Liebesbeweise

Es ist mittlerweile nach 18 Uhr. Jan hat den Tisch sehr hübsch gedeckt. Einige Kerzen stehen auf dem Tisch. Das Essen ist soweit auch fertig.

Hajo kommt aus seinem Büro.

Hajo: Und Ina? Bist du weiter gekommen?
Ina: Ich hab mit der Freundin telefoniert. Sie hat mir erzählt, dass Frau Schweitzer damals eine Affäre mit einem Kollegen hatte. Und dass sie sich vorstellen könnte, dass er der Vater des Kindes ist.
Hajo: Hast du einen Namen?
Ina: Ja. Oliver Klein.
Hajo: Na gut. Wir... machen Schluss für heute.

Vince kommt mit betretener Miene ins Zimmer.

Ina: WAs ist?
Vince: Ich hab gerade mit dem Krankenhaus telefoniert. Der Junge, er... er ist tot.
Hajo. Scheiße.
Vince: Die Verletzungen waren einfach zu schwer.
Hajo: Dann zieh den Beamten von der Überwachung ab.
Vince: Hab ich schon.

Er geht betreten an seinen Schreibtisch und räumt auf.
Hajo und Ina sehen sich an. Sie denken beide wohl gerade das gleiche. Wo ist Laura und lebt sie noch?

Es ist gegen 20 Uhr. Jan wartet immer noch. Er hat schon ein paar Mal auf Lenis Handy versucht, anzurufen. Aber sie hat es nicht eingeschaltet.
Die Zeit verstreicht, nichts passiert. Langsam wird er sauer. Er löscht irgendwann die Kerzen und geht ins Bett.
Weit nach Mitternacht kommt Leni endlich nach hause. Sie sieht den Tisch, das Essen, das natürlich nicht mehr zu genießen ist. Sie wird nachdenklich. Dann geht sie ins Schlafzimmer und erkennt Jan, der tief und fest schläft.
Leise macht auch sie sich für die Nacht fertig und legt sich vorsichtig ins Bett. Sie möchte Jan nicht wecken.

Am nächsten morgen ist es Jan, der schon früh in der Küche ist. Er hat die Spuren des gestrigen Abends bereits beseitigt und auf dem Tisch steht nun das Frühstück.
Irgendwann steht Leni an der Tür und beobachtet ihn.
Ihre Blicke treffen sich. Beide bleiben stehen.

Leni: Hey.
Jan: Morgen. (er deckt weiter den Tisch)
Leni. tut mir Leid. Ich... ich wusste nicht, dass du gestern Abend....
Jan: Du hättest wenigstens anrufen können.
Leni: Ich weiß. Wir hatten diese Konferenz und es gab Probleme . Wir haben gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Jan: War Achim auch dabei?
Leni: Jan, bitte. Natürlich war er dabei. (er schaut sie an, macht dann weiter) Warum bist du gestern Morgen so schnell aus der Praxis verschwunden?
Jan: Was sollte ich denn noch dort? Achim war doch bei dir.
Leni: Jan, auch wenn Achim der biologische Vater des Kindes ist, du bist derjenige, der es erziehen wird.
Jan: Ach ja? Bist du dir da so sicher?
Leni: Natürlich.
Jan: Leni, ich.. ich kann das nicht.
Leni: WAs ? Wenn ich irgendeine Samenspende erhalten hätte, könntest du dann besser damit umgehen?
Jan: Ich hab dir gesagt, dass eine Samenspende für mich nicht in Frage kommt.
Leni: Ich weiß. Aber ich möchte mit dir ein Kind großziehen. Und ich dachte, du würdest es besser akzeptieren, wenn du den Spender kennst.
Jan: Achim. Dein toller Kollege. Verrat mir eins. Habt ihr es in unserem Schlafzimmer getrieben? Oder im Büro?
Leni: Jetzt werde nicht ausfallend, Jan. Nein. Wir sind jedes Mal in eine Pension
Jan: Klasse. Richtig romantisch. Hoffe, du hattest auch deinen Spaß dabei.
Leni: Weißt du was? Du kannst mich mal.

Sie geht aus der Küche. jan schaut ihr nach, dann schmeißt er etwas, das er in der Hand hält, in eine Ecke. Es gibt einen mächtigen Knall und dann schnappt er sich seine Jacke und verschwindet.
Leni hört im Schlafzimmer das Zuschlagen der Haustür. Sie wird nachdenklich.

Jan geht zum Auto. Auf dem Weg dorthin wird er von einem Mann abgefangen.

Oliver: Herr Maybach?
Jan: (dreht sich um) Ja?
Oliver: Wir... wir kennen uns nicht. Aber... ich muss mit ihnen reden.
Jan: Worüber?
Oliver: Nicht hier. Könnten wir.. könnten wir an den See fahren?
Jan: An den See? jetzt?
Oliver: Bitte, es.. es ist wirklich wichtig.
Jan: Sagen sie mir doch wenigstens, worum es geht.
Oliver: Um Laura.
Jan: Wissen sie, wo sie ist?
Oliver: (es herrscht Schweigen, sie schauen sich an) Fahren wir?
Jan: Na gut. Steigen sie ein.

Der Mann steigt in den Wagen und Jan fährt zum See.
Dort hält er auf einem Parkplatz. Die beiden steigen aus.

Jan: Und jetzt?
Oliver: Kommen sie. (er läuft voraus auf einen kleinen Platz. Dort steht ein Wohnmobil)
Jan: (erkennt das Freiburger Kennzeichen) Sie sind aus Freiburg?
Oliver: Ja. (er schließt das Wohnmobil auf und geht hinein)

Jan macht es ihm nach. Obwohl er ein wenig zögert.
Drinnen ist alles schön hergerichtet und dann erkennt er auf dem Bett Laura. Sie schläft.

Jan: Laura? (durch seine Stimme wird sie wach)
Laura: Jan.

sie steht auf und geht auf ihn zu. Er nimmt sie in den Arm.

Oliver: Setzen sie sich doch. kaffee?
Jan: (nickt) Gerne.
Laura: Jan, wie geht es Tobias? Kann ich ihn heute im Krankenhaus besuchen?
Jan: Ganz bestimmt.
Oliver: (stellt ihm einen Becher Kaffee auf den Tisch) Vorsicht ist noch ziemlich heiß.
Jan: Danke.
Oliver: Und du bekommst eine Schokolade, hm?
Laura: Au ja. (sie setzt sich neben Jan)
Oliver: Laura hat mir von ihnen erzählt und ich hab gemerkt, wie traurig sie dabei wurde.
Laura: Ist Tom sehr böse, weil ich aus dem Heim abgehauen bin?
Jan: Er ist nicht böse. Er macht sich Sorgen.
Oliver: Ist meine Schuld. Aber ich... ich konnte nicht anderes.
Jan: Wer sind sie?
Oiver: Mein Name ist Oliver Klein und ich komme, wie sie ja schon bemerkt haben, aus Freiburg. Laura, was hältst du davon, wenn du noch ein bisschen nach draußen gehst? Bis die Schokolade fertig ist?
Laura: Verstehe. (sie geht aus dem Wohnmobil auf den angrenzenden Spielplatz)
Jan: sie sind Lauras Vater?
Oliver: Wie kommen sie darauf?
Jan: Unsere Gerichtsmedizin hat festgestellt, dass Herr Schweitzer nicht der leibliche Vater von Laura war.
Oliver: Ja. Ja, sie haben Recht. Ich... ich bin Lauras Vater. Und ich....
Jan: Was haben sie Laura erzählt?
Ollver: Die Wahrheit. Warum sollte ich sie anlügen. Sie ist zwar erst 5 aber... sie hat... das Ganze glaube ich ganz gut verstanden.
Jan: Was ist damals passiert?
Oliver: Ich weiß es selbst nicht genau. Carola und ich, wir... wir haben zusammen gearbeitet und ich merkte, dass sie nicht glücklich in ihrer Ehe war. Ihr Mann hat Tobias mit in die Ehe gebracht und da gab es wohl anfangs etwas Schwierigkeiten. Sie wollten ein gemeinsames Kind. Aber das hat wohl nicht funktioniert. Na ja und... irgendwie ist es dann geschehen.
Jan: Wusste Herr Schweitzer.... oder Herr Gräfe davon?
Oliver: Nein. Ich glaube nicht. Sie hat ja auch erst ein paar Tage vor diesem Prozess von ihrer Schwangerschaft erfahren.
Jan: Und dann?
Oliver: Dann ging alles so schnell. ich wollte sie anrufen, ohne Erfolg. Dann hab ich erfahren, dass sie ihren Job gekündigt hat. Ich bin zu ihr nach Hause. Und dort musste ich erfahren, dass sie weggezogen sind. DAs alles innerhalb von zwei Tagen.
Jan: sie wurden in ein zeugenschutzprogramm aufgenommen. Da muss alles sehr schnell gehen.
Oliver: Ja.
Jan: (schaut ihn an) Seit wann sind sie in Leipzig?

