Klotz am Bein

walli, das war köstlich. du bist ja eine geborene Dichterin. Und ich stell mir die Szenen alle bildlich dar. Wir kennen Vince ja noch nicht richtig, aber ich finde, du triffst seinen Charakter auf den Punkt. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Hallo Cat Du hast recht, wir kennen Vince noch nicht genau. Diese Story gibt mein eigenes Bild wieder. Sollte es bei den Soko-Folgen nicht zutreffen, dann seht die Geschichte als humorvolle Abwechslung zu den sonst geschriebenen ernsten Themen LG Walli

So viel Jan den Kopf streckte und drehte, er sah nur Vince "Malereien" und verdrehte schon die Augen.
Benni las ihm den Text vor, tippte Vince dann an die Stirn, meinte: "Du hast sie nicht mehr alle"
Jan schlug die Decke über den Gips, entsetzte sich: "Wenn die Ärzte den Mist lesen, verlegen sie mich sofort auf die Geschlossene. Reicht es dir nicht, dass ich wegen dir hier liege, musst du mich auch noch zum Idioten stempeln"
Vince entgegnete locker: "Wieso hackst du eigentlich so auf mir herum Jan. Als Polizist ist das bestimmt nicht deine erste Verletzung und wird auch nicht deine letzte bleiben. Berufsrisiko eben"

Jan wurde laut: "Vor nicht langer Zeit habe ich mich noch auf meinen Feierabend gefreut, stattdessen lande ich in der Klinik. Wenn ich bei einer Verfolgung gestürzt wäre, einen Crash gebaut oder mir ein Halunke mit einer Eisenstange gegen das Bein geschlagen hätte, ja mit sowas hat ein Polizist zu rechnen. Aber nicht, dass man von einem fahruntüchtigen Kollegen, mit einer noch fahrunfähigeren Schlammkiste überrollt wird. Du erwartest wohl auch noch, dass ich dir vor Freude um den Hals falle"
"Für den Urlaub und die Erholungszeit, die ich dir verschafft habe, wäre das ein netter Zug von dir" konterte Vince
Jans Nasenflügel vibrierten, er ballte die Fäuste, da meinte Hajo:

"Wir lassen die Familie jetzt besser mal allein. Jan ich wünsche dir, dass du schnell wieder auf die Beine kommst und sehe morgen nach dir"
"Über deinen Besuch freue ich mich. Aber lasse dieses Ungeheuer Vince nicht wieder auf mich los" verabschiedete sich Jan

Hajo meinte draußen zu Vince: "Ich fahr dich nach Hause"
"Aber mein Auto" begehrte Vince auf
"Wirst du morgen als erste Amtshandlung unter meiner Aufsicht waschen" erklärte Hajo
"Das ist nicht dein Ernst" blieb Vince abrupt stehen
Hajo zog ihn weiter, erklärte: "Mein voller, aber davor wirst du Jan besuchen"
"Siehst doch wie wütend der auf mich ist, was soll ich bei ihm" wehrte Vince ab
"Verdammt noch mal deine Pflicht erfüllen und ihm erklären wie leid dir alles tut" herrschte Hajo ihn an
Vince verzog das Gesicht

Allein gelassen wussten Leni und Benni über die Vorkommnisse und Vince Auftritt erstmal nichts zu sagen
"Böse?" fragte Leni dann leise
Jan wehrte ab: "Doch nicht auf euch. Aber ihr habt jetzt wegen Vince unglaublichen Tollereien die Last mit mir"
Benni schüttelte den Kopf: "Vince ist aber auch eine Marke. Jetzt verstehe ich Papa wenn du sagst der Typ schafft mich"
"Du könntest vor Zorn platzen, Jan, nicht wahr?" fragte Leni
Jan lehnte sich zurück, meinte ruhig: "Ach, hilft ja nichts. Wohl fühle ich mich in dieser Lage bestimmt nicht, aber jetzt bleibt mir nur noch abwarten"
Leni küsste ihn: "Das liebe ich so an dir Jan, dass deine Ruhe immer siegt. Wir werden dich auch richtig schön verwöhnen"
"Kommt nicht infrage, dass ihr eure Zeit am Krankenbett verplempert. Ich bin nicht todkrank. An eurem Alltag ändert sich nichts, verstanden" erklärte Jan energisch
"Lasse uns mal machen Papa" erklärte Benni
"Aber........" wollte Jan aufbegehren
Leni unterbrach ihn: "Aber ich finde du wirkst müde. Wir sollten dich besser allein lassen"

