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Alte Freundschaften

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Alte Freundschaften - Seite 3 Empty Re: Alte Freundschaften

Beitrag  cat Fr 12 Jul 2013, 08:14


Zur gleichen Zeit ist es Pierre, der Punkt 10 die Klinik betritt. Er geht nach oben zu Jan.
Eigentlich erwartet er, dass Binz schon vor ihm da ist. Aber er kann ihn nicht sehen.
Etwas abseits steht Anna und schaut aus dem großen Fenster im Aufenthaltsraum. Sie sieht gerade noch, wie Pierre in Jans Zimmer verschwindet

Pierre: Morgen Jan.
Jan: Hey, was machst du denn hier?
Pierre: Sehen, wie’s dir geht? (sie müssen grinsen)
Jan: Aha.
Pierre: Nee, eigentlich bin ich mit Alexander hier verabredet.
Jan: Hier?
Pierre: Ja, es .... es geht um das Mädchen im Rollstuhl.
Jan: Anna. (er nickt) Was ist mit Anna?
Pierre: Du hättest Alex hören sollen. Seit er dieses Mädchen kennt, spricht er von nichts anderem.
Jan: Das die beiden sich mögen, ist mir auch nicht entgangen.
Pierre: Ich hab mich ein bisschen schlau gemacht, was die Kleine angeht. Sie lebt in einem Heim. Hat niemanden mehr.
Jan: Ihr wollt doch nicht etwa...
Pierre: Nein, so weit sind wir noch nicht. Aber ich möchte das Mädchen natürlich auch erst einmal kennen lernen.
Jan: Verstehe.

Die Tür geht auf und Anna rollt hinein. Sie sieht Pierre.

Anna: Stör ich?
Jan: Nee, komm rein. Morgen.
Anna: Morgen. (sie lässt Pierre nicht aus den Augen)
Pierre: Hallo.
Jan: Das ist Pierre, ein Freund.
Anna: Pierre? Der Pierre?
Pierre: (schaut erst Jan an, dann wieder Anna, lächelt) Welchen Pierre meinst du?
Anna: Na der... der Lebensgefährte von Alexander.
Pierre: Ja, der bin ich.

Sie lassen sich jetzt nicht aus den Augen. Er geht um das Bett herum, auf sie zu. Streckt ihr die Hand zum Gruß.

Pierre: Alexander hat schon eine Menge von dir erzählt und eigentlich wollte er um 10 hier sein, damit ich dich kennen lernen kann.
Anna: Er ist aber nicht hier.
Pierre: Stimmt. Und das gefällt mir nicht. Pünktlichkeit ist bei ihm das oberste Gebot.
Jan: Er wird sicher bald hier sein.
Pierre: Er hatte um 8 einen Termin bei diesem Schwarz.
Jan: Raffael Schwarz? (Pierre schaut ihn an, nickt) Scheiße.
Pierre: Was ist?
Jan: Das klingt nicht gut.
Pierre: Was meinst du?
Jan: Pierre, ruf ihn an. Bitte.
Pierre: Hab ich schon. Er hat sein Handy ausgeschaltet.
Jan: Das gefällt mir gar nicht.
Anna: Ist Alexander in Gefahr?
Jan: (hört die Angst in ihrer Stimme) Nein. Nein natürlich nicht.

Die Tür geht auf und eine Schwester kommt herein.

Schwester: Es tut mir Leid, aber sie müssen ihren Besuch bei Herrn Maybach unterbrechen.

Sie geht an sein Bett und löst die Bremsen.

Jan: Wo bringen sie mich hin?
Schwester: In die Neurologie. Sie werden dort gründlich untersucht. Hat ihnen der Doktor nichts gesagt?
Jan: Nein.
Schwester: Dr. Westphal möchte sie kennen lernen.
Pierre: OK, dann....(er schaut zu Anna) darf ich die junge Dame zu einer heißen Schokolade einladen?
Anna. (lächelt ein wenig) Gerne.
Pierre: Gut. Dann verziehen wir uns in die Cafeteria und kommen später wieder.
Jan: Einverstanden.

Jan wird aus dem Zimmer gefahren, Pierre und Anna machen sich auf den Weg in die Cafeteria. Dort bestellen sie sich etwas zu trinken.

Pierre: Wie geht es dir?
Anna: Ganz gut.
Pierre: Weißt du, wie lange du noch hier bleiben musst?
Anna: Ein paar Tage wohl noch. Hab’s nicht eilig.
Pierre: Magst du das Heim nicht?
Anna: Nein.
Pierre: Hast du deshalb die Tabletten geschluckt?

Jetzt ist es Anna, die ihn wie erstarrt anschaut.

Pierre: Ja, ich.... ich hab mit deiner Heimleiterin gesprochen.
Anna: Warum?!
Pierre: Na ja, ich.... ich wollte halt wissen....
Anna: Das ist wirklich das Letzte.

Sie stößt mit ihrem Rollstuhl kurz gegen den Tisch und rollt dann in Richtung Fahrstuhl. Binz steht allerdings plötzlich vor ihr. Sie stoppt.

Binz: Was ist los?
Anna: Lass mich vorbei!
Binz: Anna?
Anna: Bitte.

Er geht zur Seite und sie fährt auf schnellstem Wege in Richtung Fahrstuhl. Binz schaut ihr nach, dann geht er auf den Tisch zu und setzt sich zu Pierre.

Binz: Was war denn?
Pierre: Ich weiß nicht. Ich... ich hab sie gefragt, ob sie die Tabletten geschluckt hat, weil sie im Heim unglücklich ist.
Binz: Du hast was?
Pierre: Ja. Was... was ist denn an dieser Frage so schlimm?
Binz: Pierre, ich sehe schon. Du musst noch eine Menge lernen, was Kinder angeht.
Pierre: Ach ja? Und warum?
Binz: Sie muss doch jetzt denken, dass du dich über sie erkundigt hast.
Pierre: Hab ich doch auch.
Binz: Pierre, sie wollte nicht darüber reden und dafür gab und gibt es sicher einen Grund. Es ist ihr kleines Geheimnis. Und dann kommst du und.....
Pierre: Entschuldige. Aber das ist auch nur passiert, weil du nicht pünktlich hier warst.
Binz: Es ging nicht früher.
Pierre: Und warum hast du nicht angerufen?
Binz: Pierre, Schwarz ist tot. Er wurde heute morgen tot in seiner Wohnung aufgefunden und alles deutet auf einen Selbstmord hin.
Pierre: Scheiße. Und jetzt?
Binz: Nichts jetzt. Ich glaube nicht an Selbstmord.
Pierre: Du meinst, man hat ihn zum Schweigen gebracht, bevor er mit dir reden konnte?
Binz: Ja klar. Das liegt doch auf der Hand.
Pierre: Dann hoffe ich für euch, dass ihr das auch beweisen könnt.
Binz: Ja.
Pierre: Und was machen wir jetzt mit Anna?
Binz: Ich werde mit ihr reden.
Pierre: Würdest du ihr sagen, dass es mir Leid tut?
Binz: Mach ich.

Sie lächeln sich an und dann gehen sie getrennte Wege. Pierre nach Hause und Binz nach oben.

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Beitrag  cat Fr 12 Jul 2013, 08:19


Jan ist immer noch bei der Untersuchung. Er geht auf die Kinderstation und sucht nach Annas Zimmer. Er fragt eine Schwester und sie zeigt ihm die Tür.

Binz: Danke.
Schwester: Bitte.

Er geht auf die Tür zu und klopft kurz an. Dann öffnet er sie, geht hinein.
Ein Mädchen kommt ihm auf Krücken entgegen, verlässt das Zimmer. Anna liegt auf ihrem Bett, mit dem Rücken zu ihm. Er geht langsam auf das Bett zu.

Binz: Darf ich?
Anna: (schweigt erst) Nein.
Binz: Anna, ich...ich würde dir gerne etwas erklären.
Anna. (dreht sich jetzt um, schaut ihn an, sie hat geweint) Was gibt’s denn da zu erklären
Binz: Was ist..... gehen wir ein bisschen in den Garten?
Anna: Weiß nicht.
Binz: Komm.

Sie schauen sich an, dann setzt sich Anna auf und Binz hilft ihr in den Rollstuhl.
Sie gehen zur Tür, als eine Schwester auf sie zu kommt.

Schwester: Anna, wo willst du hin?
Binz: Wir gehen ein bisschen in den Garten.
Schwester: Es tut mir Leid, aber wir haben Anweisung, dass Anna das Zimmer nicht verlassen darf.
Anna: Wie bitte? Ich kann immer noch selbst entscheiden, mit wem und wohin ich gehe. Oder ist das hier ein Gefängnis?
Schwester: Anna, deine Heimleiterin ....
Anna: Kann mich mal.

Sie rollt jetzt wütend an ihr vorbei zum Fahrstuhl

Binz: Lassen sie bitte ihren Freiraum. Sie kommt früh genug wieder ins Heim.
Schwester: Ich tu nur meine Pflicht.
Binz: Das weiß ich. Aber... drücken sie dieses Mal ein Auge zu, ja?
Schwester: (lächelt zurück) Also gut. Aber nicht so lange.
Binz: Danke.

Er geht zum Fahrstuhl und fährt mit Anna nach unten in den Garten. Dort setzt er sich auf eine Parkbank und Anna bleibt vor ihm stehen.

Binz: Alles klar? (schweigen) Du bist sauer auf Pierre, oder?
Anna: Er hat mich ausspioniert.
Binz: Also so krass würde ich das jetzt nicht sagen. OK, er ... er hat sich über dich erkundigt. Aber nur, weil er wissen wollte, wer du bist.
Anna: Er hätte mich auch einfach fragen können?
Binz: Da geb ich dir absolut Recht. Nur.... wir......wir Erwachsene können fürchterlich neugierig sein und ungeduldig. Ich hab ihm
Gesagt, dass du nicht auf meine Fragen geantwortet hast.
Anna: Weil ich nicht wollte.
Binz: Ja und ich hab das akzeptiert.

Sie schauen sich an, schweigen kurz.

Binz: Anna, Pierre hat es nicht böse gemeint. Und...und ich glaube, es tut ihm jetzt unendlich Leid, dir weh getan zu haben.
Anna: Meinst du?
Binz: Absolut. Ich kenne ihn. Vielleicht.....könntest du ihm noch mal verzeihen?
Anna: Weiß nicht. Er.... er ist hinter mein Geheimnis gekommen.
Binz: Die Sache mit den Tabletten? (sie nickt) Möchtest du mit mir darüber reden?
Anna: Nein.
Binz: OK.
Anna: (lässt ihn nicht aus den Augen) Du würdest schon wissen, warum ich das getan habe, oder?
Binz: Na ja, ich... ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht so wäre. Aber du entscheidest wann, was und vor allem wem du es erzählst.
Anna: Danke.

Sie unterhalten sich noch einge ganze Weile und Binz versucht sie wieder auf andere Gedanken zu bringen.
Irgendwann gehen sie wieder nach oben. Anna in ihr Zimmer und Binz schaut nach, ob Jan inzwischen von der Untersuchung zurück ist.

Als er auf das Zimmer zugeht, kommt er gerade wieder. Eine Schwester fährt das Bett in sein Zimmer.

Binz: So schön möchte ich es auch mal haben.
Jan: Wir können gerne tauschen, mein Freund.
Binz: (lächelt) Ich überlegs mir. (sie lächeln)

Die Schwester stellt das Bett wieder an die Wand und verschwindet. Binz stellt sich neben Jan.

Binz: Ist alles OK bei dir?
Jan: Nee.
Binz: Was ist?
Jan: Du warst bei Schwarz?
Binz: (merkt, dass er nicht darüber reden möchte) Woher weißt du?
Jan: Pierre hat es erzählt. War ein bisschen in Sorge, weil du den Termin hier nicht pünktlich eingehalten hast.
Binz: Jan....... Jan, Schwarz ist tot.
Jan: Wie bitte? Ich hatte doch gesagt, dass ihr ihn beschatten sollt.
Binz: Das haben die Kollegen auch getan. Aber wenn die Zielperson sich selbst richtet, bringt die beste Überwachung nichts.
Jan: Selbstmord, ja?

Binz hört an Jans Stimme, dass er genauso wenig daran glaubt wie er.

Binz: Ich weiß, wie das klingt.
Jan: Ein Witz ist das.
Binz: Wir haben einen Abschiedsbrief gefunden.
Jan: Klar. Den er vermutlich auch selbst geschrieben hat.
Binz: Jan, reg dich jetzt nicht auf, OK?
Jan: Das hätte einfach nicht passieren dürfen.

Es herrscht eine Weile Schweigen.

Binz: Ehrlich gesagt, siehst du nicht wirklich glücklich aus.
Jan: Hör zu, nimm es bitte nicht persönlich, aber.... ich wäre jetzt gerne alleine.

Binz merkt, dass ihn etwas beschäftigt. Und das hat nichts mit Schwarz Tod zu tun.

Binz: Klar. Wir sehen uns.

Er verabschiedet sich und verlässt das Zimmer. Jan schließt die Augen. Sein Besuch beim Neurologen macht ihn nachdenklich.

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Beitrag  cat Mo 15 Jul 2013, 10:56

Am Nachmittag ist es Leni, die einen immer noch bedrückten Jan vorfindet.

Leni: Hey, was ist denn?
Jan: Ich hatte heute das Vergnügen Dr. Westphal kennen zu lernen.
Leni: Wer ist das?
Jan: Ein Neurologe.
Leni: Und was möchte er von dir?
Jan: Er hat mich auf den Kopf gestellt. Wegen der .....der Lähmung.
Leni: Und?
Jan: Nichts und. Er hat nichts gefunden.
Leni: Und was heißt das?
Jan: Das heißt, dass er nichts tun kann. Dass ich abwarten muss. Und dass ich unter Umständen sehr viel Geduld aufbringen muss.

Sie hört seine Enttäuschung.

Leni: Jan, es muss nicht so bleiben. Du hast den Doktor gehört. Es ist alles doch noch viel zu frisch.
Jan: Leni, ich muss mich mit der Tatsache, nie mehr laufen zu können, abfinden.
Leni: Nein, das musst du nicht.

Sie ist jetzt ein bisschen forsch.

Leni: Sicher, du kannst den Kopf in den Sand stecken und sagen, gut, das war’s. Du kannst aber auch dagegen angehen.
Jan: Und wie?
Leni: Reha. Übungen...es gibt so viel, was du tun kannst. Du musst es allerdings auch wollen.
Jan: Ach Leni, mach dir doch nichts vor. Ich bleib ein Krüppel.
Leni: Also ich hab keine Lust, mir das weiter anzuhören. Und ich denke, ich werde heute auch nicht mehr kommen.
Jan: Und Charlotte?
Leni: Was soll sie hier? Du hast eine Laune, die ist zum Davonlaufen. Und dein Pessimismus ist kaum zu ertragen.
Jan: Leni, bitte. Ich.. ich will Lotte sehen.
Leni: Dann musst du mir aber auch versprechen, dass du nicht mehr so negativ in die Welt blickst.

Sie schauen sich jetzt an. Leni merkt, wie schwer es Jan fällt, darauf eine Antwort zu geben.

Leni: Und? Ich höre?
Jan: Also gut. Ich ... ich werde ab sofort nur noch das Gute an meiner Lage sehen.
Leni: Wie das jetzt klingt.
Jan: Was willst du denn hören?
Leni: Vergiss es. Ich... komm später wieder..... mit Charlotte.

Sie gibt ihm einen Kuss und verschwindet.

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Beitrag  cat Mo 15 Jul 2013, 10:59



Im Büro sind mittlerweile die Untersuchungen fast abgeschlossen. Binz kommt zu Hajo ins Büro. Dort sind auch Ina und Tom.

Binz: Und? Gibt es schon etwas Neues?
Hajo: Allerdings.
Ina: Der Abschiedsbrief hier (sie hebt ihn in die Höhe) ist echt. Wir haben die Handschrift mit einigen seiner Berichte verglichen.
Binz: Kein Zweifel?
Tom: Nein.
Binz: Klar, man hat ihn gezwungen, es zu schreiben.
Hajo: Dr. Binz, ich weiß, wie das ganze rüberkommt.
Binz: Sie haben doch mit ihm gesprochen. Sie haben ihn davon überzeugt, zu Maybach in die Klinik zu gehen, um ihm zu sagen, dass er sich stellen wird.
Hajo: Das hatte er auch vor. Aber offensichtlich hat er es sich doch anders überlegt. Hatte Angst vor dem, was ihn erwartete.
Binz: Ach hören sie doch auf. Sie wissen genauso gut wie ich, welches Geflecht sich hinter dieser ganzen Geschichte verbirgt. Ich hab meinen Job verloren, weil ich nicht so funktioniert habe, wie sich die Herren da oben es sich vorstellten. Und Maybach hätte es fast das Leben gekostet. Von den beiden Obdachlosen möchte ich gar nicht erst reden. Und jetzt noch Schwarz.
Hajo: Es steht ihnen natürlich frei, in dieser Sache Ermittlungen anzuordnen.
Binz: Ich kann nichts mehr anordnen, schon vergessen?

Jetzt herrscht eine Weile Schweigen.

Tom: Und jetzt?
Hajo: Nichts Tom. Wir werden diese ganze Sache vergessen. Schwarz hat Selbstmord begangen und niemand wird mehr Fragen stellen.
Ina: Und Jan?
Hajo: Der wird sich wieder erholen und es wird Gras über die Sache wachsen.

Binz schaut Hajo an. Dann nacheinander Ina und Tom. Er geht langsam rückwärts zur Tür.
Dreht sich dann um und verschwindet. Er sagt keinen Ton mehr.

Ina: Und Binz bleibt am Ende der große Verlierer.
Tom: Tja, hat er auch nicht anders verdient. Er war schließlich der Auslöser dieser ganzen Inszenierung. Wenn er sich mit seinem Exliebhaber nicht getroffen hätte, wäre nichts geschehen.
Hajo: Du machst es dir ein bisschen zu einfach Tom. Wenn sich bei dir eine alte Freundin melden würde, um sich mit dir zu treffen. Dann würdest du doch auch nicht nein sagen, oder?

Tom schaut Hajo an. Natürlich hat sein Chef Recht. Er würde genauso handeln, wie Binz es getan hat.
Es wird wieder geschwiegen.

Hajo: Ich werde in die Klinik fahren. Nach Jan sehen.
Ina: Sagst du ihm schöne Grüße?
Hajo: Mach ich.

Er geht aus seinem Büro und fährt auf direktem Wege in die Klinik.
Tom und Ina gehen zurück in ihr Büro.

