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Beitrag  walli Di 13 Sep 2011, 02:45

War richtig, Jan musste alles erst mal verdauen. Sein Kopf schwirrte, er schloss die Augen, unzählige Gedanken in ihm: Überleben, Zukunft, zu Kräften kommen, erst wieder "Mensch"
werden. Nichts mehr wie zuvor, viele Veränderungen. Unbegreiflich diese Hölle, dieses Gift zu überleben. Das Verlies, Arno, die furchtbaren Qualen gingen ihm durch den Kopf. Hatte den Mord vor Augen, dachte an die Zweifel die ihn plagten, sein Schweigen..........und damit, damit hatte er genau genommen erst alles ausgelöst
Zum Glück schlummerte Jan jetzt kurz ein, sonst hätte er sich wieder mit Selbstanklagen zerrissen
Sie überließen es ihm aber die frohe Botschaft zu verkünden
Leni und Benni rasteten vor Freude fast aus, Kuß hier, Kuß dort, streichelten ihn unaufhörlich. Umarmten ihn so fest, wollten nicht mehr loslassen, bis Jan raunte: "Bringt mich bitte nicht um, ihr schnürt mir die Kehle zu"
Schnell ließen Sie von ihm ab. Aber es wurde ihr längster Besuch seit Jan hier war

Die 2 wollten ihre Freude allein genießen. Aber natürlich verkündete Leni Hajo alles telefonisch
"Bin ich froh, dass du Unrecht hattest mit Jans Mutlosigkeit" meinte Ina als sie ihren Freudentaumel beendet hatten
"Pst" legte Hajo den Finger auf die Lippen "Wenn du bei Jan petzt, hast du mich ewig als Feind"
Nicht nur das Team, soviele mit ihnen waren erleichtert, eigentlich das ganze Präsidium
Wollte meinte: "Dann kann ich mir den großen Schweiger ja bald mal zu Brust nehmen"
Sabine regte sich auf: "Aber Wolle, du kannst doch jetzt nicht noch auf Jan einschlagen"
Wolle grinste: "Frau Prof., du vergisst, dass ich der Spezialist für bestes Einfühlvermögen bin. Mit Problemfällen wie Jan fachmännisch umgehen kann"
Sabine konnterte: "Na hoffentlich und es wird nicht doch die Axt im Walde. Ich würde aber auch gerne mal mit den Klinikkollegen sprechen, möchte mehr von dem Gift erfahren"
Hajo meinte: "Na ein Glück, dass wir keine Sonderwünsche haben. Besuchen Jan aus Freude, vielleicht um ihn etwas aufzubauen. Macht eure Fachsimpelerei mal unter euch aus"

walli

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Beitrag  walli Di 13 Sep 2011, 03:32

Diese Nacht wurde für Jan, trotz aller Schlafmittel, sehr, sehr unruhig. Auch im Unterbewusstsein umklammerte ihn all das, was ihn auch am Tag so aufwühlte
Aber Übungen, Aufstehversuche, denen fieberte er doch entgegen
Die Pfleger waren kräftige Kerle, konnten ihn halten. Kraft aufbringen, sich abmühen, dass musste Jan allein bewältigen. Spürte schnell, dass sein Körper zu kaum was fähig war
Zum im Bett Aufrichten brauchte er schon seine Zeit. Herumdrehen, Beine vors Bett hängen dauerte noch mal solange
Aber dann, als die Pfleger ihn aufrichteten, quasi ihn die Höhe schoben, spürte Jan sehr schnell, dass er keine eigene Kraft mehr hatte
Unfähig sich allein aufzurichten, auf seinen Füßen zu stehen, die er eigentlich gar nicht mehr spürte, plumpste er sofort wieder aufs Bett
Unzählbar wie oft sich das wiederholte, bis Jan wirklich stand. Wackelnd, taumelnd, total verkrümmt, keine Chance sich selbst aufzurichten
Am 1. Tag blieb es bei Jans erfolglosen Versuchen
Auch wenn darauf vorbereitet, jetzt war Jan doch entsetzt zu so gut wie nichts in der Lage zu sein. Er, sein alter Körper existierten eigentlich nicht mehr
Hielt ihn aber nicht davon ab, sich am nächsten Tag noch mehr abzumühen
Am übernächsten Tag genauso. Es ging so weiter, immer weiter. Dauerte lange bis Jan das 1.x ohne Unterstützung alleine stehen konnte
Die Prozedur war hart, schnerzvoll, aufreibend. Jeden Abend war Jan so geschafft, dass er schnell einschlief, wirklich die ganze Nacht durchschlief
Durchschlafen konnte er bisher noch keine Nacht. Jetzt in den vielen Stunden war etwas Krafttanken möglich
Die brauchte Jan für weiteres Abmühen am nächsten Tag ganz nötig. Viele Male wiederholten sie die Stehversuche mit ihm
Irgendwann übten sie "Gehen" .Das Resultat war so erbärmlich, dass Jan vor Enttäuschung fast verzweifelte
Die lange Nachtruhe baute ihn wieder etwas auf, machte ihm ein wenig Mut. Jan rief sich seine alten Vorsätze ins Gedächtnis, dass er Geduld brauchte. Alles Versuche waren. Konnte ja sein, dass ihm der Körper alle Dienst verweigerte. "Nicht aufgeben, brauchst viel Zeit" hämmerte er sich ein. Zum Aufgeben war es noch viel zu früh

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Beitrag  walli Di 13 Sep 2011, 19:52

Die Besucher wurden jetzt mehr bei Jan.
Die Nähe von Leni und Benni genoß er am liebsten
Aber außer dem Team kamen jetzt auch vereinzelt andere Kollegen und Freunde
Die Genesungswünsche häuften sich dabei natürlich. Weiter redete man über den Alltag, dies und das, wenn nichts mehr ging, auch über das Wetter
Meistens redeten die Besucher. Jan hielt sich noch zurück. Fiel ihm auch noch immer schwer, kam recht langsam und leise
Bis jetzt war Arnos Name noch nicht gefallen. Jan hatte auch noch immer keine einzige Frage zu diesem Thema gestellt
Jeder verließ schweißgebadet, aber total erleichtert das Zimmer, wussten "aufgeschoben war nicht aufgehoben", doch immer froh, dass es sie diesmal nicht traf
Redeten sich ein, dass es besser sei Jan bekomme erst noch mehr Kraft, bis er die ganze Wahrheit über Arno erfuhr

Vor jeder Übung dachte Jan: "Oh nein, dass schaffst du nie, wirst nie wieder richtig auf die Beine kommen"
Kaum waren seine Helfer da, mühte er sich aber so ab, dass man ihn manchmal zur Vorsicht mahnte
War ja nicht das 1. x, dass Jan sich wieder hochschaffen musste, freute sich riesig über die kleinsten Fortschritte
Kam jetzt Mutlosigkeit auf, beschimpfte er sich: "Du hast überlebt, bedeutet Zukunft. Verdammt, jetzt musst du auch deinen Anteil leisten. Kennst das doch, der Weg nach oben ist
steinig"
Nur wenn ihn jetzt Schmerzen durchfuhren war das anders. Sie kamen von al der "Vernichtung" die Arno ihm einhämmerte. Bei allen Kugeln, Stichen und sonstigen Verletzungen hatte ihn etwas ausgefüllt was ihn von innen zerstören sollte. Diese "Waffe" unfassbar......, er stand kurz davor, dass sein Inneres, seine Organe sich zu Brei auflösten, total verätzt wurden. Die Erinnerungen waren Zeiten wo es Jan total herunterzogen
Ahnte ja Keiner, dass er sich nur zu gut an Arno erinnerte. Wenn er auch noch unwissend was jetzt alles mit ihm ablief. Aber so oft fühlte sich Jan in dieser Hölle wieder, spürte die Einstiche, hörte Arnos Gelaber, Gekicher. Danach kostete es ihn wieder viel Überwindung, sich weiter hochzuschaffen, auf die Zukunft zu hoffen

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Beitrag  walli Di 13 Sep 2011, 22:02