Oliver: (merkt, was er jetzt denkt) Seit... drei Tagen. (Jan sagt nichts) Hören sie, ich.. ich hab mit dem Tod der Familie nichts zu tun. das denken sie doch jetzt, oder?
Jan: Ich weiß nicht. Wie haben sie sich damals gefühlt, als alles plötzlich zu Ende war?
Oliver: Schlecht. ich wusste, dass die Frau, die ich liebe, ein Kind von mir erwartet. Und ich... ich hatte keine Ahnung, wo sie sich aufhielt.
Jan: Und woher wussten sie, dass Frau Schweitzer jetzt in Leipzig lebte?
Oliver: Carola oder jetzt Karen, sie.. sie hat sich bei mir gemeldet.
Jan: WAnn?
Oliver: Vor etwa einem Monat.
Jan: WArum?
Oliver: Sie fühlte sich... nicht mehr sicher.
Jan: Geht es ein bisschen genauer?
Oliver: Sie wollte, dass ich nach Leipzig komme. Allerdings durfte ihr Mann nichts davon mitbekommen.
Jan: Hat sie ihnen nichts Konkretes gesagt? Warum sie sich nicht mehr sicher fühlte?
Oliver: Nein. ich.. ich hab danach auch gezögert. Bin nicht gleich hier her gefahren. Aber als sie mir dann ein paar Fotos unserer Tochter schickte, da... da musste ich fahren.
Jan: Verstehe. haben sie sich hier in Leizpig noch getroffen?
Oliver: Nein. wir.. wir wollten uns morgen hier am See treffen.

Es herrscht Schweigen. Jan nimmt einen Schluck vom heißen Kaffee.

Oliver: Was passiert denn jetzt mit Laura? Ich meine... ihre Eltern sind tot. Und ich bin ihr Vater. Da....
Jan: Das kann ich ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Als biologischer Vater haben sie natürlich die Möglichkeit, Laura zu sich zu holen. Aber das muss ein Gericht entscheiden.
Oliver: Sie hat doch niemanden mehr.
Jan: Herr Klein, Laura war in diesem Heim untergebracht.
Oliver: ich weiß. Sie hat mir auch von ihnen erzählt. Ich glaube, sie mag sie sehr.
Jan: DAs beruht auf Gegenseitigkeit. Was ich eigentlich sagen möchte, bringen sie Laura wieder zurück. Und ich rede mit meinem Freund, der dieses Heim leitet. Ich denke, dass sie für die Zeit, bis eine Entscheidung getroffen werden kann, dort bleiben können.
Oliver: Sie wollen mir helfen?
Jan: Ja.
Oliver: Danke. danke, dass sie mir glauben. Ich weiß, dass ich verdächtig bin.
Jan: Nicht für mich.

Die Tür geht auf und Laura kommt herein.

Laura: Was macht meine Schokolade?
Oliver: Fast fertig. Setz dich.
Laura: (setzt sich wieder neben Jan) Muss ich wieder ins Heim?
Jan: Ja. Aber... (er schaut Oliver an) Dein vater wird mitkommen, hm?
Laura: (sie schaut beide an) OK:
Jan: Laura, hör mal, du.. du weißt, dass jemand deinen Eltern sehr weh getan hat und ich möchte diesen Menschen, der das getan hat, finden. Vielleicht kannst du mir ja ein bisschen dabei helfen.
Laura: Wie denn?
Jan: Denk mal nach. Gab es in letzter Zeit jemanden, der Streit mit deinen Eltern hatte?
Laura: Nein. Aber Mama und papa haben sich oft gestritten.
Jan: Weißt du warum?
Laura: Papa wollte weg von hier, glaube ich. Er wollte das Haus verkaufen. Ich hab das alles nicht so richtig verstanden. Aber Mama war dagegen.
Jan: (er erkennt, dass sie traurig wird) Ist schon OK. Wir warten einfach, bis es Tobias wieder besser geht. vielleicht kann er mir ja weiter helfen.

Er streicht ihr über das Haar. Laura trinkt ihre Schokolade.
Jan bleibt noch eine Weile bei den beiden und gemeinsam fahren sie dann zurück ins Heim

Zur gleichen Zeit im Büro. Es ist eine Menge los.

Hajo: Ist Jan noch nicht da?
Vince: Nee. ich hab schon versucht ihn auf dem Handy zu erreichen und zu Hause ist nur Leni rangegangen. Sie weiß nicht, wo er steckt.
Ina: Ich hab versucht, diesen Oliver Klein zu erreichen. Er wohnt bei seiner Mutter und die hat mir gesagt, dass er vor drei Tagen mit seinem Wohnmobil losgefahren ist.
Hajo. Wohin?
Ina: Konnte sie mir nicht sagen. ich hab das Kennzeichen mal in die Fahndung gegeben. Vielleicht ist er ja hier in Leipzig.
Hajo: Gut.
Ina: Außerdem hat mich die Freundin von Frau Schweitzer noch einmal angerufen. Sie hat mir erzählt, dass Oliver Klein zu einem Freund gesagt hat, dass er seine Tochter zu sich holen wird.
Vince: Das klingt doch nach einem Motiv, oder?
Hajo: Unter normalen Umständen schon. Aber die Familie Gräfe gibt es nicht mehr. Sie bekam eine komplett neue Identität. Bei einem zeugenschutzprogramm weiß niemand über das neue Leben der Betroffenen Bescheid.
Vince: Ich weiß. Aber das funktioniert nur so lange, wie sich die Betroffenen auch danach richten.
Ina: Was meinst du?
Vince: Na ja. Was ist, wenn Frau Schweitzer wieder mit ihrem Exgeliebten Kontakt aufgenommen hat? Verhindern kannst du das nicht.
hajo: Da hast du sicher Recht. Aber das Leben der Familie steht dabei auf dem Spiel. Und ich weiß nicht, ob sie ihre Kinder der Gefahr, wiedererkannt zu werden, ausgesetzt hätte.

Inas Telefon klingelt.

Ina: Zimmermann. --- Ja? --- Und da seid ihr euch ganz sicher? --- War er alleine? --- Und wer? --- Jan?! (Hajo und Vince schauen sich an) Ja, ich hab verstanden. --- Nein. Wartet erst mal. --- Ja, Danke.

Sie legt wieder auf.

hajo: Was ist?
Ina: Eine Streife hat das Wohnmobil gesichtet und zwar am See.
vince: Am See?
Ina: Sie haben mit einem bediensteten eines Restaurants gesprochen. Er hatte ein kleines Mädchen dabei.
Vince: Laura.
Ina: Das denke ich auch.
Hajo: Aber warum hält er sich immer noch mit dem Mädchen hier in Leipzig auf? An seiner Stelle wäre ich doch verschwunden.
Ina: Ich denke mal, daran ist Jan Schuld.
Hajo: Wieso das denn jetzt?
Ina: Er war bei ihm. Und sie sind zusammen weggefahren.
Vince: Also ich versteh überhaupt nichts mehr.
Hajo: Ina, versuch Jan zu erreichen. ich muss wissen, was er vorhat.
Ina: Ist gut.

hajo geht in sein Büro und schließt die Tür.

Jan fährt zum Heim. Das Wohnmobil folgt ihm .Oliver Klein lässt das Gefährt in der großen Hofeinfahrt des Grundstückes stehen. Tom kommt aus dem Haus und begrüßt Jan, der sich vorher schon angekündigt hat.
Oliver und Laura kommen auf die beiden zu.

Tom: da ist ja meine kleine Ausreißerin.
Laura: Es tut mir Leid. Ich.. ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst.
Tom: Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Ich verliere nicht gerne Kinder. Schon gar nicht, wenn sie so nett sind wie du.

sie schauen sich kurz an, dann schaut Tom zu Oliver.

Oliver: Das ist meine Schuld. Ich wollte sie einfach zu mir holen.
Tom: Sie hätte nur zu klingeln brauchen
Oliver: Hätte ich, aber....
Tom: Na ja. Jetzt kommt erst mal rein.

Sie gehen ins Haus. Jan bleibt stehen.

jan: Tom?
Tom: (bleibt stehen, dreht sich um, geht zurück) Was ist?
Jan: Ich muss ins Büro. Pass gut auf die beiden auf, OK?
Tom: Kannst dich auf mich verlassen. Tschüß

Jan setzt sich ins Auto und fährt in Richtung präsidium. Als er dort auftaucht, wird er gleich von Ina in Beschlag genommen.