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Beitrag  cat Mo 15 Jul 2013, 11:01



Am Nachmittag ist Leni wieder in der Klinik. Sie hat Lotte dabei. Die freut sich natürlich, ihren Papa besuchen zu dürfen. Und auch Jan vergisst für eine Weile, dass er seine Beine nicht bewegen kann.
Sie werden kurz gestört, als eine Schwester hereinkommt und Leni bittet, kurz mitzukommen.
Sie gibt Jan einen Kuss und lässt Lotte bei Jan alleine.
Die Kleine sitzt bei ihm auf dem Bett und Jan schaut mit ihr ein Buch an.
Die Tür geht auf und Anna rollt herein.

Anna: Darf ich?
Jan: Klar, komm rein.
Anna: Hallo Charlotte.
Lotte: Hallo.
Anna: Ist deine Frau nicht hier?
Jan: Eine Schwester hat sich gebeten, mitzukommen.
Anna: Aha.

Jan liest weiter und auch Anna hört gespannt zu. Nach einer halben Stunde allerdings wird es Jan doch zu lange. Er schließt das Buch und schaut Anna an.

Jan: Sag mal, kann ich dich mit Lotte kurz alleine lassen? Ich.. ich möchte kurz nach jemandem sehen.
Anna: Klar. Soll ich die Schwester holen, damit sie dir hilft?
Jan: Ist nicht nötig. Meinst du, du kannst den Rollstuhl zu mir schieben?
Anna. Ich versuch’s.

Sie rollt sich zum Rollstuhl, der in der Ecke steht und dann schiebt sie ihn in Richtung Bett.
Jan setzt sich auf die Bettkante und stützt sich dann mit den Händen auf die Armlehnen. Es sieht zwar etwas behäbig aus, aber er schafft es.

Jan: Danke Anna.
Anna: Schon OK.
Jan: Ich.... ich bin gleich wieder hier.
Anna: Ist gut. Ich spiele solange mit Charlotte ein Spiel, ja?

Sie schaut Lotte an und die nickt ganz eifrig. Sie setzt sich mit Lotte an den Tisch und sie holt ein kleines Puzzlespiel aus Lenis Tasche, die sie auf dem Boden abgestellt hat.

Jan rollt auf den Fahrstuhl zu. Er möchte auf die Kinderstation, ahnt er, dass etwas mit Luke sein muss. Warum sonst sollte die Schwester sie geholt haben.

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Beitrag  cat Mo 15 Jul 2013, 11:11


Luke liegt in seinem Bett. Seine Eltern sind ganz dicht bei ihm.

Luke: (spricht sehr schwer aber noch verständlich) Papa, kannst du Jan noch etwas sagen?
Olaf: Klar und was?
Luke: Dass ich Marie von ihm grüßen werde, wenn ich sie treffe, ja?

Olaf Jansen bekommt Tränen in die Augen.

Luke: Du darfst nicht weinen, Papa. Wir werden uns alle wieder sehen, hm?
Olaf: Ja, ich weiß. Und....und ich werde Jan sagen, dass du Marie von ihm grüßt.
Luke: Danke.

Leni und Petra Jansen schauen sich an. Die beiden Frauen wissen nicht, worüber die beiden gerade reden.


Als Jan die Tür öffnet und ins Zimmer hereinrollt, hat er alle Augen auf sich gerichtet.
Er sieht Luke, der auch zu ihm schaut. Sie lächeln sich an und dann wird aus den Herztönen, die man laut und deutlich hören kann, ein langanhaltender ununterbrochener Ton.
Lukes kleines Herz hat aufgehört zu schlagen.
Es herrscht eiserne Stille. Niemand mag etwas sagen.
Petra Jansen ist die erste, die reagiert. Sie fängt an zu weinen und läuft aus dem Zimmer.
Olaf Jansen lässt seinen Sohn nicht aus den Augen. Er streicht seinem toten Jungen über das Gesicht.
Jan rollt langsam auf ihn zu, berührt ihn am Arm.

Jan: Lassen sie ihre Frau jetzt nicht alleine, ja?

Olaf schaut Jan an. Er erkennt, dass auch er feuchte Augen hat. Er nickt nur und verlässt das Zimmer, um seine Frau zu suchen.
Jan lässt den Jungen nicht aus den Augen. Leni kommt zu ihm, berührt seine Schulter.

Leni: Komm.

Sie gehen nach draußen. Die Schwester kommt ins Zimmer, um alles weitere zu veranslassen.

Auf dem Flur hält Leni Jans Rollstuhl fest, damit dieser nicht weiterfahren kann.

Leni: Warte.
Jan: Was ist?
Leni: Luke hat, bevor er starb, seinen Vater darum gebeten, dir etwas auszurichten.
Jan: Und was?
Leni: Er sagte, er würde Marie grüßen, wenn er sie trifft.

Jetzt wird Jan etwas nachdenklich und bewegt die Räder seines Rollstuhles. Er entfernt sich langsam von Leni.

Leni: Jan? Jan, bleib stehen.

Sie läuft ihm hinterher, überholt ihn und bleibt vor ihm stehen.

Leni: Sieh mich an. (er meidet ihren Blick) Du sollst mich ansehen. Was hat Luke damit gemeint? Wer ist Marie?
Jan: Wir haben Lotte schon viel zu lange alleine gelassen. Komm jetzt.

Er will wieder an ihr vorbei, aber sie lässt ihn nicht passieren.

Jan: Leni bitte.
Leni: Wer ist Marie?
Jan: Ich möchte jetzt nicht darüber reden.

Er wird jetzt laut. Sie lässt ihn daraufhin vorbei. Jan fährt in Richtung Fahrstuhl. Leni bleibt stehen und schaut ihm hinterher. Jan verschwindet im Fahrstuhl und die Tür schließt sich wieder. Leni denkt nicht daran, ihm jetzt zu folgen. Sie überlegt kurz und geht auf die Suche nach den Jansens.
Die findet sie in der Gartenanlage der Klinik.
Sie geht langsam auf sie zu.

Petra Jansen löst sich von ihrem Mann, wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Die beiden Frauen schauen sich an.
Leni streicht ihr leicht über den Oberarm.

Leni: Er hat es geschafft.
Petra: Ja. Ja, das hat er.

Sie fängt wieder an zu weinen.
Olaf Jansen nimmt seine Frau in den Arm.

Olaf: Lass uns nach Hause gehen, hm?
Petra: (schüttelt den Kopf) Nein...Nein ich .. ich will zu ihm.
Olaf: Petra, bitte.
Petra: (sie löst sich von ihm) Lass mich. Ich...ich muss zu ihm.

Sie geht in Richtung Klinikeingang.

Olaf: Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.
Leni: Sie müssen jetzt für sie da sein.
Olaf: Und was, wenn sie das nicht will?
Leni: Warum sollte sie das nicht wollen?
Olaf: Da fragen sie mal ihren Mann.

ER geht jetzt an ihr vorbei, um seiner Frau zu folgen.
Leni ist wieder etwas überrascht. Was meinte Herr Jansen damit?
Sie geht wenig später zu Jan zurück. Dort erkennt sie Anna, die mit Lotte ein Buch anschaut.
Jan liegt im Bett. Der Ausflug mit dem Rollstuhl hat ihm doch wieder einige Kraft gekostet. Dazu kommt noch Lukes Tod. Der ihm doch mehr an die Nieren geht, als er zugeben würde.
Leni merkt, dass es Jan nicht gut geht. Aber neugierig ist sie natürlich schon.
Sie schweigen eine Weile. Jan, weil er weiß, dass Leni wissen möchte, was Luke meinte. Und Leni, weil sie wartet, dass Jan anfängt, ihr zu sagen, was Sache ist.
Aber der denkt nicht daran.

Leni: Ich denke, ich werde jetzt mit Lotte nach Hause gehen.
Jan: Ja.
Leni: Du..... du bist OK?
Jan : Sicher.
Leni : Jan….
Jan : Leni, ich... ich möchte jetzt nicht darüber reden.
Leni: Hab ich schon verstanden. Aber das heißt nicht, dass ich die Sache vergesse.
Jan: Ja, das denke ich mir.
Leni: Jan!
Jan: Schon gut.

Leni kümmert sich um Lotte. Sie nimmt sie auf den Arm und setzt sie zu Jan auf das Bett.

Leni: Gib Papa noch einen Gute Nacht Kuss, hm?

Lotte umarmt ihn mit ihren kurzen Ärmchen und Jan drückt sie ganz fest an sich. Leni merkt, dass er das jetzt braucht. Er möchte seinen Liebling spüren und am liebsten nicht mehr hergeben.
Danach ist Leni an der Reihe. Sie gibt Jan ebenfalls einen Kuss und wenig später sind sie verschwunden. Anna ist noch bei ihm.
Sie merkt, dass Jan traurig ist.

Anna: Ich.... ich geh dann mal wieder.
Jan: Warte Anna. (sie schauen sich an) Ich….. Kannst du.... kannst du nicht noch ein bisschen bleiben?
Anna: Klar.

Sie rollt zu ihm ans Bett, lässt ihn nicht aus den Augen.

Anna: Warum bist du so traurig?
Jan: Ein Junge auf deiner Station ist vorhin gestorben.
Anna. Der kleine Luke?
Jan: Ja.
Anna. Er war sehr schwer krank. Die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen.
Jan: Ich weiß.
Anna. Aber er war immer gut drauf. Obwohl er wusste, dass er sterben muss.
Jan: Er war sehr tapfer. (sie schauen sich an)
Anna: Du denkst jetzt sicher, dass ich undankbar bin, oder?
Jan: Wie bitte? Warum sollte ich das denken?
Anna: Alexander hat dir doch sicher erzählt, warum ich hier bin.
Jan: Nein, Alexander hat mir nichts gesagt.
Anna: Wirklich nicht?
Jan: Nein. (sie lächelt ein wenig) Was ist?
Anna: Ich...ich bin hier weil...... weil ich eigentlich gesund bin und sterben wollte. Und der Junge hätte alles darum gegeben, wenn er hätte weiterleben können.
Jan: Ich verstehe nicht ganz.
Anna: Ich hab Tabletten geschluckt.

Jetzt ist es kurz still. Davon wusste Jan nichts.

Jan: Das.... das hab ich nicht gewusst.
Anna: Alexander ist schon klasse. Ich hätte schwören können, dass er es dir erzählt.
Jan: Hat er nicht. Und ... undankbar, Anna.... undankbar das bist du sicher nicht. Du hattest bestimmt deine Gründe, warum du es getan hast.
Anna: Ja, schon. Aber ich weiß auch, dass es ein Fehler war.
Jan: Also, das ist doch schon mal ein guter Anfang. Dann wirst du so etwas bestimmt nicht mehr tun, oder?

Anna zuckt nur mit den Schultern.

Jan: Du musst mir versprechen, dass du es nicht wieder tust. Du hast Freunde, mit denen du über deine Probleme reden kannst.
Anna: Dich?
Jan: Mich oder Alexander. ER mag dich. Er mag dich sogar sehr.
Anna: Ich mag ihn auch. Auch wenn.....
Jan: ....wenn was?
Anna: Na ja, Pierre. Alexanders Freund.
Jan: Was ist mit ihm?
Anna: Er .... er hat sich über mich erkundigt. Weiß alles.
Jan: Alles? (sie nickt) Also das glaube ich nicht, dass er alles weiß.
Anna: Er hat herausgefunden warum ich wirklich hier bin.
Jan: OK, das war vielleicht nicht ganz in Ordnung, aber......hast du dir schon mal überlegt, warum er wissen wollte, wer du bist?
Anna. Alexander hat schon mit mir darüber gesprochen und .....ja, ich denke, ich weiß, warum er es getan hat.
Jan: Du darfst ihm nicht böse sein. Ich verrate dir ein Geheimnis, aber das musst du für dich behalten,hm? (sie nickt) Weißt du, wenn eine Frau und ein Mann keine Kinder bekommen können, dann haben sie immer noch die Möglichkeit, ein Kind zu adoptieren. Wenn zwei Männer den gleichen Wunsch hegen, haben sie eigentlich so gut wie keine Chance.
Anna: Alexander und Pierre wollen ein Kind adoptieren?
Jan: Ja. Und....ich glaube, du spielst in diesem Punkt eine große Rolle.
Anna: Pierre hat sich deshalb über mich erkundigt?
Jan: Möglich.
Anna: Aber.... warum hat er das dann nicht gesagt?
Jan: Vermutlich weil er Angst davor hatte. Angst davor, wie du reagieren würdest. So eine Adoption ist etwas sehr Ernstes und muss gut überlegt sein.
Anna: Verstehe.
Jan: Aber....(er legt seinen Finger auf seine Lippen) das bleibt unter uns, hm?
Anna: Klar.

Anna bleibt noch eine ganze Weile bei Jan und sie reden über dies und das.
Bis sie merkt, dass Jan müde wird. Sie geht schließlich auf ihre Station.

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Alte Freundschaften - Seite 3 Empty Re: Alte Freundschaften

Beitrag  cat Mo 15 Jul 2013, 11:20


Zur gleichen Zeit klingelt es bei Binz an der Haustür. Pierre, der im Arbeitszimmer ist, öffnet die Tür.

Pierre: Sie wünschen?
Groß: Entschuldigen sie, mein Name ist Groß. Ich bin ....
Pierre: Ich weiß, wer sie sind. Was wollen sie?

Sein Tonfall ist sehr nüchtern und emotionslos.

Groß: Ich möchte mit Alexander sprechen.
Pierre: Ich wüsste nicht, was sie beide noch zu besprechen hätten. Dass sie sich überhaupt hier her wagen.
Groß: Bitte, es ist wirklich wichtig. (sie sehen sich an)
Pierre: (zögert eine Weile) Also gut.

Er lässt ihn hinein. Groß schaut sich ein wenig um.

Pierre: Die Treppe nach oben.

Sie gehen die Treppe nach oben. Binz steht im Wohnzimmer und telefoniert.

Binz: Hören sie, ich..... ich bin nur vorrübergehend ohne Arbeit. Ich... ich werde sicher bald wieder etwas finden und..... ------ Aber...... ------ Verstehe. ------ Ja, wir melden uns dann wieder. (er nimmt sein Handy und wirft es auf die Couch) So ein Mist.
Pierre: Was ist los?

Binz dreht sich um, sieht Pierre und Groß. Jetzt ist er doch etwas überrascht.
Pierre merkt das.

Pierre: Er wollte unbedingt mit dir reden. (Binz schweigt)
Groß: Es dauert nicht lange, Alexander.
Binz: Ich wüsste nicht, was wir uns noch zu sagen haben.
Groß: Sie vielleicht nicht, aber ich. Hören sie mir einfach zu, ja? (sie lassen sich nicht aus den Augen. Dann zuckt er kurz mit den Schultern, was so viel
Heißen soll, na gut, fangen sie an) Ich habe von Schwarz Selbstmord gehört.
Binz: Das wundert mich nicht. Allerdings..... als Selbstmord würde ich das ganze jetzt nicht betiteln.
Groß: Ja, ich denke mir, dass sie den Freitod eines Kollegen nicht als solchen akzeptieren. Aber ich habe die Akte gelesen. Und die sagt....
Binz: Kommen sie bitte auf den Punkt.
Groß: Alexander, es ist in dieser Sache um Klein eine Menge passiert. Eine Menge Fehler wurden gemacht. Auch von meiner Seite. Das räume ich
Gerne ein. Und..... ich bin hier, weil ich ihnen das hier geben möchte.

Er holt jetzt ein Stück Papier aus seiner Innentasche des Jacketts und möchte es ihm geben.
Binz zögert. Dann geht er langsam auf ihn zu und nimmt das Papier.
Pierre kommt zu ihm, möchte ebenfalls einen Blick darauf werfen.
Binz schaut kurz darauf, dann zu Groß.

Groß: Ich möchte mich auf diesem Wege für alles, was wir uns gegenseitig vorgeworfen haben entschuldigen.
Binz: Ach ja? Und damit (er hebt das Papier nach oben) glauben sie, ist die ganze Sache vom Tisch?
Groß: Wir sollten unter diese Geschichte einen Schlussstrich ziehen. Und unsere Lehren daraus ziehen. Und mit wir meine ich alle. Alle Beteiligten.
Binz: Schwarz wurde eliminiert, damit er nicht auspackt.
Groß: Es steht ihnen selbstverständlich frei, Ermittlungen anstellen zu lassen. Aber sie werden keinen Erfolg haben. Und Alexander, sie sind lange
Genug in dem Job, um das zu wissen. Lassen sie also Gras darüber wachsen.
Binz: Ich soll also das hier (Papier) unterschreiben und so tun, als ob nie etwas gewesen wäre.
Groß: Ja.
Binz: Und Maybach?
Groß: Was ist mit ihm? So weit ich informiert bin, ist er auf dem Weg der Besserung.
Binz: Physisch vielleicht. Aber psychisch....
Groß: Er hat schon eine Menge durchgemacht. Da wird ihm dieser Fall sicher keine größeren Probleme bereiten. Und wenn doch..... die Polizei verfügt
Über sehr kompetente Psychologen, denen er sich ohne Weiteres anvertrauen kann. (sie lassen sich nicht aus den Augen) Und?
Binz: Muss ich mich gleich entscheiden?
Groß: Nein. Allerdings hätte ich bis morgen Nachmittag gerne eine Entscheidung.
Binz: Gut. Sie hören von mir.
Groß: Danke. Und..... einen schönen Abend noch. (Pierre geht auf ihn zu) Sie brauchen sich nicht zu bemühen. Ich finde allein heraus.

Groß geht die Treppe wieder nach unten und wenig später hören sie, wie die Tür ins Schloss fällt.
Pierre und Binz schauen sich an.

Pierre: Und? Was wirst du tun?
Binz: Ich weiß es nocht nicht. Der Anruf eben....
Pierre: Der dich so wütend gemacht hat? (er nickt) Wer war das?
Binz: Die Adoptionsbehörde. Die haben irgendwie davon mitgekriegt, dass mir gekündigt wurde. Und ohne Job können wir eine Adoption vergessen.
Pierre: Aber ich verdiene doch auch?
Binz: Ja, aber das hat sie nicht interessiert.
Pierre: Ich glaub es einfach nicht. Anstatt froh zu sein, dass ein Elternteil zu Hause ist und sich so um das Kind kümmern kann, wird einem das noch zum Verhängnis.

Er geht an Binz vorbei. Der merkt, dass ihm das jetzt doch nahe geht.

