Verschwunden, Gesucht...Gefunden?

Hallo...
lange ist es her...aber jetzt habe ich endlich alle Prüfungen hinter mich gebracht und wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben gefunden!
Wünsche viel Spaß beim Lesen :-)

Heiß, es ist sehr heiß draußen. Am Vormittag stiegen die Temperaturen über dreißig Grad. Die Luft ist schwül und in der Sonne verbrennt man, wenn man keinen Sonnenschutz trägt.
Die SoKos sitzen, durch die Hitze bedingt, ziemlich geschafft in ihren Büros. Drinnen war es auszuhalten – die Klimaanlage war goldwert!!
Vincent hat die Füße auf dem Schreibtisch liegen, Ina ist in einer Lektüre vertieft. Jan kommt aus dem Bad, er hatte sich etwas frisch gemacht.
Gelangweilt lässt er sich nun auf seinem Platz nieder. Sein Blick wandert auf die große Uhr über der Tür. Zehn vor Fünf....er erhebt sich wieder und klopfte an Hajos Bürotür.

Hajo: Ja?
Jan: (Er öffnet die Tür ) Hajo ich....können wir nicht gehen? Wir haben sowieso keinen Fall und rumsitzen kann ich auch zu Hause...
Hajo: ( Er zuckt mit den Schultern ) Von mir aus...aber warte noch bis fünf, dann kann sich niemand von Oben beschweren..(Jan nickt )
Jan: Okay, danke.

Jan geht zurück ins Büro. Ina schaut von ihrer Zeitschrift auf.
Jan: In zehn Minuten haben wir Feierabend Kollegen!

Er geht zu seinem Schriebtisch. Ina und Vince sind froh. Die drei packen langsam ihre Sachen zusammen, als ein Anruf bei Hajo eingeht. Erwartungsvoll halten die drei inne, wollen sie doch jetzt nach Hause.
Nach wenigen Augenblicken und beruhigenden Worten legt Hajo auf. Er braucht nichts zu sagen, seine Kollegen verstehen ihn auch so.

Vince: Wo? ( Er greift wie automatisiert nach seiner Jacke, den Autoschlüsseln )
Hajo: Nicht wo....leider. ( Die drei verstehen nicht, kommen auf den Chef zu ) Ein kleiner Junge ist verschwunden, acht Jahre alt!
Jan: Wer hat dich informiert?
Hajo: Der Leiter eines Kinderferiencamps.
Ina: Sind die Eltern schon informiert?
Hajo: (Er nickt, schaut Jan an ) Ja, wir fahren jetzt zu ihnen. ...........Straße 14. (Dann sieht er zu Ina und Vince ) Und ihr zwei fahrt ins Camp!

Die vier machen sich auf den Weg. Hajo und Jan fahren zusammen. Während der Fahrt wird nicht viel gesprochen.

Hajo: Sag mal...gibt es..vielleicht..einen Grund warum du eher nach Hause willst?
Jan: (Er starrt auf eine Ampel, wartet, dass diese umspringt ) Wieso eher? Um fünf ist offizieller Dienstschluss.
Hajo: Ach Jan, du weißt doch was ich meine.
Jan: Ist alles okay. (Die Ampel wird grün, Jan fährt los )
Hajo: (Er sagt nichts, schaut Jan nur an. Dieser bemerkt den Blick seines Chefs )
Jan: (Er sieht ihn an ) Es ist wirklich alles in Ordnung.

Kurz darauf sind sie da. Sie stehen vor einem großen, alten Haus. Der Garten um das Grundstück herum ist riesig.
Die beiden gehen auf die Haustür zu. Sie klingeln. Eine magere Frau mit verweintem Gesicht öffnet.

Hajo: Guten Tag. Frau Herbst? Mein Name ist Trautzschke, mein Kollege Maybach. Wir sind von der Polizei.
Kerstin: Ja...bitte, kommen Sie rein. ( Sie macht ihnen Platz )

Frau Herbst führt die beiden Polizisten auf die Terrasse. Am Tisch sitzt ein Mann in Jans Alter. Er sieht genauso fertig aus wie seine Frau.

Kerstin: Mein Mann.
Richard: Hallo.
Hajo: Guten Tag. Seid wann ist ihr Sohn verschwunden?
Kerstin: ( Sie bricht wieder in Tränen aus ) Anton ist...seit gestern Abend...verschwunden. Der..der Leiter aus dem Camp hat es uns gesagt.
Richard: Ich verstehe das nicht! Der Junge war immer pünktlich! (Er ist verzweifelt )

Jan hat sich von der Gruppe etwas entfernt. Er hat im Vorbeigehen ein Familienfoto gesehen, auf dem neben dem kleinen Anton und seinen Eltern ein Mädchen zu sehen ist. Er geht auf das Bild zu und nimmt es in die Hand. Dann geht er zu den Eltern zurück.

Jan: Ist das...Ihre Tochter?
Kerstin: ( Sie schaut auf das Foto, putzt sich die Nase ) Ja..das...ist Clarissa.
Jan: Ist sie auch da? (Kerstin nickt )
Kerstin: Ja, oben in ihrem Zimmer.
Jan: Danke. (Er stellt das Foto zurück und geht die Stufen nach oben )

Der Flur ist recht groß aber dunkel. Drei Türen führen in angrenzende Räume. Aus einem der Räume ertönt Musik. Er muss schmunzeln und klopft an diese Tür.
Als er eintritt, sieht er ein hübsches Mädchen auf ihrem Bett sitzen. Er schätzt sie auf sechzehn, vielleicht siebzehn Jahre.