Ina: Da bist ja endlich. Wo steckst du denn?
Jan: Morgen Ina.
Ina. Morgen ist gut.
Hajo: (hat Jan durch die Tür gesehen und kommt nach draußen) Jan, wieso gehst du nicht ans Telefon?
Jan: Ging nicht.
Hajo: Ging nicht, ging nicht. Und warum nicht?
Ina: Wo ist Klein? (versucht die Stimmung in eine andere Richtung zu lenken)
Jan: Klein?
Ina: Oliver Klein, der Vater von Laura.
Jan: Woher... wisst ihr...
Hajo: also? Was hast du uns zu sagen? (Jan schaut seine Kollegen fragend an) Wir wissen, dass du mit ihm zusammen warst. Am See.
Ina: Und Laura war auch dabei.
Hajo: Würdest du uns das bitte erklären?
Jan: Na gut..... Als ich heute morgen aus dem Haus kam, hat mich Oliver Klein abgefangen. Er wollte, dass ich mit ihm zum See fahre. Er hat Laura aus dem Heim geholt.
Ina: WArum?
Jan: Er wollte sie zu sich holen. Jetzt, nachdem ihre Eltern tot sind.
Hajo: Er wusste vom Tod der Schweitzers? (Jan nickt) Woher?
Jan: Er hat die Polizei am Tatort gesehen.
Ina: Jan, kann es nicht sein, dass er für dieses Blutbad verantwortlich ist?
Jan: Klein? (sie nickt) Wie... wie kommst du denn darauf?
Ina: Warum nicht? Er wollte seine Tochter und sie war dagegen.
Jan: Ina, deshalb versucht man doch nicht, eine ganze Familie auszulöschen.
Hajo: Was hat er dir erzählt, dass dich so sicher macht, dass er an der ganzen Sache schuldlos ist?
Jan: Karen Schweitzer hat ihn vor über einem Monat angerufen. Sie sagte ihm, dass sie Angst hätte. Allerdings hat sie ihm nicht gesagt, wovor. Sie wollte, dass er nach Leipzig kommt. Was er aber nicht vorhatte. Erst als sie ihm ein paar Fotos von Laura schickte, kam er hierher. Das war vor drei Tagen.
Hajo: Glaubst du ihm?
Jan: Ja, hajo. Ja, das tue ich. es muss irgendwas gegeben haben, was sie geängstigt hat.
Hajo: Um 10 hat sich ein gewisser Hauptkommissar Seiler angekündigt. Er ist vom BKA Stuttgart. Er hat weitere Informationen über die Hintergründe dieses Prozesses. Ich möchte, dass du bei der Befragung dabei bist.
Jan: OK. Ina, versuch noch mal eine Freundin von Frau Schweitzer aufzutreiben. Sie muss sich doch jemandem anvertraut haben. laura hat mir erzählt, dass es öfter Streit zwischen ihren Eltern gab. Er wollte das Haus verkaufen und wegziehen, sie war dagegen.
Hajo: Du hast Laura befragt?
Jan: Ja, aber nicht lange. Wir müssen warten, bis Tobias wieder bei Bewusstsein ist. Er kann uns sicher mehr erzählen. (jetzt verdunkeln sich die Mienen von Hajo und Ina) Was ist?
Ina: Jan... Tobias, er.... er ist gestern Abend noch seinen schweren Verletzungen erlegen.
Jan: Was?! (er ist entsetzt, damit hat er nicht gerechnet) Das... das kann nicht sein. (er geht ein paar Schritte von ihnen weg, steht mit dem Rücken zu ihnen)
Hajo: Es tut mir Leid.
Jan: Warum? Er war erst 12. Wie.. .wie soll ich das Laura erkären? Sie...

Er schweigt. Vince kommt ins Büro. Er erkennt die bedrückende Stimmung im Raum. Hält sich mit seinen Sprüchen daher zurück.

vince: Da ist ein Hauptkommissar Seiler draußen.
Hajo: Er ist schon da?
Vince: WEr ist das?
Hajo: Er ist vom BKA. Jan? Kommst du?
Jan: (dreht sich jetzt zu ihnen um) Ja. (er geht an Vince vorbei, bleibt stehen) Vince, tu mir den Gefallen und rede noch mal mit den Bankkollegen von Schweitzer. vielleicht weiß der ein oder andere doch noch mehr über seine Abwanderungspläne.
Vince: Mach ich.

Hajo und Jan gehen nach draußen und begrüßen Seiler. Sie gehen gemeinsam in Hajos Büro. Ina und Vince schwirren aus.

Hajo: Bitte setzen sie sich doch.
Seiler: Danke. ich hab hier das Wichtigste für sie zusammengetragen. (er gibt ihm eine Akte)
Hajo: Danke.
Jan: Herr Seiler, ganz direkt gefragt. Halten sie es für möglich, dass die Tat mit der Vergangenheit der Familie Schweitzer zu tun hat?
Seiler: Ich hab mich das natürlich auch gefragt.
Jan: Und?
Seiler: Wenn ich ehrlich sein soll, nein. Nein, ich glaube nicht, dass die Menschen, die damals durch diesen Prozess zur Rechenschaft gezogen wurden, dass die zu so einer Tat fähig wären.
Hajo: Warum?
Seiler: Es ging damals um Geld. Um viel Geld. Wir konnten aufgrund der Aussage von Herrn Schweitzer einen großangelegten Geldwäscherring zerschlagen. Es ging um Millionen von Euro.
Jan: Da gibts doch sicher den ein oder anderen, der sich in seiner Ehre gerkänkt fühlte.
Seiler: Mag sein. Aber Mord? Und dann gleich eine ganze Familie. Nein. das.... das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Und ich mache meinen Job schon eine ganze Weile, glauen sie mir.
Hajo: Na gut. Die Akte... wir können sie behalten?
Seiler: Ja.
Hajo: Dann bedanke ich mich, dass sie so schnell bei uns vorbeigeschaut haben.
Seiler: Kein problem. Ich muss nach Berlin und da liegt Leipzig sozusagen auf dem Weg. Tut mir Leid, wenn ich ihnen nicht weiterhelfen konnte.
Hajo: Schon OK.
Seiler: Ich hoffe, sie finden den Mörder.

Er steht auf und verabschiedet sich von den Beiden.
Hajo und jan schauen sich an.

jan: Tja, das bringt uns auch nicht viel weiter.
Hajo: Nein. Hoffen wir mal, dass Ina und Vince etwas herausfinden
Jan: Ja. (er will gehen)
Hajo: Ach Jan? (er bleibt stehen, dreht sich um) Wie war euer Abend?
Jan: (er meidet nun den Blick seines Chefs) Gut. (er geht gleich aus dem Büro, wartet gar nicht mehr auf seine Reaktion)

hajo schaut ihm nach. Er weiß genau, dass das gelogen war. Er wird nachdenklich.

Etwas später kommt Ina wieder ins Büro. Sie hat mit einer Freundin gesprochen.

Jan: Und? Hast du was Näheres erfahren?
Ina: Nein. Sie hat die Aussage, die Laura gemacht hat, bestätigt. Es gab in letzter Zeit öfter Streit zwischen den Eheleuten. Der Hauptgrund war tatsächlich wohl die Absicht Schweitzers, die Stadt bzw. das Land zu verlassen.
Hajo: Und keinen Hinweis warum?
Ina: Nein. Frau Schweitzer war angeblich völlig ahnungslos. Konnte ihren Mann nicht verstehen. Sie hat mir auch erzählt, dass Frau Schweitzer den Vater ihrer Tochter angerufen hat. Und darüber war ihr Mann wohl mehr als erbaut.
Jan: Herr Schweitzer wusste, dass laura nicht seine Tochter war?
Ina: Offensichtlich ja. (Jan denkt nach)
Hajo: jan, du...du glaubst jetzt aber nicht, dass Schweitzer seine eigene Familie auslöschen wollte und sich danach selbst gerichtet hat?

Jan schaut ihn nur an, sagt nichts. Sie werden durch Vince gestört.

Vince: Leute, ihr glaubt nicht, was ich herausgefunden habe.
Jan: Was denn?
Vince: Ich war noch mal in der Bank und hab mit ein paar Kollegen gesprochen. Die konnten mir aber nicht viel sagen. Aber der Direktor hat mir das hier gegeben. (er hat einen Schuhkarton in der Hand)
Ina: Hast du dir neue Schuhe gekauft?
Vince: Nee.

Er nimmt den Karton, stellt ihn auf den großen Besprechungstisch und öffnet ihn. Die anderen stehen um ihn herum.

Jan: WAs ist das?
Vince: Unterlagen. Der Typ hatte keine Wertgegenstände in diesem Schließfach gebunkert. Nur diese zeitungsausschnitte.

Er holt sie heraus und verteilt sie auf seine neugierigen Kollegen.

Jan: "Familientragödie"
Ina: " Am gestrigen Sonntag wurde eine Leipziger Familie durch einen Wohnungsbrand ausgelöscht. Leidiglich der Vater überlebte schwer verletzt dieses Unglück".
Hajo: "DIe Mutter und die drei minderjährigen Kinder hatten keine Chance den Flammen zu entkommen".
Jan: Was soll das? Warum hat er diese Berichte aufbewahrt?
Hajo: Kein Ahnung. Vince, ich möchte alles über diesen Brand wissen. Erkundige dich bei den Kollegen, die den Fall damals untersucht haben.
Vince: Mach ich. (er zieht ab)
Jan: Was denkst du?
Hajo: Nichts. Nur so ein Gefühl.
Ina: Du glaubst, der Brand könnte eine Spur zu unserem Fall sein?
Jan: Warum?
Hajo: Der Vater hat überlebt. Wenn auch schwer verletzt. Ina, Jan ich möchte, dass ihr ihn besucht. Lasst euch die Adresse geben.
Ina: OK.

