geschenk wollen wir dich jetzt restlos überzeugen“
Alle warteten jetzt auf eine Reaktion von Jan

Sie mussten lange warten...endlich stammelte Jan: „Kapier das nicht…..ihr…ihr könnt mich doch nicht be…be…“
Eindringlich sprach Bodo jetzt wieder: „Wir können nicht nur Jan….wir mussten sogar….
Weil wir es nicht mehr mit ansehen können, wie du ängstlich, geduckt, dich unzählige Male umschauend, schweißgebadet, durchs Präsidium hetzt
Du rast wie ein Massenmörder, der von einem ganzen Heer gejagt wird
Hättest dir wohl am liebsten eine Tarnkappe übergestülpt
O.k. Jan, in dem Alter plötzlich seinem Zwilling gegenüberzustehen, hätte uns wohl auch aus den Schuhen gehauen
Die folgenden unfassbaren Gemeinheiten, die entsetzliche Anklage verschlimmerten zusätzlich alles
Zum Glück hast du dich von dem Schock wieder erholt Jan und die Verletzungen, die du anstelle deines Doppels einstecken musstest, ausgeheilt
Natürlich vergisst man solche Grausamkeiten nicht und dein Zwillingsbruder gehört jetzt leider zu deinem Leben
Kai ist durch und durch ein fieser Charakter, link, kaltblütig und ein gerissener Ganove noch dazu
Aber glaube uns bitte Jan, Keiner vergleicht dich mit deinem Bruder
Niemand denkt daran, dass du jetzt die Seiten wechselst und vor allem machen wir dich nicht für ihn verantwortlich
Kai hat nun mal diesen Weg eingeschlagen.
Aber weil du Polizist bist Jan, erwarten wir nicht, dass du ihn zu einem guten Menschen formst
Du brauchst dich nicht für ihn zu schämen…..wirst niemals Spott, Hohn, Geläster oder blöde Witze von uns hören
Wir lachen dich auch nicht aus, schwöre ich, schwören wir dir Jan
Mein, unser…unser aller Freundes-Kollegen-Ehrenwort drauf
Auch mit Zwillingsbruder bist du noch immer der Jan für uns der du immer warst
Wir wissen, dass du dir zum Glück, trotz den Grauenhaftigkeiten deinen klaren Verstand bewahrt hast"

Bodo fuhr fort: "O.k. manchmal spielt einem die Fantasie lange etwas vor, wie es jetzt bei dir der Fall ist
Du bist hilflos dagegen Jan…..darum helfen wir dir jetzt dich davon zu befreien
Solltest dir das Bild gut im Blickfeld aufhängen und einprägen
Schau ihn dir genau an, sieh dich genau an….den echten Jan Maybach
So sieht der richtige Jan aus, der Freund und Kollege den wir in dir sehen, immer gesehen haben“
In Jans Kopf schwirrte es, er wusste wirklich nicht was er sagen sollte
„Gefällt dir das Bild nicht Jan oder empfindest du es als die falsche Tour, als Beleidigung?“ fragte Olaf
Endlich krächzte Jan: „Nein…nein….alles o.k…..aber kann ich nicht annehmen
Ein Idiot wie ich gehört nicht noch beschenkt“
Bodo bestimmte: „Rückgabe ausgeschlossen Jan…..lasse das Bild auf dich wirken
Aber bitte nicht zu lange wir möchten nämlich bald den alten Jan wieder zurück
Den Jan, der lächelnd das Präsidium betritt, für Alle ein freundliches Hallo hat oder ein paar nette Worte
Wir möchten, dass der alte/neu Jan uns wieder mal kameradschaftlich auf die Schulter klopft wie früher“
Jan stammelte: „Ich weiß…weiß gar nicht was ich sagen soll
Eure rührende Spezial-Therapie haut mich um
Geht mir irgendwie durch und durch“
Olaf grinste: „Revanchiere dich bald Jan……zeige uns wieder dein „Zahnpasta-Lachen“
Bevor Jan etwas erwidern konnte verschwanden die Kollegen
Bewegt und aufgewühlt versuchte er Ordnung in seinen Kopf zu bringen