Jan: Hi.
Clarissa: ( Sie ist überrascht ) Wer sind Sie?
Jan: Mein Name ist Jan Maybach, ich bin Polizist.
Clarissa: Wegen Anton? (Jan nickt ) Es..ist furchtbar.
Jan: Was?
Clarissa: Setzen Sie sich. (Sie deutet auf einen Stuhl )
Jan: Danke.
Clarissa: Alles ist furchtbar. Mein kleiner Bruder ist verschwunden und meine Eltern schalten sofort die Polizei ein! (Sie ist sichtlich genervt )
Jan: Was hättest du denn an ihrer Stelle getan?
Clarissa: Abgewartet?!?! (Es entsteht eine kurze Pause ) Anton ist kein braver Junge. Er ist schon öfter weggelaufen. Spätestens in zwei Tagen ist er wieder da.
Jan: Dein Bruder ist acht! Ich denke nicht das er in dem Alter drei Tage alleine zurechtkommt.
Clarissa: Ach was...der ist viel selbstständiger als andere!
Jan: Du..magst deinen Bruder nicht besonders, oder?
Clarissa: Seit seiner Geburt ist alles scheiße! Egal was, Anton bekommt es. Er ist nie schuld an etwas. Er ist der Liebe, der Brave. Und was bin ich? Immer die Böse. .. Ich kanns langsam nicht mehr hören, echt! (Sie regt das auf )
Jan: Vielleicht liegt das ja am Alter..
Clarissa:Was meinen Sie?
Jan: Anton ist acht. Kleine Geschwister werden oft bevorzugt.
Clarissa: Haben Sie Geschwister?
Jan: ( Er senkt den Blick ) Nein.

Clarissa: Dann verstehen Sie das auch nicht.
Jan: Darf ich dir eine Frage stellen?
Clarissa: Ja.
Jan: Weißt du wo Anton ist? Hast...du ihn irgendwo versteckt?
Clarissa: Sind Sie verrückt? Ich will nicht für immer schräg angeschaut werden, von meinen Eltern.
Jan: (Er gibt ihr eine Karte ) Wenn dir vielleicht doch noch etwas einfällt dann melde dich bitte bei mir. (Er steht auf und geht, Clarissa schaut ihm nach )

Hallo Moritz, super, dass du auch mal wieder schreibst. Hoffe, deine Prüfungen sind alle zu deiner Zufriedenheit ausgefallen. Und ich bin schon mächtig gespannt, was hinter dem Verschwinden steckt.

Hallo cat,
schön das du als eifrige Leserin wieder dabei bist
Ja, die Prüfungen liefen super
Jetzt geht es hier weiter....

Ina und Vince sind im Camp.
Fred: Nein Frau Zimmermann...keines der Kinder hat etwas bemerkt.
Vince: Wieso haben Sie uns erst heute angerufen, Herr Jung?
Fred: Na hören Sie mal! Ich habe hier dreißig Kinder, auf die ich aufpassen muss.
Ina: Na und? (Sie wird wütend ) Die Eltern die ihre Kinder hierher gebracht haben vertrauen Ihnen!
Fred: So war es doch auch gar nicht gemeint. Ich habe meine Leute dafür. Engagierte junge Männer und Frauen.
Vince: Und warum haben die Ihnen nicht eher bescheid gegeben?
Fred: Ich weiß es nicht, Herr Becker!
Ina: Wir brauchen alle Namen Ihrer Helfer. Alle!
Fred: Ja...ich maile Ihnen die Namen.

Die beiden fahren wieder. Im Büro treffen Hajo und Jan auf Ina und Vince.
Hajo: Habt ihr was?
Ina: Der Leiter mailt uns die Namen der Helfer.
Vince: Ich bin gespannt was die sagen, wenn wir sie fragen warum sie auf die Kids nicht aufgepasst haben.
Hajo: Ich auch! (Er sieht nun zu Jan ) Wo warst du eigentlich?
Jan: Wie bitte? (Er war abwesend, mit den Gedanken woanders )
Hajo: Wo du warst. Du warst so plötzlich verschwunden.
Jan: Ich war bei der Tochter.
Ina: Die haben noch eine Tochter?
Jan: Ja. Clarissa. Sie scheint ihren Bruder nicht sonderlich zu mögen.
Vince: Dann hat sie ihren Bruder vielleicht entführt...
Jan: Blödsinn!
Hajo: Was ist daran so abwegig? Geschwisterkrieg ist nichts unnormales mehr.
Jan: Mag sein, aber egal wie sehr sie ihren Bruder gehasst hat....seinen Geschwistern fügt man kein Leid zu!
Vince: ( Vince grinst ) ...spricht das Einzelkind!!
Jan: ( Er schaut seinen Kollegen wütend an, steht auf und verlässt das Büro )
Hajo: (Er wird laut ) Das war sehr unsensibel von dir!! Lauf ihm nach und entschuldige dich!
Vince: (Er versteht gar nichts mehr ) Wieso?! Das war doch nur ein Spruch.
Hajo: ( Er sagt nichts mehr, seine Augen sprechen Bände )

Vince steht schließlich auf. Kopfschüttelnd läuft er Jan nach. Ina beugt sich zu Hajo vor.
Ina: So ganz verstehe ich Jan aber auch nicht...Vincent hat schon andere Sachen gebracht.
Hajo:Eben! Und damit muss endlich Schluss sein! Er ist ANWÄRTER und darf sich in seiner Position nichts...absolut gar nichts erlauben! .. Auch wenn er es vielleicht nicht böse meint.
Ina: Und warum hat Jan jetzt so überreagiert?
Hajo: Er...ist kein Einzelkind!
Ina: Wie bitte?? (Sie versteht gar nichts mehr )
Hajo: Er..hat dir nicht davon erzählt? (Sie schüttelt schweigend den Kopf ) Jan ist ein Zwilling! Er hat eine Schwester...aber die ist im Alter von acht Jahren verstorben.
Ina: ( Sie hält sich die Hand vor den Mund ) Das ist ja schrecklich!
Hajo: Ja. Jan hat sie sehr gemocht, auch wenn er noch recht klein war. Und über diesen Verlust kam er nie weg.
Ina: Das..tut mir leid. Ich wusste das nicht.
Hajo: Erzähl Vince nichts davon. Das braucht er nicht zu wissen...noch nicht.
Ina: Okay.