Jan lächelte verlegen: "Obwohl ich nur daliege bin ich geschaffter wie nach einer Verfolgung"
Leni und Benni verabschiedeten sich
Jan schloss die Augen. In seinem Kopf brauste ein Irrgarten. Er glaubte in einer Komödie zu sein, wo sich der Ablauf bald als Witz rausstellte. Doch wenn er sein rechtes Bein zu bewegen versuchte, spürte er, dass der Gips real war und die geschehenen Vorfälle auch
Später fragte Dr. Klein: "Na Herr Maybach, immer noch zornig?"
Betreten erklärte Jan: "Entschuldigen Sie, dass es falsch rüber kam. Aufgebracht war und bin ich nur auf den Verursacher"
Dr. Klein meinte: "Wozu Sie auch allen Grund haben. Herr Trautschke hat mir alles erklärt. Wenn ich es nicht von einem Polizisten gehört hätte, würde ich an einen Scherz denken. Ihre Fraktur ist so unnötig wie ein Kropf. So was muss einem aufregen, würde mir auch so gehen.
Ich weiß ja, dass Sie gegen Medikamente sind Herr Maybach. Trotzdem halte ich eine Beruhigungsspritze für nötig. Der Vorfall war zu aufregend, da werden Sie keinen Schlaf finden"

Jan entgegnete: "Dann spritzen Sie mal, wenn es nicht zur Gewohnheit wird und wie heißt es doch: Morgen sieht die Welt schon viel besser aus"
Es wurde eine gute Nacht für Jan, er schlief ruhig für viele Stunden.
Aber als er erwachte und sich erinnerte was geschehen war, packte ihn wieder der Groll auf Vince
"Ruhig bleiben" redete er sich ein, "den nimmst du dir vor wenn alles vorbei ist. Jetzt denke nur an dich und die Heilung"
Dr. Klein freute sich bei der Visite über Jans ruhige Nacht, meinte: "Viel kann ich nicht für Sie tun, Herr Maybach.
Ihr Blutdruck und Puls sind o.k., organisch krank sind Sie nicht und nach dem Gips schauen wäre zu früh"
Jan wehrte ab: "Bloß das nicht, Sie erschrecken noch früh genug"
"Vor dem Gips erschrecken" hob der Dr. jetzt doch neugierig die Decke hoch
Jan hätte vor Scham versinken können
Der Dr. schmunzelte: "Wohl ein Witzbold Ihr Kollege. Wenn Sie nicht verletzt wären, könnte ich über das Geschmiere lachen. So denke ich, dass man auf ihn aufpassen sollte. Und Sie, Herr Maybach, wie sind Sie jetzt eingestellt?"

Jan antwortete: "In Bezug auf Vince hat sich nichts geändert. Doch für Sie will ich der bravste und folgsamste Patient sein"
"Ein guter Sinneswandel, Herr Maybach" lobte Dr. Klein
Jan versuchte zu erklären: "Gestern war alles noch so frisch, ich war sehr aufgewühlt. Wollte nicht wahrhaben, dass dieser Blödel mir eine Fraktur zugefügt hat. Fühle mich auch jetzt bestimmt nicht wohl so ans Bett gefesselt zu sein. Aber es hilft ja nichts. Jetzt heißt es abwarten und ist es nicht so, dass innere Ruhe die Heilung beschleunigt"
"Wohl wahr Herr Maybach. Damit tun Sie sich selbst etwas Gutes. Und wer weiß, vielleicht kommt der Gehgips schneller als Sie denken" antwortete Dr. Klein
Wieder allein breitete sich in Jan aber doch weiterhin Groll gegen Vince aus
Hartknäckig redete er sich ein: "Hebe dir das für nach der Heilung auf. Beruhige dich, solange du ihn nicht ertragen musst"

