Messerattacke

Am nächsten Morgen sind die vier wieder alle früh auf den Beinen. Jan hatte eine unruhige Nacht, was auch Leni nicht entgangen ist. Gleich am Frühstückstisch spricht sie ihn darauf an.

Leni: Hast nicht gut geschlafen, oder?
Jan: ( Kopfschütteln ) Nicht wirklich. Kaffee?
Leni: Gerne. Was plagt dich denn?
Jan: Unser Fall. Es geht um Jugendliche. Wir kommen einfach nicht weiter.
Leni: Was ist denn passiert?
Jan: Wir haben einen fünfzehn Jährigen tot aufgefunden. Im Haus der Eltern. Wir haben einen Jungen in seinem Alter festgenommen, seinen Freund. Aber der scheidet mehr und mehr aus. Die Eltern haben sich verdächtig verhalten. Vielleicht wars ja auch der eigene Bruder oder, - Ach ich weiß auch nicht. Ich weiß gar nichts mehr.
Leni: ( Sie zieht ihn an sich ) Mh, da weiß ich was gegen. ( Sie knöpft ihm sein Hemd auf, aber Jan stoppt sie )

Jan: Tut mir leid Schatz, aber ich bin grad nicht wirklich in Stimmung.
Leni: Versteh schon. Ich muss dann auch los. Wünsch euch viel Erfolg. Wann bist du denn gestern nach Hause gekommen? Hab das gar nicht mehr mitbekommen.
Jan: Spät, sehr spät. Hoffentlich schaffe ich es heute etwas eher. ( Leni verlässt die Küche ) Hey warte doch mal.
Leni: ( Sie kommt zurück ) Ja?
Jan: ( Nimmt sie in den Arm ) Ich lieb dich. Das holen wir nach, versprochen! ( Er gibt ihr einen langen Kuss, dann muss auch er los )

Hajo: Morgen Jan.
Jan: Morgen. Habt ihr schon was Neues?
Hajo: Allerdings. ( Er grinst und überreicht ihm eine Mappe )
Jan: Was ist das?
Hajo: Das ist der Untersuchungsbericht von der KTU. Herzlichen Glückwunsch!

Jan versteht noch immer nicht. Er nimmt die Mappe und liest sich skeptisch den Bericht durch.
Jan: Was?? Das, das Filmmesser ist die Tatwaffe?
Hajo: Genau. Du hattest den richtigen Riecher. LOB.
Jan: Moment, Moment, Hajo. Hier steht, das das Blut des Opfer dran ist und die Länge hinkommt, mehr nicht.
Hajo: ( Kopfschütteln ) Dann lies mal ein paar Zeilen weiter.
Jan: ( Liest leise vor sich hin ) .... nach gründlicher Untersuchung der Klinge des Messers (...) ist mit Sicherheit bestätigt, dass dieses Messer als Tatwerkzeug im Mordfall „Bartsch“ in Frage kommt. Verwechslungen sind ausgeschlossen!... Aber das macht doch keinen Sinn.
Hajo: Wieso nicht? Wir haben die Tatwaffe.
Jan: Schon. Aber dieses Messer ist ein Theatermesser. Wenn ich dir damit jetzt in den Bauch picksen würde ( Er unternimmt einen Versuch seinen Chef zu „picksen“)
Hajo: Untersteh dich!
Jan: (Grinst) Also dann jedenfalls schnappt die Klinge zurück und das vermeintliche Opfer bleibt unbeschadet.
Hajo: Aber wie soll Linus Bartsch damit ermordet worden sein?
Jan: Das frage ich mich auch.
Hajo: Jedenfalls war unter den anderen Messern das, was die anderen Stiche verursacht hat.
Jan: Und wo hat man das gefunden?
Hajo: In der Küche.
Jan: Warte mal, ich hab da so ne Idee. ( Er greift nach seiner Jacke und stürmt los )
Hajo: Jan! Was hast du vor?

Doch Jan hört nicht mehr. Seinem Chef bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Ungeduldig wartet Jan bereits im Wagen, der Motor laufend.
Während der Fahrt versucht Hajo mehrmals seinen Kollegen auszuquetschen. Doch Jan meint ständig „Du wirst schon sehen, du wirst schon sehen.“

Nach rasanter Fahrt stoppt er schließlich vor dem Haus der Familie Bartsch. Er springt aus dem Wagen und Hajo folgt ihm. Jan klingelt.