Ina und Jan haben ziemlich schnell den Namen und die Adresse des Mannes erfahren und sind auf dem Weg dorthin.
Vor dem alten haus sieht es trostlos aus. Im Garten ist schon lange nichts mehr getan worden. Sie schauen sich um und klingeln dann. Aber es öffnet niemand.

Ina: Scheint nicht zu Hause zu sein.
Jan: Ja.
Ina. Glaubst du, dass er was mit den Morden zu tun hat?
Jan: Weiß nicht. Wenn wir eine Verbindung zwischen diesem mann und Schweitzer herstellen können, warum nicht. Rache?
Ina: Da setzt wirklich voraus, dass Schweitzer etwas mit dem Brand zu tun hatte.
Jan: Warten wir mal ab, was Vince herausfindet. Komm.

Ina fährt wieder in Richtung Präsidium.

Jan: Warte mal. Könntest du kurz am Heim vorbeifahren?
Ina: Warum?
Jan: Ich.. ich hab Laura eigentlich versprochen, mit ihr heute Mittag in die Klinik zu fahren.
Ina: Verstehe. Du willst es ihr sagen.
Jan: Ja. (er lässt einen Seufzer heraus)

Ina spricht nicht weiter. Sie merkt, wie sehr jan das belastet. Sie hält den Wagen vor dem Haus.

Ina: Ich warte solange im Wagen.
Jan: Möchtes du nicht mitkommen?
Ina: Nein. Ist besser, wenn sie es nur von dir erfährt.
Jan: Na gut. Ich.. ich beeil mich, hm?

Er steigt aus und geht ins haus. Ina schaut ihm nach.

Im Haus trifft er auf Tom.

Tom: Jan. Mit Laura ist alles in Ordnung.
Jan: Ich muss mit ihr reden.
Tom: Das klingt jetzt aber nicht nach guten Nachrichten.
Jan: Die hab ich auch nicht.
Tom: Jetzt komm erst mal.

Er führt Jan in sein Büro.

Tom: Möchtest du was trinken?
Jan: Hast du einen Schnaps?
Tom: (schaut ihn an) So schlimm? (er bekommt keine ANtwort) Ich hol Laura.

Er geht kurz aus dem Raum und kommt eine Minute später wieder mit Laura.

Laura: Jan. (sie freut sich) Gehen wir jetzt Tobias besuchen?
Jan: Laura ich...
Laura: Du hast es mir versprochen. (sie klingt jetzt ein wenig enttäuscht)
Jan: Ich weiß. Aber... (sie schauen sich an, schweigen kurz) Komm mal her.

Laura geht auf ihn zu. Jan setzt sich an toms Schreibtisch und nimmt sie auf seinen Schoß. Tom der die beiden nicht aus den Augen lässt, weiß genau, was jetzt kommt und er entschließt sich, die beiden alleine zu lassen.

Jan: Das krankenhaus hat bei uns angerufen.
Laura: Wegen Tobias, oder?
Jan: Ja. Weißt du, dein Bruder hatte sehr schwere Verletzungen. Und...die Ärzte konnten nicht versprechen, dass sie ihm helfen können.
Laura: Ist Tobias etwa auch.... tot?
Jan: Ja, mein Schatz. Tobias.... er .. er ist gestorben.

Laura lehnt ihren Kopf an Jans Brust. Er drückt sie fest an sich. Dann hört er ein leises Schluchzen. Sie weint.

Laura: Dann ist er jetzt bei Mama und Papa.
Jan: ja. Die drei sind wieder vereint.
Laura: Und mich lassen sie alleine.
Jan: Hey, du bist nicht alleine. (er schaut sie nun an)
Laura: (lächelt ein bisschen) Darf ich bei meinem Papa bleiben oder muss ich in ein Heim?
Jan: Das kann ich dir jetzt noch nicht sagen. Ich werde versuchen, deinem Vater zu helfen. Würdest du denn gerne bei ihm bleiben?
Laura: Ich denke schon. ich kenne ihn ja nicht. Aber er mich auch nicht. Er ist ganz nett, finde ich.
Jan: Er hat dich lieb. Sonst wäre er nicht den weiten Weg hierher zu dir gefahren.
laura: Ich hab Angst.
Jan: Musst du nicht. Wir sind alle für dich da. Tom, ich, die Kinder hier im Heim.
Laura: Ich weiß.

Sie lehnt sich wieder an ihn und die beiden bleiben noch eine ganze Weile in dieser Haltung. Sagen nichts.

Laura steht dann auf und geht zur Tür. Sie dreht sich zu ihm um.

Laura: Ich hab dich lieb.
Jan: Ich dich auch. Und jetzt ab mit dir.

Sie geht aus dem Büro. Tom sieht das von Weitem und geht dann in Richtung Büro. Jan kommt gerade heraus.
Die Männer sehen sich an.

Tom: Wie hat sie es aufgenommen?
Jan: Weiß nicht. Kümmere dich um sie, ja?
Tom: Das tu ich, aber...
Jan: Ja?
Tom: Ich würde mich auch gerne um dich kümmern.
Jan: WArum?
Tom: Ach komm Jan. ich seh doch, dass es dir schlecht geht. Und unser Gespräch von vorgestern Abend mussten wir an der spannendsten Stelle unterbrechen.
Jan: Ich muss ins Büro. (er will gehen, Tom hält ihn fest)
Tom: Halt. hast du heute Abend schon was vor?
Jan: (sie schauen sich an) ich ruf dich an, OK?
Tom: Aber nicht vergessen.

Jan geht, Tom schaut ihm hinterher.
Draußen steigt Jan in den Wagen. Ina schaut ihn an.

Ina: Und? Wie hat sie reagiert?
Jan: Schwer zu sagen. Ich bin froh, dass sie ihren Vater hat. Er wird ihr über vieles hinweghelfen.
Ina: Wie ist er denn so, dieser Oliver Klein.
Jan: Ganz in Ordnung.
Ina: Du hättest die Kleine gerne bei dir aufgenommen, oder?
Jan: Wie kommst du denn darauf?
Ina: Wollt ihr kein KInd adoptieren?
Jan: Nein. Können wir jetzt fahren?

Ina merkt, dass sie da einen wunden Punkt getroffen hat. Sie startet den WAgen. Bis zum Büro wird nicht mehr geredet.

Dort wartet schon Hajo auf die beiden. Sie erzählen ihm, dass sie Klaus Brenner nicht angetroffen haben.

Hajo: Ich hab in der Firma angerufen, für die er arbeitet. Er hat sich dort vor vier Tagen krank gemeldet.
Jan: Das gefällt mir nicht. Wir sollten seine Wohnung durchsuchen.
Hajo: Jan, dafür haben wir keine Handhabe. Im Moment jedenfalls nicht. Wir müssen warten, was Vince uns über diesen Brand erzählt.
Ina. Wo steckt der eigentlich?
Hajo: Ist bereits auf dem Weg hierer.

Jan geht an den beiden vorbei, setzt sich an seinen Schreibtisch. Ina und Hajo lassen ihn nicht aus den Augen. Ina macht ihrem Chef per Blickkontakt klar, das es Jan nicht gut geht.

Es dauert eine Weile, bis Vince endlich ins Büro kommt.

Vince: So, ich hab jetzt alles.
Hajo: Wo warst du denn so lange?
Vince: War gar nicht so einfach, die Informationen zusammenzutragen. Aber ich glaube, es hat sich gelohnt.
Jan: Was hast du?
vince: Also, vor drei Jahren gab es in diesem Viertel, in dem Die Familie Brenner wohnte, einige Räumungsklagen. Ein Investor wollte mehrere Häuser kaufen und hat den Mietern vergleichbare Wohnungen versprochen. die meisten sind auch ausgezogen. Aber die Brenners haben sich bis zuletzt geweigert. Wollten sich dem Druck dieses Investors nicht beugen.
Ina: Und dann?
Vince: Und dann brach plötzlich Feuer in dieser Wohnung aus. Einfach so.
Hajo: Wie einfach so?
Vince: Man konnte nichts finden. Die Feuerwehr ging von einem Kabelschaden aus.
Jan: Gab es keinen Sachverständigen vor Ort?
Vince: Gab es. Aber der konnte auch nichts finden.
Ina: Dann haben wir nichts.
Vince: Langsam, Ina. Nicht so schnell. Schweitzer arbeitet in der Immobilienabteilung der Bank. Und er war ein sehr enger Freund dieses Investors. Die Geschäfte mit den neuen Immobilien sollten ausschließlich über diese Bank abgewickelt werden. Das hätte eine Menge Provision für ihn gegeben.
Ina: Du meinst, Schweitzer hat ein bisschen nachgeholfen, in dem er das Feuer legte?
Vince: So sieht's aus.
Hajo: Aber es gab doch damals Untersuchungen. Das hätte man doch leicht herausfinden können.
Vince: Nicht, wenn man dem Gutachter ein hübsches Bestechungsgeld zahlt.
Jan: Hast du den Namen des Gutachters?
Vince: Ja. Der ist aber vor drei jahren in die Karibik ausgewandert.
Jan: Scheiße.
Vince: Klaus Brenner lag damals über ein jahr in der Klinik. Er musste zahlreiche Operationen über sich ergehen lassen, bis er sich wieder eingermaßen versorgen konnte. die Verbrennungen waren ziemlich groß. Er hat dann angefangen, Nachforschungen anzustellen. Aber man hat ihm keine Beachtung geschenkt. die Behörden sind davon ausgegangen, dass er es nicht verkraften kann, für das Unglück selbst verantwortlich gewesen zu sein.
Jan: Ich glaub es nicht.
Vince: Und ich hab noch was. Schweitzer wollte das Haus verkaufen und ins Ausland ziehen. Und wisst ihr wohin?
Ina. Machs nicht so spannend.
Vince: Nach Brasilien. Das Land, in dem der Investor der Leipziger Wohnhauskette seine Geschäfte mit Immobilien betreibt.
Jan: Ich würde sagen, hier schließt sich unser Kreis.
Hajo: Wir müssen mit Brenner reden. Setzt ihn zur Fahndung aus.
Ina: OK.