Binz: Pierre? (er reagiert nicht) Pierre!
Pierre: (dreht sich um) Was?
Binz: Du denkst an Anna?
Pierre: Ich hätte sie morgen sehr gerne noch einmal besucht, bevor ich für drei Tage in die Lüfte steige.
Binz: Dann tu das.
Pierre: Wozu? Du hast keinen Job. Und ohne Job keine Adoption. Soll ich ihr falsche Hoffnungen machen? Nee mein Lieber, das mach ich nicht.
Binz: Ich werde den Wisch hier unterschreiben. (sie lassen sich nicht aus den Augen) Ja. Ich werde mich dem ganzen System beugen. Aber ich werde
Jetzt ein noch wachsameres Auge auf unser Rechtssystem haben. Das verspreche ich dir.
Pierre: Du meinst es Ernst?
Binz: Ja. Ja, das tue ich. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil ich Anna mag. Weil ich sie...... sie gerne bei uns aufnehmen würde.

Die beiden schauen sich jetzt nur an, dann geht Pierre auf Binz zu und die beiden fallen sich in die Arme.
Sie brauchen jetzt keine Worte, um zu zeigen, was sie fühlen.

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Alte Freundschaften - Seite 3 Empty Re: Alte Freundschaften

Beitrag  cat Mo 15 Jul 2013, 11:26



Am nächsten Morgen wird Jan schon früh von einer Schwester geholt.
Er soll bestimmte Anwendungen bekommen, um die Muskulatur seiner Beine in Schwung zu bringen.
Aber diese Therapie versetzt ihn in ein noch tieferes Loch. Er merkt zum ersten Mal, was es heißt, gelähmt zu sein. Alle Übungen, die der Physiotherapeut mit ihm durchführt bringen nichts. Zumindest aus Jans Sicht.

Max: Herr Maybach, sie können nicht erwarten, dass bereits nach einer halben Stunde ein Erfolg zu verzeichnen ist.
Jan: Das hat doch alles keinen Wert.
Max: Das sehe ich anders. Und ich würde mir wünschen, wenn sie genauso denken. Ich habe Patienten, bei denen weiß ich definitiv, dass sie nie wieder laufen werden. Und trotzdem arbeiten sie an sich. Also..... lassen sie den Kopf nicht hängen. Wir werden das schaffen. Davon bin ich überzeugt.
Jan: Ich aber nicht.
Max: Gut, dann machen wir Schluss für heute. Morgen ist auch noch ein Tag. Und wer weiß, vielleicht überlegen sie es sich ja doch noch. Ich hab gehört, sie haben eine kleine Tochter?
Jan: Ja.
Max: Na das sollte doch Ansporn genug sein. Ich meine, sie will doch sicher mit ihnen um die Wette laufen, hm?
Jan: Tja, daraus wird wohl nichts werden.
Max: Ich seh schon. Heute kann ich sie zu nichts mehr motivieren.

Jan wird zurück in sein Zimmer gebracht.

Leni hat Charlotte in die Kita gebracht und ist auf dem Weg zu Jan. Sie möchte das
Gespräch von gestern gerne zu Ende bringen. Auf dem Weg zu ihm wird sie von einer Schwester festgehalten.

Schwester: Frau Maybach?
Leni: Ja?
Schwester: Haben sie einen Moment Zeit?
Leni: Ist was mit meinem Mann?
Schwester: Max Kruse, unser Physiotherapeut würde gerne kurz mit ihnen ein paar Worte wechseln. Kommen sie

Sie führt sie in die Gymnastikräume, wo ein junger Mann gerade ein paar Handtücher zusammenlegt.

Schwester: Max?
Max: (dreht sich um, sieht die beiden) Hallo.
Schwester: Max, das ist Frau Maybach.
Max: Hallo Frau Maybach. (er geht auf sie zu und gibt ihr die Hand) Schön sie kennen zu lernen. Es..... es geht um ihren Mann.
Leni: Lassen sie mich raten. Er sieht keinen Sinn in dem, was sie mit ihm anstellen.
Max: Besser hätte ich das jetzt nicht formulieren können. Ja. Ja, das stimmt. (sie schauen sich an) Was kann ich tun?
Leni: Sie? Gar nichts. Er muss es wollen.
Max: Das ist schon klar. Aber.... wie kann ich ihn davon überzeugen, sich zu quälen.
Leni: Er ist im Moment ziemlich durcheinander. Die Schussverletzung, die ganze Angelegenheit, wie es dazu kam..... das alles zehrt im
Moment noch an seinen Nerven. Ich denke und ich hoffe natürlich, dass mit der Zeit sein Lebensmut wieder zurückkommt.
Max: Sie haben eine kleine Tochter. Dachte eigentlich, das wäre Ansporn genug.
Leni: Mein Mann liebt die Kleine über alles, glauben sie mir. Und auch wenn Charlotte erst knapp zwei ist setze ich große Hoffnungen in sie, dass sie
Ihren Papa wieder auf die Beine bringt. (sie lächelt ein wenig) Kann ich denn etwas tun?
Max: Mit ihm reden? Ihm Mut machen?
Leni: Das tu ich jeden Tag.
Max: Ich kenne solche Fälle, Frau Maybach. Ihr Mann ist da keine Ausnahme. Die meisten Menschen tun sich mit dem Gedanken, ein Leben im Rollstuhl
Verbringen zu müssen, schwer. Aber....... bei ihm muss es ja nicht so bleiben. Und das ..... das müssen wir ihm immer wieder vor Augen halten. Dann klappt das auch.
Leni: Tja, das bedeutet viel Überzeugungskunst anwenden.
Max: Schaffen sie das? Ich meine...... der Partner ist oft eine große Stütze. Allerdings nur, wenn er mitzieht.
Leni: Da können sie beruhigt sein. Ich wünsche mir nichts mehr, als dass bald alles wieder beim Alten ist.
Max: Gut, dann wünsche ich uns beiden viel Überzeugungskraft und Erfolg. Ihr Mann ist Polizist?
Leni: Ja.
Max: Und.... an seiner Position wird sich trotz Rollstuhl nichts ändern? Ich frage deshalb, weil manche Firmen etwas ....wie soll ich sagen...
Verschnupft reagieren, wenn ein Mitarbeiter plötzlich auf diese Art etwas in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind.
Leni: Da müssen sie sich keine Sorgen machen. Sein Chef ist zufällig auch sein Schwiegervater und der wird seinen besten Mann nicht so einfach
Aufgeben.
Max: Na wenn das so ist..... Hört sich doch alles sehr positiv an. Packen wir’s also. (er gibt ihr wieder die Hand) Auf gute Zusammenarbeit.

Leni muss jetzt schmunzeln. Sie findet ihr gegenüber sehr sympathisch.
Nach diesem Gespräch aber geht sie auf schnellstem Wege zu Jan.

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Beitrag  cat Di 16 Jul 2013, 07:40

Der ist in ein Buch vertieft.

Leni: Morgen.
Jan: (schaut auf, sieht sie an der Tür stehen) Hey, morgen.

Sie geht zu ihm und gibt ihm einen langen Kuss.

Leni: Ich hatte eben ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit deinem Physiotherapeuten. Ein richtig sympathischer Mann.
Jan: Ach ja? Dann habt ihr euch sicher schon beide gegen mich verschworen.
Leni: Jan, hör auf so einen Blödsinn zu reden. Er hat mir lediglich erklärt, dass du nicht unbedingt zu seinen aktivsten Patienten gehörst. Was sich aber
Sicher bald ändern wird.
Jan: Wohl kaum.
Leni: Jan Maybach, du bist Vater, Polizist und Ehemann. Und ich habe bewusst diese Reihenfolge gewählt. (sie schauen sich an) du wirst wieder laufen. Hörst du?

Jan schaut nach unten. Leni merkt, dass sie dieses Thema jetzt besser nicht weiter mit ihm diskutiert.

Leni: OK, ich bin eigentlich auch gar nicht aus diesem Grund hier. Jan, ich möchte mit dir über gestern reden.
Jan: Gestern?
Leni: Lukes Tod. Den kannst du ja unmöglich schon vergessen haben.
Jan: Sag mal, könntest du mir die beiden Bücher über...
Leni: Jan, lenk jetzt nicht ab. Ich hab euch beide beobachtet, dich und Luke. Und auch Lukes Vater hat so eine komische Bemerkung gemacht, gestern. Wer ist Marie?
Jan: Leni, ich...... ich möchte jetzt nicht darüber reden. Kann das nicht warten, bis ich wieder zu Hause bin?
Leni: Nein, kann es nicht.

Sie hat jetzt wieder diesen Ton an sich, den Jan schon sehr gut kennt. Sie lässt nicht locker, wenn es darum geht, hinter irgendetwas zu kommen. Sie lassen sich nicht aus den Augen.

Leni: Und? (Jan meidet jetzt ihren Blick, schweigt) Jan, was verschweigst du mir? (sie merkt jetzt, dass er kämpft) Na gut, dann.....dann vergessen
Wir`s. Ich..... ich muss jetzt sowieso in die Redaktion. Außerdem habe ich den Jansens versprochen, ihnen bei den Beerdigungsvorbereitungen
zu helfen.

Sie ist auf der einen Seite jetzt sehr sachlich, aber Jan kennt das. Sie ist im Inneren beleidigt darüber, dass er nicht mit ihr spricht. Sie geht zu ihm, gibt ihm einen kleinen Kuss und möchte gehen. Aber Jan hält jetzt ihr Handgelenk. Sie schauen sich an.

Jan: Ich..... ich hatte damals beim BKA einen ziemlich schlimmen Fall von häuslicher Gewalt. Ein Ehemann hat...... hat seine Frau ständig bei jeder
Sich ihm bietenden Gelegenheit geschlagen. Aber sie wollte ihn nicht anzeigen. Ich hab .... ich hab ständig auf sie eingeredet. Zudem kam noch,
dass sie schwanger war. Wir.... wir hatten einen Tipp bekommen, dass eine größere Menge Heroin über die niederländische Grenze nach Köln geschafft werden sollte. Na ja... es kam wie es kommen musste. Beim Zugriff gab es eine wilde Schießerei. Am Ende waren zwei Typen der Bande tot und ein Beamter schwer verletzt.
Leni: Aber nicht du, oder?
Jan: Nein. Aber einer der toten Drogendealer war .... war der brutale Ehemann. Ich stand damals im Visier der Ermittlungen.
Leni: Warum?
Jan: Weil meiner Dienststelle nicht verborgen blieb, dass ich mich ein bisschen zu sehr um diese Frau gekümmert habe. Sie hieß übrigens Sabine.
Es kam der Verdacht auf, dass ich ihn absichtlich erschossen habe, damit sie vor ihm keine Angst mehr haben musste.
Leni: Verstehe. War es so?
Jan: (schaut sie jetzt an) Natürlich nicht. Die ... die Untersuchungen haben ergeben, dass der tödliche Schuss aus der Waffe eines Kollegen stammte.
Leni: Das ist aber nicht alles, oder?
Jan: Nein. Ich... ich hab mich in Sabine verliebt. Ich hab mich um sie gekümmert. Und sie kam prima mit Benni aus. Tja und.. und eines Tages wurde Marie geboren. Ein wunderschönes kleines Mädchen.
Leni: Warst du damals bei der Geburt dabei?
Jan: Ja klar. Weißt du..... es war...... es war als wäre ich der Vater gewesen. Zumindest hat es sich so angefühlt.
Leni: Was ist aus dir und deiner kleinen Familie geworden?
Jan: Als Marie zwei Jahre alt war, haben die Ärzte einen Tumor in ihrem Kopf entdeckt. Er hat sich rasend schnell ausgebreitet. Eine OP war in diesem
Stadium nicht mehr möglich. Sie bekam Bestrahlungen, aber..... es war uns allen klar, dass sie .... dass sie sterben wird. Sie hat ingesamt noch über ein Jahr gekämpft.
Leni: Jan, das..... das ist ja furchtbar.
Jan: Ich..... ich hab Jansen davon erzählt und ich habe ihm auch ein paar Tipps gegeben, was die Zeit nach Lukes Tod betrifft.
Ich bin damals mit Benni nach Leipzig gezogen, weil ich einfach weg musste. Sabine hatte sich verändert. Sie... sie redete nicht mehr. Hat sich auch nicht mehr um Benni gekümmert. Es...es war ihr alles egal. Die Welt.... sie existierte für sie gar nicht mehr. Sie hat sich schließlich das Leben genommen.

Jetzt ist Leni mucksmäuschenstill. Das, was ihr Jan gerade erzählt hat, schockiert sie in allen Maßen. Sie nimmt seine Hand, drückt sie ganz fest. Will ihm damit sagen, dass sie mit ihm fühlt..

Leni: Jan, ich... ich weiß, dass es dich Überwindung gekostet hat, mir die Geschichte zu erzählen. Aber... aber ich bin froh, dass es du es getan hast.
Jetzt kann... jetzt kann ich auch verstehen, warum du mir nahe gelegt hast, mich auch um Herrn Jansen ein wenig zu kümmern.
Jan: Leni, ich hab.. ich hab damals alles versucht. Glaub mir. Aber..... Sabine... Sie hat sich immer weiter von mir entfernt. Natürlich hab ich mir nach ihrem Selbstmord immer wieder die gleiche Frage gestellt, ob ich zu wenig getan habe. Aber.....
Leni: Jeder geht mit dem Tod anders um, Jan. Du warst Marie sicher ein ganz toller Vater.
Jan: Ich... ich hatte gar nicht die Möglichkeit lange zu trauern. Ich hatte Benni und .... und der hatte an Maries Tod lange zu knabbern. Er konnte nicht verstehen, dass ein so junger Mensch einfach stirbt.

Sie merkt jetzt, dass Jan mit seinen Gefühlen zu kämpfen hat.
Sie schauen sich an, dann nimmt sie ihn ganz fest in die Arme.

Leni: Ich liebe dich Jan.

Sie bleiben lange in dieser Haltung. Jan ist froh, jetzt nicht alleine zu sein. Sie lösen sich nur langsam wieder. Sie fährt ihm durch die Haare.

Leni: Hey, ich verspreche dir, ich werde mich um die Jansens kümmern. Und... und vielleicht könntest du mir dabei ja mit deiner Erfahrung ein bisschen
Helfen.
Jan: Mach ich. Sobald ich hier raus bin, hm?

Es klopft und die beiden schauen zur Tür. Der Arzt kommt herein.

Doktor: Morgen.
Jan: Morgen.
Doktor: Herr Maybach, ich hab gehört, sie waren heute morgen schon fleißig?
Jan: Na ja, wohl eher nicht.
Doktor: Ach was, die Physiotherapie wird ihnen gut tun. Das werden sie bald merken. Ich habe übrigens eine gute Nachricht für sie.
Ihre Schusswunde sieht sehr gut aus und ich denke, dass wir gegen Ende der Woche die Fäden ziehen können.
Jan: Das heißt, ich kann nach Hause?
Doktor: Ja. Für ihre Übungen kommen sie zwei mal in der Woche in die Klinik. Und ihrer Frau werden die ein oder anderen Handgriffe auch gezeigt,
so dass sie auch zu Hause fleißig trainieren können.
Jan: Und was ist mit arbeiten?
Doktor: Nun ja, ich denke, dass ihr Chef weiß, dass sie ihm für den Außendienst nicht zur Verfügung stehen. Im Moment jedenfalls nicht. Aber ich weiß von meinem Schwager, dass es auch im Innendienst immer eine Menge zu tun gibt. (er lächelt)
Jan: Ja. (er ist etwas enttäuscht)
Doktor: Herr Maybach, ihr Leben im Rollstuhl wird nur eine Episode bleiben. Glauben sie mir. Lassen sie sich Zeit. So und jetzt muss ich los. Hab noch
Eine größere OP vor mir. Auf Wiedersehen Frau Maybach.
Leni. Wiedersehen und ... vielen Dank.
Doktor: Nichts zu danken.

Er verschwindet wieder.

Leni: Hast du gehört? Du darfst nach Hause.
Jan: Ja.
Leni: Hey, wir schaffen das, hm?

Sie gibt ihm wieder einen Kuss und geht dann kurz danach.

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Beitrag  cat Di 16 Jul 2013, 07:44


Etwas später ist es Pierre, der in die Klinik kommt. Er möchte allerdings nicht zu Jan. er schlägt den weg zur Kinderstation ein.
Von Binz weiß er, wo Anna ihr Zimmer hat. Er klopft leicht an die Tür und öffnet sie dann.
Anna sitzt mit ihrem Rollstuhl an einem Tisch. Ein anderes Mädchen liegt in ihrem Bett.

Pierre: Hallo, darf ich?
Anna: (lächelt) Pierre.
Pierre: Ja, ich.... (er kommt jetzt zu ihr) ich dachte, bevor ich heute Mittag in die Lüfte steige, schau ich noch mal bei dir vorbei.
Anna: Du musst fliegen? (er nickt) Und wohin?
Pierre: San Franzisco.
Anna: Wow, das ist aber weit weg.
Pierre: Bist du schon mal geflogen?
Anna: Nein, noch nie.
Pierre: Dann sollte man das aber mal schnellstens ändern, hm?(sie lächeln sich an) Kann ich mit dir reden?
Anna: Klar. Aber nicht hier. Im Garten?
Pierre: Darfst du die Statioin verlassen?
Anna: Klar. Komm.

Sie rollt zur Tür und sie gehen in den klinikeigenen Garten.
Pierre setzt sich auf eine Parkbank, Anna bleibt neben ihm stehen.

Pierre: Erst mal soll ich dich von Alexander grüßen.
Anna: Kommt er mich heute nicht besuchen?
Pierre: Natürlich kommt er. Aber... heute morgen ist er damit beschäftigt, seinen alten Schreibtisch wieder einzuräumen.
Anna : Heißt das, er kann wieder als Anwalt arbeiten?
Pierre: Ja.
Anna: Super.
Pierre: Tja und dann...... dann möchte ich mich bei dir in aller Form entschuldigen. Alexander hat mir die Leviten gelesen.
Anna: Du hast Erkundigungen über mich eingeholt. Das war nicht fair.
Pierre: Das weiß ich mittlerweile auch. Und es tut mir Leid. Ganz ehrlich.

Anna lässt Pierre nicht aus den Augen. Sie erkennt an seinem Gesicht, dass er es wirklich ehrlich meint.

Pierre: Kannst du mir noch mal verzeihen?
Anna: Hab ich doch schon längst. (sie lächelt)
Pierre: Echt?
Anna: Ja, echt.

Sie lassen sich nicht aus den Augen und dann nimmt Pierre sie in den Arm, soweit es ihm möglich ist.