Vincent ist Jan nachgelaufen, doch dieser war schon weg. Resigniert kommt er wieder zu den anderen zurück.
Vince: Er war schon weg. Soll ich ihm nach?
Hajo: Nein. Lass ihn. Wir machen jetzt Feierabend.
Ina: (Sie sieht Hajo besorgt an ) Soll ich nochmal bei ihm vorbeifahren?
Hajo: (Er schüttelt den Kopf ) Lasst ihn heute in Ruhe, Morgen wird er wieder der Alte sein.

Die drei packen ihre Sachen zusammen und gehen.
Jan dagegen ist total fertig. Er hat den Verlust seiner Schwester nie verstanden und nie überwunden. Hat er jetzt überreagiert? War er ungerecht zu Vince? Woher soll er das wissen? Doch dann schüttelt Jan energisch den Kopf.
Er fährt noch eine ganze Weile ziellos durch die Gegend, bis er plötzlich vor dem Camp hält. Er zögert einen Moment. Dann steigt er aus dem Wagen und geht auf eine Gruppe junger Leute zu.

Jan: Guten Tag!
Peter: Hallo. Wie können wir Ihnen helfen? (Er raucht )
Jan: Mein Name ist Maybach, ich bin von der Polizei.
Peter: Oh Gott ja...der arme Anton!! (Er macht seine Zigarette aus ) Wir können es noch immer nicht fassen.
Jan: Wer von Ihnen war denn für ihn „zuständig“?

Ein junger Mann mit dunklen Haaren hebt die Hand und kommt auf Jan zu.
Manuel: Ich. Zum letzten Mal gesehen habe ich ihn gestern am späten Nachmittag.
Jan: Kontrollieren Sie denn nicht jeden Abend ob alle da sind?
Manuel: Doch..natürlich. Er war gestern Abend auch nicht da.
Jan: (Er ist fassungslos ) Und da haben Sie nicht die Polizei verständigt?
Manuel: Ich habe erstmal dem Boss bescheid gegeben. Er sagt, er hat das öfter. Gerade bei den Jungs. Die wollen ganz mutig sein und verstecken sich dann im Wald oder so.
Jan: Und? Haben Sie den Wald abgesucht?
Manuel: Ja....zu Anfang schon. Aber irgendwann....hören Sie, ich kann mich nicht nur um Anton kümmern. Außerdem haben wir Sie ja verständigt.
Jan: Aber erst am nächste Tag!! Wenn der Junge im See ertrunken ist, oder irgendwo verletzt im Wald liegt und Hilfe braucht! (Er kann es einfach nicht glauben )
Peter: Wir machen uns alle Sorgen um ihn. Aber Manuel hat schon recht. Jeder von uns hat zehn Kinder auf die er aufpassen muss. Wenn einer mal verschwindet dann kann er doch wegen einem nicht alle anderen neun vernachlässigen.
Jan: (Entrüstet schaut er Peter an ) Ich fasse es nicht! (Sein Handy klingelt. Es ist Leni. Er spricht kurz mit ihr, dann wendet er sich wieder den jungen Leuten zu ) Sie kommen bitte alle Morgen aufs Revier, klar? (Allgemeines Nicken )

Jan kehrt zu seinem Wagen zurück. Fieberhaft grübelt er eine ganze Weile wo Anton stecken könnte. Und wer ein Interesse daran haben könnte, ihn zu entführen. Oder ist er vielleicht doch einfach nur abgehauen? Aber mit acht Jahren?
Zu Hause bemerkt Leni sofort, dass etwas mit ihm nicht stimmen muss.

Leni: Hey..da bist du ja. (Sie umarmt ihn ) Wo warst du denn?
Jan: (Er versucht zu lächeln ) Entschuldige Schatz. Ich..musste noch etwas klären.
Leni: Na komm, Essen ist fertig. (Sie zieht ihn in die Küche )
Jan: Das riecht ja lecker. (Er setzt sich )
Leni: Ja. (Sie schaut ihn an )
Jan: Was ist denn los?
Leni: Das frage ich dich. Du...bist total fertig.
Jan: Ja, dass bin ich. War ein anstrengender Tag heute...(Er nimmt sich etwas zu essen )
Leni: (Sie schweigt. Sie glaubt ihm nicht, dass heute „nur“ ein anstrengender Tag war, doch sie möchte auch nicht weiter stochern )

Hallo Moritz, ich kann mich Cat einfach nur anschließen. Klar die Schule geht erstmal vor, aber nun freue ich mich einfach das du auch wiedermal eine Geschichte für uns hast Und ich bin natürlich ganz gespannt was du so alles vorhast. Der Anfang läßt ja erstmal noch alles offen und ich lasse mich überraschen wie es weitergehen wird. L.G. Kathy

Ich kann mich den Vorigen nur anschließen und sagen, dass natürlich auch ich deine Geschichte aufmerksam lese...

Hallo Moritz,
tja Prüfungen nerven furchtbar und die Büffelei nimmt kein Ende. Schön das du alles hinter dir hast.
Hau rein in die Tasten, bin schon gespant
LG
Walli

Das ist ja schön das ihr alle wieder fleißig am lesen seid!!
@walli: Das mit dem Lernen geht eigentlich noch. Solange es noch Spaß macht ;D Aber irgendwann reicht es dann auch!! :-)

Am nächsten Morgen im SoKo-Büro.
Hajo telefoniert mit Fred Jung, Ina und Vince verhören den ersten der Camp-Helfer.
Jan kommt – etwas abgehetzt - ins Büro. Er legt seine Autoschlüssel auf seinen Schreibtisch. Hajo legt den Hörer in dem Moment auf die Gabel. Er schaut zu Jan.