Weiter zog sich die Zeit dahin.
Jan erschien alles wie eine Ewigkeit.
Viele sorgten dafür, dass ihm die Zeit nicht lang wurde. Die Besucher gaben sich fast "die Klinke in die Hand"
Bei seinen mühevollen Laufversuchen duldete er natürlich keine Zuschauer
Dr. Boll bemerkte mal: "H. Maybach, Sie sollten mit sich selbst so zufrieden sein wie wir das sind. Verglichen mit dem Zustand Ihrer Einlieferung und jetzt, haben Sie quasi einen 8000er erklommen"
Jan lachte bitter: "Das ist jetzt ein Witz?"
Dr. Boll beteuerte: "Bestimmt nicht. Nach allem was ich sehe und man über Ihre Fortschritte berichtet, bitte ich Sie sogar noch mutiger zu sein. Versuchen Sie allein aus dem Bett zu kommen, wagen Sie sich umher zu gehen. Gehwagen und Krücken stehen am Bett. Auf dem Sessel können Sie jederzeit Pause machen, in der Nähe der Klingel bleiben. Passiert was sind wir sofort da"
Jan war ja nicht so positiv: "Allein laufen, ich taumelndes Wrack, bin doch nicht Herkules"
Aber zu so etwas musste man ihn natürlich nicht 2. x auffordern
Nicht lange und Jan schob sich vorsichtig aus dem Bett, griff zu den Krücken, versuchte zaghaft den 1. Schritt.
Klappte natürlich nicht auf Anhieb. So wie er wackelte glaubte er mehr an Zusammenbruch als an Standfestigkeit
Irgendwann machte Jan aber doch seinen 1. Schritt. Lange Pause, dann den 2. So ging es cm-weise zaghaft, tapsig weiter
Lange auf den Beinen und eine große Strecke wurde es aber nicht
Der Anfang war gemacht. Jan durchfuhr ein positives Gefühl bei diesem, wenn auch kleinen, aber trotzdem großen Fortschritt
Sagte sich, was er 1 x schaffte, konnte er auch weiter
Nicht nach ein paar Minuten und auch nicht mehr diesen Tag. Die Aussicht auf morgen wurde aber für Jan so viel positiver

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Beitrag  walli Di 13 Sep 2011, 23:05

Hajo meinte mal im Büro: "Wir sind große, erbärmliche Feiglinge. Jan macht soche Fortschritte, aber wir verlieren keinen Ton über Arno"
Vince entgegnete: "Glaube, wir sehen das alles falsch. Jan machte seine Aussage über den Mord und Arno, dabei schnitt er auch etwas seine Entführung an. War halt da noch nicht in dem Zustand ausführlich zu berichten. Was wenn Jan in dem Verlies mehr mitbekommen hat als wir ahnen"
"Das ist doch nicht das Hauptproblem" erregte sich Ina
Vince stutzte: "Wieso nicht? Auch wenn Jan über den Kerl nichts laut werden lässt, keine Verwünschungen oder Beschimpfungen ausstößt. Was spricht dagegen, dass er sich ganz genau an Arno erinnert, mehr oder weniger bewusst Vieles mitbekam"
Hajo stöhnte: "Ach Vince, du musst noch viel lernen. Versetze dich doch mal an Jans Stelle, erst recht wenn er wirklich mitbekam was dieser oder was ihm alles angetan wurde. Du wärst der 1. der nach Rache schreit. Würde Jan nie tun, aber gerechte Bestrafung für Arno ist das Mindeste was er erwarten könnte. Aber es sieht so aus, als liefe alles auf "Behandlung" hinaus, statt Zelle. Wenn du das nicht für schlimm hältst, bitte, wir fahren sofort zu Jan und du sagst ihm wie die Dinge mit Arno liegen"
Vince murmelte betreten: "So habe ich das noch gar nicht gesehen. Nee, nee, ich der Jüngste und der Jan noch nicht soviele Jahre kennt, bin der absolut der Falsche um ihm das mitzuteilen. Ihr wisst doch, dass ich dafür überhaupt kein Fingerspitzengefühl habe, mit meinen blöden Sprüchen nur Scherben anrichte"
Hajo brummte: "Wir wissen, dass du ein riesengroßer Feigling mit einer noch größeren Klappe bist. Aber diesmal muss sich jeder an die eigene Nase fassen. Wir sind auch nicht mutig"

So eifrig wie Jan an allem arbeitete, geschah das natürlich auch mit seinem Hochschaffen. Wenn auch noch unsicher, aber inzwischen ging er schon im Zimmer umher. Weiter unterstützt mit Krücken, irgendwo war noch Angst bei ihm plötzlich doch mal zusammenzubrechen. Die Zeiten wo Jan das Bett verließ wurden auch immer länger. Bekam er zwischenzeitlich Puddingsbeine ruhte er sich im Sessel aus. Da waren die Zeiten wo er versorgt wurde, besonders wenn die Infusionen solange in ihn liefen, direkt schon wieder unangenehm. Konnte es nicht erwarten wieder aufzustehen. Die Anstrengung machte müde, umso ruhigeren Schlaf hatte er. Leider kam es immer wieder zu Horrorträumen
Seine Lieben, das Team und sonstigen Besucher konnten gar nicht oft genug betonen, wie überwältigt sie von Jans Fortschritten waren. Er solle bloß jetzt nicht aufgeben

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 00:15

Irgendwann verkündete Dr. Boll: "Herr Maybach, überbringe Ihnen die frohe Botschaft, dass Ihre Klinikentlassung bald bevorsteht. Meine nicht heute oder morgen, aber Monate verbringen Sie nicht mehr hier. Natürlich nur vorausgesetzt es treten keine schlimmen Komplikationen mehr auf. Danach machen Sie ein lange Reha. Keine Widerrede, kenne Ihre Abneigung. Aber diesmal zwinge ich Sie dazu. Tja H. Maybach, sagte Ihnen schon, dass man in diesem speziellen Fall nicht von endgütiger Heilung sprechen, immer plötzlich eine Gefahr auftreten kann. Sie sagten selbst, die Zukunft annehmen zu wollen, jetzt ist es soweit. Nehme an, Sie benötigen auch nach der Reha noch viel Krankengymnastik und ambulant hier versorgen und kontrollieren müssen wir Sie auch oft. Aber all das wird Ihnen 100x lieber sein, als längerer stationärer Aufenthalt"
Still war es jetzt im Zimmer
Dr. Boll meinte: "Sie freuen sich lieber im Stillen, ist mir ja von Ihnen bekannt. Lasse Sie jetzt allein, damit Sie alles verarbeiten können"
Es verarbeiten, dass musste Jan wirklich. Wie viele Male zuvor grübelte er jetzt über das Zurückliegende nach. Unfassbar was sein Leben bedroht hatte, wie es in ihn gelangte. So richtig begriffen oder angenommen hatte es Jan immer noch nicht. Unglaublich zu was ein Mensch, zu was Arno fähig war. Die Erinnerungen an die Zeit im Verlies marterte ihn. Genauso wie die in ihm tobende Hölle dort, die ja auch hier sehr lange anhielt. Aber auch überwältigend zu was die Medizin, zu was ein Körper alles fähig war, auch bei aussichtslosen Zuständen
Jan ermunterte sich selbst: "Nimm die Rettung an, musst nach vorne schauen, nicht zurück"
O.k. die Reha blieb ihm wohl nicht erspart. Aber bis dahin wollte er noch sehr viel kräftiger werden und sicherer auf den Beinen. Also noch mehr Übungen

Jan ahnte nicht, dass Kruse Dr. Boll aufgesucht und sich mit ihm abgesprochen hatte, wann und was er ihm von Arno bzw. Bestrafung alles gestehen wollte
Als es soweit war, sorgte Dr. Boll dafür, dass Jan im Bett lag, von den Geräten überwacht beobachtet wurde, erklärte dazu: "H. Maybach, da H. Kruse, Ihnen ja bekannt, gleich einiges mitteilt, halte ich die Überwachung solange für absolut erforderlich"
Jan verstand überhaupt nichts mehr, krächzte: "Was läuft denn hier hinter meinem Rücken für ein abgekartetes Spiel"
Dr. Boll meinte: "Kein Spiel, H. Maybach. Bei dem was Sie zu hören bekommen, befürchte ich Sie kollabieren. Sicher ist sicher, Sie bleiben verdrahtet" leiß er Jan allein zurück