In der Zwischenzeit nähert sich Klaus Brenner dem Heim. Er beobachtet die Kinder, die im Garten spielen.
Er hat ein Foto in der Hand. Ein Foto, das Laura zeigt.
Es ist ganz offensichtlich, dass er sie sucht. Er wird von Oliver entdeckt.

Oliver: Entschuldigen sie, kann ich ihnen helfen?
Klaus: Nein, ich... oder doch? Ich möchte mich erkundigen, wegen einer möglichen Adoption.
Oliver: Ein Kind hier aus dem Heim?
Klaus: Ja.
Oliver: Dann kommen sie doch mit rein. Der Leiter des Heimes kann ihnen bestimmt weiter helfen.
Klaus: Das ist sehr nett. Danke.

Die beiden gehen ins Haus und Oliver führt Klaus Brenner zu Tom, der gerade mit ein paar Kindern etwas bespricht.
Brenner erkennt Laura, die ganz in der Nähe mit einem Mädchen ein Kartenspiel spielt.

Dann geht alles ziemlich schnell. Der Mann holt ein Messer aus der Tasche und geht damit auf Laura zu.
Die schreit vor Schreck auf und lässt die karten fallen. sofort dreht sich alles in die Richtung. Tom will auf Brenner zugehen.

Klaus: Bleiben sie stehen. Keinen Schritt weiter. Ich will nur dieses Kind.
Tom: Hören sie, wir können über alles reden. Aber legen sie das messer weg.
Klaus: Nein. ich werde mit dem Kind dieses haus verlassen. Und niemand, hören sie, niemand wird uns folgen. Sonst stirbt die Kleine.
Oliver: Aber Warum? Was hat ihnen Laura denn getan?
Klaus: Sie muss dafür büßen. Genau wie die anderen.

Tom glaubt zu verstehen, mit wem er es zu tun hat.

Tom: Hören sie zu. Wir gehen jetzt in mein Büro und...
Klaus: Nein. (er fuchtelt mit dem Messer herum) Lassen sie mich in Ruhe. Ich gehe jetzt.

Er bewegt sich mit Laura im Schlepptau, die er immer noch mit dem Messer bedroht, Richtung Ausgang.
Tom bleibt ganz ruhig.

Oliver: Tun sie doch was.
Tom: Bleiben sie ruhig. Der Typ ist zu allem entschlossen.
Oliver: Was haben sie vor?

Tom beginnt nun mit der Zeichensprache irgendetwas zu sagen. Es gibt unter seinen Schützlingen zwei Kinder, die nicht hören können und mit denen man sich in der Zeichensprache unterhalten muss. Die beiden verstehen sofort, was Tom ihnen versucht zu erklären.
Brenner kann damit nichts anfangen.

Klaus: Verdammt, was tun sie da?
Tom: Sie machen den Kindern hier Angst, sehen sie das nicht?
Klaus: Und?
Tom: die meisten können nichts hören. ich versuche sie lediglich zu beruhigen.

Im Hintergrund befindet sich ein Junge, der nicht im Blickwinkel von Brenner steht. Er hat Toms Zeichen auch verstanden und bewegt sich langsam zu einer Tür, die nur angelehnt ist. Er schafft es, unerkannt zu verschwinden. Draußen geht er sofort ins Büro und wählt eine Nummer.

Im Büro wird weiterhin auf Hochdruck gearbeitet. Man versucht, Brenner zu erreichen. Aber alles ohne Erfolg. Jans Telefon klingelt.

Jan: Maybach.
Max: Jan?
Jan: Wer spricht denn da?
Max: Ich bins Max.
Jan: Max, ist alles in Ordnung?
Max: Der mann, er... er bedroht Laura mit einem Messer.
Jan: Beruhige dich Max. Was genau ist passiert?
Max. Da war plötzlich dieser Mann und hatte ein messer in der Hand. Und damit ist er auf Laura los. Ich galube, er will sie töten.
Jan: Wo bist du jetzt?
Max: Im Büro.
Jan: Gut. Du bleibst dort. Hast du mich verstanden? Du rührst dich nicht vom Fleck. Wir sind in 15 Minuten bei euch.
Max: OK. Beeil dich.
Jan: Bis gleich.

er legt auf.

hajo: Was ist?
Jan: Brenner. Er ist im Heim und hat Laura in seiner Gewalt.
Hajo: Scheiße. Dann los.

Sie greifen alle nach ihren Waffen und gehen schnell zu den Autos. hajo fährt mit Jan und Ina mit Vince.

Jan: Kannst du nicht schneller fahren?
Hajo: Jan beruhige dich. Ich möchte keine überhastete Aktion von dir.
Jan: Ich bin kein Anfänger, Hajo.
Hajo: Das meine ich nicht. Du bist emotional viel zu aufgewühlt.
Jan: Ich weiß schon, was ich tue. Aber jetzt fahr zu.

Sie kommen nacheinander am Heim an. Sie steigen aus und bleiben vor dem Gebäude stehen.

Ina: Und jetzt?
Jan: Ich geh rein.
Vince: Klar. Und wie?
Jan: Durch den Hintereingang. Ist von außen gar nicht als solcher zu erkennen.
Hajo: Jan, das ist keine gute Idee.
Jan: Hast du eine bessere? Komm mir jetzt nicht mit dem SEK. Bis die hier sind, kann Brenner schon gehandelt haben.
Hajo: Also gut. Vince, du gehst mit ihm.

Jan und Vince gehen vorsichtig um das Haus. Sie kommen an eine Luke, die wirklich nicht als Eingang zu erkennen ist. Leise öffnet er sie und sie steigen eine kleine Treppe hinunter. Von dort aus gelangen sie dann in das Innere des Gebäudes.
Leise bewegen sie sich nach oben. Sie hören tom reden.

Tom: Was hat man ihnen angetan, dass sie ein Kind töten wollen?
Klaus: Sie muss genauso sterben, wie es meine Kinder taten.
Tom: Ihre Kinder sind tot?
Klaus: Qualvoll verbrannt.

Tom erkennt nun am Ende des Saales Jan, der durch eine Tür ins Innere des Raumes dringt. Er gibt ihm zu verstehen, weiter mit ihm zu reden, damit Vince und er noch näher an das Geschehen kommen können.

Tom: Wie viele Kinder hatten sie?
Klaus: Drei. Und meine Frau. Sie alle kamen bei diesem Feuer ums Leben.
Tom: Und sie?
Klaus: Hab als einziger überlebt. Und jetzt werden die Menschen dafür büßen, die mir das angetan haben.
Tom: Aber Laura ist 5. Sie ist ein Kind. Sie...sie hat doch mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun.
Klaus: Ihr Vater war es. Ihr Vater hat Schuld, dass ich alles verloren habe, was mir lieb war.
Tom: hören sie, ihre Eltern und ihr Bruder sind schon tot. Laura hat genau wie sie, das Liebste verloren. Reicht das nicht?
Klaus: Nein.

Jetzt ist es Jan, der sich plötzlich Brenner nähert.

Jan: Herr Brenner, mein Name ist Maybach. Ich bin Polizist. Und ich habe mir die Unfallakte von damals angesehen. Ich weiß, dass vieles falsch gelaufen ist. Herr Schweitzer war nur ein Glied in der Kette, die für das Unglück verantwortlich war. Bitte, ich kann ihnen versprechen, dass man diesen Fall neu aufrollen wird. Das genaue Untersuchungen gemacht werden. untersuchungen, die den wahrenTäter hinter Schloss und Riegel bringt.
Klaus: Ach was. Das bringt mir meine Familie nicht mehr zurück.
Jan: Ihr Töten auch nicht. Also hören sie damit auf und lassen sie Laura gehen.
Klaus: Nein.
Jan: Herr Brenner, ihre Tochter Stella war genauso alt wie Laura, als sie starb. Sie können diesem Mädchen doch nicht ihre Zukunft nehmen.
Klaus: Man hat sie meinen Kindern auch genommen.