Hajo: Morgen!
Jan:(Er schaut zu seinem Chef, hat ihn kaum bemerkt ) Morgen Hajo. (Er deutet aus dem Fenster ) Entschuldige das ich zu spät bin,...
Hajo:(Er unterbricht ihn ) Schon gut. (Pause ) Komm mal bitte. (Jan geht zu ihm ) Was der Vincent gestern gesagt hat, dass..
Jan: Hajo. Er...wusste es nicht und ich habe überreagiert.
Hajo: Du bist einfach noch nicht damit fertiggeworden. ...Willst du nicht vielleicht doch die Hilfe eines Psychologen beanspruchen?
Jan:Was soll das?
Hajo: Ja, es ist lange her. Aber manchmal sind solche Dinge Auslöser für unser Handeln.
Jan: Danke für deine Mühe..aber spar die die Arbeit. Ich....werde damit fertig. (Sie sehen sich an ) Hajo, dass ganze ist Jahre her!
Hajo:(Er mustert Jan stumm, weiß, dass er damit noch lange nicht fertig ist. Doch er sagt nichts darauf )

Gegen Mittag wurden alle Camp-Helfer verhört. Doch die SoKos sind nicht wirklich weiter gekommen.
Genervt stützt Ina ihren Kopf auf die Hände.

Ina: Das kann doch alles nicht wahr sein! Wir sind keinen Schritt weiter.
Hajo: Immerhin haben wir Gewissheit. Ich glaube nicht, dass einer der jungen Leute etwas mit Antons Verschwinden zu tun hat.
Jan: Was macht dich da so sicher?
Hajo: Ich weiß es nicht....Bauchgefühl?
Jan: (Er greift nach den Autoschlüsseln ) Ich fahre nochmal zu Antons Familie.
Hajo: Okay.

Jan verlässt das Gebäude. Er steigt in seinen Wagen und fährt zu den Herbsts. Auf sein Klingeln öffnet Frau Herbst.
Kerstin: Herr Maybach, hallo. Gibt es...schon etwas Neues?
Jan:(Er schüttelt defätistisch den Kopf ) Tut mir Leid, leider noch nicht.
Kerstin: (Sie senkt den Blick ) Dann...kommen Sie mal rein. Wollen Sie einen Kaffee?
Jan: Danke. Da sag ich nicht nein.(Sie gehen ins Wohnzimmer ) Sie sind ganz alleine?
Kerstin: Ja. Mein Mann...er ist arbeiten. Und Clarissa ist bei einer Freundin. (Sie macht den Kaffee und kommt kurz darauf wieder )
Jan: Verziehen Sie bitte meine direkte Frage aber....Ihr Mann geht arbeiten? Wenn Ihr Sohn verschwunden ist?

Kerstin: Richard hat es nicht mehr ausgehalten. Er..musste etwas tun. (Sie stellt ihm die Tasse hin )
Jan: Danke. Was ist eigentlich mit Ihrer Tochter? Sie und Anton haben sich nicht sonderlich gut vertragen, oder?
Kerstin: Doch natürlich. Die beiden sind ein Herz und eine Seele.
Jan: Das kam mir aber anders vor...
Kerstin: Clarissa ist in der Pubertät! Natürlich ist sie da...etwas anstrengend. Sie kam einfach nicht mit Antons Geburt klar.
Jan: Bis heute nicht?
Kerstin: Ich glaube nicht. Die beiden haben ja kaum was miteinander zu tun. Der Altersunterschied. Vorher war Clarissa eben immer die Nummer eins.
Jan: Verstehe.
Kerstin: Sie müssen wissen, dass Clarissa nicht unsere leibliche Tochter ist. (Jan schaut sie überrascht an, damit hat er nicht gerechnet )
Jan: Nicht?
Kerstin: (Sie schüttelt den Kopf ) Mein Mann und ich wollten unbedingt ein Kind haben. Aber als es nicht geklappt hat, da haben wir eines adoptiert. Später hat es dann doch noch geklappt.
Jan: Anton!
Kerstin: Ja.
Jan: (Er schaut auf die Uhr ) Vielen Dank für den Kaffee, Frau Herbst. Wenn es etwas neues gibt werden wir Sie umgehend in Kenntnis setzen.

Als Jan im Büro ankommt ist niemand da. Auf seinem Schreibtisch liegt ein Zettel. Demnach sind alle drei im Camp.
Jan setzt sich auf seinen Stuhl. Er schaltet den Ventilator ein und denkt nach. Irgendwann hat er eine Idee...er greift nach dem Telefon und wählt eine Nummer..