Aber nicht lange und Vince wirbelte ins Zimmer, sprudelte hervor: "Wünsche dem Urlauber einen wunderschönen Tag. Du hast bestimmt eine tolle Nacht hinter dir. Umgeben von all den hübschen Schwestern, ich könnte platzen vor Neid"
Jans Laune sank sofort in den Keller, er grollte: "Kannst du mich nicht wenigstens hier mit deinem Anblick verschonen?"
"Der Besuch ist vom Chef befohlen" erklärte Vince
Jan stöhnte: "Dann muss ich mit Hajo wohl mal ein ernstes Wort reden"
Vince plapperte: "Jan jetzt sei nicht griesgrämig, hast doch keinen Grund dafür"
Jan erregte sich: "Nein überhaupt nicht, weil ich mir schon lange sehnlichst wünschte ans Bett gefesselt zu sein, in einem öden Zimmer gefangen und vor Langeweile fast durchzudrehen"
Vince meinte: "Ich kann dir ein paar klasse Krimis bringen"
"Verzichte auf deine Actionhelden. Schätze du hast stapelweise Bände von James Bond, Jerry Cotten, Indianer Jones und wie sie alle heißen" meinte Jan
"Fix und Foxi kann ich dir auch anbieten" kam es cool von Vince
"Vince" grummelte Jan "verschone mich. Ich lese lieber meine eigenen Bücher"

Vince schaute auf den Nachttisch, meinte: "Sehe schon, selbst krank ziehst du dir noch so einen Psychokram rein. Ist ja kein Wunder wenn du schwermütig wirst"
"Dich auszuhalten macht schwermütig" entgegnete Jan
"Ach Mensch Jan, dass du so nachtragend bist. Schließlich habe ich dir nichts getan, sondern mein Auto" maulte Vince
Jan stöhnte: "Das hält man im Kopf nicht aus. Also Vince es ist besser wenn du gehst"
"Ich besuche dich, vollbringe ein so gute Tat dadurch und du wirfst mich raus" regte sich Vince auf
Da kam Ina herein. Jan lächelte sie sofort an, fragte erstaunt: "Ina du hier, um diese Zeit?"
Ina antwortete: "Ja, weil ich doch gestern wegen Paul abhauen musste"
Jan meinte: "Dein Sohn braucht die Mama. Wie geht es Paul?"
Ina entgegnete: "Bestens, im Gegensatz zu dir. Wie fühlst du dich?"
Jan erklärte: "Na ja, nicht so gut wie Paul. Der landet jedenfalls nicht in der Klinik wenn ihn ein Freund mit einem
Plastikauto schubst"
Vince stöhnte: "Der Pfeil galt mir. Ina hilf mir doch, ich habe Jan doch nichts Schlimmes getan"

Ina erklärte: "Vince jetzt bleibe mal auf dem Teppich. Wärst du vernünftig, läge Jan jetzt nicht hier, alles schlimm genug. Ich an Jans Stelle würde kein Wort mit dir reden"
"War ja klar das ihr zusammenhaltet" verzog sich Vince schmollend ans Fenster
Jan meinte zu Ina: "Es ist doch eigentlich Dienstzeit"
Ina antwortete: ""Hajo kommt auch mal alleine zurecht. Außerdem findet er es o.k., meint, du brauchst Aufheiter-
ung. Nun sage aber mal wie es dir wirklich geht"
Jan entgegnete: "Diese Hilflosigkeit ist das Schlimmste. Alles andere ist Abwarten wie die Heilung fortschreitet"
Ina fragte: "Kann ich irgend was tun, brauchst du etwas?"
Jan lächelte: "Lieb von dir, aber danke nein. Habe alles was ich brauche"
Ina erklärte; "Neuigkeiten gibt es seit gestern keine. Du wirst auch keine Storys auf Lager haben. Da mache ich mich wohl wirklich auf zur Arbeit"
"Nimm die Nervensäge mit" deutete Jan auf Vince
"Undankbarer Kerl" grollte Vince bevor ihn Ina zur Tür rauszog

Jan schloss die Augen, dachte: "Was für eine Ruhe. Ein Glück das Ina kam und diesen Dummschwätzer mitgenommen hat"
Aber Jan wollte ausgeglichen sein, also verdrängte er die Gedanken an Vince. Dachte sich, dass Ungeduld ihn nicht weiter brachte. So abscheulich er seine Situation auch fand, er musste sie akzeptieren, ihm blieb nur abwarten
Leni und Benni kamen auch noch vor Arbeits/Schulbeginn. Wiederholung von Besuchen zu so früher Zeit verbot Jan. Meinte sie dürften sich wegen ihm nicht schon in aller Frühe abhetzen. Überhaupt ihn nur besuchen, wenn es ihre Zeit erlaube, denn auf keinen Fall wollte er, dass sie ihre Freizeit für ihn opferten.
Für den mitgebrachten Laptop war Jan dankbar. Eingeklickt auf die Seiten der Polizei hatte er Beschäftigung. Gab es da keine Neuigkeiten mehr, versuchte er sich mit lesen abzulenken. Was sollte er auch sonst tun. Das Gipsbein gab keine Bewegungsfreiheit und die Bezeichung "ans Bett gefesselt sein" traf voll zu. So wie dem Dr. zugesagt, war Jan ein ruhiger Musterpatient