Pierre: Du weißt gar nicht, wie froh ich darüber bin. Hab mit dem Schlimmsten gerechnet.
Anna: Alexander meinte, dass du es eigentlich nur gut gemeint hast.
Pierre: Hab ich auch. Weißt du denn schon, wann du nach Hause darfst?
Anna: So wie’s aussieht übermorgen. (sie wird traurig)
Pierre: Na Freude sieht aber anders aus.
Anna: Mir gefällt es hier.
Pierre: also wie kann es einem in einem Krankenhaus gefallen. Ich hasse diese Einrichtungen.
Anna: Ich nicht. Ist alles besser als das Heim.
Pierre: Du bist nicht gerne dort, hm?
Anna: Nein.
Pierre: Verstehe.
Anna : Darf ich dich was fragen?
Pierre: Klar, nur zu.
Anna: Könnten wir nicht zu Alexander ins Büro fahren? Ich würde so gerne mal sehen, wo er arbeitet.
Pierre: Ich weiß nicht. Du kannst das Klinikgelände nicht einfach so verlassen.
Anna: Aber wir sind doch gleich wieder hier. Bitte.

Er lässt das Mädchen nicht aus den Augen und er hat schließlich ein Einsehen.

Pierre: Also gut. Aber nur ganz kurz, ja?
Anna: Juhu. Danke.

Pierre rollt den Rollstuhl zum Parkplatz. Niemand interessiert es, dass er mit Anna ins Auto steigt und davon fährt.
Er fährt auf direktem Wege ins Präsidium.

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Beitrag  cat Di 16 Jul 2013, 07:55


Dort ist Alexander gerade dabei, die letzten Utensilien zu verstauen.
Ina ist bei ihm.

Ina: Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass sie wieder hier sind.
Binz: Meinen sie das jetzt im Ernst?
Ina: Na klar. Sie sind mein Lieblingsstaatsanwalt.
Binz: Oh, danke. (sie müssen beide grinsen) Nein, ich... ich bin auch froh, wieder hier zu sein. Wenn die ganze Situation auch verfahren ist.
Ina: Sie können sie nicht ändern.
Binz: Nein. Aber genau das macht mich ein wenig nachdenklich. Es sind Dinge geschehen, die.... die so nie hätten passieren dürfen.
Ina: Und die sich hoffentlich so nie wiederholen werden.
Binz: Glauben sie mir Frau Zimmermann, dafür werde ich mein Bestes tun.
Ina: Ich glaube, wir sollten alle dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder geschieht.

Es klopft jetzt an der Tür.

Binz: Ja?

Die Tür geht auf und Pierre kommt herein.

Pierre: Hi, darf ich stören?
Binz: Klar, was gibt’s?
Pierre: Ich hab hier jemanden, der sich für deine Arbeit interessiert. Warte.

Er geht nach draußen und rollt nun den Rollstuhl herein.

Binz: (lächelt) Anna.
Anna: Hallo. Da staunst du, was?
Binz: Allerdings. Bist du entlassen?
Pierre: Nein. Sie wollte unbedingt hierher. Und da...
Binz: Ihr seid einfach abgehauen?
Pierre: Tja... so.... so könnte man das sagen.

Pierre und Anna schauen sich an. Die beiden grinsen um die Wette.

Binz: Ich glaub es nicht.
Pierre: Jetzt reg dich nicht auf. Ich bringe Anna gleich wieder zurück. Die werden gar nichts merken.
Anna: Nicht böse sein, bitte.

Binz schaut nun zu Anna. Diesem Blick kann auch er nicht widerstehen. Danach schaut er zu Ina, die alles beobachtet hat.

Binz: Frauen. Sie schaffen es immer wieder, uns Männer einzuwickeln.
Ina: Und das ist gut so. Hallo, ich bin Ina.
Anna: Anna.
Ina: Anna? Die tolle Phantombildzeichnerin?
Anna: Ganz genau die.
Ina: Freut mich dich kennen zu lernen.
Anna: Sind sie Polizistin?
Ina: Ja.
Anna: Dann kennen sie doch sicher Jan.
Ina: Klar, kenn ich Jan. Wir sind Kollegen. So und jetzt muss ich los. Die Arbeit ruft. (sie geht zur Tür, dreht sich noch einmal zu Binz um) Willkommen
Zu Hause.
Binz: (lächelt) Danke.

Ina schließt die Tür.

Anna: Hier arbeitest du also.
Binz: Ja.

Pierres Handy klingelt.

Pierre: Entschuldige. Vera, was gibt’s? ----- Aber das geht nicht. Ich fliege heute Mittag nach Frisco, schon vergessen? ---- Mit wem ist das
Abgesprochen? ----- Verstehe. ---- Nein. Nein, das geht schon klar. Ich... (schaut auf die Uhr) ich bin in einer halben Stunde bei euch. ----Ja. Bis gleich. (er legt auf) Tja, Flugplanänderung. Ich muss nach Thailand. Ein Kollege ist ausgefallen und die Maschine geht in zwei Stunden.
Binz: Kann man nichts machen.
Pierre: Nee. Tschüß Anna, ich .. ich muss los.
Binz: Moment mal, Anna muss zurück in die Klinik.
Pierre: Übernimmst du das? Danke.

Er haut ihm auf die Schulter, zwinkert ihm noch zu und verschwindet. Jetzt sind Binz und Anna alleine im Büro. Binz setzt sich, sie schauen sich an. Schweigen.
Sie schaut nach unten.

Anna: Wenn ich dir etwas sage, dann ..... dann musst du es doch als Anwalt für dich behalten, oder?
Binz: Ich unterliege der Schweigepflicht, ja.
Anna: Ich.... ich....
Binz: Hey, was ist los?

Sie schaut ihn jetzt an, hat feuchte Augen. Binz erkennt das, steht auf und nimmt einen Stuhl, setzt sich ihr jetzt genau gegenüber, nimmt ihre Hand.

Binz: Was hast du?
Anna: Der Grund.....warum ich... warum ich die Tabletten geschluckt habe, war.... Ich wollte nicht länger in diesem Heim sein.
Binz: Was ist so schlimm an diesem Heim?
Anna: Alles. (sie weint)
Binz: Hey, nicht weinen.

Er fühlt sich jetzt doch ein wenig hilflos.

Binz: Hör zu, soll ich vielleicht Frau Zimmermann rufen? Du könntest dich mit ihr unterhalten.
Anna. (schaut auf) NEIN!
Binz: Ist ja gut. War ja nur so .... so eine Idee.
Anna: Können wir wieder zurück in die Klinik?
Binz: Klar.

Er steht auf und holt seine Schlüssel und dann fährt er Anna zurück in die Klinik.
Auf dem Weg dorthin wird allerdings nicht gesprochen. Erst auf dem Parkplatz ist es Binz, der das Schweigen beendet.

Binz: Anna, sei ehrlich jetzt. Werdet ihr in dem Heim geschlagen? (sie meidet seinen Blick) Ich unterliege der Schweigepflicht. Also alles was du mir sagst, bleibt unter uns.
Anna: Wenn wir unseren Teller nicht leer essen, müssen wir z.B. für eine ganze Stunde in einen Raum ohne Fenster. Da ist es stockfinster drin.
Binz: Anna, schau mich an. (sie zögert) Bitte, schau mich jetzt an. (langsam dreht sie sich zu ihm) Werdet ihr geschlagen oder......
Anna: Ich muss jetzt da rein. Die suchen bestimmt schon nach mir.

Sie ist jetzt ziemlich laut und hektisch. Sie öffnet die Beifahrertür und dreht sich um. Binz merkt, dass es keinen Zweck hat jetzt weiter zu bohren. Aber es stimmt ihn sehr nachdenklich. Er bringt Anna auf die Station und er verabschiedet sich auch sehr schnell bei ihr.


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Beitrag  cat Di 16 Jul 2013, 07:58


Er entschließt sich, noch bei Jan vorbeizuschauen. Der hat gerade sein Mittagessen zu sich genommen.

Binz: Darf ich kurz?
Jan: Klar, komm rein. Hast du Hunger?
Binz: (öffnet den Deckel des Tellers, sieht das fast alles noch da ist) Was ist los? Du musst wieder zu Kräften kommen.
Jan: Ja ja.
Binz: Muss ich mir Sorgen machen?
Jan: Nein. Sag mal, hast du Anna zufällig gesehen? Normalerweise besucht sie mich schon am morgen.
Binz: Ich hab sie gerade zurückgebracht. Pierre hat sie ins Präsidium mitgenommen.
Jan: Ins Präsidium?
Binz: Ja, sie wollte wissen, wo und wie ich arbeite.
Jan: Im Präsidium, ja?
Binz: Ja, ich weiß. Groß war gestern Abend noch bei uns zu Hause und er hat mir einen neuen Arbeitsvertrag vorgelegt.
Jan: Ach sieh an. Und du hast gleich zugegriffen?
Binz: Nein, nicht gleich. Aber......Pierre und ich bekommen Stress mit der Adoptionsbehörde, wenn ich keinen Arbeitgeber nachweisen kann. Also...
Jan: Verstehe.
Binz: Sag mal, könntest du mir einen Gefallen tun? Du kannst doch ein bisschen besser mit Kindern als ich.
Jan: Wie meinst du das?
Binz: So wie ich es sage. Anna.
Jan: Ihr wollt sie adoptieren?
Binz: Ja, vielleicht. Aber..... aber das ist jetzt zweitrangig. Sie hat mich vorhin im Büro nach meiner Schweigepflicht gefragt. Sie wollte mir etwas sagen.
Jan: Und was?
Binz: So weit sind wir nicht gekommen. Sie hat nach meinen Fragen plötzlich wieder geblockt. Jan.... ich bin mir sicher, dass sie in dem Heim missbraucht wird.
Jan: Also jetzt mal langsam, Alexander. Das sind schwere Vorwürfe, die du da vorträgst. Und gerade du als Anwalt solltest wissen, was man mit solchen Vermutungen alles anrichten kann.
Binz: Verdammt noch mal, das weiß ich auch. Aber..... ich hab sie darauf angesprochen und.... und du hättest ihre Reaktion sehen sollen.
Jan: Ich soll mit ihr reden, ja? (er nickt) Und warum, glaubst du, wird sie ausgerechnet mir mehr sagen wollen, als dir?
Binz: Weiß nicht. Sie... sie mag dich.
Jan: Dich mag sie auch.
Binz: Ja, vielleicht. Aber du hast trotzdem den besseren Draht zu ihr.
Jan: Also das glaube ich jetzt zwar nicht, aber.... ich kann es ja versuchen.
Binz: Danke Jan. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.
Jan: Ja, ja.
Binz: Wie sieht es eigentlich bei dir aus? Weißt du schon, wann du nach Hause kannst?
Jan: Am Wochenende, wenn alles klappt.
Binz: großartig.
Jan: So großartig finde ich das nicht.
Binz: Wie bitte? Ich denke du hasst Krankenhäuser?
Jan: Ach weißt du..... hier ist es gar nicht so übel.
Binz: Tut mir Leid, aber..... jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Hast du dich mit Anna verschworen?

Sie schauen sich jetzt an. Im Gegensatz zu Binz, der ein ernstes Gesicht macht, lächelt Jan ein wenig.

Jan: Ich werde mit ihr reden, OK?
Binz: Gut. Dann.... verschwinde ich mal wieder. Tschüß und.... halt die Ohren steif.
Jan: Mach ich.

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Beitrag  cat Di 16 Jul 2013, 08:10


Leni ist inzwischen bei den Jansens zu Hause. Dort herrscht allerdings keine gute Stimmung.

Olaf: Meine Frau hat sich in Lukes Zimmer zurückgezogen. Sie ist jetzt schon seit Stunden dort drin. Isst nichts, redet nicht mit mir. Ich... ich weiß nicht, was ich noch machen soll.
Leni: Und wie geht es ihnen?
Olaf: Wollen sie das wirklich wissen?
Leni: Ich weiß, dass ich mich während unserer gemeinsamen Zeit sehr mit ihrer Frau beschäftigt habe. Wie es ihr geht, was sie fühlt. Hab sie ein bisschen Außen vor gelassen.
Olaf: sie sind selbst Mutter. Ist doch klar, das sie, als Reporterin, in erster Linie den Kontakt zu ihr gesucht haben.
Leni: Aber das darf nicht sein. Sie haben als Vater genauso Gefühle und sie haben das gleiche Recht wahrgenommen zu werden.
Olaf: Sie haben mit ihrem Mann gesprochen?
Leni: Er hat mir..... er hat mir die Geschichte mit Marie erzählt.
Olaf: Sie wussten nichts davon?
Leni: Nein. Wissen sie, mein Mann redet nicht gerne über sich und seine Vergangenheit. Aber in diesem Fall bin ich froh, dass er es getan hat.
Olaf: Er hat mir geschildert, wie es damals bei ihm und der Mutter des toten Mädchens ablief. Und ich erkenne gerade einige Parallelen. Und das macht
Mir Angst.
Leni: Das kann ich sogar verstehen. Ich... ich werde mit ihrer Frau reden, ja?
Olaf: Danke.

Sie geht zur Tür des Kinderzimmers. Sie ist nur angelehnt. Langsam öffnet sie die Tür und geht hinein. Frau Jansen sitzt auf Lukes Bett.

Leni: Petra? (sie kommt näher und setzt sich zu ihr auf das Bett)
Petra: Das war sein Lieblingskuscheltier.
Leni: Ein Elefant. Er hatte ihn gar nicht bei sich, als er in der Klinik lag.
Petra: Er wollte das nicht. Er hat gesagt, dass er nicht dabei sein soll, wenn er ....wenn er..... (sie fängt an zu weinen)
Leni: (streicht ihr über den Rücken) Schschsch, ist schon gut.
Petra: Es tut mir Leid, aber... aber ich... ich
Leni: Petra, ich weiß, wie schwer es für sie ist.
Petra: Nein, das können sie nicht wissen. Niemand kann das.
Leni: Ja, sie haben Recht. Aber..... Petra, ihr Mann braucht sie. Und er... er würde seine Trauer und seine Verzweiflung gerne mit ihnen teilen.
Petra: Ich kann nicht. Er... er ist so cool.
Leni: Finden sie?
Petra: Er hat noch nicht einmal geweint.
Leni: In ihrer Gegenwart vermutlich nicht. Da will er stark sein. Ihnen Halt geben. Aber tief in seinem Herzen ist er unendlich traurig, glauben sie mir.
Petra: (schaut sie an) Ach ja?
Leni: Ich.. ich habe heute mit meinem Mann gesprochen. Wissen sie noch, als sie mir sagten, dass ihr Mann nach dem Gespräch mit meinem Mann das Gefühl hatte, zum ersten Mal verstanden zu werden?
Petra: Ja.
Leni: Er hat ihm von Marie erzählt.
Petra: Marie?
Leni: Ja, ein kleines 3-jähriges Mädchen von dem ich bis heute nichts wusste. Mein Mann hat sich damals um eine schwangere Frau gekümmert, die von
Ihrem Mann immer wieder brutal geschlagen wurde. Na ja, wie es so kam, haben sich die beiden ineinander verliebt. Der Mann handelte mit Drogen und er wurde bei einem Zugriff der Polizei tödlich verletzt.
Petra: Glück für die Frau, oder?
Leni: Ja. Und für das Kind. Mein Mann war fortan immer für sie da und als das Kind geboren wurde, fühlte er sich sogar ein bisschen wie der Vater.
Petra: Was wollen sie mir eigentlich sagen?
Leni: Das Mädchen wurde nur 3 Jahre alt. Es starb an einem Gehirntumor. Mit dem Tod der Kleinen kamen die Probleme. Mein Mann hat wirklich
Alles versucht, die Beziehung zu retten. Aber all seine Liebe, die er aufbrachte, reichte nicht. Die Frau hat sich total zurückgezogen und am
Ende nahm sie sich das Leben. (Jetzt herrscht ein wenig Stille) Ihr Mann kennt diese Geschichte und er hat jetzt genau diese Angst, weil
Sie sich ihm verschließen.
Petra: Das ist eine sehr tragische Geschichte.
Leni: Petra, versuchen sie, auch wenn es ihnen jetzt schwer fällt, ihren Mann in ihre Trauer miteinzubeziehen. Ich weiß von mir selbst, wie schwer das ist. Ich wollte nach meiner Fehlgeburt auch alles alleine mit mir ausmachen. Habe Jan dabei ganz vergessen. Dass er genauso gelitten hat. Aber wir haben es geschafft. Und..... ich bin sicher, sie schaffen das auch. Sie müssen es nur wollen.
Petra: (schaut sie an) Sie sind eine bemerkenswerte Frau, Leni.
Leni: Ach was. Ich hab durch meinen Job und auch privat nur schon so viel erleben müssen. Aber ich habe auch eines gelernt. (sie schauen sich sehr
Intensiv an) Gemeinsam lässt sich vieles besser verarbeiten. Meinem Mann geht ihr Schicksal auch sehr nahe und... und er ist
Auch bereit, ihnen zu helfen. Mit seiner Erfahrung.

Petra: Danke. Aber ich denke, sie haben beide jetzt genug mit sich selbst zu tun. Wie geht es seinen Beinen? Kann er sie wieder spüren?
Leni: Nein.
Petra: Richten sie ihm bitte ganz liebe Grüße aus und ich wünsche ihm alles Glück der Welt, dass er bald wieder laufen kann.
Leni: Das mach ich gerne. Und...... kümmern sie sich ein bisschen um ihren Mann? Er liebt sie und ich glaube, er wäre jetzt gerne ein Teil von ihnen.
Petra: Ich hab’s verstanden und... ich verspreche es zu versuchen.
Leni: Na, das ist doch schon mal ein Anfang. Sie haben meine Telefonnummer. Und bitte... rufen sie mich an. Egal zu welcher Tageszeit, ja?
Petra: Ich danke ihnen. Sie sind in dieser kurzen Zeit zu einer richtigen Freundin geworden.
Leni: Dann finde ich, sollten wir das blöde sie lassen, hm?
Petra: Stimmt. Ich bin Petra.
Leni: Leni.

Sie bleibt noch eine Weile, redet auch noch einmal kurz mit Olaf und verlässt dann das Haus.
Zu Jan fährt sie heute nicht mehr. Sie selbst hat an der Geschichte, die er ihr erzählt hat, noch eine Menge zu knabbern.

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Beitrag  cat Di 16 Jul 2013, 08:14

Dafür haben sich Hajo und Sabine entschlossen nach Dienstschluss noch bei Jan vorbeizuschauen.
Eine Schwester ist gerade dabei, das Abendessen abzuholen. Die Tür zu Jans Zimmer steht deshalb offen. Hajo und Sabine bleiben an der Tür stehen und hören die Schwester.