Später kommen Ina, Hajo und Vincent wieder.
Hajo: Hallo Jan. Warst du erfolgreich?
Jan: Wie man's nimmt. Ich glaube ich weiß jetzt, wie es wirklich um die Familie Herbst steht.
Ina: Da bin ich aber gespannt. (Sie lässt sich auf seinem Schriebtisch nieder )
Jan: Die Tochter, Clarissa, ist nicht das leibliche Kind der Familie. Sie wurde adoptiert.
Vince: Ach ne...
Jan: Clarissa kann ihren kleinen Bruder nicht ausstehen...schließlich war sie „nur“ das adoptierte Kind. Anton dagegen war der richtige Sohn der Familie. Er wurde verwöhnt und jeder Wunsch wurde ihm von seinen Lippen abgelesen. Clarissa hat das alles angekotzt!
Hajo: Du meinst...diese Clarissa hat Anton entführt, weil sie das alles nicht mehr ertragen konnte?
Jan: (Er schüttelt energisch den Kopf ) Nein! Das denke ich nicht. Sie könnte ihren Eltern nicht mehr unter die Augen treten, wenn sie dem geliebten Sohn etwas antäte...
Hajo: Und wie steht sie dann mit dem Verschwinden des Jungen in Verbindung?
Jan: Ich hab da so einen Gedanken....wenn sie wirklich etwas mit der Sache zu tun hat, dann hat sie jemanden die Arbeit machen lassen...
Ina: Denkst du da an wen bestimmtes?
Jan: Noch nicht..aber das kriege ich auch noch raus.
Vince:Ich bin beeindruckt, Herr Kollege...wir sind nämlich leider keinen Schritt weitergekommen.
Hajo: Tja..dann würde ich sagen, dass wir uns auf Jans Hinweis konzentrieren.
Jan: Es ist wirklich nur eine Vermutung und...
Hajo: Papperlapapp! Wir haben sonst nichts! Das sind immerhin Anhaltspunkte!!

Jan genügt die Büroarbeit alleine nicht. Er will nochmal zu Clarissa fahren, er muss mit ihr reden. Doch zu Hause öffnet niemand. Eine Nachbarin erklärt ihm die Adresse von Clarissas bester Freundin. Doch auch dort sind die Mädchen nicht. Von der Mutter wird er an ein altes Industriegebiet verwiesen. Dort hielten sie sich öfter auf.

Er fährt dort vorbei. Nach einigem Suchen hört er Stimmen. Er geht auf die Lagerhalle zu und entdeckt Clarissa und ein weiteres Mädchen. Beide haben Zigaretten in der Hand.

Jan: Rauchen ist ungesund! (Er grinst und kommt auf die beiden zu. Verschreckt lässt Clarissa ihre Kippe fallen )
Clarissa: Was wollen Sie denn hier?
Jan: Ich ermittele, schon vergessen?
Clarissa: Nein. Wie haben Sie uns gefunden?
Jan: Gegenfrage! Was macht ihr hier? Ich glaube nicht das das ein guter Ort für euch ist. Die Halle ist gesperrt...Einsturzgefahr!
Clarissa: Sie haben uns gar nichts zu sagen!
(Sie steht auf, zieht ihre Freundin mit sich, möchte verschwinden. Jan stellt sich den beiden in den Weg )
Jan: Langsam Mädels! Ich war noch nicht fertig.
Clarissa: Haben Sie keinen anderen, dem Sie auf die Nerven gehen können?
Jan: Ist dir dein Bruder so egal?
Clarissa: Ich glaube nicht das Sie meine echte Antwort kennen möchten.
Jan: Doch, dass interessiert mich. (Die Freundin macht sich aus dem Staub. Jan ist das egal, er muss mit Clarissa reden. Die dreht sich genervt zu ihm um )
Clarissa: Werden Sie mich verraten?
Jan: Was meinst du?
Clarissa: ( Sie deutet auf die Zigarette am Boden )
Jan: Nein. Ich...war ja auch mal so alt wie du. (Er grinst )
Clarissa: ( Sie lächelt ) Danke. (Sie zeigt auf eine Fensterniesche ) Kommen Sie...
Jan: (Er folgt ihr ) Also? Deine ehrlich Antwort bitte.
Clarissa: Anton ist nicht mein richtiger Bruder.
Jan: Ich weiß. ( Sie schaut ihn ungläubig an ) Deine Mutter hat es mir erzählt.
Clarissa: Anton wird in allem bevorzugt. Es ist ganz egal in was!
Jan: Clarissa. (Sie schaut ihn an ) Hast du Anton entführt?
Clarissa: (Sie springt wütend auf ) Ich doch nicht!!
Jan: Sondern?
Clarissa: Lassen Sie mich in Ruhe! (Sie rennt aus der Halle. Jan läuft ihr nicht hinterher, es hätte sowieso keinen Zweck )

Geschafft fährt er zurück ins Büro. Seine Kollegen packen ihre Sachen zusammen.
Ina: Feierabend!
Jan: Jetzt schon? (Er schaut auf die Uhr )
Ina: Heute können wir nicht mehr viel ausrichten. (Sie packt ihre persönlichen Dinge in ihre Handtasche )
Jan: Ina, ein Kind ist verschwunden. Was...wenn er irgendwo gefesselt oder verletzt liegt und auf Hilfe wartet. Könnt ihr das wirklich? Mit ruhigem Gewissen Feierabend machen?
Vince: Was schlägst du denn vor? (Er hat keine Lust auf Streit )
Jan: Suchen! In den Akten steht, dass noch kein Suchtrupp losgezogen ist. Warum nicht?
Ina: Das Gelände ist viel zu unübersichtlich. Es würde nichts bringen.
Jan: Was soll das denn? Wir müssen alles, wirklich alles probieren!! (Er kann es nicht fassen. Er geht zum Telefon )

Hajo: (Er kommt aus seinem Büro ) Ah Jan. Du bist auch zurück? (Jan schaut Hajo nur kurz an ) Was ist denn nun schon wieder los?
Jan: Ihr habt keinen Suchtrupp beantragt!
Hajo: Das Gelände ist zu groß, es würde...
Jan: Was?? Nichts bringen? Wir sind Polizisten. Wir MÜSSEN alles probieren. (Ina und Vince gehen aus dem Büro. Jan sieht ihnen kopfschüttelnd nach. Er kann ihre Haltung nicht verstehen. Hajo geht auf Jan zu )
Hajo: Sag mal, glaubst du nicht, dass du dich langsam zu sehr reinhängst?
Jan: Was meinst du denn damit? Willst du mich beurlauben nur weil ich mich engagiere? (Er ist gereizt )
Hajo: Hör auf mit dem Schwachsinn, Jan! Du weißt wie ich das meine.
Jan: (Sein Telefon klingelt ) Ja Maybach hier? ----- Okay, danke. Viel Erfolg! (Er legt auf ) Das waren die Kollegen vom Suchtrupp. Sie fangen jetzt an.
Hajo: (Er rauft sich die Haare ) Gut! (Er geht zurück in sein Büro )