„Überlege in aller Ruhe Jan, wo du das Bild aufhängen willst“ riss Hajo ihn aus seinen Gedanken
„Vielleicht freut Leni sich in der Wohnung darüber“ meinte Ina
Da rief Tom: „Ich muss eure Überlegungen unterbrechen, gerade wurde ein Zwillingsmord gemeldet"
Jan wurde sofort kalkweiß, zitterte, taumelte, sackte dann haltlos auf den Stuhl nieder
Alles drehte sich um ihn, eisige Schauer fegten über seinen Rücken
„Verdammt, warum klopfe ich bloß immer so blöde Sprüche“ lief Tom zu ihm, rüttelte ihn, rief:
„Jan, keine menschlichen Zwillinge…hörst du
Der Anruf kam von der .....….Ausstellung
Dort wurden 2 gleiche, wertvolle Skulpturen geraubt, die wie Zwillinge auf einem Sockel stehen
Das Mordopfer ist der Wachmann
Jan verstehst du“ (redete Tom auf ihn ein) „ 2 übereinstimmende Ausstellungsstücke, keine Geschwister“
„Mord am Wachmann, schon klar“ entgegnete Jan ganz ruhig, sein Schreck hatte sich gelegt
„Wieso informiert mich Keiner, müsste längst am Tatort alles untersuchen“ sprang Ina auf
„Stopp Ina, wir 2 fahren zusammen. Kannst in Ruhe deinen Koffer holen
Sabine unterrsucht den Toten bestimmt noch“ hielt sie Hajo zurück
„So läuft das nicht, ich muss sofort los“ erregte sich Ina
Hajo meinte: „Genauso läuft das Ina….du weißt doch….wir ermitteln wieder nach unseren neuen, alten Regeln“
Irritiert schaute Jan Hajo an, der ihm mit einem leichten Grinsen zunickte
„Dann hole ich mal meinen Koffer“ murmelte Ina

Tom meinte: „Das sind dann wohl unsere 1. gemeinsamen Ermittlungen an einem Tatort, Jan.......
Will sagen wir bearbeiten den 1. Mord von Beginn an zusammen"
Jan lächelte: "Drückst du dich immer so kompliziert aus
Na das wird ja heiter wenn du bei der Arbeit auch so umständlich bist
Bin jetzt schon gespannt....nein...bin sogar neugierig
Auf was wartest du noch, Kollege“ ging Jan zur Tür
Verwirrt folgte ihm Tom
So „komisch“ kam ihm der Freund vor
Am Ausgang packte er Jan am Arm, meinte:
„Du wirkst so „anders“ Jan, irgendwie gelöst, befreit
Hattest du gerade eine Erleuchtung?“

Jan überlegte lange
Mehr zu sich selbst flüsterte er dann:
„Tja schon komisch........????
Seltsam...wie befreiend ein Blick in das eigene Spiegelbild, besser gesagt Fotobild sein kann
Ich hatte keine Erleuchtung…..
In mir vollzog sich gerade ein gewaltige Explosion
Endlich wurde dieser riesige Fels in in mir gesprengt......
Die Wucht schleuderte diese idiotischen Wahnvorstellungen nach einer halben Ewigkeit restlos aus mir hinaus“
Tom klopfte ihm auf die Schultern: „Tja dann….freue ich mich auf die Arbeit…Partner
Habt ihr eigentlich eine Fahrerregel….......???
Der mit den meisten Dienstjahren darf hinter das Steuer….oder wie läuft das?“
Jan lachte: „Gibt keine Regeln….Aber da wir zum 1. x gemeinsam zum Tatort fahren....
Zu dieser Premiere lasse ich mich doch gerne von dir chauffieren“


E N D E

Hallo Walli, nun bin ich aber erleichtert das Jan am Ende doch noch den "Bogen" raugekriegt hat. Ich hatte echt Sorgen das er es diesmal nicht schafft und du hast es ja auch bis zum Schluß spannend gemacht. Auch für diese Geschichte nochmal Dankeschön und ich freu mich schon auf die nächste...............eine kleine Pause gönne ich dir natürlich Also bis hoffentlich bald wieder liebe Grüße Kathy

Wow, walli!!
Das war deine Rekord-Geschichte, von der Länge her, oder?
Aber du hast prima die Spannung gehalten. Wie auch Kathy hab
ich schon "gezittert". Aber zum Glück kam es dann ja doch zu einem Ende, dass
nicht so dramatisch war wie man vielleicht zuerst hätte denken können.
Und das ist auch gut so
Natürlich, eine Pause sei dir gegönnt. Und doch freue ich mich schon auf
deine nächste Story :-)
LG, Moritz