Schwester: Herr Maybach, sie haben ja schon wieder nichts gegessen.
Jan: Ich hab keinen Hunger.
Schwester: Aber so geht das nicht. Ich muss das dem Doktor melden.
Jan: Tun sie, was sie nicht lassen können.
Schwester: soll ich das Tablett nicht doch noch....
Jan: ... nein, sie können es mitnehmen.

Die Schwester nimmt das Tablett und bringt es nach draußen. Sie nickt Hajo und Sabine kurz zu und die gehen dann ins Zimmer. Jan starrt auf die Decke, ist in Gedanken.

Hajo: Hallo.
Jan: (zuckt kurz zusammen, sieht Hajo und Sabine) Hallo.
Sabine: Na, du Faulenzer. (sie lächelt ein wenig)
Hajo. Sag mal..... warum verweigerst du das Essen?
Jan: Ich hab keinen Appetit.
Hajo: Jan, du weißt schon, dass du wieder zu Kräften kommen musst.
Jan: Was wirst du im Fall Schwarz unternehmen?
Hajo: Es gibt keinen Fall Schwarz. Lt. Abschlussbericht hat der Mann eindeutig Selbstmord begangen.
Jan: Das ist doch Schwachsinn.
Hajo: Jan, ich hab, was diese Sache angeht, langsam die Schnauze voll.
Jan: Das ist schade. Denn hier wird gerade das Gesetzt mit Füßen getreten.
Hajo. Ja, mag sein. Aber wir sind zu unbedeutend in dem ganzen System. Und was passiert, wenn man seine Nase zu weit in dieses Geflecht
Steckt, siehst du ja selbst. Und ich möchte ab sofort nichts mehr davon hören. Hast du mich verstanden?

Jan meidet jetzt seinen Blick. Sabine und Hajo schauen sich an.

Hajo: Weißt du schon, wann du nach Hause darfst?
Jan: Am Wochenende.
Hajo: Das ist doch gut.
Jan: Ich wüsste nicht, was daran gut sein soll.
Sabine: Deine Beine? (sie schauen sich an, sie merkt, dass sie damit ins Schwarze getroffen hat) Jan, lass dir von einer Medizinerin sagen, dass deine Lähmung nur von kurzer Dauer sein wird. Du musst dir das wie ein Schockzustand vorstellen. Du hattest plötzlich diesen Typen vor dir stehen, der ohne zu zögern auf dich geschossen hat. Eine Situation, die keine Reaktion zuließ. Entsprechende Übungen und auch Gespräche werden dir helfen.
Jan: Wenn du es sagst.
Sabine: Hey, du wirst doch nicht einfach so aufgeben, oder?
Hajo: Sabine hat Recht. Du wirst wieder auf die Beine kommen. Aber du musst es natürlich auch wollen.
Jan: Seid ihr jetzt fertig?

ER schaut sie etwas böse an.

Hajo: Tja, dann.... gehen wir wohl besser wieder. Wir wollten dich nicht nerven.

Er geht in Richtung Tür, ist jetzt beleidigt. Jan merkt das. Er und Sabine schauen sich an.
Sie gibt ihm mit ihrem Blick zu verstehen, dass er Hajo nicht so gehen lassen kann.

Jan: Hajo warte. (er bleibt stehen) Es…..es tut mir Leid. (er dreht sich um, sie schauen sich an) Ich bin doch froh, wenn ich Besuch bekomme.
Dann hab ich keine Zeit zum Grübeln.
Hajo: Jan, ich weiß, dass Geduld zu haben, nicht gerade deine Stärke ist. Aber manchmal braucht es eben seine Zeit. Und.... die solltest du dir einfach
Nehmen.
Jan: Ich hab’s verstanden.
Hajo: Gut.

Sie bleiben jetzt noch eine ganze Weile und sie unterhalten sich über dies und das.
Gegen 8 Uhr verlassen sie schließlich die Klinik und Jan macht sich für die Nacht fertig.

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Beitrag  cat Mi 17 Jul 2013, 07:49

Am nächsten Morgen ist Jan schon früh auf. Geschlafen hat er wenig. Eine Schwester holt ihn wieder zur Gymnastik ab.

Jan: Muss das sein?
Schwester: Also wenn sie vorhaben, den Rest ihres Lebens in diesem blöden Ding hier (zeigt auf den Rollstuh) zu verbringen, dann muss es nicht
Sein. Dann können sie es auch lassen.

Jan reagiert auf dieses Gesplappere gar nicht. Hätte eh keinen Wert. Er setzt sich auf und begibt sich in den Rollstuhl.
Die Schwester fährt ihn zu Kruse, der schon auf ihn wartet.

Max: Guten Morgen Herr Maybach. Hoffe sie hatten eine angenehme Nachtruhe?
Jan: Klar.
Max: So dann wollen wir mal. Sie haben übrigens eine sehr hübsche Frau.
Jan: Wenn sie es sagen.
Max: Wenn ich nicht schon vergeben wäre, könnte ich mich glatt in sie verlieben.
Jan: Na da hab ich aber Glück.
Max: Jetzt seien sie doch nicht so griesgrämig. Versuchen sie’s heute außnahmsweise mal mit etwas Humor?

Jan reagiert nicht mehr. Max merkt, dass er nervt. Deshalb konzentriert er sich jetzt einfach nur auf seine Übungen und hält den Mund.
Für Jan sind diese Übungen zum Teil sehr anstrengend. Aber er lässt es über sich ergehen.

Max: Ich habe gehört, dass sie uns am Wochenende verlassen werden.
Jan: Ja. Aber das heißt nicht, dass sie mich los werden.
Max: Na zum Glück nicht. Wissen sie, ich mache meinen Job verdammt gerne und mein großes Ziel ist es nun mal, sie wieder auf die Beine zu bringen.
Jan: Dann stecken sie mal ihre Ziele nicht so hoch.
Max: Ha, sie gefallen mir. Ich wette, dass sie in spätestens zwei Monaten wieder laufen können.

Jan schaut ihn jetzt etwas irritiert an.

Max: Was ist? Nehmen sie die Wette an?
Jan: Warum sollte ich?
Max: Na.... weil’s cool ist?
Jan: Cool. Sie finden das ganze cool, ja?
Max: Ach Herr Maybach, jetzt kommen sie schon. Schlagen sie ein.
Jan: Na gut, sie geben ja sonst nie Ruhe.
Max: OK, jetzt müssen wir nur noch über den Wetteinsatz reden.
Jan: Und was haben sie sich da so vorgestellt?
Max: Also.... wenn ich es schaffe, dann..... dann darf ich ihre Frau zum Essen ausführen.
Jan: Ganz bestimmt nicht.
Max: Ha, sie glauben an mich. Das ist gut.
Jan: Wissen sie was? Sie gehen mir auf die Nerven.
Max: Das ist auch gut. Ist ein Teil meiner Therapie. So für heute haben wir uns aber genug gezofft. Wir sehen uns morgen wieder.
Jan: Ich freu mich schon wahnsinnig.

Max Kruse muss lächeln. Ihm gefällt es, sich mit Jan verbal auseinanderzusetzen. Jan dagegen ist froh, dass diese halbe Stunde vorüber ist.
Er entschließt sich, alleine den Weg zu seinem Zimmer einzuschlagen. Auf dem Weg dorthin sieht er Anna, die am Fenster steht.

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Beitrag  cat Mi 17 Jul 2013, 07:57


Er rollt auf sie zu.

Jan: Morgen.
Anna: (dreht sich um) Hey, da bist du ja. War schon in deinem Zimmer.
Jan: Ja, hatte meine Folterstunde.
Anna: Und? Spürst du schon etwas?
Jan: Ja, das mich das ganze nervt.
Anna: Aber du willst doch wieder laufen können.
Jan: Ja. Und deshalb lasse ich das alles auch über mich ergehen. Und gibt`s bei dir was Neues?
Anna: Ich muss morgen wieder ins Heim.
Jan: Du wirst entlassen? (sie nickt) Passt dir nicht, hm?
Anna: Ich will hier nicht weg.
Jan: Du machst aber keinen Blödsinn, hörst du? (sie schauen sich an) Hat Alexander mit dir geredet?
Anna: Worüber?
Jan: Na ja... wegen Adoption und so.
Anna: Nee. Ich glaube, er wird gar nicht mehr mit mir reden.
Jan: Warum das denn jetzt?
Anna: Ich.... ich war nicht gerade nett zu ihm, gestern.
Jan: Was ist passiert?
Anna: Ich.. ich wollte wissen, ob er das, was ich ihm anvertraue, auch für sich behalten muss.
Jan: Schweigepflicht nennt man das.
Anna: Genau.
Jan: Und? Du kannst Alexander alles sagen. Er wird an niemandem etwas weitergeben.
Anna: Er wollte wissen, warum ich nicht zurück ins Heim möchte.
Jan: Hast du ihm gesagt, warum?
Anna: Nein. Er…. er wollte gleich wissen, ob wir geschlagen werden oder ob...
Jan: Ja? (sie schaut jetzt weg) Anna, Alexander macht sich Sorgen. Verdammt große Sorgen. Ich... ich glaube, nein, ich bin mir fast sicher, dass er sich ein bisschen in dich verliebt hat. Also ich meine jetzt so zwischen Vater und Tochter.
Anna: Meinst du?
Jan: Ja. Du bedeutest ihm wirklich viel. Und dass dir irgendwas auf der Seele liegt, das spürt er. Und er würde einfach alles tun, um dir zu helfen.
Anna: Aber ich kann nicht darüber reden.
Jan: Und warum nicht? Vor wem hast du Angst? (sie schweigt) Sind es die Leute im Heim. Die Erzieher? (schweigen) Anna, wenn irgendwas in diesem Heim nicht so ist, wie es sein sollte, dann ... dann musst du sogar darüber reden. Schon allein wegen der anderen Kinder.
Anna: Aber sie werden mir weh tun.
Jan: Niemand, Anna, niemand in diesem Heim wird dir weh tun. Dafür werde ich sorgen. Und Alexander sowieso. (sie lassen sich nicht aus den Augen)
Weißt du was? Du rufst jetzt Alexander an und sagst ihm, dass er kommen soll. Und dann redest du mit ihm.
Anna: Bist du mit dabei?
Jan: Wenn du das willst, gerne.
Anna: OK, dann.... dann ruf ich ihn an.
Jan: Tu das und sag mir später einfach Bescheid, hm?
Anna: Mach ich.

Sie lächelt zum ersten Mal seit ihrem Gespräch.
Anna geht auf ihre Station zurück, um von dort aus Binz anzurufen.

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Beitrag  cat Mi 17 Jul 2013, 08:08


Jan geht zurück in sein Zimmer. Er hofft, dass Leni heute Charlotte wieder mitbringt. Sie fehlt ihm.
Aber erst einmal ist es Binz, der nach Annas Anruf sofort in die Klinik fährt. Sein erster Gang ist zu Jan. Der liest in einer Zeitschrift.

Jan: Alexander, das ging ja schnell.
Binz: Was ist passiert? Hat sie dir was gesagt?
Jan: Nein, sie hat mir nichts gesagt. Aber sie möchte mit dir reden und.... sie möchte, dass ich dabei bin. Ich glaube mittlerweile auch, dass in diesem
Heim nicht alles mit rechten Dingen zugeht.
Binz: Siehst du?
Jan: OK, ich würde sagen, du gehst jetzt erst einmal zu ihr. Wir können uns ja unten in der Cafeteria treffen.
Binz: Einverstanden.

Binz geht auf direktem Wege zu Anna. Die sitzt in ihrem Rollstuhl und steht am Fenster. Sie schaut hinaus, ist in Gedanken.

Binz: Anna? (sie reagiert nicht) Anna.

Er geht jetzt auf sie zu, geht in die Hocke und berührt sie leicht. Sie zuckt zusammen.

Binz: Entschuldige, ich.. ich wollte dich nicht erschrecken.
Anna: Hab dich gar nicht gehört.
Binz: Du wolltest mit mir reden?
Anna: (sie nickt) Ja. Und ich.. ich möchte auch, dass Jan dabei ist.
Binz: Kein Problem. Ich war kurz bei ihm. Wir wollen uns in der Cafeteria treffen. Ist das für dich OK?
Anna: Ja.
Binz: Dann komm.

Er fährt sie zum Fahrstuhl und sie fahren nach unten. Jan sitzt schon mit seinem Rollstuhl an einem Tisch. Binz bliebt stehen.

Anna: Was ist? Jan sitzt dort drüben.
Binz: Ja, ich... ich sehe ihn.
Anna: Und? (sie schaut ihn jetzt an) Was hast du denn?
Binz: Jan, er.... er sitzt im Rollstuhl. Er hatte doch nur eine Schussverletzung.
Anna: Er kann seine Beine nicht mehr bewegen. Wusstest du das nicht?
Binz: Nein. Nein, das... das wusste ich nicht.
Anna: Geht ihm deshalb nicht so gut. Er glaubt, niemals wieder laufen zu können.
Binz: Scheiße.
Anna: Das sagt man aber nicht.
Binz: Entschuldige, du hast Recht, aber..... in diesem Fall.
Anna: Können wir eine Ausnahme machen.

Sie schauen sich jetzt an, müssen beide lächeln.
Dann fährt Binz weiter.

Jan: Da seid ihr ja. Ich hab schon bestellt. Hoffe, du bist mit einer heißen Schokolade einverstanden?
Anna. Klar.

Binz sagt gar nichts, setzt sich zu ihnen an den Tisch. Jan merkt, dass etwas nicht stimmt.

Jan: Ist was?
Anna: (beobachtet beide) Alexander wusste nicht, dass du deine Beine nicht mehr bewegen kannst.
Binz: Ja, ich.... ich... tut mir Leid, aber.... du hast nie darüber gesprochen.
Jan: Eine vorrübergehende Lähmung. Sagen die Ärzte.
Binz: Und du?
Jan: Tja, ich würde sagen.... das war’s Jan Maybach.
Anna: Jan! So etwas sollst du nicht sagen. Sonst ist es am Ende auch so.
Jan: Sorry. Ich bin natürlich absolut davon überzeugt, dass ich wieder laufen werde. Irgendwann.
Anna: Schon besser.

Sie nimmt jetzt einen Schluck Schokolade. Jan und Binz trinken ihren Tee.

Binz: OK, Anna. Ich möchte mich bei dir wegen gestern noch einmal entschuldigen.
Anna: Schon gut. Hier. (sie holt jetzt ein Stück Papier aus ihrer Tasche, faltet es auf und gibt es Binz)
Binz: Wer ist das?
Anna: Ich ... ich will keinen Namen nennen. Aber diese Person.... sie ... sie...
Jan: .... macht Dinge mit euch, die ihr nicht machen wollt? (sie nickt)
Binz: Fasst sie euch an? (sie nickt wieder, schaut nach unten) Gibt es neben dieser Person noch andere, die euch .....
Anna: Nein. Also nicht vom Heim.
Jan: Andere?
Anna: (sie schaut ihn an) Ja. Aber ich kenne die Leute nicht.
Binz: Ich glaub das nicht.
Jan: Alexander, rede mit Trautzschke. Er soll sich um diese Sache kümmern.
Binz: Das mach ich sofort.
Anna: Muss ich jetzt morgen ins Heim?
Binz: Nein. Nein Anna, das musst du nicht. Ich werde mit der Klinikleitung sprechen und dafür sorgen, dass du erst einnmal noch hier bleibst.
Anna. (lächelt ihn an) Danke.
Binz: Schon OK. Aber... Anna. Da ist noch etwas. Ich... ich möchte, dass dich ein Arzt untersucht.
Anna: Nein!
Jan: Anna, es ist wichtig. Er wird dir nicht weh tun. Und er wird dir ganz genau erklären, was er tut, hm? (sie schüttelt den Kopf)
Binz: Und wenn ich die ganze Zeit bei dir bleibe?
Anna: (schaut ihn an) Die ganze Zeit?
Binz: Ja. Ja die ganze Zeit.
Anna: (schaut nach unten) OK, dann.... dann mach ich’s.
Binz: Gut. Dann gehe ich jetzt erst mal zur Klinikleitung und dann werde ich mit dem zuständigen Kinderarzt reden. Ihr wartet hier?
Jan: Ja klar. Geh nur.

Binz steht auf und erledigt, was zu erledigen ist. Zuerst überzeugt er die Klinikleitung, Anna noch für ein paar Tage hierzubehalten.
Danach bekommt er auch gleich einen Termin bei Dr. Bremer, dem zuständigen Chefarzt der Kinderklinik. Er kennt Anna zwar nicht persönlich, aber er weiß, warum sie hier auf der Kinderstation liegt.
Anna und Binz warten in einem Behandlungsraum. Er merkt, dass ihr das alles etwas unheimlich ist.

Binz: Du musst keine Angst haben, hm?

Die Tür geht auf und Dr. Bremer kommt mit einer Ärztin an seiner Seite herein.

Bremer: Entschuldigen sie, wenn sie warten mussten.
Binz: Kein Problem.
Bremer: Hallo Anna. (er gibt ihr die Hand) Anna, das ist Frau Dr. Sommer. Sie wird dich kurz untersuchen.
Anna: Nein!
Binz: Anna.
Anna: Ich möchte gehen.
Sommer: Anna, ich... ich werde dir nicht weh tun. Ich ....
Anna: Nein. Nicht sie.

Die Erwachsenen sehen sich an. Binz gibt Bremer zu verstehen, etwas näher zu ihm zu kommen. Er flüstert ihm etwas zu.

Bremer: Anna, ist es dir lieber, wenn ich dich untersuche?

Anna schaut nun Binz an und nickt nur kurz. Binz und Bremer halten Blickkontakt.

Bremer: Gut, dann übernehme ich das. Danke Frau Sommer, sie... sie können dann wieder gehen.
Sommer: OK, alles Gute Anna.

Sie geht wieder und Dr. Bremer beginnt mit den Untersuchungen. Anna sucht dabei immer wieder den Blickkontakt zu Binz. Dem ist bei der ganzen Sache überhaupt nicht wohl. Er bekommt alles genau mit.
Nach zwanzig Minuten ist Dr. Bremer fertig.

Bremer: So Anna, das war’s auch schon. Du kannst dich wieder anziehen.

Während Anna sich anzieht, tippt Dr. Bremer etwas in den Computer.

Bremer: Hast du irgendwelche Schmerzen?
Anna: Nein.
Bremer: Gut, dann.... kannst du eigentlich wieder auf deine Station gehen.

Anna, die inzwischen wieder im Rollstuhl sitzt, rollt sich zu Binz und greift nach seiner Hand.
Sie schauen sich an. Er erkennt die Angst in ihren Augen.