Mia: Ach, Sie Herr Maybach?
Jan: Ja. Guten Tag. ( Er deutet jetzt auf die Kamera, die ihm bereits beim ersten Antreffen aufgefallen ist ) Sagen Sie, dürfte ich mir das Band mitnehmen?
Mia: Bitte? Was wollen Sie denn damit?
Jan: Die Kamera funktioniert doch, oder?
Mia: Sicher.
Jan: Es könnte unsere Ermittlungen gehörig vorantreiben.
Mia: Ja dann, warten Sie. ( Kurz darauf kommt sie mit einer DVD wieder ) Hier.
Jan: Vielen Dank. Schönen Tag noch.
Mia: Gleichfalls. ( Sie ist noch sichtlich verwirrt )

Im Wagen, Hajo ist immer noch nicht viel schlauer als vorher, sieht er seinen Kollegen verwundert an.
Hajo: Jan. Wenn es eine Aufnahme aus der Küche, dem Tatort, wäre, könnte ich dein Handeln nachvollziehen. Aber so? Vom Eingang?
Jan: Aber ja doch. Falls Noah wirklich der Mörder sein sollte, muss er ja an dem Tag das Haus betreten haben.
Hajo: Und wenn nicht?
Jan: Dann war es jemand aus der Familie.
Hajo: Noah könnte zum Beispiel durch die Terrassentür gekommen sein? Das wäre auf dem Video nicht zu sehen.
Jan: Natürlich habe ich auch das geprüft. Und zwar schon vorher. Das Schloss der Terrasse war nicht geschrottet.
Hajo: Was wenn die Tür offen war?
Jan: Kann sie nicht gewesen sein. Sie ist von Außen nicht verschließbar. Und in der Wohnung war niemand, bis auf Connor. (Schweigen)
Hajo: Du willst damit sagen, dass nur Connor der Mörder sein kann, wenn jetzt auf dem Band kein anderer zu sehen ist?
Jan: Genau. Das Alibi der Eltern haben wir überprüft. Es ist Wasserdicht. Die sind raus. Und sie werden ja wohl kaum ihren eigenen Sohn beauftragen, den anderen zu ermorden.
Hajo: Connor muss es dann aus freien Stücken getan haben?
Jan: Genau.

Zurück im Büro, Ina und Vince haben sich bereits gewundert wo ihre Kollegen sind, schauen sie sich alle das Überwachungsmaterial an.

Eine ganze Weile später, bis auf einen Briefboten und dem Eismann ist niemand zu sehen, wird es spannend. Denn nun rückt der Zeitpunkt von Linus Tod immer näher. Auf der DVD ist deutlich zu erkennen, wie Linus Heim kommt. Nach ihm betritt niemand mehr die Wohnung.

Jan: Damit steht es fest. Connor muss der Mörder sein.
Hajo: Na dann mal los. Ina, Jan, dass macht ihr.
Jan: OK. ( Sie gehen los )

Schließlich kommen sie an Connors Krankenzimmer an. Jan klopft, doch drinnen bleibt es ruhig. Mit einem Ruck öffnet er die Tür. Eine entsetzliche Szene bietet sich den Beiden. Connor liegt, schwer blutend, auf seinem Bett. Sein rechter Arm hängt herab, das Blut läuft. Er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten und ist bereits bewusstlos.

Jan: Ach du Scheiße! Ina, hol Hilfe, schnell!!

Ina rennt sofort los. Jan nimmt Connors Arm. Er reißt sich seinen Gürtel vom Leib und drückt somit die Wunder ab. Dann tätschelt er Connor an seiner Wange. Jan wiederholt Connors Namen ständig, doch Connor wird nicht wach.
Nach wenigen Sekunden treffen der Arzt und zwei Arzthelfer ein. Connor wird sofort auf die Notstation verlegt. Dort kämpfen die Ärzte um sein Leben. Jan und Ina warten, voll Ungeduld, im Flur. Hajo und Vince wurden bereits verständigt. Sie treffen kurz darauf ein.