Nachmittags kam Hajo, meinte: "Ganz schöner Hammer was da vermeidbares mit dir passiert ist"
Säuerlich entgegnete Jan: "Allerdings und du hetzt ihn auch noch zu Besuchen auf mich"
Hajo erklärte: "Das sind pädagogische Maßnahmen, damit er einsieht, dass er nicht seinem Vergnügen nachgehen kann, während du verletzt von ihm hier liegst"
Jan meinte: "Schätze deine Bemühungen sind vergeblich. Für Vince bin ich doch selbst schuld das ich hier liege. War eben zu langsam"
Hajo fragte: "Jan bist du eigentlich auf Vince oder auf mich sauer?"
"Du hast die Schlammschüssel nicht gefahren" war Jans knappe Antwort
Hajo meinte: "Du weichst aus Jan. Dabei schätze ich gerade deine Offenheit und Ehrlichkeit so an dir. Brauchst auch keine Angst zu haben. Ich werde dir Hilflosem bestimmt nichts tun. Also frei heraus, was wirfst du mir oder Vince oder uns beiden vor?"
Es dauerte bis Jan antwortete: "Vorwerfen kann ich dir gar nichts, denn du bist der Chef. Aber wir haben uns immer etwas gerieben, wenn ich sagte ich entscheide mit Gefühl und Kopf.

Prompt hast du auf dein Bauchgefühl beharrt, wie felsenfest darauf Verlass ist. Jetzt frage ich dich, wo war dein Bauchgefühl bei Vince Einstellung"
Hajo erklärte: "Jan er ist noch jung, braucht Zeit"
Jan erregte sich: "Wir haben alle klein angefangen und ich habe bestimmt nichts gegen Nachwuchs. Bin gerne mit ihnen zusammen und wir können jedem Jungen dankbar sein, der Polizist wird. Aber ich komme absolut nicht dahinter wieso Vince diesen Beruf ergreift. Die Polizei ist für ihn ein einziger Abenteuerspielplatz wo er sich austobt. Er nimmt nichts und Niemanden ernst. Bei Verhören mit ihm musst du dich schämen, weil das Gegenüber denken muss die Polizei hat keinen Anstand. Wenn wir schon dem Küken alles erlauben, wie muss dann erst die Henne sein. Jedes Risiko geht Vince ein. Wenn es wirklich mal hart auf hart kommt, musst du Angst haben er bringt dich in die Schusslinie, anstatt zu decken. Alles weiß er besser, als hätte er 50 Jahre Polizeierfahrung. Er fährt dir übers Maul, als ob du der Lehrjunge bist und nicht umgekehrt

Er redet wie ein Wasserfall, aber was Gescheites darfst du nicht erwarten. Aus seinem Mund kommt nur Müll. Fährt Wettrennen, dass das Auto zugeschlammt und ich lande dafür in der Klinik. O.k. verglichen mit lebens-gefährlichen Verwundungen ist die Fraktur kein Drama. Will um meine Person auch kein Aufheben machen. Aber Hajo, jetzt stelle dir mal vor Vince hätte mit diesem Auto einen Passanten erwischt. Ein Polizist muss ein gutes Beispiel geben. Aber Vince fährt mit einem Auto was im Verkehr eine Waffe ist und schiebt die Schuld auch noch auf den Geschädigten. Ich frage mich wirklich ob er noch alle beieinander hat"
Hajo meinte: "Du meinst also ich hätte das alles voraussehen müssen?"
Jan widersprach: "Nein das nicht, denn hellsehen kannst auch du nicht. Aber bei all den Anzeichen die es schon im Vorfeld gab, hätte dein Bauchgefühl Alarm schlagen müssen. Angefangen bei dem Banküberfall. Wir denken er will uns durch den gespielten Kollaps helfen, guter Junge, denkt mit, gibt uns die Möglichkeit reinzukommen. In Wirklichkeit setzt er sein Leben durch eine absichtlich herbeigeführte Allergie aufs Spiel. Das ist doch krank-haftes Heldenspiel. Kein anderer Kollege würde sich so opfern.