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 01:10

Jan, total überrumpelt, kam gar nicht dazu einen klaren Gedanken zu fassen, da stand schon Kruse neben ihm
Dieser stotterte auf seine umständliche Art: "Jan, mir ist das sehr unangenehm schlechte Nachrichten einem Patienten zu überbringen. Aber in diesem Fall fühlte ich mich geradezu verpflichtet Sie endlich zu informieren"
Jan blieb stumm, sah Kruse nur sehr skeptisch an
Kruse stammelte: "Nun Jan, wie soll ich sagen, geht um Arno. Hat sich bestätigt, dass er den Apotheker ermordete. Zu Ihrer Aussage fanden sich genug eindeutige Beweise. Soviel zum 1. Punkt. Jan, wenn ich das richtig verstand, haben Sie mitbekommen, dass Arno Ihr Entführer, ja fast Ihr Mörder war, stimmt doch?"
Jan nickte nur, Kruse noch immer kritisch ansehend
Dieser stotterte weiter: "Nach solchen Taten, erwartet Jeder, vor allem ein Polizist, knallharte Anklagen bzw. lange Strafen. Besonders dann, wenn er wie Sie das Opfer war"
Pause...... Kruse blickte unter sich, im Zimmer umher, setzte an, der Mund klappte ihm wieder zu
In Jans Kopf schwirrte es immer mehr, fragte sich, auf was Kruse hinaus wolle
Endlich redete Kruse weiter: "Um auf den Kern zu kommen Jan. Ich habe schon lange Anklageschriften wegen Mord und den Verbrechen an Ihnen gegen Arno vorbereitet. Aber, aber
Jan bitte klappen Sie jetzt nicht zusammen. Aber Arno ist, er leidet.........es wurde schwere Medikamentensucht bei ihm festgestellt. War leider noch keine Stunde in der Zelle, wo er dringend hingehört, wird nur ständig in der Entzungsklinik behandelt" brach Kruse ab
War nicht zu erkennen was in Jan vor sich ging, wie ihm zumute war. Seine Augen richteten sich irgendwo in die Ferne. Gedankenlesen ist ja noch nicht erforscht
Dr. Boll kam immer wieder an den Monitor. Gerade jetzt ging Jans Blutdruck in die Höhe, sein Puls raste. Die Linien zeigten Erregung. Erfolgte aber nichts was nach Risiko aussah
Kruse bettelte: "Jan bitte, sagen Sie was, sagen Sie doch bitte irgendwas. Weiß ja, dass das Gehörte ein Schlag für Sie ist.............."
Leise kam es von Jan: "Ahnte irgendwie, dass es so kommt"
Kruse stotterte: "Wie.........was, ......verstehe nicht......Sie wussten auch von der Sucht Jan?"
Jan krächzte: "Arno war die letzten Tage im Präsidium so komisch, jedenfalls zu mir. Höre seine versteckten Andeutungen noch. Nur ich Esel hätte mir nicht träumen lassen, dass...."

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 02:15

Kruse beschwichtigte: "Jan bitte, Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen. Sie ahnten also Arnos Sucht?"
Jan flüsterte: "Was er mir im Präsidim vorlaberte,........weiß nicht......irgendwie wirr. Dann im Versteck hämmerte er mir gleich die Spritzen ein. Blieb erst stumm. Aber dann, weiß nicht wann, überschüttete er mich jedesmal mit seinem Gelaber. Kicherte, gackerte unentwegt. Faselte von meiner Vernichtung, sorge dafür, dass ich ihn nicht in die Zelle bringe. Das ich es sei, der durch seine Spritzen schnell zur Hölle fahre. Alles so wirr, idiotisch, dachte ein Durchgeknallter sei neben mir. Aber so machte auch der Mord Sinn. Er wollte in die Apotheke, war Samstag, brauchte Nachschub. H. Nowak weigerte sich, tja da stach er zu............"
Betrübt stammelte Kruse: "Tja Jan, Sie waren ein Mord-Augenzeuge, mussten auf höllische Weise Ihre eigene Vernichtung erleben, die Sie ja zum Glück besiegt haben. Doch bei solch furchtbaren Verbrechen erwartet man natürlich auch die entsprechende Strafe. Jetzt komme ich daher, sage Ihnen, dass Arno z.Zt. "behandelt" aber nicht "bestraft" wird
Jan krächzte: "Solange Arno süchtig ist fällt kein Richter ein Urteil über ihn, wird gewartet bis er clean ist und wenn es eine Ewigkeit dauert"
Kruse stammelte: "Das Verrückte an allem ist, Arno legt seine irren Geständnisse ab, O-Ton: "Apotheker abgestochen.....wollte an seine Pillen.....Musste zuvor wegen diesem wildgewordenen KOK flüchten......Meine Vernichtung überlebt der aber nicht....hat nur noch meinen Giftmix in mir....Bin dem Verräter zuvor gekommen....lande nicht wie er in der Zelle". Arno gibt seine Verbrechen zu, aber war die größte Selbstverständlichkeit. Überzeugt von seiner Rache, Andere müssen bluten, nicht er. Verhörte ihn oft Jan, bringt immer das Gleiche hervor, keine Besserung zu bemerken, also wird er weiter in der Entzugsklinik " behütet. Schlimmer noch, dass sich die Ärzte fast sicher sind er sei schön länger süchtig, also beim Mord unzurechnungsfähig. Sie wissen was das bedeutet Jan"
Jan krächzte: "Kaum zu erwarten, dass er je verurteilt wird"
Kruse stimmte zu: "Richtig Jan, nicht für den Mord und nicht für die schrecklichen Verbrechen an Ihnen. Nicht jetzt, vielleicht nie. Die Ärzte warten noch ab. Könnte aber sein, dass Arno für unzurechnungsfähig erklärt wird, wahrscheinlich in der Anstalt bleibt. Aber selbst wenn, ist das absolut keine Gerechtigkeit für seine Taten, für Ihre Hölle"
Jans Gesicht war total verbittert, seinen Augen nicht abzulesen in welcher "Welt" er sich gerade befand. Blieb stumm. Lag so versteinert da, Kruse bekam Angst
Er flüsterte: "Bitte Jan, geben Sie was von sich, bewegen Sie sich doch. Liegen wie to........da"
Endlich raunte Jan: "O.k. soviel zu Arno, er wird also nicht bestraft. Jetzt überschütten Sie mich schon mit den Unmengen Anklagen die Sie gegen mich gestellt haben"

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 02:31

Kruse stotterte total perplex: "Mit Ihren Anklagen........ich verstehe nicht Jan.....was soll das.......Jetzt reden Sie verwirrt"
Jan krächzte: "Sie müssen mich nicht "schonen" H. Kruse. Was ich mir alles leistete, die Liste ist lang: Täter verschwiegen, Polizei in die Irre geleitet, Kollegen belogen. Unzählige Streifen verbrachten unzählige Stunden mit einer vergeblichen Fahndung. Die unnötige Zeit kann nie mehr nachgeholt werden. Vielleicht kam es gerade da zu Verbrechen, die unterblieben wären, wenn die Kollegen vor Ort Einsatz geleistet hätten. Verschwendete Unsummen. Die Summe kann ich auch mit einen millionenschweren Kredit nicht ersetzen.
Alles folgenschwere Vergehen von einem Polizisten. Ausreichend für Unmengen Anklagen. Die Strafen werden so hoch und lang sein, dass ich ein alter Mann bin wenn ich wieder aus der Zelle komme"
Kruse schrie: "Aufhören Jan, aufhören. Sie sind ja nicht mehr bei Trost. Entschuldigung, aber wie können Sie sich sowas einbilden, mit Ihrer Bestrafung rechnen"
Jan flüsterte: "Soll ich Ihnen meine eigenen Anklagen noch mal hernterleiern?"