Sehr spät in der Nacht kommt Jan nach Hause. Er wollte die Ergebnisse des Suchtrupps abwarten. Doch die haben noch nichts gefunden. Sie werden am folgenden Tag weitersuchen.
Leise legt Jan sich ins Bett. Leni schläft schon. Obwohl er hundemüde ist, kann er lange nicht einschlafen...er denkt über seine Schwester nach. Wieso verstehen seine Kollegen ihn nicht? Liegt es daran, dass sie sich nicht in seine Situation hineinversetzen können? Er weiß es nicht und schläft mit diesem Gedanken ein.
Am Morgen klingelt sein Wecker..pünktlich wie immer. Er quält sich übermüdet aus dem Bett.

Leni hat das Frühstück schon gemacht. Sie wartet mit einer dampfenden Tasse Kaffee auf ihn. Er gibt ihr einen Kuss.
Jan: Morgen Liebling.
Leni: Morgen...war spät gestern...
Jan: Ja..tut mir Leid. Es.. ging nicht anders. Ein kleiner Junge ist spurlos verschwunden.
Leni: Das ist ja schrecklich.
Jan: Ja, ich...(Sein Handy klingelt ) Entschuldige.. (Er telefoniert kurz. Dann springt er überrasch auf ) Leni, ich muss los. Wir...sehen uns heute Abend, ja? (Er gibt ihr noch einen flüchtigen Kuss, dann stürmt er aus dem Haus )

Unterwegs informiert er Hajo. Sie wollen sich im Camp treffen.
Kurz nachdem Jan dort ist, trifft Hajo ein.

Jan: Morgen!
Hajo: Guten Morgen Jan. Was gibt es denn?
Jan: Der Suchtrupp hat vorhin ein Halstuch im Wald gefunden!
Hajo: Von Anton?
Jan: Wird überprüft...(Er läuft unruhig auf und ab )
Hajo: Jan. (Er legt ihn eine Hand auf die Schulter )
Jan: Hajo, wenn das Teil wirklich Anton gehört, dann müssen wir weitersuchen. Dann war er auf jeden Fall dort!
Hajo: Ja...ich weiß. (Er nimmt seine Hand von Jans Schulter ) Entschuldige wegen gestern. Du..hattest recht. Wir müssen einfach alles versuchen. (Die beiden sehen sich an, sie verstehen sich auch ohne große Worte )

Sie warten noch eine halbe Stunde, dann liegt das Ergebnis vor. Das rotkarierte Halstuch aus dem Wald gehört – laut DNA-Abgleich - Anton Herbst. Triumphierend hält Hajo die Akte in der Hand. Er geht zu Jan.
Hajo: Sehr gute Arbeit!
Jan: Der Dank gebührt den Kollegen des Suchtrupps. Jetzt müssen wir zu den Eltern..unbedingt!
Hajo: Ja, komm. ( Sie steigen in ihre Autos und fahren zur Familie Herbst )

Kerstin: Sie haben also das Halstuch meines Sohnes gefunden?
Jan: Ja. Es gehört ihm, definitiv!
Hajo: Frau Herbst, das wir sein Tuch gefunden haben beweist noch nichts. Er kann es auch beim Spielen verloren haben, bevor er verschwand.
Jan: Aber es ist in jedem Fall ein Hinweis. Sie..sollten die Hoffnung nicht aufgeben.
Kerstin: (Sie versucht die Tränen zurückzuhalten ) Ja...ich...ich versuche es..versprochen.
Jan: Gut. (Er schaut sich um ) Wo ist Ihre Tochter?
Kerstin: Clarissa? (Jan nickt ) Ich....weiß es nicht.

In dem Moment geht die Tür auf, es ist Clarissa. Überrascht schaut sie auf die kleine Gruppe. Jans und Clarissas Blicke treffen sich einen Moment. Hajo beobachtet diese Szene.
Kerstin: Clarissa! Kind, wo warst du nur? Dein Vater und ich machen uns Sorgen um dich! (Sie geht zu ihr, will sie umarmen, doch Clarissa weist ihre Mutter zurück )

Clarissa: Lass mich doch einfach in Ruhe! (Sie knallt die Tür zu und poltert in ihr Zimmer )
Kerstin: (Sie steht ganz versteinert noch immer am selben Fleck. Jan bemerkt ihre Hilflosigkeit, er geht zu ihr, legt ihr eine Hand auf die Schulter )
Jan: Ich glaube nicht das Ihre Tochter es so meint, wie sie es sagt.
Kerstin: (Sie lacht verbittert ) Doch...genau das tut sie! (Sie geht zur hauseigenen Bar, öffnet einen Whisky ) Wollen Sie auch einen?
Hajo: Wir sind im Dienst. (Er wendet sich zum Gehen ) Machen Sie nichts unüberlegtes, Frau Herbst. (Jan folgt seinem Chef zum Wagen )

Im Büro wird fleißig gearbeitet. Jan zerbricht sich noch immer den Kopf über das schwierige Verhältnis in der Familie Herbst. Er spürt das dort etwas nicht stimmt, aber er kann es nicht benennen...noch nicht!
Hajo: Wie weit seid ihr mit euren Recherchen? Die Presse macht Druck, wir müssen in Kürze einen Täter präsentieren.
Jan: Polizeiarbeit ist nicht innerhalb weniger Tage vollbracht. Ich will Anton finden! Egal was die Bevölkerung darüber denkt.
Hajo: Das wollen wir alle. Hast du was über Frau Herbst herausgefunden?
Ina: Nichts Besonderes...Sie hat bis vor Antons Geburt in einer Druckerei gearbeitet...war immer unauffällig. Richard Herbst genauso. Arbeitet als Geschäftsführer in einer Schlosserei.
Jan: Was ist eigentlich mit dem Jung?
Vince: Fred Jung? (Jan nickt ) Der hat den Jungen als vermisst gemeldet.
Jan: Habt ihr den schon überprüft?