Hajo: Jan, Ina! Was um Himmels Willen ist geschehen?
Jan: Hajo.
Hajo: Was ist passiert?
Jan: Wir konnten nichts mehr für ihn tun, Hajo. Es liegt jetzt an den Ärzten ob er durchkommt.
Hajo: Jan! ( Er legt ihm eine Hand auf seine Schulter ) Beruhige dich. Ihr konntet doch nicht ahnen das er versuchen würde, sich umzubringen.
Jan: Aber wir hätten vielleicht eher kommen können, wenn wir schneller ermittelt hätten.
Hajo: Euch trifft keine Schuld. ( In dem Augenblick kommt der Arzt )

Jan springt sofort auf und läuft auf ihn zu.
Jan: Doktor! Wie geht es dem Jungen?
Arzt: Sein Kreislauf ist soweit stabil. Ich denke er wird es schaffen. Aber über den Berg ist er noch nicht. Sie sind im letzten Moment gekommen. Sonst hätte ich für nichts mehr garantieren können.
Jan: Danke.
Arzt: Schon gut.
Ina: Können wir zu ihm? Ist er ansprechbar?
Arzt: Ja. Aber er braucht noch viel Ruhe. Besuchen Sie ihn besser Morgen. ( Mit diesen Worten verschwindet der Arzt wieder )

Am nächsten Tag, alle vier haben eine unruhige Nacht hinter sich, stehen sie vor Connors Tür. Der Arzt kommt heraus und gibt sein „OK“. Jan und Hajo gehen zu ihm.

Jan: Hallo. Wie geht es dir?
Connor: ( Schulter zucken ) Passt. Sie haben mich in letzter Sekunde gerettet. Warum haben Sie das gemacht?
Jan: Ich,- es ist mein Job, Menschen zu retten.
Connor: Aha.
Jan: Hör mir mal zu! ( Er wird nun lauter ) Das war eine Scheißidee von dir, dich umzubringen. Mensch Junge, du bist gerade mal fünfzehn! Hast dein ganzes Leben noch vor dir.
Hajo: Jan.
Jan: ( Doch der hört gar nicht auf seinen Chef ) Warum hast du das getan? War das ein Schuldeingeständnis?
Connor: (Schweigen)
Jan: Du warst es oder? ( Pause) Gibs doch zu, Connor. Da kommst du nicht mehr raus.
Connor: ( Ihm laufen Tränen übers Gesicht ) Ich, ich wollte das nicht. Bestimmt nicht. Ich, ich,-
Jan: Connor! Was ist passiert?
Connor: Ich, ich. Es war keine Absicht. Er war doch mein Bruder.
Hajo: Du gibst also zu, deinen Bruder ermordet zu haben? ( Er schüttelt verständnislos den Kopf, kann es nicht fassen )
Conno: Ja. Aber, das wollte ich nicht.
Jan: Was ist passiert? Hat er dich wütend gemacht?
Connor: ( Nickt fast unmerklich ) Als er Abends nach Hause kam, hat er angegeben. Mit seinem vielen Geld. Ich wusste ja, dass er diese Karolin erpresst hatte. Aber, aber er hatte mir versprochen aufzuhören.
Jan: Aber das hat er nicht gemacht?!
Connor: ( Kopf schütteln ) Nein. Er hat immer weiter gemacht, immer mehr. Wollte noch mehr Geld haben. Dabei, dabei brauchte er das gar nicht!

Jan: Wie kam er zu Tode?
Connor: Als er mir das Geld zeigte, bin ich wütend geworden. Er wollte das. Er hat das mit Absicht gemacht. Linus wollte immer schon Macht über mich ausüben. Als er mir sagte, dass er das Mädchen heute wieder abgezockt hat, bin ich fast explodiert. Er erzählte mir, dass er sie mit einem Messer bedroht hatte. Ob es stimmt wusste ich nicht. Aber ich war so unglaublich sauer deswegen, dass ich ihm das abgenommen habe. Er ist in die Küche, wollte was trinken. In der Zeit bin ich nach Oben, in sein Zimmer. Ich wusste das sein Theatermesser da lag. Ich wollte ihn nicht verletzen. Wollte ihn nur, nur verängstigen.
Hajo: Du wolltest ihm zeigen wie es ist, wenn man richtig Angst hat!
Connor: Ja. Ich bin dann auf ihn los. Er hat nur gelacht. Er sagte, dass ich Schisser nicht mal mit einem Filmmesser zustechen würde. Ich bin so wütend geworden, dass ich es getan habe. Ich habe ihn abgestochen. Eigentlich hätte nichts passieren dürfen. Ich hab die Klinge mit voller Wucht in ihn gehauen. Er hätte davon höchstens einen Kratzer abbekommen. Aber in dem Moment da, da. ( Er bricht ab )