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 20:10

Kruse brauchte lange bis er genug Luft geholt hatte.
Endlich stammelte er: "Jan, nein Jan. Verstehe immer noch nicht......Wie können Sie sowas nur denken....Anklage gegen Sie......zs,zs,zs,zs"
Jan entgegnete: "H. Kruse, Sie brauchen keine "Schon-Nr." abziehen. Verlasse die Klinik mit 99% lebend, gilt keine Haftverschonung mehr. Also holen Sie schon die Keule raus"
Kruse stottete: "Jetzt mal vernünftig Jan. Zugegeben........einiges von Ihrem Verhalten war nicht ganz richtig. Vielleicht könnte man es auch zur Anklage formulieren.....Nur Jan, von A-Z lief doch alles nur so ab weil Ihre eigene Haft noch so Unwesen mit Ihnen treibt. Es muss schrecklich gewesen sein zu durchleben, dass durch einen Irrtum von Ihnen einem Anderen, noch dazu Polizeiangehörigen, dass gleiche Unrecht geschieht wie Ihnen. Jan, sowas kann man nicht einfach abhaken, vergißt man vielleicht nie"
Jan hauchte: "Es ist vorbei"
Kruse rief: "Quatsch, sowas geht nie vorbei. Stehe ziemlich deppert da. Hilft es, wenn ich mich im Namen der Staatsanwalt für meinen ungnädigen Kollegen Binz entschuldige, der alle nur erdenklichen Ungerechtigkeiten über Sie schüttete"
Jan flüsterte: "Nicht nötig, H. Kruse. Weiß, dass Sie mich besser, fairer behandelt, auch Entlastungen für mich "zugelassen" hätten"
Kruse beteuerte: "Ganz bestimmt Jan. Gerade deshalb, hören Sie weder von mir, von keinem einzigen Kollegen, vom Gericht schon gar nicht, den kleinsten Vorwurf. Streichen Sie "Anklage" mal ganz fix. Es wird nicht darüber gesprochen Jan, Sie vergraben es ja leider selbst in sich. Würden Ihnen gerne helfen, wissen aber nicht wie. Jan so glauben Sie mir doch, wir sind ja Alle noch wie "geschlagen", weil wegen der Ungerechtigkeit Gefängnis Ihnen jetzt das 2. x grauenvolles widerfuhr"
Jan hatte die Augen geschlossen, still war es und weiter still. Wieder lag er wie erstarrt
Dr. Woll hielt am Monitor die Luft an. Jans Kurven stiegen immer höher, fielen ganz plötzlich um erneut rasend hochzusteigen
"Soll ich, soll ich jetzt wirklich......"überlegte Dr. Woll fieberhaft zu Jan zu rasen, ihn mit Beruhigungsmittel voll, aber ganz voll zu pumpen
Endlich hauchte Jan: "Ist o.k. H. Kruse, glaube Ihnen ja. Ist ja auch richtig, dass ich in mich eingrabe, nur.....nur......, aber
"Aber ich bin überglücklich und sehr befreit, dass mein Fehlverhalten kein juristisches Nachspiel hat. Ganz herzlichen Dank" schenkte Jan plötzlich um
Von Kruse fiel ein Riesenfelsbrocken ab. Gut hörbar stieß er die Luft aus

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 22:35

Erleichtert stieß Kruse auch hervor: "Freue mich, dass Sie mir glauben Jan. Damit ist ja wohl Ihre Angst von der Klinik in die Zelle zu wandern beseitigt. Hätte nicht gedacht, dass Sie großer Psychologe auch unter Giftspritzen Arnos Sucht bemerkten"
Jan lachte bitter: "Der "große Psychologe" war nur noch ein Zwerg, fühlte sich total hilflos. Irgendwann von dem Mix absolut vernebelt, nicht mehr klar was ablief"
Kruse ergänzte: "Und doch soviel Ahnung, dass Sie keinen Kollaps erleiden bei der Nachricht wie "schonend" Arno trotz seiner Greueltaten behandelt wird. Tja Jan, wenn Sie noch Fragen haben, bitte gerne. Ansonsten ist meine Mission beendet"
Jan krächzte: "Nein, habe keine Fragen mehr H. Kruse. Ihre Zeit ist kostbar"
Kruse verabschiedete sich: "Wünsche Ihnen schnell Genesung und alles Gute. Sehen uns hoffentlich bald im Präsidium wieder"

Jetzt allein durchzog Jan Bitterkeit, wurde traurig, dachte: "Bei Arno sind es Tabletten, gibt so Vieles was Schonung vor der Zelle bedeutet. Nur ich war 100%, ach was, für Binz schon 200% haftfähig. Er wollte, er musste mich hinter Gitter sehen"
Die traurigen Erinnerungen versetzen Jan in ein Tief wie schon lange nicht mehr
Der Zustand hielt leider an
Irgendwann beschimpfte sich Jan doch heftig: "Schluss jetzt. Musst nach vorne sehen, dich weiter hochschaffen. Solche Erinnerungen sind Blockaden, gerade das kannst du am allerwenigsten gebrauchen
Seine Übungen war zeitweise noch schweißtreibend. Wie beim Training brauchte Jan einen klaren Kopf dazu
Aber wenn er wieder allein im Bett lag, alles still um ihn war, grübelte Jan doch darüber nach, mit welchen Entsetzlichkeiten Leben vernichtet werden konnte
Wusste, dass der Gedanke sehr abwegig war. Aber,....bei Arno musste er sich doch eine gewisse Intelligenz eingestehen. Konnte nicht Jeder so vernichtende Mix zusammenbrauen

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Beitrag  walli Mi 14 Sep 2011, 23:57

Jetz, wo sie wussten, dass Jan über Arnos "Schonung" informiert war, bekam er noch mehr und noch längere Besuche. War ihre Art ihn vor möglichen psychischen Schocks zu bewahren.
Irgendwann kam auch Wolle. Langes Geplänkel über dies und das, Alltägliches eben
Dann meinte Wolle aber vorsichtig: "Jan du bist hoffentlich nicht sauer, wenn ich dir jetzt als Psychologe sage, dass der Kern für das Schweigen über Arnos Tat deine eigene Haft war. Die Hölle, die Arno dir bereitete grauenvoll. Jan du trägst jetzt Riesenlasten, musst jetzt mit der "Vernichtung", die dich fast dahinraffte, auch noch fertig werden. Wüten gleich
2 Probleme in dir. Denn sei ehrlich Jan, so oft und lange du auch bei mir warst, du hast mit dem Gefängnis nie richtig abgeschlossen, stimmt´s?"
Jan nickte nur
Wolle fuhr fort: "Sicher wirst du auch in der Reha psychologisch betreut. Finde aber, dass wir auch danach noch sehr viel reden sollten. Du musst einfach über die 2 Lasten, also Haft und jetzt zustzlich Vernichtung, immer und immer wieder was rauslassen. Wegen mir jahrelang Jan, aber du brauchst einfach Hilfe, wenn du daran nicht langsam kaputt gehen willst. Ist das o.k. für dich?"
Jan sah Wolle erst mit ganz komischem Blick an, dann flüsterte er leise: "Wolle, du bist wirklich ein erstklassiger Psychologe. So oft hast du mich schon beraten, soviele Probleme besprochen, Hut ab. Aber für meine 2 akuten Probleme, nimm es mir nicht übel, fehlt die schlichtweg die Erfahrung"
Wolle brauste auf: "Das ist jetzt nicht dein Ernst Jan"
Jan beteuerte: "Todernst sogar. Hat sich ja leider erwiesen, dass wegen der Haft keine Ratschläge oder "denke nicht soviel daran....., verblast mit der Zeit, .....wirst auch wieder ein normales Leben führen, usw....." halfen. Zweifele damit deine Fähigkeiten nicht etwa an, nein bestimmt nicht. Nur Wolle, um es mal ganz krass zu sagen, wie willst du oder Kollegen denn helfen, wenn ihr es nicht nachempfinden könnt. Ihr fühltet euch noch nie von enger Zelle erdrückt, ward noch nie zwischen Gitter gefangen oder auch nur je 1 Stunde im Gefängnis eingesperrt. Zu allem noch diese eiskalte Gewalt, die vielleicht gerade ein Bulle, gnadenlos abkriegt. Jetzt noch die Arno Tour. Du warst noch nie von einer Art ätzende Masse erfüllt, meinst alles in dir löst sich auf zur schleimigen Breimasse. Die Schmerzen tobten so gewaltig, dass ich wie am Spieß schrie. Aber die mehrschichtige Klebeknebelung ließ keinen Laut durch. Wie lauten denn für beides jetzt deine Ratschläge schnell und gut mit allem abzuschließen"