Hajo: Der ist doch uninteressant..wir müssen uns auf die..
Jan: Hajo. Hast du schon vergessen? Wir wollten doch ALLES mögliche tun. (Die drei sehen ihn nachdenklich an...er hat ja recht )
Vince: Ich mache das.
Jan: Danke.
Vince: (Er tippt etwas in den Computer ) Das ist ja interessant..(Die drei stehen auf, kommen zu ihm ) Fred Jung ist vorbestraft...
Jan: Was hat er gemacht?
Vince: Mir Drogen gedealt...soll aber selber keine konsumiert haben. Er hat ne Bewährungsstrafe gekriegt.
Jan: Was denn...und dann hat er noch einen Job mit Kindern bekommen?
Vince: Das ganze liegt zehn Jahre zurück....
Jan: Trotzdem!
Vince: Er ist nicht verheiratet, hat keine Kinder. Allerdings eine Schwester. Wohnt aber nicht hier sondern in Dresden...
Hajo: Sonst lebt er ja recht unauffällig...
Vince: Vor drei Jahren hat er dann das Camp aufgebaut...(Er stutz plötzlich )
Jan: Was denn?
Vince: In seinem Camp sind 2009 und 2010 zwei Kinder verschwunden.
Hajo: Was?? Wieso wissen wir das erst jetzt?
Vince: Du hast doch gesagt, dass...
Hajo: (Er unterbricht ihn ) Das ist jetzt egal was ich gesagt habe. Wir müssen sofort zu ihm.
Vince: Warte! Hier steht noch, dass er mit dem Verschwinden der Kinder nichts zu tun hatte. Angeblich war das einer der Helfer...Julius Kresch. (Er notiert sich die Adresse )
Jan: Ich fahre mit Ina zu ihm.
Hajo: Gut. Und wir fahren ins Camp! (Er zieht Vince mit sich )

Ina und Jan kommen bei Julius Kresch an.
Sie klingeln sturm. Perplex öffnet dieser die Tür.
Julius: Was wollen Sie denn? (Er sieht nicht sehr begeistert aus )
Jan: Kripo Leipzig. Maybach, meine Kollegin Zimmermann. Können wir reinkommen? (Er wartet gar nicht ab, geht einfach in die Wohnung )

Verdattert schaut Julius Kresch ihm nach. Ina tut es ihrem Kollegen gleich. Sie setzt sich ins Wohnzimmer, Jan bleibt stehen.
Julius kommt ins Wohnzimmer.
Julius: Was ist denn überhaupt passiert?
Jan: Das wissen Sie doch ganz genau! (Er starrt Julius wütend an )
Ina: (Sie spürt, dass die Situation eskalieren könnte ) Herr Kresch! Seit vorgestern ist Anton Herbst verschwunden. Kennen Sie den? (Sie zeigt ihm ein Foto )
Julius: Nein. Woher denn?
Jan: Ein kleiner Junge..er war im gleichen Camp, aus dem Sie entlassen wurden, nachdem Sie die Kinder entführt hatten..
Julius: Hören Sie! Ich habe diese Kinder damals nie entführt. Ich kannte sie kaum. Sie waren nicht mal in meiner Gruppe. Der Chef hat mich einfach beschuldigt und mich gefeuert.
Ina: Sie haben keine Anzeige bekommen?
Julius: (Er schnaubt verächtlich ) Als ob Sie das nicht wüssten...natürlich hab ich! Aber weil es keine Beweise gab, wurde alles fallen gelassen. Ich mag Kinder...wieso...wieso sollte ich sie entführen?
Jan: Haben Sie eine Freundin? (Er schaut sich nach Fotos um )
Julius: Nein..ich komme auch ohne gut zurecht! Aber ich wüsste nicht, was Sie das angeht.
Jan: Ganz einfach....(Er wechselt in einen ruhigen Tonfall ) Sie müssen ihren Drang irgendwo loswerden...Puff ist zu teuer...eine Freundin haben Sie nicht. Was tun Sie? Sie melden sich freiwillig als Helfer in einem Kinderferiencamp. Dort haben Sie freie Auswahl. Große, Kleine, Schlanke....
Julius: (Er hält sich Hände vor den Kopf, schreit ) Hören auf damit! SOFORT!
Jan: Wieso denn? Fühlen Sie sich an etwas erinnert? (Er wird laut )
Julius: Ich werde Sie verklagen!! Das ist Psychoterror!
Jan: Man sollte S i e verklagen. Wissen Sie eigentlich was Sie den Kindern antun? Und den Familien?
Julius: Ich-habe-niemanden-entführt! Noch nie in meinem Leben und ich habe es auch nicht vor.
Jan: Sind Sie sich da sicher? Vielleicht waren Sie ja auch betrunken und haben es gar nicht mal mitbekommen...
Julius: Raus! Sofort, verlassen Sie meine Wohnung.
Jan: (Er wendet sich zum Gehen ) Wir kommen wieder, Herr Kesch. (Er gibt Ina ein Zeichen, die beiden gehen )