Bremer: (beobachtet das ganze) ich würde gerne mit Herrn Binz noch etwas besprechen. Du kannst gerne draußen auf ihn warten, ja?
Binz: (beugt sich zu ihr runter) Ich bin gleich bei dir, hm?

Sie nickt und rollt zur Tür, dreht sich noch einmal kurz um und geht dann nach draußen.
Binz schaut Dr. Bremer an.

Binz: Und?
Bremer: Ich verstehe nicht, warum man die Kleine nicht schon bei der Einlieferung gründlich untersucht hat. Anna wurde ...über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht.
Binz: Keine Zweifel?
Bremer: (schaut ihn schockiert an) Nein. Keine Zweifel. Sie sollten sofort etwas gegen dieses Heim unternehmen.
Binz: Worauf sie sich verlassen können.
Bremer: Es wäre auch angebracht, die anderen Kinder auf Missbrauch hin zu untersuchen. Hier oder woanders. Ist eigentlich egal.
Binz: Natürlich. Dr. Bremer, ich.... ich brauche einen ausführlichen Bericht.
Bremer: Den werden sie bekommen. So schnell es geht.
Binz: Danke.
Bremer: Darf ich sie etwas fragen?
Binz: Ja, sicher.
Bremer: Mir ist aufgefallen, dass Anna..... na ja, sie... sie sucht ihre Nähe. Sind sie ein Verwandter?
Binz: Nein. Nein, ich hab Anna erst hier kennen gelernt. Ein Freund von mir liegt auf der Inneren.
Bremer: Verstehe. Aber es ist schön zu sehen, dass sie den Kontakt zu anderen Menschen nicht scheut. Woher wussten sie eigentlich, dass Anna sich gegen eine Untersuchung durch meine Kollegin stellen würde?
Binz: Sie hat die betreffende Person im Heim gezeichnet. Und es handelt sich dabei um eine Frau.
Bremer: Eine Frau? (er nickt) Auch das noch. Das erklärt natürlich alles. Danke Herr Binz. Ich hoffe für Anna, dass sich alles wieder zum Guten
wendet und dass sie diese Zeit sehr gut verarbeitet.
Binz: Keine Angst, dafür werde ich ganz persönlich sorgen.
Bremer: Das ist schön. So und jetzt lassen sie die junge Dame nicht länger warten, hm?
Binz: Auf Wiedersehen Dr. Bremer.
Bremer: Wiedersehen.

Binz geht nach draußen. Anna wartet schon auf ihn. Er fährt sie wieder zurück auf ihre Station.

Anna: Was habt ihr denn noch so lange geredet?
Binz: Darüber, was wir als nächstes tun müssen.
Anna: Und das wäre?
Binz: Diesem Heim einen Besuch abstatten. Und deshalb muss ich jetzt auch los, Anna. (er beugt sich zu ihr runter)
Anna: Alexander, was passiert denn jetzt mit dem Heim?
Binz: Na ja, im Äußersten Falle wird es geschlossen.
Anna: Und die Kinder?
Binz: Die werden dann an umliegende Kinderheime verteilt.
Anna: Das heißt, ich komme in ein neues Heim?
Binz: Nein. Nein, das heißt es nicht.
Anna: Sondern?
Binz: Anna...... Pierre ist zwar gerade unterwegs, aber.... ich denke, dass ich auch in seinem Interesse spreche. Wir.... wir haben uns vor einiger Zeit
Entschlossen, zu versuchen, ein Kind zu adoptieren. Was ja bekanntlich nicht so einfach ist. Schon gar nicht, wenn man wie wir als Paar zusammenleben. Aber.... könntest du dir vorstellen, bei zwei so verrückten Kerlen wie uns, zu leben?
Anna: Ihr wollt mich adoptieren?
Binz: Na ja..... (sie schauen sich an) Ja?
Anna: Ihr seid doch nicht verrückt. Ihr seid die tollsten und lustigsten Typen, die ich kenne.
Binz: Danke.
Anna: Ich würde sehr gerne bei euch leben. Ich...... ich hab dich nämlich ganz schön lieb.
Binz: (er bekommt jetzt ein wenig feuchte Augen) Komm her.

Er nimmt sie jetzt ganz fest in seine Arme. Und Anna möchte ihn gar nicht mehr loslassen.

Binz: Wow, ich hätte jetzt nicht gedacht, dass mir das ausgerechnet auf dem Flur eines Krankenhauses passiert.
Anna: (lächelt) Schlimm?
Binz: Nein, überhaupt nicht. Aber ich muss jetzt los, hm?
Anna: Klar.

Binz gibt ihr noch einen Kuss und verschwindet dann in Richtung Präsidium.

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Beitrag  cat Mi 17 Jul 2013, 08:16


Anna geht nicht gleich auf ihr Zimmer. Sie möchte Jan von der Neuigkeit berichten.
Sie öffnet ohne anzuklopfen die Tür. Dabei muss sie gerade mitansehen, wie Jan zu Boden fällt. Er wollte versuchen, zu gehen. Aber seine Beine haben natürlich versagt. Er liegt am Boden und versucht zum Bett zu robben.

Anna: Jan, warte.

Anna drückt den Alarmknopf und sofort kommt eine Schwester zu ihnen. Sie erkennt gleich, was passiert ist.

Schwester: Herr Maybach, was um Himmels Willen ist passiert?

Sie will ihm helfen.

Jan: Lassen sie mich.
Schwester: Herr Maybach, ich will ihnen helfen.
Jan: Ich..... ich brauche keine Hilfe, danke.

Er hat sich jetzt zum Bett gerobbt und möchte sich an der Stange des Fußendes hochziehen.
Aber er hat seine Probleme damit. Seine Wunde schmerz plötzlich wieder.
Die Schwester interessiert es jetzt überhaupt nicht mehr, ob Jan will oder nicht. Sie hilft ihm beim Aufstehen und in wenigen Sekunden sitzt er wieder auf der Bettkante.

Schwester: Wo wollten sie denn hin? (Jan meidet ihren Blick) Hören sie, mit Gewalt erreichen sie gar nichts. (sie schaut ihn sich genau an) Ist alles in Ordnung?
Jan: Ja. Danke.
Schwester: Gut, dann... ruhen sie sich aus, hm? Und wenn sie etwas unternehmen möchten, sie haben ihren Rollstuhl.

Jan sagt nichts. Ihm ist das ganze jetzt auch etwas peinlich. Die Schwester verschwindet wieder. Anna lässt Jan nicht aus den Augen.

Anna: Geht’s wieder? (er nickt nur) Hast mir einen richtigen Schrecken eingejagt, als du so auf dem Boden lagst.
Jan: Tut mir Leid. Aber ich wollte einfach ausprobieren, ob ich nicht doch etwas spüre. Blöd von mir, hm?
Anna: Nee.

Sei schauen sich jetzt an, müssen beide lächeln.

Jan: Ist Alexander schon weg?
Anna: JA, er wollte zu deinen Kollegen. Jan?
Jan: Hm?
Anna: Er hat’s getan.
Jan: Wer? Wer hat was getan?
Anna: Na Alexander. Er…er hat mich gefragt. (er schaut sie fragend an) Na ob ich mir vorstellen könnte, dass sie mich adoptieren.
Jan: Echt?
Anna: Ja. Ist das nicht toll?
Jan: Und?
Anna: Was und?
Jan: Na.... hast du ja gesagt?
Anna: Fragst du das jetzt wirklich? Klar hab ich ja gesagt.
Jan: Dann freue ich mich für dich und natürlich auch für Alexander und Pierre.
Anna: du bist nicht sauer?
Jan: Sauer? Worauf denn?
Anna: Na ja, weil.... weil ich dich ja auch mag und....
Jan: Anna, ich mag dich auch. Und.... na ja, ich hätte mir auch vorstellen können, dich bei uns aufzunehmen.
Anna: Was ich aber nicht gewollt hätte.
Jan: Und warum? (sie schaut ein wenig zur Seite)
Anna: Wegen...... wegen Leni.
Jan: Leni? (sie meidet seinen Blick) Verstehe. Du.. du bist, was Frauen angeht ein bisschen..... übervorsichtig. Was ich sogar verstehen kann.
Aber Leni ist nicht deine Feindin. Sie mag dich auch. Und irgendwann wirst du erkennen, dass es nicht nur böse Frauen unter den Menschen
Gibt.
Anna: Ja.
Jan: Auf jeden Fall bist du bei den beiden in den richtigen Händen. Sie werden dich verwöhnen ohne Ende.
Anna: Meinst du? (sie müssen jetzt beide lachen)

In diesem Moment geht die Tür auf und Leni kommt herein.

Leni: Na ihr habt ja gute Laune.
Jan: Haben wir, ja.
Leni: Hallo. (sie geht zu Jan und gibt ihm einen Kuss) Hallo Anna.
Anna: Hallo. Ich.... geh dann mal wieder. Wir sehen uns.

Sie rollt nach draußen.

Leni: Ein richtig liebes Mädchen.
Jan: Ja. Ja, das ist sie. Hast du Lotte nicht mitgebracht?
Leni: Du, ihr geht es nicht so gut. Hat leichtes Fieber. Da wollte ich sie lieber zu Hause lassen. Frau Weber kümmert sich um sie.
Jan: Schade.
Leni: Hey, ich bin mir sicher, dass es ihr morgen schon wieder besser geht, hm?
Jan: Ja.
Leni: Und du? Wie war deine Therapiestunde?
Jan: Ich hab mit dem durchgeknallten Typen eine Wette laufen.
Leni: Ach ja?
Jan: Ja. Er ist fest davon überzeugt, dass ich in zwei Monaten wieder laufen kann.
Leni: Das klingt doch recht verheißungsvoll. Und um was habt ihr gewettet?
Jan: (schaut sie an) Um dich.
Leni: Wie bitte?
Jan: Ja, er will mit dir essen gehen.
Leni: Und du hast tatsächlich dagegen gehalten?
Jan: Blieb mir was anderes übrig? Der Typ ist ein Spinner. Aber die Wette wird er nicht gewinnen.
Leni: Weil du nicht willst, dass er mit mir ausgeht? Hör zu mein Lieber. Du wirst dich gefälligst anstrengen.
Jan: Wieso? Gefällt dir der Typ etwa auch?
Leni: Na ja.... er... er sieht gut aus, hat sicher eine Menge Humor...
Jan: Tsss Humor.
Leni: Ach Jan, jetzt komm schon. Wir lassen das alles auf uns zukommen. Ich war gestern noch bei den Jansens.
Jan: Und?
Leni: Ich hoffe, dass ich beiden klar machen konnte, dass sie es nur gemeinsam schaffen, über Lukes Tod hinwegzukommen.
Ich hab sie für nächste Woche zum Essen eingeladen. Dann... dann kannst du auch mit ihnen reden. Ist doch OK, oder?
Jan: Klar. Und dein Bericht?
Leni: Na ja, der.... der ist noch nicht fertig. Ich...ich tu mich ein bisschen schwer.
Jan: Das glaub ich dir sogar. Aber er wird bestimmt klasse.
Leni: Danke.
Jan: Und wenn du damit fertig bist, kannst du gleich ans nächste Thema gehen.
Leni: Das da wäre?
Jan: Missbrauch an Schutzbefohlene in einem Kinderheim.
Leni: Wie bitte?
Jan: Anna. Sie lebt ihm Heim und sie ist hier, weil sie sich das Leben nehmen wollte. Und heute morgen hat sie uns erzählt, warum?
Leni: Uns?
Jan: Binz und mir.
Leni: Was hat denn Binz mit der ganzen Sache zu tun?
Jan: Er und sein Lebensgefährte wollen Anna adoptieren.
Leni: Wie bitte? Das... das glaub ich jetzt nicht.
Jan: Wieso? Ist doch eine prima Sache.
Leni: Jan, die beiden sind schwul.
Jan: Und? Meinst du, sie können deshalb keine Kinder erziehen?
Leni: Also bei aller Liebe. Ich habe, was Homosexualität angeht, eine Menge gelernt. Und ich hab auch eingesehen, dass diese Gruppierungen
Immer mehr Rechte für sich in Anspruch nehmen wollen. Aber Kindererziehung. Nein... das geht für mich dann doch zu weit.
Jan: Du urteilst viel zu vorschnell. Alexander und Pierre sind zwei wundervolle Menschen, die so viel Liebe weitergeben. Und genau das ist es, was Anna jetzt braucht. Das Gefühl geliebt zu werden.
Leni: Und das ausgerechnet von zwei Schwulen. Toll.
Jan: Ich versteh dich nicht, Leni.
Leni: Ich weiß. Du bist, was das angeht, viel offener. Und ich hab schon gemerkt, dass dir dieser Binz ein wichtiger Freund geworden ist.
Jan: Also wie du das jetzt sagst.
Leni: Schon mal auf den Gedanken gekommen, dass er was von dir will?
Jan So Leni, ich glaube, wir sollten das Gespräch an dieser Stelle beenden.
Leni: Warum? Jetzt wird’s doch erst richtig interessant. Sei ehrlich. Wie findest du ihn? Als Mann betrachtet.

Jan reagiert jetzt überhaupt nicht mehr auf das Gerede. Leni versucht ihn in die Enge zu treiben. Und das Spielchen kennt er.

Leni: Aha.
Jan: Was Aha.
Leni: Du schweigst.
Jan: Ja, weil ich nicht länger mit dir über diesen Schwachsinn reden will.
Leni: Na gut. Welches Heim ist denn im Visier eurer Ermittlungen?
Jan: Das sag ich dir, wenn’s spruchreif ist, ja?
Leni: OK.

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Beitrag  cat Mi 17 Jul 2013, 08:19


Als Binz ins Präsidium kommt, sind Ina, Tom und Hajo gerade dabei, sich ein paar Tatortfotos anzuschauen und auszuwerten.

Binz: Ah, das ist gut, dass ich sie alle zusammen hier vorfinde. Es gibt Arbeit.
Hajo: Guten Tag, Dr. Binz.
Binz: Guten Tag. (er holt jetzt das Bild von Anna aus seiner Tasche und legt es auf den Tisch)
Ina: Wer ist das?
Binz: Einen Namen habe ich keinen, den müssen sie mir liefern.
Tom: Ach.... (er nimmt das Bild)
Binz: Anna, das Mädchen aus dem Krankenhaus hat es gezeichnet.
Ina: Warum?
Binz: Das Mädchen hat versucht sich das Leben zu nehmen. Sie wäre morgen entlassen worden.
Hajo: Und warum wird sie nicht entlassen?
Binz: Sie hat.... Angst. Angst vor diesem Heim. Ich hab sie natürlich gefragt, wovor genau, aber sie wollte nicht darüber reden.
Sie hat schließlich dieses Bild gezeichnet und uns zu verstehen gegeben, dass diese Frau der Grund ist für ihre Angst.
Hajo: Uns?
Binz: Jan..... Ihr Kollege Maybach ist über alles unterrichtet. Ich habe das Kind von einem Kinderarzt untersuchen lassen und er hat
Bestätigt, was wir beide vermutet haben.
Ina: Sexueller Missbrauch? (sie schauen sich an)
Binz: Ja. Und das wohl schon über einen längeren Zeitraum hinweg.
Ina: Das ist echt das Letzte.
Hajo: Von welchem Heim sprechen wir?
Binz: Das Luisenheim in der Josefstraße. Ich möchte, dass sie sich dort umsehen und mir diese Person umgehend herbringen.
Tom: Und die Kinder?
Binz: Ich werde einen Antrag stellen, dass sie alle ärztlich untersucht werden. Vermutlich ist Anna nicht das einzige Opfer.
Ina: Ist gut.
Hajo: Ina du fährst mit Tom zu diesem Heim. Hört euch um.
Tom: Was, wenn wir dort niemanden vorfinden, der dieser Zeichnung ähnlich ist?
Binz: (lächelt) Das Phantombild von Schwarz war auch treffend gezeichnet, oder?
Tom: Stimmt.
Binz: Ich bin mir sicher, dass sie diese Frau schnell erkennen werden.
Ina: Ok, dann lass uns mal los.

Die beiden verlassen das Besrpechungszimmer. Hajo und Binz sind alleine, schauen sich an.

Binz: Wussten sie, dass Jan........ dass er seine Beine nicht bewegen kann?
Hajo: Ja. Aber der Arzt sagt, dass das nicht von Dauer sein wird.
Binz: Jan sieht das aber anders, oder?
Hajo: Leider. Aber ich denke, dass er schon noch dahinter kommt. Sie besorgen den Beschluss für die Untersuchung der Kinder?
Binz: Ja. Das mach ich gleich. Sie sagen mir Bescheid, wenn diese Frau hier ist?
Hajo: Ich ruf sie an.
Binz: Danke.

Er verlässt das Büro, um sich mit seinem Vorgesetzten zu treffen.


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Alte Freundschaften - Seite 3 Empty Re: Alte Freundschaften

Beitrag  cat Do 18 Jul 2013, 08:34

Tom fährt mit Ina zu diesem Heim. Sie sehen ein paar Kinder, die draußen spielen. Sie sehen sich zuerst ein wenig um. Sie erkennen eine Aufsichtsperson, die allerdings keine Ähnlichkeit mit Annas Zeichnung hat. Sie gehen schließlich in das Gebäude.
Dort sehen sie zwei weitere Personen, die etwas richten. Ina und Tom schauen sich an.

Tom: Also ich glaub das nicht.
Ina: Das Mädchen ist wirklich talentiert.

Sie erkennen sofort, wer von den beiden Frauen diejenige ist, die sie suchen. Annas Zeichnung ist perfekt.
Sie gehen auf die beiden zu.

Tom: Entschuldigung?

Die beiden Frauen drehen sich um, schauen Ina und Tom an.

Wallner: Sie wünschen?
Ina: Kripo Leipzig. Mein Name ist Zimmermann, das ist mein Kollege Kowalski.

Sie zeigen ihre Ausweise und die Frau geht auf sie zu.

Wallner: Kripo? Hier? Unsere Kinder sind doch gar nicht in der Lage, etwas Schlimmes anzustellen.
Tom: Wir sind auch nicht wegen der Kids hier.
Wallner: Sondern?
Ina: Wir möchten sie bitten, mit auf’s Revier zu kommen.
Wallner: Wie bitte? Und mit welcher Begründung?
Tom: Das erfahren sie dann dort.
Wallner: Moment mal, sie können.....
Ina: Frau....
Wallner: Wallner. Maria Wallner.
Ina: Frau Wallner, unser Staatsanwalt hätte ihnen gerne ein paar Fragen gestellt.
Wallner: Was für Fragen?
Tom: Darüber dürfen wir ihnen keine Auskunft erteilen. Wenn sie also mitkommen wollen?
Wallner: Na gut. Ich.. ich muss nur noch meinen Kolleginnen Bescheid geben.
Ina: Tun sie das.