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Beitrag  walli Do 15 Sep 2011, 01:07

Wolle saß ziemlich "verdattert" da
"Böse?" fragte Jan
Wolle stotterte: "Ach was, Quatsch, dir doch nicht Jan. Ist nur......die Erkenntnis, dass du irgendwie richtig liegst.......macht mich ratlos. Aber,.....wie willst du denn mit all dem leben, fertig werden. Du bist viel zu jung um schon zu verkümmern"
Jan krächzte: "Tritt das wirklich ein, bedeute ich schwere Belastung für meine Mitmenschen. Will ich nicht, also Polizist ade. Passend wäre dann eine Arbeit wo ich allein in einem kleinen Büro, versteckt hinter einem riesigen Aktenberg mich öde durchwühle. Für Leni und Benni ist so ein Bekloppter auch unzumutbar. Bleibt nur ein kleines Zimmer mieten, wo ich so oft und solange ich will Trübsal blasen kann. Eine Radikaltour, böse Erinnerungen einfach "rauszuschneiden" ist noch nicht erfunden"
Nach einer Pause flüsterte Jan: "Aber ich wäre schon dankbar, wenn sich die 2 schlimmen Erlebnisse so verkapseln, dass ich mit meinen 'Problemen 3. nicht belaste. Wünsche mir
normal mit den Menschen umgehen zu können, zu meinem alten Dienst fähig zu sein. Am meisten aber, dass ich bei den Menschen die ich liebe, fähig zu sein aufrichtig meine Gefühle zu zeigen. Bin überzeugt, wenn du kein Zaubermittel bieten kannst Wolle, ist absolutes Überwinden, totales Vergessen, unmöglich. Lasse mich aber immer noch gerne eines Besseren belehren, also.......?"
Wolle stotterte: "War fast so, als rede mein alter Prof. mit mir. Machst mich total konfus. Also finden keine Problembesprechungen mit dir statt"
Jan konterte: "Falsch, werde dir noch oft auf den Geist gehen. Darfst aber wohl kaum eine "Totalbefreiung" erwaten"
Wolle entgegnete: "O.k. Jan, abgemacht. Hauptsache du kommst überhaupt noch zu mir"
Mit diesem Satz lenkte Wolle wieder um, sie besprachen jetzt "leichte Kost". Viel später verabschiedete auch er sich mit den herzlichsten Wünschen
Über psychologische Gespäche wollte Jan schon gar nicht grübeln. Da trainierte er sich lieber müde
An sich arbeiten, zu immer mehr Kräften kommen war Jans größtes Bestreben, füllte sehr viel Zeit damit aus

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Beitrag  walli Do 15 Sep 2011, 01:39

Bisher war auch mit dem Team nur allgemeines besprochen worden. Berichteten mal über neue Fälle, besondere Abläufe im Präsidium oder auch mal was Privates
Aber heute, kaum das sie Jan begrüßt hatten, donnerte Hajo ziemlich heftig los: "Also Jan weißt du,.....nein, begreife das immer noch nicht.....so kann es in Zukunft nicht laufen..."
Jan unterbrach ihn: "Hajo, Hajo, wenn du mich noch haben willst, verspreche ich dir, alles, aber alles möglich zur 'Wiedergutmachung zu tun. Werde die endlose Ausfallzeit, an der ich wohl die meiste Schuld trage, nachholen. Mache Überstunden bis zum Umfallen, übernehme jede Bereitschaft, Wochenenddienst, Sonderschichten, rund um die Uhr. Wird eine Ewigkeit dauern, die lange Zeit nachzuholen. Aber egal. Wann immer du mich rufst, werde da sein. Weiterbildung in der Freizeit. Egal was du forderst, ich bin bereit. Gebe dir auch in allem, aber wirklich allem, vollkommen recht"
Hajo stotterte: Ääääh, du....du gibst mir einfach so recht in allem Jan. Das meinst du doch jetzt nicht im Ernst?"
"Nein, Recht geben meine ich n i c h t ernst. Lasse mich doch auch mal flunkern um mich einzuschleimen" grinste Jan breit
Da mussten Alle herzhaft lachen, selbst Hajo lachte mit, wurde danach aber ernst, meinte:
"Nacharbeiten kannst du vergessen Jan, von selbst verschuldet will ich erst rechts nichts hören. Gar keine Frage, dass du wieder einsteigst wenn du dich richtig erholt hast. Wollte doch eigentlich was ganz anderes, viel wichtigeres sagen..........Nicht so leicht den pasenden Ansatz zu finden" brach er wieder ab
Bei Jan klingelte es leise: "was kommt jetzt?"
Ruhig abwartend schaute er Hajo nur an

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Beitrag  walli Do 15 Sep 2011, 23:46

Endlich stammelte Hajo: "Jan, ganz in Ruhe, sind jetzt keine Vorwürfe.....Wird auch keine Gehirnwäsche......Aber du stimmst mir doch, dass...dass....dass du Arnos Mord nur verschwiegen hast, weil, weil, weil.....dich alles an das Vergangene.....na eben an Urteil, Gefängnis, na eben an das ganze dir widerfahrene Unrecht erinnerte. Stimmt doch?"
Jan nickte nur, aber sehr zustimmend
Hajo stammelte weiter: "Jan will das jetzt nicht vertiefen. Ich meine,....also wir Alle meinen, alles Geschehene zusammengefasst, macht deutlich, dass du....du....mit...der....mit...
der schlimmen Zeit nicht abgeschlossen hast. Verständlich, ist ja noch nicht zu lange her. Nur Jan, du funktionierst wieder wie ein Uhrwerk, spricht nicht mehr davon. War uns klar Jan, dass du alles in dich hineinfrisst. Aber nach all dem jetzt.........meine würde es dir nicht besser gehen.....Vielleicht hätte es dir gut getan, wenn du öfter mal was erzählt, gejammert, rausgelassen hättest. Zugegeben, bei uns läuft.... läuft wieder Normalbetrieb, Arbeit, Arbeit. Wollten nicht in dich eindringen Jan. Meinen nur, vielleicht hätte es dir
wirklich sehr geholfen, du schneller verarbeitet, wenn du dich geöffnet hättest. Das Drama jetzt ist nicht auszulöschen. Nur Jan, musst dir in Zukunft einen Ruck geben, dich überwinden.....Rede einfach drauf los. Sind immer für dich da, hören zu, ja und vielleicht finden wir ja gemeinsam Wege damit es dir besser geht, du psychische Erfolge hast. Einverstanden, machen wir wenn du wieder einsteigst so. Nun stimme schon zu"

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Beitrag  walli Fr 16 Sep 2011, 01:08