Während Jan mit Brenner redet, geht Vince zur Eingangstür und gibt Ina und hajo grünes Licht. Sie kommen herein und gehen in Richtung Aula. Durch einen Spalt können sie Jan und Brenner sehen, der Laura immer noch mit dem Messer bedroht.

Jan: Bitte, sie haben schon so viel Unheil angerichtet. glauben sie nicht, dass es jetzt reicht?
Klaus: Erst wenn alle tot sind, bin ich zufrieden.
Jan: Zufrieden? Sie sind zufrieden, wenn sie töten?
Klaus: Hören sie endlich auf. Sie haben selbst gesagt, dass sie die Unfallakte gelesen haben. Sie hätten an meienr Stelle doch genauso gehandelt.
Jan: Nein. Ganz bestimmt nicht. Ich kann den Tod eines lieben Menschen nicht dadurch sühnen, in dem ich selbst zum Mörder werde.
Klaus: Ich hab keine Lust mehr zu reden.

jan kommt näher an die beiden heran. Er nimmt mit Laura Blickkontakt auf. Sie versteht, was er vorhat.

Klaus: Bleiben sie stehen. Bitte, ich.. ich werde mit dem Mädchen jetzt das Haus verlassen und niemand wird mir folgen.

Er will gehen. in diesem Moment reißt sich Laura los und rennt davon. Jan geht auf Brenner los. Es gibt ein Handgemenge. Die beiden Männer kämpfen miteinander und am Ende hat Jan Brenner überwältigt.
Brenner liegt auf dem Boden und Vince kommt schnell auf ihn zu, legt ihm Handschellen an.

hajo und Ina kommen auf die Gruppe zu. Jetzt erst erkennen sie, dass Jans weißes Hemd rotgefärbt ist. Brenner hat ihn mit dem Messer in Höhe der Brust verletzt.

hajo: Jan, du bist verletzt.
Jan: Nicht so schlimm. Nur ein Kratzer.
Tom: Den Kratzer schau ich mir erst mal an.
Jan: Jetzt lass gut sein, Tom.
Tom: Keine Widerrede. Komm. (er schaut zu Ina) Entschuldigen sie, aber.... könnten sie sich kurz um die Kinder kümmern?
Ina: Klar.

Ina ruft die Kinder zusammen und versucht sie zu beruhigen.
Tom bringt Jan ins Krankenzimmer und holt Verbandsmaterial.

Tom: OK. Zieh dein Hemd aus.
Jan: Tom, bitte.
Tom: Jetzt mach schon.

Jan zieht sein Hemd aus und Tom erkennt nun die etwa 15 cm lange Schnittwunde. Er holt Desinfektionsmittel und reinigt die Wunde.
Jan verzieht dabei sein GEsicht.

Tom: Sorry, aber das muss sein.

Jan sagt nichts. Lässt das alles über sich ergehen.

Hajo: (schaut die ganze Zeit zu) Warum musstest du auch den Helden spielen.
Jan: Hajo, jetzt lass gut sein. Ist doch nichts passiert.
Tom: Nein. Er hätte aber auch zustechen können.
Jan: Hat er aber nicht. Und jetzt Schluss damit.

Tom verarztet Jan zu Ende und dieser zieht sich danach wieder an.

Hajo: Du gehst nach Hause, Jan. Wir werden Brenner noch verhören.
Jan: Ist gut.

Jan macht sich auf den Weg nach Hause.
Die anderen fahren ins Präsidium und verhören Brenner. Dieser gibt zu, die Familie in der Nacht überrascht und sie mit dem Messer getötet zu haben. Er zeigt dabei keinerlei Reue. Für ihn ist das Leben zu Ende.

Als Jan nach Hause kommt, hört er ein Geräusch aus dem Schlafzimmer. Er geht hinein und sieht Leni, die einen Koffer packt.

Jan: Was... was tust du da?
Leni: Nach was sieht es denn aus?
Jan: Fahren wir weg?
Leni: Wir nicht. Aber ich.
Jan: Und wohin?
Leni: (hört jetzt kurz auf) Jan, so kann es nicht weiter gehen. Ich.. ich werde für eine Weile verschwinden.
Jan: Meinetwegen?
Leni: WAs denkst du? (sie schauen sich an)
Jan: Würdest du mir das bitte erklären?
Leni: Wozu? Ich bin schwanger und du willst nichts damit zu tun haben.
Jan: Ich hab auch nichts damit zu tun.
Leni: Jan Maybach, ich hab das nur getan, damit wir eine kleine Familie werden. Aber offensichtlich kommst du mit der ganzen Sache nicht klar. Bist überfordert.
Jan: Das ist auch nicht ganz leicht zu verstehen.
Leni. Genau deshalb glaube ich, ist es besser, wenn ich für eine Weile verschwinde und du dir in Ruhe Gedanken darüber machen kannst, was du willst.
Jan: Ich fass es nicht. Du entscheidest schon wieder über mein Leben.
Leni. Wie bitte?
Jan: Ja. Du treibst es mit einem Kollegen, wirst schwanger und das nur, weil ich dir keine Kinder schenken kann. Und dann... dann soll ich mir Gedanken machen, wie's weiter gehen soll? Du machst es dir verdammt einfach.
Leni: Ich bin nicht das Problem, jan. Ja, ich hab mich mit Achim eingelassen. Aber ich hab dir mehr als einmal gesagt, dass nichts, aber auch gar nichts Ernstes dahinter steckte. Ich wollte einfach nur schwanger werden.
Jan: Ja, hat ja dann auch geklappt. Darf ich dir eine Frage stellen? (sie schaut ihn an) Wie lange hättest du es mit ihm getrieben?
Leni: Die Frage stellt sich nicht mehr.
Jan: DAs ist keine Antwort.
Leni: Siehst du? Genau das meine ich. du.. du machst aus dieser Sache eine Riesenaffäre. Jan, versuch doch einfach zu akzeptieren, dass es nun mal so gelaufen ist. Ich bekomme ein Baby. Und ich dachte, du übernimmst die Vaterrolle.
Jan: WAs ich dabei fühle, das interessiert dich nicht, oder?
Leni: Ich dachte, ich mache uns beiden damit ein Geschenk.Aber da hab ich mich wohl geirrt. ich werde für ein halbes Jahr nach Rom gehen. Kann dort die Auslandsredaktion leiten.
Jan: Rom? Das heißt, ich seh dich die nächsten Monate nicht mehr?
Leni: Ist besser so. ich möchte wirklich, dass du dir gründlich Gedanken darüber machst, wie unsere Zukunft aussehen soll.
Jan: ich möchte nicht, das du gehst. ich.. ich... verdammt, ich werde mich schon mit dieser Situation zurecht finden.
Leni: Ja. Aber wie? Jan... ich bin in einem halben Jahr wieder hier. Dann sehen wir weiter.
Jan: Nein. Wenn du jetzt gehst, dann...
Leni: Was dann?

Er schaut sie an, bekommt feuchte Augen. Erst jetzt erkennt sie das blutverschmierte Hemd.

Leni: Was ist passiert? Bist du verletzt? (sie kommt auf ihn zu, will sein Hemd berühren, er weicht zurück)
Jan: Lass mich.

Er geht aus dem Schlafzimmer in die Küche. Er wartet. Er wartet darauf, dass Leni zu ihm kommt und ihm sagt, dass sie doch bleibt. Doch er hört nach ein paar Minuten nur noch wie die Tür ins Schloss fällt.
Er schließt die Augen, kann das alles nicht glauben.

Leni kommt für ein paar Tage bei einer Freundin unter, um dann nach Rom zu fliegen.

Jan geht am nächsten Tag schon früh aus dem Haus. ER möchte zum Jugendamt. Er möchte sich dafür stark machen, dass laura bei hrem Vater bleiben kann. ER hat eine Menge Papierkram zu erledigen und am Ende haben seine Bemühungen auch Erfolg.
Oliver Klein bekommt das Sorgerecht zugesprochen. Er hat es zwar noch nicht schriftlich, das wird noch eine Weile dauern, aber er kann mit Laura zurück nach Freiburg fahren.
Darüber sind alle Beteiligten sehr froh.

Hajo hat natürlich mitbekommen, wie es um Jan und Leni steht. Er macht sich sorgen. Jan hat in dieser Zeit große Probleme, sich zu konzentrieren.
Ein ums andere Mal trifft er im Dienst Entscheidungen, die so nicht akzeptiert werden können.
Hajo versucht ihn zu schützen, aber das klappt nicht immer. die anderen merken das natürlich und sind ein wenig sauer, dass Jan in manchen Situationen Hajos Rückendeckung bekommt. Aber auch Jan bekommt die Unzufriedenheit seiner Kollegen mit.

Es ist Montag in der früh.
Die Soko ist fast vollzählig. Jan ist noch nicht da.
Strahl kommt ins Büro.

Strahl: Morgen
Hajo: Morgen Günter, so früh schon auf den Beinen?
Strahl: Ja. wenn ich schlechte Nachrichten zu übermitteln hab, kann ich nicht schlafen und muss raus.
Hajo: Schlechte Nachrichten? Für uns?
Strahl: Ja. (er greift in die Innenseite des Jacketts, holt einen Umschlag heraus) Hier.
Hajo: Für mich?
Strahl: Ja.