Sie lässt die beiden stehen und geht nach draußen, wo sich mittlerweile ihre Kollegin von eben auch aufhält.

Tom: Hör zu, ich... ich bleib hier und versuche schon mal etwas Kontakt mit den Kids hier zu knüpfen. Mal sehen, vielleicht erfahre ich ja was.
Ina: Ist gut.

Ina fährt mit Frau Wallner zurück zum Präsidium. Dort bringt sie die Frau zuerst einmal in den Verhörraum. Danach geht sie zu Hajo ins Büro.

Ina: Hajo? Frau Wallner sitzt im Verhörraum.
Hajo: Gab es Probleme?
Ina: Nein. Sie wollte zwar wissen, was das ganze soll. Aber sie ist ohne zu Murren mitgekommen.
Hajo: Gut, dann sag ich Binz Bescheid.

Er ruft ihn an und ist auch in Windeseile bei ihnen.
Sie stehen im Besprechungsraum und sehen die Frau, die im Verhörraum auf und ab geht.

Ina: Wenn man sie so sieht, könnte man gar nicht auf den Gedanken kommen, dass.....

Sie bringt den Satz nicht zu Ende. Aber die anderen wissen, was sie sagen möchte.

Binz: Leider sieht man diesen Menschen ihre Neigungen nicht an.
Ina: Haben sie einen Beschluss für die Untersuchungen der Kinder bekommen?
Binz: Ist auf dem Weg hierher, ja. Frau Zimmermann, ich möchte, dass sie bei dem Verhör dabei sind.
Ina: (schaut Hajo an, der nickt wohlwollend) OK.

Sie gehen jetzt in den Verhörraum und Hajo beobachtet alles ganz genau.

Ina: Frau Wallner. (sie bleibt stehen und dreht sich um) Frau Wallner, das ist unser Staatsanwalt Dr. Binz. Dr. Binz, das ist Frau Wallner, die Leiterin
Des Luisenheimes.
Binz: Guten Tag Frau Wallner.
Wallner: Guten Tag. Ich hoffe, sie haben einen triftigen Grund, mich hier so festzuhalten.
Binz: Sie werden hier nicht festgehalten. Ich habe lediglich ein paar Fragen, auf die ich eine Antwort erhalten möchte.
Wallner: Na gut.
Binz: Bitte setzen sie sich doch.

Sie setzt sich, Ina und Binz machen es ihr nach.
Binz, der eine Akte in der Hand hält, schlägt diese auf und holt Annas Zeichnung heraus.
Er faltet das Papier auf und legt ihr das Bild vor. Sie schaut es sich an, schweigt.

Binz: Ist doch ganz gut getroffen, oder?

Die Frau sitzt da, die Hände unter dem Tisch. Sie schweigt, schaut Binz an.

Binz: Das sind sie.
Wallner: Na und?
Binz: Möchten sie gar nicht wissen, wer dieses Bild gemalt hat?
Wallner: Sie werden es mir sicher gleich sagen.
Binz: Das Bild wurde von einem Mädchen gezeichnet, dass im Krankenhaus liegt.
Wallner: Ach so. Anna. Klar, wer sonst.
Ina: Warum wer sonst?
Wallner: Anna... sie ist.....unsere Künstlerin.
Binz: Und sie hat versucht vor einiger Zeit sich das Leben zu nehmen.
Wallner: Moment. Bevor sie weiter hier solche Lügen verbreiten, möchte ich eines klarstellen. Die Tablettengeschichte war ein Unfall.
Binz: Unfall? So?
Wallner: Ja. Ich weiß ja nicht, was ihnen die Kleine erzählt hat. Aber sie hat ausversehen diese Tabletten eingenommen. Dachte, es wäre Traubenzucker.
Binz: Hören sie doch auf.
Wallner: Das wurde bei der damaligen Untersuchung der Polizei auch so protokolliert.
Ina: Frau Wallner, Anna sollte heute wieder aus der Klinik entlassen werden.
Wallner: Ja, aber aus irgendeinem Grund hat man den Aufenthalt im Krankenhaus verlängert. Weiß auch nicht, was das zu bedeute hat.
Binz: Wirklich nicht?

Die beiden schauen sich jetzt böse an. Binz muss sich zusammenreißen.

Wallner: Sagen sie mal, was für ein Problem haben sie eigentlich mit mir?

Binz: Anna hat Angst. Angst davor, in das Heim zurückkehren zu müssen. Können sie mir sagen, warum?
Walllner: Anna ist ein wenig sonderbar.
Ina: Inwiefern sonderbar?
Wallner: Sie versucht ständig sich in den Vordergrund zu stellen.

Jetzt ist es Binz, der aufsteht und den Kopf schüttelt. So hat er Anna nun überhaupt nicht kennengelernt. Frau Wallner erkennt natürlich seine Reaktion.

Wallner: Ich weiß ja nicht, was sie ihnen so vorgesponnen hat, aber bei Anna muss man aufpassen, was Realietät und was Fantasie ist.
Binz: Anna hat Angst. Angst vor ihnen. Sie hat sie gezeichnet.
Wallner: So ein Blödsinn. Warum sollte sie vor mir Angst haben?
Binz: Sie sperren die Kinder in einen kleinen Raum, ohne Fenster. Sie müssen eine Stunde lang im Dunkeln ausharren. Und das immer, wenn sie ihren Teller nicht leer gegessen haben.
Wallner: Na und? Reine Erziehungsmaßnahmen. Die Kinder sollen früh lernen, was es heißt, verantwortungsvoll mit den Lebensmitteln umzugehen. Es gibt Millionen von Kindern, die jedes Jahr an Unterernährung sterben. Die wären dankbar für jeden Rest, den die Kinder auf dem Teller liegen lassen.
Ina: Und sie glauben wirklich, dass sie dadurch etwas erreichen?
Wallner: Die Vergangenheit hat das gezeigt. Die Kinder verbringen nur noch wenige Zeit in diesem Raum.
Binz: Ich glaub das nicht. (er ist entsetzt)
Wallner: Haben sie Kinder, Dr. Binz? (er schaut Ina an)
Binz: Nein. Aber ich weiß trotzdem, dass ihre Erziehungsmethoden...
Wallner: Gar nichts wissen sie.

Sie fällt ihm jetzt ins Wort. Die beiden lassen sich nicht aus den Augen.

Wallner: Sie sitzen in ihrem bequemen Stuhl am Schreibtisch und meinen zu wissen, was gut und was schlecht ist. Aber was wirklich da draußen jeden Tag abgeht, davon haben sie keinen blassen Schimmer. (sie wird jetzt laut) Außerdem, wenn es um Anna geht, die war schon lange nicht mehr in diesem Raum. Da gibt es andere Kandidaten.

Jetzt setzt sich Binz wieder. Aber er ist kurz vor dem Explodieren. Ina merkt das.
Er holt jetzt aus der Akte ein weiteres Papier heraus, legt es ihr vor die Nase.

Wallner: Was ist das jetzt?
Binz: Der Untersuchungsbericht von Dr. Bremer.
Wallner: Muss ich den kennen?
Ina: Dr. Bremer ist der leitende Chefarzt der Kinderstation in der Uniklinik.
Binz: JA, und er hat Anna untersucht. Sie dürfen seinen Bericht gerne lesen.

Sie nimmt das Papier und liest kurz. Dann legt sie es zurück, schweigt.

Binz: Was ist? Haben sie dafür auch eine Erklärung, Frau WALLNER?

ER betont ihren Namen laut und langsam.

Wallner: Das ist.....das ist nicht möglich. Das kann nicht sein.
Ina: Zweifeln sie an der Kompetenz des Chefarztes?
Wallner: Ich kann mir das nur so erklären, dass.....
Binz: Ja? (sie schauen sich wieder giftig an) Anna war einige Male bei Leuten. Wegen einer möglichen Adoption.

Jetzt schlägt Binz mit seiner ganzen Kraft seine Hand auf den Tisch. Frau Wallner zuckt zusammen. Ina aber auch. Jetzt ist Binz in Fahrt. Er schreit förmlich auf sie ein.

Binz: Jetzt hören sie endlich auf, sich ständig herauszureden. Anna war seit ihrem Aufenthalt in ihrem Heim zu keiner Zeit irgendwo
Bei Fremden. Das hier...... (er haut mit der flachen Hand auf den Bericht) Dafür sind einzig und alleine sie zuständig. Und jetzt hören sie endlich auf uns irgendwelche Märchen aufzutischen.

Er ist jetzt so in Fahrt, dass Ina ihre Hand auf seinen Arm legt. Die beiden schauen sich an.
Ina versucht mit ihrem Blick ihm zu sagen, dass er sich beruhigen soll.
Der reagiert erst nicht, dann steht er auf und verlässt das Verhörzimmer

Wallner: Ist ein bisschen überfordert ihre Staatsanwalt, kann das sein?
Ina: Frau Wallner, wir sprechen hier über sexuellen Missbrauch an Schutzbefohlenen.
Wallner: Ich kann dazu nichts sagen. Bei mir werden die Kinder wie Kinder behandelt.
Ina: Und wie erklären sie sich dann diesen Bericht?
Wallner: Gar nicht. Kann ich nicht.
Ina: Gut.

Ina steht auf und geht zur Tür.

Wallner: Was ist denn jetzt? Kann ich gehen?
Ina: (dreht sich um) Tut mir Leid, aber.....das dauert noch ein bisschen. Haben sie etwas Geduld.

Sie verlässt das Verhörzimmer und geht zurück zum Besprechungsraum. Dort steht Binz in einer Ecke und starrt aus dem Fenster. Ina und Hajo schauen sich an.

Ina: Herr Dr. Binz….
Binz: Ich weiß. Es tut mir Leid. Aber die Arroganz dieser Person...
Ina: Ich kann sie sehr gut verstehen. Wenn ich wüsste, dass meinem Sohn durch einen Lehrer oder einer Lehrerin so etwas angetan würde.....
Binz: Hat sich Kowalski schon gemeldet?

Der kommt jetzt wie auf Kommando zur Tür herein.

Binz: Was machen sie hier? Ich dachte, sie sind bei den Kindern?
Tom: War ich auch. Aber das können sie vergessen. Von denen will sich keiner untersuchen lassen. Und auch sonst sind sie sehr schweigsam.
Ina: Klar. Sie haben Angst. Angst vor möglichen Konsequenzen.
Tom: Ein Dr. Bremer hat sich dort schon für 15 Uhr angekündigt.
Binz: Das ist der Chefarzt, der auch Anna untersucht hat. Gut, dann.... dann muss uns Anna helfen?
Hajo: Das Mädchen? Wie?
Binz: Kowalski, ich möchte, dass sie in die Klinik fahren und das Mädchen holen. Bringen sie sie ins Heim.
Ina: Das kann ich doch übernehmen.
Binz. (lächelt sie ein wenig an) Eigentlich schon, aber.... ich glaube, sie würde in diesem Fall nicht mit ihnen mitgehen.
Ina: Und warum nicht?
Binz: Weil sie eine Frau sind. (er geht jetzt zum Fenster und lässt Frau Wallner nicht aus den Augen)
Ina: Verstehe.
Binz: (dreht sich um, schaut sie an) Das geht jetzt nicht gegen sie.
Ina: Nein, ich... ich ab das schon verstanden. Sie haben Recht.
Hajo: Gut, Tom bring die Kleine ins Heim.
Tom: Und was macht ihr?
Binz: Wir kommen ebenfalls dorthin. Ich hole nur noch schnell den Gerichtsbeschluss.

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Alte Freundschaften - Seite 3 Empty Re: Alte Freundschaften

Beitrag  cat Do 18 Jul 2013, 08:43


Gesagt getan. Tom fährt in die Klinik und holt Anna. Die ist allerdings nicht sehr erbaut darüber, dass sie ins Heim mitkommen soll. Tom braucht schon all seine Überredungskunst.
Als er dort ankommt, sind Ina und Hajo schon vor Ort. Die Kinder sitzen alle im Speisesaal.

Hajo: Da seid ihr ja. Hallo Anna.
Anna: Hallo. Was.... was soll ich hier?
Ina: Du brauchst keine Angst zu haben.

Anna schaut sich um. Die anderen sehen das.

Anna: Du hast gesagt, Alexander wäre auch hier.
Tom: (schaut Hajo an) Ist Binz noch nicht hier?
Hajo: Wollte den Gerichtsbeschluss noch holen für Dr. Bremer.
Tom: (beugt sich zu Anna) Er wird gleich hier sein, hm?

Sie sehen jetzt seinen Wagen. Binz parkt direkt vor dem Heim. Jetzt lächelt Anna. Alles ist gut. Binz läuft auf die Gruppe zu.

Binz: Entschuldigung, ging nicht schneller. Hallo Anna.
Anna: Hallo.

Er gibt ihr einen kleinen Kuss auf die Wange und die anderen schauen sich etwas erstaunt an.

Anna: Was soll ich hier? Du hast gesagt, dass ich nicht mehr hierher muss.
Binz: Anna hör zu. Ich habe mit Frau Wallner gesprochen. Aber ..... sie streitet alles ab. Ich.. ich brauche noch mehr Beweise, wenn ich sie anklagen möchte. Das wiederum bedeutet, dass wir noch mehr Kinder untersuchen müssen.
Ina: Du warst doch sicher nicht die einzige, die..... (Ina spricht nicht weiter)
Binz: Die Kinder weigern sich. Sie möchten nicht untersucht werden. Anna, rede mit ihnen. Auf dich hören sie. Mach ihnen klar, dass alles nicht so
schlimm wird und dass.... dass sie ebenfalls keine Angst mehr zu haben brauchen.
Anna: Und warum sollen sie mir gerade glauben?
Binz: Weil du das ganze schon durchgestanden hast? Du kannst ihnen erklären, was genau geschieht und warum. (sie schauen sich an) Bitte Anna.
Du bist meine einzige Hoffnung, um diesen Fall erfolgreich abzuschließen.
Anna: Also gut. Ich... ich rede mit ihnen.
Binz: Danke. (er gibt ihr wieder einen Kuss)

Sie betreten jetzt das Gebäude und Anna geht zu den anderen Kindern. Sie spricht mit ihnen.
Aber keiner der Erwachsenen ist dabei. Das war Annas Bedingung.
Die anderen warten in einem Nebenraum.
Die beiden Mitarbeiterinnen von Frau Wallner sind von den Vorwürfen, die gegen ihre Chefin erhoben werden, sehr überrascht und können sich das gar nicht vorstellen. Ihnen ist nie etwas in dieser Art aufgefallen. Aber sie sind auch nur tagsüber hier. Frau Wallner selbst wohnt in dem Heim.
In der Zwischenzeit ist auch Dr. Bremer mit einer Hilfe eingetroffen. Er und Binz unterhalten sich kurz.
Etwas später geht die Tür auf und Anna kommt wieder zu ihnen.

Bremer: Hallo Anna.
Anna: Hallo Doktor. Sie… sie können jetzt reingehen.

Anna rollt mit dem Rollstuhl an allen vorbei. Sie kennt sich ja hier aus. Sie fährt nach draußen, bleibt an einer Bank stehen.
Die anderen beobachten das.
Dr. Bremer geht mit seiner Hilfe in den Raum und dort bespricht er alles weitere. Er kann für seine Untersuchungen das Sanitätszimmer des Heimes nutzen. Die Erzieherinnen helfen ihm dabei.

Ina: Die Kleine kann einem echt Leid tun.
Binz: Ja.
Hajo: Bleibt nur zu hoffen, dass sie das alles so schnell wie möglich verarbeitet.
Tom: Wird sicher nicht leicht werden. Was passiert mit den Kindern hier?
Binz: Ich denke mal, wenn das Untersuchungsergebnis ähnlich dem von Anna ausfällt, wird das Heim geschlossen werden. Es sind ja auch nicht allzuviele Kinder hier. Die werden auf umliegende Häuser verteilt.

Sie müssen eine ganze Weile warten, bis Dr. Bremer endlich aus dem Untersuchungsraum herauskommt. Er hat von allen Kindern Blut abgenommen und sie auch sonst gründlich untersucht.

Binz: Und? Können sie schon grob etwas sagen?
Bremer: Nun, es sind nicht alle betroffen. Bei drei weiteren Kindern habe ich ähnliche Spuren von Gewalteinwirkung feststellen müssen.
Binz: Dann ist Anna kein Einzelfall.
Bremer: Nein. Allerdings sind die Kinder nicht bereit darüber zu reden.
Ina: Verständlich. Sie schämen sich.
Bremer: Sicher. Aber zu ihrem eigenen Schutz sollten sie darüber reden. Sie müssen einem Psychologen vorgestellt werden. Wenn sie wollen,
dann kümmere ich mich darum.
Binz: Das wäre sehr nett, Dr. Bremer.
Bremer: Dann lassen sie mich wissen, wohin die Kinder gebracht werden. Denn ich denke, dass hier erst mal der Schlüssel rumgedreht wird.
Binz. Worauf sie sich verlassen können. Ich bekomme ihren Bericht so schnell wie möglich?
Bremer: Sicher. Ich werde mich beeilen.
Binz: Danke.
Tom: Und jetzt?

Binz wendet sich an die beiden Angestellten. Da sie offensichtlich überhaupt keine Ahnung hatten, was hier nach Dienstschluss abging, haben sie sich sofort bereit erklärt, dafür zu sorgen, dass die Kinder in ein anderes Heim überstellt werden.

Anna kommt wieder zu ihnen. Sie war die ganze Zeit draußen mit ein paar anderen Kindern.
Die haben ihr natürlich erzählt, dass sie von hier weg müssen.

Anna: Alexander, stimmt es, dass die Kinder hier alle rausmüssen?
Binz: Ja.
Anna: Und wohin kommen sie?
Binz: In ein anderes Heim, wo es ihnen besser gehen wird.
Anna: Und was mache ich?
Binz: (geht zu ihr, setzt sich in die Hocke) Wir beide gehen jetzt auf dein Zimmer und packen alles, was dir gehört ein.
Anna: Aber ich will nicht ins Heim. Du hast gesagt, dass ich in der Klinik bleiben kann.
Binz: In der Klinik? Findest du es da wirklich so toll?
Anna: Besser als ein Heim.
Binz: Und auch besser als mein Zuhause?

Sie schauen sich jetzt an. Hajo, Ina und Tom, die in der Nähe stehen, bekommen das Gespräch natürlich mit.