Jan blieb stumm. Den Blick wieder ins Unendliche gerichtet. Keiner konnte nachvollziehen wo er sich befand
"Jetzt bist du wieder sauer Jan. Bist und bleibst ein riesiger Dickkopf" schimpfte Hajo
Nein, Jan war nicht sauer. Nur was sollte er jetzt anworten, wie die richtigen Worte finden
Noch immer war Jan still
Ganz langsam drehte er dann den Kopf zu Hajo, schaute ihm direkt in die Augen
Kostete ihn noch ein wenig Überwindung, endlich krächzte Jan langsam: "Also zunächst mal, dass müsst ihr mir jetzt glauben, bin ich euch sehr, sehr und von ganzem Herzen dankbar, sowie ihr euch verhalten habt, half mir sehr. Wenn auch nicht häufig, doch wenn wir über das Gefängnis, usw. redeten, baute mich das auch gut auf. Bin wieder eingestiegen, gehörte gleich wieder dazu wie die Zeit vorher, brachte mein Selbstvertrauen wieder zurück. War alles wirklich sehr, sehr hilfreich. Kann mich nur nochmals aufrichtig bedanken. Aber aus meinem Erlebten ein Endlosthema machen, was hätte das gebracht. Ihr habt kein Wundermittel um das was noch in mir wühlt zu bekämpfen. Wäre alles vergeblich, verlorene Zeit noch dazu"
Hajo erregte sich: "Das ist Quatsch Jan, ganz großer Quatsch. Du willst dir einfach nicht helfen lassen, willst nichts aus dir rauslassen"
Jan wehrte ab: "Hajo, dass stimmt nicht. Aber was ich jetzt sage, erklärte ich auch Wolle und der kapierte es dann auch. Ihr wißt natürlich, dass Gefängnis schlimm ist und wenn zu Unrecht eingesperrt noch viel schrecklicher sein muss. Nur wie es ist, was man da empfindet wirklich gefangen zu sein, könnt ihr nicht nachvollziehen, davon habt ihr keine Ahnung.
Ist eine alte Weisheit, aber wahr, dass man einem Anderen nicht bei seinen Problemen helfen kann, wenn man es nicht selbst erlebte. Glaube mir das doch bitte"
Hajo murmelte: "Sicher Jan, irgendwie gebe ich dir auch recht. Aber auch wenn selbst nicht erlebt. Man kann gemeinsam reden, sich Gedanken machen, Wege finden wie das oder dies Problem zu bewältigen ist. Mittragen, verstehst du. Geht natürlich nur wenn man es nicht mit einem Safe, verschlossen mit dicksten Stahlwänden, wie bei dir zu tun hat"
Jan stöhnte: "Hajo, du willst es einfach nicht verstehen. Jetzt mal angenommen wir finden gemeinsam für das oder jenes Problem wirklich eine erfolgreiche Lösung. O.k. Mission erfolgreich abgeschlossen. Auch die Zeit hilft, heißt es. Stimmt auch, denn je länger es her ist, umso ruhiger kann ich zurückblicken. Das größte Übel das in mir wühlt, immer wieder
geschieht und wogegen ich auch leider machtlos bin, ist nicht nur Vergangenheitsbewältigung, sondern das plötzlich Auftauchende"

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Beitrag  walli Fr 16 Sep 2011, 01:44

"Wusste es, wusste schon vorher, dass du dich mit irgendwelchen schlauen Worten einfach wieder rauswindest" polterte Hajo
Jan wehrte ab: "Hajo, dass stimmt nicht, sind keine schlauen Reden. Selbst wenn ich lange nicht mehr an die Vergangenheit dachte. Tatsächlich im hier und jetzt bei der Arbeit oder im Alltag bin. Wie ein Blitz stehen plötzlich Gefängnisbilder vor meinem Auge, Tagträume sozusagen. Oder ich hatte sehr lange gute Nächte erholsamen Schlaf. Dann taucht er auf der schreckliche Traum, fühle mich als sei ich tatsächlich wieder in der Zelle gefangen. Solange, wie der Traum eben dauert. Kann das, was sich in meinem Unterbewusst tut doch nicht abstellen. Wie soll das gehen, wenn ich genau in diesem Moment der auftauchenden Bilder rufe: "Helft mir ganz schnell, dass und das quält mich gerade, zaubert sofort eine Lösung herbei" Könnten ja mitten in einem Verhör sein, noch schlimmer bei einer Verfolgung. Versteht ihr was ich meine?"
Hajo knurrte: "Gibt immer für alles eine Lösung, wenn man bereit ist sich helfen zu lassen. Aber du bist ein hoffnungsloser Fall, Jan. Wo keine Wille ist, gibt es auch keinen Weg"
Jan raunte: "Ich kann euch das jetzt nicht noch besser erklären, ihr glaubt mir so oder so nicht. Verweise noch mal auf Wolle. Vielleicht kann der euch überzeugen, vielleicht glaubt ihr einem Fachmann mehr als mir"
Hajo schimpfte: "Alles Ausreden, Wolle, Wolle, was sollen wie denn bei dem?"
Jetzt fuhr Ina dazwischen: "Jawohl Wolle Hajo und damit Schluß jetzt. Vielleicht sollten wir uns wirklich bei Wolle schlau machen. Aber Vieles was Jan sagt, ist einleuchtend, sehe jetzt schon klarer. Ein Mensch kann nicht mehr erklären als er selbst empfindet und das hat Jan schon gemacht. Überhaupt nicht hilfreich, wenn du noch tiefer in ihm bohrst"

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Beitrag  walli Fr 16 Sep 2011, 02:32

Hajo fuhr zu Ina herum, stotterte: "Du denkst, du meinst wirklich...?"
Ina nickte: "Ja meine ich. Mit Weiterreden zerstörst du vielleicht mehr als du aufbaust. Schluß, Aus, Ende. Wir sollten mit und für Jan auf eine erfolgreiche Rehe hoffen. Bringst ihn vielleicht noch ein Stück weiter und wer weiß, möglich, dass er als strahlender Sonnenschein zurückkommt"
Jan lächelte Ina dankbar zu
Hajo murmelte: "Natürlich wünsche auch ich dir für die Rehe das Allerbeste Jan"
Vince war es jetzt, der alles in lockere, ja gar heitere Schienen lenkte

Blieb auch bei den nächsten Besuchen so
Sie wollten Jan mit Erzählungen aus dem Alltag an dem was draußen geschah teilhaben lassen. Oft auch auf humorvolle Art, wurde viel gelacht. Fanden das brauchte Jan. Solange sah man schon kein Lachen mehr bei ihm
Kam Hajo allein, wurde es Jan immer mulmig
Aber seine Angst war vergeblich. Auch Hajo sprach über Allgemeines. Zu Jans Erleichterung wollte er "das Problem" nicht mehr gelöst haben
Auch die anderen Besucher, Kollegen und Freunde unterhielten ihn, ohne Probleme bewältigt haben zu wollen
Natürlich waren seine 2, Leni und Benni, immer noch Jans liebste Besucher. Sie sprachen nicht 1 x "schwere Kost" an. Diese Zeit war immer wie heilsamer Balsam für ihn

Dann erschien der Neurologe, meinte: "Kollege Boll deutete es Ihnen ja schon an H. Maybach, dass wir einen Rehaplatz für Sie suchen. Hoffe, wir machten das nicht vergeblich. Kann Ihnen jetzt Beginn und Ort nennen. Weiß nicht was wir mit Ihnen anstellen sollen, wenn jetzt ein ganz konsequentes "Nein" von Ihnen kommt. Sie lehnen es doch jetzt nicht strikt ab die Reha anzutreten?
Jan wurde schon ziemlich bedrückt. Sah den Arzt auch irgendwie ängstlich und unsicher an
Er musste schlucken und wieder schlucken, die Stimme wollte so gar nicht gehorchen. Dauerte schon bis Jan endlich antworten konnte

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Beitrag  walli Fr 16 Sep 2011, 20:10