"Darf garnicht daran denken, dass ich jetzt in einer Zelle eingesperrt wäre, wenn ihm durch meine Spritze, die ich ihm hätte gar nicht geben dürfen, etwas passiert wäre"
Hajo meinte: "Jan du hast ihm das Leben gerettet"
Jan erregte sich: "Jetzt rede dir nichts ein Hajo. Du als mein Chef hättest mich auch nicht raushauen können. Kein Polizist darf ärztliche Maßnahmen tätigen. Du hättest es auch nicht begründen können indem du erklärst, ich habe ihn dazu beauftragt. Das hat schon gezeigt wie unberechenbar Vince ist. Als Solveig starb, hätte er den Bruder fast umgebracht, wären Ina und ich nicht dazwischen. Wie ein tollwütiger Hund rast er davon, wirft einem um, knallt einem entgegen was ihm in die Finger kommt, da kannst du den Bruder längst schützen, auf Vince ein-
reden. Der stoppt nicht, als ob man ein Stück Mist wäre, was man beiseite schmeißen kann. Keine vernünftigen Antworten beim Verhör, dafür sind Beleidigungen mehr sein Ding. Aber zur Krönung sich dann noch eine bessere Beurteilung erschwindeln wollen

"Als wir den vergrabenen Mann suchten, muss Vince vor der Familie erklären, dass er nur noch wenige Stunden Luft hat
Dann seine Heldentat in das verseuchte Haus zu gehen. Vince ist schlauer und mutiger als die Feuerwehr. Ina erzählte mir, wie brenzlig es für sie selbst war ihn daraus zu holen.
Bei Miguel und mir rastestes du schon aus wenn wir nur ein kleines Risiko eingingen. Ja Miguel war auch ein kleiner Chaot. Aber ein liebenswerter. Wir hatten ihn doch alle ins Herz geschlossen. Nur wenn es darauf ankam, konnte man sich 100% auf ihn verlassen, war jeder Übermut weggeblasen. Blind hätte ich ihm jederzeit mein Leben anver-
traut. Selbst jetzt in meinem Alter und mit soviel Erfahrung hälst du mir oft noch vor ich sei zu draufgängerisch. Dabei würde ich bei allem Risiko den unser Beruf nun mal hat, nie mein Leben leichtfertig aufs Spiel setzen. Ich würde gerne meine Pension kassieren, will meinen Sohn nicht zum Waisen machen und Leni nicht zur Witwe bevor wir verheiratet sind. Im Gegensatz zu Vince, brüllst du noch mit mir darum, schaltest auf stur, bestrafst einem mit Verachtung oder mit unwürdiger Praktikantenarbeit"

Hajo rechtfertigte sich: "Aber Jan, so verhalte ich mich doch nur, weil ich euch und dich jetzt insbesondere in mein Herz geschlossen, mir nicht gleichgültig ist, wenn dir was geschieht"
Jan erklärte: "Hajo, Fürsorge muss man auch erkennen und sie darf nicht verletzen wie du es tust. Weißt du, seit Vince da ist, frage ich mich, fragen wir uns, Ina nämlich auch, ob du uns überhaupt noch wahrnimmst und wundern uns über deine Ungerechtigkeit"
"Jan das trifft aber nun nicht zu" protestierte Hajo
Jan fragte: "Dann erkläre mir, warum Vince sich wie der Chef aufführen darf, sich alles erlauben kann, sei es auch noch so daneben und du nur den Standardsatz bringst: "Gebt ihm Zeit, wir müssen Geduld haben, Verständnis, er ist erst am Anfang, das wird schon". Wielange denn noch Hajo und warum überhaupt. Er war auf der Polizei-schule, genau wie wir, hat alles gelernt. Auch Respekt, Zurückhaltung bei Vorgesetzten, Älteren. Aber Vince gibt gleich den Duzfreund für alle und du lässt dir das gefallen. Da lobe ich mir Maike damals. Zugegeben, ich war am Anfaang skeptisch und auf Distanz. Aber sie hatte Anstand. Hat uns solange gesiezt bis wir das Du anboten"