Hajo nimmt den Umschlag und öffnet ihn. Er liest und wird daraufhin fahl im Gesicht. Er geht ein paar Schritte von der Gruppe weg.

ina: Hajo?
Strahl: Kannst du mir das erklären? (er bekommt keine Antwort) hajo?
Hajo. Nein. ich... ich werde mit ihm reden.
Strahl: Wird nichts nützen. ich hab mir fast den Mund fusselig geredet. Aber... ich habe nichts dagegen, wenn du es trotzdem versuchst. Einen schönen Tag noch.

Er verlässt das Büro. Ina geht zu hajo, Vince ebenfalls.

Vince: Was ist denn?
Hajo: Jan. Er .. er hat gekündigt.
Ina: Was? Aber ... wieso?
Hajo: ich weiß es nicht, Ina.
Vince: Na ja. gut drauf war er die letzten Tage nun wirklich nicht. Seit Leni ihn verlassen hat.
Hajo: Leni hat ihn nicht verlassen. sie musste die Auslandsredaktion in Rom übernehmen.
Ina: In ihrem Zustand. Komm Hajo, da steckt doch was ganz anderes dahinter.
Hajo: Wenn du meinst.

Er geht an ihr vorbei und verschwindet.
Er fährt auf direktem Wege zu Jans Wohnung. Der ist dabei, ein paar Sachen zu packen. Als es klignelt, hört er damit auf. Er kann sich vorstellen, wer vor der Tür steht. Bleibt ganz ruhig stehen.
Es klingelt wieder. jan zeigt keine Reaktion

Hajo: Jan, wenn du zu Hause bist, dann mach auf. Bitte.

Jan setzt sich jetzt auf sein Bett und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen.

Hajo: Jan? (er gibt schließlich auf und geht wieder)

Jan bleibt eine ganze Weile noch sitzen, bis er dann mit dem Packen weiter macht. Nach einer Stunde hat er alles so weit gerichtet und verlässt die Wohnung.
Hajo versucht an diesem Tag immer wieder Jan auf dem Handy oder dem Telefon zu erreichen Ohne Erfolg.
Am Abend fährt er wieder zu Jans Wohnung. Wieder klingelt er. Dieses Mal kommt eine Nachbarin von oben herunter.

Nachbarin: Wollen sie zu Herrn Maybach?
Hajo: Ja. Wissen sie, wo er steckt? ich versuche ihn seit heute Morgen zu erreichen.
Nachbarin: Wo genau er ist, weiß ich nicht. Aber er hat mir den Schlüssel für die Wohnung gegeben, um die Blumen zu gießen.
Hajo: Für wie lange?
nachbarin: hat er nicht gesagt. Für länger auf jeden Fall.
Hajo. Danke.
Nachbarin: Er sah nicht wirklich glücklich aus, wenn sie mich fragen. Vielleicht ist er ja krank.
Hajo. Ja. Danke noch mal.

Hajo geht zurück zum Wagen. Er bleibt eine ganze weile nur sitzen. So vieles geht im ihm Kopf herum. Ist Jan krank? Und wenn ja,warum sagt er nichts?
Er entschließt sich, in den Krankenhäusern nachzufragen. Aber das bringt ihn nicht weiter. Jan bleibt wie vom ERdboden verschluckt.
Der Alltag bei der Soko nimmt seinen Lauf. Es vergehen Wochen und Monate. Von Jan keine Spur.
Aber Hajo weiß, dass er sich nicht abgemeldet hat. Seine Meldeadresse ist immer noch dieselbe.
Hajo hat in dieser Zeit auch keinen Nachfolger für Jan eingestellt. Er hofft immer noch, dass er eines Tages wieder zurück kommt.

Es vergehen Wochen und Monate.
Nach jetzt gut 8 Monaten.
Hajo sitzt in seinem Büro und liest in einer Akte, als die tür aufgeht.

Leni: Hallo.
Hajo: (schaut nach oben) Leni? (er ist total überrascht, steht auf und geht auf seine tochter zu) Ich glaub es nicht.
Leni: Die verlorene Tochter ist wieder da.

Sie umarmen sich, so weit es der Bauch zulässt. Sie hat ganz schön zugelegt.

Hajo: Wie geht es dir?
Leni: Oh, uns beiden geht es prächtig.

Die Tür geht auf und Ina kommt herein. Sie ist doch sehr überrascht, als sie leni sieht.

Ina: Hey, wen haben wir denn da. (sie umarmen sich kurz) Siehst verdammt gut aus.
Leni: Danke. Ich fühl mich auch gut. Also... so einigermaßen gut.
Hajo: Was heißt das?
Leni: Das heißt, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird, bis das Baby kommt.

Sie geht an Hajo vorbei und will ins Büro der anderen.

Leni: Ist Jan nicht da? (jetzt ist es plötzlich ganz still)

sie dreht sich um, schaut in die versteinerten Gesichter.

Leni: Was ist los? Ist was mit Jan? (sie bekommt es nun mit der Angst zu tun) Er ist doch nicht etwa.....
Hajo: Nein, ist er nicht.
Ina: Wir wissen nicht, wo er ist.
Hajo: Er hat kurz nachdem du nach Rom bist, seinen Job geschmissen. Keiner weiß warum und wieso. Und zu Hause wohnt er auch nicht mehr.
Leni: Und wo ist er? (sie zucken nur unwissend die Schultern) Das versteh ich nicht. Er muss doch etwas hinterlassen haben.
Hajo: Nein Leni. Nichts.
Leni: Und Benni? Weiß er nichts?
Ina: Benni schweigt.

Jetzt ist Leni doch etwas niedergeschlagen. Sie schaut auf Jans Schreibtisch, der verwaist aussieht. Sie fühlt sich in diesem Moment ein wenig schuldig, dass es so weit gekommen ist.
Dann krümmt sie sich kurz.

Hajo: Leni?
Leni: Schon gut. Das kenn ich schon.
Hajo: Soll ich dich irgendwohin bringen?
Leni: In die Klinik?
Hajo: Sicher. Komm.

Die beiden verlassen das Büro. Vince kommt kurz danach herein.

Vince: Sag mal, hab ich das richtig gesehen? WAr das Leni?
Ina. Ja. Das Baby lässt wohl nicht mehr lange auf sich warten.
Vince: Ich weiß nicht. Wir sollten jan finden, oder?
Ina. Vince, wenn er nicht möchte, dass wir ihn finden, dann sollten wir das akzeptieren.
Vince: Aber er wird Vater. (sie schauen sich an)
Ina: Und wie willst du das anstellen?
Vince: ich ruf Benni an.
Ina. Der wird dir nichts sagen.
Vince: Lass mich das mal machen.

Er geht an seinen Schreibtisch und Ina macht es ihm nach.

Hajo bringt Leni in die Klinik. Dort bekommt sie gleich ein Zimmer und wird zur weiteren Untersuchung abgeholt.

Hajo: Soll ich warten?
Leni: Nein, nicht nötig. Ist sicher nur falscher Alarm.
Hajo: Gut. Du meldest dich aber. Hörst du?
Leni: Papa, klar. Mach dir keine Sorgen. Wird schon alles gut gehen.
Hajo: Ja.
Leni: Papa? (sie nimmt seinen Arm) Du weißt wirklich nicht, wo Jan steckt?
Hajo: Nein. Und ich hab auch aufgehört, darüber nachzudenken.
Leni: Das glaub ich dir nicht. Dafür hast du ihn viel zu gerne.
Hajo: Leni, ich....ich war mit vielem, was zwischen euch passiert ist, nicht einverstanden. Aber ich hab mich rausgehalten
Leni: Ich weiß, dass du mir die Schuld gibst. Aber ich schaff das auch alleine. Wäre nicht die erste alleinerziehende Mutter.

hajo sagt jetzt nichts mehr. Er gibt ihr einen Kuss und geht.

Im Büro herrscht Ruhe.
Ein paar Berichte schreiben, nichts Außergewöhnliches.

Vince: Ina? Ich muss mal kurz weg.
Ina: Wohin?
Vince: Kann ich dir jetzt nicht sagen.
Ina: Und was soll ich Hajo sagen, wenn er dich sucht?
Vince: Na ja... ich... bin beim Arzt.
Ina: Aha.
Vince: Ja. Bis später.

Er verschwindet.

Am Abend
Ina packt ihre Sachen zusammen, Hajo telefoniert.

Vince: Was ist? Gehen wir noch was trinken?
Ina. Warum nicht. Hajo?
Hajo: (legt auf) Was ist?
Ina: Kommst du noch mit auf ein Bier?
Hajo: Eigentlich wollte ich noch mal in die Klinik zu Leni.
Vince: Sie wird sich sicher bei dir melden, wenn es los geht.
Hajo: Na gut. Und wohin wollt ihr gehen?
Vince: Überraschung.
Ina: Wie Überraschung?
Vince: frag jetzt nicht. Komm einfach mit.