Endlich flüsterte Jan: "Ja, stimmt. Bin kein großer Fan von Reha. Kam auch schon einige Male ohne diese besondere "Erholung" wieder auf die Beine. Aber jetzt ist........es.........anders"
Der Neurologe meinte: "Wir sprachen ja auch schon zusammen. Meine, wir sprachen über Gefängnis, diesen Giftmix. Das Maß ist voll H. Maybach, dass meinen Sie doch?"
"Irgendwie schon" kam es langsam von Jan
Der Dr. entgegnete: "Wir führten ja gerade darüber eingehende Gespräche. In der Reha wird man nicht nur versuchen Sie körperlich bestmöglich wieder herzustellen. Sind auch Kollegen von mir, die Sie psychisch gut unterstützen. Es sei denn, Sie erwarten etwas ganz "Unmögliches" von der Behandlung"
Jan wehrte ab: "Aber nein, etwas Besonderes erwarte ich bestimmt nicht. Meine nur,...... kostet noch Zeit,......möchte mir nur....."
"Bin ein guter Zuhörer, müssten Sie ja schon gemerkt haben. Wenn Sie also vor der Reha noch was rauslassen wollen, können sofort beginnen" ermunterte der Arzt
Jan flüsterte: "Eigentlich haben wir doch schon alles besprochen. Sie versuchten mich aufzubauen und wer weiß, vielleicht falle ich Ihnen bald jubelnd um den Hals"
Der Neurologe meinte: "Ach H. Maybach, warum versuchen Sie zu beschönigen. Sie haben die Gabe Menschen zu durchschauen und ich wäre ein schlechter Neurologe wenn ich das nicht könnte. Sie wollen sich gerade geschickt davor drücken Ihre wahren Gedanken, Probleme, Ängste oder was immer es sein mag auszusprechen. Wozu, bei Ihnen, mit Ihnen, in Ihnen ist noch nicht alles geklärt. Wenn Sie es bei mir jetzt rauslassen, fällt es in der Reha vieeleicht nicht mehr so schwer. Tippe mal vorweg: Kann nur Gefängnis oder jetzt die Vergiftung sein"
Jan blickte den Dr. jetzt unsicher an, als habe der ihn bei etwas Schlimmen ertappt, dachte: "Wieder mal typisch für dich Maybach, immer alles unter Verschluss halten. Aber wie fasst man das in Worte was mir durch den Sinn geht?"

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Beitrag  walli Fr 16 Sep 2011, 23:30

Der Dr. war geduldig, ließ Jan Zeit
Stockend begann Jan: "Das Gefängnis, ja es ist und bleibt ein Problem. Das letzte Verhängnis verband sich mit der Haft. Alles nur passiert, weil ich Arno schon so unschuldig in der Zelle sah wie mich damals. Hat mich blockiert und ihn zu diesem Idiotenkram getrieben. Mit der Zeit in der Zelle hatte ich mich abgefunden. Eine sehr schlimme Zeit in meinem Leben, aber eben nicht auszulöschen. O.k. in mir steigen Erinnerungen immer wieder auf, eine tragische Tatsache, habe ich Pech, halten diese Erinnerungen lebenslang. Aber ich akzeptierte es, wie viele böse Erfahrungen zuvor. Wenn ich geahnt hätte, dass Arno meine "Behinderung" so mißbraucht................!!!!!
Nach der langen Pause flüsterte Jan: "Muss leider berücksichtigen, dass Arno süchtig ist. Aber begreifen kann ich es trotzdem nicht, dass der
Kerl, um seine Haut zu retten, so kaltblütig einen Menschen einfach "vernichten" will. Dem Tod nahe durch eine Kugel, Messer, kann durch Vieles sein, o.k. gehört zum Polizistenleben, doch dieses gebraute Gift................"
Jan schüttelte den Kopf, krächzte: "Tja, dass habe ich noch nicht verarbeitet. Erinnere mich: Da im Verließ kämpfte ich panisch dagegen an, gegen die veheerenden Vorgänge in mir, dass Gefühl mein Körperinneres verflüssige sich, würde verätzt. Die grauenhaften Schmerzen waren jedenfalls so entsetzlich. Na ja Dr. Boll bestätigte dann ähnliches, meine Organe wären jedenfalls lebensunfähig zerstört worden, schön langsam und allmählich, damit ich mich lange genug auf die Hölle vorbereiten kann........... All das verursacht noch totalen Wirbel in mir dem ich nicht Herr werde. Die Erinnerung an die schmerzvolle Zeit, die aufwendige Art mein Leben zu retten, die Zukunft verbunden mit hohem Risiko ..............das ist bei mir noch nicht angekommen, muss sich noch setzen. Weiß, dass Vieles den Tod bringen kann, aber diese Vernichtung.....fühle mich wie in einem Horrortraum, aus dem ich nicht erwache. Insgesamt noch alles eine Schockreaktion für mich.......Ja und die möchte ich noch überwinden, da will ich wieder heraus"
Der Neurologe meinte: "Wir hätten früher reden müssen. Freut mich, dass Sie zur Reha bereit sind H. Maybach. Nur Wunder dürfen Sie dort auch nicht erwarten, etwa ein Zaubertrunk, der aus Bösem fix heile Welt macht. Können Sie das von Ihnen Erhoffte in Worte fassen?"

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Beitrag  walli Sa 17 Sep 2011, 01:07

Bitter lachte Jan leise auf, raunte: "Hilfreiche Ratschläge Ihrer Kollegen versuche ich gerne zu befolgen. Wundermittel, Zaubertrunk erwarte ich bestimmt keine. Auch nicht 1,2,3 alles wieder gut. Genau wie die Zeit im Gefängnis für immer zu mir gehört, gibt es jetzt noch zusätzlich die Vernichtungsphase. Ob mit oder ohne Beratung, möchte vor allem selbst mit mir ins Reine kommen. Die Zeit nutzen, um mich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen, es wirken lassen, zu akzeptieren versuchen. Genauso, dass die verbleibenden Risiken mich jederzeit wieder bedrohen können. Scheint jetzt noch alles wie eine unüberwindbare Hürde. Wünsche mir sehr, dieses in mir wütende Unverständnis, verwandelt sich schnell in die nötige Ruhe um mir zu sagen, o.k. dir wurde die Zukunft wieder geschenkt, also nimm sie auch an. Erwarte nichts "Großes, Strahlendes, eben d a s Wunder". Wäre gern wieder ein bisschen der "alte Kerl". Nicht verbissen, übel launisch, wie ein rachsüchtiger Killer umherlaufen. Brrrrrr.....schrecklich. Möchte mit meiner Vergangenheit Dritte nicht belasten. Im "Normalzustand" wieder zu denen gehören, wo ich immer dazu gehörte. Meine, ein harmonisches Miteinander zu meinen Liebsten, friedlicher Umgang mit den Menschen die mir sonst noch nahe stehen"
Der Neurologe überlegte, meinte dann: "Fast schon poetisch, wie Sie das formulieren. Aber bescheidene Ziele nach allem was Sie durchmachten. Bin kein Hellseher, aber irgendwie schon überzeugt, dass Sie auch wirklich wieder der "Alte" werden. Den Willen haben Sie, nach der Reha informieren Sie mich unbedingt wie alles lief. Die Uhr läuft H. Maybach, nicht mehr lange und Sie verlassen uns. Verlasse Sie jetzt erst mal, vielleicht wollen Sie ja schon kleine Vorarbeiten tätigen"
Auch Andere wollten Jan von der Reha unbedingt überzeugen. Er ersparte ihnen lange Überredungsakte, erklärte sofort, dass er ab dem......
verschwunden sei. Zum Glück wollte Keiner mehr so ausführliche Erklärungen dazu wie der Neurologe. Gemischte Gefühle blieben trotzdem.
"Die Anwendungen.....na ja, mal abwarten wie sie dich rannehmen. Wichtig, dass genug Zeit bleibt um in mich zu gehen, das Zurückliegende zu "entknoten" und es hoffentlich bald als einen verbleibenden Bestandteil zu akzeptieren. Ja, hier helfen mir Alle, sind wirklich sehr, sehr gut zu mir. Aber mal längere Zeit nur zum Nachdenken, wird es hier nicht geben. Verstehen die Phasen vielleicht nicht, verbieten es" dachte Jan

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Beitrag  walli Sa 17 Sep 2011, 01:34