Jan: Was war dann, Connor?
Connor: Die Klinge hat geklemmt. Keine Ahnung warum. Vielleicht vom letzten Filmblut verklebt. Plötzlich lag er da, auf dem Boden. Und das viele Blut strömte aus ihm. Ich hab so eine Panik bekommen. Und Angst. Da ist mir sein komisches Drehbuch in den Sinn gekommen.
Jan: Du wusstest davon?
Connor: Hab es mal zufällig bei ihm gefunden. Das Theatermesser konnte ich vergessen. Die Klinge funktionierte wieder. Da hab ich mir eines von den Küchenmessern genommen und ihn, wie in einer seiner Szenen, zurechtgestochen. Ich dachte der Verdacht fiele damit auf Noah, wenn ich den Unschuldigen spielen würde.
Jan: Das ist dir gelungen. ( Er ist noch ganz geschock über Connors Gefühlslosigkeit )
Hajo: Meine Güte. So kaltblütig hätte ich dich nicht eingeschätzt!
Connor: Bitte glauben Sie mir, ich habe das nicht gewollt. Habe ihm doch nur Angst machen wollen.

Jan und Hajo verschwinden kurz darauf. Eigentlich hatten sie damit gerechnet. Doch besonders Jan ist von Connors Aussage sehr getroffen. Kann er es doch nicht glauben das Kinder sich gegenseitig umbringen. Unfall hin oder her. Hajo, der Jans Betroffenheit nur all zu deutlich spürt, übernimmt es, seine Kollegen aufzuklären. Ina und Vince sind beide geschockt.

Jan: Was passiert jetzt mit Connor?
Hajo: Das muss der Haftrichter entscheiden. Vielleicht kommt er in den Jugendknast, vielleicht bleibt er frei. Die weiteren Messerstiche könnten eine Art Panikhandlung gewesen sein. Psychisch Betreut werden muss er so oder so.
Jan: Ja, das sehe ich genauso. Können wir, können wir dann Feierabend machen?
Hajo: Sicher. Fall gelöst würde ich sagen. Der Arzt meinte auch, dass er sehr wahrscheinlich durchkommen wird.
Jan: Danke. ( Jan fährt nach Hause )
Ina: ( Schaut ihm hinterher ) Oh man, den armen Jan reißt das wieder runter.
Hajo: Du sagst es. Er ist doch sehr sensibel. Gerade wenn es um Kinder geht.
Ina: Ja. Ich hoffe er überwindet das.

Jan kommt zu Hause an. Leni ist zu seiner Überraschung schon da.
Leni: Hey Schatz! Wie war dein Tag?
Jan: Hallo. ( Er gibt ihr einen Kuss ) Ging so. Wir haben den Fall geklärt.
Leni: Und? Wer war der Mörder?
Jan: Der eigene Bruder.

Leni spürt, wie sehr in das beschäftigt.
Leni: Was in einem Menschen vorgeht kann man nicht sehen, Jan. Auch du nicht.
Jan: Der Bruder hat gestern versucht sich umzubringen.
Leni: Oh Gott. Und?
Jan: Ina und ich kamen im letzten Augenblick.
Leni: Dann konntet ihr ihn retten?
Jan: Ja, ein Glück.
Leni: Jan. ( Sie kommt jetzt auf ihn zu, schaut ihm ins Gesicht ) Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen? Du brauchst das.
Jan: Ja ich weiß es, es tut mir leid. Aber gestern war ziemlich viel los. Was gibt es denn zum Essen?
Leni: Lenk jetzt nicht ab. Ich liebe dich und ich möchte dir helfen. Also rede schon, befreie dich doch einfach mal. Du wirst sehen, es wird dir gut tun.
Jan: Meinst du?
Leni: Ja. Komm schon, mir zur Liebe.

Jan: Ich liebe dich auch, Leni. Und du bist die beste Frau die ich mir wünschen kann. ( Er küsst sie )

Anschließend setzten Beide sich auf die Couch und Jan berichtet. Danach fühlt er sich wesentlich freier als zuvor.
ENDE

Hallo Moritz,
das war wieder eine sehr gelungene Geschichte von dir und ich hoffe nur du hast noch mehr davon auf "Lager". Also bis dahin liebe Grüße Kathy

Hallo Moritz1,
aus deiner Messerattacke wurde ja ein richtiger "Brudermord". Glückwunsch zu der Geschichte. Du solltest nicht immer so bescheiden meinen keine langen Geschichten schreiben zu können.
1. War diese Story schon schön lang
2. Bemerkenwert, wen du als Mörder "hindrehst".
Mehr davon LG Walli

Hallo Kathy und Walli,
schön das euch die Geschichte gefallen hat. Vielen Dank für euer Lob.
Hat mich sehr gefreut !!!
Werde auch bald wieder eine Geschichte reinstellen, aber die ist noch nicht ganz fertig. Also bitte noch etwas Geduld. :-)
LG
Moritz