Sie gehen nach draußen und Vince fährt. Er bleibt vor einem Gebäude stehen.

Ina: Was wollen wir denn hier?
Vince: Ein Bierchen trinken. Kommt.

Sie steigen aus und bleiben kurz stehen. Sie schauen sich das Gebäude an.

Hajo: Hier gibt's was zu trinken?
Vince: Klar.

Sie sehen, wie Jugendliche das Haus betreten. Sie machen es ihnen nach.

Drinnen sieht alles sehr gemütlich aus. Es gibt eine kleine Bühne und ein Schaltpult, von wo aus der Disjockey seine Platten auflegen kann.
Es läuft schöne Musik und ein paar Leute tanzen auch auf der Tanzfläche. Die Tische sind fast alle belegt.

Vince: Hier ist noch was frei.

Sie setzten sich und schauen sich immer noch um.

Ina: Ganz nett hier.
Hajo: Hat es einen bestimmten Grund, warum du uns ausgerechnet hierher geführt hast?
Vince: Ja.
Ina: Und welchen?
Vince: Abwarten.

Eine junge Frau kommt auf sie zu

Nelli: Hallo, was kann ich euch bringen?
Hajo: Drei Bier bitte.
Nelli: (schmunzelt) Tut mir Leid. Aber... wir schenken hier nur alkoholfreie Getänke aus.
Vince: Kein Alkohol? Und die Hütte ist voll?
Nelli: Unser Grundsatz lautete, kein Alkohol. Und den werden sie hier auch nicht finden.
Vince: Kompliment. Und was kannst du uns empfehlen?
Nelli: Hier. (sie gibt ihm eine Karte) Steht alles drauf.
Vince: (liest laut) Jan Spezial. Was ist da drin?
Nelli: Sorry, das kann ich nicht sagen. Ist ein Spezialgetränk eines unserer Barkeeper. (sie zeigt auf ihn)

Jetzt sind Ina, Hajo und Vince doch überrascht. Der Mann hinter dem Tresen ist kein anderer als Jan.

Hajo: Jan.
Nelli: Sie kennen ihn?
Ina: Allerdings.
Vince: Wir nehmen vier mal Jan Spezial und bitte, könntest du dafür sorgen, dass Jan uns die Getränke selbst serviert?
Nelli: Klar, mach ich.
Vince: (hält sie noch mal fest) Moment. Aber sag ihm nicht, dass wir Freunde von ihm sind, hm?
Nelli: Verstehe. Soll eine Überraschung werden.
Vince: Genau.
Nelli: Gut.

Nelli geht an den Tresen.

Nelli: Jan? 4 mal deinen Spezialcocktail.
Jan: Kommt sofort.

Jan bereitet die Cocktails mit sehr viel Geschick zu. Ab und zu können die drei ihn dabei beobachten. Sie sitzen zu weit davon entfernt.

Ina: Du wusstest, dass jan hier arbeitet, stimmts?
Vince: ja. Benni hat mir erzählt, wo ich ihn abends finden kann.
Hajo: Benni? Wie hast du das denn aus ihm herausgeholt?
Vince: VErrat ich nicht. Jan arbeitet mit einem Freund zusammen. Jugendarbeit. Sein Freund leitet ein Büro, das Anlaufstelle ist für Jugendliche, die Probleme haben.
Ina: Jugendarbeit. Das passt zu ihm.
Vince: Er macht das ehrenamtlich, wohlbemerkt.
Ina. Echt?

Als Jan mit seinen Drinks fertig ist, richtet er die vier Gläser auf ein Tablett.

Jan: Nelli? Bin soweit.
Nelli: Sorry Jan. Ich.. ich muss mal ganz schnell auf Toilette. Könntest du das übernehmen?
Jan: Klar. Welcher Tisch?
Nelli: Tisch Nr. 5

Jan nimmt das Tablett und bahnt sich den Weg nach oben zu Tisch Nr. 5

Jan: So bitte schön, 4 mal Jan....(jetzt verschlägt es ihm die Sprache, erkennt er doch seine ehemaligen Kollegen)
Vince: hallo. Na dann mal her mit deinem Spezialcocktail.

Jan ist unfähig, sich zu bewegen.

Jan: Was macht ihr hier?
Vince: Wir wollen was trinken. Also was ist? (er wartet auf die Drinks)

jan stellt das Tablett auf den Tisch. Vince beginnt die Gläser zu verteilen. Das vierte Glas stellt er vor den leeren Platz zwischen Ina und hajo. Jan möchte sofort wieder gehen, aber Hajo hält ihn am Arm fest.

Hajo: Setz dich.
Jan: tut mir Leid, aber ich hab keine zeit.
Hajo: 5 Minuten wirst du für uns doch wohl haben, oder? (er hat wieder den Chefton an sich)
Jan: (schaut ihn an) OK. 5 Minuten.

Er setzt sich und schaut jeden seiner Kollegen nacheinander an.

jan: Woher wisst ihr, dass ich....
Vince: Benni. Er hat mir freundlicherweise verraten, wo wir dich finden können.
Jan: Benni? Na der kann was erleben.
Hajo: Jan!

Ina nimmt nun den Cocktail und trinkt. Jan schaut ihr dabei zu. Er wartet auf eine Reaktion.

Jan: Und? Schmeckt er dir? (er bekommt keine Antwort, lässt Ina nicht aus den Augen) Ina? (sie nimmt noch mal einen Schluck, wieder keine Reaktion)

Jetzt ist es Jan, der sein Glas nimmt und trinkt. Für ihn ist der Drink OK.

Jan: Schmeckt er dir nicht?
Ina: Schmecken? Jan, das... das ist der Wahnsinn. Und da ist wirklich kein Alkohol drin?
Jan: Nee. Wär auch was für deinen Paul.
Ina: Super. Verräts du mir, was da drin ist?
Jan: Nee. Geheimrezept. (sie schaut ihn zerknirscht an. Er kennt diesen Gesichtsausdruck noch sehr genau. Den hat sie immer aufgelegt, wenn sie etwas gerne haben wollte, aber wusste, dass sie es nicht bekam)

Hajo schaut vince an. Im Hintergrund läuft gerade schöne Musik. Vince versteht den Wink und fordert Ina zum Tanzen auf. Die geht gleich darauf ein. Die beiden gehen auf die Tanzfläche. Hajo ist mit Jan alleine.

Hajo: Vince hat erzählt, du arbeitest ehrenamtlich für eine Jugendbehörde?
Jan: Ein Freund von mir ist Sozialarbeiter. ich helf ihm ein bisschen.
Hajo: Warum Jan. Warum hast du dich die letzten Monate nicht gemeldet? (er bekommt keine Antwort) Kannst du dir vielleicht vorstellen, dass wir uns alle Sorgen um dich gemacht haben?
Jan: Ich hab Abstand gebraucht, Hajo. Und der tägliche Gang ins präsidium wäre nicht förderlich für mich gewesen.
Hajo. Wegen mir?
Jan: Du bist nun mal Lenis Vater.
Hajo: Apropos Leni: Sie ist in der Klinik.
Jan: Hier in Leipzig?
Hajo: Ja. Ich denke mal, dass das Kind nicht mehr lange auf sich warten lässt.
Jan: Und? Aufgeregt? (er schaut ihn fragend an) Na ja. Ist schließlich das erste mal, dass du Großvater wirst.
Hajo: Stimmt. Und was ist mir dir?
Jan: Was soll sein?
Hajo: Gibt es eine neue Frau an deiner Seite?
Jan: Nein.
Hajo: Entschuldige, geht mich ja nichts an.
Jan: Stimmt.
Hajo: Jan, vielleicht könntest du ja mal in der Klinik vorbei gehen. Ich glaube, Leni würde sich sehr freuen.
Jan: Wozu? Soll sie Achim doch besuchen. Hast du ihm noch nicht mitgeteilt, dass sie hier ist?
Hajo: Nein. Einen Teufel werd ich tun. Sie hat nichts mit diesem Achim. Das hat sie mir mehr als einmal gesagt.
Jan: Ja, ich weiß. (er klingt enttäuscht)
Hajo: Jan, ich bitte dich als Freund und als..... Fastschwiegervater.
Jan: Exfastschwiegervater.
Hajo. Wirklich EX?
Jan: (schaut ihn lange an) Ich muss wieder an die Arbeit.

Er steht auf und dieses Mal hält ihn Hajo nicht fest. Er ruft ihm allerdings noch etwas hinterher.

Hajo: sie liegt in der Uniklinik.

Jan läuft einfach weiter. Ignoriert die letzten Worte.
Ina und Vince kommen nach einer Weile vom Tanzen zurück.

Vince: Und? habt ihr euch ausgesprochen?
Hajo: Wir mussten uns nicht aussprechen.
Vince: Du weißt, wie ich das meinte.
Hajo: Ja. (er schaut auf den Tresen und sieht, wie Jan wieder Cocktails zubereitet) Ich hoffe, er hat meine Botschaft verstanden.

Ina und Vince schauen sich an, schweigen.