Bald erklärten Leni und Benni Jan aber mitzukommen zur Reha. Urlaub und Semesterferien machten es möglich, Zimmer waren schon gebucht
Nach Jans Anwendungen könne man gemeiname Unternehmungen machen
Um sie nicht zu enttäuschen verbarg Jan, dass ihm das nicht so ganz recht war. Würde es aber trotzdem hinkriegen, sich Zeit freizuschaufeln, um das zu tun woran ihm soviel lag, nähmlich in Ruhe die Vergangenheit bewältigen

Körperlich, sowie seine ganze Bewegungen waren bei Jan wirklich noch nicht optimal, fragte sich: "So ein taumelndes Wrack, unsicher auf den Beinen, tapsig in allem, was wollen sie mit so einem in der Reha anfangen. War ja schließlich keine normale Klinik"
Dr. Boll nahm ihm schnell die Bedenken. Erklärte Jan, in der Reha bestimmt auf Patienten zu treffen, die noch viel weiter unten wie er waren

Im Büro freuten sie sich einerseits sehr, dass Jan endlich mal was für sich tun lasse. In der Einrichtung sich wirklich Zeit nehme zu ausreichenden Erholung. War aber auch Verwunderung dabei, dass Jan ohne jegliche Ablehnung so schnell damit einverstanden war
Ina sinnierte: "Der Gedanke ist sehr bitter, aber glaube, Jan hat noch mehr gelitten als wir mitbekamen, was er natürlich nicht laut werden lässt. Fühlt sich noch sehr schlecht, spürt selbst, dass er diese Zeit unbedingt braucht"
Hajo nickte: "Ja glaube ich auch, wünschen wir Jan, dass sich die Hoffnungen die er in die Reha setzt auch erfüllen"

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Beitrag  walli So 18 Sep 2011, 02:11

Die vielen Aufbaubemühungen zeigten Jans alten Biß. Sein jetziger, unberechenbarer Körper, die unsicheren Bewegungen, alles was er machte langsam und schwerfällig, waren ein Grauen für ihn
Er dachte oft: "Was war ich mal so schnell, flink, zu vielen Sportarten fähig. Erreiche ich jemals diesen Zustand wieder?"
Also mühte er sich noch länger, noch schweißtreibender ab. Manchmal gebot Dr. Boll schon Einhalt. Machte Jan klar, dass er einfach noch nicht soweit hergestellt war, um seinem Körper soviel abzuverlangen. Geduld haben müsse.
Leichter gesagt als getan. Geduldig war Jan in sovielem. Aber hier ging es um seinen Körper, gerade da legte er die eigene Meßstange sehr hoch

Leni und Benni tätigten fleißig Vorbereitungen für ihre Urlaubs-Reha bei Jan. Da fiel ein Besuch bei ihm auch mal kürzer aus
Heute kam Benni allein, meinte: "Leni macht noch Besorgungen für den Aufenthalt. Na ja Einkaufen, Frauen eben. Auch wenn ich allein komme, hoffe du freust dich über meinen Besuch Papa?"
Jan entgegnete: "Müssest eigentlich spüren wie sehr ich mich freue mein Großer. Aber an einem Samstag gibt es eigentlich Besseres für dich
als dich neben meinem Bett zu langweilen"
Benni entrüstete sich: "Na hör mal Papa, werde dich doch nicht, an einem Samstag noch dazu, allein lassen"
Jan grinste: "Sehe dir doch an der Nase an, dass du mit den Gedanken schon bei Dora, im Kino, in der Disco oder sonst wo bist. Jetzt hau schon ab, kann gut auch mal ein paar Stunden allein sein"
Benni stotterte: "Aber nein Papa,.....das geht doch nicht.....kann ich nicht tun"
Jan beharrte: "Du haust jetzt sofort ab. Zuvor antwortest du mir aber ehrlich ob du die Reha-Ferien nicht besser abblasen willst. Musst dich nicht dazu zwingen. Mache doch lieber eine schöne Reise"

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Beitrag  walli So 18 Sep 2011, 03:01

Da beteuerte Benni: "Vergeblicher Versuch uns von der Begleitung abzuhalten Papa. Heute, zugegeben, zeigen zum letzten Mal den Film....,
wäre jetzt gerne im Kino. Bei dir in der Reha zu sein ist was anderes. Du warst zu lange entführt Papa, lange nicht bei dir, wussten lange nicht ob du überlebst. Es gibt Unmengen nachzuholen, müssen eifach die Zeit mit dir da am Ort ausnutzen, davon bringst du mich keineswegs ab"
Jan dachte: "Typisch mein Sohn", meinte lächelnd: "Hast du schön gesagt, mein Großer, danke. Aber jetzt haust du sofort ab"
"Bis morgen Papa" drückte Benni Jan einen Kuß auf die Stirn, war schon draußen

Zeit allein versuchte Jan schon mal mit dem "in sich Klarheit schaffen, mit sich ins Reine kommen". Die Vorstellung er war knapp einer "Vernichtung" entgangen machte ihm schwer zu schaffen. Schüttelte den Kopf, seine Organe, alles was zum Leben wichtig, über 40 Jahre zu ihm gehört einfach so ausgelöscht. Langsam, qualvoll, aber absolut möglich, weil sich Arno feige zu seinem Henker machte. Die Erinnerungen wie er gefangen war, wie grauenvoll der Mix durch ihn geflossen, wühlte Jan noch immer sehr auf. War auch viel Selbstanklage dabei, dass alles nur durch eigenes Verschulden geschehen. Jan fragte sich zum unzähligsten Male warum ihn die Erinnerungen an seine Haft noch immer so hemmten. War ratlos wann und ob er das je überwinden konnte. So sehr sich Jan damit marterte, es von vielen Seiten betrachtete. Am Ende hatte er immer das Gefühl es fehle noch ein großes Teil in dem riesigen Puzzle zur endgültigen Klarheit

Kamen weiter andere Polizisten zu Besuch. Viel Langeweile gab es für Jan nicht. Waren sie weg, fragte er sich immer wehmütig ob er je wieder so zur Polizei gehören würde wie einst. Ein großes Rätsel ob und wann sein Körper wieder in dem Zustand sei, um seine früheren beruflichen Leistungen zu bringen

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Beitrag  walli So 18 Sep 2011, 03:27

Kurz vor der Entlassung kamen die Ärzte noch mal zu Jan, fragten: "Na H. Maybach, haben Sie sich gut auf die Reha eingestellt?"
Unsicher meinte Jan: "Weiß nicht. Muss es auf mich zukommen lassen, abwarten wie alles läuft"
Die Ärzte meinten: "Wir sind uns sicher, dass alles gut geht H. Maybach. Auch sehr überzeugt, dass Sie sehr, sehr viel kräftiger zurück kehren werden. Fast wieder der Alte. Wünschen Ihnen alles, alles Gute. Wird schon schief gehen"
Jan dachte: "Toll, deren Optimismus möchte ich haben"

Am Entlassungstag kamen Leni und Benni, verkündeten: "Alles startklar. Koffer sind im Auto verstaut. In wenigen Stunden sind wir in....."
Jan stotterte fassungslos: "Moment, also Moment mal. Die Reha beginnt erst in 4 Tagen, was habt ihr da heimlich ausgeheckt?"
Die 2 hakten sich rechts und links bei Jan ein, schoben ihn hinaus, befahlen: "Bis Reha-Beginn wohnst du bei uns in der Pension, kleiner Kurzurlaub, nun freue dich doch Jan/Papa!"
Jan sträubte sich: "Also nee, nee, so läuft das nicht. Könnt mich doch nicht so überrumpeln"
Leni schmeichelte: "Sollte eine Freude sein Jan, aber du tust als führen wir dich aufs Schafott"
Jan wehrte sofort ab: "Aber nein Schatz, so war das nicht gemeint. Aber ich war eine Ewigkeit nicht in der Wohnung. Habe halt ein weinig Heimweh"
Benni erklärte: "Papa, in der Wohnung wirst du noch so lange sein, dass sie dich anödet. Jetzt genieße erst mal traumhafte Landschaft"
"Aber ich möchte so gerne wieder mal in m e i n e m Bett schlafen, wenigstens 2, 3 x. Bitte, ich freute mich so sehr darauf" bettelte Jan

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