Als Jan geendet hatte blieb es lange still
Unsicher fragte Jan endlich: "Jetzt bist du böse, sauer auf mich Hajo, weil ich nicht das Recht habe dich so zu
kritisieren?"
Heftig wehrte Hajo ab: "Nein, im Gegenteil. Je mehr du gesagt hast, desto mehr erkannte ich wie Recht du eigentlich hast, Jan. Ich kann mein Beurteilungsvermögen, mein Bauchgefühl, in die Tonne klopfen. Also müssen wir uns von Vince trennen"
Jan meinte: "Und dann. Soll er auf der Straße landen, denn bei einer anderen Polizeistelle wird er doch nie wieder genommen. Die Maßnahme wäre zu hart"
"Ja dann gib du mir doch einen Rat Jan, was ich, was wir tun können" fragte Hajo aufgeregt
Jan entgegnete: "Du als Chef musst den 1. Schritt tun. Mensch Hajo, haue doch mal mit der Faust auf den Tisch bei Vince nächstem Blödsinn. Brülle ihn so an, wie du Miguel und mich angebrüllt hast, noch immer anbrüllst. Lasse ihn sich nicht immer in den Vordergrund drängen und dich wie ein dummer Junge dastehen. Lege ihm Zügel an oder einen Maulkorb, natürlich bildlich gesehen. Meine damit ein Redeverbot"

Jan fuhr fort: "Kündige nicht immer nur Konsequenzen an Hajo, ziehe sie auch durch, z.B. eine Zeit nur Berichte schreiben, nur Innendienst, Fahrverbot. Solange du immer nur den Verständnisvollen gibst, tanzt er dir doch auf der Nase herum. Würde mich nicht wundern, wenn Vince sich bald zum Chef ernennt"
Hajo schmunzelte: "Hast wohl Angst um deine Stelle. Liegst hier krank ans Bett gefesselt, beunruhigt dich, dass man dir kündigen könnte"
Jan sah Hajo mit einem ganz sonderbaren Blick an
"Jetzt habe ich dich wohl gekränkt?" fragte Hajo verlegen
Jan verneinte: "Keineswegs und du weißt genau, dass ich die Bestimmungen kenne. Auch wenn die Fraktur nicht im Dienst geschah, ist ein Klinikaufenthalt noch lange kein Versetzungsgrund. Für mich könnte es gar eine Ver-
besserung sein"
Hajo fragte erschrocken: "Dann halten Sie die Stelle beim Sonderdezernat weiter für dich frei und du könntest jederzeit als Leiter dort anfangen. Wirst du, wirst du, du wirklich Ernst machen bzw. warum hast du nicht längst angenommen?"

Jan erklärte: "Hajo als ich aus Köln kam, habe ich mich schnell heimisch gefühlt, in euch echte Freunde gefunden"
Hajo fiel dazwischen: "Patrick meinst du ja wohl nicht damit?"
Betrübt meinte Jan: "Hajo, diesen Namen will ich nicht mehr in den Mund nehmen. Also ich habe Freunde, Zusam-
menhalt, eine Art Zweitfamilie. Das ist mir sehr wichtig. Ich muss mich wohlfühlen wo ich arbeite und Vertrauen haben. Wenn mich das Angebot auch reizt, ich weiß doch gar nicht welche Kotzbrocken von Kollegen mich da erwarten. Allerdings, wenn Vince weiter die Chefroute fährt, bin ich schnell weg. Er nervt mich immer mehr und wohlfühlen wie all die Jahre tue ich mich schon lange nicht mehr"
Hajo fragte: "Wenn ich jetzt den strengen Chef bei Vince gebe, was hättest Ina und du davon?"
Jan antwortete: "Du kannst Vince ja gleichzeitig klar machen, dass Ina und ich schon ein paar Jährchen dabei sind, wir schon vor seinem Auftauchen Fälle geklärt haben. Vielleicht kommt ja auch dann langsam der nötige
Respekt vor der Erfahrung und vor uns"

Hajo erklärte: "O.k. Es muss was wegen Vince geschehen, muss mir noch überlegen wie ich es angehe, aber ändern werde ich was. Wieder Frieden?"
Jan entgegnete: "Ich habe das nicht als Streit gewertet. Du wolltest Wahrheiten hören, ich habe sie dir genannt"
Hajo meinte: "Können wir ja bei meinem nächsten Besuch fortsetzen, bietet genug Gesprächsstoff. Aber jetzt muss ich ins Büro, sonst hat Vince sich wirklich schon an meinem Platz breit gemacht"