Im Wagen:
Ina: Jan was sollte das? Es war lediglich eine Befragung. Er ist nicht angeklagt!
Jan: (Er schaut seine Kollegin eindringlich an) Ina, willst du das solche Schweine, die sich an unseren Kindern vergreifen frei herumlaufen?
Ina: Natürlich nicht! Ich wollte damit nur sagen, dass du dich zusammennehmen musst. Du kannst nicht immer alle deine Emotionen in unsere Fälle stecken....Jan, es wird dich eines Tages auffressen.
Jan: Lass uns fahren! (Er fährt los, Ina schweigt. Sie weiß, dass sie recht hat )

Hajo und Vincent sind im Camp. Sie wollen Fred Jung mit den Fakten konfrontieren.
Hajo: Herr Jung...aus ihrem Camp sind bereits zwei Kinder verschwunden. Man hat sie bis heute nicht gefunden.
Fred: Ja, es....war schrecklich. Zwei kleine Jungs. Die Eltern waren total fertig. Und ich auch. Ich habe diesen Mistkerl sofort rausgeschmissen.
Vince: (Er sieht Fred herausfordernd an ) Sind Sie sich sicher, dass er mit dem Verschwinden der Kinder zu tun hatte?

Fred (Er schaut Hajo und Vince entgeistert an ) Glauben Sie etwa, ich hätte ich drei entführt? Warum? Welches Motiv hätte ich denn gehabt?
Hajo: Wie auch immer. Sie kommen morgen bitte aufs Präsidium! (Er drückt ihm eine Karte in die Hand )

Dann verlassen die beiden das Gebäude. Fred Jung schaut den beiden noch eine ganze Weile stumm hinterher.
Im Büro treffen Hajo und Vince auf Ina, die ganz alleine zu sein scheint.
Hajo: Ina, wo ist Jan?
Ina: Keine Ahnung. Der wollte kurz an die frische Luft.
Hajo: Hattet ihr Streit?
Ina: Na ja..nennen wir es mal „Auseinandersetzung“..
Hajo: Ich fasse es nicht! Langsam wird er mir zu emotional.
Ina: Das gleiche hab ich ihm auch gesagt.
Vince: Vielleicht wäre es besser für ihn, wenn er eine Auszeit nehmen würde.
Hajo: Das glaube ich nämlich auch.

Was die drei nicht wissen, Jan stand an der Tür, hat den Rest mitbekommen.
Jan: So..glaubt ihr das wirklich, ja? (Er ist sauer )
Hajo: Es geht einfach nicht so weiter, Jan. Was ist nur los mit dir?
Jan: Mit mir ist alles ok...was mit euch nicht stimmt würde mich allerdings brennend interessieren!

Den restlichen Tag ist „dicke Luft“ im SoKo-Büro. Jan wechselt kaum noch ein Wort mit seinen Kollegen. Die drei verstehen ihn nicht. Jan macht früh Schluss, er kann die Blicke seiner Kollegen nicht mehr ertragen.
Zu Hause begrüßt er Leni.
Leni: Hey.
Jan: Hey. (Er gibt ihr einen Kuss ) Wie war dein Tag?
Leni: Ging so...viel zu tun gehabt. Und bei euch? Seid ihr weitergekommen?
Jan: Leni...findest du, dass ich in letzter Zeit....emotional reagiere?
Leni: Emotional? (Sie überlegt ) Wie meinst du das?
Jan: Hajo, Ina und Vince sind der Ansicht, dass sie mich während unseres Falles beurlauben sollten. Leni: Habt ihr euch wieder gestritten?
Jan: (Er winkt ab ) Ich habe bloß meine Meinung vertreten.
Leni: (Sie geht zu ihm, umarmt ihn ) Ach Jan. ich wünschte es würde sich endlich alles einrenken.
Jan: Ja..das wünsche ich mir auch. (Er seufzt )

Der Abend verläuft ruhig. Am nächsten Tag bekommt Jan überraschend Besuch. Er hat sich gerade angekleidet, als es an der Tür klingelt, Leni ist schon weg. Er öffnet.

Jan: Clarissa! (Er ist total verblüfft )
Clarissa: Morgen..stör ich?
Jan: Quatsch, komm doch rein.
Clarissa: Danke.

Jan bietet ihr einen Platz in der Küche an und macht einen Tee für das Mädchen.
Jan: Warum bist du hier?
Clarissa: Im Büro waren Sie nicht.
Jan: (Er schaut sie erstaunt an ) Du..warst schon im Büro? (Sie nickt )
Clarissa: Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir uns unterhalten.
Jan: Ja, dass glaube ich auch.
Clarissa: Sie..haben gesagt, dass Sie keine Geschwister haben...seien Sie froh.
Jan: (Er versucht zu lächeln ) Das bin ich aber nicht. Weißt du, ich hätte gerne Geschwister gehabt.
Clarissa: Ja, dass sagen Sie jetzt. Aber wenn es erstmal so weit ist..
Jan: Ich hatte mal eine Schwester.
Clarissa; Wirklich?? Aber...Sie haben doch gesagt, dass Sie keine...
Jan: Geschwister hatten? (Sie nickt ) Stimmt. Ich habe jetzt auch keine mehr. Sie ist gestorben als sie acht war...
Clarissa: Oh, dass tut mir Leid, ich wusste nicht, dass Sie...
Jan: (Er unterbricht sie ) Schon okay....hat dir ja keiner erzählt. (Sie schweigen )
Clarissa: War..Ihre Schwester jünger oder älter als Sie?
Jan: Wir waren gleichalt...Zwillinge.
Clarissa: Mit einem jüngeren Bruder ist es nicht einfach. Vorallem dann nicht, wenn er immer bevorzugt wird. Das...tut weh.
Jan: (Er nickt verständnisvoll ) Das glaube ich dir. Du hast es sicher nicht leicht gehabt.
Clarissa: (Sie schüttelt den Kopf ) Nach Antons Geburt war alles so anders....
Jan: Ja. (Er schaut sie an ) Clarissa, weißt du, wo Anton steckt?