Anna: Dein Zuhause?
Binz: Ja. Also... Pierre ist zwar nicht da, aber... ich denke er wäre einverstanden, wenn ich dich erst einmal zu uns hole.
Anna: Wow!
Binz: Ich interpretiere das als ein klares ja?
Anna: Wie kannst du nur so etwas fragen.

Sie ist auf einmal so glücklich, so glücklich hat sie Binz noch nie gesehen.
Er umarmt die Kleine.

Binz: Na dann. Lass uns gehen, hm?
Anna: Jaaa.

Sie rollt in Richtung Zimmer.
Binz bleibt bei den dreien stehen.

Hajo: Sie wollen sich um das Mädchen kümmern?
Binz: Ja. Mein.... Lebensgefährte und ich hatten sowieso vor, ein Kind zu adoptieren. Na ja, warum nicht Anna.
Ina: Das ist sehr mutig von ihnen.
Binz: Danke.
Tom: Und was ist mit der Wallner?
Binz: Die bleibt solange auf dem Präsidium, bis Dr. Bremer seinen Abschlussbericht schickt. Und dann werde ich Anklage gegen sie erheben.
Hajo: Gut. Dann kümmern sie sich jetzt erst mal um ihren Schützling.

Aus einem der Zimmer hören sie Anna rufen.

Anna: Alexander, wo bleibst du denn?
Binz: (schaut nacheinander Hajo, Ina und Tom an, grinst) Ich komme.

Dann lässt er die drei stehen und verschwindet in einem der Zimmer, in dem sich Anna befindet.


Tom: Wow, das hätte ich dem Typen gar nicht zugetraut.
Ina: Stimmt. So ein Kind... in seiner Situation.
Hajo: Was meinst du?
Ina: Hajo, er ist schwul.
Hajo: Was nicht heißt, dass er kein guter Vater sein kann.
Ina: Nein, natürlich nicht. Aber außergewöhnlich ist das schon.
Tom: Heute doch nicht mehr. Wir leben in einer aufgeschlossenen Gesellschaft, in der nichts mehr unmöglich ist.
Hajo: Und genau aus diesem Grund hast du auch den Job bei uns bekommen.

Er haut ihm leicht auf die Schulter und geht grinsend an ihm vorbei.
Ina muss schmunzeln und folgt ihm. Tom schaut den beiden hinterher und verdreht nur seine Augen.

Die Sachen der Kinder werden in Koffer gepackt. Die Angestellten haben ein Heim ausfindig gemacht, die komplett alle Kinder aufnehmen können.
Anna ist auch fertig mit Packen. Binz fährt mit ihr auf direktem Wege nach Hause.

Anna: Geht denn das einfach so?
Binz. Was meinst du?
Anna: Na ja, dass ich mit dir mitkommen kann.
Binz: Eigentlich nicht. Ich werde morgen früh auch gleich auf die Behörde gehen. Ich muss schließlich einen Adoptionsantrag stellen.
Anna: Verstehe. Und was, wenn die nein sagen?
Binz: Keine Angst. Pierre und ich geben nicht so schnell auf.

Sie schauen sich an und müssen lächeln.

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Beitrag  cat Do 18 Jul 2013, 08:46


Sie sind wenig später am Ziel. Binz fährt Anna zum Lift. Sie müssen zwei Stockwerke nach oben. Dort schließt er die Wohnung auf. Anna schaut sich ein wenig um. Sieht die Wendeltreppe nach oben.

Binz: Tja, ich zeige dir erst einmal dein Zimmer hier unten. Komm.

Er zeigt ihr das Zimmer, in dem ja auch schon Jan übernachtet hat. Dann das Badezimmer und den restlichen Wohnraum.

Anna: Und wo schlaft ihr?
Binz: Küche, Wohnzimmer und Schlafzimmer sind oben. Komm.

Er holt sie aus dem Rollstuhl und trägt sie nach oben.
Dort setzt er sie auf einen Stuhl, um den Rollstuhl hochzuholen. Danach setzt er sie wieder hinein und fährt sie durch die Räume. Zuletzt auf die große Dachterrasse.

Anna: Wow, das ist aber toll hier.
Binz: Danke. Aber... ich denke, dass wir uns etwas Neues suchen müssen.
Anna: Aber warum? Eure Wohnung ist der Hammer.
Binz: Schon, aber für einen Menschen mit Behinderung etwas beschwerlich.
Anna. Mein Rollstuhl? (er nickt) Aber....aber ich möchte nicht, dass ihr meinetwegen eine so schöne Wohnung aufgebt.
Binz: also das lass mal unsere Sorge sein. Es gibt in Leipzig bestimmt noch eine Menge toller Wohnungen. Und so lange machen wir hier das Beste draus,hm?
Anna: OK.
Binz: Hast du Hunger?
Anna. Ja, irgendwie schon.
Binz: Gut, dann wollen wir mal sehen, was die Küche so hergibt. Komm.

Er fährt sie in die Küche und die beiden machen sich daran, etwas Leckeres zu kochen.

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Beitrag  cat Do 18 Jul 2013, 08:49


Zur gleichen Zeit ist es Jan, der langsam ungeduldig wird. Die Schwester bringt sein Abendesssen.

Jan: Sagen sie, haben sie Anna gesehen?
Schwester: Das Mädchen im Rollstuhl? (er nickt) Ihre kleine Freundin?
Jan: Ja. Ich hab sie heute morgen das letzte Mal gesehen.
Schwester: So viel ich weiß, wurde sie abgeholt. Von einem Polizisten.
Jan: Einem Polizisten?
Schwester: Ja. Den Namen weiß ich nicht. Aber er sah etwas zersaust aus.
Jan: Tom. Tom Kowalski.
Schwester: Wie gesagt, den Namen weiß ich nicht.
Jan: Danke Schwester.
Schwester: Bitte. Und heute wird gegessen, ja?
Jan: Ja.

Sie lässt ihn wieder alleine, als sein Handy klingelt.

Jan: Maybach
Anna: Hallo Jan.
Jan: Anna, wo steckst du denn? Mir ist langweilig.
Anna. (lächelt ein wenig) ich bin nicht mehr in der Klinik.
Jan: Wie bitte? Wo steckst du dann?
Anna: Ich bin bei Alexander zu Hause.
Jan: Was?
Anna: Warte kurz.

Anna übergibt das Telefon an Binz.

Binz: Hallo mein Freund.
Jan: Wie kommt Anna zu dir?
Binz: Wir mussten das Heim schließen. Es gibt außer Anna noch drei weitere Verdachtsfälle.
Jan: Scheiße.
Binz: Ja. Und ich hab die Gelegenheit dazu genutzt, Anna mit zu uns zu nehmen. Morgen werde ich mit der Adoptionsbehörde reden.
Jan: Dann hoffe ich für euch, dass sie keinen Ärger machen.
Binz: Danke. Kannst ja mal zur Sicherheit die Daumen drücken.
Jan: Das mach ich.
Binz: Und bei dir? Alles klar?
Jan: Ja, bis auf die Tatsache, dass es heute Abend richtig langweilig wird, weil Anna nicht mehr da ist.
Binz: Du hast es ja auch bald geschafft, hm?
Jan: Stimmt.
Binz: OK, wir sind gerade mit dem Kochen fertig. Ich schau morgen bei dir vorbei.
Jan: Tu das. Und… guten Appetit.
Binz: Danke. Dir auch.

Er legt auf. Anna und Binz genießen ihr Essen und wenig später richtet er ihr das Zimmer.
Erst als Anna schläft, ruft Binz Pierre an, damit er Bescheid weiß.

Am nächsten Morgen liegt der Bericht von Dr. Bremer vor. Binz erhebt Anklage gegen Frau Haller und die Sache nimmt somit seinen Lauf.
Gegen 10 Uhr fährt er zur Adoptionsbehörde.
Anna hat er dabei.


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Beitrag  cat Do 18 Jul 2013, 08:54


Jan hat mal wieder eine unruhige Nacht hinter sich und nach dem Frühstück wartet um 9 wieder sein Freund Max Kruse.

Max: Guten Morgen, sorry, hab mich ein bisschen verspätet.
Jan: Kein Problem. Hab heute nichts weiter vor.

Max muss grinsen. Jan allerdings verzieht dabei keine Miene.

Max: Wie geht es ihnen?
Jan: Wollen sie das wirklich wissen?
Max: Ich hab von ihren Gehversuchen gehört.
Jan: (jetzt schaut er ihn zum ersten Mal richtig an) Schwester Cara. Tss.
Max: Seien sie ihr nicht böse. Sie ist meine Verlobte und wir reden abends immer ein bisschen über unsere Patienten. Besonders über die, die uns
Am Herzen liegen.
Jan: Ihre Verlobte? Aha, gratuliere. Sie ist mit Abstand die hübscheste Schwester auf der Station.
Max: Ich muss mir jetzt aber keinen Kopf machen, oder? Ich meine...
Jan: Was halten sie davon, wenn wir unsere Partner tauschen? Sie nehmen meine Frau und ich ihre Cara.
Max: Sagen sie....ihnen geht es wirklicht gut?

Jetzt ist es Jan, der anfängt zu grinsen.

Max: Sie wollen mich auf den Arm nehmen.
Jan: Also in meinem jetzigen Zustand wäre das etwas problematisch.
Max: Dann sollten wir dafür sorgen, dass sich das ändert.

Jan grinst immer noch, weil er merkt, dass Kruse das eben gehörte immer noch nicht richtig verdaut hat. Weiß er, dass seine Verlobte immer wieder von Männern angemacht wird.
Er ist kurz nicht bei der Sache und ihm fällt etwas herunter, direkt auf Jans Beine.
Der zuckt kurz zusammen. Kruse merkt das.

Max: Haben sie das gespürt.
Jan: Nicht so schlimm. Alles OK.
Max: Haben sie das gespürt?

Jetzt erst merkt Jan, was er mit dieser Frage eigentlich sagen will. Sie schauen sich an.

Jan: Ja. Ein... ein bisschen.
Max: (lächelt wieder) Na bitte.
Jan: Was.... was bedeutet das?
Max: Das bedeutet, dass das hier (er klopft jetzt auf Jans Oberschenkel) alles andere als tot ist. Und deshalb werden wir jetzt gleich weitermachen.

Er hilft Jan dabei, sich wieder auf die Liege zu legen und beginnt mit seinen Übungen.

Max: Wo ist eigentlich ihre kleine Freundin, das Mädchen im Rollstuhl?
Jan: Zu Hause.
Max: Warum sitzt sie im Rollstuhl?
Jan: Genau weiß ich das nicht. Sie saß mit ihren Eltern im Wagen, als der von der der Straße abkam.
Max: Verstehe. Das ist schon tragisch für so einen jungen Menschen. Gerade wenn man das Leben noch vor sich hat.
Jan: Ja, aber sie nimmt das relativ gelassen. Zumindest kommt es für mich so rüber.
Max: Kinder sind da anders. Sie sind schneller bereit, sich mit ihrem Schicksal abzufinden.
Jan: Anders als wir Erwachsene.
Max: Na ja. Anders als manche Erwachsene.

Sie schauen sich jetzt wieder an. Jan weiß genau, dass er ihn jetzt ganz speziell anspricht.

Jan: Schon gut. Ich werde an mir arbeiten, versprochen.
Max: Gut. Übrigens, ihre Frau kommt sie heute doch sicher besuchen. Könnten sie sie bitten, morgen um 9 vorbeizukommen? Ich würde ihr dann gerne ein paar Übungen zeigen, die sie mit ihnen zu Hause durchführen kann.
Jan: Ich sag ihr Bescheid. Aber... muss das sein?
Max: Wenn sie erst mal zu Hause sind, ist es mit den täglichen Übungsstunden hier vorbei. Sie kommen nur noch zweimal die Woche zu mir. Den Rest müssen sie zu Hause machen. Neue Krankenverordnung. Ist nicht auf meinen Mist gewachsen.
Jan: Verstehe.
Max: Aber ihre Frau macht das sicher sehr gut. Und.... sie hat ja Ansporn genug.
Jan: Wie bitte?
Max: Na... unser Abendessen, wenn sie wieder laufen können. Schon vergessen?
Jan: OK, Abendessen ja, aber nur, wenn ich mit ihrer Herzdame mitkommen kann.
Max: Einverstanden.

Jetzt müssen sie beide grinsen und Jan erträgt seine „Folter“ dieses Mal ohne große Schmerzen.

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Beitrag  cat Fr 19 Jul 2013, 08:06

Als Binz mit Anna in die Adoptionsbehörde kommt, ist nicht viel los in den Gängen. Binz meldet sich an und danach sitzen sie in einem Aufenthaltsraum.
Sie schauen sich an.

Anna: Nervös?
Binz: Irgendwie schon. (sie lächeln sich an)

Dann werden sie gestört. Die Tür zu einem Zimmer geht auf und eine Frau kommt heraus.

Keller: Herr Binz?
Binz: (schaut sie an) Frau Keller, guten Morgen.
Keller: Morgen. (sie geht auf die beiden zu und gibt ihm die Hand) Und du bist sicher Anna. Hallo.
Anna: Hallo. (auch sie geben sich die Hand)
Keller: Herr Binz, ich würde zuerst kurz mit ihnen alleine reden.
Binz: Kein Problem. Anna? Du wartest hier, hm?
Anna: Klar.
Keller: Dauert nicht lange.

Sie gehen in das Zimmer und Anna holt sich eine Zeitschrift, die auf einem Tisch liegt

Keller: Setzen sie sich doch bitte. (Binz setzt sich) Wo ist ihr Lebensgefährte?
Binz: In Thailand. Also... auf dem Rückflug.
Keller: Verstehe. Herr Binz, erst einmal bin ich froh darüber, dass sie ihren Arbeitsplatz wieder haben.
Binz: Ja.
Keller: Und jetzt würde ich gerne kurz etwas über das Mädchen erfahren.
Binz: Sicher. Anna Weiß lebt seit drei Jahren in einem Heim. Ihre Eltern kamen bei einem Autounfall ums Leben. Sie selbst saß auch im Wagen. Seitdem ist sie an den Rollstuhl gefesselt.
Keller: Und wie haben sie sie kennen gelernt?
Binz: In der Klinik. Ein Freund von mir wurde dort eingeliefert und durch ihn habe ich dort zum ersten Mal Kontakt mit ihr aufgenommen.
Keller: Warum war sie dort?
Binz: Sie hatte versucht, sich das Leben zu nehmen. Überdosis Tabletten.
Keller: Das ist ja furchtbar. Was hat das Kind dazu bewogen?
Binz: Sie hatte Angst. Angst vor der Heimleiterin. Wir haben mittlerweile umfassende Beweise dafür, dass nicht nur Anna, sondern noch weitere
Kinder in diesem Heim, immer wieder sexuell missbraucht wurden.
Keller: Ach Gott, das.....
Binz: Frau Keller, wir würden uns sehr gerne um Anna kümmern wollen. Im Moment ist sie bei uns. Das Heim wurde geschlossen und...
Keller: Ich verstehen.
Binz: Wird es Probleme geben? Ich meine, weil wir...
Keller: Herr Binz, über ihre Homosexualität haben wir schon gesprochen. Für mich ist das kein Grund von vorn herein einen Antrag abzulehnen. Wichtig ist, dass ich das Umfeld kenne. Mir ein Bild von den Antragsstellern mache. Ob das jetzt Mann und Frau, oder wie in ihrem Fall Mann und Mann ist.
Binz: Wir haben Anna ins Herz geschlossen und wir würden ihr sehr gerne ein Zuhause bieten, in dem sie keine Angst mehr haben muss.
Keller: Das glaube ich ihnen. Also ich würde sagen, Anna bleibt jetzt erst einmal bei ihnen. Schon allein deshalb, damit sie ein wenig zur Ruhe kommt. Und ich werde in den nächsten Tagen einfach mal bei ihnen vorbei kommen, um zu sehen, wie sie sich eingelebt hat. Sie muss aber
Zur Schule.
Binz: Das ist kein Problem. Aus ärztlicher Sicht ist sie wieder voll belastbar. Was die Psyche angeht... wird sie sicher noch eine ganze Weile brauchen.
Aber wir wollen ihr helfen.
Keller: Gut, dann... würde ich jetzt gerne noch kurz ein paar Worte mit Anna wechseln.
Binz: Sicher.

Sie stehen auf und gehen zur Tür. Anna schaut sofort auf, als sie merkt, dass sie aufgeht.

Keller: Anna? Kommst du bitte mal zu mir?

Anna legt die Zeitschrift weg und rollt auf die Tür zu. Binz zwinkert ihr kurz zu und dann verschwindet sie hinter dieser Tür. Binz setzt sich jetzt auf einen der Stühle und wartet.

Keller: So Anna. Ich möchte dich ein bisschen kennen lernen. Herr Binz hat mir ja schon ein bisschen was von dir erzählt.
Anna: Alles?
Keller: Was verstehst du unter alles?
Anna: NA alles eben.
Keller: Du hast in einem Heim gelebt.
Anna: Ja. Aber da möchte ich nicht mehr hin.
Keller: Das kann ich sogar verstehen. Anna, du hast Schlimmes durchmachen müssen und es wird sicher nicht leicht für dich werden, das Erlebte
Zu verarbeiten. Glaubst du, dass es dir bei Herrn Binz und Herrn Lambert gefallen wird?
Anna: Auf jeden Fall. Sie sind beide super. Und mit Alexander kann ich über alles reden.
Keller: Über alles?
Anna: Ja. Ich weiß, was sie jetzt meinen. Weil er ein Mann ist. Und Pierre auch. Aber ich brauche keine Mutter. Und... zwei Väter zu haben ist doch cool.
Keller: Cool, so.
Anna: Was ist? Darf ich nicht bei Alex und Pierre bleiben?
Keller: Doch, natürlich. Vorerst. Es müssen noch ein paar Dinge geprüft werden, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung kommt. Aber so lange kannst du bei den beiden wohnen bleiben.
Anna: Juhu. Danke.

Frau Keller merkt nun, dass es für die Kleine wirklich wichtig ist, bei Binz bleiben zu dürfen.

Keller: Ich habe Herrn Binz gesagt, dass du wieder in die Schule musst.
Anna: Klar. Ich bin ja auch wieder gesund.
Keller: Na dann.... wünsch ich dir erst mal eine gute Zeit und wir werden uns ab jetzt immer mal wieder sehen.
Anna: Ist OK.

Sie steht auf und bringt Anna nach draußen. Dort verabschieden sich die drei.
Auf dem Weg zum Wagen will Binz wissen, was sie von ihr alles wollte.
Anna erzählt ihm von dem Gespräch und danach fahren sie erst einmal nach Hause.

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