Jan lehnte sich zurück, schloss die Augen, grübelte über das Gespräch nach. Im Nachhinein fragte er sich, ob er sich nicht doch zuviel herausgenommen hatte so mit Hajo zu reden
"Er ist der Chef, da darf ich ihn doch nicht wie ein Schulmeister belehren. Ich bin zu weit gegangen, hätte Hajo nicht so aufregen dürfen"
So wie sich Jan immer alles zu Herzen nimmt, bewegte ihn das sehr. In ihm wühlte und wühlte es weiter. Die Umwelt war erst mal ausgeschaltet. Jan merkte gar nicht wie die Zeit verging, die Stunden dahin rannen

Heftig erschrak Jan da, als Vince plötzlich neben ihm tönte: "Hey Jan, ist aber nicht die feine Art sich bei Besuch schlafend zu stellen"
"Was willst du denn schon wieder hier. Bist du von Hajo wieder gezwungen worden?" stieß Jan genervt hervor
Vince plapperte: "Nichts Hajo, mein gutes Herz hat mich hergetrieben. Vollbringe täglich eine gute Tag sagen die Pfadfinder"
Jan grollte: "Wärst du mal einer geworden, dann würdest du keine Leute über den Haufen fahren"
"Jan nicht schon wieder" entsetzte sich Vince
"Oh entschuldige, wie konnte ich vergessen, dass ich durch meine Trägheit selbst schuld bin hier zu liegen" meinte Jan sarkastisch
"Endlich, wurde aber auch Zeit, dass du einsiehst wie lahm du bist" konterte Vince
Jan entgegnete: "Eben, und in meiner Trägheit halte ich auch so flotte Kerle wie dich nicht aus. Du kannst also wieder gehen"
Vince wehrte ab: "Nicht so hastig, ich habe da nämlich einen ganz klasse Einfall"
"Oh Nein, verschone mich" stöhnte Jan auf

Vince legte los: "Höre es dir an, du wirst begeistert sein. Fakt ist, dass du hier ans Bett gefesselt bist, mit dir also nichts anzufangen ist. Nur wegen deiner Duseligkeit muss ja Leni nicht leiden. Deshalb werde ich dich er-setzen. Habe schon eine Menge Einfälle was ich alles mit ihr unternehme. Du wirst ihr ja wohl nicht verbieten sich zu amüsieren wenn du in der Klinik liegst. Oder hast du Angst, Leni trennt sich von dir weil ich so ein toller Kerl bin"
Jan entgegnete: "Du bist kein toller Kerl, du bist noch nicht trocken hinter den Ohren. Komme erst mal in unser Alter, dann weißt du was Vertrauen heißt, dem Partner Freiheit lassen und nicht in jedem Treffen mit einem Anderen einen Treuebruch sehen"
Überrascht fragte Vince: "Du würdest Leni so einfach mit mir gehen lassen?"
Jan entgegnete: "Jederzeit, aber dazu gehören 2 und da Leni Journalistin ist und auf kulturelle Unterhaltung Wert legt, glaube ich kaum, dass du sie reizt"

"Um was wetten wir, dass ich eine Zusage kriege?" hielt Vince Jan die Hand zum Einschlag hin
Jan regte sich auf: "Bist du bekloppt, ich mache eine Frau doch nicht zum Wettgegenstand"
Vince maulte: "Schade, da hätte ich mal ein gutes Geschäft gemacht und du spielst nicht mit. Aber egal, wenn Leni dir vorschwärmt wie toll es mit mir war, wirst du weinen"
"Vince" nur dieses eine Wort presste Jan hervor
Vince fragte: "Ja Jan, soll ich etwas für dich tun?"
"Ja, du könntest dich verabschieden" war Jans Antwort
"Aber ich" wollte Vince wieder ansetzen
"Du nervst Vince, mach die Fliege" forderte Jan erregt
Schmollend verzog sich Vince und Jan dachte: "Wie gestrickt muss man eigentlich sein, um auf die Idee zu kommen Leni zu verführen. Hat denn Vince nicht einen Funken Vernunft, kann er nicht einmal normal sein?"

Es sollte nebensächlich klingen als Hajo Ina fragte: "Meinst du auch, dass ich total daneben lag mich für Vince zu entscheiden?"
Bei Ina klickte es sofort: "Ach, musste Jan erst verletzt werden, um den Mut zu haben, dir mal den Kopf zu waschen?" fragte sie herausfordernd